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Veröffentlicht am 27.11.2022

Leben mit der Hexe im Wohnzimmer

Hex
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Letztes Jahr konnte mich Echo von Thomas Olde Heuvelt überzeugen, daher stand für mich fest, dass ich auch sein Debütwerk Hex lesen wollte, gesagt, getan.

Leben mit einer Hexe
Ein Punkt, der dieses Buch ...

Letztes Jahr konnte mich Echo von Thomas Olde Heuvelt überzeugen, daher stand für mich fest, dass ich auch sein Debütwerk Hex lesen wollte, gesagt, getan.

Leben mit einer Hexe
Ein Punkt, der dieses Buch von anderen abhebt, ist definitiv die Idee. Black Spring in New York könnte ein so idyllischer Ort sein. Inmitten von der Natur des Hudson Valley umgeben wirkt es wie das Paradies für Austeiger und jene, die ihre Familie fernab von Hektik aufzehen wollen. Wäre da nicht Katherine. Katherine, die vor 200 Jahren in Black Sping als Hexe gehängt wurde und seitdem das Dorf heimsucht. Da ihre zerstörerischen Kräfte gebannt sind, wirkt die Hexe gruselig, aber harmlos und die Bewohner von Black Spring arrangieren sich mit ihr. Oberste Priorität: Niemand außerhalb von Black Spring darf von der Hexe erfahren. In Zeiten von Globalisierung, Smartphones und Internet stellt das die Hex Truppe, die für den Schutz der Stadt vor Katherine zuständig ist, vor einige Herausforderungen.
Wie lebt man also, wenn der Albtraum aus den Gruselgeschichten mitten unter einen wandelt? Diesen Aspekt fand ich sehr faszinierend und Heuvelt hat ihn auch sehr detailliert ausgearbeitet. Es ist schon manchmal absurd, was die Dorfbewohner sich so einfallen lassen, damit Touristen (auf die das Dorf wirtschaftlich angewiesen ist) und andere Fremde nichts von der dorfeigenen Hexe mitbekommen. Und am Anfang des Buches wirkt die ganze Situation auch gar nicht so schlimm. Doch dann nimmt die Handlung ihren Lauf. Stück für Stück enthüllt Heuvelt, wie sehr die Dorfbewohner ihr Leben an Katherines Anwesenheit anpassen mussten, wie eingeschränkt sie wirklich sind und was ganz lustig und harmlos begann, wird von Seite zu Seite bedrückender und verstörender.

In dem langsamen aber stetigen Stimmungswechsel im Buch zeigt sich eine von Heuvelts Stärken: das Heraufbeschwören einer dichten Atmosphäre. So wie Katherine Black Spring in ihren Bann hält, wird auch der/die Leser/in immer mehr in den Bann gezogen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass man mit dem zugegeben, etwas eigenwilligen Erzählstil Heuvelts zurechtkommt. Da ich Echo bereits gelesen hatte, wusste ich schon, was mich erwartet, aber ich kann auch verstehen, dass dieser Erzählstil nicht jedem zusagt. Der Autor lässt sich Zeit, der Horror schwebt eher als Damoklesschwert über allem und biss er ausbricht, verwendet Heuvelt viel Zeit darauf das Portrait einer Gemeinschaft zu zeichnen, die nur an der Oberfläche funktioniert. Man muss Geduld bei diesem Buch mitbringen, allerdings kann ich zumindest sagen, dass die bereits erwähnte Atmosphäre mich so einnahm, dass mir nicht langweilig wurde.

