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Veröffentlicht am 19.05.2022

Abschluss der Trilogie „Die Herren des Schakals“

Usir
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Endlich war es so weit. Das Geheimnis um die Herren des Schakales sollte sich in USIR, dem letzten Teil der Trilogie, lüften und ich brannte so sehr darauf, alles zu erfahren. Doch der Einstieg in die ...

Endlich war es so weit. Das Geheimnis um die Herren des Schakales sollte sich in USIR, dem letzten Teil der Trilogie, lüften und ich brannte so sehr darauf, alles zu erfahren. Doch der Einstieg in die Geschichte fiel mir unglaublich schwer. Ich bekam überhaupt gar keinen Zugang zu den aktuellen Geschehnissen und fühlte mich total verloren. Ständig überkam mich das Gefühl, elementare Dinge aus den vorherigen Bänden vergessen zu haben. Normalerweise kann ich mich noch gut an einzelne Geschichten erinnern, auch wenn die Lesezeit schon eine Weile her war. Doch bei USIR wollte mir das irgendwie nicht gelingen. Da es sich hierbei um eine Serie handelt, sodass die einzelnen Teile nicht unabhängig voneinander lesbar sind, hätte ich mir am Anfang ein Personenregister und eine kurze Zusammenfassung der vorherigen Ereignisse gewünscht. Vielleicht wäre ich dann nicht so hilflos in die Geschichte gestolpert.

Total schockiert war ich allerdings von den Protagonisten. Was um Himmelswillen war mit meinen geliebten Figuren Rosa, Daisy, Paul, Franz und Carl gesehen? Die sonst so gradlinige Rosa steckte plötzlich in einer Sinnkrise und der elegante Franz verkam vor Liebeskummer zu einem zotteligen Brummbären. Daisys ursprünglicher Liebreiz war im entfernten London verschwunden und Carl buddelte fröhlich in ägyptischen Sand. Ich war fassungslos.
Es dauerte eine Weile, bis mir dämmerte, dass zwischen den Ereignissen aus ASET und USIR zwei Jahre lagen und sich natürlich die Welt dazwischen weitergedreht hatte. Aber mit solchen gravierenden Veränderungen hätte ich nie gerechnet.

Gefühlt dauerte es ewig, bis ich endlich dem Faden folgen konnte, der mich zu den aktuellen Ereignissen in München zur Weihnachtszeit 1891 führte. Die alte Detektivgruppe hatte sich wieder zusammengefunden, auch wenn der ursprüngliche Grund von finsteren Entwicklungen überschattet wurde. Plötzlich hatte ich nicht mehr das Gefühl von Freunden, sondern von Fremden zu lesen.
Mittendrin wurde eine seltsame Schnitzeljagd eröffnet, die mit reichlich Flirterei untermalt wurden, die für meinen Geschmack völlig deplatziert waren. Zwischendurch blitzten ein paar spannende Szenen auf, die jedoch immer wieder von Augenblicken zunichtegemacht wurden, die ich einfach nicht verstand. Manchmal verging Zeit zwischen einzelnen Handlungen, aber diese waren nie klar abgegrenzt. So verlor ich manchmal auch den Überblick, war verwirrt, musste mich neu orientieren und die ursprüngliche Spannung war dann wieder futsch.

So freute ich mich dann über den Schauplatzwechsel, der mich ins schöne Italien zu den Städten Neapel und Pompeji bringen sollte. Doch hier ging ich dann endgültig in dieser konfusen Geschichte unter. Roxane Bicker kramte kräftig in ihrem gewaltigen Fundus an altägyptischer, griechisch-römischer Mythologie. Eigentlich voll mein Thema in Kombination mit einem historischen Roman. Aber mir wollte es einfach nicht gelingen, den Überblick zu behalten. Mir erschlossen sich die Details nicht und es wollte sich einfach kein schlüssiges Gesamtbild erzeugen lassen. Es war spürbar, wie viele Kenntnisse Roxane Bicker in diesem breit gefächerten Wissensgebiet hatte und auch die Plotidee war erkennbar. Doch für mein Empfinden schaffte es die Autorin nicht, mir alles schlüssig zu vermitteln. Eine Übersicht über die Gottheiten hätte ich nützlich gefunden oder ein Glossar am Ende. Zwar versuchte Roxane Bicker mir das alles verständlich in der Geschichte zu vermitteln, aber ich verlor regelmäßig den Faden. Ganz raus war ich dann, als das Ganze auch noch großzügig mit griechischen Heldensagen vermengt wurde und Dichter wie Dante und Vergil Einzug hielten.

