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Veröffentlicht am 16.04.2020

Die Liebe mit ganz viel Liebe auf den Arm genommen

Liebeserklärungen
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Ach ja, die Liebe! Sie ist mal dramatisch, mal ergreifend, mal euphorisierend, mal deprimierend – und hier ist eine ganze Sammlung von urkomischen, herrlich witzigen Geschichten über die Liebe. Ja, so ...

Ach ja, die Liebe! Sie ist mal dramatisch, mal ergreifend, mal euphorisierend, mal deprimierend – und hier ist eine ganze Sammlung von urkomischen, herrlich witzigen Geschichten über die Liebe. Ja, so macht das Spaß! Auch wenn es nicht glatt läuft, auch wenn es eine unerfüllte Liebe ist, mit den Augen von Wladimir Kaminer gesehen ist jede Liebe wunderbar!

Es macht unglaublich Spaß, diese unterschiedlichen Geschichten zu erleben. Und genau das sind sie: Erlebnisse! Gleich mit „Das Mädchen mit dem Hut“ holt mich der Autor komplett ab. Das muss man erst mal hinbekommen, völlig unabhängige Dinge dermaßen genial in Zusammenhang zu bringen und noch dazu irre logisch erscheinen zu lassen. Dass „Der blaue Elefant“ nicht mehr aus dem Kopf zu bekommen ist, kennen wohl alle aus dieser Generation (Kaminer ist nur ein Jahr jünger als ich – vielleicht trifft er meinen Humor deshalb so perfekt). „Pinguine an der Ostsee“ ist zugleich unbeschreiblich liebevoll, aber auch schräg und genial komisch. Und den „Wahren Zweck der sogenannten Pyramiden“ erklärt der Autor genauso schlüssig, wie „9 ½ Wochen“.

Leider sind auf dem Hörbuch nur ein paar der Geschichten der Print-Version. Kaminer liest sie selbst und ich hätte sehr gern alle von ihm vorgelesen bekommen.

Auch den Liebesgeschichten mit Happy End weiß Kaminer eine witzige Note zu verpassen. Dabei ist er nie despektierlich, sondern offenbart sein eigenes großes Herz immer wieder. Ich mag seinen Stil, ich mag seinen Humor, ich mag diese Liebeserklärungen – deshalb gebe ich die vollen fünf Sterne!

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Veröffentlicht am 10.04.2020

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm

Das Rosie-Resultat
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Don und Rosie haben einen elfjährigen Sohn, Hudson, der es in der Schule nicht gerade leicht hat. Er ist ein Außenseiter, denn er gilt als Besserwisser und schnell stempeln ihn auch Lehrer und Schulleiter ...

Don und Rosie haben einen elfjährigen Sohn, Hudson, der es in der Schule nicht gerade leicht hat. Er ist ein Außenseiter, denn er gilt als Besserwisser und schnell stempeln ihn auch Lehrer und Schulleiter ab. Ganz klar, dass Don alle Hebel in Bewegung setzt, Hudson zu helfen und dafür zu sorgen, dass dessen Kindheit schöner und glücklicher wird, als seine eigene. Dass dies zu urkomischen Verwicklungen führt und Rosie mehr als einmal eingreifen muss, ist klar.

Graeme Simsion bleibt einerseits seinem Stil treu, andererseits steckt in diesem lange erwarteten dritten Band eine Menge mehr Ernst, als in den ersten beiden. Das ist jedoch so gut gelungen, dass man es intensiv genießt. Man bekommt einen Spiegel vorgehalten und wird immer wieder darauf aufmerksam gemacht, wo man selbst nicht ganz korrekt denkt und handelt.

Es ist, als würde man Rosie, Don und Hudson persönlich kennen und sich entsprechend auf ihre Seite schlagen. Die Vorurteile von so vielen in diesem Buch empören den Leser automatisch – und dann erkennt man irgendwann, dass man selbst eigentlich nicht wirklich besser ist. Man sieht andere und bildet sich sofort ein Urteil über sie. Das Urteil mag vielleicht sogar begründet sein, dennoch ist es unterm Strich falsch. Ob Hudson nun Autist ist oder nicht, was er kann, kann er – und darin ist er großartig. Sein Charakter ist im wahrsten Sinne des Wortes edel – also warum wird er dann auf seinen „Grammatik-Tick“ reduziert? Ganz ehrlich – wer von uns hat nicht schon ganz ähnlich vor-verurteilt?

