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Veröffentlicht am 25.02.2023

Ähnlich, wie Band eins.

Das Reich der Klingen - Realm Breaker 2
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Nachdem mir bereits Das Reich der Asche gut gefallen hat, war ich mehr als gespannt auf den Nachfolgeband. Ursprünglich dachte ich ja, das wäre auch der Finalband, doch siehe da, es wird doch eine Trilogie, ...

Nachdem mir bereits Das Reich der Asche gut gefallen hat, war ich mehr als gespannt auf den Nachfolgeband. Ursprünglich dachte ich ja, das wäre auch der Finalband, doch siehe da, es wird doch eine Trilogie, statt eine Dilogie werden, hatte mich auch schon gewundert, wie das alles, was noch offen war, in einem Band hätte vernünftig aufgelöst werden sollen.

Der klassische Mittelteil
Dadurch, dass wir nun aber statt zwei, drei Bände haben werden, trifft Das Reich der Klingen das volle Los des klassischen Mittelteils. Der Band konzentriert sich stark auf die Charaktere und deren Entwicklung, während die große Rettung der Welt etwas auf der Stelle tritt. Dieses Phänomen der reduzierten Handlung, bei gleichzeitiger Vertiefung der Charakterbeziehungen lässt sich bei vielen Reihen, gerade den großen High Fantasy Epen beobachten. Das Reich der Klingen steht also in dieser Hinsicht nicht alleine da. Und so schlimm ist es auch nicht. Sicher, man hätte an einigen Stellen etwas mehr Fortschritt in die Grundhandlung einbauen können und an der ein oder anderen Stelle das Tempo anziehen können, trotzdem kann ich nicht sagen, dass mir beim Lesen langweilig geworden wäre. Denn auch wenn sie der Rettung der Welt vielleicht nicht so viel näher kommen, hat unser Heldentrupp trotzdem was zu tun und Aveyard schickt Corayne und Co quer durch Allwacht, wodurch man als LeserIn mehr Einblicke in diese tolle Welt bekommt. Das Worldbuilding hatte ich ja schon in meiner Rezension zu Band eins gelobt und kann dies hier nur wiederholen.

Allgemein kann ich sagen, dass diese Fortsetzung ähnliche Stärken und Schwächen hat, wie der Vorgänger. Wer als Das Reich der Asche mochte, wird auch mit Das Reich der Klingen Spaß haben, während diejenigen, die schon Band eins zu zäh fanden, hier auch nicht glücklich werden. Die große Stärke des Buches sind wieder die Charaktere und die Gruppendynamik. Mussten unsere sechs (nicht)Helden sich im ersten Band noch finden und miteinander vertraut machen, sind sie nun mehr und mehr ein eingespieltes Team, das zusammen hält. Es macht Spaß mitzuverfolgen, wie sie alle miteinander interagieren, wobei die Dynamik zwischen Sorassa und Dom dabei sicherlich mit Abstand die unterhaltsamste ist.
Auch auf der AntagonistInnen Seite kann mich vor allem Erida weiterhin überzeugen. Sie ist ein vielschichtiger Charakter, deren Motivation tatsächlich nachvollziehbar ist und die sich nicht völlig in ein gut und böse Schema drängen lässt. Tatsächlich zeigt sie bisher mehr Tiefe als der “Hauptbösewicht” Taristan, von dem würde ich mir noch mehr wünschen außer “Mimi, hatte ne schwere Kindheit”.

Das Ende dann wartet wieder mit einem zwischen Showdown auf und macht neugierig auf Band drei, wobei ich mich aber immer noch frage, wie das alles aufgelöst werden soll. Ich bin also auf jeden Fall gespannt.

Fazit:


Das reich der Klingen ist der klassische mittlere Teil einer Trilogie: Die Charakterbeziehungen werden vertieft, Figuren in Position gebracht, Geheimnisse und Auflösungen angetriggert, ohne dass die Grundhandlung einen großen Sprung macht. Durch die tollen Charaktere (AntagonistIn inklusive) und der weiterhin gelungen Gruppendynamik, lässt sich der Band aber trotzdem gut lesen und macht neugierig auf das Finale.

