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Veröffentlicht am 01.02.2017

Nicht ganz so stark wie Band 1

Witch Hunter - Herz aus Dunkelheit
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Ein großer Pluspunkt, der mich schon auf den ersten Seiten wieder begeistern konnte, war die dichte Atmosphäre, die mich auch schon im ersten Band leicht fesseln und konstant durchs Buch tragen konnte. ...

Ein großer Pluspunkt, der mich schon auf den ersten Seiten wieder begeistern konnte, war die dichte Atmosphäre, die mich auch schon im ersten Band leicht fesseln und konstant durchs Buch tragen konnte. Virginia Boecker schafft es mit ihrem Schreibstil, der Sprache und feinen Details immer wieder lebhafte Bilder vor das innere Auge zu zaubern. Besonders in dem Genre kein schlechtes Attribut.

Im zweiten Band Witch Hunter – Herz aus Dunkelheit ist der Name Programm. Wer allerdings glaubt, dass es sich hierbei um Elizabeths Herz handelt, der irrt. Tatsächlich handelt es sich um das Herz von John. Es ist kaum möglich diesen Umstand ohne Spoiler zu beschreiben. So viel sei allerdings gesagt, Achtung, Spoiler!, wer den ersten Band schon gelesen hat, weiß, dass Elizabeth ihr Stigma auf John überträgt, damit sie ihn vor dem Tod bewahren kann. Eben dieses Stigma bedeutet aber eine immense Bürde, wie Elizabeth schon bald an John feststellt.

Und das ist der Punkt, wo das Buch merklich nachlässt, der mich als Leserin wenig gepackt, sondern mehr irritiert und auch etwas genervt hat. Die Autorin schafft es mit diesem Stigma John in einen kalten, sehr harten Charakter zu verwandeln, der aber dennoch keine Konstante kennt. Immer wieder blitzen Szenen mit ihm auf, wo ersichtlich ist, wie sehr Elizabeth und er miteinander verbandelt sind. Und dass dieser Charme, dieser fürsorgliche und doch sehr starke Wesenzug seines Charakters, in ihm ruht. Leider hat sich das auch nicht als Charakterentwicklung entpuppt, denn an anderer Stelle war wieder alles sehr schnell gut, oder wieder überdramatisch schlecht, so dass es mehr wie schriftstellerische Launen daherkam. Ich habe am Schluss John diese Bösartigkeit nicht abgekauft. Sie ging so schnell, wie sie kam und einen tieferen Sinn dahinter suche ich noch immer vergebens.

Das einzige was diese Dunkelheit tatsächlich mit der Geschichte macht, ist, dass da zwischen Elizabeth und John ein Streit, eine Distanz, wächst. Das traute Liebespaar entzweit. Ganz nett um in liebestechnischen Dingen Spannung zu erzeugen. Doch ehrlich? Das hat das Buch nicht in ein besseres Licht gestellt.

Wenn wir auch schon bei der eher schwachen Charakterumsetzung sind: Elizabeth war im ersten Band so eine starke und taffe junge Frau. Die zwar in ihrem Kern ein Herz hatte, aber nie dumm oder naiv wirkte. In diesem Band hingegen kam dieses ursprüngliche Wesen von Elizabeth so selten durch. Zu Beginn dachte ich mir noch, dass diese Entwicklung auch schön sein kann für Elizabeth, jetzt, da sie ja John hat und mit der Liebe eine zarte, eine feminine Seite in ihr erblüht.

Doch mit einem Seitenblick auf die Handlung, auf den gesamten Verlauf der Geschichte, ist das kein Wesenszug der sie ergänzt. Es wirkte manchmal in der Konstellation so, dass John und Elizabeth einfach die Rollen getauscht hätten. Das allein an den Besitz des Stigma festzumachen ist sehr plump gelöst und ich denke nicht, dass das auch die eigentliche Absicht der Autorin war. Zudem es Elizabeth eigentlich dank ihres antrainierten Bewusstseins und ihrem kühlen Verstand oftmals in Situationen besser wissen sollte und tut, aber trotzdem anders handelt.

Außerdem ist es unglaublich schade, dass sich die Geschichte gefühlt nur um John und Elizabeth dreht, die irgendwie durch die verschobenen Machtverhältnisse einen Zwist austragen, der total unnötig ist und auch viel zu viel Raum bekommt. Ähnliches gilt für die ausschweifende Kriegsvorbereitung, die zeitweilig sehr langatmig war. Im ersten Band fand ich es noch außergewöhnlich erfrischend, dass der Fokus wirklich auf Elizabeth lag, die versucht hinter die Geheimnisse von Perevil und später Blackwell zu kommen. Das die Magie immer irgendwie präsent war und die vielen Schauplatzwechsel dem Leser ein vielseitiges und buntes Bild von dieser Welt gegeben haben. Die Liebesgeschichte, die sich da mit John abzeichnete, stand null im Fokus. War Beiwerk. Nett anzusehen, aber nicht notwendig.

