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Veröffentlicht am 07.05.2021

Eine Hommage an die Natur

Die Welt ohne Fenster
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Mit diesem Buch wollte ich mal wieder über meinen Tellerrand hinausschauen. Ich bin zwar eigentlich eher eine Großstadtpflanze, als ein Naturmensch, aber dass die Autorin, als sie dieses Buch geschrieben ...

Mit diesem Buch wollte ich mal wieder über meinen Tellerrand hinausschauen. Ich bin zwar eigentlich eher eine Großstadtpflanze, als ein Naturmensch, aber dass die Autorin, als sie dieses Buch geschrieben hat, erst zwölf Jahre alt war und es auch noch von 1926 stammte, fand ich faszinierend und so wollte ich es unbedingt lesen.

Ein Buch von Freiheit und Flucht
Die Handlung von Die Welt ohne Fenster ist schnell erzählt. Das junge Mädchen Eepersip fühlt sich von Häusern mit ihren Wänden und Glasscheiben eingeengt und möchte viel lieber draußen in der Natur leben. Also schleicht sie eines Morgens aus dem Fenster und verschwindet sehr zum Leidwesen ihrer Eltern hinaus in die Natur, wo sie fortan in der freien Natur lebt.
Das Büchlein ist dabei in drei Teile unterteilt, die jeweils Eepersip Stationen auf ihrer Reise durch die Natur darstellen: die Wiese, das Meer und die Berge, wobei Reise eigentlich auch nicht ganz das richtige Wort ist, denn sobald Eepersip das Elternhaus verlassen hat, ist sie eher wie ein Blatt im Wind, lässt sich hierhin und dorthin tragen, ohne ein konkretes Ziel zu haben. Sie entdeckt die Natur auf ihre Art und Weise und findet Freude an jeder Pflanze und jedem Tier, dem sie begegnet. Sie dabei zu begleiten, ist sehr entschleunigend und das Buch daher für jeden geeignet, der dem Alltag entfliehen möchte.

Überhaupt dreht sich in diesem Buch alles um Flucht und Freiheit. Der Flucht aus den Einengungen der Zivilisation und die Freiheit eins zu werden mit der Natur. Das zusammen mit dem kindlichen Blick auf die Natur ergibt eine faszinierende Mischung die, wie bereits gesagt unglaublich entschleunigend wirkt. Interessant ist die Geschichte auch im Hinblick auf die Hintergründe der jungen Autorin, die Jackie Morris in einem Vorwort wirklich sehr gut zusammenfasst, ohne aber die eigentliche Geschichte zu spoilern. Durch dieses Vorwort erhält man gerade als erwachsener Leser eine sehr interessante Perspektive auf die Geschichte und sieht manches im ganz neuen Licht, das hat mir sehr gut gefallen.

Trotzdem nicht ganz, was ich erwartet hatte
So faszinierend ich die kindlichen Naturphantasien auch fand, so ganz überzeugen konnte mich das Buch dann leider trotzdem nicht. Vielleicht habe ich etwas zu anderes erwartet, doch mir persönlich gibt es in Die Welt ohne Fenster einfach zu wenig Handlung. Der Großteil des Buches besteht daraus, wie Eepersip durch die Gegend stromert, hier einen hübschen Teich und da eine schöne Blume entdeckt und immer wieder tanzt und singt. Die Beschreibungen ihrer Entdeckungen sind zwar weiterhin schön zu lesen, nach der Hälfte wird es jedoch etwas langweilig vom x-ten Tanz mit den Schmetterlingen zu lesen. Es gibt zwar durchaus kurze Einschübe, in denen etwas mehr passiert, meist wenn Eepersip durch die Umstände doch gezwungen wird mit anderen Menschen zu interagieren, diese bleiben aber eben genau das: Einschübe. Insgesamt liest sich das Buch eher wie ein literarisches Essay über die Natur, als ein Roman.
Gut gefallen hat mir hingegen das Ende. Es ist wohl nicht das, was man am Anfang erwartet hätte, für mich aber eine sehr schöne Auflösung der Geschichte.