Mir gefallen diesmal ganz besonders die „Witze mit Anlauf“. Sehr oft erzählt uns Don in seiner gewohnten Art und Weise die Geschehnisse, man verfolgt sie auch gern und interessiert, aber ohne Grinsen im Gesicht. Und dann – BÄÄÄÄM! – haut er uns mit einem kleinen, kurzen Satz am Ende des Kapitels völlig aus der Bahn und wir brechen in schallendes Gelächter aus! Don bringt alles, wirklich alles unverwechselbar auf den Punkt. Das ist einfach unbeschreiblich schön zu lesen. Aber auch Rosie kommt nicht zu kurz – sie und Don ergänzen sich optimal und durch sie kommen „weibliche Themen“ zur Sprache.

Das Buch steckt pickepacke voll mit Liebe und Weisheit, mit Menschlichkeit und Selbsterkenntnis, mit liebevollen Aufforderungen und in viel Humor verpackter Sozialkritik, dass es „innen viel größer als außen“ ist. Ein Erlebnis, ein geniales Buch, ein wahres Kleinod. Wie gerne wäre ich ein Teil von Dons, Rosies und Hudsons Leben, wie gerne hätte ich sie als Freunde, als Nachbarn! Sie bereichern ungemein! Auch der Tod wird zum Thema. Damit hatte ich zunächst nun echt nicht gerechnet und es traf mich auch sehr. Dennoch – es ist in sich stimmig eingefügt und gehört nun mal zum Leben.

Selten gelingt es einem Autor so gut, auch bei Band drei noch mindestens so sehr zu begeistern, wie beim ersten, extrem erfolgreichen Band. Simsion lässt seinen Don Tillman sich weiterentwickeln, aber dennoch sich selbst treu bleiben. Er wiederholt sich nicht ständig selbst, packt eine Menge davon in seine Geschichte, was im Grunde jedem von uns auch widerfährt und packt ganz viel Humor und Liebe dazu. Wenn er sich das bewahren kann, freue ich mich auf viele weitere Bände mit Don, Rosie, Hudson und allen Freunden und Familienmitgliedern. „Das Rosie-Resultat“ bekommt von mir für jede einzelne Seite fünf Sterne!

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Veröffentlicht am 10.04.2020

Witzig und liebevoll gestaltet

Lovekatz
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Für alle Bucket-Listen-Fans, die noch dazu Katzenpersonal sind, ist dies ein tolles Geschenk. Es ist ein „Mitmach-Buch“, das man individuell mit Einträgen und Fotos gestaltet. Dabei helfen witzige und ...

Für alle Bucket-Listen-Fans, die noch dazu Katzenpersonal sind, ist dies ein tolles Geschenk. Es ist ein „Mitmach-Buch“, das man individuell mit Einträgen und Fotos gestaltet. Dabei helfen witzige und herzige Texte und Ankreuz-Felder. Man kann an- und ausmalen, hineinschreiben, einkleben, lesen und lachen.

Das Büchlein ist aufwendig gestaltet und mit viel Liebe fürs Detail versehen. Schon die Ausstanzung auf der Titelseite ist ein kleines Highlight. Beim Kauf ist eine gemalte Katze zu sehen. Auf das Deckblatt klebt man dann ein Foto seiner Schnurrnase und schon ziert das Cover die eigene Katze!

Im ganzen Buch sind schöne Katzen-Zitate prominenter Menschen eingestreut. Der Großteil des Büchleins ist für Erinnerungen gedacht. Vom Einzug der Katze in den Haushalt an kann man festhalten, was man alles so mit seinem Fellmonster erlebt hat, und das auf sehr humorige Art und Weise. Das Gestalten macht Spaß und durch die schönen Vorgaben muss man nicht allzu künstlerisch veranlagt sein, um das zu können. So hat man noch mehr Spaß daran. Es ist eine kleine Auszeit vom Tag, immer mal wieder darin zu blättern und eine Seite zu gestalten.

