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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.05.2021

„König Drosselbart“ mal anders

American Mafia FairyTales
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Das Cover war für mich wieder ein Blickfang, wobei ich mir beim Lesen Lucas ganz anders vorgestellt hatte. Dennoch passte dieses Titelbild optisch zum ersten Band und im Grunde ist das mit abgebildeten ...

Das Cover war für mich wieder ein Blickfang, wobei ich mir beim Lesen Lucas ganz anders vorgestellt hatte. Dennoch passte dieses Titelbild optisch zum ersten Band und im Grunde ist das mit abgebildeten Personen auch immer Geschmacksache. Insgesamt mochte ich das Cover.

Ich kann nicht leugnen, dass ich nach „American Mafia FairyTales: Schneewittchen“ ziemlich hohe Erwartungen an diese Geschichte hatte. Zumal ich das Märchen vom König Drosselbart auch recht gernhabe und es doch so einiges an dramatisches Potenzial innehat. So war es auch wenig verwunderlich, dass ich entsprechend fiebrig vor Aufregung war, als ich von Lucas Plan erfuhr, wie er die schöne Amara für sich zu gewinnen wollte.

Grace C. Stone gelang es auf eine sehr charmante und leichte Art, die Märchenadaption in die Neuzeit zu holen. Sie passte die Berührungspunkte zum Original ihrem eigenen Handlungsbogen sinnvoll an.
So musste auch hier Amara einen ganz gewöhnlichen Job annehmen.
Dies gefiel mir recht gut, auch wenn ich persönlich etwas traurig war, weil eine Kernkomponente hier nicht vorhanden war. Meiner Meinung nach hätte sie noch zusätzlich für Stimmung sorgen können, wenn Amara nicht alles so leicht von der Hand gegangen wäre.

Dennoch war es gerade Amara, die ich fest ins Herz schloss. Ihr großes Freiheitsbedürfnis war für mich absolut nachvollziehbar. Trotz oder vielleicht gerade wegen ihres Lebens im goldenen Käfig war sie eine besonders bodenständige junge Frau und sehr sympathisch. Amara ließ sich nicht gerne unterjochen und war in ihrem ganzen Wesen einfach nur lebensbejahend und freundlich. Ihr merkte ich zu keiner Sekunde an, dass sie in Wahrheit eine Mafiaprinzessin war.
Lucas Gambini war ein sehr adretter und smarter Charakter. Er besaß einen wachen Verstand und war insgesamt ein toller Typ. Ein bisschen war er mir zu glatt geschmirgelt, sodass die eine oder andere Macke ihm sicherlich keinen Abbruch getan hätte. Ich mochte ihn und war sehr gespannt, wie er seine Lüge wohl am Ende aufdecken wollen würde.
Zwischenzeitlich überkam mich die Sorge, dass die Story eine zu schnelle Kehrtwende machen und alles zu schnell eitel Sonnenschein werden würde. Zum Glück passierte dies jedoch nicht und gerade dies sorgte für eine aufregende Unvorhersehbarkeit.
Für unerwartete Reaktionen sorgten auch die beiden Protagonisten, die im Wechsel der Kapitel aus ihrer Sicht die Ereignisse erzählten.

Der Schreibstil von Grace C. Stone war wie gewohnt einnehmend, herrlich flüssig und an den entsprechenden Stellen detailliert. Die erotischen Szenen waren überschaubar, dafür intensiv und mal was anderes. Mir gefiel das sehr gut.
Besonders angenehm war, dass es keinerlei Vorkenntnisse zum ersten Teil bedarf, um dieser Geschichte tadellos folgen zu können. Alles war herrlich schön autark, genauso wie ich es mag.

