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Veröffentlicht am 10.09.2022

Emotional, doch ohne Tiefe

Der letzte Papierkranich - Eine Geschichte aus Hiroshima
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Ich kann nicht genau sagen wieso, oder was das über mich aussagt, aber die Atombombenabwürde in Hiroshima und Nagasaki üben eine grausige Faszination auf mich aus. Vielleicht, weil es nicht in meinem Kopf ...

Ich kann nicht genau sagen wieso, oder was das über mich aussagt, aber die Atombombenabwürde in Hiroshima und Nagasaki üben eine grausige Faszination auf mich aus. Vielleicht, weil es nicht in meinem Kopf will, wie man zu diesen Waffen greifen konnte, wie man wissentlich so viel Leid und Elend verursachen konnte. Ich versuche das Schicksal dieser Menschen zu verstehen, versuche zu verstehen, was aber eigentlich nicht verstanden werden kann. Trotzdem greife ich immer wieder zu Büchern, die diese Thematik aufgreifen und so geriet auch Der letzte Papierkranich schnell in mein Blickfeld.

“Wir alle sind Geschichten”
In dem Buch haben wir zwei Handlungsstränge. Die Rahmenhandlung spielt in der Gegenwart. Mizuki macht sich Sorgen um ihren Großvater Ichiro, der zunehmend verbittert und verzweifelt wirkt. Sie möchte ihm helfen und sucht daher die Ursache für seine Traurigkeit. Schnell stößt sich auf die tragische Vergangenheit ihres Großvaters in dessen Heimatstadt Hiroshima …
Dieser Gegenwart-Teil ist komplett in Versform geschrieben, wobei der “Text” in einer freien Versform ist, während die Kapitel stets von einem Haiku eingeleitet werden. Ein Ansatz, den ich sehr interessant fand und der sich doch besser lesen ließ, als erwartet.

Schatten der Vergangenheit
zehren an seiner Seele
Was geschieht in seinem Kopf,
was ihm so zusetzt?

Was bedrückt
den Mann,
der mir einst
das Radfahren
beibrachte?

(Der letzte Papierkranich von Kerry Drewery, Arctis Verlag, 2020, S. 21.)


Wenngleich ich, nur eine Leseprobe des Originals gelesen habe und es daher nicht ganz genau sagen kann, habe ich doch das Gefühl, dass Meritxell Janina Piel als Übersetzerin hier auch einen wirklich guten Job gemacht hat. Zumindest bei den freien Versen. Die Haikus verlieren manchmal etwas von ihrer Bedeutung, aber das kreide ich ihr nicht an, denn Haikus sind halt echt schwer zu übersetzten, da man ja drauf achten muss die Silbenzahl beizubehalten.


Wenn deine Welt von einer Sekunde zur anderen explodiert
Der mittlere Teil ist wieder in Prosaform geschrieben und in dem erzähl Großvater Ichiro von seiner Vergangenheit und den Ereignissen in Hiroshima, als die Bombie fiel, wobei er mit seinen Erinnerungen unmittelbar vor dem Abwurf beginnt.

Aus dem Augenwinkel sehe ich Hiro, der zum Fenster geht.
“Ein B-29-Bomber”, stellt er fest. “Aber nur einer.”
Mein Finger liegt auf Seite dreihundertachtundvierzig und markiert das letzte Wort, das ich im “Davor” lesen werde, während ich das deutliche und vertraute Brummen des amerikanischen Flugzeugs höre. Hiro dreht sich zu mir um. “Da ist irgendwas …”
Der Rest seines Satzes verbrennt im alles verschlingenden Weiß.

(Der letzte Papierkranich von Kerry Drewery, Arctis Verlag, 2020, S. 32f..)


Als Leser/in begleiten wir Ichiro und seinen Freund Hiro auf ihrer Suche nach Keiko durch das bis zur blanken Erde zerstörtem Hiroshima. Leider kann man sich eigentlich, wenn man den online genutzten Inhaltstext durchgelesen hat, diesen Teil fast sparen, da der Inhaltstext aber auch wirklich ALLES vorwegnimmt, was in Anbetracht der Kürze des Buches nicht nur ärgerlich, sondern schlichtweg untragbar ist.