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Veröffentlicht am 23.01.2023

Eine schöne Geschichte über Selbstakzeptanz

Quiet Girl (deutsche Hardcover-Ausgabe)
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Das Buch habe ich, wie erwähnt, spontan mitgenommen, weil mich als Bibliophile das Cover angesprochen hat. Zu hause war es dann auch schnell durchgeblättert und hat mir einen entspannten Abend verschafft, ...

Das Buch habe ich, wie erwähnt, spontan mitgenommen, weil mich als Bibliophile das Cover angesprochen hat. Zu hause war es dann auch schnell durchgeblättert und hat mir einen entspannten Abend verschafft, ganz so wie Debbie es geliebt hätte =)

Wenn die Welt zu laut und zu voll ist
Für die junge Debbie stellt der Alltag oft eine Herausforderung dar. Die Welt ist ihr oft zu laut, zu stressig, zu voll mit Menschen. Am liebsten würde sie den Großteil ihrer Zeit zu Hause mit einem guten Buch verbringen und soziale Kontakte auf ein Minimum reduzieren, gleichzeitig hat sie jedoch das Gefühl, dass sie das zur Außenseiterin macht und dass sie deutlich extrovertierteren Erwartungen zu erfüllen hat.
So wie Debbie geht es bestimmt vielen, gerade jungen Menschen. In unserer heutigen auf Leistung und Sichtbarkeit getrimmten Welt, in der gerade soziale Medien einem eine bestimmte Lebensweise als ideal vermittelt, können leicht bestimmte Erwartungshaltungen entstehen, die zu Druck und Stress führen, wenn man ihnen nicht entspricht. Diese Gefühle von Erwartung, Druck, Stress, overthinking und soziale Ängste bringt die Autorin in diesem autobiografischen Comic sehr gut rüber und lässt den/die Leser/in sehr genau an den Gedankengängen teilhaben, die bei ihr zu Angst und Stress führen. Dabei fehlt es ihr auch nicht an einer Prise Selbstironie und Humor, sodass der Comic, auch wenn er soziale Ängste beschreibt, trotzdem nicht in eine düstere Stimmung abdriftet.

Schön zu sehen war es, wie Debbie Schritt für Schritt lernt sich selbst zu akzeptieren und sich nicht mehr verbiegt, weil sie denkt, andere erwarten das von ihr. Diesen Prozess zu schildern, macht den Comic in meinen Augen grade für Teenager, die quasi per Definition in einer Selbstfindungsphase sind, sehr wertvoll, zeigt er doch, dass es ok ist anders zu sein, dass es ok ist introvertiert und/oder schüchtern zu sein.

Introvertierte Vs. Extrovertierte?
Was mir hingegen nicht ganz so gefallen hat ist, wie sehr in diesem, aber auch Bücher/Comics ähnlichen Themas die Menschen streng in zwei Kategorien eingeteilt werden: die leidenden Introvertierten und die Extrovertierten, die die Introvertierten einfach nicht verstehen (wollen). Das finde ich ziemlich unzureichend. Zum einen unterschlägt diese Darstellung, dass es auch etliche Menschen gibt, die weder das eine, noch das andere sind. Ich zum Beispiel habe kein Problem neue Leute kennenzulernen, hasse es aber, mit Fremden zu telefonieren, ich unternehme gerne was mit Freunden, bin aber auch gerne zu Hause, mit Büchern und Games und “nerde vor mich hin”. Je nach Situation bin ich mal eher introvertiert, mal eher extrovertiert und ich glaube, dass das sogar für den Großteil der Menschen zutrifft, daher spiegelt diese strenge Zweiteilung in “Wir” (Introvertierte) und “Die da” (Extrovertierte) kaum die Realität wider.
Auch finde ich es schade, dass es an vielen Stellen so dargestellt wird, als falle Extrovertierte alles leicht im Leben, als hätte man keine Sorgen und Nöte, nur weil man mit anderen Menschen ohne Angst interagieren kann. Auch das ist für mich eine starke Vereinfachung der Realität. Für die volle Punktzahl hätte ich mir hier einfach mehr Differenziertheit gewünscht.

