Ich bin die böse Königin!
Die Dreizehnte Fee2017 las ich zum ersten Mal Die dreizehnte Fee. Damals vergab ich begeistert die volle Punktzahl und kürte das Buch direkt zum Monatshighlight des März. Ich wollte natürlich wissen, wie es weiterging, ...
2017 las ich zum ersten Mal Die dreizehnte Fee. Damals vergab ich begeistert die volle Punktzahl und kürte das Buch direkt zum Monatshighlight des März. Ich wollte natürlich wissen, wie es weiterging, brauchte aber ewig, um mir die Folgebände zuzulegen. Als es dann endlich so weit war, wollte ich den ersten Band nochmal rereaden, um meine Erinnerungen aufzufrischen. Gesagt, getan. Leider konnte mich das Buch beim erneuten Lesen nicht ganz so überzeugen, wie zuvor, warum das will ich euch jetzt erzählen.
Was mir weiterhin an dem Buch gefällt
Beginnen wir mit dem Positiven. Als Erstes fällt mir dabei der Stil und die Atmosphäre des Buches ein. Der Schreibstil ist eine interessante Mischung aus kurzen prägnanten Sätzen und trotzdem einem Hauch Poetik. Zusammen mit dem Inhalt verleiht das dem Buch eine märchenhafte, aber auch melancholische Atmosphäre, die mir sehr gut gefallen hat.
Inhaltlich gefällt mir weiterhin die tiefe Auseinandersetzung mit dem Thema Schuld und die Frage “Was ist Böse?” Die Autorin erschafft hier eine Welt, in der nichts schwarzweiß ist, in der so gut wie jeder Charakter Unrecht getan, aber auch erfahren hat. So leiden die Menschen unter der Willkür der Hexen, haben diese aber auch erst durch ihre Angst und Ausgrenzung so feindselig gemacht. Es ist ein Teufelskreis aus Angst, Hass und Vergeltung und über allem thront die Frage “Wer hat das größte Unrecht getan, wer hat Schuld”, die aber eben zu keinem Zeitpunkt so leicht beantwortet werden kann. Diesen Asoekt dies Buches fand ich großartig
Ebenso gefallen hat mir die Art und Weise, wie die Märchen hier eingebunden werden. Dabei bedient sich die Autorin nicht nur an Dornröschen, sondern an vielen verschiedenen Märchen und ich war beim Lesen immer sehr neugierig, welches Märchen die nächste Hexe repräsentieren würde.
Was mir mittlerweile an dem Buch missfällt
Wie heißt es so schön. In der Kürze liegt die Würze. Was sonst ein hilfreicher Grundsatz ist, trifft leider nicht auf dieses Buch zu. Auf der einen Seite versucht die Autorin emotionale Tiefen und ethisch hochkomplexe Fragen in ihrer Geschichte einzubauen, aber auf der anderen Seite, prescht sie das Ganze auf keine 300 Seiten durch und so fühlt sich das Buch leider auch an vielen Stellen an: gehetzt. Anstatt den gelungenen Ansätzen Raum zu geben, sich zu entfalten, werden die Figuren von einem Punkt zum nächsten durch die Geschichte gejagt, als gäbe es eine To-Do-Liste, die abgehackt werden müsste. Den Konflikten bei dem Aufeinandertreffen auf die anderen Hexen werden da genauso abgewürgt, wie die Beziehung zwischen der Fee und dem Hexenjäger.
Letzterer ist ein weiterer Punkt, der mir mittlerweile gegen den Strich geht. Er soll wohl unnahbar wirken, erweckt bei mir jedoch nur noch den Eindruck von Sturheit, Uneinsichtigkeit und Ignoranz. Sein Standpunkt ist “das Richtige” und damit Basta. Das ist nicht sexy, sondern idiotisch. Überhaupt macht die ganze Liebe auf mich keinen wirklichen Sinn in diesem Buch, da sie mir viel zu schnell ging.
Fazit:
Leider konnte mich die Dreizehnte Fee beim erneuten Lesen nicht mehr ganz so begeistern, wie damals. Tja, sowas passiert halt. Währen dich immer noch den düsteren melancholischen Stil des Buches feiere und die Auseinandersetzung mit den Themen Schuld und dem Bösen großartig finde, wird dem Ganzen einfach viel zu wenig Raum gegeben. Das Buch wirkt gehetzt, vieles bleibt auf der Strecke liegen und der Hexenjäger ist einfach nur strange, aber ganz sicher nicht anziehend. Trotzdem möchte ich wissen, wie es weitergeht, die Folgebände sind ja auch etwas länger, da habe ich Hoffnung, dass es besser wird.