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Veröffentlicht am 07.02.2021

Die Geschichte hinter der Geschichte

Die Erfindung des Dosenöffners
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Timur ist mit sich, seinem Leben und der ganzen Welt unzufrieden. Er will ein ernstzunehmender Journalist werden und braucht dazu unbedingt ein Volontariat. Das fällt ihm nur leider nicht einfach so in ...

Timur ist mit sich, seinem Leben und der ganzen Welt unzufrieden. Er will ein ernstzunehmender Journalist werden und braucht dazu unbedingt ein Volontariat. Das fällt ihm nur leider nicht einfach so in den Schoß. Nein, er muss sich selbst bemühen – und dazu benötigt er DIE Story! Nur wo findet man die? Doch niemals in einem Kegelclub, deren Mitglieder zwischen uralt und scheintot sind, oder? Oder doch? Kann es stimmen, dass Annette ein großes Geheimnis hat? Ist sie wirklich die Erfinderin des Dosenöffners? Timur kann sich das nicht vorstellen, aber mit jedem weiteren Gespräch, das er mit Annette führt, verändert sich etwas …

Ich hatte Schwierigkeiten, mir Timur als 20jährigen vorzustellen. Viele seiner Gedanken, Taten und Verhaltensweisen haben ihn mir vor meinem geistigen Augen zu einem gut zehn Jahre älteren Typen gemacht, der mit einer LMAA-Stimmung durchs Leben geht, noch nichts erreicht hat und alle, außer sich selbst dafür verantwortlich macht. Kurz: sympathisch war er mir nur bedingt.

Dafür ist Annette eine Figur, die sofort mein Herz gewonnen hat! Anders als Timur sah ich nicht eine verwirrte alte Frau, sondern eine kranke Frau, deren Leben nicht immer sehr gut zu ihr war. Ihre Wünsche sind so bescheiden und so herzergreifend, dass mein Herz ganz weit aufging und sie direkt hineinschoss.

Der kleine Twist im letzten Drittel ist stimmig und logisch. Er passt perfekt und macht die Story rund. Der Kreis schließt sich und die Geschichte erhält einen tieferen Sinn. Überhaupt gefallen mir die kleinen eingestreuten Spitzen auf so manche Menschen, Situationen und Trends. Ich konnte immer mal wieder herzhaft lachen und heftig zustimmend nicken. Zu sagen, das wäre Sozialkritik, ist vielleicht ein bisschen hoch gegriffen, aber es kommt dem doch nahe.

Im Verlauf des Buches wird Timur quasi erwachsen, hat eine Menge Lichtblicke und findet einen Weg für seine Zukunft. Er verändert sich nicht komplett – was auch sehr unglaubwürdig wäre – aber er geht sehr glaubwürdig eine Verwandlung durch, reift, entwickelt sich, kommt voran.

Auch die meisten der anderen Figuren sind liebenswert und einzigartig. Besonders Timurs Vater gefällt mir sehr. Für mich steht er für all die Männer, die Gefühle sehr schlecht ausdrücken können und genau dadurch immer wieder über die eigenen Füße stolpern.

Insgesamt ein schlaues Büchlein, ein liebenswertes Büchlein und eine Story, die durchaus zum Nachdenken anregen kann. Ich gebe „Die Erfindung des Dosenöffners“ vier Sterne.

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Veröffentlicht am 19.01.2021

Das Geheimnis einer Ermittlerin

Trauma – Kein Entkommen
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Die Münchener Mordermittlerin Katja Sand glaubt als einzige nicht an die Selbstmordtheorie, die alle anderen zu den beiden Toten – einer im See ertrunken, einer im Kühlschrank erstickt. Sie lässt sich ...

Die Münchener Mordermittlerin Katja Sand glaubt als einzige nicht an die Selbstmordtheorie, die alle anderen zu den beiden Toten – einer im See ertrunken, einer im Kühlschrank erstickt. Sie lässt sich nicht davon abhalten, auf eigene Faust weiter zu ermitteln, nachdem ihr Chef die Fälle als erledigt schließt. Und je weiter sie kommt, desto mehr holt sie ihre eigene Vergangenheit ein …

Mir hat dieser Thriller, der wunderbar spannend und doch erfreulich unblutig daherkommt, sehr gut gefallen, obwohl mir ein paar Dinge etwas bitter aufgestoßen sind. Ich denke, hier wurde zum Teil schlecht recherchiert – sei es versehentlich, oder um den Verlauf der Story dahin biegen zu können, wohin er sollte. Ungereimtheiten finden sich in so ziemlich allen Büchern, deshalb kann ich damit relativ gut leben.

Ein wenig schade finde ich, dass die Trilogie auf einen bereits fahrenden Zug aufspringt: Ermittler/in mit persönlichem düsteren Hintergrund, den niemand wissen soll, der aber über kurz oder lang zu einem Drama führen wird. Hier wird dies noch gesteigert durch die Konstellation, dass die Ermittlerin alleinerziehende Mutter eines Teenagers ist, der seinen Vater nicht kennt. Genau das führt zu weiteren Verwicklungen, zumal dieser Vater seine Tochter sehr gerne kennenlernen würde und nach wie vor nicht weiß, warum Katja die Beziehung noch vor der Geburt von Jenny beendet hatte.

