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Veröffentlicht am 08.10.2021

Judith Merchant spielt gekonnt mit dem Leser

SCHWEIG!
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Obwohl ihr Mann Martin sie davon abhalten möchte, fährt Esther zu ihrer Schwester, die im Wald ein großes Haus alleine bewohnt. Am Tag vor Weihnachten möchte sie ihr ein Geschenk und eine Flasche Wein ...

Obwohl ihr Mann Martin sie davon abhalten möchte, fährt Esther zu ihrer Schwester, die im Wald ein großes Haus alleine bewohnt. Am Tag vor Weihnachten möchte sie ihr ein Geschenk und eine Flasche Wein bringen – und sie dazu bewegen, mit zu ihr zu fahren, um nicht allein zu sein. Sue möchte allerdings ihre Ruhe und zwar so richtig, besonders vor ihrer dominanten Schwester. Die eine will die andere überzeugen und auf einmal ist nichts mehr, wie es mal war …

Für mich ist dies das erste Buch der Autorin Judith Merchant. Ich vermute allerdings, dass es nicht das letzte gewesen ist, denn sie hat mich mit ihrem Stil und ihren schriftstellerischen Tricks komplett abgeholt. Sie lässt sowohl Sue, als auch Esther ihre Sicht der Dinge erzählen und den Leser selbst entscheiden, wem er glauben möchte. Mit der Zeit tauchen noch andere Perspektiven bzw. Einschübe und Rückblicke auf, die den Leser eher verwirren, denn schlauer machen. Und genau das finde ich enorm gelungen, denn so seltsam es aussieht, so gut passen die Puzzleteilchen zusammen und ineinander.

Permanent wechselt man vom Team Esther ins Team Sue und wieder zurück. Die Kindheit der beiden Schwestern wird ebenfalls zum Thema, genau wie das engere Umfeld damals und heute. Obwohl auf langen Strecken gar nichts Schlimmes passiert, ist man in den Bann der Geschichte geschlagen und kann kaum aufhören zu lesen. Schon allein die recht kurzen Kapitel entwickeln einen gewissen Sog. Die sich geradezu beißenden Aussagen und Ansichten der Schwestern verstärken diesen Sog noch.

So außergewöhnlich die Charaktere allesamt sind, so glaubwürdig sind sie dennoch. Es ist faszinierend, wie die Autorin den Leser führt und verführt, erleuchtet und blendet, beruhigt und aufregt. Es ist ein Wechselbad der Gefühle und damit ein Leseerlebnis sondergleichen.

Es gibt allerdings eine Stelle, die in meinen Augen ungeklärt und unvollständig ist. Das stört mich und ich will wissen, was da nun wirklich los ist oder war. Für mich ist das sehr wichtig und deshalb macht es mich unzufrieden. Mehr darüber zu schreiben wäre ein fetter Spoiler, den ich nicht bringen kann und möchte. Für die meisten wird das kein Problem sein, aber für mich ist es Grund, einen Stern abzuziehen.

Dennoch ist dieser Psychothriller eins der Highlights meines Lesejahres und ich gebe vier Sterne.

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Veröffentlicht am 28.09.2021

Schlemmen wie ein Zauberer!

Das kleine Koch- und Backbuch für Potterheads - Das inoffizielle Harry Potter Koch- und Backbuch
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Nicht nur für Fans der Bücher um Harry Potter, auch für das Kochen und Backen rund um Halloween ist dieses Buch der Hit. Doch für alle Potterheads ist es geradezu ein Must-Have! Herrlich, wie viele tolle ...

Nicht nur für Fans der Bücher um Harry Potter, auch für das Kochen und Backen rund um Halloween ist dieses Buch der Hit. Doch für alle Potterheads ist es geradezu ein Must-Have! Herrlich, wie viele tolle Ideen hier zusammengetragen wurden, um passend zu den Büchern und Filmen Speisen und Getränke auftischen zu können. Hierbei wird nicht nur an die Kids gedacht, auch die Erwachsenen Fans kommen nicht zu kurz!

