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Veröffentlicht am 23.05.2020

Tiefgründig und mitreißend

Scythe – Die Hüter des Todes
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Scythe lag schon eine Weile auf meinem SUB. Warum kann ich gar nicht genau sagen,d a ich mich sehr auf das Buch freute. Jetzt hatte ich es aber endlich in die Hand genommen und konnte es dann kaum wieder ...

Scythe lag schon eine Weile auf meinem SUB. Warum kann ich gar nicht genau sagen,d a ich mich sehr auf das Buch freute. Jetzt hatte ich es aber endlich in die Hand genommen und konnte es dann kaum wieder weglegen.

Eine perfekte Welt?
Die Welt, in die Autor Neal Shusterman seine Leser wirft, ist bemerkenswert. Alle Krankheiten wurden besiegt, die Menschen können ihr Alter, wenn sie wollen, zurücksetzten und alle Verletzungen können geheilt werden. Der Mensch ist praktisch unsterblich geworden. Zudem überwacht ein Supercomputer namens Thunderhead alle Ressourcen und verteilt sie gerecht. Es gibt keinen Hunger mehr, keine Slums, keine Armut, wodurch es auch keine Korruption und Verbrechen mehr gibt, da jeder das bekommt, was er braucht. Es gibt auch keine Klimakatastrophe mehr, da der Thunderhead genau berechnet, was der Planet verkraften kann und eins ist klar: der Planet verkraftet keine unbegrenzte Anzahl an unsterblichen Menschen. Der Tod darf also nicht völlig verschwinden uns es ist nun die Aufgabe der Scythe das Bevölkerungswachstum zu regulieren.

Kein 08/15 Jugendbuch
Wenn man dieses Setting betrachtet, wird einem schnell klar, dass da allerhand ethische Fragen aufkommen. Wie soll ausgewählt werden, wer stirbt? Wie sollen die Menschen getötet werden? Wer entscheidet das Ganze und wie leben die Scythe mit dieser Bürde? All diese Fragen wirft auch der Autor in diesem Buch auf und widme ihnen auch eine Menge Zeit und Raum. Die Fragen "Was ist ein Scythe?" und "Wie soll er sein?" sind eine zentrale Thematik in diesem Buch und regen den Leser zum Nachdenken über essenzielle Themen wie Ressourcenverwertung, Überbevölkerung, aber auch den Tod an sich, und wenn man weiterdenkt über Themen wie z.B Sterbehilfe, an. Auch die Gesellschaft wird infrage gestellt. Was ist der Sinn des Lebens, wenn das Leben unendlich ist? Ist der Mensch überhaupt noch Mensch, wenn ihm Gefühle wie wahre Liebe, Leidenschaft, Hass und Trauer fremd geworden sind? Das Buch hat damit eine Tiefe, wie ich sie bei Jugendbüchern selten erlebt habe und das begeistert mich enorm.

Interessant fand ich auch den Aspekt, dass in diesem Buch die künstliche Intelligenz tatsächlich gerecht zu sein scheint. Der Fehler im System ist mal nicht die wahnsinnig gewordene KI, die alle umbringen will, wie in so vielen Sci-Fi Büchern, sondern eben der Mensch mit all seinen Sehnsüchten und Trieben, im Guten, wie im Schlechten.

Auch sprachlich überzeugte mich das Buch auf ganzer Länge, traut es dem Leser doch auch mal anspruchsvollere Vokabeln zu, sollte aber dennoch problemlos von jedem Jugendlichen verstanden werden. Der Autor hat hier eine wunderbare Balance zwischen sprachlicher Raffinesse und eine, an ein junges Publikum angepasste Verständlichkeit erreicht.

Wer jetzt jedoch befürchtet, das Buch sei eine langweilige Aneinanderreihung von Moralfragen, den kann ich beruhigen. Denn auch wenn diese Auseinandersetzungen präsent sind und ein immer wiederkehrendes Thema darstellen, so nehmen sie nicht den gesamten Raum des Buches ein. Der Werdegang von Citra und Rowan steht im Vordergrund und die Handlung ist abwechslungsreich und spannend und wartet auch mit dem ein oder anderen Plottwist auf.

Fazit:


Scythe überzeugt nicht nur durch eine spannende Handlung, sondern vor allem mit einer Tiefe und Auseinandersetzung mit ethischen Fragen, wie sie im Jugendbuchbereich selten zu finden sind. Eine klare Leseempfehlung von mir und ich freue mich, schon bald die Fortsetzung zu lesen, die ich umgehend bestellt habe, denn ich MUSS wissen, wie es weiter geht.

