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Veröffentlicht am 05.11.2016

Ein Tierarzt mit großem Herzen und viel Humor

Der Doktor und das liebe Vieh (Box 1) - Ankunft in Darrowby/Tricki Woo's Party
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In meiner Kindheit habe ich die Serie um die Tierärzte Siegfried Farnon und James Herriot (eigentlich Wright) sehr gerne gesehen, wenn ich auch die Feinheiten des Humors noch gar nicht wirklich verstehen ...

In meiner Kindheit habe ich die Serie um die Tierärzte Siegfried Farnon und James Herriot (eigentlich Wright) sehr gerne gesehen, wenn ich auch die Feinheiten des Humors noch gar nicht wirklich verstehen konnte. Jetzt endlich habe ich die Hörbücher zu den Büchern, auf der die Serie beruht, für mich entdeckt – und ich habe noch viel mehr Freude daran, als an den Sendungen!

Frank Arnold ist ein begnadeter Sprecher. Nachdem ich kurz damit kämpfen musste, dass ich noch immer die Synchronstimmen Herriots (Elmar Wepper/Arnim André) im Kopf hatte, stellte ich fest, dass Arnold viel besser zu Herriot passt und noch dazu die Gefühle und Feinheiten einfach wunderbar rüberbringt. Er schafft es wie kein Zweiter, dass man auch ohne Gesichtszüge zu sehen die Mimik quasi hört.

Da ich sehr gerne beim Schwimmen Hörbücher höre, um mich nicht beim Bahnenziehen zu langweilen (ich schwimme alleine, damit mich niemand zutextet) und mich zu motivieren, noch mehr Bahnen zu ziehen, ist es wichtig, dass mich ein Hörbuch wirklich packt. Das hat es – und ich hatte mehrfach Probleme, nicht lauthals loszulachen, so bildhaft sind die Texte und so trocken und doch anschaulich bringt Arnold sie rüber.

Diese beiden Episoden gehen nahtlos ineinander über. Die erste handelt von der Ankunft des jungen Herriot, der Ende der 1930er Jahre als frischgebackener Tierarzt sein Glück kaum fassen kann, eine Anstellung gefunden zu haben. Doch schon von Anfang an bekommt er die Eigenarten der Bewohner von Darroby kennen. Herriot wundert sich, sieht aber den Charme, der diesen Menschen eigen ist, und lernt schnell, damit umzugehen. Nur Siegfried Farnon ist nicht so einfach einzuschätzen, denn er ist ein launischer Choleriker, der seine Meinung immer wieder komplett ändert und abstreitet, je eine andere Sicht gehabt zu haben. Doch Herriot, der viel Humor und Geduld besitzt, bekommt auch dies in den Griff.

In der zweiten Episode erzählt Herriot von seinen Erlebnissen mit den Tieren und der oft skurrilen Eigenarten deren Besitzer. Meist rufen sie den Tierarzt erst so spät, dass dieser nicht mehr tun als die Tiere erlösen kann. So ist es schwierig, zu beweisen, dass bei frühzeitiger Behandlung den Tieren gut hätte geholfen werden können. Und wenn dann auch noch eine exzentrische reiche Witwe ihren Schoßhund vermenschlicht und halb zu Tode füttert, ist „Onkel Herriots“ ganze Trickkunst gefragt. Herrlich auch, wie er gegen die seltsamen fast schon abergläubischen Hausmittel anzukämpfen hat – vor allem, wenn diese tatsächlich zu wirken scheinen …

Kurz – dieses Hörbuch ist kultverdächtig! Tierfreunden und Freunden des trockenen englischen Humors kommen hier voll auf ihre Kosten. Man verliert sich in den Geschichten, die alle irgendwie ineinandergreifen und aufeinander aufbauen. Ich hatte 234 absolut amüsante Minuten und freue mich auf das Hören der nächsten Episoden! Dafür vergebe ich liebend gerne fünf blankpolierte Sterne!

Veröffentlicht am 04.11.2016

So schön ist der Schwarzwald

DuMont Bildatlas 045 Schwarzwald Süden
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Dieser Bildatlas ist eine Wucht – Bildband, Informationen, Hintergrundinformationen und Karten, alles in einem. Die Fotos sind besonders gelungen. Manche großformatig, andere etwas kleiner, aber nie winzig. ...

