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Veröffentlicht am 28.10.2021

Ruhiger Thriller in leichter Unterhaltungsform

Der Behüter: Thriller
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Passend zur “Laura-Kern-Reihe” wurde auch dieses Cover gestaltet. Das sieht besonders mit den anderen Büchern total harmonisch in meinem Regal aus und das mag ich gern. Mir gefiel außerdem, dass der Schmetterling ...

Passend zur “Laura-Kern-Reihe” wurde auch dieses Cover gestaltet. Das sieht besonders mit den anderen Büchern total harmonisch in meinem Regal aus und das mag ich gern. Mir gefiel außerdem, dass der Schmetterling im Glas super zur Geschichte passte. Genauso wie der Titel offenbarten sie erst später ihre tiefere Bedeutung.

Dies ist der fünfte Band der Reihe und konnte wieder völlig unabhängig zu den anderen Teilen gelesen werden. Die Fälle sind in sich abgeschlossen, nur private Details der wiederkehrenden Hauptfiguren werden noch einmal erwähnt. So können Unkundige ohne Probleme dieser Geschichte folgen und müssen zu dem auch keine Angst haben, bei den Vorgängerbüchern gespoilert zu werden.

Bei Catherine Shepherds Büchern gelingt es mir immer sofort und leicht in die Geschichte einzusteigen. Dies war auch hier wieder der Fall.
Das erste Kapitel wurde in der Ich-Perspektive geschrieben, was eine sofortige Nähe zum Opfer schuf. Ich konnte mich gut in es hineinversetzen und seine Unsicherheit sowie Angst intensiv spüren.
Leider wurde in den restlichen Kapiteln die personale Erzählperspektive gewählt. Normalerweise stört mich so was nicht, doch hier hätte ich es passender gefunden, zu mindestens diesem Opfer weiterhin in der Ich-Form begleiten zu dürfen. So wäre der erlebte Schrecken noch eindringlicher an mich weiter transportiert worden.

Anfänglich begleite ich unterschiedliche Figuren im Wechsel der Kapitel, was eine solide Grundspannung schuf. Ich konnte mir nie sicher sei, wem ich als Nächstes über die Schulter würde schauen dürfen. Nach einer Weile kristallisierten sich drei Haupthandlungsstränge heraus.
So begleitete ich neben den Ermittlungen von Laura Kern auch zwei unterschiedliche Opfer. Dies war außerordentlich interessant, weil mir lange nicht klar war, wie vor allen Dingen die Opferstränge zueinander passen würden. Das lud mich zum Mitraten und wildem Spekulieren ein.

An sich gehörte dieses Buch eher zu der Sorte eines leiseren Thrillers. Die Handlungen des Serientäters waren zwar schrecklich, ließen mir aber nicht das Blut in den Adern gefrieren. Stattdessen fragte ich mich, was ihn zu seinen Taten bewog und was für ihn ausschlaggebend für sein Verhalten war. Dies erfuhr ich auch Stück für Stück, am Ende sogar von ihm selber, da auch ich dem Täter bisweilen ein wenig über die Schultern sehen konnte.

Interessanterweise fühlte ich mich dieses Mal Laura Kern nicht so nahe wie sonst. Möglicherweise lag es daran, dass es dieses Mal der Fokus intensiver auf den vermissten und toten Frauen lag. Das Privatleben der Kernfiguren Max Hartung und Laura Kern blieb in diesem Fall außen vor. Auf der anderen Seite empfand ich das auch als sehr angenehm, besonders Lauras Frust gegenüber dem Kollegen, der sich manchmal verhielt, als hätte er einen normalen Bürojob, nahm nicht zu viel Raum ein. So konnte ich mich komplett auf die Ereignisse rund um die verschwundenen Frauen konzentrieren.

Catherine Shepherd gelang es durch eine angenehme Kapitellänge und einem sehr flüssigleichten Schreibstil mich gut in der Geschichte zu halten. Die Spannung hätte für meinen Geschmack ruhig ein bisschen durchdringender und höher ausfallen dürfen, aber insgesamt fühlte ich mich bestens unterhalten.