Hat man nur den Klapptext auf der Rückseite des Buches gelesen (den ich auch oben verwende) ist man besser dran und ist das Schicksal von Ichiro und Keiko in Hiroshima deutlich emotionaler, wenngleich, und das ist mein großer Kritikpunkt an diesem Buch, alles trotzdem sehr oberflächlich bleibt. Das Buch ist im Grunde viel zu kurz, um die Emotionen wirklich zu übermitteln, die es den/die Leser*in fühlen lassen will. Die Handlung fliegt dahin, Figuren bleiben blass, für tiefgründige Auseinandersetzungen mit dem Grauen fehlt die Zeit. Die Geschichte ist dramatisch, keine Frage, doch es ist Schrecken, erzählt im Eiltempo, weshalb es viel von seiner Eindringlichkeit verliert. Auch das Ende der Rahmenhandlung fand ich viel zu schnell erzählt und in meinen Augen auch etwas zu kitschig. Zumindest letzteres ist jedoch eher Geschmackssache. Ein bisschen hatte ich auch das Gefühl, dass die Autorin ihre Ideen aus Die letzten Glühwürmchen und Sadako will leben zusammengemischt hat, aber das nur mein Gefühl, ich will der Autorin da nichts unterstellen und lasse diesen Punkt auch nicht in meiner Bewertung einfließen.

Fazit:


Das Buch ist für Jugendliche als Einstieg in dieses Thema sicher nicht verkehrt. Es ist ein kurzes, aber einnehmend erzähltes Einzelschicksal, dass ohne zu verstören versucht, dieses katastrophale Ereignis abzubilden. Um wirklich nachhaltig bewegend zu sein, fehlt es jedoch deutlich an Tiefe, denn ein sensibles Thema allein, macht noch kein tiefgründiges Buch.

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Veröffentlicht am 03.07.2022

Sprache ist mehr als nur Worte

100 Karten über Sprache
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Nachdem mich bereits 55 kuriose Grenzen und 5 bescheuerte Nachbarn schwer begeistert hat, wollte ich unbedingt wissen, was der Katapult Verlag noch zu bieten hat und als Literaturbegeisterte und eine damit ...

Nachdem mich bereits 55 kuriose Grenzen und 5 bescheuerte Nachbarn schwer begeistert hat, wollte ich unbedingt wissen, was der Katapult Verlag noch zu bieten hat und als Literaturbegeisterte und eine damit fast schon unweigerlich einhergehende Faszination für Sprache war schnell klar, welches Buch des Verlages ich mir als nächstes vornehmen wollte. Gesagt, Getan.

Vom Sinn und Unsinn der menschlichen Sprache
Ein Atlas, der sich mit den lustigen, kuriosen und interessanten Blüten menschlicher Sprache befasst. Das kommt heraus, wenn der Cheflayouter des größten (und besten 😛) Magazins für spannende Karten und Grafiken (sorry Katapult, ich nenn euch jetzt mal so) ein Sprachwissenschaftler ist. Aber ich glaube, auch ohne den Einfluss von Tim Ehlers, wäre Katapult irgendwann auf diese Idee gekommen, denn sind wir doch ehrlich: Allein die deutsche Sprache hat genug Kuriositäten, um ganze Buchreihen zu füllen. Und tatsächlich gibt es auch schon etliche Bücher auf dem Markt, die allerhand Witziges und Informatives zu Sprache erzählen. Aber das ist eben der Knackpunkt: sie erzählen. Nicht so die Kartenexperten von Katapult. Sie zeigen es uns. Katapult wäre auch nicht Katapult, wenn das Buch nicht voller Karten und Grafiken stecken würde.

Die Karten sind dabei wieder sehr anschaulich und auf den ersten Blick leicht verständlich gestaltet. Wobei es tatsächlich nicht nur Karten, sondern auch einige Grafiken und Diagramme gibt. Thematisch haben natürlich alle etwas mit Sprache zu tun, setzten aber unterschiedliche Schwerpunkte. Ein Großteil des Buches enthält Karten/Grafiken, die ich einfach als interessant einordnen würde. Kurioses, Bemerkenswertes und Spannendes rund um das gesprochene und geschriebene Wort. Es sind diese Art von Dinge, über die man selten großartig nachgedacht hat, die aber jetzt so präsentiert zum Staunen einladen und mit denen man im Smalltalk auf Partys sicher prima punkten kann.
Dann gibt es noch die, naja etwas flachen Grafiken. Oft sind das Teekesselchen bez. ähnlich klingende Wörter wie “Lärche/Lerche” oder “Kiefer” einmal als Baum, einmal als Gebiss. So wirklich Lachen oder Schmunzeln konnte ich darüber nicht, dazu waren sie mir doch zu flach. Gleiches gilt für Karten mit “Indien” und “Outien”. Sorry, aber diese Flachwitze hätte man sich sparen können.
Sehr informativ und spannend hingegen fand ich jene Karten, die gesellschaftsrelevante und politische Themen aufgreifen. Sei es die Alphabetisierungsraten Jugendlicher in der Welt, der durchaus kritische Einfluss mancher Sprach- und Kulturinstitute oder die Statistik über die Häufigkeit mancher Wörter in Redebeiträgen des deutschen Bundestages. Hier wurden komplexe und brisante Themen anschaulich und leicht verständlich rübergebracht und regen zum Nachdenken an.

