Ruhiger Thriller in leichter Unterhaltungsform
Passend zur “Laura-Kern-Reihe” wurde auch dieses Cover gestaltet. Das sieht besonders mit den anderen Büchern total harmonisch in meinem Regal aus und das mag ich gern. Mir gefiel außerdem, dass der Schmetterling ...
Passend zur “Laura-Kern-Reihe” wurde auch dieses Cover gestaltet. Das sieht besonders mit den anderen Büchern total harmonisch in meinem Regal aus und das mag ich gern. Mir gefiel außerdem, dass der Schmetterling im Glas super zur Geschichte passte. Genauso wie der Titel offenbarten sie erst später ihre tiefere Bedeutung.
Dies ist der fünfte Band der Reihe und konnte wieder völlig unabhängig zu den anderen Teilen gelesen werden. Die Fälle sind in sich abgeschlossen, nur private Details der wiederkehrenden Hauptfiguren werden noch einmal erwähnt. So können Unkundige ohne Probleme dieser Geschichte folgen und müssen zu dem auch keine Angst haben, bei den Vorgängerbüchern gespoilert zu werden.
Bei Catherine Shepherds Büchern gelingt es mir immer sofort und leicht in die Geschichte einzusteigen. Dies war auch hier wieder der Fall.
Das erste Kapitel wurde in der Ich-Perspektive geschrieben, was eine sofortige Nähe zum Opfer schuf. Ich konnte mich gut in es hineinversetzen und seine Unsicherheit sowie Angst intensiv spüren.
Leider wurde in den restlichen Kapiteln die personale Erzählperspektive gewählt. Normalerweise stört mich so was nicht, doch hier hätte ich es passender gefunden, zu mindestens diesem Opfer weiterhin in der Ich-Form begleiten zu dürfen. So wäre der erlebte Schrecken noch eindringlicher an mich weiter transportiert worden.
Anfänglich begleite ich unterschiedliche Figuren im Wechsel der Kapitel, was eine solide Grundspannung schuf. Ich konnte mir nie sicher sei, wem ich als Nächstes über die Schulter würde schauen dürfen. Nach einer Weile kristallisierten sich drei Haupthandlungsstränge heraus.
So begleitete ich neben den Ermittlungen von Laura Kern auch zwei unterschiedliche Opfer. Dies war außerordentlich interessant, weil mir lange nicht klar war, wie vor allen Dingen die Opferstränge zueinander passen würden. Das lud mich zum Mitraten und wildem Spekulieren ein.
An sich gehörte dieses Buch eher zu der Sorte eines leiseren Thrillers. Die Handlungen des Serientäters waren zwar schrecklich, ließen mir aber nicht das Blut in den Adern gefrieren. Stattdessen fragte ich mich, was ihn zu seinen Taten bewog und was für ihn ausschlaggebend für sein Verhalten war. Dies erfuhr ich auch Stück für Stück, am Ende sogar von ihm selber, da auch ich dem Täter bisweilen ein wenig über die Schultern sehen konnte.
Interessanterweise fühlte ich mich dieses Mal Laura Kern nicht so nahe wie sonst. Möglicherweise lag es daran, dass es dieses Mal der Fokus intensiver auf den vermissten und toten Frauen lag. Das Privatleben der Kernfiguren Max Hartung und Laura Kern blieb in diesem Fall außen vor. Auf der anderen Seite empfand ich das auch als sehr angenehm, besonders Lauras Frust gegenüber dem Kollegen, der sich manchmal verhielt, als hätte er einen normalen Bürojob, nahm nicht zu viel Raum ein. So konnte ich mich komplett auf die Ereignisse rund um die verschwundenen Frauen konzentrieren.
Catherine Shepherd gelang es durch eine angenehme Kapitellänge und einem sehr flüssigleichten Schreibstil mich gut in der Geschichte zu halten. Die Spannung hätte für meinen Geschmack ruhig ein bisschen durchdringender und höher ausfallen dürfen, aber insgesamt fühlte ich mich bestens unterhalten.
Ein weiterer Pluspunkt war, dass die Fallstricke von Catherine Shepherd mich ziemlich oft in eine falsche Richtung führten und ich mich manchmal dabei ertappte, wie ich dachte: „So einfach wird sie es sich wohl nicht gemacht haben”. Tatsächlich hatte ich an manchen Stellen Angst, dass ich das Ganze schon zu früh durchschaut hätte. Dabei ignorierte ich mein kurzes Bauchgefühl, sodass ich am Ende beim Täter daneben lag.
Insgesamt konnte mich “Der Behüter” abholen und ich hatte das Buch innerhalb kürzester Zeit auch ausgelesen. Allerdings fehlte mir an manchen Stellen das gewisse Feuer eines packenden Thrillers. Vielleicht wäre das wirklich etwas anders gekommen, wenn ich, wie oben schon erwähnt, dass eine Opfer weiterhin in seiner Ich-Perspektive hätte begleiten können.
Fazit:
“Der Behüter” verstand es mich zu unterhalten und auf falsche Fährten zu locken. Die Ermittlungsarbeit war wirklich interessant zu verfolgen und ich war gespannt, wie manche Handlungsstränge am Ende miteinander verknüpft worden waren. Dies sorgte für Überraschungseffekte und tolle Lesestunden.