Das Ende von USIR ließ mich fragend und ernüchternd zugleich zurück. Ich war so traurig und enttäuscht. Die Fäden vom Anfang wurden teilweise nicht schlüssig beendet, es blieben Fragen offen und für meinen Geschmack war das Finale von der Trilogie einfach nur lieblos.

Das schöne und zur Reihe stimmige Cover sowie der einladende und flüssige Schreibstil von Roxane Bicker vermochten es zwar mich gnädig zu stimmen, aber der Rest konnte mich leider nicht überzeugen. Und das, obwohl das Handlungsgerüst gut war. Aber die einzelnen Effekte mochten bei mir einfach nicht zünden. Es war so so schade, denn diese Serie wurde mit jedem Band besser. Die Hauptfiguren wuchsen mit ihren Aufgaben und Abenteuern, sie wurden eine tolle Gemeinschaft. Doch in USIR zerfiel alles, was in INEPU und ASET aufgebaut wurde. Auch den Krimianteil vermisste ich fast vollständig.

Fazit:
Der Plot war gut, leider wurde die Idee nicht so an mich transportiert, dass ich die Szenarien auch wirklich verstanden hätte. Schade. Für mich leider nur ein müdes Leseerlebnis. Wer Band 1 und 2 schon kennt, sollte sich den finalen Abschluss aber nicht entgehen lassen, da dies nur meine Meinung widerspiegelt.

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Veröffentlicht am 09.05.2022

Ungewöhnlicher Thriller mit reichlich satirischen und trockenen Witzen

Schreib oder stirb
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Auf „Schreib oder stirb“ war ich echt gespannt, da die Meinungen schon ziemlich weit auseinandergehen. Da ich mir immer gern selbst ein Bild machen möchte, ging ich zwar ohne große Erwartung ans Lesen, ...

Auf „Schreib oder stirb“ war ich echt gespannt, da die Meinungen schon ziemlich weit auseinandergehen. Da ich mir immer gern selbst ein Bild machen möchte, ging ich zwar ohne große Erwartung ans Lesen, aber schon mit einem gesunden Maß an Neugierde. Optisch muss ich sagen, finde ich „Schreib oder stirb“ nicht sonderlich ansprechend. Das Cover hat etwas Comicartiges an sich. Trotz seiner leuchtenden Farben wäre das eher kein Grund für mich gewesen, im Laden zu zugreifen. Aber gut, Geschmäcker sind zum Glück verschieden, auf den Inhalt soll es ja bekanntlich ankommen.

Also legte ich gleich mit lesen los und war recht gut und entspannt in der Geschichte angekommen. Doch relativ schnell fühlt sich das Humorvolle viel zu gewollt an. So als würde ich in einer Comedy Veranstaltung sitzen, in der die Story mit ein bisschen Thrill aufpoliert wird. Dummerweise zog sich das durchs komplette Buch, da die Hauptfigur, Literaturagent David Dolla, der Erzähler persönlich war. Und der bediente sich eines Sprachbildes, welches amüsant und pointiert sein sollte. Bei mir aber lediglich ein paar müde Schmunzler hervorlocken konnte. Im Grunde war ich genervt von den ewigen auf satirisch lustig getrimmten Metaphern und Wortspielereien.
Doch davon mal abgesehen hielt „Schreib oder stirb“ eine tatsächlich ganz passable Story und sehr bunt gemischte Charakterköpfe für mich bereit. Auch wenn ich alle Figuren leicht überspitzt dargestellt empfand, brachten sie Leben in die Geschichte.
Ihre verschiedenen Eigenarten und Talente bereicherten das Geschehen und verliehen „Schreib oder stirb“ einen gewissen Glanz und frischten die Handlungen angenehm auf.