In Witch Hunter – Herz aus Dunkelheit sind all die erwähnten Dinge um 180 Grad gedreht und fühlen sich leicht fremdartig und sperrig an. Viel mehr Liebe, weniger Fokus auf die Handlung selbst, diese Welt oder die Bedrohung dieser. Gegen Ende hat die Autorin nochmal versucht alles zu geben, da kehrten auch wieder Elizabeth und John zu ihren eigentlichen Charakteren zurück, die Spannung war da, aber da war der größte Teil des Kuchens schon gegessen und hatte Bauchschmerzen verursacht.

Nach dem unmittelbaren Lesen fand ich das Buch wirklich gut. Es hat trotz all dieser Makel Spaß gemacht zu lesen. Allerdings mit etwas Abstand muss ich leider gestehen, dass es doch schwächer und blasser ist als der erste Band. Was wirklich sehr schade ist. Vielleicht sind die Erwartungen zu hoch gewesen? Denn inhaltlich kann Witch Hunter – Herz aus Dunkelheit nicht mit dem ersten Band mithalten.


Fazit
Das alles klingt natürlich sehr negativ. Ich möchte allerdings an dieser Stelle noch kurz hervorheben, wie schön ich insgesamt die Welt, in der diese Geschichte spielte, fand. Leicht urig, sehr ursprünglich, ein Hauch Magie und voller Farbe. Die Autorin ist wirklich gut darin Atmosphäre zu erschaffen. Aber in Witch Hunter – Herz aus Dunkelheit liegen einige Defizite im Bereich Handlungsverlauf und Charakterentwicklung und -authentizität vor. Das Finale dieser Dilogie hat mich schon etwas enttäuscht. Da hat selbst das sehr spannende Ende nicht mehr wirklich am Gesamteindruck rütteln können.

Veröffentlicht am 29.12.2016

Doch enttäuschend

Das Geheimnis der Schwimmerin
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Ich hatte mich auf das Buch Das Geheimnis der Schwimmerin von Erika Swyler sehr gefreut. Der Klappentext versprach Spannung, eine ordentliche Portion Mysterium und eine ganz besondere Geschichte und Atmosphäre.

Mit ...

Ich hatte mich auf das Buch Das Geheimnis der Schwimmerin von Erika Swyler sehr gefreut. Der Klappentext versprach Spannung, eine ordentliche Portion Mysterium und eine ganz besondere Geschichte und Atmosphäre.

Mit eben diesem Gefühl und den Erwartungen bin ich in die Story eingestiegen. Zu Beginn hat mich das Buch auch nicht enttäuscht, was das angeht. Die Sprache, der Schreibstil ist gut. Nicht wirklich anspruchsvoll, aber leicht zu lesen und ja, auch angenehm. Doch im weiteren Verlauf der Geschichte, besonders ab dem letzten Drittel ließ erwähntes nach. Langsam versiegte und stagnierte die Spannung und die Atmosphäre. Und on top kam eine Vorhersehbarkeit, die sich erst beim Lesen offenbart.

Vor einer Weile schon ist mir die Geschichte im Vorschauprogramm des Limes Verlags aufgefallen und nachdem ich Runa aus dem gleichen Verlag gelesen hab und es auch so etwas schwammig, mysteriös klang, war ich wieder in Stimmung für so eine Geschichte. Denn damals war ich am Schluss begeistert von Runa. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass so im Bloggerumfeld nur wenige weitere das Buch auf dem Schirm haben und ich deswegen mir ganz eigen eine Meinung dazu bilden kann. Wie ich gerade schon erwähnte, hatte ich das Buch so ein bisschen (trotz eines komplett unterschiedlichen Settings, einer anderen Geschichte und Autorin) mit Runa in Verbindung gebracht. Anfangs sah ich mich sogar in dem Gefühl dazu bestätigt.

Das Geheimnis der Schwimmerin beginnt düster, mysteriös und irgendwie so undurchsichtig, dass ich hier und da wieder diese ganz leichte und unterschwellige Beklemmung gespürt habe. Und das passt zu dem Buch. Obwohl es auch anfangs irgendwie idyllisch, ruhig und irgendwie urig wirkt. Es ist so ein kleines Potpourri an kontrastreichen Akzentuierungen. Da ist eben dieses Mysteriöse, dann das Idyllische, etwas Spiritualität und auch ganz normale Alltags- und Familiengeschichten.

Dieser Kontrast im Inhalt spiegelt sich ganz deutlich in den zwei Handlungssträngen wider, die man als Leser, durch multiple Perspektiven, erlebt. Da ist zum einen Simon, der seit gefühlt Ewigkeiten, allein in seinem Elternhaus lebt, was aber mehr einer Ruine als einem Heim gleicht. Er hat kein Geld um das alles in Schuss zu halten, denn sein Job in der städtischen Bibliothek gibt auch nur das Nötigste her. Seine Schwester tingelt mit einem Zirkus durchs Land, um mit Tarotkarten und Wahrsagerei ihre Brötchen zu verdienen; und mit Glück sehen sich die Geschwister auch hin und wieder, wenn sie in der Nähe ist. Die beiden eint ein schwieriges Schicksal, denn ihre Mutter nahm sich vor Jahren das Leben und seitdem scheint alles den Bach herunterzugehen.