Fazit:


Dieses Buch ist für all jene, die aus der Hektik des modernen Alltags entfliehen wollen, die Ruhe und Entschleunigung suchen und dabei einen kindlichen Blick auf die Natur entdecken möchten. Man sollte jedoch nicht allzu viel Handlung erwarten.

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Veröffentlicht am 06.04.2021

Gute Ansätze, aber ausbaufähig

Nocturna - Das Spiel des Fuchses
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Auf dieses Buch bin ich, wie gesagt, durch das Cover aufmerksam geworden, der Klapptext sprach mich jedoch auch gleich an und als ich es dann in den Händen hielt, freut ich mich auf ein spannendes Fantasyabenteuer.

Spanien ...

Auf dieses Buch bin ich, wie gesagt, durch das Cover aufmerksam geworden, der Klapptext sprach mich jedoch auch gleich an und als ich es dann in den Händen hielt, freut ich mich auf ein spannendes Fantasyabenteuer.

Spanien oder Südamerika?
Als Erstes möchte ich mit etwas beginnen, mit dem das Buch groß beworben wird. Der Verlag preist das Buch als “ungewöhnlichen High-Fantasy-Serie mit lateinamerikanisch angehauchtem Setting” an. Diesen Aspekt fand ich sofort interessant, da mir lateinamerikanisch inspirierte Fantasywelten bisher eher weniger untergekommen sind und ich es toll finde, wenn nicht nur das westliche Mittelalter als Vorbild dient. Allein für diese Idee bin ich daher schon bereit, einen Punkt zu vergeben.
In der Umsetzung hapert es dann aber leider. Denn abgesehen von ein paar spanischen Zaubersprüchen und eins, zwei erwähnten Gerichten ist von Lateinamerika in diesem Buch nichts zu spüren. Weder Flora, noch Fauna, noch die Kultur erinnern geben einen Hinweis auf das angebliche Vorbild. Es hätte ebenso gut spanisch oder kubanisch inspiriert sein, da die paar spanischen Floskeln tatsächlich die einzige Anlehnung sind, was ich sehr schade finde, hier wurde eine Menge Potenzial verspielt. Was eigentlich auch im Ganzen für das Worldbuilding gesagt werden kann, denn es sind viele wirklich gute Ideen da. Neben dem Setting kann auch das Magiesystem mit interessanten Ansätzen und Ideen aufwarten, aber auch hier, könnte es mehr ausgearbeitet werden. Die Ideen sind da, aber es fehlt das Auge für Details.

Die Diebin, der Prinz und der Psychopath
Jetzt habe ich zuerst über einen Kritikpunkt gesprochen, dabei beginne ich lieber mit etwas Positiven. Da wäre zum Beispiel die Entwicklung der Beziehung zwischen Finn und Alfie (ja, wie so viele andere, finde ich den Namen auch doof und zu kindlich für einen 23-Jährigen). Diese konnte mich nämlich auf ganzer Linie überzeugen, da sie erfrischender Weise nicht gleich ins Romantische schwenkt. Stattdessen nimmt die Autorin sich Zeit eine aufrichtige Verbundenheit in Freundschaft aufzubauen. Das hat mir an dem Buch am besten gefallen.

Doch so sehr mir das Zusammenspiel von Finn und Alfie gefiel, hatte ich leider trotzdem auch Kritikpunkte an der Charakterzeichnung. Von Alfie wissen wir, dass er 23 sein müsste, Finn soll wohl ein klein wenig jünger sein, also vielleicht 18 oder 19. Leider verhalten sich die Charaktere nicht diesem Alter entsprechend. Häufig wirken beide, als seien sie noch fest in den Fängen der Pubertät. Bei Alfie hat mich zudem noch diese extreme Naivität gestört.
Ja die Charaktere sind Sympathieträger, aber meine Stirn wurde schon ganz rot, so viele Facepalms bescherten mir die Beiden, da sie gefühlt auch eher durch die Handlung stolpern und sich Probleme eher durch Glück, als durch durchdachtes Handeln lösen.

