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Veröffentlicht am 10.09.2022

Lady Trents Erbe lebt weiter

Lady Trents Erbe: Aus der Finsternis zum Licht
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Lady Trents Memoiren waren für mich die Highlight Reihe 2019 und Marie Brennan als Autorin meine liebste Neuentdeckung in dem Jahr für mich. Die fünf Bände von Lady Trent habe ich in einem Rutsch hintereinanderweg ...

Lady Trents Memoiren waren für mich die Highlight Reihe 2019 und Marie Brennan als Autorin meine liebste Neuentdeckung in dem Jahr für mich. Die fünf Bände von Lady Trent habe ich in einem Rutsch hintereinanderweg quasi inhaliert, daher war ich ganz aus dem Häuschen, als diese Fortsetzung bekannt gegeben wurde. Doch wird dieses Sequel den großen Fußstapfen gerecht?

Das Erbe der großen Drachenforscherin
Aus der Finsternis zum Licht spielt ca. 30 Jahre nach den Ereignissen von Das Refugium der Schwingen. An dieser Stelle sei gleich gesagt, dass ich es auf alle Fälle empfehle, die Lady Trent Reihe vor dieser Fortsetzung zu lesen. Es mag nicht unmöglich sein das Buch, ohne Vorwissen zu lesen, aber es fehlt einem dann eben wirklich viel an Informationen, gleichzeitig spoilert Aus der Finsternis zum Licht den größten Plottwist der Lady Trent Reihe, wenn man als vorhat beides zu lesen, unbedingt die Reihenfolge beibehalten.

Zurück zum Buch. Unsere Protagonistin ist Audrey Camherst, die Enkelin der großen Lady Trent. Während ihre Großmutter ihre Berühmtheit als Drachenforscherin erlangt hat, hat sich Audrey als Linguistin ganz dem Studium der drakoneischen Sprache verschrieben. Vom Ehrgeiz getrieben ihrem großen Namen und dem Schatten ihrer Großmutter gerecht zu werden, seht sich Audrey nach einer Gelegenheit eine großen wissenschaftliche Entdeckung zu machen. In diesem Wissensdrang ähnelt sie sehr Isabella, was vielleicht zunächst die Befürchtungen wecken könne, das Buch sei nur eine “Neuauflage” des ersten Lady Trent Bandes nur mit Sprachforschung, statt Drachenforschung.
Doch keine Sorge trotz Ähnlichkeiten in ihren Charakterzügen ist Audrey trotzdem nicht einfach nur eine Kopie ihrer Großmutter. Sie mögen beide ähnliche Antriebe und einen ähnlichen Ehrgeiz haben, doch die Art und Weise wie sie an Probleme herangehen unterscheidet sich deutlich und die beiden Frauens ind spürbare igene PErsönlichkeiten.

Mit der Handlung verhält es sich ähnlich. Es gibt gewisse Problematiken und Konflikte, die bereits zu Isabellas Zeiten eine Rolle spielten und nun auch in der Fortsetzung aufgegriffen werden, gleichzeitig muss sich Audrey auch mit ganz neuen Problemen rumschlagen. Ich fand es an dieser Stelle sehr interessat zu sehen, wie sich Lady Trents/Audreys Welt verändert hat. So musste Isabella noch sehr um ihre Anerkennung als Wissenschaftlerin kämpfen, dies scheint für Audrey leichter geworden zu sein. Wir können als Leser*in jetzt also direkt die Auswirkungen der Pionierleistung von Isabella miterleben, das fand ich sehr spannend. Auch macht es dieses Buchuniverum um ein vielfaches lebendiger und greifbarer, wenn sie, wie die echte Welt eben auch, vom Wandel der Zeiten beeinflusst wird. Dadurch, dass man insgesamt, wenn man alle Bücher gelesen hat, mehrere Jahrzehnte in dieser Welt verbringt, wird dies nur noch deutlicher und sind für mich ein großer Pluspunkt der Reihe.

Ansonsten mag ich gar nicht so viel von der Handlung erzählen, da ich euch natürlich nicht spoilern möchte. Das Tempo ist etwas ruhiger als bei den Vorgängern, immerhin geht es hier um eine Übersetzung antiker Tafeln und keine Drachenexpedition. Doch ganz so trocken, wie Sprachwissenschaften zunächst klingen mag, ist das Buch aber nicht. Es konzentriert sich auf einige politische und gesellschaftlichen Konflikte und arbeitet mit der Neugierde des/r Leser/in zu erfahren, welches große Geheimnis die Tafeln hüten. Somit empfand ich das Buch zu keinem Zeitpunkt als langweilig und fühlte mich gut unterhalten.