Auf der anderen Seite haben wir den Jungen Wilden. Anfangs ist er Namenlos, dann stößt auf einen Wanderzirkus und bekommt dort letztendlich seinen Namen. Amos. Um Amos herum kommt auch die größte mysteriöse Atmosphäre auf. Denn seine Sicht der Geschichte beginnt schon so geheimnisvoll. Er ist stumm, wurde aus seinem Zuhause verjagt und scheint sich, wie auch immer das real oder eben nicht möglich ist, sich unsichtbar machen zu können. Er streift durch die Wälder in seiner Einsamkeit und findet in diesem Zirkus seine Familie. Vor allem der Direktor Peabody oder die Wahrsagerin Ryschkowa nehmen so ein wenig die Zieheltern-Funktion ein.

Doch damit nicht genug. Diese beiden Handlungsstränge erzählen sich in verschiedenen Zeiten. Simon lebt sozusagen in der Gegenwart, Amos in der Vergangenheit. So erlebt der Leser eine bunte, schillernde Zirkusgeschichte, die aber auch mysteriös und gefährlich zu sein scheint; und daneben auch eine sehr ruhige, familiäre und doch geheimnisvolle Geschichte aus der Gegenwart. Man muss nicht besonders schlau sein, um hier zu erkennen, dass beide Handlungsstränge irgendwann im Verlauf miteinander verknüpft werden. Die Gemeinsamkeit durch das Wahrsagen und das Leben im Zirkus ist unübersehbar. Wie genau diese beiden Geschichten miteinander verwebt sind, werde ich hier natürlich nicht weiter ausführen. Trotzdem möchte ich mein Lob dazu aussprechen, dass es der Autorin so gut gelungen ist, die Geschichten auf so besondere Art zu verknüpfen.

Und doch hatte ich das Gefühl, dass ein Handlungsstrang irgendwie locker wegbleiben könnte. Nämlich der von Simon. Dass Simon so seinen Part macht, gibt der Geschichte einen kleinen Kick, wie es in der Gegenwart ausschaut. Aber das Drumherum um Simon, seine Beweggründe seine Schwester vor einem weiteren Selbstmord in der Familie (siehe Klappentext) zu bewahren, ist so blass gegenüber der Geschichte von Amos. Amos‘ Geschichte wirkt um Trilliarden Male schillernder, mysteriöser und fesselnder, als das bei Simon je hätte sein können. Ich habe jede Seite in der Erzählung von Amos genossen. Es hatte eine stimmige und dichte Atmosphäre, die den Leser packt und bannt. Simons Erzählungen hingegen waren lasch. Blass. Unspektakulär. So sehr sich die Autorin an gewissen Stellen um Spannung bemüht hat. Das liegt vielleicht auch an der Natur von Simon, die dem Leser als sehr ruhig, introvertiert und ja, ein bisschen melancholisch, fast depressiv, erscheint. Ich hatte auch das Gefühl, dass Simon generell sehr viele Baustellen hat, und man in seiner Erzählung mit den Problemen, mit denen er so kämpft, kaum hinterherkommt.

Im Nachhinein habe ich den Eindruck, dass Das Geheimnis der Schwimmerin selbst in sich beim Lesen schon stimmig und unterhaltend ist, aber man in dieser Blase zwischen Buch und Leser sein muss, damit man es mag. Damit das für einen stimmt. Sobald man diese Blase verlässt, drüber nachdenkt, das Gelesene wirken lässt, hat das Buch so ein paar atmosphärische Löcher, zu ruhige Parts, die einfach auch weg können. Die nicht spannend sind, die fast schon zu ruhig sind und eigentlich nicht viel mit der Geschichte machen, außer ihr ein paar weitere Seiten zu schenken.

Klar, das Gesamtpaket ist sehr interessant, weil man als Leser doch auf die Auflösung von allem hinfiebert. Aber als Leser muss man z. B. die Mitte der Geschichte schon durchwaten, damit man diese Belohnung bekommt. Und das ist mir nicht immer leicht gefallen. Obwohl ich die Parts von Amos so sehr mochte. Schließlich sollte der Handlungsstrang von Amos nur den von Simon unterstützen, nicht andersherum.


Fazit

Das Geheimnis der Schwimmerin von Erika Swyler hatte einen guten Start, überzeugte mit Spannung, Mystery und einer dichten Atmosphäre. Zum Ende hin löste sich all das aber in Wohlgefallen auf. Deswegen kann ich es leider nur um des Lesens willen und einer besonderen Zirkusgeschichte, die sich in diesem Buch finden lässt, empfehlen. Darüber hinaus empfand ich es doch als zu unspektakulär und wurde in meinen Erwartungen nicht bestätigt.

Veröffentlicht am 22.12.2016

Großartiges, gefühlvolles Jugendbuch

Ich gebe dir die Sonne
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Ich habe null Erwartungen an das Buch gehabt, als ich das erste Mal davon gehört habe. Ich habe null Erwartungen gehabt, als Anna von Ink of Books das Buch weg inhaliert hat und mit Begeisterungskonfetti ...

