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Veröffentlicht am 05.06.2024

Ein großartiges Buch, aufgewertet durch aufwendigen Illustrationen

Frankenstein
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Geschrieben wurde „Frankenstein: oder Der neue Prometheus“ 1817 und ist seitdem in unterschiedlichen Ausführungen erschienen. Die illustrierte Schmuckausgabe von Coppenrath ist äußerlich schon mal ein ...

Geschrieben wurde „Frankenstein: oder Der neue Prometheus“ 1817 und ist seitdem in unterschiedlichen Ausführungen erschienen. Die illustrierte Schmuckausgabe von Coppenrath ist äußerlich schon mal ein echter Hingucker. Farblich sehr fein auf alle Details abgestimmt, gibt es sowohl auf dem Einband als auch im Inneren des Buches eine Menge zu entdecken. Der auffällige metallisch glänzende Buchschnitt rundet den äußeren optischen Eindruck ab.
Das gebundene Buch ist sehr hochwertig und auch recht schwer. Damit eignet sich das Lesen des Buches nur bedingt in Bus und Bahn. Allerdings würde ich das ohnehin nicht empfehlen, da sich in dem Buch noch Zugaben befinden, die dann vielleicht verloren gehen.

Schon beim Aufschlagen von „Frankenstein: oder Der neue Prometheus“ fällt mir das unglaublich schön gestaltete Innenlayout auf. Hier haben sich die Gestalter wahnsinnig viele Gedanken gemacht. So sind die Seiten beispielsweise nach Art des Inhaltes gestaltet. Lese ich zum Beispiel einen Brief, so wirken die Seiten optisch tatsächlich wie Briefpapier.
Aber auch innerhalb einzelner Kapitel gibt es liebevoll und zum aktuellen Inhalt passend gestaltete Seiten.
Ein besonderes Highlight sind die Extras. Sie befinden sich immer an der richtigen Stelle des Buches und sind als kleine Erweiterung des Werkes zu verstehen. Oftmals erweitern sie das Hintergrundwissen zu diesem Werk, indem sie zum Beispiel Mary Shellys Leben bündig zusammenfassen oder etwas zu den Frankensteinverfilmungen erzählen.
Doch es gibt auch Extras, die die Geschichte plastischer wirken lassen.
Eine weitere schöne Idee ist, dass kleine Fußnoten kennzeichnen, dass es eine entsprechende Anmerkung am Ende des Werkes gibt.

„Frankenstein: oder Der neue Prometheus“ ist interessant aufgebaut. Als erstes lerne ich Walton durch Briefe kennen, die er seiner Schwester Margaret schreibt. Seine Sicht ist sowohl der Auftakt zu dieser Geschichte und gleichzeitig das Ende. Mit Walton schließt sich der Kreis.
Als Walton auf den entkräfteten Frankenstein trifft, entspinnt sich eine zarte Freundschaft, die dazu führt, dass Viktor Frankenstein nun selbst erzählt, wie sein Leben aus den Fugen geraten ist.

Viktor Frankenstein ist die zentrale Figur in „Frankenstein: oder Der neue Prometheus“ und leider kein Sympathieträger für mich. Seine Ambitionen sind hoch und er möchte Leben erschaffen. Was ihm mit der Schöpfung eines Wesens zwar gelingt, aber dessen abstoßendes Äußeres Viktor in die Flucht schlägt.
Der Auftakt zu einem Drama, das wirklich fesselnd und spannend geschrieben ist.
Im Verlauf lerne ich auch das Geschöpf und dessen Geschichte kennen. So erhalte ich einen umfassenden Blick über die Gefühle und Gedanken von Viktor und dessen Schöpfung.

Die Geschichte von „Frankenstein: oder Der neue Prometheus“ bewegt. Es geht um Liebe, Freundschaft, die Suche nach Anerkennung und das Bestreben, dazugehören zu wollen, aber auch um Rache, Neid, Eifersucht und Zerstörungswut. Obwohl diese Geschichte vor über 200 Jahren geschrieben wurde, hat sie bis heute nichts an Brisanz verloren. Der Geltungsdrang des Menschen ist noch immer ungebrochen. Heute bestimmt unser Denken zum Beispiel die KI. So unähnlich ist es aber der Erschaffung von Frankensteins Monster nicht und auch hier fühlt sich der Mensch zu etwas Höherem berufen, ohne an mögliche Konsequenzen seines Handels groß zudenken.
Es ist schwer, Partei für eine der Figuren zu ergreifen. Licht und Schatten liegen nah beieinander und oft verschwimmen sie zu einem Grau.