Was mir ein bisschen gefehlt hat, sind die aktuellen Debatten über Sprache im Sinne von Gendern oder die Überbleibsel kolonialer Begriffe und Sprache. Das ist umso bedauerlicher, als dass im Vorwort zumindest ersteres auch erwähnt wurde. Dann jedoch keine einzige Grafik/Karte zu diesen Themen zu finden, fand ich sehr schade.
Ein weitere (kleiner) Kritikpunkt, sind für mich die Quellenangaben. Nur allzu oft steht dort “eigene Recherche”. Das ist mir ehrlich gesagt zu schwammig. Was soll ich mir darunter vorstellen? Entstammen die Infos aus dem persönlichen Wissen der Mitarbeiter oder haben sie irgendwo nachgeschaut? Und wenn ja, warum dann nicht das angeben? Oder sind damit Gespräche mit Experten gemeint? Aber auch da frage ich nicht, warum das nicht so angeben, sprich “Gespräch mit XXX”, oder falls die Person nicht genannt werden möchte “Gespräch mit Musterfach Experte”. Wie ihr seht, kann ich mit dieser Angabe “eigene Recherche” nicht viel anfangen und finde sie schlecht nachvollziehbar.

Fazit:


Zwar konnte mich dieser Sprachen Atlas nicht ganz zu überzeugen, wie das Grenzen-Buch aus dem Katapult Verlag, nichtsdestotrotz haben wir hier wieder ein sehr informatives und anschaulich gestaltetes Buch, in dem man gerne immer wieder blättert und Freunde und Bekannte dann mit (un)nützen Fakten zum Staunen bringen kann. Sicherlich nicht mein letztes Katapult Buch.

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Veröffentlicht am 25.06.2022

Die Vampire sind in Hamburg los!

All Lovers Lost
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Was haben Renée Ahdieh, Jay Kristoff und Madeleine Puljic gemeinsam? Genau, sie alle haben vor kurzem Bücher mit Vampiren veröffentlicht und sorgen dafür, dass, nachdem damals Panem und Dystopien Twilight ...

Was haben Renée Ahdieh, Jay Kristoff und Madeleine Puljic gemeinsam? Genau, sie alle haben vor kurzem Bücher mit Vampiren veröffentlicht und sorgen dafür, dass, nachdem damals Panem und Dystopien Twilight abgelöst und den Vampirhype beendet haben, die Blutsauger nun ein kleines Revival erleben. Und da Autorin Madeleine Puljic bei All Lovers Lost versprach sich von gängigen Vampirroman Klischees zu lösen, war das Grund genug für mich zu dem Buch zu greifen.

Plottwist mit Ansage
Die Autorin entführt uns in die Hansestadt Hamburg und lässt dessen schillerndes Nachtleben zum Jagdgebiet ihrer Vampire werden. Zunächst beginnt das Buch recht genretypisch. Medzinstudentin Sina lernt unter Umständen, auf die ich nicht näher eingehen werde, den Vampir Lazar kennen. Dieser ist von der exakt grüblerischen und von Selbsthass zerfressenden Sorte, wie wir sie schon zur Genüge kennen. Tatsächlich entwickelt sich auch die Beziehung zwischen Sina und Lazar genau so, wie man es von Romantasy Büchern kennt. Doch bevor ihr jetzt gedanklich das Buch ad acta legt, lasst euch gesagt sein: Dies ist nur die erste Phase des Buches, die den Grundstein für einen wirklich sehr gelungenen Plottwist und eine darauf folgende völlig andere Richtung der Handlung legt. Leider muss ich sagen, dass diese Wendung für mich nicht überraschen kam. Nicht weil die Autorin sie vorhersehbar geschrieben hätte, sondern weil sie sowohl im Original Klapptext, als auch im Marketing des Verlags schon verraten wird. Im Grunde gibt es zwei große Überraschungen im Buch. Die eine wird explizit im Vorfeld genannt, die andere mit dem Zaunpfahl winkend angedeutet. Das ist mehr als ärgerlich, da es wie bereits erwähnt eigentlich sehr gute und überraschende Plottwists sind.