Ich habe null Erwartungen an das Buch gehabt, als ich das erste Mal davon gehört habe. Ich habe null Erwartungen gehabt, als Anna von Ink of Books das Buch weg inhaliert hat und mit Begeisterungskonfetti um sich geschmissen hat. Deswegen ist es umso schöner, wenn man dann von einem Buch trotz der gehypten Stimmung um einen herum mitgerissen, entführt und beseelt wird, wie es halt hier der Fall war. Wenn es dich auf eine ganz eigene Art mitnimmt und begeistert.

Ich gebe dir die Sonne von Jandy Nelson ist mir schon vor Monaten im Vorschauprogramm vom cbt Verlag aufgefallen. Später, als ich dann meine Wunschliste etwas sortiert habe, fiel das Buch tatsächlich raus. Ich weiß sogar nicht mehr wirklich warum. Es schien mir laut Klappentext etwas zu jung, etwas zu leicht. Tja. Und eben das ist es auch. Aber ohne das „zu“. Gleichzeitig ist es das aber nicht. Überraschenderweise ist es sehr tiefgründig, zwischenmenschlich, empathisch und vielfältig.

Die Geschichte fängt leicht, sehr interessant an. Da ist dieses Geschwisterpaar. Noah und Jude. Zwillinge obendrein. Aber zweieiig und unterschiedlich wie die Sonne und der Mond. Wie Tag und Nacht. Sie teilen die Welt untereinander auf, das ist ihr Ding, und dieses Ding ist auf eine Metaebene so grandios gewählt, um diese Beziehung zwischen Noah und Jude zu beschreiben, ja, vielleicht irgendwie zu fassen zu bekommen. Die beiden sind zu Beginn der Geschichte erst junge 13 Jahre alt. Also gerade in den ersten schlimmen Zügen der Pubertät und das schlägt sich auch in der Sprache nieder. Was definitiv nicht schlecht war. Denn so entstanden witzige Worte, urkomische Dialoge und Situationen, die einen selbst ein wenig in Verlegenheit bringen. Und dazwischen ist alles so unfassbar schön beschrieben. So eindringlich und voller Leben, auch wenn der Tod in diesem Buch eine nicht unwesentliche Rolle spielt.

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, wie ich anfangen soll, Jandy Nelsons Schreibstil in Worte zu fassen. Er ist für viele etwas speziell, aber ich liebe das. Er ist bunt, er ist metaphorisch as hell, kreativ, lebendig und so voller Esprit und Originialität. Und Witz! So viel Witz! In jedem Wort, in jedem inhaltlichen Fitzelchen an Kontext, sprüht die Künstlerader von Noah und Jude, den beiden Protagonisten, mit. Jeder der ein Mikrokubikzentimeter Kreativität in sich schlagen spürt, wird in diesem Buch in seiner Form, in dem wie die Kreativität dort beschrieben wird und ihren Stellenwert bezieht, ein großes Jaaaa! wiederfinden.

Unabhängig von dem Inhalt, den Charakteren oder dem Verlauf der Geschichte, spürt man, dass Kunst und Kreatives Schaffen das zentrale Thema ist. Die Leidenschaft die man dafür verspürt. Aber auch den Zweifel, manchmal den Hass. Manche Szenen, in denen Noah und Jude, jeder für sich, kreativ arbeiten, haben mich einfach nur aufgrund ihrer Intensität berührt. Durch das was Kreativität schaffen kann. Am Menschen selbst, der sie ausübt. Ich verheddere mich hier in Worte, aber ich krieg es kaum gekettet, meine unfassbare Bewunderung und Begeisterung dafür niederzuschreiben.

Doch kommen wir wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Ich bin von dem Buch begeistert. Ich habe es verschlungen, geliebt und bin instant Fan von der Autorin geworden. Die Geschichte ist fesselnd, nie langweilig, hat ihre Ups and Downs durch die Erlebnisse von Noah und Jude. Und dazu kommen noch Wendungen, die ich so nicht geahnt oder erwartet hätte. Das ist großartig. Man fängt dieses Buch an und weiß eigentlich nicht, wo das alles enden soll.

Als Leser finden wir uns abwechselnd in Noahs oder Judes Kopf wieder. Dazu begleiten wir sie aber nicht nur als 13-jährige Teens, wir bekommen in Rückblenden und auch in der Gegenwartserzählung reifere, ältere Zwillinge zu Gesicht. Und die Erlebnisse dorthin sind vielfältig. Ich mag natürlich nicht wieder zu viel vorweg nehmen, deswegen orientiere ich mich da ein wenig am Klappentext. Es ist bekannt, dass sich die beiden durch ein Ereignis entfremdet haben. Man mag erstmal nicht glauben, dass sowas überhaupt bei Zwillingen geht. Aber hier ging es. Und es war authentisch.

Daneben finden wir – ich will nicht sagen standard-pübertäre Themen – aber ähnliches. Da ist zum Beispiel die Homosexualität von Noah. Der natürlich noch ein bisschen damit hadert das öffentlich zu machen und so seine Unsicherheiten bei dieser Geschichte mit sich trägt. Vor allem als er Brian kennenlernt und alles einfach wunderbar, wie auch schrecklich für Noah wird. Und Jude, die mir anfangs so gar nicht wirklich gefallen wollte, weil sie zickig, ungestüm und irgendwie kalt wirkte. Ich wollte es kaum glauben, aber später war es für einen Moment anders herum. Ich fand Jude großartig und Noah schrecklich distanziert. Wenn man aber in der Geschichte drin ist und alles weiterverfolgt, erklärt sich alles. Es gibt für mich am Schluss nicht irgendwas, was ich noch beantwortet haben möchte.