Sieben Themenwelten werden angeboten:
- Süßes aus dem Honigtopf
- Leckeres aus dem Drei Besen
- Das Beste aus Molly Weasleys Zauberküche
- Köstlichkeiten aus Hogwarts
- Hagrids Kochversuche
- Zu Gast bei der Todesfeier des fast kopflosen Nick
- Magisches aus der Zauberwelt

Die Zutatenliste ist dabei jeweils in eine „Pergamentrolle“ gedruckt. Daneben findet sich dann immer eine gut beschriebene und leicht verständliche Schritt-für-Schritt-Anleitung. Bei einigen der Rezepte meldet sich der Hauself Dobby mit Tipps zu Wort.

Ein wenig schade finde ich, dass beim einen oder anderen Rezept nicht Fotos von den tatsächlichen Ergebnissen sind. Gerade bei den Jelly-Beans und Zitronendrops sind es eindeutig gekaufte Produkte. Das könnte die Kids beim Nacharbeiten doch traurig stimmen.

Ein paar der Rezepte erfordern recht außergewöhnliche Zutaten. Die meisten aber bekommt man mit dem hin, was man entweder ohnehin auf Vorrat hat oder leicht besorgen kann. Bei den Gerichten ist nicht immer angegeben, wenn Alkohol verwendet wurde. Beispielsweise bei den Hackbällchen in Zwiebelsoße fehlt dieser nette „Siegelstempel“ oben rechts, aber auch beim Gulasch. Möglicherweise liegt das daran, dass dies gekochte Gerichte sind, bei denen der Alkohol verfliegt. Allerdings ist es bei der Kürbissuppe erwähnt. Da aber viele Eltern auch den Geschmack von Alkohol vermeiden möchten, fehlt das hier doch.

Manche Rezepte sind einfach, andere schwieriger. Einen Schwierigkeitsgrad findet man leider bei keinem der Rezepte, auch keine Angaben zu Kalorien, Nährwerten oder Zeitaufwand. Das hätte mir noch sehr gefallen. Auch finde ich es ein bisschen schade, dass Tom Grimm sich selbst kopiert: Manche der Rezepte kennt der Fan seiner Bücher bereits.

Doch trotz aller Mäkelei – das Buch macht Spaß. Für sich selbst oder als Geschenk für Fans der Bücher und Filme ist es eine schöne Sache. Nicht perfekt, aber reizend. Von daher gebe ich vier Sterne.

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Veröffentlicht am 23.09.2021

Jugend damals, Jugend immer

Fahrtwind
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Mitten in den wilden 1970ern – das Leben ist bunt, die Jugend rebellisch und die Zeiten einfach irgendwie im Aufbruch. Da ist es eigentlich kein Wunder, dass der Ich-Erzähler, der gerade das Abi in der ...

Mitten in den wilden 1970ern – das Leben ist bunt, die Jugend rebellisch und die Zeiten einfach irgendwie im Aufbruch. Da ist es eigentlich kein Wunder, dass der Ich-Erzähler, der gerade das Abi in der Tasche hat, einfach ein paar Sachen plus Gitarre packt und losgeht. Ohne festes Ziel, einfach weg. Sein Roadtrip bringt ihm mehr Erkenntnisse, als alle Schulzeit zuvor und jede Moralpredigt, die ihm bisher unterkam …

Es ist herrlich, dem Protagonisten quasi an den Lippen zu hängen. Klaus Modick hat den perfekten Stil, den jungen Mann lebendig werden zu lassen, und Frank Stieren setzt dem Ganzen als Sprecher noch die Krone auf. So absurd oder abstrus die Szenen auch manchmal sind, sie sind mitten aus dem Leben der (damaligen) Zeit gegriffen und wunderbar auf den Punkt gebracht.

Jedes Jahrzehnt hat seine Besonderheiten und je älter man selbst wird, desto herrlicher ist es, auf das eine oder andere davon zurückzusehen. Ich war in den 1970ern ein Kind und habe sie quasi von einem weiteren, anderen Standpunkt aus gesehen, dennoch erkenne ich so vieles davon wieder.

