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Veröffentlicht am 04.06.2019

13 Gründe – Abrechnung oder Beichte?

Tote Mädchen lügen nicht
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Clay bekommt ein Päckchen mit 13 Kassetten. Kassetten! Wer nutzt heute denn noch sowas? Als er dann die erste Kassette einlegt, hört er Hannahs Stimme. Das wäre an sich kein Grund zur Aufregung, doch Hannah ...

Clay bekommt ein Päckchen mit 13 Kassetten. Kassetten! Wer nutzt heute denn noch sowas? Als er dann die erste Kassette einlegt, hört er Hannahs Stimme. Das wäre an sich kein Grund zur Aufregung, doch Hannah ist eine ehemalige Mitschülerin, in die Clay verliebt war und die sich vor zwei Wochen das Leben genommen hat. Auf den Kassetten soll zu finden sein, wie es dazu kam …

Der Stil dieses Hörbuches ist ganz besonders und sehr gut gemacht. Robert Stadlober transportiert mit seiner Stimme und der Art, wie er liest, sehr gut, wie es einem Teenager in dieser Situation gehen muss, zumal Clay von Hannah zurückgewiesen wurde, ihr nie Böses wollte und sie seine Hilfe und sogar Gespräche abgelehnt hat. Dass er zu den Personen gehört, die diese Kassetten hören müssen, als eine Art Strafe quasi, verbessert seinen Seelenzustand nicht wirklich.

Shandra Schadt liest Hannahs Part. Es ist sehr schön gemacht, wie immer wieder zu hören ist, wie Kassetten eingelegt, umgedreht, gestartet, gestoppt werden. Die Fröhlichkeit in Shandras/Hannahs Stimme ist befremdlich, macht insgesamt aber schon Sinn. Was sie zu sagen hat, klingt zunächst ganz normal – Teenagererlebnisse eben. Insgesamt entsteht aber ein Bild, das gar nicht schön ist. Und, zumindest in meinen Augen, nicht nur die anderen, sondern auch Hannah selbst nicht im allerbesten Licht dastehen lässt.

Während Clay eine Kassette nach der anderen hört, will er auch wissen, wer sie noch zu hören bekam. Und er will diese Personen treffen, sie konfrontieren, sehen, was das Hören bewirkt hat.

So ergibt am Ende alles ein völlig anderes Bild, als man erwartet hat. Aus Opfern werden Täter, aus schwarz wird weiß, aus Verzweiflung wird Schuld. Einem „gesunden“ Menschen wird es schwer fallen, Hannahs Gedanken nachzuvollziehen. Auch ich habe immer wieder „aber …“ gedacht. Nur leider sind Depressionen nicht rational und so handeln labile Menschen eben anders, als es gefestigte Menschen tun würden.

Die Themen Mobbing, sexuelle Übergriffe, Pubertät, psychische Labilität, Hilflosigkeit, falsche Eitelkeit und vieles mehr werden hier mehr oder weniger intensiv behandelt. Dass Selbstmord keine Lösung, kein Ausweg ist, wird nicht gesagt, aber deutlich klar gemacht. Eine Lösung gibt es dafür nicht – eigentlich ist die Aussage, dass nichts so ist, wie es scheint und Kettenreaktionen unberechenbar sind.

Verwirrend, düster, dennoch gut. Denn das Buch hat das Potenzial, Teenager über sich und andere nachdenken zu lassen und zu sehen, dass scheinbar harmlose Scherze in Kombination mit gewissen Ereignissen fatale Folgen haben können und Suizid nie eine Lösung ist – weder als Flucht noch als Selbstbestrafung.

Nicht perfekt, aber ein sehr gutes Jugendbuch. Von mir gibt es vier Sterne.

Veröffentlicht am 22.05.2019

Nicht nur für Wassermänner und Nixen!

Der Swimmingpool in der Fotografie
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Zwar schwimme ich nicht besonders gut, aber sehr gerne. Ich halte mich im Element Wasser einfach gerne auf, bewege mich gerne darin. Und das lieber in einem Schwimmbad, als in Baggersee. Ans Meer komme ...

Zwar schwimme ich nicht besonders gut, aber sehr gerne. Ich halte mich im Element Wasser einfach gerne auf, bewege mich gerne darin. Und das lieber in einem Schwimmbad, als in Baggersee. Ans Meer komme ich zu selten! Da liegt es nahe, dass man bei einem Bildband über Schwimmbäder neugierig wird und darin versinkt.

Nein, Schwimmbad ist nicht gleich Schwimmbad und dabei spreche ich gar nicht von den privaten Pools. Es ist faszinierend, wie wichtig und beliebt Pools schon seit jeher sind und waren. Schade finde ich, dass nicht mehr Pools aus der Antike abgelichtet wurden. Da es sogar ein wunderschöner Lost Place mit Schwimmbad ins Buch fand, hätten auch Ruinen von Badeanstalten, Schwimmbecken, Badebecken oder ähnlichem schön ins Buch gepasst.