Ich gebe dir die Sonne ist ein junger Roman voller Leben und Liebe. In jede mögliche Richtung. Sei es die Liebe zum Bruder oder zur Schwester. Zu einem Kerl, egal ob man selbst einer ist oder ein Mädchen. Es geht um die Liebe zu den Eltern, zwischen den Eltern und Liebe die über den Tod hinaus geht. Die uns begleitet. Die auch über gewohnte Strukturen hinaus geht.

Die Geschichte ist nicht perfekt. Aber welche ist das schon? Auch Jandy Nelson hat trotz ihres eindrucksvollen Schreibstils und dieser wunderbaren Vielfältigkeit und Tiefe ihrer Charaktere hier und da kleine Schwächen. Da ist zum Beispiel dieses unfassbare Klischee von den Haarsträhnen, die dem Love-Interest ins Gesicht fallen, oder dass ein Junge plötzlich alles wieder okay macht und ein Mädchen ihren Jungen-Boykott für diesen Einen eben wieder aufgibt. Oder dieses schrecklich verträumte Dahinstarren und Sabbern, wenn die Hormonschleusen geflutet werden. Ja. Okay. Das ist nicht Jedermanns Ding. Aber alles andere, der Inhalt, die Entwicklung der Geschichte und die der Charaktere haben mich vom Buch überzeugt. Da mag ich dann über solche kleinen Dinge hinwegsehen.

Und zum Schluss möchte ich den Punkt betonen, der mir wirklich Tränen in die Augen gejagt hat. Die letzten zwei Sätze. Die waren perfekt. Haben das Buch abgerundet und eine positive Botschaft hinterlassen. Hach.


Fazit

Ich gebe dir die Sonne von Jandy Nelson ist wieder so ein Programmbuch. Da passt der Titel wie die Faust aufs Auge. Dieses Buch gibt dir die Sonne. Es gibt dir wunderbare Lesestunden, die unabhängig von der Zielgruppe und dem Alter, die Kreativität, die Kunst in ihrer Art honoriert. Die Umsetzung ist nicht immer perfekt, wird aber durch Botschaft und Verlauf der Geschichte wieder wett gemacht. Ich kann es nur empfehlen und hoffe, dass der eine oder andere von euch da draußen, diesem Buch eine Chance gibt.

Veröffentlicht am 10.12.2016

Hat mich nicht richtig überzeugt

Der letzte Stern
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Rick Yancey hat es vor Ewigkeiten und gefühlt mehr geschafft mich wieder an Dystopien glauben zu lassen. Als ich letztes Jahr Die 5. Welle las, war ich einfach geflashed! Ich fand diesen besonderen, sehr ...

Rick Yancey hat es vor Ewigkeiten und gefühlt mehr geschafft mich wieder an Dystopien glauben zu lassen. Als ich letztes Jahr Die 5. Welle las, war ich einfach geflashed! Ich fand diesen besonderen, sehr intelligenten, kühnen aber auch sehr spannenden und cineastischen Schreibstil großartig! Ich war von Cassie, als jungen Menschen, der sich allein durch die Pampa schlagen musste, um zu ihrem Bruder zu gelangen, beeindruckt. Ich war von der zarten Liebesgeschichte zwischen ihr und Evan Walker hin und hergerissen und das ganze Spektakel um die fünf Wellen und die Anderen hat das alles perfekt abgerundet.

Dann kam der obligatorische Mittelteil einer Reihe, der schwächer, irgendwie komischer und einfach anders war als der erste Band. Es ist schon traurig, aber ich erwarte bei Reihen mittlerweile echt wenig von dem zweiten bzw. mittleren Teil. Da findet oftmals eine Talfahrt statt, an die ich mich, wie gesagt, schon gewöhnt habe. Vielleicht liegt das an den Erwartungen vom ersten Band, vielleicht, weil der Mittelteil nie wirklich so das Glanzstück eines Romans oder einer Reihe ist, da Anfang und Ende oftmals die ausschlaggebenden Punkte einer Geschichte sind und dem Leser eher im Gedächtnis bleiben. Oder es liegt einfach daran, dass der Autor einfach Scheiße gebaut hat. Okay, manchmal liegt es auch an den Übersetzungen.

Der dritte und damit letzte Teil dieser Reihe von Rick Yancey, geläufig unter dem Titel Der letzte Stern, hat mich wieder ein wenig zwiegespalten. Ich hab das Buch extra mit Bea von Story of Bea lesen wollen, weil sie ein Yancey-Fan ist. Ihre Betrachtung und Reaktionen auf den Schreibstil von diesem Autoren haben mich auf gewisse Art und Weise fasziniert. Und zugegeben, ich wollte ein bisschen – nach meinem eher mittelmäßigen Eindruck vom zweiten Band Das unendliche Meer – mitgerissen werden. Aspekte entdecken, die mir in einem Solo beim Lesen vielleicht entgehen würden. Leider hat sich diese anfangs gestartete Leserunde etwas auseinanderentwickelt, wegen zeitlichen Gründen. Deswegen habe ich ab einen Punkt allein weiterlesen müssen. Das war so gegen Mitte des Buches. Und ab da verlor das Buch ein wenig seinen Glanz.