Der Schreibstil ist flüssig, dennoch ist es spürbar, zu welcher Zeit der Schauerroman geschrieben wurde. Es ist manchmal nicht ganz leicht, dem Geschehen zu folgen, besonders wenn sich Mary Shelly in Beschreibungen pittoresker Landschaften ergießt. Besonders die Reiseberichte ermüden mich da oft. Mit den anderen Beschreibungen und Erzählungen habe ich keinerlei Probleme. Es erstaunt mich, wie gut sich die Geschichte lesen lässt. Es herrscht auch stets eine unterschwellige Spannung.

An manchen Stellen des Buches überfällt mich der Drang, hinterfragen zu wollen, da mir nicht alles schlüssig erscheint. Zum Glück bringen hier oftmals die Zugaben Licht ins Dunkle, sodass ich es insgesamt dann besser einzuordnen vermag.

Fazit:
Ein großartiges Buch, welches durch die kleinen Zusätze und aufwendigen Illustrationen sehr schön aufgewertet wird.

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Veröffentlicht am 05.06.2024

Super Buch, um das Lernen zu lernen

Bestnoten ohne Stress
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Wenn das Wort „Lernen“ bei uns zu Hause fällt, bläst der Lesejunior schon die Wangen auf, nuschelt ein „jaja, mach ich gleich“ und ist verschwunden. Die Lust zum Lernen ist ungefähr so groß wie ein Schneemann ...

Wenn das Wort „Lernen“ bei uns zu Hause fällt, bläst der Lesejunior schon die Wangen auf, nuschelt ein „jaja, mach ich gleich“ und ist verschwunden. Die Lust zum Lernen ist ungefähr so groß wie ein Schneemann im Sommer. Aber es hilft ja nichts, wenn es gute Noten geben soll, dann muss dafür eben auch gelernt werden. Gibt es vielleicht Lernmethoden, die so effektiv sind, dass der Stoff schneller verstanden und sicherer angewendet werden kann? „Bestnoten ohne Stress: Mit minimalem Aufwand zum 1,0-Abitur“ verspricht das jedenfalls und wir schauen uns das näher an:

Mit seinen knapp 192 Seiten ist der Ratgeber ein schmales Buch, genau das richtige für einen Teenager, in dessen Körper der Hormoncocktail Samba tanzt und die Lust auf so uncoole Dinge einfach nicht existent ist.
„Bestnoten ohne Stress: Mit minimalem Aufwand zum 1,0-Abitur“ ist strukturiert aufgebaut. In sieben Teilen beleuchtet Lara Emily Lekutat unterschiedliche Bereiche des Lernens, von Denk- und Verhaltensmustern bis hin zur erfolgreichen Prüfung. Ein großer Pluspunkt ist die verständliche Sprache. Sie ist nah an der Zielgruppe gehalten und ermöglicht es, so einen leichteren Zugang zum aufmerksamen Lesen und Umsetzen zu schaffen. Zudem ist der Inhalt einfach aufgebaut, sodass sich hier niemand von Fachbegriffen und super komplizierten Beschreibungen fürchten muss.
Abgerundet wird das Ganze durch visuelle Darstellungen, Checklisten und allerlei Tipps und Tricks.
Alles wird Schritt für Schritt erklärt.
Die Lernmethoden und Tipps sind vielseitig, für ältere Menschen sicherlich keine große Überraschung und durchaus bekannte Taktiken für die Zielgruppe aber definitiv ein Gewinn.