Wer ist das Monster?
Ist der erste Teil des Buches noch eher ein Psychodrama, in dem die Gesellschaft Black Springs unter Katherines Einfluss dargestellt wird, geraten die Dinge mit Fortschreiten der Handlung zunehmend außer Kontrolle, bis hin zur völligen Eskalation am Ende. Diese erst langsam beginnende und dann rasant fortschreitende Steigerung gefiel mir gut, wenngleich das Ende, dass sich in seinem Tempo im Vergleich zum restlichen Buch schon beinahe überschlug, an einigen Stellen etwas konfus war. Hier hätten kurze Atempausen gut getan.
Dafür hat mir das Spiel mit der Frage, wer das wahre Monster ist, Mensch oder Hexe, sehr gut gefallen. Ich kann natürlich nicht viel verraten, aber soviel sei gesagt: in dem Buch treffen wir sowohl auf übernatürlichem Horror, als auch die ganz nüchternen Abgründe menschlichen Tuns. Was am Ende der größere Horror ist, ist eine der Fragen, die in einem nach dem Lesen noch eine Weile nachhallen.

Lediglich ein Punkt, hat mir an dem Buch weniger zugesagt und das ist eine seltsame Fixierung auf Frauenbrüste. Nicht nur, dass es in der Hinsicht zu einigen grotesken Situationen und eine mehr als bizzare Wahnvorstellung im Finale kommt, auch sprachlich stellt der Autor an den seltsamsten Stellen Metaphern und Vergleiche mit Brüsten her. Das wirke oft, um es modern zu sagen: einfach nur cringe.

Fazit:


Thomas Olde Heuvelts eigenwilliger Erzählstil polarisiert. Entweder man kommt überhaupt nicht damit klar, oder man wird, so wie ich, von der dichten Atmosphäre und der schrittweisen Steigerung des Horrors in den Bann gezogen. Hex überzeugt mit einer genialen Idee und dem detaillierten Porträt einer Dorfgemeinschaft, wo nicht klar ist, wer hier das eigentliche Monster ist.

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Veröffentlicht am 27.11.2022

Kein Partygag, sondern echte Aufklärungsarbeit!

100 Karten über Sex
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Wer meinem Blog, oder meinem Insta Account schon länger folgt, dürfte mitbekommen haben: Ich liebe den Katapult Verlag/das Katapult Magazin. Daher “arbeite” ich mich weiter hochmotiviert durch das Verlagspogramm. ...

Wer meinem Blog, oder meinem Insta Account schon länger folgt, dürfte mitbekommen haben: Ich liebe den Katapult Verlag/das Katapult Magazin. Daher “arbeite” ich mich weiter hochmotiviert durch das Verlagspogramm. Nach kuriosen Grenzen und Wissenswertes über Sprachen widmen wir uns nun der (angeblich) schönsten Sache der Welt.

Von A wie Asexuell bis Z wie Zensur
Das Buch heißt 100 Karten über Sex, das ist natürlich etwas griffiger als 100 Karten über Sex, Sexualität, Geschlechteridentität, Feminismus und geschlechtsbezogene Gesellschaftsnormen, wobei letztere die breite Bandbreite an Themen in diesem Buch besser ausdrückt (wäre aber wohl kein Verkaufsschlager geworden). Die Diversität und Themenvielfalt in diesem Atlas begeisterte mich von den ersten Seiten an. Zwar darf auch der Katapult typische Humor nicht fehlen, wenn z.B. Orte oder Bandnamen aufgezählt werden, die eindeutig zweideutig sind, geschildert wird, warum ein Staubsaugerhersteller sein Modell für die Bedürfnisse mancher Männer anpasste oder auf das Paradoxon des Namens des Kondomhersteller Ramses verwiesen wird. Doch während ich beim Spracheatlas manche doch recht flachen Witze zu albern fand, war man hier sparsamer und trifft die Balance zwischen Ulk und informativen Beiträgen deutlich besser.