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Veröffentlicht am 23.05.2020

Tolle Charakterentwicklung

Gläsernes Schwert (Die Farben des Blutes 2)
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Nachdem ich im September den ersten Band dieser Tetralogie gelesen hatte, freute ich mich nun, diese Reihe weiterlesen zu können.

Von der Prinzessin zur Gejagten
Das Buch setzt nahtlos an seinen Vorgänger ...

Nachdem ich im September den ersten Band dieser Tetralogie gelesen hatte, freute ich mich nun, diese Reihe weiterlesen zu können.

Von der Prinzessin zur Gejagten
Das Buch setzt nahtlos an seinen Vorgänger an. Mare und Cal sind nur mit knapper Not und der Hilfe der Rebellen entkommen und nun zusammen mit diesen auf der Flucht. Statt höfische Intrigen heißt es also in band zwei Flucht, Kampf, Rebellion wodurch eine deutlich andere Atmosphäre, als beim Vorgänger entsteht und wir als Leser einen tieferen Einblick in die scharlachrote Garde bekommen. Schnell zeigt sich, auch hier ist bei weitem nicht alles perfekt und zwischen den Idealen und der letztendlichen Ausführung liegen, wie so oft, Welten.

Durch das veränderte Setting, dürfen wir in Band zwei auch mehr Action erleben, wobei sich solcherart Szenen in einem gesunden Verhältnis zu ruhigeren Passagen verhalten. Ich hatte viel Spaß daran, Mare mit ihren Kräften in Aktion zu erleben. Ich finde immer noch, dass sie eine der besten "Bad-ass-coolsten" Fähigkeit in der YA Buchlandschaft hat und habe mich über jeden Einsatz gefreut.

Mehr Raum für die Charakterentfaltung
Trotz der bereits erwähnten zahlreichen Aktionszenen, passiert Handlungstechnisch gar nicht mal so viel in diesem zweiten Band. So sehr schlecht ist dies gar nicht, denn die Autorin nutzt ihre Seiten stattdessen, um Mares Charakterentwicklung voranzutreiben. Diese hat mir auch außerordentlich gut gefallen. Mare ist menschlich, sie ist keine strahlende Heldin, sondern eine junge Frau mit Ecken und Kanten, die auch mal Fehler macht. Sie zweifelt, wird zornig, trifft auch falsche Entscheidungen, gleichzeitig reflektiert sie auch ihr Handeln, weswegen sie für eine YA Protagonistin erstaunliche Tiefe hat.

Ein bisschen vermisst habe ich diese tiefe bei den Entwicklungen der anderen Charaktere, insbesondere Cal. Die Ansätze sind da, keine Frage, aber oft ging es mir nicht weit genug, sind Gefühle, Gedanken und Motivationen bez. deren Veränderungen doch zu oberflächlich geschildert. Dies trifft auch auf die Liebesgeschichte zu, der Sprung zwischen "Ich kann dir kaum in die Augen sehen" und "Ach schei*** drauf" war mir zu abrupt und es fehlten für mich einfach die großen Gefühle, die mein Herz zum Schmelzen bringen. Vielleicht tut sich da aber noch was in den Nachfolgern, ich hoffe es zumindest.

Fazit:


Eine gelungene Fortsetzung, die sich insbesondere mit der Charakterentwicklung ihrer Protagonistin auseinandersetzt und ihr dadurch mehr Tiefe verleiht. Bei den restlichen Charakteren und der Love-Story ist aber noch Luft nach oben.

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Veröffentlicht am 23.05.2020

Zwiegespalten

Auslöschung #1 Southern-Reach-Trilogie
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Diese Trilogie hatte ich schon mal auf dem Schirm, als sie erstmals beim Kunstmann Verlag erschienen ist, sie dann aber wieder aus den Augen verloren. Als ich nun letztens günstig die Knau Ausgabe entdeckte, ...

Diese Trilogie hatte ich schon mal auf dem Schirm, als sie erstmals beim Kunstmann Verlag erschienen ist, sie dann aber wieder aus den Augen verloren. Als ich nun letztens günstig die Knau Ausgabe entdeckte, dachte ich, es ist Zeit, sie Reihe näher in Augenschein zu nehmen.

