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Veröffentlicht am 12.01.2019

Ein kleines Weihnachtswunder

Dafür ist man nie zu alt
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Pia ist 19 und fühlt sich viel zu alt, um mit ihrer Familie Weihnachten zu verbringen. Nur widerwillig fährt sie die sechs Stunden im Zug. Sie ist doch schon viel zu alt für solchen Kinderkram! Als sie ...

Pia ist 19 und fühlt sich viel zu alt, um mit ihrer Familie Weihnachten zu verbringen. Nur widerwillig fährt sie die sechs Stunden im Zug. Sie ist doch schon viel zu alt für solchen Kinderkram! Als sie dann noch feststellt, dass ihre Eltern Nic, den Feind (!) aus Kindertagen, eingeladen haben, hat sie noch weniger Lust dazu. Während ihre Eltern noch die letzten Besorgungen erledigen, soll Pia mit Nic und Feli den Baum schmücken.


Aus einer Kurzgeschichte wurde hier in Zusammenarbeit mit der Autorin eine Erzählung. Vanessa Eckart liest sie perfekt ein. Genau richtig nölig und frech und überheblich, aber immer noch sehr sympathisch. Wie eben eine 19jährige so sein kann, wenn sie davon überzeugt ist, als einzige richtig zu denken und zu handeln!

Die kleinen Wendungen sind teils vorhersehbar, teils arg konstruiert, aber dennoch ist die Geschichte insgesamt richtig schön, macht Laune und ist ideal geeignet, um sie jedes Jahr an Weihnachten bei den letzten Vorbereitungen noch mal zu hören. Knapp eineinhalb Stunden witzige, peppige, lustige und ein wenig ironische Minuten, die mich doch stellenweise auch arg an mich selbst erinnert haben, sind wie im Flug vergangen.

Der Unterschied zwischen der weihnachtsbegeisterten Feli, der 6jährigen Nesthäkchen-Schwester von Pia, und Pia selbst, die ein kleiner Grinch ist, könnte größer kaum sein und dennoch sind sie sich innig verbunden. Auch macht genau das viel vom Charme und Witz des Hörbuchs aus. Da zeigt die Kleine der Großen unbeirrt, wie schön das Leben und Winter und Schnee und Weihnachten sein können – und auch, dass Nic gar nicht so übel ist, wie Pia immer dachte. Die Kinderstreiche, die er ihr immer gespielt hatte, waren wohl doch keine Mordanschläge, wie sie immer dachte!

Ein Jugendbuch? Ein All-Age-Buch? Ein Buch für Erwachsene? Ich finde – Dafür ist man nie zu alt! Die Geschichte ist trotz ihrer Kürze sehr aussagekräftig und hat mir richtig gut gefallen – deshalb gebe ich auch gern die vollen fünf Sterne.

Veröffentlicht am 12.01.2019

Vom Streiten und Versöhnen

Drei Frauen am See
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Marie, Alexandra, Friederike und Jule waren seit ihrer Kindheit die besten Freundinnen. Als sie erwachsen werden, schließen sie einen Pakt: Ganz egal, wohin das Leben sie spült, an Pfingsten treffen sie ...

Marie, Alexandra, Friederike und Jule waren seit ihrer Kindheit die besten Freundinnen. Als sie erwachsen werden, schließen sie einen Pakt: Ganz egal, wohin das Leben sie spült, an Pfingsten treffen sie sich im Haus am See! Dieses Versprechen hält genau so lange, bis die Vier im Streit auseinandergehen. Zehn Jahre schweigen sie – bis drei der Vier sich überraschend beim Notar treffen. Marie ist gestorben und hat den Freundinnen das Haus am See vererbt. Doch es gibt eine Bedingung …

Das Genre ist nicht unbedingt meins, aber hin und wieder mache ich gern einen Ausflug dahin. Von Dora Heldt kannte ich bisher noch kein Buch oder Hörbuch. Ich habe mich ganz vorbehaltslos auf die Geschichte eingelassen. Stellenweise finde ich sie recht vorhersehbar, dennoch bin ich nicht enttäuscht. Im Gegenteil. Ich finde, die Autorin hat sehr schön herausgearbeitet, dass Freundinnen gern unterschiedlich sein dürfen, jeder einen ganz eigenen Charakter hat und gern mal ein Streit etwas zerstört, das man besser bewahren sollte.