Doch die Themenbandbreite ist, wie gesagt, groß und der Atlas spricht viele Themen an, die alles andere, als zum Lachen sind, so erfahren wir u.a. in welchen Ländern Homosexualität oder Transidentität mitunter per Todesstrafe verboten sind. Andere Themen sind u.a. die Anzahl von Fehlgeburten, sexuelle Gewalt im Krieg, Todesfälle im “einvernehmlichen Geschlechtsverkehr”, die Verbreitung von Genitalverstümmelung oder die steigende Anzahl an HIV Infektionen in Osteuropa und Asien. Bei solchen Karten muss man schon schlucken, aber es ist wichtig, dass auch diese Schattenseiten angesprochen werden und Katapult macht dies an dieser Stelle eindringlich, mit den gewohnt leicht zugänglichen Grafiken. Lobenswert sind an dieser Stelle auch die ergänzenden Texte, davon gibt es mehr, als im Spracheatlas, was aber wahrscheinlich den Themen zugrunde liegt. Die Texte sind informativ und benennen Probleme deutlich, wahren aber gleichzeitig einen gewissen sensiblen Ton, der bei einigen dieser Themen auch angemessen ist.

Als Ausgleich zu diesen schwer verdaulichen Statistiken, finden sich in dem Buch aber auch viele Grafiken, die Mut und Hoffnung machen. Die lebesbejahend sind, die Diversität feiern und einen offenen Umgang mit Sexualität fördern. Sei es, wenn über weibliche Masturbation gesprochen wird, aufgeklärt wird, dass es Homosexualität, und Intergeschlechtlichkeit auch im Tierreich gibt, also alles andere als gegen die Natur ist, oder wenn echte Aufklärungsarbeit über die Klitoris geleistet wird, deren vollständiges Aussehen selbst einige Ärzte nicht kennen. Am Ende klappt man das Buch zu und hat das Gefühl, viel Trauriges, aber auch viel Gutes gelesen zu haben und vor allem so einiges gelernt zu haben.

Fazit:


Wieder ein Volltreffer von Katapult. Manche mögen bei dem Titel vielleicht an ein lustiges Buch als Partygag denken, doch 100 Karten über Sex ist so viel mehr. Mit seinen ansprechenden Grafiken, den informativen Texten und der breiten Themenvielfalt leistet es echte Aufklärungsarbeit in so ziemlich allem, was mit “Sex and Gender” zu tun hat. Eine klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 27.11.2022

Kapitalismuskritik mit Cyberpunk Flair

Cixin Liu: Die Versorgung der Menschheit
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Cixin Liu ist mir natürlich als Sci-Fi Autor ein Begriff und tatsächlich überlege ich schon seit längerem Mal etwas von ihm zu lesen. Bisher hat e sich dennoch noch nicht ergeben. Als ich dann entdeckte, ...

Cixin Liu ist mir natürlich als Sci-Fi Autor ein Begriff und tatsächlich überlege ich schon seit längerem Mal etwas von ihm zu lesen. Bisher hat e sich dennoch noch nicht ergeben. Als ich dann entdeckte, dass es im Splitter Verlag eine Graphic Novel Adaption seiner Kurzgeschichten gab, dachte ich mir, das ist doch der ideale Einstieg und setzte den neusten Band promt auf meine Leseliste.

Ein Profikiller mit Prinzipien
Zu der Handlung dieser Graphic Novel möchte ich eigentlich gar nicht viel mehr sagen, als im Inhaltstext steht, denn die Geschichte hält ein paar Plottwists bereit, die ich euch natürlich nicht verraten will. Überhaupt hat für mich ein großer Reiz beim Lesen dieses Comics ausgemacht, Stück für Stück die Hintergründe zu erfahren. Warum soll Auftragskiller Glattrohr bettelarme Menschen ermorden? Was hat es mit den ominösen Aliens auf sich, deren Schiff über der Erde schwebt? Fragen über Fragen und die Antworten darauf entfalten sich in einem erzählerisch sehr gut gemachten und actiongeladenem Abenteuer.

