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Mo_und_die_Macht_der_Buchstaben

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.10.2020

Besonders zwischen den Zeilen interessant

Der Raum, in dem alles geschah
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Auf das Buch war ich schon recht neugierig, aber ich war auch skeptisch. Wir Menschen neigen auch gerne dazu, die Objektivität zu verlieren, wenn wir persönlich in Vorgänge involviert waren. Daher fiel ...

Auf das Buch war ich schon recht neugierig, aber ich war auch skeptisch. Wir Menschen neigen auch gerne dazu, die Objektivität zu verlieren, wenn wir persönlich in Vorgänge involviert waren. Daher fiel es mir an manchen Stellen auch nicht leicht, alles für bare Münze von John Bolton zu nehmen.

Mit rund 638 Seiten war dieses Buch recht umfangreich, wobei es am Ende ein sehr ausführliches Personenregister gab. Wer sich also nur für bestimmte Passagen mit ausgewählten politischen Würdenträgern interessiert, kann hier schnell fündig werden.
Zu jedem der fünfzehn Kapitel gab es zusätzlich noch eine recht lange Auflistung an Anmerkungen. Positiv war hier, dass kleine Ziffern innerhalb des jeweiligen Kapitels kennzeichneten, wozu es einen entsprechenden Vermerk gab. Eine richtige Taktik konnte ich für mich jedoch nicht finden. Las ich die Anmerkungen zum Schluss, fehlte mir oftmals der vorherige Bezug, sodass ich das noch einmal nachlesen musste. Wenn ich die Anmerkungen gleich nach der Kennzeichnung im Text las, kam ich aus dem Lesefluss. Schöner hätte ich es hier gefunden, wenn mit Fußnoten gearbeitet worden wäre. Das hätte mir zum einen das lästige Blättern erspart, zum anderen hätte ich mir einen günstigeren Zeitpunkt zum Nachlesen wählen können. Außerdem war manches Nachschlagen total unnötig, weil die Anmerkung nur auf eine weitere Quelle hinwies, die ich nicht auch noch zusätzlich recherchieren wollte.

Der Schreibstil war bisweilen sehr zäh. An dieser Stelle kann ich nicht beurteilen, ob es an der Übersetzung lag oder es im Original ähnlich gewesen ist. Jedenfalls wurden mir sehr viele ellenlange und verschachtelte Sätze serviert. Manches davon musste ich mehrmals lesen, bis ich den vollen Umfang verstand. Außerdem hatte das Geschriebene den Charme eines niedergeschriebenen Diktats im Protokollstil. Mir fehlte oft das flüssige Erzählen und manchmal empfand ich auch die Abschweifungen Boltons in Details sehr anstrengend. Zudem wurde alles mit reichlichen Floskeln und „er sagte dies“ „er sagte das“ angereichert. Kurzum, dass Buch war nichts, was ich mal eben nebenbei lesen konnte. Insgesamt habe ich wirklich lange dafür benötigt.

Inhaltlich war das Buch interessant. Es ermöglichte mir einen Einblick in die Abläufe innerhalb des Machtapparates und schlug den Bogen zur Außenpolitik. Neben Trumps Verhalten erfuhr ich auch spannende Details über die Berater und ihre Tätigkeit. Und ja, es lohnte sich einen genauen Blick darauf zu werfen. Denn auch John Bolton war hier definitiv kein Kind von Traurigkeit. Seine Affinität zur Lösung von Problemen auf militärische Mittel zurückzugreifen war schon höher als die von Donald Trump. Die Zwischentöne in dem Buch hatten mich am meisten fasziniert und mir mehr offenbart, als ich es für möglich gehalten hätte.

Manches vom Inhalt war mir bekannt, weil es medial schon oft aufbereitet worden war. Dennoch fand ich es sehr interessant zu lesen, wie der innere Zirkel der amerikanischen Macht so funktioniert. Hierbei war es zudem sehr informativ, wie es zum Bruch zwischen Donald Trump und seinem Berater kam.
Was mir aller Dings fehlte, war das klar gezeichnete Wesen Donald Trumps. Ich empfand seine Darstellung etwas einseitig, was aber auch dem Autor geschuldet war. Das Buch war ja nicht von einem neutralen Betrachter verfasst worden und so muss ich sagen, dass den Kopf nicht nur über Donald Trump schütteln musste. Klarer sehe ich nach dem Lesen des Buches den 45. Präsidenten der USA nicht wirklich. Dafür hat sich aber mein Wissensstand um politische Arbeitsweisen erweitert.