Der Handlungsaufbau war schlüssig und spannend konstruiert. Gut, es wurde nie der Humor, bei dem ich mir vor Lachen die Tränen aus den Augen wischen musste, aber ich fing an, diese unterschwellige erzählerische Leichtigkeit zu genießen. Dies machte „Schreib oder stirb“ reizvoller, weil ich tatsächlich die Ereignisse superinteressant fand. Zwar stellte sich beim Lesen kein Adrenalinrausch ein, wie bei einem Thriller ohne humoristische Beilage, aber er eröffnet einem breiteren Publikum die Möglichkeit, dieses Buch zu lesen. Für diesen Thriller muss niemand wirklich hart im Nehmen sein, auch für ängstliche Leser lässt sich die Geschichte ohne großes Bauchweh flüssig lesen.

Sehr angenehm an „Schreib oder stirb“ empfand ich die kurzen Kapitel, die stellenweise kursive Schrift und die kleinen Cliffhanger, die sich immer mal wieder einschlichen. Hier und da gab es sogar ein wenig Gesellschaftskritik zu lesen. Insgesamt war der Kern der Story schon recht verwinkelt und sorgte somit für einiges an Überraschungen. Leider killte mir Herr Dolla mit seinem bemüht pointiert satirischen Erzählstil oftmals die Thriller Atmosphäre. Ich konnte nicht so mitfiebern, wie ich es gern getan hätte. Nachdem ich mich aber damit arrangieren konnte, dass das Autorenduo diese Eigenart von Herrn Dolla konsequent durchzog (der Typ schaffte es nicht mal in gefährlichen Situationen ernst zu bleiben) und ich mich nur noch auf das Drumherum, also die eigentlichen Erzählfäden konzentrierte, las ich „Schreib oder stirb“ gern.

Wie weiter oben kurz erwähnt, bemühte ich mich darum, die vielen kleinen Rätsel selber und vor dem Ende zu lösen. Wirklich gelungen ist es mir aber nicht. Ich hatte schon eine ganz gute Vermutung, aber das Finale war doch sehr überraschend und einfach, wie genial.
Ein bisschen zackig wurde sozusagen der Abspann abgefrühstückt, aber ich mochte es, dass es kein echtes Happy-Ending-Drama war. Eher so eine Momentaufnahme. Gut, so ein paar Unklarheiten blieben übrig, die gern auch etwas ausführlicher hätten besprochen werden können. Aber insgesamt war „Schreib oder stirb“ für meinen Geschmack recht solide.

Fazit:
„Schreib oder stirb“ kommt mit einer seltsamen Mischung aus Verrücktheit und mit ganz vielen trockenen Flachwitzen daher, aber hat an sich eine gute Unterhaltung im Schlepptau, aus der auch manchmal Thriller Feeling sprüht.

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Veröffentlicht am 09.05.2022

Einen Liebesroman, der in der BDSM Welt spielt

A Delicious Devotion
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Optisch verkündet das Cover auf jeden Fall schon mal, was die Lesenden erwarten wird. Ich mochte die Umschlaggestaltung, der Hauch von Dominanz und Unterwerfung war genauso wie eine leicht prickelnde Atmosphäre ...

Optisch verkündet das Cover auf jeden Fall schon mal, was die Lesenden erwarten wird. Ich mochte die Umschlaggestaltung, der Hauch von Dominanz und Unterwerfung war genauso wie eine leicht prickelnde Atmosphäre spürbar. Ein bisschen schade fand ich es, dass die abgebildete Frau nicht den Beschreibungen der Hauptfigur ähnelte.

„A Delicious Devotion“ gehört zwar zur „Delicious-Reihe“, ist aber ein eigenständiger erotischer Roman, sodass es keinerlei Vorkenntnisse der anderen Bände bedarf, um dem Geschehen folgen zu können.
Der personale Erzähler sorgte durch seine Perspektivwechsel für ein umfassendes Gesamtbild. Hauptsächlich ließ er mich Emilia, kurz Lia, begleiten. Aber auch Mark bekam genügend eigenen Raum für die Schilderung seiner Emotionen, Gedanken und Handlungen. Interessant war hier, dass der Wechsel der Perspektiven innerhalb der betitelten Kapitel stattfand. Dies wurde aber so elegant gelöst, dass mir der Sprung zwischen den Charakteren leichtfiel. Es sorgte sogar dafür, dass die erzeugte Atmosphäre noch dichter und intensiver wurde, da ich beiden Figuren beinahe gleichzeitig durch die Erlebnisse begleiten durfte.