Begleiten tun wir Leserinnen dabei den Auftragskiller Glattrohr. Trotz seines zweifelhaften Berufs ist er bis zu einem gewissen Grad ein Mann mit Prinzipien und in mehreren Rückblenden erfahren wir auch, wie er zu dem Profikiller, geworden ist. Das heißt zwar nicht, dass man all seine Taten und Handlungen gut finden muss oder alles gerechtfertigt ist, trotzdem ist Glattrohr nicht völlig unsympathisch, zumindest ging es mir so. Durch die Rückblenden kann man gut nachvollziehen, was ihn bewegt hat, dies und jenes zu tun. Das machte ihn, trotz des beschränkten Rahmens einer 128 Seiten langen Graphic Novel zu einem authentischen und gut ausgearbeiteten Charakter.

Was ist Wohlstand?
Zurück zur Handlung. Darüber jetzt zu schreiben ist gar nicht so einfach, ohne zu spoilern, entschuldigt daher bitte, wenn dieser Part etwas kurz ausfällt. Erzählt wird die Geschichte auf mehreren Ebenen. Zum einen aus der Sicht Glattrohr auf der Erde und zum anderen aus der Sicht von Bewohnern eines weit entfernten Planeten. Was zunächst wie thematisch zwar zusammenhängend, aber sonst zwei sehr unabhängige Handlungsstränge wirkt, läuft am Ende gekonnt zusammen, wie genau ist eins der Dinge, die ich nicht sagen kann.
Das große Thema, dass beide Handlungsstränge bestimmt, ist der Kapitalismus und seine Folgen. Nun ist Kapitalismuskritik bez. Sozialkritik im Allgemeinen in der Sci-Fi nicht ungewöhnlich, nichtsdestotrotz sticht Cixin Lius in der Intensität, mit der diese Kritik in die Handlung eingewoben wird hervor. Lediglich das Ende hätte für meinen Geschmack noch etwas pointierter sein können. Da fehlte mir ein letzter “Knall” der noch lange nachhallt.

Cyperpunk Optik in satten Farben*
Zu guter Letzt möchte ich noch auf die Zeichnungen eingehen. Diese haben mir ausgesprochen gut gefallen. Besonders die Farben sind super gelungen. Das urbane Setting sticht in satten pink, lila, blau Tönen hervor, und vermitteln Cyperpunk Vibes, während im Kontrast dazu die Szenen auf dem fremden, ausgebeuteten Planeten in gedeckten Tönen gehalten sind. Aber auch darüber hinaus wird sich quasi de r gesamten Farbpalette bedient. Je nach Szene wechselt das Farbschema mitunter abrupt, passt aber immer erstaunlich gut zur Atmosphäre. Auf dem vom Splitter Verlag gewohntem hochwertigem Papier kommen all die satten Farben wunderbar zu Geltung und der Comic ist optisch wirklich ein Hochgenuss.

Fazit:


Meine erste Begegnung mit Cixin Lu in Form dieser Graphic Novel hat mir außerordentlich gut gefallen. Erzählerisch gekonnt präsentiert und optisch mit satten Farben super in Szene gesetzt, entfaltet sich eine Geschichte, die sowohl mit Action unterhalten kann, als auch mit ihrer Kritik am Kapitalismus zum Nachdenken anregt.

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Veröffentlicht am 10.09.2022

Menschen, Götter, Hybris

Mythen der Antike: Sisyphos & Asklepios (Graphic Novel)
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Ein weiterer Band der Mythen der Antike Reihe durfte bei mir einziehen. Dieses Mal stehen zwei mythische Gestalten im Fokus, von denen die meisten wohl schon mal gehört haben, den genauen Mythos dahinter ...

Ein weiterer Band der Mythen der Antike Reihe durfte bei mir einziehen. Dieses Mal stehen zwei mythische Gestalten im Fokus, von denen die meisten wohl schon mal gehört haben, den genauen Mythos dahinter kennen jedoch viele nicht. Die Rede ist von dem Heiler Asklepios und König Sisyphos.