So weit die Theorie. Aber funktioniert „Bestnoten ohne Stress: Mit minimalem Aufwand zum 1,0-Abitur“ auch in der Praxis? Der Lesejunior hat es getestet:

>>Du hast Lust auf mehr Freizeit und Eltern, die dir nicht die ganze Zeit mit Lernen auf die Nerven gehen? Dann kann ich dir das Buch „Bestnoten ohne Stress: Mit minimalem Aufwand zum 1,0-Abitur“ empfehlen. Die Lernmethoden sind vielfältig und für jeden ist etwas dabei, um mit wenig Aufwand zu guten Noten kommen zu können. Cool finde ich, dass ich nicht zwei oder mehr Stunden lernen muss, damit sich der Erfolg einstellen kann. Eine halbe Stunde am Tag kann schon völlig ausreichend sein.
Teil 1 befasst sich unter anderem mit der Aufschieberitis, die mich auch ganz gerne befällt. Hier wird vermittelt, wie ich sie umgehen kann und ich muss sagen, es ist einfacher als gedacht. Auch die Erkenntnis, wann der richtige Zeitpunkt zum Lernen ist, ist sehr hilfreich.
Ehe ich es mich versehe, teste ich verschiedenste Methoden, um mich für die anstehenden Arbeiten vorzubereiten. Besonders hilfreich ist für mich auch der Teil mit den speziellen Tipps für die Fächer, die ich absolut nicht leiden kann.
Gespannt bin ich auf das Resultat meiner Lernarbeit. Ich kann es kurzhalten, meine Noten in den Arbeiten haben sich auf jeden Fall schon mal verbessert. Das freut mich, denn auch wenn das Lernen nach wie vor nicht meine Lieblingsbeschäftigung ist, so hat mir das Buch jetzt schon mal zufriedene Eltern und mir bessere Noten eingebracht.<<

Fazit:
Es ist ein super Buch, um das Lernen zu lernen und es kann jedem helfen. Wenn ihr das denn möchtet.

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Veröffentlicht am 05.06.2024

Liebevoll illustriertes und leicht verständliches Sachbuch über Hunde

In 80 Hunden um die Welt
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Hundefans aufgepasst: „In 80 Hunden um die Welt“ ist ein liebevoll illustriertes und mit leicht verständlichem, sowie knackig formulierten Wissen ausgestattetes Sachbuch über den besten Freund des Menschen. ...

Hundefans aufgepasst: „In 80 Hunden um die Welt“ ist ein liebevoll illustriertes und mit leicht verständlichem, sowie knackig formulierten Wissen ausgestattetes Sachbuch über den besten Freund des Menschen. Das Schöne, alles hat Kristyna Litten selbst entworfen. Vom Wort bis hin zu den niedlichen Zeichnungen.
„In 80 Hunden um die Welt“ ist komplett farbig illustriert und superansprechend für Kinder gestaltet. Die Schrift hat allerdings nicht die optimale Größe für die kleinen Abc-Schützen, aber da das Buch auch Erwachsenen Spaß macht, ist Vorlesen eine tolle Option.

Alles beginnt mit dem Wolf und in einer schönen Übersicht wird erklärt, wie sich Hunde entwickelten und wie sie sich von früher und heute unterscheiden. Der Blick in die Antike und die dort bekannten Hunderassen ist superspannend.
Die Doppelseiten sind immer thematisch aufeinander aufgebaut, was ich sehr gelungen finde.
Mir gefällt richtig gut, dass die vorgestellten Hunde nummeriert sind, sodass es am Ende auch wirklich 80 vorgestellte Hunderassen sind. Über die präsentierten Rassen gibt es interessante Information, gleichzeitig werden die einzelnen Seiten mit weiterem Wissen rund um diese schönen Tiere gespickt. So werden zum Beispiel die Berufe der vierbeinigen Freunde vorgestellt, wie etwa Therapiehunde, Such- und Rettungshunde oder die außergewöhnlichsten Jobs, welche einige Fellnasen innehatten und haben.

Richtig cool finde ich die aufklappbare Innenseite in der Mitte von „In 80 Hunden um die Welt“. Die gezeichnete Karte mit den Kontinenten zeigt auf, wo einzelne Hunderassen herkommen. Ebenso wird erklärt, in welche Kategorien verschiedene Hunderassen oft eingruppiert werden und welche besonderen Fähigkeiten oder Aufgaben sie dort haben und erfüllen.