Fazit:
Den Blick hinter die Kulissen sollte auf jeden Fall aus einem neutralen Standpunkt heraus passieren. Denn auch wenn Donald Trump hier im Vordergrund stehen sollte, erzeugen die Zwischentöne ein umfassenderes Bild. Wer sich nur am Rande für Politik interessiert, findet hier einen interessanten Einblick in das Machtgefüge des Präsidentenamtes und das außenpolitische Wirken der trumpschen Regierung.

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Veröffentlicht am 17.10.2020

Ein Fantasy Abenteuer vom Feinsten

Zwischenerde
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Von Anfang an war klar erkennbar, dass es sich hierbei um eine Fantasy Geschichte handelte. Normalerweise ist so was schon problematisch bei mir, aber Tanja Wagner gelang es gleich eine interessante Spannung ...

Von Anfang an war klar erkennbar, dass es sich hierbei um eine Fantasy Geschichte handelte. Normalerweise ist so was schon problematisch bei mir, aber Tanja Wagner gelang es gleich eine interessante Spannung aufzubauen, in der ich sofort versank.
Der Weltenaufbau war superinteressant und stimmig durchdacht. Mithilfe von Rückblicken in die Vergangenheit erlangte ich immer mehr nützliches Wissen, während die Handlungen in der Gegenwart weiter liefen.

Der personale Erzähler führte durch die Geschichte und so durfte ich mehreren Figuren über die Schultern schauen. Dadurch erweiterte sich der Handlungsradius und ich erhielt einen größeren Überblick über die Zusammenhänge als die einzelnen Figuren.

Sehr gut gefiel es mir, dass es keine Kapitel im eigentlichen Sinne gab. Stattdessen gab es für jedes besondere Gesamtereignis einen eigenen Titel, der immer perfekt gewählt gewesen war. Zudem hatten diese Abschnitte zu Beginn eine angenehme Leselänge. Später wurden die Passagen sehr viel länger, was manchmal die Szenerie langatmig werden ließ. Jedoch passten nun mehr Handlungen und verschiedene Sichtweisen hinein, sodass die jeweiligen Bereiche noch immer passend zur Kapitelüberschrift waren.

Nach und nach wurden mir die einzelnen Balancewächter und ihr persönlicher Lebensweg vorgestellt. So bekam ich gleich ein Gefühl für die unterschiedlichen Charaktere und auch das jeweilige Element, was in ihnen wohnte. Auch sorgte Tanja Wagner dafür, dass alle Figuren Stück für Stück miteinander verwoben wurden und sich ein stimmiges Gesamtbild ergab.

Generell waren die Figuren sehr unerwartet ausgearbeitet worden. Ein besonders auffallendes Exemplar war Pater Janus. Er entsprach mit Nichten dem typischen Bild eines Mönches, sondern war das glatte Gegenstück. Obwohl ich es mochte, dass hier keinerlei Klischees bedient wurden, konnte ich im Kopf Pater Janus nicht mit seinem beschriebenen Abbild synchronisieren. Vielleicht bin ich in meinen Vorstellungen einfach zu festgefahren, aber beim Lesen merkte ich immer wieder, dass er in meiner Fantasie einfach anders aussehen wollte.

Der Schreibstil war angenehm flüssig und flott zu lesen. Sehr oft herrschte ein rasantes Tempo innerhalb der Geschichte, sodass überraschende Wendungen stets dafür sorgten, dass sich die Ereignisse unerwartet und unvorhersehbar entwickelten. Dies erzeugte viel Spannung und führte zu einem großen Unterhaltungswert.
Aber auch humoristisch angehauchte Szenen sorgten für Abwechslung und lockerten die bisweilen sehr düstere Atmosphäre wieder auf.

Eingebettet in den Kampf von Gut und Böse war eine zarte Liebesgeschichte, die sich zwar mehr am Rande entfaltete, aber der Geschichte auch einen sanften Ton verlieh. Zudem diente sie auch als schöner Kontrast zu den teilweise älteren und damit auch weiseren Charakteren der Geschichte. So verband diese Story mehrere Generationen, was insgesamt zu viel Lebendigkeit führte.