Mehr Raum für Emotionen bitte
Davon abgesehen fand ich das Buch durchaus unterhaltsam. Sina war mir nicht immer sympathisch, aber das ist reine Geschmackssache und kein Kritikpunkt. Das Tempo ist flott und die Handlung hat, wie erwähnt ihre guten Höhepunkte, wobei ich insgesamt die zweite Hälfte des Buches besser, als die erste fand.
Was mir ein bisschen gefehlt hat, waren schlichtweg mehr Seiten. Die Autorin fügt interessante Ansätze und Handlungsstränge ein, doch an einigen Stellen fehlt es an Vertiefung. Da ich das Buch innerhalb einer Leserunde lag weiß ich, dass der Verlag Madeleine Puljic im Vorfeld nur eine bestimmte Seitenzahl zugestand, das finde ich sehr schade, denn diese Geschichte hätte mehr verdient und eben auch mehr gebraucht. Gerade was die Entwicklung von emotionalen Bindungen angeht, hätte es mehr bedurft, damit diese nachvollziehbar sind. Das Buch arbeitet zwar mit Zeitsprüngen, um das zügige Voranschreiten von Beziehungen zur rechtfertigen, doch diese Sprünge sind nicht immer ersichtlich, sodass sich dennoch das Gefühl einstellt, dass vieles zu schnell geht. 100-200 Seiten mehr und es wäre ein großartiger Roman geworden, so ist es “nur” ein guter.

Fazit:


Ein unterhaltsamer, kurzweiliger Vampirroman, mit einem wirklich gelungenen Plottwist, der nur leider dadurch abgeschwächt wird, dass der Verlag ihn bereits im Vorfeld groß rausposaunt hat. An manchen Stellen fehlt es an Seiten, die die Entwicklung der Emotionen nachvollziehbarer gemacht hätten, da wünschte ich, man hätte Madeleine mehr zugestanden, denn das Schreibtalent dazu hat sie ohne Frage.

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Veröffentlicht am 25.06.2022

Erzählerisch top, visuell ein kleines Manko

Mythen der Antike: König Midas (Graphic Novel)
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Ein weiterer Comic der Mythen der Antike Reihe, der seinen Weg in mein Regal gefunden hat, ein weiteres Abenteuer in der griechischen Mythologie. Dieses Mal geht es weder um ein Gott, noch um einen Heroen, ...

Ein weiterer Comic der Mythen der Antike Reihe, der seinen Weg in mein Regal gefunden hat, ein weiteres Abenteuer in der griechischen Mythologie. Dieses Mal geht es weder um ein Gott, noch um einen Heroen, sondern um einen eher unrühmlichen König: Die Rede ist von König Midas.

König, Narr, Musikbanause
König Midas ist eine Figur, die den meisten beim Stichwort Mythologie wahrscheinlich nicht gerade als Erstes einfallen würde, wohl auch nicht als Zweites oder Drittes, von der man aber trotzdem irgendwie schon mal gehört hat, also zumindest von Midas und dem Gold. Dass es noch einen weiteren Mythos rund um Midas, einen Musikwettstreit und ein Paar Eselohren gibt, welches sogar der Ursprung der Redewendung “Binsenwahrheit” ist, ist weniger bekannt.
Die Graphic Novel erzählt beide Mythen und verknüpft sie geschickt durch Hermes und Apollo als Beobachter, wobei als Vorbereitung zum Musikwettstreit noch Hermes Kindheit und wie der die Leier erfand, geschildert wird. Auf diese Weise ergeben drei eigentlich relativ für sich allein stehende Mythen ein harmonisches Gesamtbild mit rotem Faden eine Erzählweise, die ich z. B. bei Dionysos vermisst habe und hier nur loben kann.

Etwas weniger gut fand ich die Visualisierung der Graphic Novel. Größtenteils leistet Stefano Garau, wie auch schon seine KünstlerkollegInnen zuvor gute Arbeit. Doch hin und wieder entgleisen den Figuren wortwörtlich die Gesichtszüge. Z.B. Midas, der bereits erkannt hat, dass seine Gabe ein Fluch ist und sich nun davor fürchtet, was passiert, wenn er seine Kinder, die auf ihn zurennen, berührt. Statt ängstlich oder panisch zu gucken, lächelt er seltsam und die Umarmung danach wirkt, als würde sie von ihm ausgehen. In einem anderen Panel ist Apollo überrascht, grinst dabei aber unverständlicherweise wie ein Honigkuchenpferd, oder ein andermal gibt es Zuschauer, die laut Sprechblasen gerade lachen, jedoch ernste Mienen aufsetzten. Solche kleinen Ausrutscher, wo Mimik/Gestik nicht zur Situation passen, finden sich immer wieder und sind für mich der Grund, einen Punkt an meiner Wertung abzuziehen.