Fazit:


Ich bin sicher dieser Comic wird vielen Menschen aus der Seele sprechen und kann gerade junge Menschen dabei helfen sich selbst zu akzeptieren, allein dafür ist er lesens- und empfehlenswert. Ein bisschen schade finde ich es aber, dass die Welt hier nur in zwei Kategorien von Menschen eingeteilt wird.

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Veröffentlicht am 27.11.2022

Jason und der magische Chiton der Medea

Mythen der Antike: Jason und das Goldene Vlies (Graphic Novel)
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Mein erster “großer” Band von der Mythen der Antike Reihe. Es freut mich sehr, dass der Splitter Verlag beschlossen hat, die im Original dreigeteilte Geschichte in einem Band zu veröffentlichen, sonst ...

Mein erster “großer” Band von der Mythen der Antike Reihe. Es freut mich sehr, dass der Splitter Verlag beschlossen hat, die im Original dreigeteilte Geschichte in einem Band zu veröffentlichen, sonst hat man es bei deutschen Übersetzungen ja eher andersherum.

 
Die Abenteuer der Argonauten
Der Titel dieser Graphic Novel gibt den Weg vor: Es geht um Iason (ich verwende lieber diese, am Original nähere Schreibweise, als das eingedeutschte Jason) und seine Suche nach dem goldenen Vlies. Doch was ist dieses Vlies überhaupt? Dieser Frage widmet sich der Comic auch und erzählt zunächst auf den ersten 13 Seiten, dessen Ursprung. Es folgen im ersten Teil Pelias gewaltvolle Machtübernahme, Iasons Kindheit bei Cheiron, seien Rückkehr nach Iolkos und der Bau der Argos. Im zweiten Teil müssen dann die Argonauten, ähnlich wie Odysseus, allerhand Gefahren auf ihrer Reise bestehen und der dritte Teil handelt davon, wie sie in Kolchis das Vlies letztendlich erlangen und zurückbringen.
Diese Aufteilung funktioniert erzählerisch und vom Spannungsbogen her gut, hat mich aber dennoch etwas überrascht. Vielleicht hatte ich die falschen Erwartungen. Ich war irgendwie davon ausgegangen, dass Iasons gesamtes Leben erzählt wird, nicht nur die Suche nach dem Vlies. Dementsprechend war ich ziemlich überrascht, als nach der Rückkehr nach Iolkos plötzlich Schluss war. Der Mythos geht danach nämlich noch weiter, wobei es gar nicht mal so sehr um Iasons weiteres (aus heutiger Sicht eher unrühmliches) Schicksal, sondern um Medea schade ist, die nach Rückkehr nach Iolkos noch einiges erlebt und tut. Ich hoffe sehr, dass dies nochmal in einem extra Medea Band behandelt wird, sonst wäre ich sehr enttäuscht, ist die Episode mit dem Vlies doch gerade mal die Hälfte von dem, was es an Mythen über Medea gibt.

Wenn man jedoch nicht weiß, dass da eigentlich noch mehr kommt, funktioniert die Handlung, wie gesagt, soweit ganz gut und ist halbwegs rund, wenngleich die Balance zwischen detailliertem Start und zügigen Ende dennoch nicht ganz ausgeglichen ist.

Was mir nicht ganz so gut gefallen hat, sind die in diesem Band verstärkt auftretenden Abweichungen vom Mythos bez. den Quellen. Natürlich gestehe ich solchen Adaptionen eine gewisse künstlerische Freiheit zu, doch manche Abweichungen erschienen mir einfach unnötig, oder albern. So sind z. B. Galionsfiguren eine Sache der Schifffahrt der Neuzeit. Dass Athena eine solche also verlangt und diese dann überlebensgroß ins Heck des Schiffes gepackt wird, sieht nicht nur absolut lächerlich aus, ist auch einfach genauso absurd, wie der aus GOT entsprungene Drache. Hier hätte ich mir mehr historische Genauigkeit gewünscht.
An anderer Stelle erzeugen Abweichungen eine fast schon Verfälschung der Mythen, z. B. wenn Medea eine Verbindung zu Hades zugeschrieben wird, indem sie dessen Höllenhunde (die es gar nicht gibt, es gibt nur Kerberos) beschwört und auf den Riesen Talos loslässt. Macht von vorne bis hinten keinen Sinn. Was hat Hades bitteschön mit Magie und Medea zu tun, wenn dann eher noch Hekate? Warum überhaupt diese Änderung? Auch im original trägt Medea zum Sieg über Talos dabei, allerdings wird ihm da wortwörtlich der Stöpsel von ihr gezogen, wenn es also darum ging sie, als Figur zu stärken, hättet man auch beim Original bleiben können.