Dieser Bildatlas ist eine Wucht – Bildband, Informationen, Hintergrundinformationen und Karten, alles in einem. Die Fotos sind besonders gelungen. Manche großformatig, andere etwas kleiner, aber nie winzig. Man bekommt beim Lesen und Ansehen sofort Reisefieber und möchte auf der Stelle in den Schwarzwald.

Auch für Daheimbleiber ist dieser Bildatlas eine tolle Lektüre. Kann man doch über viele schwarzwaldtypische Dinge mehr erfahren, seien es die Trachten oder das bei Biertrinkern beliebte Tannenzäpfle, Hahn und Henne, die Kuckucksuhr oder die Schwarzwälder Kirschtorte – über dies und viel mehr kann man hier Interessantes lesen. Auch über Aktivitäten informiert dieser Bildatlas ausführlich.

Unterteilt ist er in Kinzigtal, Freiburg, Markgräflerland/Kaiserstuhl, Hochschwarzwald, Hotzenwald, Baar. Die Karten zeigen immer einen Überblick über die jeweilige Gegend. Es finden sich kleine Info-Boxen, aber auch ganze Artikel über besondere Themen. So kann man sich richtig beim Schmökern verlieren, immer wieder vor- und zurückblättern und dabei ständig Neues entdecken.

Mir hat das Schmökern darin sehr viel Freude bereitet und immer mal wieder hole ich den Band aus dem Bücherschrank. Erinnerungen auffrischen, Anreize holen, Wissenswertes nachschlagen – all das geht damit perfekt.

Ich bin begeistert von diesem großformatigen Buch und kann es jedem nur empfehlen. Natürlich bekommt es auch die vollen fünf Sterne von mir, denn Martin Kirchner und Cornelia Tomaschko haben spürbar viel Herzblut in die Gestaltung gesteckt und sehr sorgfältig recherchiert.

Veröffentlicht am 05.10.2016

Für mich ein All-Age-Pageturner!

Der Blackthorn-Code - Das Vermächtnis des Alchemisten
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Christopher Rowe wächst als Waisenjunge auf, bis er mit elf Jahren als Apothekerlehrling zu Meister Benedict kommt. Auch wenn im 17. Jahrhundert das Leben besonders für Lehrlinge und Waisen hart war, hat ...

Christopher Rowe wächst als Waisenjunge auf, bis er mit elf Jahren als Apothekerlehrling zu Meister Benedict kommt. Auch wenn im 17. Jahrhundert das Leben besonders für Lehrlinge und Waisen hart war, hat er es gut getroffen. Sein Meister ist anders und behandelt ihn gut. Christopher liebt seinen Meister, sein Zuhause und seine Arbeit. Doch 1665 ändert sich plötzlich alles: eine Reihe von Morden erschüttert London. Alles weist darauf hin, dass auch Meister Benedict in Gefahr ist. Als sein Meister ihn dann auch noch zum ersten Mal schlägt und das noch völlig grundlos, versteht Christopher die Welt nicht mehr. Nach einem Botengang findet er seinen Meister tot in der Apotheke liegen. Für Christopher beginnt ein Wettlauf mit der Zeit …

Dieses Jugendbuch ist fesselnd und spannend geschrieben, sodass auch Erwachsene schnell in seinen Bann gezogen werden können. Mich jedenfalls hat das Buch komplett abgeholt und ich konnte es kaum aus den Händen legen.

Einige Stellen sind ein wenig heftig, doch denke ich, dass die Kids ab elf damit gut klarkommen. Im Vorabendprogramm laufen schon gern mal schlimmere Szenen. Die Welt dieses Zeitalters ist anschaulich erklärt, ohne zu viel zu beschreiben. Der Phantasie sind alle Wege freigehalten worden, es gibt aber genug Baumaterial für schönstes Kopfkino.

Die Charaktere – die guten, wie die bösen – sind gut angelegt. Man mag Tom, Christophers Freund, auf Anhieb und schließt beide ins Herz. Antihelden gibt es auch genug und auch ein tierischer Protagonist, die Taube Bridget, findet sich ein.

Besonders schön sind die kleinen Rätsel, die im Buch auftauchen. Christopher muss sie lösen, um sein Leben zu retten. Der Leser erhält immer wieder kleine Tipps und Hinweise, um selbst ebenfalls so nach und nach die Lösung finden zu können.

Der Spannungsbogen entsteht ganz sanft aus dem Anfang, der den Leser durch seine lockere, lustige Art in Bann zieht, und zieht danach massiv an, um bis zum Ende kaum noch nachzulassen. Es knallt und zischt und rumst durch das ganze Buch. Langeweile kommt auf keiner Seite auf.