Insgesamt fand ich es schade, dass dieser Mafia Flair gar nicht zu Geltung kam. Es hätte auch eine Millionärsschmonzette sein können, ich merkte da keinen dramaturgischen Effekt. Einen kräftigen Hauch an Gefahr hätte ich sehr willkommen geheißen.
Dafür mochte ich es, wie am Ende die Scharade aufgelöst wurde. Es geschah sogar mit einem Anflug von Situationskomik und ich musste kräftig schmunzeln. Leider wurde das Finale für meinen Geschmack dann zu schnell abgehandelt. Vor allem hätte ich mir mehr Verletzlichkeit von einer Figur gewünscht. Auch die Dramatik ging dabei verloren und das märchenhafte Ende war in meinen Augen etwas lieblos.
Besonders ein Punkt empfand ich im Nachgang etwas unlogisch. Erst musste jemand nie die Konsequenzen für sein Handeln tragen und plötzlich war eine Bestrafung kein Problem. Das konnte ich leider nicht nachvollziehen.

Fazit:
„American Mafia FairyTales: König Drosselbart“ ist eine solide und gut unterhaltende Kurzgeschichte. Die Adaption zum Märchen war leicht abgewandelt, aber passend zur Story.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.05.2021

Eine breite Palette an Informationen über unseren Körper

Unser Körper
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Das Cover hatte innerhalb der Familie zu unterschiedlichen Reaktionen geführt. Für den Lesejunior war es interessant, da er sich fragte, weshalb der Mensch blaue und rote Adern hatte. Dementsprechend neugierig ...

Das Cover hatte innerhalb der Familie zu unterschiedlichen Reaktionen geführt. Für den Lesejunior war es interessant, da er sich fragte, weshalb der Mensch blaue und rote Adern hatte. Dementsprechend neugierig war er auf dieses Mitmachbuch geworden. Ich fand die Darstellung der unterschiedlichen Ansichten auf den menschlichen Körper informativ, außerdem war es schon einmal der Vorgeschmack auf den Inhalt. Mein Mann gefiel das Cover gar nicht und es war für ihn überhaupt nicht ansprechend.
Trotz unterschiedlicher Meinungen passte sowohl das Cover als auch der Titel gut zum gesamten Buch.

Wissenswertes rund um den menschlichen Körper hatte die Autorin Katie Stokes auf insgesamt 16 Themenbereiche aufgeteilt. Mit durchschnittlich vier Seiten pro Kapitel war das Buch recht überschaubar und vor allem für die Kinder in einer angenehmen Länge. So konnten wir wahlweise nach Bedarf nur ein Kapitel bearbeiten oder je nach Lust und Laune mehrere hintereinander. Wir gingen nicht immer planvoll vor, sondern beschäftigten uns erst einmal mit den Themen, die uns besonders interessant erschienen.

Der Aufbau des Buches war schön durchdacht. Auf der ersten Seite eines jeden Kapitels gab es spannende Informationen rund um den vorgestellten Bereich des Körpers inklusive fünf Funfacts. Danach folgte auf der nächsten Seite ein passendes Schaubild für die Visualisierung. Im Anschluss erwarteten uns unterschiedliche Mitmachaufgaben. Es gab etwas zum Experimentieren, zum Ausmalen, zum Rätseln und Knobeln, sowie reichlich zum selber zeichnen. Dadurch konnten sich die Kinder mit dem Thema auf spielerische Weise noch einmal auseinandersetzen.

Highlight bei uns waren ganz klar die Funfacts in Kombination mit den Schaubildern. Die fünf Informationen weckten die Neugier des Lesejuniors, während die farbigen Illustrationen den entsprechenden Körperbereich vereinfacht visuell noch einmal darstellten. Insgesamt mochten wir die Darstellungen, weil sie klar gezeichnet waren und dennoch im kindlichen Rahmen detailliert genug waren, um die bestimmten Vorgänge im Körper verständlich zu vermitteln.
Generell war das Mitmachbuch schön bunt und ansprechend gestaltet worden. Auf den ersten Blick war ich auch ganz angetan von dem Buch, beim zweiten und genaueren Hinsehen gab es aber so einige Punkte, die mir nicht so gut gefielen.