Ein weiterer Pluspunkt war, dass die Fallstricke von Catherine Shepherd mich ziemlich oft in eine falsche Richtung führten und ich mich manchmal dabei ertappte, wie ich dachte: „So einfach wird sie es sich wohl nicht gemacht haben”. Tatsächlich hatte ich an manchen Stellen Angst, dass ich das Ganze schon zu früh durchschaut hätte. Dabei ignorierte ich mein kurzes Bauchgefühl, sodass ich am Ende beim Täter daneben lag.

Insgesamt konnte mich “Der Behüter” abholen und ich hatte das Buch innerhalb kürzester Zeit auch ausgelesen. Allerdings fehlte mir an manchen Stellen das gewisse Feuer eines packenden Thrillers. Vielleicht wäre das wirklich etwas anders gekommen, wenn ich, wie oben schon erwähnt, dass eine Opfer weiterhin in seiner Ich-Perspektive hätte begleiten können.

Fazit:
“Der Behüter” verstand es mich zu unterhalten und auf falsche Fährten zu locken. Die Ermittlungsarbeit war wirklich interessant zu verfolgen und ich war gespannt, wie manche Handlungsstränge am Ende miteinander verknüpft worden waren. Dies sorgte für Überraschungseffekte und tolle Lesestunden.

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Veröffentlicht am 28.10.2021

Krimi der etwas anderen Art

Pirlo - Gegen alle Regeln
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Normalerweise versuche ich keine großen Erwartungen an ein Buch zu haben, denn ich möchte mich vom Inhalt überraschen und einnehmen lassen. In diesem Fall war das nicht so einfach, weil ich eine Menge ...

Normalerweise versuche ich keine großen Erwartungen an ein Buch zu haben, denn ich möchte mich vom Inhalt überraschen und einnehmen lassen. In diesem Fall war das nicht so einfach, weil ich eine Menge positiver Stimmen im Vorfeld dazu gehört hatte und dementsprechend hoch war dann doch meine Hoffnung auf ein packendes Buch geworden.

Optisch fand ich das Cover recht gelungen. Der Mann, der darauf zu sehen ist, könnte gut und gerne der Autor persönlich sein, denn die Ähnlichkeit zu diesem ist verdammt hoch.
Ich vermute, dass diese auch gewollt war, denn Pirlo, Hauptfigur und Namensgeber des Buches, hatte schon übereinstimmende Merkmale zum Autor Ingo Bott. So war nicht nur das Äußere recht gleichend, sondern sie hatten auch beide denselben Beruf. Dennoch, Pirlo blieb eine eigenständige Figur, die bestenfalls Schnittpunkte mit Ingo Bott hatte. Das gesplittert wirkende Cover fand ich ein bisschen verwirrend, was genau das aussagen sollte, kann ich im Grunde nicht wirklich sagen. Dennoch, ansehnlich ist der Einband allemal und es kommt ja ohnehin eher auf den Inhalt an.

Und auf den komme ich jetzt zu sprechen. Ich habe wirklich lange für die Rezension gebraucht, weil ich einfach nicht wusste, was ich schreiben sollte. Auf der einen Seite mochte ich das Buch und den interessanten Schreibstil, der teilweise sehr frech und rotzig daherkam. Zudem mischte sich immer eine Spur Humor darunter und wurde wild mit allerlei Anwalt Gequatsche garniert. Gut, das machte die Atmosphäre lebendig und auch glaubwürdig, schrammte für mich aber manchmal auch haarscharf an der Langeweile vorbei. Dann wiederum gab es einen stakkatoartigen Schreibstil, der das Geschehen vorantrieb und wieder Spannung reinbrachte.
Ich muss gestehen, dass ich den Handlungsaufbau verwirrend fand. Die Geschichte wurde in Teile aufgeteilt, welche zwar den aktuellen Handlungsmonat verrieten, aber dennoch zwischendurch mal einen Schlenker in die Vergangenheit nahmen. Dann las ich also mal von Ereignissen im September, nur um dann plötzlich im Juli auf andere Erlebnisse zu stoßen. Es nervte mich, weil ich dann den Faden verlor und mich fragte, warum das nicht hätte anders aufgebaut sein können. So musste ich mich immer extrem auf die Kapitelanfänge konzentrieren, die mir zum Glück nicht nur das Thema des Kapitels, sondern auch den jeweiligen Tag und manchmal auch die Tageszeit dazu verrieten.