Aber auch so sind unzählige interessante Fotos ins Buch gekommen. Mal liegt der Fokus auf dem Pool selbst, mal auf den Leuten, mal auf der Bekleidung, mal auf der Bewegung – es ist herrlich, wie vielseitig das Thema angegangen worden ist.

Die Zusammenstellung der Bilder ist sehr gelungen. Hier hat man eine kleine Zeitreise geschaffen, die zeigt, wie viele Unterschiede, aber auch Parallelen es von „damals“ zu „heute“ gibt. Auch die gute alte Bademütze ist herrlich ins Bild gesetzt worden und besonders witzig finde ich, dass Johnny Weissmüller als einziger Schuhe und Socken trägt …!

Ein sehr schöner Bildband, dem gerne noch weitere Bände mit Fotografien von Pools und Schwimmern folgen dürfen. Ich gebe vier Sterne.

Veröffentlicht am 30.04.2019

Unterhaltsam ein bisschen schlauer werden

Elementar
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Chemie ist rings um uns und begleitet uns unser ganzes Leben lang. In der Schulzeit kämpfen die meisten von uns ganz gewaltig mit ihr – in Form des Unterrichtsfaches. Fast nur Jungs hatten wirkliches Interesse ...

Chemie ist rings um uns und begleitet uns unser ganzes Leben lang. In der Schulzeit kämpfen die meisten von uns ganz gewaltig mit ihr – in Form des Unterrichtsfaches. Fast nur Jungs hatten wirkliches Interesse daran zu meiner Schulzeit. Und bei mir kam das echte Interesse erst im Erwachsenenalter. Ich finde Chemie wirklich faszinierend, aber man kann nicht einfach mittendrin starten, man muss sich herantasten.

Genau da ist dieses Buch ideal. Tim James erzählt sehr gut verständlich über die Entdeckungen der Elemente, über erste Experimente, über die Geschichte der Chemie und wo sie uns immer wieder direkt begegnet, was sie mit uns macht und was wir ohne sie machen würden. Unterhaltsam und informativ, steigert es das Interesse an Chemie enorm. Weiterführende Lektüre findet sich dann von allein, wenn man dranbleiben möchte.

Mir gefällt, wie Tim James ganz bodenständig und humorvoll erklären kann und nicht den Chemie-Professor heraushängen lässt. Sein Werdegang ist sehr interessant und seine Art, dem Leser „die Welt“ zu erklären, sehr sympathisch und tatsächlich lehrreich. Wer ein wenig Ahnung hat, das Periodensystem jahrelang in der Schule anstarren durfte oder spätestens nach der Lektüre des Buches – wird erkennen, dass der Humor schon beim Titel beginnt. Preisfrage: Welches der dort aufgeführten Elemente gibt es wirklich, welches nicht? Mir gefallen solche Spielereien und sie bleiben im Gedächtnis haften.

Das Buch vermittelt – schon aufgrund seiner relativ geringen Seitenzahl – nicht das komplette Wissen rund um die Chemie. Das will es gar nicht. Es will zeigen, wie Chemie uns tagtäglich begegnet und Neugier wecken. Es ist ein bisschen wie „Die Sendung mit der Maus“ oder „Galileo“. Noch mehr aufgelockert wird das Ganze mit gelegentlich eingestreuten kleinen Grafiken im Stile von Sketch-Notes.

Das einzige, das mir total im Buch fehlt, ist tatsächlich das Periodensystem. Ich hätte es wichtig gefunden, dies im Buch abzubilden, möglichst noch als ausklappbare Schautafel. Ansonsten finde ich es für Chemie-Anfänger und Menschen, die sich einfach mal ein bisschen informieren möchten, sehr gelungen. Das gibt dann von mir vier Sterne.

Veröffentlicht am 18.04.2019

Revenge

Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem. (Golden Cage 1)
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Für die Außenstehenden sind Faye und Jack das Traumpaar schlechthin. Schön, reich, glücklich – sie haben alles, auch eine entzückende Tochter. Jack ist jedoch nicht der Traummann, für den alle ihn halten. ...

Für die Außenstehenden sind Faye und Jack das Traumpaar schlechthin. Schön, reich, glücklich – sie haben alles, auch eine entzückende Tochter. Jack ist jedoch nicht der Traummann, für den alle ihn halten. Faye versucht verzweifelt, ihm zu gefallen, ihm alles recht zu machen, aber nichts ist gut genug. Jack fühlt sich überlegen, doch er kennt Fayes Geheimnis nicht …

Die Falck-Hedström-Krimis der Autorin konnten mich nicht überzeugen. Dennoch oder gerade deshalb wollte ich sehen, ob sie das Zeug hat, mich mit einem Thriller zu packen. Der Anfang zog sich für meinen Geschmack sehr. Faye ist nicht sehr sympathisch, auch wenn sie mein Mitleid erregt. Durch das Devote stößt sie mich aber auch wieder ab. Und ich muss sagen – wenn man das Ende kennt, passt der Anfang noch weniger.