Als Letztes aber nochmal ein Lob und das geht an den Antagonisten. Klar, zum “lieb haben” ist der überhaupt nicht, aber ich finde ihn wahnsinnig gut ausgearbeitet. Seine verdrehten Ansichten zu Liebe, die zu Hass und Besitzansprüchen auswuchern ist wirklich gut und glaubhaft dargestellt. Er ist so ein richtiger Psychopath, trotzdem machen seine Motive und Handlungen aus seiner verquirlten Sicht tatsächlich Sinn, was Ignacio zu einem sehr interessanten Gegenspieler macht.

Fazit:


Nocturna hat viele wirklich gute Ansätze und Ideen, denen es jedoch noch an Ausarbeitung fehlt. Die Stärke des Buches liegt klar bei dem Zusammenspiel der Protagonisten (und dem wirklich gelungen Antagonisten), die Protagonisten können jedoch ihrem angeblichen Alter entsprechend noch etwas mehr Reife vertragen.

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Veröffentlicht am 05.03.2021

Nett, aber der Pepp fehlt

Die Bibliothek der flüsternden Schatten - Bücherstadt
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Akram El-Bahay ist mir als Autor in der deutschen Fantasyszene zwar bekannt, gelesen hatte ich bisher jedoch noch nichts von ihm, war jedoch seh neugierig und gewillt das zu ändern und mit Bücherstadt ...

Akram El-Bahay ist mir als Autor in der deutschen Fantasyszene zwar bekannt, gelesen hatte ich bisher jedoch noch nichts von ihm, war jedoch seh neugierig und gewillt das zu ändern und mit Bücherstadt kam ich diesem Vorsatz auch noch mit einem Buch nach, das selbst über Bücher handelt. Da konnte doch nichts schiefgehen, oder?

Eine unterirdische Stadt der Bücher
Das Buch beginnt, wie so viele Fantasybücher, mit einem Diebstahl, der nicht ganz so läuft wie geplant. Im Zuge dessen lernen wir gleich unseren Protagonisten Samir kennen, der das Diebeshandwerk auch prompt an den Nagel hängen will und sich deshalb eine Anstellung bei den Wachen sucht. Als er jedoch in die unterirdische Stadt der Bücher versetzt wird, begeistert ihn das so gar nicht. Denn während wir Büchernarren von einem solchen Ort nur träumen können, lassen Samir als Analphabet dicke Wälzer völlig kalt. Doch so langweilig, wie Samir dachte, ist die Stelle als Wächter der Bibliothek ganz und gar nicht.
Für den Anfang seines Romans, wählt der Autor ein gutes Tempo, wir lernen Samir und die Bibliothek kennen. Bei beiden werden schon gleich Geheimnisse angedeutet, die uns der Autor aber noch nicht verrät, was schon zu Beginn eine solide Grundspannung erzeugt. Ebenfalls positiv fand ich die Atmosphäre, die der Autor in der Bücherstadt Paramythia schuf. Man hatte die riesigen Gänge und hallen voller Bücher sehr gut vor Augen und konnte die widerhallenden Schritte zwischen den Gängen beinah selbst hören.