Willkommen in Area X
Das Grundgerüst dieses Buches ist denkbar einfach: In den USA hat sich ein geheimnisvolles Gebiet mit mysteriöser Fauna und Flora ausgebreitet, genannt Area X. Nachdem bereits elf Expeditionen diesem Ort kaum Geheimnisse entlocken konnten, soll nun eine zwölfte Expedition diese lüften. Als Leser ist man natürlich sofort Feuer und Flamme und unglaublich neugierig, was mit Area X aus sich hat. Glücklicherweise wird auch nicht lange gefackelt. Schon auf der ersten Seite begibt man auch an der Seite der Expedition in das mysteriöse Area X.

Auf den ersten Blick ist es dann doch gar nicht so mysteriös. Ich hatte mir (vielleicht ausgehend vom Cover und durch zu viel Einfluss von Film Nausicaä aus dem Tal der Winde) eine total verrückte Flora und Faunawelt vorgestellt. Sowas wie Baumgroße Riesenpilze, Bäume in komischen Farben wie rot oder blau, übergroße Tiere oder völlig neue Tierarten. Sowas halt.
Area X hingegen scheint auf den ersten Blick "einfach" nur ein Ort zu sein, an dem sich die Natur zurückholt, was der Mensch ihr genommen hat. Doch schnell wird klar, der Schein trügt. Auch wenn vielleicht keine lila Karnickel vorbeihoppeln, geht in Area X etwas Geheimnisvolles vor sich, etwas Dunkles und Bedrohliches. Der Autor schafft es sehr gut dieses Gefühl der drohenden Gefahr, das Damoklesschwert, das beständig über Area X schwebt, darzustellen. Trotz idyllischer Natur, spürt man auch als Leser die Gefahr, die in diesem Gebiet ausgeht und das entfacht die Neugier darauf zu erfahren, was da los ist, nur noch mehr, weshalb die 240 Seiten ratzfatz weggelesen sind.

Das Rätsel von Area X
Vielleicht wundert ihr euch, warum ich bisher nur von "Die Protagonistin" geredet habe. Nun das liegt daran, dass eine Besonderheit dieses Buches ist, dass keine Namen genannt werden. Das Buch ist der schriftliche Bericht einer der Expeditionsteilnehmerinnen und in diesem werden alle, sie eingeschlossen, auf Anweisung nur mit ihrem Beruf angesprochen: die Psychologin, die Anthropologin, die Landvermesserin und die Protagonistin: die Biologin.

Durch diese Form des Erzählens, entstand eine etwas distanzierte, wissenschaftliche Atmosphäre, die ich auf der einen Seite begrüßte, da sie das Gefühl der Bedrohung nur noch verstärkte, die mir aber auf der anderen Seite auch den Zugang zu den Charakteren erschwerte. Während ich mit der Protagonistin nach einer Weile zumindest etwas warm wurde, blieben alle anderen Charaktere für mich zu blass.

Ein anderer Punkt, der mir missfallen hat, war, dass Auslöschung tausende von Fragen aufwirft, aber keine wirklich beantwortet. Sicher, ich weiß, es handelt sich um eine Trilogie, nichtsdestotrotz hätte ich gerne wenigstens ein paar Brotkrumen hingeworfen bekommen. Stattdessen werden die Ereignisse in Area X mit jeder Seite wirrer und ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, ob ich alles verstanden habe. Die Szene unten im "Turm" mit dem "Wesen" bereitet mir auch im Nachhinein noch Kopfzerbrechen. Überhaupt habe ich das Gefühl, jetzt nach Beenden des Buches keinen Deut schlauer, dafür aber um etliche Fragen reicher zu sein. Zwar bin ich dadurch neugierig auf den zweiten Band, wenn ich dort aber nicht ein bisschen mehr erfahre, wird's der dritte Band wohl nicht werden.

Fazit:


Ein Buch, das mich zwiegespalten zurück lässt. Auf der einen Seite faszinierend, atmosphärisch und mit unglaublicher Sogkraft, auf der anderen Seite anstrengend und verwirren. Ich hoffe auf Besserung und Antworten im zweiten Band der Trilogie.

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Veröffentlicht am 23.05.2020

Um der Menschheit willen

Krieg – Letters of Note
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Heute habe ich mal keinen Roman für euch, sondern eine Briefsammlung, die als Neuerscheinung im März mein Interesse weckte. Das Online-Museum "Letters of Note" kannte ich bis dahin nicht, mag das Konzept ...