Die unterschiedlichen Settings empfand ich als sehr gelungen. Sie waren bildlich beschrieben worden, sodass es mir nicht schwerfiel, mir diese auch vorzustellen. Genauso wie mit den Charakteren spielte auch hier die Autorin mit Gegensätzen. Mal gab es sehr finstere und gefährliche Umgebungen, dann wieder schon beinahe paradiesische.
Manchmal hätte ich mir gewünscht, die Atmosphäre der einzelnen Orte mehr fühlen zu können. Bisweilen wurden sie sehr explizit erklärt, was mir ein bisschen Gespür für das Gesamtgeschehen nahm.

In dieser Geschichte wurden sehr viele Fantasy-Elemente verbaut. Was für Liebhaber des Genres eine wahre Freude ist, war für mich bisweilen ein bisschen zu viel. Ich mag es ja immer, wenn ich mir vorstellen kann, dass es genauso sein könnte. Dies gelang mir hier aber leider nicht immer. Dafür gab es Szenenbilder, die für mich ausgiebiger geschrieben sein könnten, weil sie mein Thriller Herz hätten höherschlagen lassen.

Fazit:
Ein Fantasy Abenteuer vom Feinsten. Die Vielfalt an unterschiedlichsten Elementen dieses Genres war unglaublich hoch und zu einem komplexen sowie atemberaubenden Weltenkonstrukt verbaut worden. Die Spannung war durchgängig hoch und unglaublich vielschichtig. Für Liebhaber von Urban Fantasy definitiv empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 17.10.2020

Ein beeindruckender Auftakt einer Familiensaga

Grandhotel Schwarzenberg – Der Weg des Schicksals
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Schon zu Beginn fiel mir Sophie Oliver Schreibstil besonders auf. Er war sehr unaufgeregt und kam ohne Effekthascherei aus. Trotzdem schaffte sie es, die Situationen so einzufangen, dass diese mich auf ...

Schon zu Beginn fiel mir Sophie Oliver Schreibstil besonders auf. Er war sehr unaufgeregt und kam ohne Effekthascherei aus. Trotzdem schaffte sie es, die Situationen so einzufangen, dass diese mich auf unterschiedliche Weisen berührten. Dieser beinahe schon nüchterne Erzählstil sorgte dafür, dass die Seiten nur so dahinflogen und ich in diese Geschichte förmlich hineingezogen worden bin.
Dabei achtete Sophie Oliver darauf, dass die Szenen nie unter der Last von Emotionen zusammenbrachen, sondern nahm sogar Abstand von ausführlicheren Beschreibungen. Dadurch erzeugte sie so eine ergreifende Atmosphäre, derer ich mich nie entziehen konnte und die vorherrschenden Gefühle mich oft mit übermannten.

Mithilfe des personalen Erzählers durfte ich mehreren Figuren folgen. Hauptsächlich waren es jedoch Anna und Katharina. Beide in ihrem Charakter so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Aber auch von ihrem gesellschaftlichen Stand her. Während Anna eine arme Häuslerin war, war Katharina eine angesehene Bürgerin Bad Reichenhalls.

Anna schloss ich sofort ins Herz und ihre erlebten Tragödien trafen mich persönlich sehr. Sie tat mir unheimlich leid. Auf der anderen Seite zeigten diese Schicksalsschläge aber auch gnadenlos, wie hart die Zeit damals gewesen ist. Vor allem für die arme Bevölkerung.
Doch Anna gab nie auf, egal wie schlimm es gerade auch gewesen sein mag, dafür bewunderte ich sie sehr. Besonders mochte ich ihre Güte und vor allem ihre Charakterstärke. Nie wurde Anna ausfallend und ihre zugewandte, freundliche Art war mir sehr angenehm.

Katharina war mir am Anfang sehr unsympathisch. Sie hatte das Glück, in eine gut betuchte Familie hineingeboren zu werden, in der Wohlstand das Leben angenehm machte und ihr einen gewissen Standard sicherte. Dass Katharina keine Ahnung von der harten und brutalen Welt der niedrigeren Stände hatte, merkte ich besonders dann, wenn sie sich wieder einmal unmöglich gegenüber der Hausangestellten benahm.
Aber auch für sie hielt das Karma eine derbe Überraschung bereit. Auf der einen Seite empfand ich so etwas wie Mitleid mit ihr, auf der anderen Seite dachte ich mir, dass es ihr schon irgendwie recht geschah. Auch hier zeigte Sophie Oliver sehr eindrücklich, was damals so üblich war und welche Regeln es in der Gesellschaft gegeben hatte.