Aber auch die Handlungsstränge machten mich nicht durchgängig glücklich. Es gab zwei prägnante, nämlich die von Anton Pirlo und seiner Partnerin Sophie Mahler. Dank des auktorialen Erzählers konnte ich beiden folgen und erfuhr so mehr über ihre Arbeit als Strafverteidiger und ihren Kampf, den Fall für ihre Mandantin zu gewinnen.
Doch dann mogelte sich noch der Erzählfaden rund um Pirlos Vergangenheit und seine Familie dazu. Plötzlich riss mich Ingo Bott aus dem Strafprozess und schubste mich mitten in verbrecherische Strukturen, in denen der Khatib-Clan eine Menge Ärger hat. Und wenn der Clan Probleme hat, hat es Pirlo nämlich auch. Denn ob er will oder nicht, er gehört da irgendwie dazu, ist schließlich seine Familie. Also gab es dann eine Menge „Yalla“ und teilweise illegale Aktionen und ich fragte mich „Warum?“. Ehrlich, diesen Handlungsstrang hätte es meiner Meinung nach einfach nicht geben müssen, ich fand ihn oft einfach nur anstrengend nervtötend, bis vielleicht kurz vorm Showdown. Wobei ich da aus dem Augenrollen auch irgendwie nicht herauskam, weil das alles schon ziemlich weit hergeholt und stümperhaft umgesetzt wirkte. Vom Khatib-Clan wohl gemerkt.
Möglicherweise brauchte es den Handlungsstrang, damit der Strafprozess nicht staubig langweilig wirken sollte, was er aber an sich gar nicht tat. Ich fand das Drumherum nämlich ganz interessant. Außerdem war das mal ein ganz anderer Blickpunkt. Hier war das Verbrechen schon geschehen, die Täterin verhaftet und kurz vor der Verurteilung. Doch wie sollen das Anton Pirlo und Sophie Mahler abwenden, wenn der Fall für die Polizei doch schon sonnenklar ist? Eben das war wirklich spannend zu lesen und faszinierte mich. Bis zum Schluss blieb unklar, wie der Fall enden würde und der Showdown im Gerichtssaal, ja, der war richtig gut. Der entschädigte mich wahrlich für meine Kritikpunkte und ich war schlussendlich froh über diese gelungene Wendung.

Zu erwähnen sind dann jetzt nur noch die Figuren im Buch, die allesamt unterschiedliche Charaktere waren. Den einen mochte ich mehr als den anderen, aber sie alle brachten Leben in die Geschichte und sorgten dafür, dass es schon sehr real wirkte. Gut, manchmal bemühte Ingo Bott recht häufig die Klischeeschubladen. Armes polnisches Mädchen, Prosecco schlürfende High Society und drogendealende Libanesen.
Dafür blieb Pirlo für mich immer ein bisschen undurchschaubar. Mal war er vom Benehmen her ein echter Vollidiot, dann wiederum sehr verständnisvoll und mit einer spannenden Mischung aus Weitsicht und Eloquenz gesegnet.
Große Sympathiepunkte bekam Sophie Mahler bei mir, die ich wirklich gern hatte. Manchmal durfte ich einen Blick auf ihre Vergangenheit und die familiären Verhältnisse erhaschen und war dann insgeheim froh, dass sie eine so unkomplizierte und angenehme Persönlichkeit war. Besonders mochte ich ihren Willen für ihre eigenen Wünsche und Träume einzustehen.

„Pirlo – Gegen alle Regeln“ ist das Debüt von Ingo Bott und der Beginn einer neuen Reihe rund um den Strafverteidiger Pirlo. Der Fall, den der Anwalt verhandelte, ist in sich abgeschlossen, ließ jedoch Raum für Spekulationen über den nachfolgenden Band. Das Ende war nämlich halb offen und schloss mit einer Signalfrage ab, die mich auf jeden Fall neugierig auf die Fortsetzung machte.

Fazit:
Wer gerne mal an einer Gerichtsverhandlung aus Sicht eines Strafverteidigers teilnehmen möchte, der findet hier einen gelungenen Krimi der etwas anderen Art.