Ja ich weiß, wahrscheinlich sind diese Punkte für die allermeisten Kleinigkeiten und ohne Belang und ich denke auch, die meisten können diese Geschichte lesen, ohne dass sie die Ungereimtheiten beschäftigt, mich hat es aber trotzdem gestört.

Sexy Gardinen Medea
Nun hätte ich für all dies nur einen Punkt abgezogen, wenn mich denn die grafische Umsetzung überzeugt hätte. Leider hatte dieses es auch nicht und ich hoffe inständig, dass das Team Alexandre Jubran (Zeichnung)/Scarlett Smulkowksi (Kolorierung) nicht noch einmal an einem Mythen der Antike Band arbeiten wird. Im Wesentlichen gab es zwei Punkte, die mich gestört haben. Erstes ist eine ziemlich seltsame Art Schatten darzustellen. Wenn sich eine Figur im Schatten befindet, kommt es oft vor, dass sie einfach komplett monochrom gefasst wird. Am Anfang dachte ich tatsächlich, dass das ein Druckfehler sei.

Der andere Punkt, der mich noch mehr störte, ist Medeas magisches Gardinen Gewand. In den meisten Szenen ist es ein Hauch von nichts und gewährt uns zahlreiche Einblicke auf wahlweise ihre Brustwarzen, ihren Po oder ihren Schritt. Sind diese “interessanten” Stellen von anderen Figuren oder Sprechblasen verdeckt, ist der Chiton magischer weise wieder völlig blickdicht. Gibt ja grade nichts zu sehen. Neben Medea hat auch die eifersüchtige Stiefmutter Ino den magischen Gardienenchiton. Hier findet eine klare Trennung statt: “gute, reine, aufrichtige” Frauen, wie die Göttinnen, einfache Dienerinnen oder Heldin Atalante haben zu jeder Zeit blickfeste Chitons, genau wie die Männer. “Veruchte, hinterhältige und moralisch verwerfliche” Frauen, das transparente Nichts. Was man daraus ableiten kann, kann jetzt jeder selbst entscheiden…

Achja und eine Art, wie Medea Magie wirkt, ist natürlich, indem sie sich selbst befriedigt, was natürlich auch in aufreizender Weise dargestellt ist. Das ist einfach nur unnötige Sexualisierung. Es geht nicht darum, dass Nacktheit nicht dargestellt werden darf, im Gegenteil, es gibt viele Figuren in der Mythologie, die nicht bedeckt sind und sie so darzustellen, ist quellennah. Aber hier dient Medeas Dessous offenbar einzig und allein der aufreizenden Zurschaustellung für ein (männliches) Publikum.

So viel zu meinen Kritikpunkten. Es gab natürlich auch einige Passagen, die mir gefallen haben. Eigentlich fast alles vor Teil drei mit Gardinen Medea. Die Abenteuer der Argonauten auf dem Weg nach Kolchis sind spannend und rasant erzählt und die Graphic Novel macht an diesen Stellen viel Spaß. Auch das Nachwort ist gut gelungen, dieses Mal weniger philosophisch einordnend, und dafür mit mehr Kontexten und historischen Erläuterungen, klasse. Leider kann mich das nicht komplett mit dem Rest versöhnen.

Fazit:


Aufgrund von einigen Verfälschungen und unnötig sexualisierte Darstellungen, für mich leider bisher einer der schwächsten Bände der Reihe. Es tut weh nur 3 Punkte vergeben zu können, da ich weiß, dass die Reihe es sonst besser kann.

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Veröffentlicht am 25.06.2022

Die Vampire sind in Hamburg los!