Fazit:


Aus der Finsternis zum Licht ist eine spannende und gute Ergänzung zur Lady Trent Reihe, die vielleicht nicht ganz deren Sogkraft besitzt, sich aber auch nicht dahinter verstecken muss. Das bekannte Buchuniversum wird sinnvoll um Details und neuer Entwicklungen erweitert und es macht Spaß diese Veränderungen und die Auswirkungen von Isabellas Wirken mitzuerleben. Fans der Reihe können daher auf alle Fälle zugreifen.

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Veröffentlicht am 10.09.2022

Das Patriarchat der Dinge und alles andere

Das Patriarchat der Dinge
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Nachdem ich letztes Jahr Unsichtbare Frauen las und es mich nicht vollständig überzeugen konnte, wurde mir im Anschluss mehrfach Das Patriarchat der Dinge empfohlen. Dementsprechend war ich mehr als neugierig, ...

Nachdem ich letztes Jahr Unsichtbare Frauen las und es mich nicht vollständig überzeugen konnte, wurde mir im Anschluss mehrfach Das Patriarchat der Dinge empfohlen. Dementsprechend war ich mehr als neugierig, ob dieses Buch das Thema überzeugender behandeln würde, als das vorherige.

Eine Welt gemacht von Männern für Männer
Worum geht es in diesem Sachbuch überhaupt? Hinter dem fast schon poetischen Titel versteckt sich im Grund eine einzige Geschichte, nämlich die, dass unsere Welt von Männer für Männer gestaltet wurde und noch immer wird. Sei es Stadtplanung, Medizin oder schlicht das Design von Alltagsgegenständen, der weiße cis Mann ist die Norm und Frauen werden entweder gar nicht extra berücksichtigt (häufigster Fall) oder werden als absonderliche Anomalie betrachtet und bekommen eine lediglich verkleinert und pink angemalte Version angeboten, Stichwort shrink it and pink it. Das ist im besten Fall ärgerlich und unpraktisch für Frauen, die Gegenstände nutzen müssen, die nicht für sie gedacht ist, im schlimmsten Fall ist es jedoch lebensbedrohlich, nämlich dann, wenn Sicherheitsvorkehrungen und Konzepte beispielsweise im Auto die weibliche Anatomie ignorieren oder in der Medizin die Wirkung von Medikamenten nur an männlichen Körpern (sowohl bei Versuchstieren, als Menschen) getestet werden.

Wer da noch behauptet, wir bräuchten keine Feminismus Bewegung mehr, sollte dringend dieses Buch lesen, denn Endler führt wirklich zahlreiche Beispiele auf, die zeigen, wie sehr Frauen auch im Alltag noch benachteiligt werden. Was der Autorin ebenfalls gut gelingt ist, die Verknüpfungen des Patriarchats und des Kapitalismus aufzuzeigen. Es mag zwar wenig überraschen, dass beide Hand in Hand gehen, doch hier bekommt man nochmal genaustens die direkten Auswirkungen dieser unseligen Paarung aufgezeigt.

Rebekka Endler ist wütend, sehr wütend
Wenn man von eben erwähnten lebensgefährlichen Datenlücken in Medizin, Katastrophenschutz und Sicherheit absieht, mögen all diese kleinen und großen Benachteiligen im einzelnen vielleicht nicht dramatisch sein und nein, ich sterbe nicht, weil in meine Jeanstaschen nichts außer ein paar Münzen passt, nichtsdestotrotz macht die Summe all dieser Benachteiligungen wütend. Zumal ja vieles davon einfach zu lösen wäre, wenn Frauen nur endlich mal mitgedacht werden würde. Und nur weil es vielleicht nichts lebensentscheidendes ist, ob ich als Frau z.B bei einer Gesundheitsapp mitbedacht erde oder nicht, heißt es doch nicht, dass man dies nicht kritisieren darf und ob der Ungerechtigkeit nicht verärgert sein darf. Wir Frauen haben also einen guten Grund wütend zu sein und ein Recht, dass man unsere Wut wahrnimmt. Dementsprechend hat auch Rebekka Endler allen Grund dazu, wütend zu sein und ja auch, diese Wut in ihr Buch einfließen zu lassen und sprachlich auch mal ausfallend zu werden. Das muss nicht jeder mögen, ist aber zu akzeptieren.