Der Arzt, der König und die Sache mit der Hybris
Fangen wir mit Asklepios an, denn entgegen dem Titel, startet auch die Graphic Novel mit ihm. Asklepios der Sohn Apollons und der Meister der Heilkunst der später von den Griechen sogar selbst als Gott der Heilkunst verehrt wurden und dessen Tempel zu den frühsten Zentren der Medizin wurden, zu denen Menschen aus aller Welt pilgerten, um Linderung zu erfahren. Hippokrates erlernte im Asklepios Heiligtum auf Kos sein Handwerk und auch in Rom hielt sein Kult Einzug. Und sein von einer Schlange umwundener Stab, der Asklepiosstab, auch Äskulapstab genannt, ist bis heute ein internationales Symbol der Medizin. Doch all das passierte nach dem irdischen Leben des Heilers, mit diesen beschäftigt sich jedoch diese Graphic Novel und erzählt Asklepios Geschichte von dessen dramatischen Geburt, bis zum Tod.
Darauf folgt recht übergangslos die Geschichte von König Sisyphos. Wo Asklepios den Menschen helfen wollte, hat Sisyphos hauptsächlich seien eigenen Interessen im Sinn. Seine Strafe, die als Redewendung für eine endlose, mühsame und sich nicht lohnende Arbeit, Eingang in unsere Sprache gefunden hat, ist das Ergebnis seiner verschlagenen Tricks, mit denen er sogar die Götter und den Tod übers Ohr hauen konnte.

Ein Heiler und ein verschlagener König, das scheint auf den ersten Blick eine seltsame Kombination zu sein. Der Kontrast zwischen Asklepios, der den Menschen helfen möchte und Sisyphos, der stets auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist, ist groß. Aber das ist wohl genau so beabsichtigt, denn Geschichten über die Folgen von Hybris, gibt es in der griechischen Mythologie viele, trotzdem entschied man sich, genau diese beiden in einem Doppelband zu vereinen. Vielleicht weil es zeigt, dass es keine Rolle spielt, aus welchem Grund man die natürliche Ordnung ins Wanken bringt, ob aus guter Absicht, wie Asklepios, oder puren Eigennutz, wie Sisyphos, das Ergebnis bleibt dasselbe: Die natürliche Ordnung des Universums muss wieder hergestellt werden. Im Nachwort geht Luc Ferry genau darauf näher ein und knüpft sogar Verbindungen zu neuzeitlichen Werken, wie z. B. Mary Shellys Frankenstein. Zwar hat er viele seiner Aussagen, schon so, oder in ähnlicher weise, in älteren Bänden getroffen und LeserInnen der Reihe, die schon länger dabei sind, erfahren leider kaum etwas Neues, für Einsteiger ist dieses Nachwort jedoch sehr erhellend.

Nun ist Sisyphos & Asklepios nicht der erste Doppelband in dieser Reihe, doch er macht seien Sache besser, als andere. Bei Orpheus und der Raub der Persephone hatte ich z. B. ein paar Kritikpunkte, die hier deutlich besser gemacht wurden. Gut gefallen hat mir, dass die Schlussfolgerungen auch ohne Nachwort schon aus den beiden Geschichten allein relativ klar wird, sodass es in diesem Punkt der lose Übergang von dem einem zum anderen Mythos nicht weiter schlimm ist. Auch ist kein Mythologievorwissen nötig, da beide Mythen leicht verständlich erzählt werden. Letztendlich sind es aber auch von der Länge sehr gut gewählte Geschichten. Während Orpheus und Persephone jeweils mehr Raum bzw. je einen eigenen Band gebraucht hätte, haben diese beiden Mythen die passende Länge, um zusammen in einem Band zu funktionieren.

Fazit:


Sisyphos & Asklepios ist ein Band in der Mythen der Antike Reihe, der mich wieder voll überzeugen konnte und zeigt, dass das Kombinieren zweier Mythen in einem Band doch sinnvoll möglich ist. Daher gibt es eine uneingeschränkte Leseempfehlung von mir.