All Lovers Lost
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Was haben Renée Ahdieh, Jay Kristoff und Madeleine Puljic gemeinsam? Genau, sie alle haben vor kurzem Bücher mit Vampiren veröffentlicht und sorgen dafür, dass, nachdem damals Panem und Dystopien Twilight ...

Was haben Renée Ahdieh, Jay Kristoff und Madeleine Puljic gemeinsam? Genau, sie alle haben vor kurzem Bücher mit Vampiren veröffentlicht und sorgen dafür, dass, nachdem damals Panem und Dystopien Twilight abgelöst und den Vampirhype beendet haben, die Blutsauger nun ein kleines Revival erleben. Und da Autorin Madeleine Puljic bei All Lovers Lost versprach sich von gängigen Vampirroman Klischees zu lösen, war das Grund genug für mich zu dem Buch zu greifen.

Plottwist mit Ansage
Die Autorin entführt uns in die Hansestadt Hamburg und lässt dessen schillerndes Nachtleben zum Jagdgebiet ihrer Vampire werden. Zunächst beginnt das Buch recht genretypisch. Medzinstudentin Sina lernt unter Umständen, auf die ich nicht näher eingehen werde, den Vampir Lazar kennen. Dieser ist von der exakt grüblerischen und von Selbsthass zerfressenden Sorte, wie wir sie schon zur Genüge kennen. Tatsächlich entwickelt sich auch die Beziehung zwischen Sina und Lazar genau so, wie man es von Romantasy Büchern kennt. Doch bevor ihr jetzt gedanklich das Buch ad acta legt, lasst euch gesagt sein: Dies ist nur die erste Phase des Buches, die den Grundstein für einen wirklich sehr gelungenen Plottwist und eine darauf folgende völlig andere Richtung der Handlung legt. Leider muss ich sagen, dass diese Wendung für mich nicht überraschen kam. Nicht weil die Autorin sie vorhersehbar geschrieben hätte, sondern weil sie sowohl im Original Klapptext, als auch im Marketing des Verlags schon verraten wird. Im Grunde gibt es zwei große Überraschungen im Buch. Die eine wird explizit im Vorfeld genannt, die andere mit dem Zaunpfahl winkend angedeutet. Das ist mehr als ärgerlich, da es wie bereits erwähnt eigentlich sehr gute und überraschende Plottwists sind.

Mehr Raum für Emotionen bitte
Davon abgesehen fand ich das Buch durchaus unterhaltsam. Sina war mir nicht immer sympathisch, aber das ist reine Geschmackssache und kein Kritikpunkt. Das Tempo ist flott und die Handlung hat, wie erwähnt ihre guten Höhepunkte, wobei ich insgesamt die zweite Hälfte des Buches besser, als die erste fand.
Was mir ein bisschen gefehlt hat, waren schlichtweg mehr Seiten. Die Autorin fügt interessante Ansätze und Handlungsstränge ein, doch an einigen Stellen fehlt es an Vertiefung. Da ich das Buch innerhalb einer Leserunde lag weiß ich, dass der Verlag Madeleine Puljic im Vorfeld nur eine bestimmte Seitenzahl zugestand, das finde ich sehr schade, denn diese Geschichte hätte mehr verdient und eben auch mehr gebraucht. Gerade was die Entwicklung von emotionalen Bindungen angeht, hätte es mehr bedurft, damit diese nachvollziehbar sind. Das Buch arbeitet zwar mit Zeitsprüngen, um das zügige Voranschreiten von Beziehungen zur rechtfertigen, doch diese Sprünge sind nicht immer ersichtlich, sodass sich dennoch das Gefühl einstellt, dass vieles zu schnell geht. 100-200 Seiten mehr und es wäre ein großartiger Roman geworden, so ist es “nur” ein guter.

Fazit:


Ein unterhaltsamer, kurzweiliger Vampirroman, mit einem wirklich gelungenen Plottwist, der nur leider dadurch abgeschwächt wird, dass der Verlag ihn bereits im Vorfeld groß rausposaunt hat. An manchen Stellen fehlt es an Seiten, die die Entwicklung der Emotionen nachvollziehbarer gemacht hätten, da wünschte ich, man hätte Madeleine mehr zugestanden, denn das Schreibtalent dazu hat sie ohne Frage.