Die Fälle der beiden Toten sind extrem spannend und auch sehr ergreifend. Ebenso die „Zwischenspiele“, die am Ende einen Sinn ergeben. Hier sind zwei Szenen gewesen, die heutzutage sicher eine Triggerwarnung verdient hätten. Mich haben sie sehr getroffen und mir auch die Freude am Buch geschmälert. Das ist ein wenig schade, denn ich freue mich trotz aller von mir aufgezählten Kritik sehr auf Band zwei (und drei) der Trilogie, auch wenn ich die eine oder andere Ahnung habe, wohin die Reise gehen wird. Katjas Kollege Rudi Dorfmüller ist ein Sympathieträger. Er ergänzt und springt ein, wann immer es wichtig und erforderlich ist. Nicht „guter Bulle, böser Bulle“, sondern ein eingeschworenes Team, bei dem sich einer auf den anderen verlassen kann, ohne Wenn und Aber.

Besonders gut gefallen hat mir, dass Christoph Wortberg ohne pseudo-wissenschaftliche Monologe auskommt. Das Buch lässt sich gut lesen, ohne dass man spezielle Kenntnisse von der Marine, Psychologie oder sonstigen Dingen haben müsste. Für mich ein bisschen wie die guten alten Krimis der 1970er Jahre, nur eben doch im Thriller-Bereich. Nicht extrem anspruchsvoll, aber gerade dadurch auch nach einem anstrengenden Tag spannende, gute, solide Unterhaltung. Ich mag es zwar nicht, wenn von Anfang an feststeht, dass es eine Trilogie wird. Wenn, dann sind mir Reihen doch lieber. Trotzdem hatte ich viel Lesefreude und bleibe am Ball, wenn der nächste Band herauskommt. Insgesamt ergibt das für mich ein Vier-Sterne-Buch.

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Veröffentlicht am 16.01.2021

Für Freunde der Nobelküche, nichts für Fans geringen Aufwands

Eine Freundschaft - 100 Rezepte
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Als Johann Lafer sich bei Eckart Witzigmann in dessen Restaurant „Aubergine“ für seine erste Jungkoch-Stelle bewarb, ahnte keiner von beiden, dass daraus nicht nur ein Arbeitsverhältnis, sondern eine tiefe ...

Als Johann Lafer sich bei Eckart Witzigmann in dessen Restaurant „Aubergine“ für seine erste Jungkoch-Stelle bewarb, ahnte keiner von beiden, dass daraus nicht nur ein Arbeitsverhältnis, sondern eine tiefe Freundschaft entstehen würde. Dieser Freundschaft haben die beiden nun mit diesem Buch und ihren einhundert Lieblingsrezepten ein kleines Denkmal gesetzt. Der Leser wird darauf mit wunderbaren Anekdoten eingestimmt, die von Lebensmitteln, Köchen, Freundschaft und Leidenschaft erzählen.

Die Rezepte sind nach Jahreszeiten unterteilt. So finden sie sich auch immer bei Bedarf viel einfacher und schneller wieder. Ganz klar, dass bei diesen beiden „Küchen-Zauberern“ ein höheres Level angesetzt wurde und die Gerichte ein wenig mehr Aufwand und ausgefallenere Zutaten benötigen, als in der Alltagsküche vorgesehen ist. Jedes Rezept ist an einem runden Emblem dem jeweiligen Koch leicht zuzuordnen. Immer gibt es ein Foto, das das Gericht angerichtet zeigt und auf dem auch noch mal der Name des Kochs steht, eine Zutatenliste mit Angabe der Portionen-/Personenmenge und die Zubereitungsschritte. Gelegentlich finden sich noch zusätzliche Tipps sowie Vorschläge für das Anrichten.

Hier geht es auch gar nicht darum, ein Kochbuch für jeden Tag zu haben. Man kann mit diesem Buch eine kleine Reise durch die Küche von Lafer und Witzigmann machen, für besondere Anlässe besondere Speisen zubereiten und in den Geschichten – aber auch den Rezepten – die Freundschaft der beiden regelrecht miterleben. Es ist ein Buch für all jene, die Kochbücher sammeln, Spitzenköchen gern über die Schulter spicken und ausgefallene Speisen kennenlernen wollen. Es ist eine Hommage an das obere Ende der Kochkunst, weit weg vom Bodenständigen, das immer mehr wieder in den Fokus der meisten rückt. Dennoch ist es sehr gelungen und wunderbar, denn das eine oder andere Highlight findet man für sich selbst auch in der Spitzenküche. Deshalb gebe ich vier Sterne!

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Veröffentlicht am 11.01.2021

Crossing Jordan in Köln

Artiges Mädchen
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Die wie ein Schulmädchen hergerichtete Leiche auf einem Kölner Spielplatz entpuppt sich als erwachsene Frau. Schnell wird Julia Schwarz klar, dass sie es mit einem gefährlichen Psychopathen zu tun hat ...