Modick lässt seinen Helden Eichendorffs „Aus dem Leben eines Taugenichts“ er-leben, sich zum Vorbild machen, aus einer Art jugendlichem Protest trotzig stolz hochhalten. Das ist wunderbar gelungen und trifft so viele „wunde Punkte“ – weil es auch bestens in die heutige Zeit passt, mit kleinen Änderungen, Anpassungen und etwas Phantasie.

Eigentlich passiert so gar nichts Großes, aber das so gekonnt, dass man einfach gefesselt ist von der Geschichte, den jungen Mann begleitet und mit ihm erwachsen wird. Erstaunt stellt man fest, dass es eine gar nicht so lange Zeitspanne war, die man wild und taugenichtsig verbracht hat, aber dennoch ist so außerordentlich viel geschehen, hat sich verändert, hat begonnen. Ein Zufall reiht sich an den nächsten und man sieht: So ist das Leben eben! Dinge geschehen. Manche passen, manche weniger, aber insgesamt webt sich daraus ein Leben und meist passt schon alles super zusammen.

Mir gefällt Modicks Idee, mir gefällt die Umsetzung. Klar, manches hätte man sich anders wünschen können, doch wäre es dann noch der „Taugenichts der 1970er“ gewesen? Wohl weniger. Ich spürte deutlich, wie viel Spaß Modick hatte und das hat sich auf mich übertragen, auch wenn die eine oder andere Stelle vielleicht so nicht hätte sein müssen für mich. Für Modick schon. Und genau das macht für mich den „Fahrtwind“ zu einer runden, wunderbaren Geschichte. Ich hatte super viel Spaß, trotz mancher kleinen „Hänger“. Für fünf Sterne reicht es dennoch nicht ganz, dafür aber gibt es vier besonders leuchtende Sterne!

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Veröffentlicht am 24.08.2021

Die Liebe einer Mutter geht über alle Grenzen hinaus

Wildblütenzauber
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Sarah hat sich gerade von ihrem untreuen Freund Thorben getrennt und ist zu ihrer Mutter gezogen. Ein Autounfall reißt Sarahs Mutter unverhofft aus dem Leben. Ihre Freundin Doreen ist ihr eine große Stütze. ...

Sarah hat sich gerade von ihrem untreuen Freund Thorben getrennt und ist zu ihrer Mutter gezogen. Ein Autounfall reißt Sarahs Mutter unverhofft aus dem Leben. Ihre Freundin Doreen ist ihr eine große Stütze. So entschließt sich Sarah, zu ihr in die Boddenlandschaft zu ziehen. Als plötzlich eine ihr unbekannte Großtante auftaucht und Sarah erfährt, dass sie ein Haus in Nürnberg erben wird, wollen viele Fragen beantwortet werden. Sarah und Doreen erinnern sich an die schönen Zeiten mit Sarahs Mutter, die auch Doreen als eine Art Tochter sah. Doch was genau hat sie vor allen verheimlicht? Die beiden begeben sich auf die Suche …

Die Bücher der Autorin – auch unter anderen Pseudonymen – sagen mir immer sehr zu. Auch wenn es eigentlich gar nicht mein Genre ist, kann sie mich immer mit auf eine schöne Reise nehmen. Ich mag ihre Figuren sehr – männliche wie weibliche! Sie zeichnet sie mit wenigen feinen Pinselstrichen und man hat das Gefühl, sie vor Augen zu haben, ja sogar, sie zu kennen. Beschreibungen von Örtlichkeiten, der Umgebung und des Geschehens sowie der Gedanken und Gefühle der Figuren sind nie langweilig.

Die Entwicklung der Geschichte ist in sich schon stimmig. Aber der Klappentext verspricht einen spannenden Hauptteil in Nürnberg. Dieser Teil kommt aber sehr spät zum Zuge und so habe ich leider die meiste Zeit das Gefühl gehabt, ich bin bei der falschen Geschichte. Auch kommt mir das Herbarium ein bisschen zu kurz. Die kleinen Einschübe mit Gebäck und der Einsatz von unterschiedlichen Kräutern fallen kaum auf.

