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Veröffentlicht am 19.04.2022

Etwas mehr Vorwissen als sonst nötig

Mythen der Antike: Dionysos
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Ein weiteres grafisches Abenteuer in der Welt der griechischen Mythologie. Anstatt eines einzelnen konkreten Mythos widmet sich der neuste Band der Mythen der Antike Reihe einem einzelnen Gott, genauer ...

Ein weiteres grafisches Abenteuer in der Welt der griechischen Mythologie. Anstatt eines einzelnen konkreten Mythos widmet sich der neuste Band der Mythen der Antike Reihe einem einzelnen Gott, genauer gesagt dem Olympier Dionysos. Leserinnen der Reihe ist dieser u.a. schon aus dem Band rund um König Midas bekannt, doch nun soll der Gott des Weins und des Wahns allein im Fokus stehen.

Optisch Neues wagen
Was schon beim Aufschlagen der ersten Seite auffällt ist, dass nicht nur Dionysos als Gott unter den Olympiern hervorsticht, sondern auch seine Comicadaption in Vergleich zu den anderen. Denn mit Gianenrico Bonacorsi wird ein weiterer Künstler Mitglied der Mythen der Antike Familie und bringt seinen ganz eigenen Stil mit.
Obwohl auch die anderen Bände der Reihe von unterschiedlichen Künstler
innen illustriert wurden, haben sie doch einen sehr ähnlichen Stil. Bonacorsi bricht aus diesem nun etwas aus. Seine Illustrationen sind weicher, die Outlines nicht ganz so kräftig und die Farbübergänge sanfter, was einen interessanten Kontrast zu den deutlich blutigeren und freizügigeren Darstellungen erschafft. Mir ha dieser Stilwechsel gut gefallen, wobei man trotzdem immer noch sagen kann, dass es sich nicht allzu weit von der restlichen Reihe entfernt.

Chaotisch wie der Gott selbst
Als ich diesen Band in den Neuerscheinungen entdeckte, freute ich mich schon sehr drauf. Rund um die einzelnen Götter gibt es viele kleinere Mythen und Erzählungen, die für einen eigenständigen Band zu kurz wären und ich freute mich darauf, nun hier eine Sammlung solcher Mythen rund um Dionysos vorzufinden und prinzipiell habe ich das auch bekommen, in der Umsetzung sehe ich jedoch Verbesserungsbedarf.
Wie schon gerade gesagt haben wir hier im Grunde mehrere kurze Mythen zusammen, die zwar alle Dionysos als verbindendes Element beinhalten, aber eben doch eigenständige Erzählungen sind. In dieser Graphic Novel werden diese einzelnen Mythen nun aneinandergereiht,wie Perlen auf eine Schnur und wer sich in der Welt der griechischen Mythen auskennt, erkennt auch die Chronologie dahinter. Doch diese Reihe möchte sich ja explizit an ein großes Spektrum an Leser*innen wenden, speziell auch an jene, die dieses Vorwissen nicht haben. Und hier könnte es zu Verständnisproblemen kommen, die auch der Anhang nicht aus dem Weg räumen kann.
Statt die Mythen kommentarlos aneinanderzureihen, wäre es a dieser Stelle in meinen Augen besser gewesen, einen Erzähler einzusetzen, der die Mythen deutlicher verbindet, Verknüpfungen aufzeigt oder wo nötig auch Geschichten voneinander trennt. Das hätte ein “Off-Erzähler” sein können oder aber ein anderer Gott. Zeus hätte sich hier z. B. angeboten, da der Band sowieso schon mit ihm beginnt und endet.

Was ich ebenfalls schade fand war, dass Ariadne als Dionysos Frau völlig fehlt. Ich weiß nicht, ob die Begegnung und Hochzeit der Beiden in dem Theseus Band aufgegriffen wird, wenn nicht, finde ich es schon sehr schade, dass dieser Aspekt komplett ignoriert wurde. Auch andere kleinere Dionysos Mythen, wie etwas seine Begegnung mit den Piraten fehlen. Ich hätte mir gewünscht diese Teile des Dionysos Mythos ebenfalls hier vorzufinden, um so einen wirklichen mythologischen Überblick über den Weingott zu haben und nicht nur die Aspekte abzubilden, auf die der Autor später in seinem Anhang näher eingehen wollte.