Sehr zu meiner Freude finde ich auch den Beagle in „In 80 Hunden um die Welt“. Er steht auf Platz 3 der sechs besten Superschnüffler. Kein Wunder also, dass Jack immer die Leckerchen findet. Tatsächlich kommen Beagle auch an Flughäfen als Spürhunde für beispielsweise Sprengstoff zum Einsatz.
Richtig faszinierend ist auch der Taigan. Noch nie gehört? Kein Wunder, der Taigan ist ein Windhund und in Kirgisistan zu Hause. Er wurde früher traditionell nur verschenkt. Natürlich gibt es noch viele andere spannende Hunderassen zu entdecken.

Fazit:
Eine informative Reise durch die Welt der Hunde. Von der Wüste bis hin zu den eisigen Ebenen der Erde, hier geht es kindgerecht und spannend um die erstaunlichsten Rassen sowie die faszinierendsten Fakten.

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Veröffentlicht am 05.06.2024

Ein bisschen Thriller und ganz viele Wandereindrücke

Der Ausflug - Nur einer kehrt zurück
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Die erste Seite von „Der Ausflug“ ist stark. Ich habe sofort Gänsehaut, Spannung greift um sich und in mir wächst die Vorfreude auf die Geschichte.
Es folgt sofort ein Knick in der Spannungskurve, als ...

Die erste Seite von „Der Ausflug“ ist stark. Ich habe sofort Gänsehaut, Spannung greift um sich und in mir wächst die Vorfreude auf die Geschichte.
Es folgt sofort ein Knick in der Spannungskurve, als mich Ulf Kvensler etwa zwei Monate zurückschickt und mir die ersten Protagonisten von „Der Ausflug“ vorstellt. Anna, die Hauptfigur in diesem Stück, ist gleichzeitig auch die Erzählerin. Ich erlebe alles aus ihrer Perspektive. Wie sich die anderen Charaktere wirklich fühlen, was sie denken und welche Intention hinter ihren Handlungen steckt, erfahre ich hingegen nicht.
Anna wirkt auf mich sehr selbstbezogen und ich kann sie nicht leiden. Im Verlauf des Buches entwickele ich eine regelrechte Antipathie gegen sie. Dadurch zieht mich ihre Geschichte, ihre Wahrnehmung der Ereignisse einfach nicht in ihren Bann.
Leider bleiben für mich auch die anderen Figuren blutleer und eindimensional. Sie sind mir zwar nicht gänzlich unsympathisch, aber ich kann mich einfach nicht für sie erwärmen.
Annas Verlobter Henrik wirkt am blassesten aus der ganzen Truppe. Später wird sich auch herausstellen, warum das so ist.
Milena, die gute Freundin der beiden, wirkt immer sanft und ein bisschen unterwürfig. Ob sie das auch wirklich ist, kann ich schwer einschätzen, da Anna sehr auf sich bezogen alles darstellt.
Der einzige Charakter, der wirklich noch ein wenig Farbe und Spannung ins Buch bringt, ist Jacob. Ist er Freund oder Feind? Das einzuschätzen ist nicht leicht und gibt der Geschichte ein bisschen Würze.

„Der Ausflug“ zeichnet sich durch recht wenige Charaktere aus, was die Story übersichtlich macht. Der Fokus liegt eindeutig auf der Umwelt der Figuren, Naturbeschreibungen kostet der Autor lang und breit aus.
Unterbrochen von Annas Erzählungen gibt es noch eine weitere Erzählebene. Sie trägt sich in der zweiten zukünftigen Gegenwart zu und zeichnet sich nur durch Dialoge aus. Damit nimmt mir Ulv Kvensler den Überraschungseffekt, wer den Ausflug auf jeden Fall überleben wird. Das finde ich schade. Gleichzeitig offenbart mir dieser Handlungsebene auch einfach zu viel. Das Ende habe ich mir alleine durch diesen Teil selbst richtig geschlussfolgert. Kehren wir aber zurück zu meinen Leseeindrücken.