Sehr schön auch, dass immer wieder witzige Situationen entstehen. So gleicht sich eventuelle Angst wieder ein wenig aus. Für mich ist dies ein meisterhaft konzipiertes, mitreißendes, faszinierendes, atemberaubendes, bemerkenswertes und außerordentliches Buch, das eigentlich ein All-Age-Buch ist, denn man versinkt sehr schnell darin, auch wenn man weit von der Zielgruppe „Jugend“ entfernt ist. Zudem macht es auch jenen Spaß, die keine großen Fans historischer Romane sind.

Kevin Sands hat mich restlos überzeugt und ich bin auf den zweiten Band, der folgen soll, sehr gespannt. Von mir bekommt dieser Debütroman die vollen fünf Sterne!

Veröffentlicht am 02.10.2016

Das Plötz-Prinzip

Brot backen in Perfektion mit Hefe
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Kochen und backen sind zwei Leidenschaften von mir. Auch an Brot habe ich mich schon sehr oft versucht und habe zu dem Thema eine ganze Reihe Bücher gewälzt. Dennoch – Brot ist eine echte Kunst! Da kam ...

Kochen und backen sind zwei Leidenschaften von mir. Auch an Brot habe ich mich schon sehr oft versucht und habe zu dem Thema eine ganze Reihe Bücher gewälzt. Dennoch – Brot ist eine echte Kunst! Da kam mir Lutz Geissler mit dem Plötz-Prinzip echt gelegen.

So ganz kinderleicht ist es auch damit nicht, denn die Brotteige sind doch recht klebrig und das ist eine heikle Sache. Aber das Ergebnis ist toll. Das Geheimnis besteht in der Zeit, die man dem Teig gibt. Er darf bis zu 30 Stunden ganz gemütlich gehen. Möchte man eins der Rezepte mit Vorteig nacharbeiten, kommt noch ein Tag extra dazu. Das heißt dann also auch, dass man ein wenig vorplanen muss und nicht mal eben spontan ein Brot backen kann!

Die Brote werden in Töpfen gebacken. Das Prinzip kannte ich schon und finde die Idee nicht übel, bevorzuge aber den Brotbackstein. Und da liegt auch mein Kritikpunkt an diesem Buch: der Brotbackstein wird erwähnt, ja, aber nur kurz. Es gibt keinerlei Tipps und Ratschläge dafür, das Brot eben so statt im Topf zu backen. Das finde ich mehr als schade.

Also habe ich mutig einfach meine Brote nach Anleitung, aber statt im Topf auf dem Stein gebacken. Das klappt prima, finde ich. Die Rezepte sind durchweg lecker (ich habe noch nicht alle ausprobiert, aber doch eine ganze Reihe davon). Das richtige Mehl bekommt man auch im gut sortierten Supermarkt. Erstaunlich, dass ein Hefewürfel für gute 80 Brote ausreichen würde (so lange hält sich die Hefe aber dann doch nicht frisch)! Man braucht nur 0,1 - 0,5 Gramm pro Brot!

Auch Brötchen und süße Rezepte finden sich im Buch, das mehr als ansprechend aufgebaut worden ist. Viel Info zum theoretischen Teil (aber nicht langweilig und nervig, sondern wirklich interessant und informativ) über Mehle und Zubehör, gute Grundanleitungen für die Teigherstellung und das Formen und klar aufgebaute Rezepte mit Zutaten und Zubereitung. Dazu immer wieder tolle und hilfreiche Tipps in kleinen grau hinterlegten Kästen. Und was ich besonders liebe: zu jedem Rezept ein Foto, wie das Ergebnis aussehen soll!

Das frische Brot schmeckt super gut. Aber noch besser und bekömmlicher ist es tatsächlich am zweiten Tag. Falls am dritten Tag noch etwas da sein sollte: es schmeckt noch immer! Wenn man es einpackt, wird die Kruste weicher – manchen (auch meinem Mann) ist das lieber.

Es ist erstaunlich, wie sich der Geschmack verändert, wenn man nur wenig am Rezept ändert. Beispielsweise der Unterschied vom Weizenbrot zum Weizenbrot mit Dinkel. Nur 90 Gramm werden durch Dinkelmehl ersetzt und der Geschmack ist völlig anders! Insgesamt gibt es 69 Rezepte, die Abwechslung ist also enorm!