Fazit:


Der neuste Band in der Mythen der Antike Reihe, rund um Weingott Dionysos bleibt zwar unterhaltsam, weist im Vergleich zu den anderen Bänden jedoch ein paar Schwächen auf. Gerade die chaotische Erzählweise dürfte den Lesegenuss ohne mythologisches Vorwissen erschweren. Fans der Reihe bez. der griechischen Mythologie werden bestimmt trotzdem gefallen an diesem Band finden, nur als Einstieg in diese Graphic Novel Reihe würde ich Dionysos nicht empfehlen.

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Veröffentlicht am 19.04.2022

Mythen von Liebe und dem Tod

Mythen der Antike: Orpheus und Eurydike
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Weiter geht’s mit den Mythen der Antike Graphic Novels und zwar mit einem Titel, der mich sehr neugierig gemacht hatte, da Orpheus einer der Helden war, von denen ich etwas weniger wusste, als von den ...

Weiter geht’s mit den Mythen der Antike Graphic Novels und zwar mit einem Titel, der mich sehr neugierig gemacht hatte, da Orpheus einer der Helden war, von denen ich etwas weniger wusste, als von den anderen Heroen.

Im Reich des Hades
Wer voller Vorfreude auf Orpheus ganz schnell mit dem Lesen beginnt, wird mitunter im ersten Moment verwirrt sein, denn wir starten nicht mit dem besten Sänger der Menschen, sondern begeben uns zuerst auf die Spuren von Persephone, der Tochter von Zeus und Demeter (die NICHT die Göttin des Frühlings ist, wie fälschlicherweise oft behauptet wird!). Dieser Zusatz steht zwar als Untertitel auch vorne auf dem Buch, wird aber gerne übersehen.
Doch warum gerade Persephone und Orpheus in einem Band zusammenstecken? Auf den ersten Blick scheint nur die Unterwelt als verbindendes Element vorhanden zu sein und den meisten Lesern wird wohl auch bis zum Anhang nicht eindeutig klar sein, warum hier die beiden Mythen zusammen erzählt werden. Der Anhang bringt dann mehr Lichts ins Dunkel und führt mehr verbindende Elemente und Bezugspunkte auf, das ist zwar sehr erhellend, ich hätte es dennoch schöner gefunden, diese Verbindungen auch stärker in der Graphic Novel zu sehen. Anstatt krampfhaft an der vorgegebenen Seitenzahl festzuhalten, hätten den beiden Mythen mehr Raum zur Entfaltung gegeben werden sollen, damit die Zusammenhänge auch ohne Vorwissen klarer gewesen wären.
Ansonsten gibt es erzählerisch nichts zu Meckern und die Botschaft, dass niemand dem Tod entkommen kann, und auch die Liebe dieses fundamentalste aller Naturgesetze nicht aushebeln kann, wird deutlich.

Zeichnerisch treffe ich mit Diego Oddi einen alten Bekannten wieder, der mich schon bei Oedipus überzeugen konnte. Rein zeichnerisch habe ich auch dieses Mal nichts auszusetzen und erfreute mich an dem zugleich realistischen und doch farbenfrohen Stil. Was mir jedoch nicht so zusagte, war die Darstellung der Unterwelt. Hier hat man sich meiner Meinung nach zu sehr von der christlichen Vorstellung der Hölle beeinflussen lassen. Überall Flammen und “Höllenfeuer” und im Hintergrund schwirren doch tatsächlich dämonenartige Gestalten umher. Dafür fehlen essenzielle Teile griechischer Jenseitsvorstellungen, wie z.B. das von Minos, Rhadamanthys und Aiakos geführte Totengericht oder der Asphodeliengrund komplett. Den Vogel abgeschossen hat dann aber der Sitz von Hades und Persephone inmitten eines flammenden Schädels. Etwas weniger Dante und mehr Homer bitte.

Fazit:


In meinen Augen ist für diesen Band der Mythen der Antike etwas mehr mythologisches Vorwissen vorteilhaft, als bei den anderen, die ich bisher las. Der Anhang klärt zwar einiges auf, doch wäre eine stärkere Einbindung dieser Aspekte in die Erzählung wünschenswert gewesen. Optisch hat man sich für meinen Geschmack zu sehr an die christliche Hölle orientiert, ansonsten überzeugten Diego Ottis Zeichnungen jedoch wie gewohnt und diese Graphic Novel ist trotz genannter Kritikpunkte eindeutig empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 19.04.2022

Nicht meine Art von Grusel

Spuk in Hill House
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Dieses Buch steht schon seit dem Erscheinen dieser Neuauflage auf meiner Wuli. Lange habe ich versucht es zu ertauschen, doch niemand wollte es abgeben, ein Punkt, der schlecht für mich ist, aber immer ...