Die vier Frauen werden sehr schön gezeichnet. Jede hat ihre eigene Geschichte, die man im Laufe der Zeit erfährt. Worum es im Streit ging, erfährt man sehr spät – und dann ist es für meinen Geschmack tatsächlich ein lächerlicher Grund, sich komplett zu zerstreiten und dann gleich alle Vier. Doch kann ich akzeptieren, dass die Vier eben anders dachten und handelten, als ich es tat – denn sicher habe ich das eine oder andere Mal gar nicht so anders gehandelt. Genau darum geht es: „Drei Frauen am See“ bringt den Leser oder Hörer dazu, auf sich selbst zu sehen und zu überlegen, wo und wann man selbst ähnlich „dumm“ gehandelt hat.

Das Zuhören ist sehr kurzweilig, obwohl Anneke Kim Sarnau für meinen Geschmack so spricht, als würde sie einem Kind ein Märchen vorlesen. Die Betonung ist schön, aber für einen Roman für mich fremd und unpassend. Insgesamt aber habe ich ihr gern zugehört, da ihre Stimme sehr angenehm ist.

Dora Heldt zeigt einfühlsam und mit einer großartigen Geschichte, dass es immer gut ist, eine Sache auch mal von einem anderen Standpunkt aus zu betrachten und die eigenen Überlegungen und Rückschlüsse zu Ereignissen nicht als Fakten und unumstößlich zu sehen.

Ich hatte sehr schöne Hörstunden – insgesamt mehr als siebeneinhalb. Von mir gibt es vier Sterne.

Veröffentlicht am 11.01.2019

Ein Team ist so stark, wie sein Zusammenhalt

Absolute Gewinner
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Luca ist ein Einzelgänger und liebt es, auf dem „Günni“, dem Basketballplatz seiner Schule, Moves zu üben und Bälle zu werfen. Als eines Tages der Hausmeister auf die Idee kommt, ihn und weitere Kids als ...

Luca ist ein Einzelgänger und liebt es, auf dem „Günni“, dem Basketballplatz seiner Schule, Moves zu üben und Bälle zu werfen. Als eines Tages der Hausmeister auf die Idee kommt, ihn und weitere Kids als Team zu trainieren und beim „Night Move“ mitzumachen, glaubt Luca, dass das eine verrückte Idee ist und niemals funktionieren kann. Aber er lässt sich auf das Abenteuer ein, da Jana auch im Team ist und er sie sehr mag. Kurz vor einem wichtigen Spiel verschwindet der Trainer und die Kids müssen, um weiterzukommen, eine Lösung finden. Doch dann kommt alles anders, als sie je gedacht hätten …

Wer weder Interesse noch auch nur ein klein wenig Ahnung von Basketball hat, wird über ein paar Begriffe stolpern und manche Stellen nicht so ganz verstehen, wenn es um Spielzüge und Taktiken geht. Doch ich vermute, damit tun sich Erwachsene wohl schwerer, als die eigentliche Zielgruppe der Leser zwischen 12 und 15 Jahren. Als Kind und Teenager habe ich auch viel Zeit auf dem Basketballplatz verbracht, aber seither sind so einige Jährchen ins Land gezogen. Trotzdem – das Buch hat mich problemlos zurückgebeamt und ich stand mit Luca, Jana, Heinrich und den anderen auf dem Platz.