Das Buch macht auch Mut, die Rezepte mit der Zeit nach eigenem Geschmack zu variieren. Ob nun mit Brotgewürzen oder verschiedenen Körnern – man kann sich hier super gut ausleben! Und am Ende gibt es noch eine Zutatenliste für alle vorgestellten Rezepte mit veränderten Mengenangaben. Wer also ein größeres oder kleineres Brot backen möchte, muss noch nicht mal selbst umrechnen!

Fazit: perfekt ist das Brotbackbuch nicht, aber es ist eines der besten überhaupt. Deshalb ziehe ich auch trotz meiner Meckerei keinen Stern ab und kröne es mit den vollen fünf Sternen – und setze jetzt gleich wieder einen frischen Teig an!

Veröffentlicht am 01.10.2016

Ein neuer Fall für Just verloren

Gestorben wird immer
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Ziemlich verwirrt kommt Just Verloren im Krankenhaus zu sich. Seine Schulter schmerzt, aber er kann sich nicht an einen Unfall erinnern. Schwester Renate, eine herzliche, aber auch resolute Krankenschwester, ...

Ziemlich verwirrt kommt Just Verloren im Krankenhaus zu sich. Seine Schulter schmerzt, aber er kann sich nicht an einen Unfall erinnern. Schwester Renate, eine herzliche, aber auch resolute Krankenschwester, kümmert sich bestens um ihn und jongliert auch die vielen Damenbesuche, die Just bekommt. Anja, seiner Freundin, gefällt all das gar nicht. Dann kommt es gehäuft zu Entführungen und auch Schwester Renate verschwindet. Justs Neugier und Ehrgeiz sind geweckt und mithilfe der unterschiedlichsten Frauen macht er sich daran, den oder die Entführer zu finden …

Der erste Band mit Just Verloren hatte mir so sehr gefallen, dass ich den nächsten Fall kaum abwarten konnte. So war es auch wie ein Nachhausekommen, als ich die ersten Sätze las. Doch auch wer „Der Fall Garnisonskirche“ nicht gelesen hat, kann diesen Krimi genießen, denn er ist komplett in sich abgeschlossen und bezieht sich nur ganz am Rande auf den Vorgänger. Für das Verständnis ist der erste Fall nicht wichtig.

Dieser Krimi hat eine gehörige Portion Situationskomik in sich, ohne lächerlich zu werden. Die Spannung leidet auch nicht darunter – im Gegenteil, gerade die witzigen Momente steigern noch den Nervenkitzel, denn Just versteht es wie kein anderer, sich im Unwichtigen zu verlieren, um dann völlig überraschend (zumindest für ihn) in Schlamassel zu geraten. Dabei zieht er noch andere mit hinein und wundert sich, wenn seine Fans davonlaufen.

Justs Art muss man einfach mögen, obwohl er komplett danebenliegt in seiner Selbsteinschätzung. Sobald er nicht im Mittelpunkt steht, schmollt er – und lässt sich wieder etwas Dummes einfallen. Dennoch umkreist er auf seine Art den Fall und kommt in kleinen Spiralen der Lösung immer näher.

Auch die anderen Charaktere, besonders Schwester Renate, sind genial angelegt. Alle haben gewisse einzigartige Charakterzüge, die dem Leser ein Lächeln ins Gesicht zaubern können. Die eine oder andere Macke erkennt man an sich selbst ebenfalls, oder an Menschen, die man gut kennt und gerade deshalb so mag. Das macht das Buch so realitätsnah, dass man schnell in ihm versinken kann und die reale Welt für Stunden vergisst. Aktuelle Themen tauchen auch auf, werden aber nicht so vertieft, als dass sie die Story bestimmen würden. Das gefällt mir sehr gut.

Auch wer Potsdam nicht kennt, hat Gefallen an der Beschreibung der Stadt und kann sich die Straßen und Gegenden leicht vorstellen. Man merkt der Autorin die Liebe zu ihrer Stadt deutlich an.

Anfangs ist man einfach neugierig; mit der Zeit stellt man dann fest, dass man wie gebannt weiterliest – die Spannung ist klammheimlich angestiegen und fesselt den Leser. Der Stil – Just erzählt die Story – liest sich eingängig. Man kann sich sehr leicht vorstellen, Just sitzt am Tisch gegenüber und erzählt einem persönlich, was geschehen ist.

Lange Rede, kurzer Sinn: der Krimi hat das gewisse Etwas. Er lenkt vom Alltag ab und entführt den Leser auf ein Abenteuer in Potsdam. Große Klasse und damit fünf Sterne!