Heute habe ich mal keinen Roman für euch, sondern eine Briefsammlung, die als Neuerscheinung im März mein Interesse weckte. Das Online-Museum "Letters of Note" kannte ich bis dahin nicht, mag das Konzept aber sehr und werde da wohl demnächst öfters mal vorbei schauen.

Um der Menschheit willen
Letters of Note sammelt Briefe aus aller Welt mit mehr oder weniger bedeutendem Inhalt, die mal berührend, mal witzig, mal belanglos, aber von berühmten persönlichekiten sind. In diesem Sammelband geht es um Briefe, die im Zusammenhang mit Krieg geschrieben wurden, viele stammen direkt von den Fronten der Welt, es finden sich aber auch welche von Angehörigen, die Liebste im Krieg verloren, von Aktivisten und Pazifisten, einer Krankenschwester oder berühmte Persönlichkeiten wie Mark Twain.
Jeder Brief wird von einem kurzen erklärenden Text eingeleitet, der kurz beschreibt, wer die schreibende Person bez. der Adressat ist und ggf. historischen Kontext erklärt. Diese kurzen Einleitungen haben mir ausgezeichnet gefallen, da sie, auch wenn sie nie langer als zwei Seiten waren, stets alles Wichtige, was es zum Verständnis des folgenden Briefes bedurfte, erklärt haben. Das ist für mich ein großer Pluspunkt, denn die relevantesten Informationen kurz und knapp wiederzugeben ist auch eine Kunst.

Kommen wir aber zu den Briefen. Diese habe ich aufmerksam und sehr gerne gelesen. Manche stimmten nachdenklich, andere ließen das Herz bluten, wie z.B. wenn eine Mutter an ihren gefallenen Sohn schreibt und all ihren Schmerz des Verlustes in diese Worte legt. Eins haben die Briefe alle gemeinsam: Sie sind ein Zeugnis für die Irrsinnigkeit, der Abscheulichkeit von Krieg und ein Mahnmal an die Menschheit, stets den Frieden zu suchen. In dieser Hinsicht fand ich einen Satz treffend, den Mahatma Gandhi an Adolf Hitler schrieb (Das war etwas, was ich nicht wusste: Er schrieb nämlich zwei Briefe, in denen er Hitler inständig darum bat, den Krieg zu verhindern, bez. zu beenden.):

"Ein Erfolg im Krieg beweist nicht, dass Sie im Recht sind. Es beweist lediglich, dass Ihre Zerstörungskraft größer ist."
(Brief von Mahatma Gandhi an Adolf Hitler vom 24.12.1940 in: Letters of Note: Krieg von Shaun usher (Hrsg.), Heyne Hardcore, S.185)

Die Kriege der westlichen Welt
So ergreifend ich diese Briefe auch fand, zwei kleinere Kritikpunkte habe ich dennoch. Zum einen fand ich die Auswahl der Briefe bez. der Konflikte aus denen sie stammen sehr eurozentrisch bez. wenn man Amerika berücksichtigt sehr auf die "westliche" Welt ausgerichtet. Ich hätte es aber auch sehr interessant gefunden zu erfahren, was der indische Rebell dachte, als er sich 1857 gegen das Empire auflehnte oder die Soldaten im Chinesisch-Japanischen Krieg, oder auch einfach mal die andere Seite des Vietnamkrieges, von diesem haben wir nämlich nur amerikanische Briefe. Ebenso fehlen Konflikte aus Südamerika und Afrika völlig. Aber auch zu diesen Konflikten gibt es erhaltene Briefe, weswegen ich mir die Auswahl nicht wirklich erschließt.

Mein zweiter Kritikpunkt betrifft einen speziellen Brief von Irvan Sirko: Von diesem ist es nämlich gar nicht sicher, ob es ihn überhaupt gab. Dass er geschrieben wurde, ist eine Legende, der Wortlaut nur überliefert. Dies wurde im Text aber so nicht kommuniziert, sodass der Leser annimmt, der Brief sei real, was man aber eben nicht mit Sicherheit sagen kann.

Fazit:


Diese Briefe berühren, stimmen nachdenklich und brechen das Herz und sind in alldem ein Appell an die Menschen: Für den Frieden und gegen den Irrsinn des Krieges. Einen Minuspunkt gibt es für die sehr auf die westliche Welt konzentrierte Auswahl. Perspektiven aus Asien, Afrika oder Südamerika fehlen fast völlig

Veröffentlicht am 23.05.2020

Wer die Augen aufmacht, ist tot!