Was in meine Augen jedoch nicht ok ist, ist bei all der Emotionalität des Themas die Recherche zu vernachlässigen und das geschieht in diesem Buch leider ein paar mal. Häufiger betrachtet sie bestimmte Beispiele aus einem sehr einseitigen, ihrer Argumentation zuträglichem Blickwinkel und lässt größere Kontexte außer Blick. Zum Beispiel erwähnt sie ein in Frauenhaut gebundenes Medizinbuch aus dem 19. Jh. und wirft dem Arzt, der dieses herstellte die krudesten Gewalt- und Rachefantasien vor. Dass das Binden, gerade von Medizinbüchern in Menschenhaut im 19. Jh. zwar nicht in Massen geschah, aber doch gängige Praxis (und nicht mit denselben moralischen Tabus belegt war, wie heute) war und dafür mehrheitlich die Haut von verstorbenen Männern verwendet wurde, erwähnt sie nicht. Tatsächlich haben viele derjenigen, deren Haut nach ihrem Tod als Einband endete, diese zu Lebzeiten genau dafür verkauft. Daher stammt auch das Sprichwort “seine Haut zu Markte tragen“. Durch das Weglassen dieses Kontextes, erscheint Endlers Beispiel jedoch in einem ganz anderen Licht, liest sich ihr Text doch jetzt so, als ob ausschließlich Frauen von sadistischen Ärzten als Form von Rache an dem gesamten weiblichen Geschlecht, gegen ihren Willen gehäutet wurden.
Und solcherart Beispiele finden sich häufiger. Es ist völlig ok auch in einem Sachbuch emotional zu sein, trotzdem sollte doch eine gewisse fachliche Professionalität gewahrt werden, und Kontexte nicht ignoriert werden, nur weil das Gesamtbild dann nicht zu dem passt, was man erzählen möchte.

(K)ein Buch über Feminismus im Allgemeinen
Leider ist das nicht mein einziger Kritikpunkt am Buch. Was mir ebenfalls nicht ganz zusagte, ist die Art und Weise, wie die Autorin ihr Buch strukturiert. Im Vorwort schrieb sie noch, sie wolle kein allgemeines Buch über Feminismus schreiben, sondern sich ganz auf das titelgebende Patriarchat der Dinge konzentrieren. Letztendlich hat sie sich an diesen Vorsatz aber nicht gehalten und irgendwie doch ein allgemeines Feminismusbuch geschrieben. Denn während sie zunächst doch noch sehr eng beim Thema vom patriarchistischem Design bleibt, weicht sie selbst diesen Begriff immer weiter auf und redet am Ende über viele Sachverhalte, in denen es zwar um die Unterdrückung der Frau geht, die mit patriarchistischem Design jedoch nichts mehr zu tun haben. Hinzu kommt ein ausgeprägter Drang zum Abschweifen. Endler beginnt mit einem Theme, führt dazu dann noch konkrete Beispiele auf, zu diesen Beispielen jedoch folgen weitere Beispiele und schwupps, ist sie vom eigentlichen Thema abgewichen und findet auch oft den Weg dahin nur mühsam oder gar nicht wieder zurück. Das gestaltet das Lesen dieses Buches oftmals mühsam und langatmig, da man sich des Öfteren fragt “Warum reden die Autorin jetzt nochmal von dem und dem?”

Dieser Hang zum Abschweifen führt auch dazu, dass eigentlich treffende und gute Aussagen etwas untergehen. An dieser Stelle wäre es einfach besser gewesen enger beim Thema zu bleiben und dieses dafür akzentuierter zu besprechen.

Fazit:


Auch dieses Buch über Sexismus im Design und Alltag konnte mich nur halb überzeugen. Das Thema ist wichtig, ja und Rebekka Endler listet zahlreiche wachrüttelnde Beispiele auf, die wütend und nachdenklich zugleich machen und führt uns Leser*innen gut die fatalen Zusammenhänge von Patriarchat und Kapitalismus vor. Leider verliert sie bei all der Wut hin und wieder sowohl den Blick fürs Wesentliche, als auch den auf die großen Kontexte, was ihre Argumente einseitig werden lässt.