Ab Kapitel V (Seite 91) startet dann die Bucket-List. Ich finde die Idee einfach bezaubernd! Auch hier ist man in der Gestaltung frei. Wer erzogen wurde, nicht in Bücher zu schreiben, wird sich anfangs vielleicht etwas schwer tun. Dann einfach daran denken, dass dies ein Notizbuch und Fotoalbum ist und kein Lesebuch, wie man es sonst hat. Hier ist es erlaubt, hineinzuschreiben und zu malen!

Ein tolles Büchlein, für sich selbst oder als Geschenk. Und ein Highlight in meiner Katzenbuch-Sammlung! Ich gebe die vollen fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 06.04.2020

Rockstar, der große kleine Bruder

Der Delfin in der Hängematte
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Mit Autismus leben ist nicht so einfach – weder für die Betroffenen, noch für Außenstehende. Zudem gibt es unzählige Formen und Varianten davon. Die Diagnose ist vielleicht schnell getroffen, die Behandlung ...

Mit Autismus leben ist nicht so einfach – weder für die Betroffenen, noch für Außenstehende. Zudem gibt es unzählige Formen und Varianten davon. Die Diagnose ist vielleicht schnell getroffen, die Behandlung jedoch muss individuell erfolgen.

Was nun, wenn ein völlig gesundes Mädchen ein Brüderchen bekommt, bei dem schnell feststeht, dass er besondere Aufmerksamkeit benötigt? Für Eltern und Kind ist das besonders schwer. Aber Valentina ist ein großartiges Mädchen und ganz sicher die beste große Schwester, die ein Kind mit Autismus-Diagnose haben kann.

In ihrem Buch erklärt die Elfjährige allen, die es lesen, wie toll ihr Bruder ist. Ja, das Leben mit ihm ist oft anstrengend, man muss ständig auf viele aufpassen – aber Valentina sieht die schönen Seiten. Sie sieht, wie einzigartig ihr Bruder ist und sie sieht, dass er keine Belastung, sondern ein Gewinn ist.

Was einmal sein wird, das weiß auch Valentina nicht. Aber sie weiß, dass Leonardo noch immer dazulernt. Sie glaubt fest daran, dass er irgendwann sprechen wird. Bis dahin lernt und beherrscht sie seine Art der Kommunikation. Es ist ergreifend und wunderschön, wie sie von ihrem Bruder erzählt und dem Leser mehr als deutlich zeigt, dass sie durch ihn gewinnt. Und das, obwohl Leonardo keine „leichte Form“ hat und wohl nie ganz ohne Hilfe leben können wird!

Beim Lesen habe ich Valentina immer mehr bewundert. Und ich habe erkannt, dass ich schrecklich ungeduldig bin und wohl mehr der Fluggast vor Leonardos Sitzplatz bin, als ich es sein möchte. Sie hat mir gezeigt, dass die meisten Menschen – und da schließe ich mich mit ein – viel zu sehr auf sich selbst fixiert sind, auf das eigene Wohlbefinden, und kaum Geduld haben, herauszufinden, warum andere darauf keine Rücksicht nehmen können.

Valentina ist so viel erwachsener, als ein Kind sein sollte. Dennoch ist zwischen den Zeilen zu lesen, dass es für sie kein großes Opfer ist. Sie hat sich ihre kindliche Sprache und das kindliche Denken bewahrt, ist kein bisschen altklug. Nein, sie erzählt einfach nur auf ihre wunderbare Art.

Das Büchlein ist wunderbar. Es erdet. Es bereichert. Es stellt die Prioritäten wieder klar und dafür gebe ich Valentina die vollen Sterne!

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Veröffentlicht am 04.04.2020

Diesmal ein Band, der mich überzeugt!