Der Handlungsaufbau erfolgte chronologisch. Mark und Lia kamen sich relativ schnell nahe und es kristallisierte sich schon recht früh heraus, dass auf ihrer BDSM-Beziehung das Hauptaugenmerk der Geschichte ruhen würde. So lag der Fokus eher weniger auf dem Sich-Verlieben oder der näheren Begutachtung des beinah paradiesisch wirkenden Resorts, in dem die beiden Protagonisten arbeiten, sondern viel mehr in der Entfaltung der eigenen Persönlichkeit durch das bewusste Ausleben der eignen Fantasien und Bedürfnisse.
Ich mochte es sehr Lia dabei begleiten zu dürfen, wie sie sich unter Marks umsichtigen Bemühen zu einer starken Persönlichkeit entwickelte, die frei ihre devote Seite genießen und ausleben konnte.

Die beschriebenen erotischen Szenen wurden sehr explizit geschildert. Glänzten aber vor Raffinesse und waren sehr anregend in Worte gekleidet. Sie dominierten stark, die Handlungen, blieben aber unglaublich niveauvoll. Die beschriebenen Sessions zeugten von einem großen fachlichen Wissen seitens der Autorin. Sie schaffte es mir während der gefühlvollen Augenblicke den Sinn hinter manchen Regeln und Handlungen zu erklären, sodass ich die Interaktion zwischen Lia und Mark besser verstand und logisch nachvollziehen konnte. Gleichzeitig wurde mir aber auch bewusst, dass diese Art der Spielbeziehung nichts für mich persönlich wäre. Aber als Zuschauerin beziehungsweise Leserin fand ich das Beschriebene wirklich sehr sinnlich und leidenschaftlich.

Ich fand es schon schade, dass die Rahmenhandlung, nämlich dass die ehrgeizige Polizistin Lia sich eine berufliche Auszeit als Chief Security Officer auf Jamaika in einem exklusiven BDSM Resort nimmt, nebulös im Hintergrund versank. Kurzzeitig blitze mal ein kleiner Sightseeingtrip hervor, der für meinen Geschmack gern intensiver ausgearbeitet hätte sein können. Es war zwar zu erahnen, wie unglaublich toll es dort ist, aber die Beziehung zwischen Lia und Mark dominierte einfach alles. Dabei ging auch ein wenig der Nebenstrang unter, der sich spannungsvoll im ersten Kapitel ankündigte, dann aber erst fast am Ende des Buches weitererzählt wurde. Die Einführung des Antagonisten war mir für meinen Geschmack zu kurz und dessen Identität auch zu offensichtlich. Das verlieh zwar am Ende von „A Delicious Devotion“ dem Ganzen noch einen kleinen spektakulären Touch, hätte es aber für mich nicht mehr zwingend gebraucht. Dafür war das Ganze nicht durchgängig und intensiv genug aufgebaut.

Rückblickend muss ich sagen, dass ich den Klappentext unglücklich gewählt finde. Er spiegelt eher die Zusammenfassung der Ereignisse wider. Im ersten Moment hatte er mein Interesse geweckt, aber letzten Endes kam nur das „Füllmaterial“ hinzu. Das ist nicht abwertend gemeint, der Inhalt besticht durch Annabel Roses intensiv stimmungsvollen Schreibstil und einer ganz besonderen Atmosphäre. Nur beraubte der Klappentext mich eben auch dem ein oder anderen Überraschungseffekt.

Fazit:
„A Delicious Devotion“ war für mich ein schöner, romantischer BDSM Roman, der mir die Welt der BDMSler auf literarischer Ebene näherbrachte. Der kleine effektheischende Erzählstrang am Schluss hätte für mich nicht sein müssen. Lesenswert für alle, die gern sinnlich beschriebene Erotik mögen.