Bird Box - Schließe deine Augen
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Schon eine Weile liebäugelte ich mit dem Bird Box Film auf Netflix, aber wie es als Leseratte so ist: Ich wollte zuerst das Buch lesen. Gesagt getan.

Wer die Augen aufmacht, ist tot!
Was mich von vornherein ...

Schon eine Weile liebäugelte ich mit dem Bird Box Film auf Netflix, aber wie es als Leseratte so ist: Ich wollte zuerst das Buch lesen. Gesagt getan.

Wer die Augen aufmacht, ist tot!
Was mich von vornherein am meisten an diesem Buch fasziniert hat, ist die Grundidee: Protagonistin Malorie lebt in einer Welt, in der allein das nach Draußen schauen den Tod bedeutet. Denn draußen lauern Wesen, deren Anblick die Menschen in Raserei bringt, woraufhin sie sich selbst und andere töten. Die wenigen Überlebenden leben fortan also in selbst aufgelegter Blindheit. Nur völlig abgedunkelte Häuser sind sicher, wer rausgeht muss eine Augenbinde tragen. In dieser im wahrsten Sinne des Wortes finsteren Welt versucht Malorie auch noch zwei Kinder groß zu ziehen.

Eine Welt in der Sehen den Tod bedeutet, das ist mal ein neuartiger und faszinierender Ansatz, der mich sofort gefesselt hat. Die meisten von uns Menschen sind stark von unserem Sehvermögen beeinflusst, es ist der Sinn, dem wir trotz der Kenntnis von optischen Täuschungen, am meisten vertrauen. Doch mit einmal werden wir diesen Sinn beraubt. Wie reagieren die Menschen? Wie überlebt man in völliger Finsternis? Diese Fragen habe ich mir gestellt und der Autor offensichtlich ebenso, denn die Reaktionen der Überlebenden auf die neue Situation macht einen Großteil der Handlung aus. Dabei wird diese in zwei Zeitsträngen erzählt. In der Gegenwart in der Malorie bereits seit Jahre in der Dunkelheit lebt, eine Überlebenskünstlerin ist und in der Vergangenheit, in der wir erfahren, wie alles begann und in der Malorie selbst noch lernt mit der Situation umzugehen.

Die menschlichen Reaktionen auf die unbekannte Gefahr hat der Autor meiner Meinung nach ganz gut und realistisch dargestellt. Leider hatte ich zur Mitte des Buches hin das Gefühl, dass er sich in dieser Darstellung etwas verliert und das Tempo des Buches zu sehr stagniert, um wirklich interessant zu bleiben. Man bekommt das Gefühl, dass die Bedrohung nur eine Rahmenhandlung darstellt, um letztendlich eine kleine eingesperrte Gemeinschaft und ihre zwischenmenschlichen Beziehungen zu beschreiben. Das kann interessant sein, dafür hätte ich aber keine Monster gebraucht.

Ein weitere Punkt der mir missfallen hat: Zwar ist der Einfluss der Gefahr und Isolation auf die zusammengewürfelte Gemeinschaft sehr gut dargestellt, die einzelnen Charaktere selbst bleiben aber sehr farblos. Sie definieren sich allein durch ihre Reaktionen, von den Menschen dahinter bekommt man aber nichts mit.

Wieso, weshalb warum?
Bis zur Hälfte des Buches habe ich trotzdem voller Elan weiter gelesen, denn ich wollte unbedingt wissen, was es mit diesen Wesen auf sich hat, wo kommen sie her, warum verfallen die Menschen in Raserei, was sehen sie genau? Diese Fragen ließen mich immer weiter blättern. Umso enttäuschter war ich, dass ich bis zum Ende keine Einzige von ihnen beantwortet bekam. Wieder hatte ich das Gefühl, dass die Monster nur Kulisse sind. Pappfiguren die eine allgegenwärtige Bedrohung darstellen sollen, die sich der Autor aber selbst gar nicht richtig erklären kann und es deshalb auch gar nicht wirklich versucht. Als Leser fühlte ich mich im Regen stehen gelassen.

Fazit:


Die Idee und die erste Hälfte des Buches sind top, doch dann verliert das Buch sich in dem Versuch die komplexen Beziehungen in der Hausgemeinschaft darzustellen, was durch flache Charaktere auch nur bedingt gelingt. Letztendlich ist es aber die Ungewissheit, das Fehlen einer Erklärung für das Ganze, was mich dazu brachte, Bird Box mit einem unbefriedigten Gefühl zu beenden.

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