Verschenktes Potenzial
Akram El-Bahay hat also eine großartige, atmosphärische Kulisse geschaffen. Leider hat man beim Lesen das Gefühl, dass er nicht mal halb so viel Energie in die Charaktere und Handlung gesteckt hat. Protagonist Samir wirkt wie aus dem Fantasybaukasten zusammengesetzt und hat praktisch null individuelle Persönlichkeit. Selbiges trifft auf Kani zu. Das erschwerte das Lesen deutlich, da man zu keinem von beiden wirklich eine Bindung aufbaut. Ebenso bleiben Nebencharaktere und Antagonisten blass und farblos. Die Bösen scheinen Dinge zu tun, weil sie halt böse sind. Motive und Ziele bleiben bis zum Schluss unklar, hier kann man vielleicht noch auf die Folgebände hoffen.
Auch die Handlung lässt an einigen Punkten zu wünschen übrig. Trotz brisant geschriebener Actionszenen stellt sich ungefähr ab der Hälfte des Buches eine gewisse Monotonie ein. Die Handlung verläuft einfach zu linear, die nächsten Schritte sind stets absehbar und vorherbestimmt. Es gibt keine Kniffe oder Plottwist, weshalb selbst die rasantesten Actionszenen nicht verhindern können, dass Langeweile aufkommt und zumindest ich persönlich auch zunehmend das Interesse verlor, wie die Sache denn nun endet.

Fazit:


Bücherstadt kann man lesen, muss man aber nicht. Es punktet mit einer tollen Grundidee, schafft es aber nicht wirklich ihr Leben einzuhauchen. Dafür sind die Charaktere zu blass und die Handlung zu linear. Ich würde es vor allem jenen empfehlen, die noch nicht ganz so viel Fantasy gelesen haben und für den Einstieg in das Genre etwas Einfaches suchen.

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Veröffentlicht am 29.01.2021

(un)grausige Märchen!

Rot wie Blut
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Wie bestimmt viele unter euch, bin auch ich mit Märchen aufgewachsen. Abends wurde aus dem großen Märchenbuch vorgelesen und Schneewittchen, Rotkäppchen, Aschenputtel und Co. begleiteten mich durch meine ...

Wie bestimmt viele unter euch, bin auch ich mit Märchen aufgewachsen. Abends wurde aus dem großen Märchenbuch vorgelesen und Schneewittchen, Rotkäppchen, Aschenputtel und Co. begleiteten mich durch meine Kindheit. Später las ich dann die ursprüngliche Version der Grimmschen Kinder- und Hausmärchen und war von dem Unterschied zu den verharmlosten Kinderversionen fasziniert und amüsiert. Daher weckte diese Zusammenstellung von explizit grausigen Märchen und Sagen sofort meine Aufmerksamkeit.

(un)grausige Märchen!
Als erstes sei gesagt: Hierbei handelt es sich um eine Zusammenstellung von Märchen, keine Neuerzählungen. Ich habe schon mehrere Rezensionen gelesen, die das Buch schlecht bewertet haben, weil sie eine Neuerzählung erwartet haben, was ich ehrlich gesagt etwas unfair finde, aber sei es drum, das ist eine Diskussion für ein anderes Mal. Da ich selbst von Anfang an davon ausgegangen war hier eine Sammlung und keine Neuerzählung vor mir zu haben, wurde ich auch nicht enttäuscht.

Was damit einhergeht, dass es sich hier um originale Märchen handelt, ist der mitunter altertümliche Schreibstil. Viele der hier gesammelten Märchenversionen sind im 17., 18, und 19. Jahrhundert aufgeschrieben worden. Dementsprechend ist auch die Sprache. Mir persönlich hat das gut gefallen, denn der Stil gehört einfach zu diesen Märchen dazu, das ist es, was diese Sammlung authentisch macht. Ich hatte auch zu keiner Zeit Verständnisprobleme. Zu einigen recht veralteten Begriffen gab es sogar erklärende Fußnoten z.B. das Base für Cousine steht etc., aber ehrlich gesagt habe ich die gar nicht gebraucht, es ist aber trotzdem schön, dass sie da sind. Lediglich ein Märchen, Die entdeckte Alte, empfand ich mit seinem ausufernden, wortreichen Stil als anstrengend. Allerdings wurde das bei diesem Märchen als Stilmittel der bewussten Übertreibung eingesetzt, daher kann man darüber hinwegsehen.
Ebenfalls schön fand ich es, dass es am Ende des Buches ein kurzes Essay des Herausgebers über die Interpretation und Bedeutung von Märchen, sowie kurze biografische Angaben zu den vertretenden Autoren gab. Das fand ich recht informativ und hat mir deshalb gut gefallen.