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Veröffentlicht am 28.04.2022

Ein Thriller voller ernster Thematiken

Artemis
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Im Gegensatz zu dem sehr spannenden und mitreißenden Einstieg in die Geschichte war das Cover sehr schlicht gehalten. Ich mochte das, denn es weckte in mir keine übertriebene Erwartungshaltung, sprach ...

Im Gegensatz zu dem sehr spannenden und mitreißenden Einstieg in die Geschichte war das Cover sehr schlicht gehalten. Ich mochte das, denn es weckte in mir keine übertriebene Erwartungshaltung, sprach mich jedoch auf eine angenehme, unaufdringliche Art an. Genauso wie Charlotte Charonnes Schreibstil, der durch seine bildliche Art gleich am Anfang eine düstere, lebendige Szenerie erschuf und mich sofort in das Geschehen katapultierte. So liebe ich es in eine Geschichte zu starten und war auch ganz froh darum. Denn das Personenregister zu Beginn war schon ein kleiner Schock für mich. Hatte ich doch Angst, dass ich bei der Vielzahl an Figuren den Überblick verlieren könnte. Aber diese Sorge war gänzlich unbegründet, denn der Autorin gelang es spielend leicht, mir Charaktere zu präsentieren, die durch ihre Vielfältigkeit leicht auseinanderzuhalten waren.
Außerdem kannte ich schon ein paar Personen aus „Asklepios“, sodass sich besonders das Treffen mit den Mitarbeitern des Kriminalkommissariats 12 wie nach Hause kommen anfühlte. Besonders im Gedächtnis geblieben waren mir die Kommissare Rubina Hiller, genannt Ruby und Simon Peick, der auf den Spitznamen „Spike“ hört. Ich freute mich sehr darauf, mit den beiden wieder ermitteln zu können.

Die verschiedenen Schauplätze und Perspektivwechsel sorgten für Spannung und einen umfassenden Blick über die vielen Ereignisse. Wichtig zu erwähnen ist, dass die Täter schon von Anfang an bekannt sind. Und so glaubte ich, dass ich immer den Überblick hatte und vieles schon wusste. Aber dem war nicht so, denn Charlotte Charonne verstand es sehr geschickt, meine Erwartungen auf der einen Seite zu erfüllen, mich aber durch unvorhergesehene Wendungen zu überraschen. Zudem wurde die Geschichte mit reichlich sozialkritischen Elementen angefüllt, die schonungslos die gesellschaftlichen Probleme und deren Doppelmoral zutage förderten. Da bekam die Selbstjustiz von der selbsternannten Artemis einen ganz anderen Beigeschmack und warf die Frage auf, welche Strafen wirklich gerecht sind.

Sehr positiv aufgefallen war mir, dass sich Charlotte Charonne schriftstellerisch weiterentwickelt hatte. Noch immer blitzen Vergleiche hervor, die mich zum Schmunzeln brachten, aber insgesamt schraubte sie die Verwendung von Metaphern herunter, sodass ich das Lesen als angenehm empfand. Der ganze Handlungsaufbau war klug durchdacht und der Autorin gelang es, eindrückliche Augenblicke zu erschaffen, die realistische Szenenbilder widerspiegelten. Besonders mochte ich, dass es Charlotte Charonne in „Artemis“ gelang, die Themenfelder rund um Fremdenhass, Missbrauch sowie psychischen Erkrankungen mit viel Feingefühl in diese Geschichte zu integrieren. Das verlieh der Erzählung tiefe, durch die personale Erzählperspektive, aber auch einen gewissen Abstand, der in manchen Punkten auch nötig gewesen war.

Ein wenig Ablenkung vom Geschehen brachten auch die Privatangelegenheiten von Ruby und Spike. Jedoch muss ich sagen, dass besonders Ruby in meiner Gunst einen empfindlichen Dämpfer erhielt. Sie wurde mir im Verlauf immer unsympathischer. Ihre unzufriedene Art, die regelmäßig in Ungerechtigkeiten ihren Mitmenschen gegenüber gipfelte, begann mich zu nerven. So wirkte Ruby dauerhaft mürrisch und viel zu streng. Was sie damit auch zum kompletten Gegenteil von Spike machte, der mit seiner einfühlsamen und umgänglichen Art ein echter Sunnyboy war. Ihn mochte ich besonders gern und sein persönliches Liebesdrama brachte Abwechslung in die düstere Grundstimmung.
Zum Glück entwickelten sich die Charaktere in „Artemis“ weiter und besonders Rubys Wandlung am Ende söhnte mich mit der Protagonistin aus.