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Veröffentlicht am 10.09.2022

Düsteres Fantasymärchen

Tenebrae. Band 1
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Schon in der Vorschau hat das Cover meine Aufmerksamkeit geweckt und als ich dann die Teaser Überschrift “Düsteres Fantasy Märchen” las, war für mich schon klar, dass ich Tenebrae lesen wollen würde.

Ein ...

Schon in der Vorschau hat das Cover meine Aufmerksamkeit geweckt und als ich dann die Teaser Überschrift “Düsteres Fantasy Märchen” las, war für mich schon klar, dass ich Tenebrae lesen wollen würde.

Ein gefallener Held und eine ganz und gar nicht hilflose Prinzessin
Tenebrae, was übrigens Latein für Finsternis ist, beginnt ohne viel Tara direkt in der Geschichte. Wir lernen den Ritter Arzhur kennen, einst ein strahlender Held, doch nun aufgrund eines Fehlers in der Vergangenheit ein Trunkenbold, der sich als Söldner verdingt. Als dann drei mysteriöse alte Frauen erscheinen und ihm für einen Auftrag nicht nur Gold, sondern auch die Wiederherstellung seiner Ehre versprechen, ist Arzhur natürlich mehr als willig den Handel einzugehen. Und der Auftrag klingt auch wir die perfekte Gelegenheit, um aus der Sache wieder als tugendhafter und bejubelter Ritter hervorzugehen: Eine Prinzessin soll aus einer von Monster bewachten Burg gerettet und ihrem Vater, dem König zurückgebracht werden. Doch was wie eine einfache Heldentat klingt, ist nicht das, was es zu sein scheint.

Bei zwei geplanten Bänden zu je 80 Seiten kann sich jeder Denken, dass diese Heldenreise der anderen Art sehr zügig vonstattengeht und so ist es auch. Die Geschichte hält sich nicht mit allzu vielen Details auf und ist auch nicht sonderlich komplex, dafür hat sie einen hohen Unterhaltungswert. Arzhur und Islen als Protagonist/innen werden genug beleuchtet, dass man als Lese/in mit ihnen mitfiebert und die Geschichte hat genug Geheimnisse, die es zu lüften gilt, um konstant Spannung zu erzeugen. Die Handlung mag etwas geradlinig ablaufen, hat aber trotzdem den ein und anderen Twist vorzuweisen, die die klassische Heldenreise hinterfragen und wie schon der Teaser versprach, das Bild eines düsteren Märchens zeichnen. Zum Ende hin überschlagen sich dann die Ereignisse, werden nochmals düsterer und lassen einen sich im Hinblick auf die Entwicklung der Charaktere sehr auf den zweiten Band freuen.

Gekrönt wird die interessante Erzählung durch den wunderschönen Stil von Vincent Mallié. Die Mimik der Charaktere ist ausdrucksstark, selbst wenn mal nicht alle Details ausgearbeitet sind. Letzteres gilt vor allem für die drei Hexen, die oft nebulös und bedrohlich zugleich wirken. Sehr gut gefallen haben mir auch die Proportionen der Frauenfiguren. Unsere Prinzessin sieht nicht aus wie eine zarte Elfe, die in nächsten Moment droht davon geweht zu werden, sondern hat ein gesundes Gewicht und wirkt damit viel lebendiger. Und zum Schluss auch ein Lob an die tolle Kolorierung von Bruno Tatti, dem es meisterlich gelingt sowohl für die lichten, als auch düsteren Momente die richtige Farbstimmung auszuwählen.

Fazit:


Tenebrae erzählt keine allzu komplexe, aber dafür eine sehr unterhaltsame und spannende Geschichte, die mit düsteren Elementen spielt und klassische Helden hinterfragt. Begleitet von einem sehr ansprechenden Zeichenstil und stimmungsvolle Kolorierungen ist Tenebrae ein Leckerbissen für zwischendurch.

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