Sowohl Anna als auch Katharina entwickelten sich im Verlauf der Ereignisse weiter und wirkten zum Ende hin wesentlich reifer als zu Beginn. Katharina schaffte es sogar in meiner Achtung zu steigen. Auch wenn sie noch immer kein Lieblingscharakter von mir war, begann ich sie langsam zu mögen.
Prinzipiell wurden alle Figuren mit sehr viel Hingabe und Authentizität ausgearbeitet. Selbst Randfiguren strotzten nur so vor Leben. Damit machte es mir Sophie Oliver auch unglaublich leicht sie alle problemlos auseinanderzuhalten und ich hätte die Übersicht der Figuren der Handlung zu Beginn des Buches gar nicht benötigt.
Ein Antagonist aus dem Buch stach mir besonders sauer auf, der Sauhändler Veit Talhofer. Im wahrsten Sinne des Wortes ein widerliches Schwein und besonders an ihm trat die Niedertracht besonders stark hervor.

Generell herrschte in dieser Geschichte oft eine drückende Atmosphäre, durchzogen von Heimtücke, Missgunst und jeder Menge Intrigen. Und dennoch gelang es Sophie Oliver diesem Buch auch das Licht der Hoffnung zu schenken. Wie gebannt verfolgte ich die Entwicklungen und hoffte auf glückliche Fügungen.
Unterstrichen wurde das Ganze mit reichlich undurchschaubaren Wendungen, die nicht nur die Spannung kontinuierlich hochhielten, sondern auch dafür sorgten, dass ich süchtig nach den Figuren und ihrer Leben wurde.

Der Schauplatz der Handlungen, Bad Reichenhall, war unglaublich schön gewählt. Vor der Kulisse des exklusiven Kurortes, eingerahmt mit seinen malerischen Alpen, stachen die Tragödien in vollem Kontrast hervor.
Ganz am Ende des Buches findet sich noch ein ausführliches Glossar, welches den positiven Gesamteindruck dieses historischen Familiensagaromans abrundete. Beim gesamten Buch war spürbar gewesen, dass Sophie Oliver genauestens recherchiert hatte und damit die Zeit zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts gekonnt zum Leben erweckte.

Fazit:
Ein beeindruckender Auftakt einer Familiensaga, die alles für eine ausgezeichnete Unterhaltung mitbringt. Spannung, Drama, Tragödien, Hoffnung und Liebe. Ich bin jetzt angefixt und werde auch die anderen Teile lesen. Denn ich muss wissen, wie es mit Anna weitergeht.

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Veröffentlicht am 12.10.2020

Eine tolle historische Geschichte auch für Krimi- und Thriller Liebhaber

Düstere Lande: Schatten des Zorns
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Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich den ersten Teil nicht gelesen habe. Die Autorin wies mehrfach darauf hin, dass es sehr wichtig wäre, den ersten Teil zu kennen, weil im zweiten Teil wichtige Detail ...

Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich den ersten Teil nicht gelesen habe. Die Autorin wies mehrfach darauf hin, dass es sehr wichtig wäre, den ersten Teil zu kennen, weil im zweiten Teil wichtige Detail zu den Ereignissen aus Band eins verraten werden.
Jedoch räumte sie dem geneigten Leser die Möglichkeit ein, im Vorfeld eine Zusammenfassung der vorherigen Ereignisse nachlesen zu können. Die Idee gefiel mir sehr gut. So konnte sich jeder noch einmal die Entwicklungen in Erinnerungen rufen, der den Vorgänger schon gelesen hatte. Für mich war es jedoch nützlich, um ein gutes Basiswissen zu erhalten. Selbstverständlich ersetzte dies natürlich nicht das Kennenlernen der Figuren im Vorfeld und ihre Verhältnisse untereinander.

Trotz meines Unwissens zum ersten Teil kam ich sehr gut in die Geschichte hinein und wurde auch gleich mit den entsprechenden Figuren warm. Vor allen die beiden Hauptprotagonisten waren mir auf Anhieb sehr sympathisch.

Die Dynamik innerhalb der Geschichte war unheimlich fesselnd. Mitunter überschlugen sich die Ereignisse förmlich. Historische Ereignisse wie die damals übliche Hexenverbrennung wurden sehr detailliert und eindringlich beschrieben. Mir lief oft ein Schauer über den Rücken. Auch das damalige Weltbild wurde perfekt transportiert.