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Veröffentlicht am 28.10.2021

Nichts Halbes und nichts Ganzes, aber mit schönen Momenten

Der Uhrmacher in der Filigree Street
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Manchmal sind die originalen Cover einfach viel schöner, als die für den deutschen Markt erschaffenen. So ging es mir auch mit diesem hier. Ich mag es nicht besonders gern, wenn Loblieder schon auf dem ...

Manchmal sind die originalen Cover einfach viel schöner, als die für den deutschen Markt erschaffenen. So ging es mir auch mit diesem hier. Ich mag es nicht besonders gern, wenn Loblieder schon auf dem Einband “gesungen” werden. Also die Schlagwörter wie “Betörend” – Guardian gehören für mich nicht auf ein Cover. Ich möchte selber entscheiden, wie ich das Buch empfinde. Zudem schraubt es meine Erwartungen an ein Buch unbewusst in die Höhe und das ist mir hier leider auch passiert.
Ich hätte es schöner gefunden, wenn der Verlag noch dichter am Original geblieben wäre, denn im Grunde war das Cover stimmig zum Inhalt der Geschichte.

Der Einstieg in „Der Uhrmacher in der Filigree Street“ war kein leichter und es fiel mir extrem schwer, in der Geschichte anzukommen. Es begann sehr ruhig und ausführlich. Natasha Pulley nahm sich viel Zeit, das viktorianische Zeitalter anhand damals üblicher Alltagsabläufe und Jobs darzustellen. Als leuchtendes Paradebeispiel diente Nathaniel Steepleton, der als Telegrafist im Innenministerium arbeitete. Er selbst nennt sich Thaniel, was mich zu Beginn schon stolpern ließ, weil ich glaubte, einen Druckfehler entdeckt zu haben. Aber nein, erst viele Kapitel später klärte sich auf, warum er lieber Thaniel hieß.
Ansonsten besaß Thaniel ein extremes Pflichtbewusstsein mit tadellosen Umgangsformen, was ihn lange Zeit steif wirken ließ. Dennoch hatte ich den Eindruck, dass er ein herzensguter Mensch, der nicht nur seine verwitwete Schwester finanziell unterstützte, sondern auch vorurteilsfrei gegenüber seinen Mitmenschen war. Zudem konnte Thaniel Töne sehen, weil sie sich ihm farbig darstellten.
Das komplette Gegenstück zu Thaniel war Grace Carrow, die gern gesellschaftliche Regeln umging und statt eine Dame von Stand zu sein, lieber im Labor den Äther erforschte. Durch ihren unbändigen Charakter war sie mir von Beginn an sympathisch, leider erlosch das irgendwann, und ich empfand Grace einfach nur noch als eine sehr schreckliche Person, der ich viel Abneigung entgegenbrachte.
Zu Thaniel hingegen bekam ich nie einen wirklichen Draht, er berührte mich emotional nur minimal, aber ich mag ihm zu Gute halten, dass er der einzige Charakter in diesem Buch gewesen ist, der sich wirklich schlüssig weiterentwickelt hatte.

Doch zum Glück gab es noch zwei Figuren in „Der Uhrmacher in der Filigree Street“, die mich begeistern konnten. Nämlich Mori, der Uhrmacher aus der Filigree Street, und sein mechanischer Oktopus Katsu. Die beiden waren so goldig, der eine sogar im Wortsinn und erfreuten mich.
Mori glänzte durch seine freundliche japanische Zurückhaltung, die jedoch gut gespickt mit Humor und einem großen mysteriösen Touch versehen war. Am meisten faszinierten mich seine Talente als Uhrmacher, denn ihm gelang es seinen Meisterwerken förmlich Leben einzuhauchen.