Fangen wir bei der Altersempfehlung an. „Unser Körper: Der Lernspaß für Kinder.“ Wird für die Altersgruppe vier bis acht Jahre angeraten. Ich halte das für nicht angemessen. Besonders für Kindergartenkinder können diese Themenbereiche schnell langweilig werden. Zum einen gab es oft Fakten, die für Kinder in diesem Alter oft noch nicht greifbar sind. Zum Beispiel ist von fast 35 Billionen Zellen oder von 2 Prozent des eigenen Körpergewichts die Rede. Das ist schon sehr abstrakt und meiner Meinung nach auch Wissen, was für diese Altersgruppe auch gar nicht relevant ist.
Ein weiteres Manko war ganz klar, dass für eine Vielzahl an Mitmachaufgaben die Fähigkeit zum Lesen und Schreiben gegeben sein sollte. Das ist bei den meisten Kindergartenkindern eher nicht der Fall. Vielleicht wäre das Buch in leicht abgewandelter Form etwas für die Vorschulkinder, aber hier müssten die Eltern beziehungsweise die Erzieher im Vorfeld überlegen, was mit den Kindern umsetzbar ist.
Aber auch bei den Mitmachaufgaben war so einiges dabei, dass hier für keine Jubelstürme gesorgt hatte. Es musste oft wahnsinnig viel selber gezeichnet werden, was für den Lesejunior ein Graus war. Er hatte dazu oft keine Lust. Das Ausmalen war okay, am beliebtesten waren die Lückentexte und Rätsel. Aber im Verhältnis zum Zeichnen waren diese Aufgaben geringer. Spannend war für den Lesejunior noch das Nachbasteln eines Skelettes mithilfe von Nudeln. Das brachte Spaß und gute Laune.
Persönlich missfallen hatte mir, dass die Ganzkörperschaubilder keinerlei Geschlechtermerkmale hatten. Für ein Buch, das sich mit dem menschlichen Körper befasst, gehören sie einfach dazu. Sie zu tabuisieren fand ich nicht nützlich, zumal es dem Lesejunior auffiel. Interessanterweise wurde beim Themenbereich „Dein Verdauungssystem“ auch einfach mal die Blase unterschlagen. Ist jetzt nicht ganz so unwichtig und gehört ebenso wie der Stuhlgang dazu. Der übrigens Erwähnung fand.

Insgesamt war das Buch okay, nach anfänglicher Begeisterung war ich am Ende eher ernüchtert. Zum Nachschlagen, um die Prozesse in unserem Körper vereinfacht zu verstehen und zu erklären, fand ich es ganz gut. Immerhin wurde die Neugier beim Kind geweckt und durch die übersichtliche Kapitelgröße und das angenehme Schriftbild blieb die Motivation, an dem Buch zu arbeiten, relativ hoch. Ich würde daher das Buch eher älteren Kindern empfehlen, da sie mehr Verständnis für den Inhalt aufbringen und die Lektionen besser ausführen können. Kinder, die noch nicht selber lesen und schreiben können, benötigen sehr viel Unterstützung und die Gefahr der Demotivation ist groß.

Fazit:
Dieses Mitmachbuch bietet eine breite Palette an Informationen, die unterschiedliche Altersstufen auf verschiedenen Ebenen abholen kann. Jedoch sollten sich vorab, besonders bei kleineren Kindern bis sechs Jahre die Eltern oder Erzieher im Vorfeld selber mit dem Buch beschäftigen, da nicht alles für diese Altersklasse geeignet ist.

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  • Erzählstil
Veröffentlicht am 06.05.2021

Wichtige Fabeln rund um das Meer und seinen Bewohnern

Daniel bei den Delfinen
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Neben dem hübschen Cover lockte mich der Klappentext. Persönlich finde ich es immer wichtig, dass eine Geschichte nicht nur zu unterhalten weiß, sondern auch etwas vermittelt. Sei es Wissen oder moralische ...