Doch von vorne.

Nachdem ich wie bereits erwähnt nur so mittelmäßige Erwartungen hatte, dank dem eher mauen zweiten Teil, war ich wirklich für alles offen. Hauptsache der Teil von Ringer würde nicht mehr so mammuthaft den größten Teil des Buches einnehmen. Das war nämlich einer der Punkte, die mich im letzten Band gestört hatten.

Nun gut. Hier kann ich Entwarnung geben. Ringer bekommt zwar ihre Parts in Der letzte Stern, keinen unwesentlichen, aber auch keinen, der mich großartig gestört hätte. Vielmehr hatte ich den Eindruck, dass sich Ringer wirklich so entwickelt, dass ich was mit ihr als Person anfangen konnte. Und dazwischen sind aber alle anderen, bemerkenswerterweise, untergegangen in der Entwicklung.

Das Buch schließt storymäßig natürlich wieder sehr zeitnah an das Ende vom vorherigen Band an. Wenn ihr also das Buch lesen möchtet, schaut euch zur Gedächtnisstütze den letzten Band nochmal an. Das hätte ich nämlich mal machen sollen. Denn ich hatte anfangs tatsächlich mal wieder die berühmten Schwierigkeiten reinzukommen, weil ich einfach nicht mehr genau wusste, was da alles passiert war. Jedenfalls nicht mehr im Detail. Ihr ahnt, da waren dicke Fragezeichen überm Kopp am Start und eine verwirrte Rebecca, die den Anschluss und Wink erstmal nicht gerafft hat.

Doch auch wenn man solche Momente hat, Rick Yancey macht das mit seinem Schreibstil einfach wett. Um es salopp zu sagen: Er hat’s druff! Mir haben besonders gut diese Akzente gefallen die er mit gewissen Szenen einbaut. Sie haben manchmal wie Schnittszenen aus Filmen gewirkt und dann macht es Kopf einfach BOOOM! und du hast Bild für Bild einzeln und zackig im Kopf. Das ist wirklich etwas, was ich bisher noch nicht so oft, großartig und auch intensiv erlebt habe. Weswegen das ein dickes Plus auf der Liste verdient.

Auch wenn ich noch ein paar Sachen habe, die ich kritisieren möchte, fange ich mit den guten Sachen an. Angefangen mit der Spannung und mit dem Reichtum an Action. Als Leser wird einem wirklich nicht sonderlich langweilig, denn Yancey bietet seinen Lesern im finalen Teil viele Szenen, in denen es wirklich aufs Ganze geht. In denen man merkt, wie ausgelaugt die Figuren Cassie, Zombie, Ringer oder Evan sind. Wie oft alle dem Tod von der Schippe springen, wie knapp es immer wieder ist, dass ihnen nicht alles um die Ohren fliegt.

Was mich aber besonders positiv überrascht hat und wahrscheinlich dem Buch irgendwie auch den Arsch rettet, ist, dass Yancey es mal wieder schafft, die Menschheit in seinen Facetten zu erkennen und diese nackig aufs Tablett zu legen. Er zaubert sentimentale, fast schon magische Momente indem er uns unsere Sterblichkeit, Verwundbarkeit und auch Idiotie vor Augen hält. Er zeigt auf, was Menschen zu Menschen macht, wie fragil dieses Bewusstsein für Empathie und Zivilisation ist, wie tief das Tier in uns schlummert und wie wir dieses, durch unseren Idealismus, der Suche nach Frieden und Harmonie, verleugnen. Und wie gefährlich eben das sein kann. Solche Gedanken und seien sie noch so subtil oder offensichtlich im Text untergebracht beeindrucken mich und heiße ich mit einem fetten Hallelujah willkommen.

Jetzt kommen wir aber zu den Punkten, die mir weniger gut gefallen haben. Hier komm ich nicht umhin u. U. etwas zu spoilern. Also wer das nicht lesen mag: Ab zum Fazit!

Es geht z. B. darum, wie es sich Rick Yancey in diesem Teil auch sehr einfach macht. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass er das Buch schrieb, als die 5. Welle schon als Film produziert wurde und deswegen so ein Auge für cineastische Dramatik und Vorhersehbarkeit entwickelt hat, aber eben genau das habe ich in Der letzte Stern gefunden. Gegen Ende musste ich hier und da einfach wirklich arg mit den Augen rollen, weil es so stereotyp Richtung konstruierte Dramatik für das alles vernichtende Finale ging.

Irgendwann hab ich mich sogar gefragt, ob ich aus Versehen das Script zu „Independence Day“ in den Händen halte. Was ja auch ein Kompliment sein kann, wenn man bedenkt, dass das ein echt geiler Film ist. Aber naja… das kennt man schon. Und es ist auch irgendwie so unkreativ. Wir finden da unnötigen Heldentum wieder, dramatische Szenen mit dem intergalaktischen Liebespaar und ein Yeah-Yeah-Episch-in-die-Ferne-Guck-Blick wieder mit Rauszoom-Faktor, der das alles so schön weichzeichnet für die Zukunft. Ende.