Dieses Buch steht schon seit dem Erscheinen dieser Neuauflage auf meiner Wuli. Lange habe ich versucht es zu ertauschen, doch niemand wollte es abgeben, ein Punkt, der schlecht für mich ist, aber immer für das Buch spricht. Als ich es dann endlich ergattern konnte, war ich super neugierig auf das Buch und legte gleich los. Umso enttäuschter bin ich, dass ich mich nicht den begeisterten Stimmen anschließen kann.

Spuk oder kein Spuk, das ist hier die Frage
Ich muss sagen, dass mir diese Rezension alles andere als leicht fällt. Nicht nur, weil ich das Buch eigentlich so gerne hätte gemocht hätte, sondern vor allem deshalb, weil ich denke, dass die Gründe weniger beim Buch selbst liegen, als viel mehr der Tatsache geschuldet sind, dass Buch und ich einfach nicht zusammen passen. Das ist natürlich auch ein legitimer Grund ein Buch nicht zu mögen, macht das Rezensieren jedoch schwerer, da ich dem Buch kaum etwas vorwerfen kann, außer nicht meinen Geschmack getroffen zu haben. Ich entschuldige mich daher schon mal, dass diese Rezension etwas kürzer ausfallen wird.
Ich werde euch jetzt einfach erzählen, was ich mir ursprünglich erhofft hatte und warum Spuk in Hill House diesen Erwartungen nicht entsprach. Das hat für euch Leser/innen dann immerhin noch Mehrwert, als dass Leute mit ähnlichen Erwartungen wie ich, das Buch besser einschätzen können.

Also, was habe ich mir erhofft? Ein Gruselbuch natürlich, aber vor allem übernatürlichen Horror. Ich liebe Geistergeschichten jeglicher Art. Das Spannendste daran ist dann für mich immer herauszufinden, wieso, weshalb, warum es spukt, welche tragische Vergangenheit dahintersteckt und was der Geist eigentlich will. Das alle setzt natürlich voraus, dass es tatsächlich spukt und hier stieß ich bei Spuk im Hill House auf das erste Problem. In Shirley Jacksons Schauerroman ist es nämlich alles andere als sicher, ob überhaupt übernatürliches in dem House vorhanden ist, oder ob alles auf eine eigenwillige Architektur und der Psyche der Protagonistin basiert.
Der Roman entwickelt sich zum Psychothriller. Sprachlich elegant und atmosphärisch dicht webt die Autorin ein Spinnennetz rund um die Figuren und den/die Leser/in dem, einmal verfangen, sich kaum noch sagen lässt, was wahr ist und was nicht, was Einbildung und was Realität. Das ist wirklich gut gemacht, keine Frage und objektiv betrachtet kann ich auch nachvollziehen, warum dieses Buch zum Klassiker wurde und auch viele begeisterte Anhänger hat. Nichtsdestotrotz ist es einfach nicht meine Art von bevorzugtem Grusel. Ich mag “echte” Geistergeschichten. Ich will den übernatürlichen Horror erleben und mich nicht ständig fragen, ob das, was geschildert wird, nur dem Wahnsinn der Figuren entspricht. Daher war Spuk in Hill House leider nicht mein Buch.

Fazit:


Ich war einfach die falsche Leserin für dieses Buch. Statt übernatürlichem Horror bekommt man ihr vor allem einen Psychothriller und das Charakterprofil eines zunehmend labiler werdenden Menschen. Das kann definitiv begeistern und hat ja auch seine zahlreichen Liebhaber/innen. Es ist jedoch keine Art von Grusel, die ich bevorzuge.

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Veröffentlicht am 19.04.2022

In der Tragödie gibt es keinen Gewinner

Mythen der Antike: Antigone (Graphic Novel)
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Nachdem ich meinen Einstieg in diese Graphic Novel Reihe mit Oedipus fand, wollte ich als Nächstes den Band lesen, der direkt darauf aufbaut, denn Antigone ist die Tochter von Oedipus. Gesagt, getan und ...

Nachdem ich meinen Einstieg in diese Graphic Novel Reihe mit Oedipus fand, wollte ich als Nächstes den Band lesen, der direkt darauf aufbaut, denn Antigone ist die Tochter von Oedipus. Gesagt, getan und ich verrate euch gleich: Antigone konnte ihren Vater sogar übertreffen.