Warum dann trotzdem “nur” drei von fünf Punkten? Nun das lag maßgeblich an der Auswahl der Märchen und Sagen. Positiv fand ich die Mischung der Auswahl, wir haben auf der einen Seite Versionen von bekannten Märchen wie Rapunzel, Schneewittchen etc. Da Märchen ja nun mal lange Zeit nur mündlich weitergegeben wurden, gibt es ja von ein und demselben Märchen dutzende Versionen und so unterscheiden sich auch diese hier geschilderten Versionen von bekannten Märchenklassiker mal nur in ein paar Details, mal gravierend. Auf der anderen Seite haben wir aber auch zahlreiche Märchen und Sagen und auch eins, zwei Gedichte bez. Reime, von denen die meisten wohl noch nie etwas gehört haben. Auch als Märchenprofi entdeckt mal hier also Neues.

Doch während mir die grundlegende Mischung gefiel, waren mir viele Märchen doch nicht grausig genug um zu dieser Sammlung zu passen, was letztendlich mein größtes Manko an diesem Buch ist. Grausig wird zudem hier sehr frei interpretiert, denn es sind nicht nur besonders blutrünstige Erzählungen dabei, nein andere sind z. B. eher ekelig oder spielen auf sexuelles hin und sind deswegen nicht ganz “kindgerecht”. Diese freie Interpretation fand ich prinzipiell nicht schlecht, doch selbst mit dieser im Hinterkopf, konnte ich mir bei manchen Märchen nicht erklären, was daran jetzt grausig sein soll und weshalb sie in diesem Buch aufgenommen wurden. Das führte dann dazu, dass ich ein paar Märchen mehr überflogen, als aufmerksam gelesen habe.

Fazit:


Wer sich auf diese Märchensammlung in Originalsprache einlässt, kann viel Neues entdecken und einige unterhaltsame Stunden verbringen. Die Auswahl der Märchen und Sagen könnte jedoch dem Thema entsprechend noch angepasst werden, da es einige Erzählungen gab, wo ich nicht wusste, warum sie nun grausig sein sollten.

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Veröffentlicht am 17.11.2020

Diversität allein, macht noch kein gutes Buch

Children of Blood and Bone
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Ich weiß noch, als das Buch erschien, war es überall zu sehen und zog einen richtigen kleinen Hype nach sich. Gelesen habe ich die Rezensionen damals nicht, konnte also ganz unbefangen in Orïsha eintauchen

Black ...

Ich weiß noch, als das Buch erschien, war es überall zu sehen und zog einen richtigen kleinen Hype nach sich. Gelesen habe ich die Rezensionen damals nicht, konnte also ganz unbefangen in Orïsha eintauchen

Black Lives Matter
Das Buch ist zwei Jahre alt und traurigerweise aktueller denn je. Es handelt von einer Schwarzen Bevölkerung, die von einer Minderheit unterdrückt, versklavt und auch gezielt ermordet wird. Es geht um die Benachteiligung und Unterdrückung von Schwarzen, was heutzutage vielerorts (auch in Deutschland und nicht nur den USA!) leider immer noch Alltag ist. Die Autorin setzt diese schwerwiegenden Themen in einen Fantasyrahmen. Die Magie und Kultur in Orïsha sind dabei von der westafrikanischen Kultur inspiriert. Der Autorin gelingt es ganz wunderbar dem Leser diese Welt zu eröffnen und ihr Magiesystem ist ebenfalls anschaulich und interessant geschildert. Das war ein Punkt, der mir gut gefallen hat.