Neben dem hübschen Cover lockte mich der Klappentext. Persönlich finde ich es immer wichtig, dass eine Geschichte nicht nur zu unterhalten weiß, sondern auch etwas vermittelt. Sei es Wissen oder moralische Werte, wenn es gut gemacht ist, profitieren die Kinder auf eine ganz leichte Art und Weise davon. So war ich neugierig, wie das angekündigte Wissen über das Meer in die Erzählung eingebettet werden würde.

Optisch gefiel mir das Buch. Durch das große Format eignete es sich hervorragend zum Vorlesen. Der farbige Einband war verlockend und ich mochte den klaren Aufbau des Buches. Ein Kapitel bestand aus einer Doppelseite. Links gab es das Abenteuer des kleinen Jungen Daniel mit seiner neuen Freundin Nubia zu lesen, rechts leuchtete uns immer eine sehr schöne, passend zum Text gestaltete Illustration entgegen.

Insgesamt neun Kapitel erwarteten uns und besonders für jüngere Kinder, die selber noch nicht lesen können, waren die einzelnen Abschnitte von einer angenehmen Länge.
Der Erzählstil war leicht und sehr einfach gehalten. Perfekt also für die kleineren Zuhörer. Gut gefiel mir hier, dass das Wissen über das Meer und seine Bewohner verständlich vermittelt wurde. Besonders als Längenangaben vorkamen, hatte ich kurz Sorge, dass dies zu abstrakt sein könnte. Barbara Bilgoni nahm sich aber die Zeit, um dies verständlich und kindgerecht zu vermitteln.
Leider störte mich der Aufbau der kleinen Geschichten ein bisschen. Es gab keinen angenehmen Einstieg und viel zu oft ein abruptes Ende. Insgesamt wurden nicht mehr wie vier Sätze dafür aufgewendet und wir Leser wurden mitten ins aktuelle Abenteuer katapultiert. Hier hätte ich mir einen sanfteren Übergang gewünscht, es war doch ziemlich hart.

Inhaltlich gefiel mir das vermittelte Wissen. So gab es etwas über Seebeben, Korallen, Meeresverschmutzung im Allgemeinen und vieles über die Meeresbewohner selbst zu erfahren. Dies alles geschah ohne erhobenen Zeigefinger, sondern mit einer neutralen Erklärung. Eingebettet wurde das Ganze in spannende Abenteuerhäppchen, welche die beiden Protagonisten erlebten.

Daniel, der kleine Junge und seine Delfinfreundin Nubia blieben mir charakterlich zu farblos. Mir persönlich fehlte der Bezug und ich fand es schade, dass es keine Schnittpunkte gab, sich in dem Jungen wiedererkennen zu können. Es wäre schön gewesen, zumindest Daniel ein bisschen näher kennenlernen zu können. Auch die schnell entwickelte Freundschaft zu Nubia war nicht richtig greifbar.
So waren wir zwar immer sehr auf das neue Abenteuer gespannt, konnten aber keinen engeren Bezug zu den Figuren aufbauen.

Der im Klappentext angekündigte Märchenrahmen fehlte mir. Der Reise in die Unterwasserwelt fehlte für meinen Geschmack der märchenhafte Zauber.
Stattdessen würde ich diese Geschichte eher als Fabel einordnen und dazu würde auch der Inhalt perfekt passen. Daniel musste keine Probleme lösen, sondern nahm aus jedem Erlebnis mit Nubia Erkenntnisse für sich mit. Unter diesem Gesichtspunkt fand ich das Buch richtig klasse, weil es auf eine einfache und dennoch nachhaltige Weise so wichtige Themen wie Plastikmüll im Meer behandelte und zum Nach- und Umdenken anregte.

Abgerundet wurde der Gesamteindruck zu dem Buch von den sehr schönen Illustrationen von Sonia Sengupta. Die Farben der Zeichnungen waren richtig schön kräftig und luden zum Ansehen ein. Dabei gab es viel zu entdecken und hier gefiel mit besonders, dass Wert auf Mimik und Gestik der Figuren gelegt wurde. Das Zusammenspiel aus Text und Bild war klasse. Die Zeichnungen nahmen keine Handlungen vorweg, im Gegenteil, sie erzeugten Erwartungen an das, was kommen würde. Zudem waren die Illustrationen besonders für die Zielgruppe ab 4+ absolut ansprechend gestaltet worden.