Zu Beginn ist es eine leicht ironische Geschichte über das Teenager-Sein an einer Schule, mit all den Gedanken und Problemen, die man in dieser Zeit so hat. Hier plätschert es so vor sich hin. Nicht uninteressant, aber auch nicht besonders spannend. Das ändert sich dann aber, sobald die Kids auf dem Platz sind. Eine Handvoll Einzelgänger, die sich mehr oder weniger selbst als Außenseiter und Loser sehen, treffen aufeinander und erkennen, dass im Grunde alle ganz ähnliche Probleme haben. Sie wachsen immer mehr zusammen, respektieren aber auch Regeln und Abstände. Das ist nicht zuletzt ihrem Trainer zuzuschreiben, der, das merkt man recht schnell, eine besondere Rolle einnimmt. Wie besonders, kommt erst spät zum Tragen, dafür aber umso effektvoller.

Die Sprache, die Scheuring Luca, dem Ich-Erzähler, gibt, ist altersgemäß. Ich musste oft schmunzeln, wenn Einschübe kamen, wie „Sag ich jetzt mal so.“. Ich empfand nichts als extrem übertrieben, sondern alles recht realitätsnah. So geschrieben, dass die Zielgruppe Spaß daran hat, aber eben nicht hanebüchen.

Gut gelungen ist auch, wie der Autor die Kriege in und um Jugoslawien bzw. Kroatien, Serbien und Bosnien eingebaut und beschrieben hat. Hier wird den Kids gut und angepasst vor Augen geführt, was Kriege bedeuten und bewirken. Das recht kurz und knapp, aber auch ohne erhobenem Zeigefinger – die Kids kommen ganz allein drauf, was das heißt.

Ein klein wenig Krimi plus „Emil und die Detektive“ in modern kommen noch obendrauf. Es macht also wirklich riesig Spaß und wird nie langweilig. Der Wert von Freundschaft, Ehrlichkeit, Treue, Zusammenhalt kommt klar raus. Gefällt mir. Gefällt mir außerordentlich gut. Deshalb gibt das dann in Konsequenz auch fünf Sterne!

Veröffentlicht am 09.01.2019

Neun kleine Mutmacher

Kleine Fluchten
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Mit ihren Romanen hat sie mich für sich gewonnen, wenn ich auch mit jedem weiteren ein wenig von der Begeisterung, die „Ein ganzes halbes Jahr“ auslöste, verloren habe. Deshalb war ich neugierig, wie diese ...

Mit ihren Romanen hat sie mich für sich gewonnen, wenn ich auch mit jedem weiteren ein wenig von der Begeisterung, die „Ein ganzes halbes Jahr“ auslöste, verloren habe. Deshalb war ich neugierig, wie diese Autorin Kurzgeschichten hinbekommt. Ich bin beeindruckt! Nicht alle fand ich total gelungen, aber die meisten haben mich doch gerührt oder zum Lachen gebracht oder einfach nur zum Nachdenken angeregt.

Alle neun Geschichten sind total unterschiedlich. Da ist keine Ähnlichkeit, nicht die geringste. Das ist schon mal ein Pluspunkt! Die Frauen in diesen Geschichten sind alle komplett neu gezeichnete Figuren. Keine davon ist „alltäglich“, jede auf ihre Art und Weise ganz besonders. Was sie verbindet, ist, dass jede etwas erhofft oder erwünscht. Alle jedoch etwas anderes und aus anderen Gründen. Bunt, wie das wahre Leben.

Auch gefällt mir, dass all diese Geschichten tatsächlich genau so hätten geschehen sein können. Da ist nichts total übertrieben oder unrealistisch, selbst bei den überraschendsten Wendungen nicht. Zu jeder Geschichte bekommt der Leser eine Illustration von Daniela Terrazzini im Stil von Scherenschnitten, aber mit ein wenig Farbe als Highlight. Das gefällt mir sehr – so hat man ein gewisses Bild, aber noch Raum für die eigene Fantasie. Auch wenn es für die Geschichten recht unwichtig sein mag – ganz besonders bewegt mich der Vogel am Anfang des Buches im Hinblick auf die allerletzte Illustration im Buch. Da mag ich nicht mehr verraten, aber im Grunde ergeben diese beiden Bilder eine sehr gute Beschreibung des ganzen Buches.