Viele großartige Künstler/innen, ein Stil
Bevor ich inhaltlich auf Antigone zu sprechen komme, möchte ich einen Punkt ansprechen, der mir an der Reihe im Gesamten jetzt schon sehr gefällt. Vielleicht ist es ja wem schon aufgefallen, dass oben im Titel nicht ganz die gleichen Namen, wie bei Oedipus stehen, das liegt nämlich daran, dass Luc Ferry für seine Graphic Novel unterschiedliche Künstlerinnen ins Boot holt. War es bei Oedipus noch Diego Oddi, erfreut und bei Antigone Clotilde Guiseppe Baiguera mit seienr Kunst. Das bemerkenswerte dabei ist aber, dass es tatsächlich kaum auffällt. Wir haben zwar unterschiedliche Künstlerinnen, die wenn man genau hinschaut auch ihre persönlichen Eigenarten und Charakteristika haben, aber der grundlegende Stil bleibt derselbe. Man braucht also trotz der diversen Illustrator/innen nicht fürchten, dass man mal ein Band umgehen muss, weil der Stil nicht den persönlichen Geschmack trifft.

In der Tragödie gibt es keinen Gewinner
Kommen wir zum Inhalt. Ich muss jetzt ein großes Geständnis machen und hoffe, dass meine ehemaligen Archäologie- und Alte Geschichte Profs das nie lesen werden: Bevor ich diese Graphic Novel las, hatte ich keine Ahnung wer Antigone ist und worum es in der Tragödie geht. Dass es eine Tragödie namens Antigone von Sophokles gab, das wusste ich, das war dann aber auch schon alles. Schande über mich, Asche auf mein Haupt.
Umso neugieriger verfolgte ich Antigones Schicksal in dieser Graphic Novel und war mit jeder Seite begeisterter. Tatsächlich, gerade auch nach der Lektüre des wieder sehr informativen Anhangs, ist Antigone für mich eine der vollkommensten Tragödien. Mit Oedipus konnte ich nur bedingt mitfühlen, denn wenngleeich unwissend wen, hat er ja bewusst einen Menschen umgebracht und damit die Ereignisse in Gang gesetzt. Sein Schicksal könnte man daher nach meiner persönlichen Meinung auch einfach als Strafe, Karma oder was auch immer, denn als Tragik sehen. Doch Antigone ist da anders.

Die Tragik ist hier dadurch bedingt, dass beide im Streit stehenden Parteien eigentlich völlig nachvollziehbare, legitime und vernünftige Gründe für ihr Handeln haben. Im Gegensatz zum Heldenepos gibt es keinen deutlichen Feind, den der tapfere Held erschlägt und damit Recht und Ordnung wiederherstellt. Nein, hier sind sowohl Antigones, als auch Kleons Positionen rechtens und vernünftig und die eigentliche Tragik ist, dass sie im Gegensatz zueinander stehen und damit einen Konflikt auslösen, der in nichts anderem, als den Untergang enden kann.
Als Leser/in ist dies einem klar, das Unheil absehbar und doch berührt einen das geschilderte Drama. Man erwischt sich dabei zu hoffen, dass es doch noch eine Lösung gibt, aber wenn man genau darüber nachdenkt, muss man zur Einsicht kommen, dass es diese Lösung gar nicht geben kann und gerade durch diese Erkenntnis, hallt das Ende von Sophokles Tragödie noch lange nach und regt zum Nachdenken an. Mir jedenfalls wird Antigone und die hier vorliegende wunderbare grafische Umsetzung noch lange im Gedächtnis bleiben.

Fazit:


Eine wunderbare Adaption einer der vollkommensten griechischen Tragödien, die alle meine Erwartungen übertroffen hat. Egal, ob man Sophokles Tragödie nun schon kennt, oder nicht, diese Graphic Novel holt sowohl erzählerisch, als auch grafisch den/die Leser/in ab, regt zum Nachdenken an und hallt noch lange nach. Mein Monatshighlight.

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Veröffentlicht am 19.04.2022

Nicht sehr subtiler Versuch eines "tiefgründigen" Werkes

Sandburg
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Dieser Comic wanderte auf meine Leseliste, weil ich den Trailer von dem Film OLD gesehen hatte, und dieser mich sehr neugierig machte. Und ganz getreu dem obersten Gebot für Bookies: “The book comes first!”, ...

Dieser Comic wanderte auf meine Leseliste, weil ich den Trailer von dem Film OLD gesehen hatte, und dieser mich sehr neugierig machte. Und ganz getreu dem obersten Gebot für Bookies: “The book comes first!”, wollte ich mir natürlich erstmal diese literarische Vorlage zu Gemüte führen. Tja hätte ich es mal nicht getan, denn jetzt im Nachhinein bin ich mir nicht mal mehr sicher, ob ich den Film schauen will.