Die wie ein Schulmädchen hergerichtete Leiche auf einem Kölner Spielplatz entpuppt sich als erwachsene Frau. Schnell wird Julia Schwarz klar, dass sie es mit einem gefährlichen Psychopathen zu tun hat und so arbeitet sie mit ihrem Team fieberhaft an diesem Fall.

Diesmal ist ein bisschen weniger aus der Vergangenheit von Julia Schwarz verarbeitet worden, dafür mehr von ihrer Beziehung zu Florian Kessler. Die Reihe hat eine düstere Grundstimmung, die sehr an nordische Autoren erinnert. Klar, Morde sind nicht „fröhlich-bunt“, aber ich mag einfach lieber Thriller, die mehr „Helligkeit“ haben. Mir fehlen hier der Schwung und die Hoffnung ein bisschen.

Mit jedem weiteren Fall von Julia Schwarz muss ich mehr an „Crossing Jordan“ denken. In den USA mag das noch angehen, aber in Deutschland ermitteln Pathologen in der Regel nicht selbst. Julia ist auch nicht so taff, wie Jordan Cavanaugh, aber die Reihe soll ja (hoffentlich) auch keine „Deutsche Kopie“ sein.

Als Leser/Hörer kennt man die Motivation des Täters schon recht früh und muss gut aufpassen, um nicht mit den Opfern durcheinander zu geraten, da es mehrere Sprünge in der Zeit durch die Perspektivwechsel gibt. Auch sind es recht viele Figuren und dadurch Namen.

Mir missfällt, dass sich so langsam ein Schema abzeichnet – und Julia gegen Ende immer in eine Falle tappst und daraus befreit werden muss bzw. sich selbst befreien kann (je nach Fall). Die falschen Fährten werden auch immer mehr zur Gewohnheit und lösen sich auch recht schnell in Luft auf.

Ein wenig Pep fehlt mir in diesem Fall, ansonsten war er interessant und ein schöner „Entspannungs-Thriller“. Ich hoffe auf weitere Entwicklung der Figuren und werde an der Reihe dranbleiben. Diesmal reicht es allerdings gerade noch so eben für vier Sterne.

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Veröffentlicht am 06.12.2020

Lecker und vielseitig – die Tomate aus der Dose

1 Dose Tomaten - 33 Gerichte, in denen Dosentomaten bzw. Paradeiser die Hauptrolle spielen. Mit wenigen weiteren Zutaten. Das Kochbuch für eilige Genießer
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Dass Dosen-Tomaten viel besser als ihr Ruf sind, sollte spätestens seit dem Boom der Kochsendungen im TV bekannt sein. So herrlich sonnengereift, wie diese Tomaten, kann man sie auf dem Markt „frisch“ ...

Dass Dosen-Tomaten viel besser als ihr Ruf sind, sollte spätestens seit dem Boom der Kochsendungen im TV bekannt sein. So herrlich sonnengereift, wie diese Tomaten, kann man sie auf dem Markt „frisch“ gar nicht bekommen.

Die Rezepte sind abwechslungsreich und fast alle auch recht schnell und einfach gemacht. Häufig werden Fertig-Teige verwendet. Dagegen ist nichts zu sagen. Gerade Blätterteig mache ich auch nicht selbst. Beim Pizzateig kann man problemlos selbst einen ansetzen, wenn man vorplant (ein guter Pizzateig ist nicht in einer Stunde fertig, der braucht Ruhe über Nacht).

Angegeben sind stets die benötigte Zeit (Vorbereitung und Garen), aber weder Nährwerte, noch Kalorien. Auch fehlt mir die Angabe, welches Mehl denn nun genau genommen werden soll. Es gibt so viele Mehlsorten und Typen, da wäre ein Hinweis schon sehr hilfreich. Die verwendeten Zutaten sind übersichtlich aufgeführt und so gewählt, dass sie problemlos im Lebensmittelhandel zu bekommen sind. Hin und wieder wird ein Rezept abgewandelt, sodass ein Teil der Rezepte im Grunde nur Varianten sind. Darüber sehe ich aber großzügig hinweg. Weniger locker nehme ich allerdings, dass der Autor seine eigenen Rezepte wohl gern recycelt – sie tauchen auch in anderen seiner Bücher auf.

Die Anleitungen zu den Rezepten sind verständlich und gut beschrieben. Da haben auch Anfänger schnell Erfolgserlebnisse. Viel Wert wird bei den Gerichten auf die Optik gelegt. Dafür hat auch jedes Rezept ein aussagekräftiges Foto. Alle Gerichte eignen sich super gut für Spieleabende oder als Bereicherung eines Büffets auf Partys.

Das Inhaltsverzeichnis ist ein wenig unübersichtlich, ein Register wurde nicht abgedruckt. Für mich ist dieses Buch ein ideales Mitbringsel für Kochfans, Tomatenfans, Partyfans und Genießer, die wenig Zeit in der Küche verbringen wollen. Preiswert und handlich, nicht so dick und schwer und passt in jedes Kochbuchregal. Auch in meine Sammlung!

Mir gefällt es trotz Kritikpunkten gut genug, um vier Sterne zu geben!

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