Fazit:
Für mich war dieses schöne Buch kein Märchen im klassischen Sinn, sondern eher eine Ansammlung von kleinen Fabeln. Dies schmälerte jedoch nicht den Reiz für die jüngsten Leser, den interessanten und lehrreichen Abenteuern des kleinen Daniels und seiner Delfinfreundin Nubia zu folgen.

[ich würde dem Buch 3 - 3,5 Sterne geben. Da aber mein Kind das Buch ebenfalls gelesen hat und es ihm gefallen hat, runde ich gern auf Sterne auf]

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Veröffentlicht am 06.05.2021

Tiefsinnigkeit mit Leichtigkeit erzählt

Das Camp der Unbegabten
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Der Start in die Geschichte war angenehm und startete auch gleich mit einem riskanten Vorhaben. Bjarne und sein bester Freund Luca stehen auf einer Brücke und wollen in den Abgrund springen. Damit auch ...

Der Start in die Geschichte war angenehm und startete auch gleich mit einem riskanten Vorhaben. Bjarne und sein bester Freund Luca stehen auf einer Brücke und wollen in den Abgrund springen. Damit auch nichts passiert, außer die Begabung im Inneren zu wecken, hatte Bjarne im Vorfeld die Höhe und die Tiefe des Wassers mit einem Senkblei ausgemessen. Denn seit einigen Jahren gab es immer mal wieder Jugendliche, die aus ungeklärten Gründen plötzlich besondere Fähigkeiten entwickelten. Alles ist möglich, vom Atmen unter Wasser bis hin mit bloßen Händen Nägel in die Wand zu schlagen.
Und auch Bjarne hat den Traum von einer Begabung: Fliegen. Sein sehnlichster Wunsch. Um diesen zu entwickeln, versucht er wirklich alles, auch wenn es bedeutet, von einer Brücke springen zu müssen.

Ich mochte die Umsetzung des Kernthemas. Auch oder gerade, weil sie mithilfe von Fantastik vermittelt wurde. Doch die Botschaft kam an und ich persönlich fand sie sehr wichtig. Du bist kein Mensch zweiter Klasse, nur weil du keine besondere Fähigkeit hast.
Um diese Kernaussage wurde eine unterhaltsame und spannende Geschichte mit reichlich Wiedererkennungswert gestrickt. Dies gelang Boris Koch besonders durch seine unterschiedlichen Charaktere. Sie eigneten sich perfekt dazu, um sich mit ihnen identifizieren zu können. Sei es als Eltern oder als junger Mensch.

Protagonist und strahlender Antiheld der Geschichte war der 14-jährige Bjarne. Sein Traum vom Fliegen beeindruckte mich, denn er war absolut willensstark, dieses Ziel zu erreichen. Dafür war ihm kein Versuch zu gefährlich. Trotzdem war Bjarne alles andere als naiv. Er war so klug, alles zu hinterfragen und genaustens zu prüfen. Während seine Mutter zum Beispiel eifrig die Theorie verfolgte, dass einfarbiges Essen die Begabung am Schnellsten zutage fördern konnte, fragte sich Bjarne, ob das nicht nur bloßer Quatsch wäre. Gut, er versuchte es dennoch, schließlich sollte keine Chance ungenutzt bleiben.
Obwohl Bjarne nur wenig Freunde hatte, war er ein sehr loyaler und treuer Charakter. Er missgönnte seinem besten Freund Luca die plötzliche Begabung nur marginal. Dies war auch relativ schnell abgehandelt, das Gefühl, denn für Bjarne stand fest, dass er Luca immer unterstützen würde. Die Freundschaft der beiden Jugendlichen war tief und glaubwürdig. Und wie in jeder guten Freundschaft gab es einige Untiefen zu umschiffen.