Die Geschichte von „Der Ausflug“ entfaltet sich beinahe behäbig. Immer wieder schweift Anna von der aktuellen Gegenwart in Vergangenes ab und ergießt sich dabei lange in Ereignissen, die mir für das eigentliche Handlungsgeschehen nicht allzu relevant erscheinen. Ja, manche Details sind wichtig, damit am Ende die Ereignisse einen logischen Zusammenhang haben. Aber für meinen Geschmack hätte manches stark eingekürzt werden können.
Insgesamt liest sich „Der Ausflug“ ein bisschen wie ein Wanderführer in Romanform. Ulv Kvensler nimmt mich mit auf die Wanderung der beiden Pärchen. Anna, Henrik und Milena gehen jedes Jahr in die Berge Schwedens wandern. Nur dieses Jahr ist alles anders. Milenas neuer Freund Jacob möchte mit und ändert spontan die Route. Statt entspannter Wanderung soll es in den Sarek gehen. Ein Nationalpark im schwedischen Teil Lapplands mit viel rauer Natur, über 2.000 Meter hohe Berge und Gletscher. Wilde Sturzbäche, tiefe enge Schluchten und atemberaubende Ausblicke inklusive. Und genau das wird in allen Details und Farben beschrieben. Dies macht Ulv Kvensler auf jeden Fall richtig gut, mich langweilt das aber. Ich will ein Adrenalin berauschten Thriller und keinen Natur- und Wanderroman lesen.
Und so zockelt die Story langsam vor sich hin und ich warte auf echte Spannung. Ab und zu blitzt da mal was auf, es wird gewalttätiger und kleine Psychospielchen beginnen. Es reicht zwar für mich nicht für einen Thriller aus, aber immerhin verliere ich nicht gänzlich das Interesse. Ich möchte schon wissen, wie es ausgehen wird.

Das letzte Viertel beginnt dann doch endlich spannend zu werden und ich freue mich, dass ich nun wohl doch für mein Durchhalten belohnt werde. Gebannt verfolge ich den Showdown, der so plötzlich endet, wie er aufgetaucht ist. Ich werde in die zukünftige Gegenwart katapultiert und wie der Zauberer sein Kaninchen, holt Ulf Kvensler plötzlich eine weitere Perspektive aus seinem Hut.
Hätte gut sein können, leider lässt er die Entwicklung so offen, dass ich mir den Schluss so zurechtschustern kann, wie ich möchte. Vollumfängliche Aufklärung der Ereignisse Fehlanzeige. Schade.

Fazit:
Das Wandern ist des Mos Frust, „Der Ausflug“ leider auch. Wer Lust auf atemberaubende Naturbeschreibungen hat, die mit ein bisschen Thrill gewürzt sind, findet hier eine tolle Lektüre.

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Veröffentlicht am 05.06.2024

Historischer Roman mit wahrer Begebenheit

African Samurai
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Craig Shreve verarbeitet in seinem Roman „African Samurai“ die wahre Begebenheit über einen Mann, welcher der erste afrikanische Samurai geworden ist. Über Yasuke ist nur sehr wenig sicher bekannt, was ...

Craig Shreve verarbeitet in seinem Roman „African Samurai“ die wahre Begebenheit über einen Mann, welcher der erste afrikanische Samurai geworden ist. Über Yasuke ist nur sehr wenig sicher bekannt, was einfach daran liegt, dass nur ein kleiner Ausschnitt seines Lebens dokumentiert wurde. So gilt es als historisch belegt, dass Yasuke in Afrika geboren und möglicherweise zunächst als Kind versklavt und nach Indien verschleppt wurde, um dort als Soldat ausgebildet zu werden. Die Wege danach liegen lange im Dunkeln, doch im Zuge von Missionierungsarbeiten kommt Yasuke nach Japan und erregt dort mit seinem Aussehen die Aufmerksamkeit der Bevölkerung. Allen voran die des mächtigen japanischen Feldherren Oda Nobunaga. Und die Geschichte zum ersten schwarzen Samurai nimmt ihren Lauf.

„African Samurai“ hat Craig Shreve klug aufgebaut. Zur besseren Übersicht gibt es zu Beginn eine Karte von Japan um 1579, welche durch die Kennzeichnungen der unterschiedlichen Machtbereiche der verschiedenen Clane ein gutes Bild der damaligen Gegebenheiten vermitteln kann. Zudem gibt es ein Personenregister, in denen die historisch belegten Personen aufgelistet sind, die in diesem Roman eine tragende Rolle spielen werden. Die Übersicht ist für mich besonders im Verlauf wichtig, um die Herausforderung der Fülle an Charakteren und den vielen japanischen Namen meistern zu können. Abgerundet wird das Ganze mit den Wappen der vier stärksten Clans.