Dass auch die Liebe eine Rolle spielt, war abzusehen. Das gehört ebenfalls zu den Büchern der Autorin. Doch es ist nicht übertrieben schnulzig, sondern lebendig und mit einer schönen Prise Humor. Außerdem weiß Anne Töpfer um den Zauber der Realitätsnähe – und setzt ihn hier sehr gekonnte ein.

Mir ging besonders nahe, wie Sarahs Trauer beschrieben wurde. In vielem habe ich mich selbst wiedererkannt und so ein kleines Stückchen Trauerbewältigung schaffen können. „Der Tod ordnet die Welt neu“ – oh ja, das ist wohl wahr!

Es ist für mich nicht das stärkste Buch der Autorin, dennoch habe ich es genossen. Es wirkt auf einer anderen Ebene, hallt auch eine längere Zeit noch nach. Besonders die Schlüsselszene, der „Show-Down“, ist absolut gelungen, mitreißend, überraschend und atemberaubend. So bin ich dann nicht enttäuscht, aber auch nicht so begeistert, wie bei den anderen Büchern der Autorin.

Sehr schön wie immer: Es finden sich am Ende ein paar Rezepte, die sich auf das Buch beziehen. Das liebe ich und das ist ein echtes Highlight!

Alles in allem möchte ich „Wildblütenzauber“ gerade noch vier Sterne geben und ich bin gespannt, was als nächstes kommen wird!

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Veröffentlicht am 09.07.2021

Gemächlicher Krimi mit viel Lokalkolorit

Blutroter Wein
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Südtirol und Wein gehören einfach zusammen. Und als Tiberio Tanner durch den Kauf einer Flasche Rebensaft tatsächlich einen Rebstock gewinnt, macht er sich gleich auf den Weg, um ihn in Besitz zu nehmen. ...

Südtirol und Wein gehören einfach zusammen. Und als Tiberio Tanner durch den Kauf einer Flasche Rebensaft tatsächlich einen Rebstock gewinnt, macht er sich gleich auf den Weg, um ihn in Besitz zu nehmen. Doch angekommen hat er wenig Lust auf Wein von dieser Pflanze: Ein Toter liegt genau an seinem Weinstock! Da Tanner Privatdetektiv ist, beginnt er mit den Ermittlungen. Das passt nicht jedem, doch mit seiner Art hat er nicht nur die nette Apothekerin Paula für sich gewonnen, sondern mogelt sich prima überall durch. Und er hat viele Gründe, den Fall lösen zu wollen …

Ich hatte wirklich sehr viel Spaß mit dieser Story, auch wenn sie teilweise ein bisschen zu sehr politisch geraten ist. Der literarische Aufenthalt in Italien und Österreich ist eine gelungene Mischung aus Weinkunde, kulinarischen Highlights, satirischem Humor, spannenden Verwicklungen und klugen Wendungen. Dazu eine Prise Gefühl und schon hat man einen wunderbaren Mix.

Dem Autor ist eine ganze Reihe wunderbarer Charaktere gelungen. Alle echte Originale, die das Herz berühren, schmunzeln lassen, staunen machen und wirklich einzigartig sind. Trotz ganz viel Humor finden sich hier auch sehr bewegende Szenen und Stellen. Diese Mischung mag ich sehr. Ein recht gemütlicher Regional-Krimi, der aber sehr unterhaltsam ist und auch zum Nachdenken anregt. Das Geplänkel zwischen Tanner und Paula ist wunderbar, aber Oban versteht es vorzüglich, Tanner auch im Gespräch mit anderen schelmisch und gechillt sein zu lassen, ohne ihn komplett zum Trollo zu machen. Ich mag Tanner einfach und ich mag Menschen (und Romanfiguren), die Genießer sind. Der kleine „politische Ausrutscher“ kostet zwar einen Stern, dennoch fand ich die Story sehr unterhaltsam.


Alles in allem ein schöner Cosy-Crime, dem ich vier Sterne gebe.

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