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Veröffentlicht am 10.09.2022

Wahnwitziger Alien Splatter

Do not eat!
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Dieses Buch sprach mich gleich an, als ich es in der Vorschau entdeckte, erinnerte mich der Klapptext doch an Douglas Adams mit seinem Per Anhalter durch die Galaxis, das ich sehr mochte. Daher wanderte ...

Dieses Buch sprach mich gleich an, als ich es in der Vorschau entdeckte, erinnerte mich der Klapptext doch an Douglas Adams mit seinem Per Anhalter durch die Galaxis, das ich sehr mochte. Daher wanderte es zugleich auf die Wunsch- und kurz darauf auf die Leseliste.

Do Not Eat!
Als jemand der beim Bestellen von Büchern nie auf Seitenzahlen achtet, war ich etwas überrascht, als das dünne Büchlein ankam, aber dazu gleich noch was. Motiviert durch die Aussicht die Geschichte an einem unterhaltsamen Nachmittag durch zu haben, begann ich gleich mit dem Lesen. Autor Kevin Hearne hält sich glücklicherweise auch nicht lange mit Vorreden auf, sondern startet gleich mit der Entführung seines Protagonisten durch die Aliens. Gleich zu Beginn des Buches fällt der lockere humoristische Stil auf, den schon der Titel der Geschichte erahnen ließ. Wer aufgrund von diesem einer skurriles aberwitziges Abenteuer erwartet, wird nicht enttäuscht werden. Alles jedoch unter der Voraussetzung, dass man sich im Klaren ist, dass wir hier eine Kurzgeschichte vorliegen haben. Als solche geht sie natürlich nicht allzu sehr in die Tiefe was Charakter Hintergründe oder Worldbuilding angeht, aber für das, was diese Geschichte erreichen will, nämlich kurzweilige Unterhaltung zu sein, ist dies auch gar nicht nötig.

Getragen wird die Handlung, über de ich euch ohne zu spoilern eigentlich nichts erraten kann, vor allem durch ihr hohes Tempo, den bereits erwähnten humorvollen Schreibstil und den aberwitzigen Ideen des Autors, die von aus Versehen herbeigeführten “Untersuchungen” bis hin zu einem wütenden nackten Mob führen. Völlig zwart besaitet darf man bei der Lektüre aber auch nichts ein, denn auch wenn das Büchlein bis zum Schluss eine Sci-Fi Komödie bleibt, geht es mitunter doch sehr blutig zur Sache, was zum Höhepunkt schon fast splatterartig wirkt, das muss man mögen, oder es darf einen zumindest nicht stören. Mich hat es jedenfalls nicht gestört und ich hatte sehr viel Spaß beim Lesen. Lediglich zum Ende hin fand ich die Geschichte, selbst für eine Kurzgeschichte, etwas vorschnell. Da hätte ich mir noch ein paar Seiten mehr zum Ausklingen gewünscht, wobei ich, wenn wir schon beim Wünschen sind, auch gerne ein ganzes 300-400 Seiten starkes Buch rund um Clint und die Aliens lesen würde.

Zum Schluss ein Punkt, der nicht in die Bewertung einfließt, den ich aber gerne ansprechen möchte: Die Preispolitik zu diesem Buch finde ich eine absolute Frechheit! Schon 16€ für 176 Seiten zu verlangen ist ganz schön happig, doch dann klappt man das Büchlein auf und stellt fest, dass mit der eigentlichen Geschichte bereits auf S. 130 Schluss ist und der Rest Leseprobe von einem anderen Buch von Kevin Hearne ist. 46 von 176 Seiten! Das bedeutet, dass einfach mal über 25% dieses Buches nur Werbung ist. Das ist gelinde gesagt dreist und Abzocke, Knaur und nicht das, was ich von einem sonst tollen Verlag wie euch erwarte.

Fazit:


What you see is what you get. Do not eat! erfüllt genau die Erwartungen, die Cover, Titel und Klapptext bereits schüren: ein skurriles, aberwitziges Abenteuer im All. Wer Lust genau darauf hat und sich im Klaren ist, dass wir hier eine Kurzgeschichte vorliegen haben, wird mit dem Büchlein, so wie ich, einen sehr vergnüglichen Nachmittag verbringen. Lediglich das Ende fällt selbst für eine Kurzgeschichte etwas zu knapp aus.

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Veröffentlicht am 10.09.2022

Der Kuss der Langeweile!