Man könnte die Geschichten als klischeehaft bezeichnen. Aber in meinen Augen sind sie das nicht wirklich. Sie machen Mut, sie zeigen, dass „jeder sein Päckchen zu tragen hat“ und sie zeigen, wie es gehen könnte – oder eben auch nicht, denn am Ende entscheidet der Leser ja, wie er das findet, was er gerade gelesen hat.

Auch wenn mir ein, zwei Geschichten nicht so gut gefallen haben, ist das Büchlein insgesamt wunderbar. Deshalb bekommt es trotzdem die vollen fünf Sterne.

Veröffentlicht am 04.01.2019

Bang. Bang. Kein Meisterwerk, aber echt gut zu lesen.

Parceval - Seine Jagd beginnt
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Ralf Parceval hat fünfzehn Menschen getötet und sitzt deshalb hinter Gittern. Seine Mission hat er dennoch nicht erfüllt, deshalb fühlt er sich als Versager. Denn Parceval war einer der besten Bundespolizisten ...

Ralf Parceval hat fünfzehn Menschen getötet und sitzt deshalb hinter Gittern. Seine Mission hat er dennoch nicht erfüllt, deshalb fühlt er sich als Versager. Denn Parceval war einer der besten Bundespolizisten und seine Schwester und seine Nichte wurden verschleppt. Als ein ehemaliger Kollege ihn für die Lösung eines Falles für kurze Zeit aus dem Gefängnis holt, wittert er seine Chance – und nutzt sie …

Dieser Thriller macht echt Spaß. Er liest sich flüssig und ist immer interessant, spannend und sogar mit einer guten Portion schwarzem Humor gespickt. Mir persönlich sind manche Details zu stark beschrieben, doch für andere wird genau das passen.

Die Idee des Plots ist gelungen. Ein bisschen Francis Ackerman, ein bisschen Jack Bauer, ein Alleinkämpfer und ganz viel sympathischer Antiheld. Eine Mischung, die sich schön vom Einheitsbrei abhebt, obwohl sie im Grunde genau aus diesem besteht. So eine gewisse Vorstellung, wer sich hinter dem Pseudonym Chris Landow verbirgt, habe ich da schon. Auf alle Fälle hatte ich eine tolle Lesezeit und finde den Reihenauftakt sehr gelungen. Allerdings denke ich, wenn Parceval über mehrere Bände auf der Suche nach Birgit und Miray die Menschenhändler jagt, nutzt sich das vermutlich arg schnell ab. Bleibt also zu hoffen, dass Chris Landow noch das eine oder andere As aus dem Ärmel zaubert.

Dass der „Held“ eigentlich verachtet werden muss, man ihn aber doch richtig mag, hat mich zum ersten Mal bei Allen Smith und „Der Spezialist“ umgehauen. Statt eines sexbesessenen, alkohol- und drogenabhängigen Ermittlers eben mal ein Mörder, der „aufräumt“. Finde ich erfrischend, finde ich lesenswert, finde ich gar nicht so aus der Welt. Besonders gut dabei finde ich auch, dass – zumindest in diesem ersten Band – keine Liebesverwicklungen eingebaut wurden. Einfach ein purer Thriller – so soll das sein!

Die Sprache wurde recht gut und authentisch gewählt, ohne zu sehr ins Extreme zu gehen. Die Szenen, die eindeutig „drüber“ sind, empfand ich als bewusst so geschrieben – eben mit einem Schmunzeln, einem Augenzwinkern. Sie passen einfach gut in die Handlung und machen beim Lesen Spaß. So ist es auch mit den Sprüchen und dem schwarzen Humor. Alles wohl dosiert, an der richtigen Stelle und damit genau nach meinem Geschmack.

Durch die Rückblenden, die einen angenehm kleinen Teil der Story einnehmen, wird der Leser ins Bild gesetzt. So erklären sich die Zusammenhänge nach und nach und ein klares Bild entsteht. Der Aufbau ist meiner Meinung nach absolut gelungen.

Insgesamt überraschend gut und mir vier Sterne wert!