Der Spannungsaufbau zog nur quälend langsam an und ich stellte mir dauernd die Frage, wann es denn nun endlich richtig losgehen würde in „Der Uhrmacher in der Filigree Street“. Am Anfang fand ich es ja ganz nett, dass ich Ruhe und Zeit bekam, die Charaktere näher kennenzulernen, auch wenn sich manche Entwicklungen als sehr vorhersehbar entpuppten. Aber irgendwann fing der distanzierte Schreibstil an, mich zu nerven. Als dann endlich das auf dem Klappentext angekündigte Ereignis eintrat, wurde es kaum detailliert dargestellt und recht früh abgefrühstückt. Die Jagd und Ermittlung nach dem Bombenbauer rutschte zu tief in die Versenkung, dass ich mich fragte, wo genau jetzt der sagenumwobene Krimianteil lauerte.
Aber auch den Fantasyanteil suchte ich schon ein bisschen verzweifelt. Ja, hier und da war es ein wenig magisch und auch minimal unerklärlich, aber so richtig tief in eine Fantasy Welt tauchte ich hier nun wirklich nicht ab.
Das Einzige, dass wirklich gut in „Der Uhrmacher in der Filigree Street“ zur Geltung kam, waren die historischen Schauplätze. Egal ob viktorianisches England oder kaiserliches Japan, die intensive Recherche von Natasha Pulley war in jedem Winkel spürbar. Besonders die japanischen Schauplätze und die Handlungsstränge mit Mori habe ich geliebt. Den Rest leider nicht.

Ziemlich spät erkannte ich, dass sich es sich in diesem Buch alles hauptsächlich nur um Nathaniel drehte. Dadurch plätscherte die Story so vor sich hin, weil der Eindruck bei mir entstand, dass Natasha Pulley viel erzählen wollte, aber nie so wirklich auf den Punkt kam. Zudem blieb alles so wahnsinnig emotionsarm, was wohl auch an der Erzählperspektive lag. Der auktoriale Erzähler wirkte stellenweise seltsam distanziert und ich konnte selten den Gefühlen der Figuren wirklich nachspüren. Schade.

Irgendwann kam ich an den Punkt, an dem ich mir wünschte, das Buch möge enden. Zum Glück wurde es im letzten Viertel tatsächlich noch einmal so richtig spannend, sodass mich zumindest das Ende, auch wenn es schon leicht kitschig war, ein bisschen aussöhnen konnte.

Fazit:
Für mich war das leider nichts Halbes und nichts Ganzes. Im Grunde wurde hier zum Großteil Thaniels Lebensgeschichte erzählt. Krimi oder Fantasy war hier nur ganz minimal angehaucht zu finden, eher würde ich das Ganze als einen soliden historischen Roman gewürzt mit etwas Mysterium einstufen.

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Veröffentlicht am 28.10.2021

Ein kurzes und knackiges Nachschlagewerk

Big Fat Notebook - Alles, was du für Informatik brauchst - Das Starterkit für angehende Programmierer
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Das erste, was mir positiv aufgefallen ist, als das Buch bei mir ankam, war die fröhliche und bunte Aufmachung. Die Gestaltung des Covers gefiel mir sehr gut. Auch der Buchschnitt hatte eine Überraschung ...

Das erste, was mir positiv aufgefallen ist, als das Buch bei mir ankam, war die fröhliche und bunte Aufmachung. Die Gestaltung des Covers gefiel mir sehr gut. Auch der Buchschnitt hatte eine Überraschung für mich parat. Unten an der rechten Ecke waren die jeweiligen Kapitel farbig markiert. So brauchte ich nur einen Blick in das Inhaltsverzeichnis zu werfen, um zu wissen, wo sich die Lektion versteckte, die für mich in diesem Augenblick interessant gewesen war.
Allerdings muss ich sagen, dass ich von der Verarbeitung nicht zu 100% überzeugt bin. Das Buch hat 566 Seiten und es ist dementsprechend dick. An dieser Stelle hätte ich mir tatsächlich einen stärkeren Einband und festeres Papier gewünscht. Der Grund liegt klar auf der Hand. „Big Fat Notebook – Alles, was du für Informatik brauchst“ soll eine Hilfestellung für angehende Programmierer sein. Folglich ist dies ein Nachschlagewerk. Schon als ich es einige Male in der Hand hatte überfiel mich die Sorge, dass es eine intensivere Nutzung nicht lange würde standhalten können.