Der Kuss der Lüge
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Achtung diese Rezension enthält massive Spoiler: Lesen auf eigene Gefahr!

Der Kuss der Lüge ist ein Buch, das gefühlt jeder in der Buchszene schon gelesen hat, nur ich nicht. Es versauert schon seit 4 ...

Achtung diese Rezension enthält massive Spoiler: Lesen auf eigene Gefahr!



Der Kuss der Lüge ist ein Buch, das gefühlt jeder in der Buchszene schon gelesen hat, nur ich nicht. Es versauert schon seit 4 Jahren auf meinem SUB. Zum Glück habe ich mit der wunderbaren Lila dann doch noch jemand gefunden, der genauso auf dem Schlauch stand wie ich und gemeinsam wollte wir es dann wissen: Was steckt hinter dem Hype um die Chroniken der Verbliebenen?

Der Kuss der Langeweile
Ok, worum geht es? Prinzessin Arabella [weitere Füllnamen einfügen] Jezelia, kurz Lia, graust es vor der Hochzeit mit dem Prinzen des Nachbarlandes, den sie für einen hässlichen alten Sack hält. Daher lässt sie kurzerhand die Hochzeit, die für Frieden zwischen den beiden Ländern sorgen soll, platzen und reitet mit ihrer Zofe in den Sonnenuntergang um ein einfaches Leben zu führen. Das passiert ungefähr auf den ersten 50 Seiten und ganz ehrlich, an dieser Stelle hätte man das Buch auch beenden können, denn was danach kommt, ist eine Zumutung.
Prinzessin, Entschuldigung, jetzt Schankmädchen Lia lässt sich im Heimatdorf ihrer Zofe/beste Freundin nieder, das ist natürlich ein so gutes Versteck, dass keiner der Fährtenleser des Königs auch nur auf die Idee kommt, da mal nachzuschauen. Ach ja, ein aus einem fremden Land stammender Prinz, ein ebenfalls nicht ortskundiger Attentäter und Lias Bruder finden sie natürlich easy peasy, aber nicht die Leute des Königs, nein, die hat Schlaufuchs Lia mächtig ausgetrickst, indem sie einmal in die falsche Richtung ritt, clever.

Lia und Zofe/Papagai Pauline sind also problemlos in ihrem idyllischen Küstenörtchen angekommen und dann geht das Schankmädchenleben so richtig los. Über 300 Seiten lang erleben wir hautnah das packende Alltagsleben einer Tavernenbedienung. Wir als Leser/innen sind ganz nah drann, wenn Lia Zwiebeln schneidet, Wäsche wäscht, Most ausschenkt, im Teich baden geht (ohne sich um ihr königliches Hennatattoo zu scheren, was dann auch prompt ein Tavernenjunge entdeckt, uppsi), Beeren pflückt und wieder Most ausschenkt. Spannend! Ich dachte mir, wenn sie jetzt noch den Boden der Taverne schrubbt wird mein armes Herz vor Nervenkitzel aussetzten.

Lia und die Dudes
Doch ein YA-Fantasybuch wäre ja kein YA-Fantasybuch, wenn es nicht auch um die Liebe ginge. So träumt Prinzessin Tavernenbedienung Lia während sie so ihre Zwiebeln schnippelt von der großen Liebe, ihrem ersten Kuss und so weiter uns sofort. Toll für Lia, dass die Autorin das gute alte Liebesdreieck auspackt und gleich zwei Dudes ins Rennen schickt, die ohne Scheiß, sofort im ersten Moment als sie unsere Adlige undercover entdeckt haben, sich in sie verlieben, weil sie ja so “anders” ist. Zur Erinnerung: unsere Protagonistin ist ein Mädchen, das optisch wie alle anderen YA-Heldinnen beschrieben wird: gewöhnliche Figur, dunkle Haare, keine besonderen Merkmale außer ihr Schultertatto. Ihre Persönlichkeit entspricht der einer normalen rebellierenden Teenagerin und auch sonst hat sie keine nennenswerten Eigenschaften, aber natürlich ist sie eine ganz Special Snowflake und Prinz und Attentäter sind hin und weg.
Wo wir schon bei den beiden Herzensbrecher sind. Weil die Autorin es für einen coolen Move hielt, dass man als Leser/in lange nicht wissen soll, wer der Prinz und wer der Attentäter ist, gibt sie sich die allergrößte Mühe, die beiden nahezu gleich zu beschreiben. Im Ernst, bis fast zum Ende konnte ich die beiden Casanovas nicht auseinanderhalten, weswegen ich einfach bei Attentäter-Dude und Prinz-Dude bleibe.
Da die beiden Dudes Lia sowieso schon verfallen sind, gibt es nicht mal für Romantiker/innen wirklich etwas Interessantes. Lia schenk aus, die Dudes: applause! Lia geht einkaufen, die Dudes: applause! Lia steht in der Taverne rum und atmet, die Dudes: rasten völlig aus.