Was man in dem Buch deutlich spürt ist, wie sehr der Autorin das Thema Rassismus bez. Antirassismus am Herzen liegt, dazu braucht man nicht erst das Nachwort lesen. Und es war ihr offenbar wichtig, dass alle Personen PoC sind. Das ist prinzipiell sehr lobenswert, in der Praxis jedoch schafft es die Autorin nicht, das Wort Haut zu benutzen, ohne auf deren Farbe hinzuweisen. Jedes Mal, wenn die Sprache auf die Haut kommt, und sei es nur ein ganz banaler Satz, z.B. weil die Protagonistin ein Schauer auf ihrer Haut spürt, muss die Autorin betonen um welche Hautfarbe es sich handelt. Ja, die Leute sind PoC, danke ich hab das verstanden, dazu muss es nicht auf jeder zweiten Seite nochmals genannt werden. Wenn man etwas so exzessiv betont, stellt man es als eher als eine Abnormalität, als eine Absonderlichkeit dar, also genau so, wie Schwarze eben nicht wahrgenommen werden sollen. Das war sicher nicht die Intention der Autorin, aber diese Wirkung erzielt man damit. Mal ganz davon abgesehen, dass die ewigen Wiederholungen furchtbar ermüdend für den Leser sind.

Durchschnittlich und vorhersehbar
Doch so sehr es zu loben ist ein Buch mit ausschließlich PoC zu schreiben, Diversität allein macht leider noch kein gutes Buch. Denn von diesem Aspekt abgesehen ist Children of Boens ein doch sehr durchschnittliches Jugendbuch. Die Charakterzeichnung ist sehr stereotyp. Wir haben die unfreiwillige Weltretterin mit der traumatischen Vergangenheit, den großen Bruder, die Rebellin und den hin und her gerissenen Sohn des bösen Herrschers. All diese Figuren haben eine bestimmte Rolle, die man schon tausendmal so angetroffen hat und brechen aus diesen Rollen auch nicht aus. Man kann bei jedem einzelnen der vier sagen, in welche Richtung er oder sie sich entwickeln werden. Es ist ein breit ausgetretener Pfad, denn schon unzählige Jugendbuchcharaktere ebenfalls gegangen sind.

Nun muss natürlich nicht jeder Jugendbuchautor/in das Rad neu erfinden. Sind bekannte Elemente interessant und individuell verknüpft, kann trotzdem ein klasse Buch daraus entstehen. Leider ist die Handlung von Children of Blood and Bones ebenso ausgelutscht, wie die Charaktere. Mädchen hat eine schlimme Vergangenheit und ist insgeheim die Einzige, die die Welt retten kann und ein böser König muss mal wieder gestürzt werden. Dabei lässt die Autorin ihre Charaktere die üblichen Stationen abklappern: Den Weisen Mentor, der ihnen sagt, was sie tun sollen, den geheimen Widerstand und die Rettungsaktion eines gefangenen Gruppenmitglieds. Die Handlung war zu jedem Zeitpunkt vorhersehbar. So sehr die Autorin Kreativität in ihrem Weltentwurf beweist, so absolut trivial ist leider ihre Handlung. Schade.

Fazit:


Auch wenn die Darstellung der People of Color in diesem Buch sehr gelungen ist, reicht Diversität allein nun mal nicht aus, um ein Buch spannend zu machen. Wo auf der einen Seite das Worldbuilding glänzt, ist leider auf der anderen Seite die Handlung oft eintönig und vorhersehbar und die Charaktere typische Genreklischees. Auch die Liebesstory hätte so echt nicht sein müssen. Schade, hier wurde viel Potenzial verspielt. Wer noch kaum YA-Fantasy gelesen hat, dem wird es sicher gefallen, für alle Anderen ist es leider zu durchschnittlich.

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