Fazit:


Erzählerisch überzeugt der Band auf ganzer Linie. Durch geschickte Verknüpfungen werden hier mehrere Mythen anschaulich als eine runde Geschichte erzählt. Optisch muss ich jedoch einen Punkt abziehen, da an einigen Stellen die Mimik und Gestik der Figuren nicht zur entsprechenden Situation passen.

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Veröffentlicht am 25.06.2022

Protagonist wider Willen

Der letzte Held von Sunder City
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Das erste Buch, dass ich dieses Jahr von meiner 22 für 2022 Liste streichen kann. Das Buch wollte ich vor allem lesen, weil ich die Idee der Magie beraubten magischen Wesen interessant fand, dass der Autor ...

Das erste Buch, dass ich dieses Jahr von meiner 22 für 2022 Liste streichen kann. Das Buch wollte ich vor allem lesen, weil ich die Idee der Magie beraubten magischen Wesen interessant fand, dass der Autor ein bekannter Schauspieler ist, wusste ich gar nicht (ich hab’s nicht so mit Promis 😅).

Eine magische Welt ohne Magie
Die Welt in Der letzte Held von Sunder City war bis vor einigen Jahren noch voller Magie. Sie war eine Kraft, die fast alles durchdrang und zahlreichen magischen Wesen Energie lieferte, doch dann versiegt diese Energiequelle. Während es bisher schon so einige Romane gibt, in denen Menschen ihre Magie verloren, oder in denen zusammen mit der Magie auch die magischen Wesen aus der Welt verschwanden, nimmt der Autor hier nur die eine magische Energie weg, Elfen, Orks etc., gibt es aber weiterhin, nur wie lebt es sich als magisches Wesen ohne Magie?

Mit seinem Weltenentwurf beweist der Autor eine blühende Fantasie, die sich vor allem immer wieder in kleinen Details im Alltagsleben der nun magielosen Wesen weiterspielt. Was machen Harpyien, die nicht mehr fliegen können, Elfen, die von ihren Lebensjahren eingeholt werden oder Vampire, denen Blut keine Lebenskraft mehr spendet? Es ist wirklich erstaunlich, wie weit und umfassend Luke Arnold die Konsequenzen des Verschwindens der Magie durchgedacht hat. Er hat eine trostlose, aber auch wahnsinnig interessante Welt erschaffen, die sich trotz der teils melancholischen Stimmung frisch und unverbraucht anfühlt und mit kreativen Ideen glänzt

Protagonist wider Willen
Wir haben also den perfekten Rahmen für eine großartige Geschichte. Und dann kommt Fetch. Fetch Phillips den der Autor uns so dringend als Antiheld präsentieren möchte. Dazu bedient er sich kräftig an der mittlerweile wirklich ausgelutschten “Ich bin der versuchte Antiheld” Klischeekiste, sprich Fetch ist ein notorischer Trinker (denn nichts kennzeichnet einen Antihelden mehr, als ein Alkoholproblem), scheut zu viel Stress und Arbeit und flucht derb. Seine Schuldgefühle sind das einzige, was ihn zumindest ein kleines bisschen aus der Riege der alkoholabhängigen Taugenichts Protagonisten abhebt, aber sonst entspricht er leider sämtlichen Klischees. Da hätte man mehr aus dem Charakter holen können.

Wären es nur die Klischees, hätte ich mich mit Fetch noch gut leben können, was mich vielmehr gestört hat, war seine Antriebslosigkeit. Er ist Privatdetektiv und bekommt einen mysteriösen Auftrag, doch wirklich bemüht dem nachzugehen ist er über die Hälfte des Buches nicht. Statt eines spannenden Falls rund um einen verschwundenen Vampir, bekommen wir Fetch, wie er eher planlos durch die Stadt stolpert. Zwar bekommen wir so weitere Einblicke in das tolle Worldbuilding, der Handlung tut dieses ziellose Rumgeeiere aber überhaupt nicht gut und die erste Hälfte des Buches zieht sich. In der zweiten Hälfte wird das dann zwar besser und die Spannung steigt, trotzdem erfährt und erlebt Fetch in meinen Augen noch zu viel einfach nur durch Zufall und handelt zu wenig selbst.

Fazit:


Der letze Held von Sunder City trumpft mit einer sehr kreativen, detailreichen und interessanten Welt auf, in der der klischeehafte Antiheld Fetch aber leider eher planlos vor sich hin stolpert. Trotzdem macht das Buch genug Spaß, dass ich die Reihe weiterlesen werde und auf Besserungen in Band zwei hoffe.

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