Tiefschwarze Melodie
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Bastian Mühlenberg rekrutiert im Jahre 1497 neue Anwärter für die Stadtwache in Zons. Das Auswahlverfahren ist vorgeschrieben, die Prüfungen laufen. Seine Auswahl ist jedoch nicht allen genehm. Doch Bastian ...

Bastian Mühlenberg rekrutiert im Jahre 1497 neue Anwärter für die Stadtwache in Zons. Das Auswahlverfahren ist vorgeschrieben, die Prüfungen laufen. Seine Auswahl ist jedoch nicht allen genehm. Doch Bastian weiß genau, was er macht. Dann wird eine Leiche gefunden – eine junge Novizin, gekreuzigt in der Kirche, eine Rose ohne Blütenblätter liegt bei ihr. Neben der Ausbildung der neuen Soldaten, muss Bastian auch den Mörder finden – doch zuvor taucht eine weitere Frauenleiche auf, die ebenfalls mit einem Blumensymbol geschmückt ist.

In unserer Gegenwart muss Oliver Bergmann den Mörder einer Frau finden, der ein Stück einer mittelalterlichen Komposition in die Hand gelegt worden war. Als er herausfindet, dass dies eindeutig exakt ein Zehntel der gesamten Melodie ist, ahnt er, dass er es mit einem Serienmörder zu tun hat, der einen Plan verfolgt …

Wie ich schon öfter bemerkt habe, finde ich es erstaunlich, dass manche Bücher der Autorin – auch innerhalb der Zons-Reihe – total stark, andere absolut schwach sind. Ich freue mich sehr, dass dieser Band zu den Starken gehört! Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, in den beiden Zeiten den Ermittlungen zu folgen! So sollte es eigentlich immer sein, nicht so schwankend, wie ich das bisher erlebt habe.

Vielleicht sind andere da fitter, aber ich habe erst sehr spät geahnt, wer der Täter ist – in beiden Zeiten. Doch selbst, wenn ich es schon ganz früh geahnt hätte, hätte mir die Ermittlungsarbeit von Bastian Mühlenberg im Zons von 1497 und Oliver Bergmann im Zons der Gegenwart sehr gefallen. Beide Stränge sind logisch aufgebaut und es wird nichts aus der lauen Luft gegriffen. Die Wendungen sind gut konstruiert und stimmig. Beide „Ermittler“ haben Herz und Verstand, gehen nicht immer den direkten Weg und respektieren ihre Mitmenschen – wenn diese sich entsprechend verhalten oder wenigstens bemühen.

Auch kommt die Autorin in diesem Band mit sehr viel weniger Brutalität aus und überlässt dem Leser beziehungsweise dessen Phantasie die Details. Spannung kommt dennoch – oder auch gerade deshalb – genug auf. Ohne Ekel macht das einfach mehr Spaß! Es fließt Blut, es geschehen schlimme Dinge, aber Frau Shepherd breitet hier nicht jede Kleinigkeit überdeutlich aus. So muss das sein!

Nach und nach wächst mir das Team um Oliver Bergmann immer mehr ans Herz. Die Autorin lässt den Leser an seinem Privatleben und dem der Kollegen gerade genug teilhaben, dass die Geschichte nicht zu sehr ausufert, man aber eine Beziehung zu den Figuren aufbauen kann.

Wolfgang Berger liest das Buch wieder sehr eindringlich ein und schafft es, die Dramatik mit seiner Sprachmelodie perfekt anzuheizen. Es schwingt auch immer ein Hauch Melancholie bei ihm mit. Das passt besonders gut zum mittelalterlichen Teil der Story.

Ich habe den Fall – oder besser: die Fälle – sehr gespannt verfolgt und wurde bis zum Ende gut unterhalten, nicht enttäuscht. Die geniale Idee der Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart am Ende des Buches veranlasst mich, diesmal die vollen fünf Sterne zu geben. Ein kleines Detail mit riesiger Wirkung, das so für sich stehen kann, aber auch eine Art Cliffhanger sein kann – je nach dem, was der Autorin noch so einfällt! Ich bin gespannt, wie ich den nächsten Teil finden werde.

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