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Veröffentlicht am 25.06.2022

Protagonist wider Willen

Der letzte Held von Sunder City
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Das erste Buch, dass ich dieses Jahr von meiner 22 für 2022 Liste streichen kann. Das Buch wollte ich vor allem lesen, weil ich die Idee der Magie beraubten magischen Wesen interessant fand, dass der Autor ...

Das erste Buch, dass ich dieses Jahr von meiner 22 für 2022 Liste streichen kann. Das Buch wollte ich vor allem lesen, weil ich die Idee der Magie beraubten magischen Wesen interessant fand, dass der Autor ein bekannter Schauspieler ist, wusste ich gar nicht (ich hab’s nicht so mit Promis 😅).

Eine magische Welt ohne Magie
Die Welt in Der letzte Held von Sunder City war bis vor einigen Jahren noch voller Magie. Sie war eine Kraft, die fast alles durchdrang und zahlreichen magischen Wesen Energie lieferte, doch dann versiegt diese Energiequelle. Während es bisher schon so einige Romane gibt, in denen Menschen ihre Magie verloren, oder in denen zusammen mit der Magie auch die magischen Wesen aus der Welt verschwanden, nimmt der Autor hier nur die eine magische Energie weg, Elfen, Orks etc., gibt es aber weiterhin, nur wie lebt es sich als magisches Wesen ohne Magie?

Mit seinem Weltenentwurf beweist der Autor eine blühende Fantasie, die sich vor allem immer wieder in kleinen Details im Alltagsleben der nun magielosen Wesen weiterspielt. Was machen Harpyien, die nicht mehr fliegen können, Elfen, die von ihren Lebensjahren eingeholt werden oder Vampire, denen Blut keine Lebenskraft mehr spendet? Es ist wirklich erstaunlich, wie weit und umfassend Luke Arnold die Konsequenzen des Verschwindens der Magie durchgedacht hat. Er hat eine trostlose, aber auch wahnsinnig interessante Welt erschaffen, die sich trotz der teils melancholischen Stimmung frisch und unverbraucht anfühlt und mit kreativen Ideen glänzt

Protagonist wider Willen
Wir haben also den perfekten Rahmen für eine großartige Geschichte. Und dann kommt Fetch. Fetch Phillips den der Autor uns so dringend als Antiheld präsentieren möchte. Dazu bedient er sich kräftig an der mittlerweile wirklich ausgelutschten “Ich bin der versuchte Antiheld” Klischeekiste, sprich Fetch ist ein notorischer Trinker (denn nichts kennzeichnet einen Antihelden mehr, als ein Alkoholproblem), scheut zu viel Stress und Arbeit und flucht derb. Seine Schuldgefühle sind das einzige, was ihn zumindest ein kleines bisschen aus der Riege der alkoholabhängigen Taugenichts Protagonisten abhebt, aber sonst entspricht er leider sämtlichen Klischees. Da hätte man mehr aus dem Charakter holen können.

Wären es nur die Klischees, hätte ich mich mit Fetch noch gut leben können, was mich vielmehr gestört hat, war seine Antriebslosigkeit. Er ist Privatdetektiv und bekommt einen mysteriösen Auftrag, doch wirklich bemüht dem nachzugehen ist er über die Hälfte des Buches nicht. Statt eines spannenden Falls rund um einen verschwundenen Vampir, bekommen wir Fetch, wie er eher planlos durch die Stadt stolpert. Zwar bekommen wir so weitere Einblicke in das tolle Worldbuilding, der Handlung tut dieses ziellose Rumgeeiere aber überhaupt nicht gut und die erste Hälfte des Buches zieht sich. In der zweiten Hälfte wird das dann zwar besser und die Spannung steigt, trotzdem erfährt und erlebt Fetch in meinen Augen noch zu viel einfach nur durch Zufall und handelt zu wenig selbst.

Fazit:


Der letze Held von Sunder City trumpft mit einer sehr kreativen, detailreichen und interessanten Welt auf, in der der klischeehafte Antiheld Fetch aber leider eher planlos vor sich hin stolpert. Trotzdem macht das Buch genug Spaß, dass ich die Reihe weiterlesen werde und auf Besserungen in Band zwei hoffe.

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