Mir gefiel sehr gut, dass auf der ersten Doppelseite eine Einführung in das Buch gegeben wurde. Es wurde kurz erklärt, welche Grundlagen der Informatik und Codierung auf mich warten, wie wichtige Infos und Begriffe farblich markiert und welche Funktion dieses Nachschlagewerk hat.
An dieser Stelle sei erwähnt, dass es sich hier tatsächlich nur um eine Lernhilfe beziehungsweise Unterstützung handelt. Wichtige Themen und Grundlagen werden knackig und verständlich erklärt. Basiswissen, wie, wo und was zu finden ist, sollten die Nutzer:innen schon selber können.

Jede Lektion wurde in Kapitel unterteilt. Diese wurden übersichtlich gestaltet. Besonders mochte ich hier die Doodles, die noch einmal das Gelesene besser visualisierten. Aber auch die Farbgestaltung des Textes war sehr nützlich. Es war nie zu viel, so dass ich mich davon gestört gefühlt hätte. Stattdessen unterstützten sie das Geschriebene und hoben das markanteste und Wichtigste dabei hervor.
Am Ende eines jeden Kapitels erwartete mich die Rubrik “Prüfe dein Wissen”. Dies gefiel mir sehr gut, da ich für mich noch einmal kontrollieren konnte, ob ich alles verstanden hatte. Im Anschluss gab es auch die Lösungen dazu, was ich ebenfalls sehr hilfreich empfand.

Praxistest:
Natürlich habe ich das Buch nicht einfach nur gelesen, sondern wollte das hier vorgestellte Wissen auch praktisch testen und anwenden. Interessant war für mich hier die Lektion 8: Webentwicklung. Durch meinen eigenen Weblog arbeite ich viel mit HTML, habe aber keinerlei Erfahrung mit CSS. Nun war ich neugierig, inwieweit für mich “Big Fat Notebook – Alles, was du für Informatik brauchst” eine Hilfestellung sein kann.
Bei CSS habe ich das Problem, dass ich mich bislang nicht daran getraut habe. Im Grunde musste ich es bislang auch nicht können, da es andere Möglichkeiten gibt am Design zu arbeiten ohne CSS zu beherrschen. Jedoch auch nur im Rahmen dessen, was der eigentliche Programmierer meines Theme für mich möglich gemacht hat. Da ich diesen Code auch manuell ändern kann, wollte ich dieses Buch als Hilfestellung nutzen.

Meine brennendsten Fragen konnte mir das Buch leider nicht beantworten. Wie genau bekomme ich meine mit CSS verfasste Datei auf meine Website? Und wie genau verwende ich den Editor? Hier merkte ich also recht schnell, dass dieses Buch ein Nachschlagewerk ist. Es vermittelt zwar grundsätzlich Basiswissen, allerdings nur in Bezug auf die reine Informatik. Das Drumherum sollte also der Anwender schon selber kennen.

War das Buch jetzt für mich ein Reinfall?
Auf gar keinen Fall. Ich habe hier einiges an Wissen für mich mitgenommen. Auch Details, die mir vorher nicht wirklich klar waren, wurden mir verständlich so wie kurz und bündig aufbereitet. Zum Beispiel der Punkt “Debugging”. Wie oft habe ich schon in Hilfegruppen dieses Wort gelesen und mich gefragt, was genau bedeutet es und was ich damit machen kann. Jetzt weiß ich, dass es eine spezifische Form der Fehlerbehebung ist und wie genau ich dabei vorgehen muss.
Aber auch im Bereich HTML habe ich noch so einiges dazugelernt. So habe ich beispielsweise selber noch nie eine geordnete Liste oder eine horizontale Linie erstellt. Durch super gut erklärte und gezeigte Beispielcodes war es mir möglich dies selber nachzubilden und auszuprobieren.

Besonders nützlich war für mich hier, dass ich mein selbst erarbeitetes Wissen aufpolieren und auf ein neues Niveau hatte heben können. Dies ermöglicht es mir nun mich mit Profis besser unterhalten zu können und auch zu verstehen, wovon sie reden.