Der Handlungsaufbau war schön klar. Im Grunde gab es nur einen Handlungsstrang, der jedoch glaubwürdig mit logischer Kontinuierlichkeit und mit viel Dynamik weiterentwickelt wurde. Im Zentrum der Aufmerksamkeit stand immer Bjarne, dessen Geschichte vom personalen Erzähler geschildert wurde. Durch diesen speziellen Fokus auf Bjarne erlebte ich nicht nur seine weitere Entwicklung hautnah mit, nein, ich durfte auch dabei sein, wie auch dessen Eltern und Freunde Fortschritte machten.

Möglich machte dies der Schreibstil von Boris Koch. Er verstand es mit reichlichen humordurchtränkten Anspielungen ein Szenario zu entwerfen, wo Begabte statt zu Superhelden zu begehrten Medienstars wurden. Mit einem guten Gespür fürs Detail imitierte Boris Koch die Interaktion von Jugendlichen auf Social-Mediaplattformen mit anderen Followern, sowie Hatern ihrer persönlichen Stars. Damit ließ er mich an vorderster Front an der aktuellen Stimmungslage teilhaben.
Gleichzeitig blieb er mit seinem flüssigen Schreibstil immer dicht an Bjarne dran und zeigte, wie belastend der Druck sein kann, seinem Idol und Traum nachzueifern.
Besonders mochte ich, dass der Schreibstil trotz seiner lustig leichten Art an den richtigen Stellen immer mit der nötigen Ernsthaftigkeit daherkam.

Die Erzählungen waren insgesamt ziemlich rasant und hatten für mich nie Längen, obwohl es eine wechselnde Spannungsdynamik gab. Nicht immer war alles superaufregend, es gab auch zwischendurch ruhige Töne, um runterzukommen.
Ich mochte die Vielschichtigkeit sehr, denn hier ging es um tiefe Freundschaft, erstes Verliebtsein, Selbstbewusstsein und die Tatsache, dass du keine Begabung brauchst, um ein Held zu sein. Zwischendrin der mediale Hype um die Begabungen und den Leistungsdruck, den sich die Jugendlichen nicht nur selber machten. Auch ihre Eltern mischten kräftig mit, weil sie ihre Sprösslinge auch gern in der Liga der oberen zehntausend sehen wollten.
Dies alles mengte Boris Koch zu einem lustigen Potpourri zusammen, der jedoch nie die Botschaft aus den Augen verlor.

Fazit:
Ein toll durchdachtes Jugendbuch mit vielen wichtigen Aussagen und Lektionen, die jedoch so augenzwinkernd verpackt wurden, dass es nie beschwerlich oder belehrend wirkte. Ein humorvolles und spannendes Antihelden Abenteuer.

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Veröffentlicht am 30.04.2021

Ein aufwühlendes Buch

DUNKELKAMMER
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Ein interessanter Einstieg war es und ich bekam kaum mit, wie ich immer tiefer in den Sog dieser Geschichte geriet. Es gab zu Beginn keine großen Knalleffekte, sondern es wurde auf eine ruhige und dennoch ...

Ein interessanter Einstieg war es und ich bekam kaum mit, wie ich immer tiefer in den Sog dieser Geschichte geriet. Es gab zu Beginn keine großen Knalleffekte, sondern es wurde auf eine ruhige und dennoch unterhaltsame Weise erzählt.

Interessant fand ich den Aufbau des Buches. Es gab viele direkte Gespräche, was ich so in einem Buch noch nie gelesen habe. Es war anders und dennoch total einnehmend. Weil es rein um den Inhalt des Gesagten ging und es nicht mit erläuternder Erklärung aufgefüllt wurde, bekam das Ganze eine unglaublich packende Dynamik und strotzte nur so vor Lebendigkeit.