Das Finale überraschte mich. Meine Idee vom Schluss des Buches war nicht grundsätzlich verkehrt, dennoch schaffte es die Autorin, Elemente hinzuzufügen, mit denen ich nie gerechnet hätte. Sie wirkten aber meiner Meinung nach stimmig und realistisch.

Fazit:
Ein Thriller, der mehr durch seine leisen Töne unter die Haut zu kriechen vermag und sozialkritische Aspekte aufgreift, um sie zu einer spannenden Unterhaltung zu verweben.

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Veröffentlicht am 25.04.2022

Ein leichtgängigen Thriller mit einer ordentlichen Portion menschlicher Abgründe

Dunkle Botschaft: Thriller
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Mein innerer Monk weint immer vor Glück, wenn Cover passend zur Reihe gestaltet werden. „Dunkle Botschaft“ passte somit nicht nur optisch zur Reihe, sondern auch mit Cover und Titel perfekt zum neuen Fall ...

Mein innerer Monk weint immer vor Glück, wenn Cover passend zur Reihe gestaltet werden. „Dunkle Botschaft“ passte somit nicht nur optisch zur Reihe, sondern auch mit Cover und Titel perfekt zum neuen Fall der Rechtsmedizinerin Julia Schwarz.
Generell können die Thriller von Catherine Shepherd unabhängig zu den einzelnen Bänden einer Reihe gelesen werden. Da sich aber die Hauptfiguren stetig weiterentwickeln, macht es schon Sinn, von Beginn an die Protagonisten zu begleiten.

Wie immer kam ich gut und schnell in der Geschichte an. Schon der Prolog berührte mich, denn es war offensichtlich, dass ich einen jungen Menschen begleitete, der in einer unangenehmen Situation war. In mir regte sich sofort Mitgefühl für das Kind und gleichzeitig befeuerten die Ereignisse meine Neugierde auf das Kommende.

Mir gefiel ausgesprochen gut, dass der Handlungsaufbau sich dieses Mal vom Rest der Julia-Schwarz-Reihe unterschied. Es gab nicht so viele Perspektivwechsel, was dafür sorgte, dass die Erzählungen viel konzentrierter wirkten.
Besonders intensiv empfand ich die Rückblicke in die Vergangenheit. Dabei wurde Stück für Stück klarer, welche Konsequenzen schwerer Missbrauch in der Kindheit für einen Menschen haben kann. Der Blick in den menschlichen Abgrund war deshalb nicht immer leicht zu ertragen. Dennoch gelang es Catherine Shepherd mit viel Gefühl herauszuarbeiten, wie der Mörder schlussendlich zu einem Monster wurde.

Aber auch Julia Schwarz begleitete ich wieder gern bei ihren Tätigkeiten. Gespannt verfolgte ich auch die Ermittlungen mit und ließ mich zu vielen Spekulationen hinreißen. Ich war jedoch bis zum Schluss nicht auf den Täter gekommen. Zwar waren einige meiner Überlegungen, was seine Motive hinter den Taten sein könnten, nicht komplett verkehrt, aber richtig durchschaut hatte ich das Ganze dennoch nicht.
Die unterschiedlichen Tötungsmethoden waren sehr interessant und abwechslungsreich, jedoch auch nichts für schwächere Nerven. Generell verstand es Catherine Shepherd, mich mit ihrem flüssigen und bildreichen Schreibstil an das Geschehen zu fesseln. Zudem luden mich die angenehm kurzen Kapitel dazu ein, eben noch schnell einen weiteren Abschnitt zu lesen.

Fazit:
Ein Thriller, der mich vom Anfang bis zum Ende super unterhalten konnte. Die Jagd nach dem Mörder und dabei dem Täter aus seiner Sicht so nah kommen zu können, war faszinierend.

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