Als Nachschlagewerk finde ich dieses Buch äußerst nützlich. Natürlich wird vorausgesetzt, dass der Nutzer die grundlegendsten Basics außerhalb von Computersystem, Datenanalyse, Softwareentwicklung und Programmierung beherrscht und weiß wo er sie findet. Aber selbst diejenigen, die vielleicht nicht unbedingt selber gerade programmieren lernen, können hier durchaus ihren Nutzen ziehen. Denn es wurde unter anderem auch erklärt, was genau ein Computer ist, was Daten sind und welche Unterschiede es gibt, aber auch wie das Internet oder Cybersicherheit funktioniert. Ich bin froh mich für dieses Buch entschieden zu haben und möchte es nicht wieder hergeben. Es wird mir sicherlich noch öfter als gutes Nachschlagewerk dienen.

Fazit:
„Big Fat Notebook – Alles, was du für Informatik brauchst“ ist ein tolles, komprimiertes und mithilfe von Doodles übersichtlich gestaltetes Hilfswerk für angehende Programmierer. Der Nutzer sollte schon von der Materie Ahnung haben, da es aufgrund der Kompaktheit nicht allzu intensiv in die Tiefe gehen kann. Das Wichtigste wird dennoch verständlich erklärt und aufbereitet.

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Veröffentlicht am 16.10.2021

Klasse konstruierter Krimi

Blind
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Es ging gleich spannend los und ich bekam im Prolog Felix Winter präsentiert, der bei seinem ersten Tag in der Mordkommission zu einem brutalen Familienmord gerufen wurde. Meine Neugier war geweckt, doch ...

Es ging gleich spannend los und ich bekam im Prolog Felix Winter präsentiert, der bei seinem ersten Tag in der Mordkommission zu einem brutalen Familienmord gerufen wurde. Meine Neugier war geweckt, doch nach diesem packenden Einstieg erfuhr ich erst einmal nichts weiter von oder über ihn. Im ersten Moment fand ich das reichlich schade, doch mich nahmen die weiteren Ereignisse so gefangen, dass ich fürs erste Felix Winter wieder vergaß.

Denn im Anschluss an den Prolog lernte ich erst die schwangere Carole Stein und danach den blinden Nathaniel Brenner kennen. Beide Protagonisten mochte ich auf Anhieb. Beide waren sie durchweg spannende Charaktere, die unterschiedlichen Herausforderungen gegenüberstanden. Während Carole hochschwanger auf die Geburt ihres Sohnes wartete, schlug sich Nathaniel mit seiner Hündin Alisha durchs Leben. Durch Zufall werden die beiden Protagonisten per Videochat miteinander verbunden, als Nathaniel Hilfe bei der Auswahl eines Hemdes benötigt. Ab da nahm das Schicksal seinen Lauf und die Geschichte rasant Fahrt auf.

Besonders gut gefiel mir, dass es mehrere Handlungsstränge und Schauplätze gegeben hatte. Ich begleitete recht viele unterschiedliche Figuren, jedoch baute Christine Brand die Geschichte so geschickt auf, dass ich die Übersicht spielend leicht behalten konnte. Aber auch die Sprecherin Martina Treger machte es mir leicht, durch die Vielzahl an unterschiedlichen Szenarien am Ball zu blieben. Bemerkenswert war hier, dass zu jedem Handlungsstrang andere Figuren im Fokus standen. So entstand ein sehr aufwendiger Handlungsaufbau, der sich mit zwei Kernthemen auseinandersetzte.
So versuchte Nathaniel, immer nah am Rande der Verzweiflung, Carole zu finden, doch niemand schien ihm so wirklich glauben zu wollen. Gleichzeitig durfte ich auch Carole über die Schulter schauen und konnte ihre Tortur miterleben.
Dann gab es aber noch den Fall der Polizei, indem es um mysteriöse HInfizierungen ging. Hier hatte ich das Gefühl, dass dieser Storystrang weniger Gewicht als die Blindengeschichte hatte, allerdings kann dieser Eindruck auch nur an meiner subjektiven Wahrnehmung gelegen haben.