Craig Shreve hat „African Samurai“ in vier Teile untergliedert. Sie alle stehen für einzelne prägnante Lebensstationen von Yasuke ab dem Augenblick, als er an Bord eines Schiffes mit Kurs auf Japan ist. Geschickt lässt Craig Shreve Rückblenden zu Yasukes Vergangenheit einfließen, sodass sich die Entdeckung des unbekannten Japans mit all den faszinierenden fremden Gepflogenheiten mit den wahrscheinlichen Schrecken seiner Kindheit und Jugend abwechseln. Besonders an „African Samurai“ ist, dass Yasuke selbst von alldem berichtet. Das schaffte eine Nähe, welche die Ereignisse besonders realistisch erlebbar macht und mir so manches Mal einen Kloß im Hals beschert.

Zu Beginn ist der Erzählstil unaufgeregt, aber wachsam und informativ. Ich muss mich gut konzentrieren, damit ich die Einordnung in die aktuelle politische Situation in Japan, aber auch die Mission des Priesters Valignano begreife. Gleichzeitig habe ich die Möglichkeit, Yasuke und seine Vergangenheit besser kennenzulernen.
Es dauert nicht lange und der Erzählrhythmus findet eine gute Mischung zwischen den einzelnen Handlungsfäden. Dabei berichtet Yasuke beinahe schnörkellos von den Grausamkeiten, die er als Sklave erdulden musste, aber genauso nüchtern wird auch vom Hier und Jetzt, der Zeit um 1579 gesprochen. Diese Abgeklärtheit vertieft die Schrecken umso mehr und hebt gleichzeitig das offene sowie zugewandte Verhalten von Oda Nobunaga für Neues auf ein Podest.

Craig Shreve gelingt es hervorragend, den herrschenden Zeitgeist gegen Ende des 16 Jahrhunderts einzufangen, zu kanalisieren und einen historischen Blick in die Welt von früher zu gewähren. Dabei fällt mir besonders der Kontrast zwischen der europäischen und der japanischen Kultur auf. Interessanterweise verwebt Craig Shreve auch Elemente der afrikanischen Kultur, sodass ein faszinierender Rundumblick möglich ist.
Yasuke besticht nicht nur durch seine äußerliche Erscheinung, sondern auch durch seine Intelligenz. Es gilt als gesichert, dass er mehrere Sprachen fließend beherrschte und besonders in Japan großen Eindruck durch seine kriegerischen Fähigkeiten machte. Ich mag, wie Craig Shreve Yasukes Aufstieg zum Samurai begleitet und die Beziehung zwischen ihm und Oda Nobunaga darstellt. Ein bisschen schade finde ich, dass es so wirkt, dass fast alle Japaner zumindest freundlich gleichgültig gegenüber Yasuke waren, mit einer Ausnahme. Dies ist mir persönlich ein wenig zu positiv verwaschen. Hier hätte es ruhig ein bisschen mehr zwischenmenschlichen Konflikt geben dürfen, denn das wird wohl leider wahrscheinlich gewesen sein.

„African Samurai“ ist ein gelungener Roman mit viel fiktionalem Anteil, der es jedoch vermag, das wenige, was über Yasuke bekannt ist, zu einer beeindruckenden Geschichte zusammenzufügen. So oder so ähnlich könnte es gewesen sein und das fasziniert mich sehr.
Das Ende ist bewusst offengehalten, denn tatsächlich weiß niemand mehr, wie es mit Yasuke weiterging, wie lange er noch lebte und ob er wirklich vollendend glücklich werden durfte.
Mich hat das Buch tief bewegt und mir gezeigt, wenn du offen für Neues bist, können sich wundervolle Dinge daraus entwickeln.

Fazit:
„African Samurai“ ist eine historische Fiktion, die auf dem bekannten Abschnitt aus dem Leben von Yusuke basiert. Atmosphärisch ruhig geschildert wird der Werdegang einer beeindruckenden Persönlichkeit, der als Junge mehrfach versklavt sowie verkauft und später zu einem Samurai ernannt wurde.

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