“Lest weiter, die letzten 200 Seiten sind die besten”
Schon nach dem ersten Drittel des Buches, waren Lia und ich bedient, nun wurde uns aber gesagt die letzten 200 Seiten, seien das eigentliche Highlight des Buches, also hielten wir (immer wieder die jeweils anderes aus dem Schlaf stubsend) durch und lasen weiter.

Lia wird irgendwann damit konfrontiert, dass das Nachbarland das Ablasen der Hochzeit nicht so geil fand und dass das Bündnis, welches dazu da war gegen einen gemeinsamen Feind Stärke zu demonstrieren, nun zerbrochen ist. Und dann fallen auch noch Räuber aus ebenjenem dritten Land (ich halte mich nicht mit konkreten Namen auf, da auch das Worlduilding nur aus einer Karte und sonst nichts bestand) in Lias Heimatland ein. Oh Schreck, damit hätte ja nun wirklich niemand rechnen können, am allerwenigsten unsere Prinzessin. Doch bevor Lia heulend nach Hause zurückrennen kann, wird sie vom Attentäter Dude entführt.
Für einen kurzen Moment sieht es aus, als ob jetzt endlich Spannung aufkommt, doch schon in der nächsten Sekunde ist dieser Moment schon wieder vorbei. Denn während Attentäter Dude Lia in sein Heimatland schleppt, ist die Autorin fest entschlossen uns an jedem Tag und jedem Detail der einmonatigen Reise teilhaben zu lassen. Das heißt wir dürfen schon wieder auf 200 Seiten lesen, was Lia so tut, nämlich reiten, essen, pinkeln, den übergriffigen Attentäter Dude abwehren und anhimmeln zugleich. Danke Frau Perason, dass ich keinen Moment dieser Reise verpasst hab. Am Ende gibt es dann einen Cliffhanger, der daraus besteht, dass der unsterblich verliebte Prinz Dude den strahlenden Helden spielen will, doch anstatt Lia zu retten in den ersten drei Sekunden, nachdem er sie eingeholt hat, selbst gefangen genommen wird. So viel also zu seiner zuvor dreitausendmal betonten militärischen Ausbildung (facepalm)

Fazit:


Der Kuss der Langeweile, äh Lüge ist wie gemacht für jeden, der Einschlafprobleme ha oder schon immer wissen wollte, was ein Schankmädchen so den lieben langen Tag tut. Wer aber sowas wie Spannung, ausgearbeitete Charaktere und ein echtes Worldbuilding sucht, kann dieses Buch getrost ungelesen lassen. Hätte ich halbe Punkte, wären es nur 1,5 geworden. 0,75 für den Schreibstil, 0,75 für alles Andere.

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Veröffentlicht am 10.09.2022

Unterhaltsamer und spaßig, aber keine ernste Auseinandersetzung mit dem Thema

Komi can't communicate 01
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Ich dachte ja eigentlich, dass Highschool Mangas nichts mehr für mich sind, da ich mich einfach nicht mehr von den Alltagssorgen und Dramen von Teenagern angesprochen fühle. Und doch irgendwas, was kann ...

Ich dachte ja eigentlich, dass Highschool Mangas nichts mehr für mich sind, da ich mich einfach nicht mehr von den Alltagssorgen und Dramen von Teenagern angesprochen fühle. Und doch irgendwas, was kann ich gar nicht genau sagen, reizte mich an Komi can’t communicate sofort. Vielleicht war es der Hinweis auf exzentrische Charaktere im Klapptext, was mich an School Rumble erinnerte, meinen allerersten Manga. Es war vielleicht also Nostalgie, die mich zu diesem Manga greifen ließ, doch hat es sich gelohnt so von den eigenen Erinnerungen verführt zu werden?