Besonders faszinierte mich, wie Aichner David Bronski integrierte. Er verband dessen Vergangenheit und Gegenwart so geschickt und präsentierte mir einen Charakter, der innerlich in viele Teile zersplittert war. Was David Bronski erlebt hatte, war für mich unvorstellbar. Und dennoch strahlte er eine gewisse Größe aus, obwohl er am Abgrund balancierte und mehrfach abzustürzen drohte. Ja, Bronski litt, aber suhlte sich nicht in seinem Leid. Er war müde und kaputt, doch er gab einfach nicht auf. Bronski war auf seine Weise eine markige Persönlichkeit.
Besonders hervorstach, dass Bronski seine Welt mir selbst darlegte. Als einzige Figur hatte er das Recht auf die Icherzählung. Die Art, wie er mir von sich und seinen Emotionen sowie Gedanken erzählte, löste Beklemmung in mir aus. Ich konnte die Verzweiflung Bronskis spüren, ja beinahe mit den Händen greifen. Und doch bewunderte ich ihn. Für seinen Kampf am Leben zu bleiben, obwohl seine Welt nur noch aus Schatten bestand. Er war ein besonderer Charakter, den ich zu schätzen lernte.

Auch die anderen Figuren waren mit Tiefgang ausgearbeitet worden. Neben Bronskis Schwester Anna hegte ich noch Sympathien für Svenja, eine Kollegin von Bronski. Beide Frauen waren charakterstarke Figuren und gaben einen perfekten Kontrast zu dem zerstörten Bronski ab. Mir gefiel das gut. Ihre Zusammenarbeit war fruchtbar und die drei gaben ein spannendes Gespann ab.

Obwohl relativ viele Figuren Einzug in dieser Geschichte fanden, hatte ich nie Probleme sie auseinanderzuhalten. Bernhard Aichner verstand es perfekt mir alle Charaktere wohldosiert nahezubringen, mich an ihren Erlebnissen, Handlungen und bisweilen auch ihren Gefühlen in der dritten Form teilhaben zu lassen. Sie alle waren perfekte Rädchen in einer ausgeklügelten Geschichte.

Der Schreibstil von Bernhard Aichner war anders. Gleichzeitig aber total einnehmend und ich fühlte mich beim Lesen wohl. Mir fehlte es an nichts, die Spannung wurde durch sich jagende Tragödien immer weiter in die Höhe geschraubt, bis ich völlig in der Geschichte aufging. Die Beschreibungen der Schauplätze waren präzise auf den Punkt gebracht. Es gab keine sinnlosen Details. So war alles sehr scharf eingestellt und der Fokus stets auf die aktuellen Ereignisse gerichtet.

Die anfängliche erzählerische Ruhe wurde von einem aufkommenden Sturm davongetragen, bis ich selbst völlig atemlos von einer Szene zu nächsten geweht wurde. Es wurde immer aufregender und ich hing am Ende nur noch gebannt an den Zeilen. Aichner verstand es perfekt, mir meine eigenen Gedanken an die weitere Entwicklung der Geschichte zu rauben und mich an die Geschehnisse zu ketten. Ich spürte so viel Hoffnung und Verlustangst wie schon lange nicht mehr und wollte einfach nur noch ein gutes Ende, an das ich irgendwie gar nicht glauben konnte.

Als mir der Atem vor Aufregung beinahe ausging, war diese rasante Geschichte zu Ende. Das Rätsel um die „Dunkelkammer“ gelöst und ich auf der einen Seite traurig nun lieb gewonnenen Figuren verlassen zu müssen, aber glücklich ein absolut stimmiges und würdiges Ende vorgefunden zu haben.
In meiner ganzen Euphorie wäre mir beinahe ein klitzekleiner Logikfehler entgangen, der mich plötzlich mitten in einer spannenden Szene innehalten ließ. Zum Glück riss er mich nicht aus meinem Lesefluss, sodass ich final gerne darüber hinwegsehe.

Fazit:
Bernhard Aichner hat mit dem Buch „DUNKELKAMMER“ einen Krimi erschaffen, den ich so nicht erwartet hatte. Er war unglaublich packend ausgearbeitet und wusste mit Raffinesse zu punkten. Ein starker Auftakt zu einer neuen Reihe. Ich bin gespannt auf den nächsten Bronski Krimi.

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