Fazit

So gut das Buch auch an seinen gewissen Stellen ist, ist es eben auch an manchen Stellen eher unkreativ. Konstruiert. Hollywood-Streifen-Mäßig. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das wirklich mag. Aber richtig scheiße finden tu es auch nicht. Was also bleibt, ist wieder so ein Mittelding. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich hätte keinen Spaß beim Lesen gehabt. Es macht Spaß. Es ist spannungs- und wendungsreich. Aber eben auch vorhersehbar und simpel und nicht so großartig wie einst der erste Teil. Das macht dann der Schreibstil von Rick Yancey auch nicht wieder gut und deswegen ist es ein Must-Read für die Fans und Leser der Reihe. Doch ehrlich gesagt ist es auch kein Buch, was ich für mein Leben unbedingt gelesen haben muss.

Veröffentlicht am 30.11.2016

Nicht ganz meinen Erwartungen entsprechend

Elias & Laia - Eine Fackel im Dunkel der Nacht
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Auf der Flucht vor den Fängen des Imperiums. Mit der Angst im Nacken, dass in jeder Sekunde die Kommandantin oder der Blutgreif Elias und Laia einholen und vor die Pforte des Todes stellen, reisen sie ...

Auf der Flucht vor den Fängen des Imperiums. Mit der Angst im Nacken, dass in jeder Sekunde die Kommandantin oder der Blutgreif Elias und Laia einholen und vor die Pforte des Todes stellen, reisen sie quer durchs Land, um die einzige Hoffnung auf einen Wandel zu retten. Laias Bruder Darin.

Nach dem überaus dramatischen Ende und mega Cliffhanger aus dem ersten Buch Elais und Laia – Die Herrschaft der Masken war es eigentlich nur eine logische Konsequenz, dass die Autorin Sabaa Tahir diese Geschichte weiterführt. Umso gespannter war ich natürlich, als es dann endlich hieß, dass es einen zweiten Teil gibt. Meine Meinung darüber, dass es jetzt ein Vierteiler werden soll, ist sehr durchwachsen. Bereits beim ersten Teil hatte ich hier und da so kleine Tiefen mit dem Erzählstil. In diesem zweiten Band war das wieder der Fall und nachdem ich das Buch nun ausgelesen habe, verspüre ich nicht so stark den Drang weiterlesen zu wollen, wie beim letzten Mal.

Ich habe damals Elias und Laia angefangen zu lesen, weil ich dachte, es wäre endlich mal eine fantastische, andere Geschichte, die eben auch im Einzelband besteht. Die Ernüchterung folgte kurz darauf beim Lesen. Aber jetzt zu wissen, dass diese ganze Welt, die Handlung über vier Bände gestreckt wird. Ich bin da eher gegen. Das ist wie eine richtig gute Rotweinsoße zu strecken. Mit Wasser. Irgendwann sind die Konzentration und der Geschmack so verwässert. Es schmeckt mehr nach Wasser als Rotwein, trägt aber immer noch den Titel.

Aber kommen wir zum Buch. Zu der Geschichte um Elias & Laia – Die Fackel im Dunkel der Nacht.

Dieser Band hätte kaum rasanter starten können. Von Sekunde Eins an platscht man ins Geschehen und kommt erst ca. 100 Seiten später dazu, einen tiefen Luftzug zu holen. Denn es ist hochgradig spannend. Das habe ich so nicht erwartet und dem entsprechend hat es mich mit voller Wucht mitgezogen. Wir begleiten Elias und Laia bei der Flucht aus Schwarzkliff und darüber hinaus über das halbe Land. Und immer wieder begegnen wir mit den beiden Widrigkeiten und überwinden Hindernisse. Manchmal glauben wir auch nur, wir hätten Hindernisse überwunden, um später eines besseren belehrt zu werden. Es ist großartig, wie Sabaa Tahir den Leser auf Fährten lockt, die mal so sicher sind, wie sie eben scheinen – und auch nicht.

Wer den ersten Band bereits kennt, weiß, dass Sabaa Tahir ihren Lesern keine geschönte Welt vorsetzt. Sie beschreibt wunderschön, aber eben auch eiskalt. Es gibt so manche Szenen, wo sie die Brutalität und Gewalt einer willkürlichen Diktatur mehr als offen beschreibt, die sich als so großen Kontrast zu dieser fast märchenhaften Exotik der Geschichte erweist. Ich bin ehrlich gesagt, noch immer ein wenig fasziniert, wie sie gleichzeitig leichte, magische Momente und Szenen und dazu diese sehr gewalttätigen, krassen Szenen in dieses Buch packen konnte. Ohne, dass sich das falsch anfühlt oder deplatziert wirkt.