Die Charaktere fand ich alle samt interessant und vielschichtig aufgebaut. Auch bemühte sich Christine Brand, mich immer mit in die Leben der Hauptfiguren zu nehmen. So erfuhr ich zum Beispiel einiges über die Hindernisse, die Blinde im täglichen Leben bewältigen müssen. So war es auch kaum verwunderlich, dass ich reichlich Sympathien für Nathaniel hegte. Er war ein toller, warmherziger Charakter, der sich durch Hartnäckigkeit und Klugheit hervortat. Manchmal wirkte er weinerlich, aber es passte zu ihm und seinem Lebenshintergrund. Mir gefiel besonders, wie begreiflich Christine Brand mir Nathaniels Welt machte.

Carole Stein war für mich eine spannende Figur, die ein bisschen in der Flut der Ereignisse unterging. Ihr Kampf ums Überleben war zwar interessant, aber berührte mich nicht immer sehr intensiv. Trotzdem war ich stets neugierig, was weiter mit ihr geschehen würde und bangte schlussendlich mit ihr mit.

Milla Nova konnte ich am Anfang nicht einschätzen. Das lag aber vor allem daran, dass die Journalistin nicht gleich voll dabei war, sondern erst nach und nach in die verschiedenen Szenenebenen eingeflochten wurde. Sie war am Ende die Brücke zwischen den zwei Haupthandlungssträngen und brachte mich dadurch immer zum mitraten über mögliche Zusammenhänge.

Bei Sandro Bandini sah dies anders aus. Der Polizeichef der Abteilung Leib und Leben hatte es schwer bei mir. Ich mochte ihn am Anfang nicht sonderlich und es dauerte lange, bis ich mit ihm warm wurde. Aber ich konnte seine Entscheidungen nachvollziehen, da er ziemlich hohe moralische Wertvorstellungen besaß, mit denen er logischerweise an bestimmten Punkten immer wieder in einen Konflikt mit sich selber geriet.

Die wechselnde auktoriale Erzählperspektive brachte unglaublich viel Aufregung und überraschende Wendungen in „Blind“. Abgerundet wurde dies durch einen sehr flotten, einfach gehaltenen und dadurch leicht zu lesenden Schreibstil. Er sorgte dafür, dass oft schmunzeln musste, aber ebenso Mitfiebern konnte, wenn es plötzlich total packend wurde. Auch die kurzen Kapitel trugen dazu bei, dass das Spannungsniveau kontinuierlich hoch blieb.
Einzig bemängeln muss ich die Wahl der Hauptschauplätze, welche zwischen Bern und Zürich hin und her wechselten. Für mich hätten das auch Städte wie Berlin oder Hannover sein können. Hier hätte ich mir gern noch etwas mehr speziellen Flair der jeweiligen Städte gewünscht.

Das mir „Blind“ so gut gefiel, lag mit Sicherheit auch an der wundervollen Martina Treger. Ihre Art zu sprechen und die Geschichte zu erzählen, war ein absoluter Hörgenuss. Ich höre ihr unglaublich gerne zu und sie schaffte es, alle Emotionen so zu transportieren, dass sie bei mir auch ankamen. Als Hörbuch kann ich „Blind“ definitiv empfehlen.
Etwa bei der Hälfte des Hörbuches war ich mir recht sicher, wie die Auflösung des Krimis aussehen würde. Doch Christine Brand machte es mich gar nicht so einfach und legte reichlich falsche Fährten aus, die genau betrachtet auch erschreckend logisch waren. So fing ich irgendwann an mir selbst und meinen Überlegungen nicht mehr zu trauen. Das spornte mich zum Weiterraten an.

Das Ende war an sich nicht überraschend für mich, weil ich insgesamt genau richtig gelegen hatte. Aber die Umsetzung fand ich sehr gelungen, auch, dass es zum Schluss etwas offenblieb. Denn der Kern der Geschichte wurde schlüssig aufgelöst und es schloss sich der Kreis mit der Szene zu Beginn. Das fand ich übrigens sehr genial gemacht. Dafür weckte der Ausgang von „Blind“ meine Neugier auf die weiteren Bände mit Milla Nova, denn dieses Buch hier war der Start in eine neue Reihe.

Fazit:
Ein spannender Krimi, der jede Menge packender Wendungen auf Lager hatte und mich bestens unterhalten konnte. Das Mitraten und die sehr unterschiedlichen, aber sympathischen Hauptcharaktere hatten mir extrem viel Spaß gemacht.

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