Memento Mori, oder so ähnlich
Zuerst einmal hatte ich offenbar die völlig falschen Erwartungen an den Comic. Ich dachte, ich bekomme einen Horrorthriller mit etwas Mystery, sowas, wie eben auch der Filmtrailer suggerierte. Stattdessen bekam ich, ja was eigentlich? Irgendwas zwischen Kammerspiel, Psychothriller und dem Versuch irgendwas ach so metaphysisches zu erschaffen. Der Strand und sein Geheimnis sind nur Kulisse, damit das Autorenduo a) zeigen kann, dass auch in einer Kriese Menschen nur Menschen sind, die oft egoistisch handeln und b) den/die Leser/in ganz in barocker Tradition an die Vergänglichkeit des Lebens erinnern können. Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, warum die Kritiker das so feiern. Beides erscheinen mir wenig innovative Gedankenansätze und die Art wie sie vermittelt werden wirkte auf mich doch eher plump. Es gibt keine raffinierten Dialoge, die die Abgründe der zwischenmenschlichen Beziehungen aufzeigen oder Plottwists, die den/die Leser/in wirklich den Hauch der Vergänglichkeit spüren lassen. Statt mit subtilen Mitteln, den/die Leser/in zum Nachdenken anzuregen, wird mit dem Vorschlaghammer die Botschaft versucht einzuhämmern, frei nach dem Motto: “Hier die Menschen altern und sterben, das ist es aber tiefgründig, oder? Denk doch mal über Memento Mori nach”.

Und damit der/die Leser/in noch ein bisschen mehr zum knabbern hat, baut man noch ein paar Tabubrüche ein, schockierend, nicht wahr? Ein bisschen nackte Brüste da, eine Nahaufnahme vom Teenager Penis hier und Jugendliche, die vor einer Stunde noch Kinder waren und auch noch deren geistigen Horizont haben beim Sex. Überhaupt dreht sich nach der Darstellung in diesem Comic ab 12 alles nur noch um Sex, Sex, Sex und noch mehr Sex. War das alles für die Handlung nötig? Nein. Lenkt es vom sonst fehlenden Plot ab? Vielleicht.

Denk es dir selber
Wie bereits erwähnt, ist der Strand nur Kulisse. Gebt euch nicht der Hoffnung hin, ihr würde irgendwas über die Ursachen oder Hintergründe erfahren. Das ist nicht wichtig, denn ihr sollte ja über den Sinn des Lebens nachdenken, nicht etwa über sowas Schnödes, wie warum überhaupt auf dem Strand alle altern. Also echt.
Ein paar Seiten müssen aber dennoch gefüllt werden und so wird hin und wieder ein Handlungselement eingebaut, nur um es im nächsten Moment wieder fallen zu lassen, und das Kammerspiel zwischen den Figuren fortzusetzen. Da taucht plötzlich ein Mann auf, wird erschossen, zack auf der nächsten Seite reden niemand mehr darüber. Ich verstehe schon, dass das Autorenduo damit die Wirkung des Zeitraffers, und der rasend schnell verlaufenden Zeit unterstreichen wollten, ich fand es aber nur frustrierend und abgehackt. Das Ende ist dann nur eine konsequente Fortführung des ganzen Comics, aber zu dem Zeitpunkt war mir eh mittlerweile alles egal.

Das Einzige, was mir gut gefallen hat, und was ich hier natürlich nicht unerwähnt lasen möchte, ist, wie Frederik Peeters die Figuren altern lässt. Alle Subtilität, die der Comic sonst missen lässt, findet sich in dieser zeichnerischen Darstellung des Alterns. Zwischen den einzelnen Paneelen sind die Veränderung minimal, doch vergleicht man dann mal Figuren zwischen mehreren Seiten wird der Unterschied sehr deutlich. Das wurde wirklich gut gemacht. Ansonsten ist der rein schwarzweiße Tuschstil sicherlich gewöhnungsbedürftig, aber ok. Hin und wieder gehen Details verloren, weshalb der Comic auch nichts für Einsteiger ist, dafür war die Mimik der Charaktere sehr ausdrucksstark.

Fazit:


Nicht sehr subtil und durch Opferung jeglichen Plots wird hier versucht ein metaphysischen und den Sinn des Lebens hinterfragendes Werk zu erschaffen, in der Hoffnung, die Tabubrüche würden den/die Leser/in schon von den Logikfehlern und den fehlenden Erklärungen ablenken. Tja, der Versuch ging in die Hose, wenn ihr mich fragt.

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