Deplatziert habe ich mich als Leserin trotzdem hier und da gefühlt. Denn in dem Buch fehlt es gnadenlos an Rückblenden. Das muss man nicht missen, wenn man die Ereignisse und Verhältnisse noch vom ersten Band sehr gut im Kopf hat (z. B. durch das Lesen des ersten Bandes oder einige der letzten Kapitel, besonders wenn da so eine lange Pause wie bei mir – knapp ein Jahr – zwischen lag). Aus diesem Grund ist es auch sehr zu empfehlen mit Band eins tatsächlich anzufangen. Das Hintergrundwissen erleichtert einem enorm das Schritthalten mit der Handlung. Denn durch das sehr hohe Erzähltempo, welches fast durchweg das ganze Buch über trägt, bleiben kaum Pausen zum Innehalten. Wie bereits im ersten Band habe ich es nämlich so empfunden, dass diese Welt, die Umgebung, das ganze Setting so komplex wie vielfältig ist. Was absolut nicht negativ gemeint ist. Aber dadurch prasseln viele Eindrücke auf den Leser ein und dann noch der eigentlichen Handlung zu folgen, empfand ich manchmal dann doch als etwas ermüdend. An manchen Stellen hatte ich sogar das Gefühl, dass trotz der vielen Ereignisse wiederum auch nichts passiert. Bemerkenswerterweise fand ich die Aktionen und Entwicklungen der Protagonisten sogar fast noch ermüdender, obwohl die Autorin diesem Part mehr Raum gegeben hat im Vergleich zum ersten Band.

Und wenn ich mir als Leserin die Protagonisten ansehe, entdecke ich zweifellos eine Entwicklung. Die bei der einen Figur enorm ist, bei der anderen irgendwie leider rückschrittig.

Die Rede ist von Helena und Elias.
Helena, einst beste Freundin von Elias und derzeit Blutgreif und somit verlängerter Arm des Imperators, mausert sich ungemein in diesem Band. War sie mir im letzten Band irgendwie schrecklich unsympathisch und schwierig erschienen, ist sie durch diese Herausforderungen, die sie meistern muss, sehr ans Herz gewachsen. Sie ist authentisch, zwiegespalten, vom Schicksal und ihrer Macht und den damit verbundenen Entscheidungen und Konsequenzen gebeutelt. Aber sie wächst daran. Und das Sahnehäubchen ist, wir dürfen das alles aus ihrer Perspektive erleben. Denn die Autorin hat es in diesem Band möglich gemacht, nicht nur aus der Sicht von Elias und Laia zu lesen, sondern eben auch aus Helenas. Wie ich finde, eine große Bereicherung für den Storyverlauf, da sie dank ihrer Position als Blutgreif Züge und Handlungen des Imperiums verkörpert, uns Sneek Peaks gibt, was die Geschichte angeht und damit eine wechselwirkende Spannung kreiert.

Elias hingegen ging mir irgendwie dezent auf den Keks. Ich will es knapphalten bei seiner Person. Aber so viel sei gesagt: Sich im Selbstmitleid suhlen und den altruistischen Märtyrer spielen, das kann er. Trotzdem fand ich seine Person ungemein wichtig. Denn seine Figur ist so stark und präsent mit allen Zweigen der Geschichte verknüpft. Es ist erstaunlich, wie er sich bei mir im Kopf, den Platz als eigentliche Hauptfigur erschlichen hat. Dachte ich doch noch im letzten Buch, dass es Laia wäre. Doch zu der komm ich jetzt auch noch.

Leider? Zum Glück? Ich weiß es nicht. Denn Laia war den größten Teil der Geschichte für mich eine Nebenfigur. Sie ging zwischen Helenas und Elias‘ Erzählungen gnadenlos unter. Sie war schwach, sie war unschlüssig und naiv bis zum Messanschlag. Ihre Rolle bedarf eventuell starker Vorarbeit, weswegen die Autorin vielleicht nur hier und da wichtige Momente und Eigenschaften von Laia detaillierter beschrieben hat. Dennoch haben mich diese Charakterteaser nicht so gepackt, dass ich mir denke, dass es sich tatsächlich lohnt, Laias Geschichte weiterzuverfolgen.

Der Abschluss von Eine Fackel im Dunkel der Nacht ist runder als beim ersten Band, lässt dennoch viele Fragen offen, Optionen und Potential gibt es in Hülle und Fülle und tatsächlich darf man wohl gespannt sein, wie die Autorin die Geschichte weiterspinnt. Bis dahin müssen wir uns aber noch ein Weilchen gedulden.

Fazit
Das Buch hat mich nur so mittelmäßig überzeugt. Große Pluspunkte sind das Erzähltempo, die Spannung und die großartige Entwicklung von Helena. Dennoch habe ich mich an manchen Punkten von der Erzählart ebenso auch etwas überfordert gefühlt, fast schon erschlagen. Außerdem hat das Buch kleine Schlaglöcher in der Erzählung, die mich immer wieder aus der Spannung herausgespuckt und das Lesen anstrengend gemacht haben. Kurzum, Anfang und Ende waren super, der Mittelteil war eher ein so lala. Für eingefleischte Fans des ersten Bandes ist das sicher ein Must-Read, darüber hinaus kann ich es wegen seiner Spannung und Action empfehlen, aber mit einer gewissen Zurückhaltung im Hinblick auf gewisse Charakterentwicklungen.

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