Besonders fesselnd war für mich das Erleben der Ereignisse durch die Augen der beiden Protagonisten Ennlin und Mathes. Beide erzählten mir ihre Gedanken, Emotionen und Handlungen selber, sodass ich eine sehr große Nähe zu ihnen aufbauen konnte. Gleichzeitig sah ich nur, was sie sahen, und so gelang es mir nicht, das große Ganze alleine zu erkennen.

Generell sah ich die Wendungen nie kommen und immer wieder gelang es Kiara Lameika mich zu überraschen. Aber nicht nur das, sie sorgte auch ganz gekonnt dafür, dass auch ich beim Lesen emotional wurde. Zwei Szenen blieben mir so nachhaltig im Sinn, dass mich noch immer sehr berühren, wenn ich an sie zurückdenke.

Sehr interessant und auch klug gelöst hatte die Autorin die Erklärungen zu wahren historischen Ereignissen. Während es in solchen Büchern oft am Anfang oder Ende ein Glossar gibt, verzichtete Kiara Lameika darauf. Stattdessen arbeitete sie mit Fußnoten. So konnte ich gleich nachlesen, was die jeweilige Bedeutung dazu war. Damit wurde mein Wissen sofort erweitert und der Bezug zum Ereignis blieb erhalten. Spannenderweise störten diese Fußnoten überhaupt nicht meinen Lesefluss, sondern ergänzten die Geschehnisse und verdichteten damit die Atmosphäre des Buches.

Der Schreibstil war unheimlich flüssig und teilweise sehr düster gehalten. Es war alles sehr gut nachvollziehbar und die jeweiligen Stimmungen der einzelnen Szenen sprangen regelrecht auf mich über. Sehr oft konnte ich das Buch kaum mehr aus der Hand legen, weil alles so unendlich spannend und lebendig auf mich einströmte.

Besonders angetan war ich von den Figuren. Sie alle hatten viel Tiefe und überzeugten mich durchgängig. Besonders die Entwicklungen der beiden Hauptpersonen Mathes und Ennlin waren toll zu beobachten und insgesamt war alles schön stimmig.
Ich konnte mir richtig gut vorstellen, im Spätmittelalter durch Augsburg zu wandeln und die beiden Jugendlichen mit ihrer Abenteuerlust und ihrem hellen Verstand zu begleiten.

Bis zum Schluss hatte ich keinen Schimmer, wie diese aufwühlende Geschichte enden würde. Ich war wirklich traurig, als das Buch endete, denn es hieß Abschied nehmen von den Figuren.
Der Schluss des Buches war so unendlich bedrückend, aber auch gleichzeitig schön. Es ging mir sehr nahe und ich muss lobend anerkennen, dass es erschreckend realistisch gewesen ist.
Aber ich habe die große Hoffnung, dass es noch einen weiteren Band zu dieser Reihe geben wird.

Ein sehr schönes Highlight war das Innenlayout des Buches. Neben den betitelten Kapiteln gab es dazu passende Bilder. Sie machten neugierig auf das, was kommen würde, und unterstrichen den dunklen Touch der Geschichte. Zudem markierten zwei Bilder, wem ich gerade über die Schultern sehen konnte. Das erleichterte es mir ungemein nie mit den Icherzählern durcheinander zu kommen.

Fazit:
Eine rundum gelungene Geschichte, die im Spätmittelalter spielt und nicht nur die Herzen von Freunden der Historie, sondern auch von Thriller- sowie Krimiliebhabern höherschlagen lässt.

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Veröffentlicht am 07.10.2020

Faye - die zwei Gesichter einer Frau

Wings of Silver. Die Rache einer Frau ist schön und brutal (Golden Cage 2)
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Auf die Fortsetzung war ich sehr gespannt. Der erste Teil hatte mich ein wenig zwiespältig zurückgelassen. Insgesamt war es kein Thriller für mich gewesen und ich habe einiges an prickelnder Spannung vermisst. ...

Auf die Fortsetzung war ich sehr gespannt. Der erste Teil hatte mich ein wenig zwiespältig zurückgelassen. Insgesamt war es kein Thriller für mich gewesen und ich habe einiges an prickelnder Spannung vermisst. Hier war es jedoch anders. Gleich von Anfang an wurde es um einiges interessanter und es war auch gleich spürbar, welche Gefahren sich auftürmen würden. Leider war vieles davon im Nachhinein betrachtet sehr vorhersehbar. Eine Vielzahl meiner Vermutungen traf am Ende zu. Es enttäuschte mich irgendwie, weil manches eben auch Klischees bediente.