Vieles im Thriller ist vorhersehbar. Auch der „Knall-Effekt“ am Ende war mir ab einem gewissen Punkt recht klar und so hat er dann nicht so gut gewirkt und mich auch ein bisschen enttäuscht. Aber einige Ideen gefielen mir doch richtig gut. Fest steht, dass mir dieser Thriller sehr viel besser gefällt, als ihre Krimis. Der Stil ist raffiniert. Die Rückblenden sind in der Ich-Form geschrieben, die Gegenwart-Szenen im Stil des allwissenden Erzählers. Nach und nach kommt man dem dunklen Geheimnis von Faye auf die Schliche und ahnt, dass Jack seine Überheblichkeit teuer bezahlen werden muss.

Der Mittelteil ist energiegeladen, ebenso Faye in dieser Zeit. Der letzte Teil wird durch ein paar zusätzliche Handlungsstränge, die packend sind, aber nichts zur Story beitragen, ein wenig gestreckt. Dennoch liest sich das gut. Der eigentliche Show-Down mag ein bisschen billig sein, aber irgendwie gefällt er mir dennoch, auch wenn ich ihn längst ahnte. Doch, wie bereits gesagt, passt der Anfang nicht zum Ende, schon gar nicht, weil man da Dinge über Faye weiß, die noch unverständlicher machen, was sie sich gefallen ließ und worauf sie reinfiel.

Das klingt nun nach großer Enttäuschung. Seltsamerweise bin ich aber gar nicht so sehr enttäuscht. Ich bin sogar positiv überrascht, dass Frau Läckberg doch etwas kann. Ich sehe Steigerungspotenzial, aber habe tatsächlich Lust, weitere Thriller von ihr zu lesen. Schön in sich abgeschlossen, ohne Serie. Die Welt des Marketings, der Strategien, der Großen – die hat sie schön aufgebaut. Auch das Umfeld von Faye, ihre Beziehung zu ihrer Tochter, ihre Stärke für andere. Ich mag Faye zwar noch immer nicht, aber ich respektiere ihre Gerissenheit.

Deshalb gebe ich trotz aller Kritik vier Sterne. Der Titel ist aber Murks – in einem goldenen Käfig saß Faye definitiv nicht einen Tag!

Veröffentlicht am 13.04.2019

Yin und Yang

Nach dem Tod gleich links
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Else, glücklich geschieden, Kuhfleckenfan, eierlikörpralinensüchtig, unsterblich (tja …!) in den Schlagerstar Bernhard Bardensiehl verliebt, wird Zeugin, wie eben dieser kopfüber dem sicheren Tod entgegenstürzt. ...

Else, glücklich geschieden, Kuhfleckenfan, eierlikörpralinensüchtig, unsterblich (tja …!) in den Schlagerstar Bernhard Bardensiehl verliebt, wird Zeugin, wie eben dieser kopfüber dem sicheren Tod entgegenstürzt. Mutig und mit der Kraft der grenzenlosen Liebe stellt sich Else wortwörtlich dem Tod in den Weg …

Dieses Buch steckt voller humoriger Szenen, die aberwitzig, aber passend sind. Anna Buchwinkel bedient sich dabei eines Erzählstils, der den Erzähler eine etwas märchenhafte Sprache nutzen lässt. So nimmt man nichts als bierernst und rechnet an jeder Stelle mit den nächsten witzigen Vorfall. Der kommt auch, immer wieder, immer wieder neu und erfrischend. Nichts ist abgekupfert oder abgedroschen. Dennoch ist es insgesamt vielleicht doch eine Prise zu viel des Guten. Zumindest hat sich bei mir das gegen Ende arg abgeschliffen und bin ich anfangs durch Buch geradezu geflogen, wurde ich zum Ende hin beim Lesen immer langsamer und schaffte immer nur wenige Seiten.

Dennoch – hier stecken nicht nur Albernheiten drin, sondern auch ganz viele schlaue, mutige und vielleicht sogar philosophische Gedanken, besonders zum Thema Tod, aber auch zum Thema Liebe. Was machen wir, wenn wir den Tod besiegen? Wo fängt Liebe an und wo macht sie überhaupt Sinn? Sind Liebe und Tod widersprüchlich? Zudem „sammelt“ Else im Lauf der Geschichte viele außergewöhnliche Menschen geradezu ein, die sie begleiten und denen sie auf ihre ganz spezielle Weise eine Hilfe ist – geplant oder ungeplant, absichtlich oder unabsichtlich, bewusst oder unbewusst. Dieser Dreh erlaubt es der Autorin, so ganz nebenbei noch viele weitere Themen anzuschneiden oder auch zu vertiefen.

In wunderbaren Szenen lässt die Autorin die Tode in Person eine Gewerkschaft gründen und Wahlen veranstalten, einen kleinen eigenen Staat sozusagen gründen. Auch ein Mörder treibt hier sein Unwesen und macht Else und ihren Freunden, aber auch den Toden ganz schön zu schaffen.

Insgesamt passiert richtig viel in diesem Buch und wer gerne lacht, der ist hier richtig. Ein bisschen im Stil von Sebastian Niedlich, aber doch eine Nuance darunter, ist das Buch genau richtig fürs Abschalten nach einem stressigen Tag. Von mir gibt es vier Sterne.