Eine Protagonistin, die man lieben muss
Shoko Komi ist der absolute Superstar an ihrer Schule. Die Jungs himmeln sie an, die Mädchen wollen so sein wie sie, alle vergöttern sie wegen ihrer Schönheit und der kühlen Eleganz, die sie ausstrahlt. Doch was ihre Mitschüler für “erhabene Reserviertheit” halten und bewundern, ist für Komi eigentlich ein Riesenproblem. Denn dass sie mit niemandem redet ist keineswegs gewollt, sondern liegt in Komis Soziale Phobie begründet. Komi ist viel zu nervös, um auch nur ein Wort mit anderen zu wechseln, aber eigentlich hätte sie gerne Freunde und möchte mit ihnen plaudern, spielen und Spaß haben. Ein richtiges Highschool Leben eben. Daher ist es auch hier Traum 100 Freunde zu haben.
Komi ist eine Protagonistin, die man einfach lieben muss. Ihre Ängste und Kommunikationsprobleme schränken sie im Alltag sehr ein, trotzdem versucht sie immer ihr Bestes zu geben. Sie ist eine richtige cinnamon roll und ich habe sie sofort ins Herz geschlossen. Da Komi nicht spricht, hängt natürlich viel von ihrer Mimik und Gestik ab und hier gelingt es Tomohito Oda ganz wunderbar auch mit kleinen Gesten Komis Stimmungen auszudrücken. Dabei wechselt er oft munter zwischen einem eher detailreichen realistischen Stil, der beschreibt, wie ihre Mitschüler Komi sehen, zu einem schon fast chibihaften Stil, der Komis Stimmungen ausdrückt.

Der Manga ist sehr episodisch aufgebaut mit vielen teilweise sehr kurzen Kapiteln. Manche, die quasi einen kurzen Gag darstellen, gehen nur über ca. 5 Seiten, andere, in denen neue Charaktere eingeführt werden oder in denen Komi etwas erreicht sind aber auch länger. Was mir gut gefällt ist, dass man viele Alltagssituationen sieht, die Komi vor Herausforderungen stellen, über die man als Nichtbetroffener gar nicht nachdenkt, wie z.B. das simple Bestellen eines personalisierten Kaffees in der großen Kette mit der Nixe. Zu sehen wie Komi versucht diese großen und kleine Hürden zu meistern geht einen sehr ans Herz und man erwischt sich dabei sie immer innerlich anzufeuern. Ganbatte Komi-san! Die Entwicklung die Komi im ersten Band macht sind dabei noch sehr klein, das finde ich aber an dieser Stelle auch passend, denn eine soziale Phobie überwindet man ja nicht einfach mal eben so und außerdem ist dies eine große Reihe, da muss ja noch Platz für die Folgebände sein.


Viel Witz und abgedrehte Charaktere
Natürlich kann man von einem Comedy Manga nicht erwarten eine ernsthafte Auseinandersetzung mit Sozialer Phobie zu führen. Vieles was Komi erlebt ist deutlich überspitzt, was hauptsächlich an ihren sehr exzentrischen MitschülerInnen liegt. Da habe wir einen der sich für einen Ninja hält oder eine Yandere aus dem Bilderbuch, deren Verehrung für Komi schon ins Manische schlägt. Und ich bin sicher im Verlauf der Reihe werden noch viele weitere solcher Charaktere auftreten, denn manchmal sieht man im Hintergrund die ein oder andere seltsame Gestalten rumlaufen. (z. B. ein bisher namenloses Mädchen mit Rüstung). Diese Charaktere und wie sie auf und mit Komi reagieren sorgen für einige Lacher. Vieles basiert natürlich auf Missverständnisse in der Kommunikation, da alle Welt Komi anders sieht, als sie sich fühlt. Durch die sehr unterschiedlichen Charaktere geht das aber momentan doch auf und auch wenn die “Ursache” der Witze dieselben sind bleibt es tatsächlich unterhaltsam und konnte mich mehrmals zum lache oder Schmunzeln bringen. Wie lange das im Angesicht von bisher 26 Bänden funktioniert bleibt abzuwarten.

Fazit:


Komi Can’t Communiate ist ein Manga mit einer herzallerliebsten Protagonistin, umringt von allerhand skurrilen Gestalten. Hin und wieder gibt es zwar ernstere Momente, aber es bleibt ein Comedy/Slice of Life Manga, wer also eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema Soziale Phobie sucht, wird enttäuscht werde. Wer jedoch auf frische lustige Unterhaltung für zwischendurch aus ist, kann gerne zugreifen.

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