Dennoch war ich vom Aufbau der Geschichte wirklich fasziniert. Es ging flott voran und es wurden auch viele Fragen, die ich mir im ersten Teil gestellt hatte, geklärt. Vieles ergab sich durch den weiteren Verlauf bestimmter Ereignisse und die Entwicklungen fand ich unheimlich interessant.
Manche Geschehnisse aus der Vergangenheit wussten mich zu überraschen, weil ich ganz andere Vermutungen im ersten Band angestellt hatte. Dies gelang Camilla Läckberg deshalb so gut, weil sie mich im ersten Band mit Details anfütterte, die jedoch nicht die ganze Wahrheit widergespiegelt hatten. Diese Raffinesse hätte ich mir auch gern bei den Vorkommnissen in der Gegenwart gewünscht.

Fast alle Figuren aus dem ersten Teil kamen auch in diesem Band wieder vor. Die einen mehr, manche mit weniger Präsenz. Es gab auch ein paar neue Figuren, welche die Stimmung zusätzlich anheizten.
Zwei Personen aus dem ersten Teil wurden mehr in den Mittelpunkt gerückt. Ihre Entwicklung war spannend zu betrachten und mitzuerleben. Ich fand sie sehr glaubwürdig und mir waren beide Damen durchaus sympathisch. Dies hatte ich im ersten Teil nicht so wahrgenommen und ich bin froh, die beiden Ladys besser kennengelernt zu haben.

Auch Faye war mir dieses Mal intensiver und greifbarer dargestellt worden. War sie mir im Vorgängerbuch noch recht nebulös, sah ich hier nun wesentlich klarer. Bei Faye bin ich tatsächlich immer noch sehr zwiegespalten. Auf der einen Seite war sie mir wirklich sympathisch gewesen und ich habe sie vor allem für ihre Durchsetzungsfähigkeit bewundert. Auch hatte Faye unglaublich viel erdulden müssen und ihr Kindheit und Jugend waren die reinste Hölle. So hatte ich auch irgendwie Mitleid mit Faye.
Auf der anderen Seite empfand ich Faye oft als eiskalt und sehr berechnend. Diese Charakterzüge mochte ich nicht so besonders, denn sie setzte sich ganz klar über geltendes Recht hinweg. Ihr Zorn traf zwar per se nie die „falschen“ Personen, aber Faye wird für mich nie eine „Ikone des Feminismus“ sein, als die sie im Buch bezeichnet wurde.

Der Schreibstil war angenehm flüssig und hatte sich auch an die jeweiligen Situationen angepasst. So konnte ich auch die Atmosphäre der jeweiligen Szenen sehr gut aufnehmen und spüren. Dies verlieh dem ganzen Buch eine ganz besondere Stimmung und machte es zu einem Suchtbuch. Die psychologischen Raffinessen traten für meinen Geschmack auch mehr in den Vordergrund und waren intensiver ausgearbeitet worden. So etwas mag ich bei Thrillern sehr gerne.

Leider empfand ich auch in diesem Buch manches als sehr unrealistisch. Im wahren Leben lassen sich solche großen Probleme nicht mal ebenso lösen und manches Mal war da schon weit hergeholt. Auch die Spur, die eine Figur an Zerstörung hinter sich herzog, schien nie jemanden von den Gesetzeshütern wirklich wahrhaftig aufzufallen, noch groß hinterfragt zu werden. Ja, eine einzige Person versuchte es, aber diese wurde so klischeehaft zum Schweigen gebracht, dass ich hier einfach nur den Kopf schütteln musste.

Meiner Meinung nach könnte dieses Buch auch unabhängig vom Vorgänger gelesen werden. Alle wichtigen Details wurden von der Autorin noch einmal zum Verständnis und als kleine Erinnerung wiederholt. Jedoch sollte sich jeder im Klaren sein, dass der erste Teil schon recht stark gespoilert wurde. Sodass das Lesen von „Golden Cage“ dann wahrscheinlich nicht mehr viel Spaß machen würde.

Das Ende wurde schon recht offen gestaltet, sodass ich mir sehr gut vorstellen könnte, dass es irgendwann auch noch eine Fortsetzung davon geben wird. Scheinbar ist Fayes Geschichte noch nicht genug auserzählt. Nichtsdestotrotz würde ich tatsächlich auch einen dritten Teil lesen, in der Hoffnung, dass es eine fulminante Steigerung gibt.

Fazit:
Auch wenn mich Fayes Charakter nicht wirklich begeistern konnte und ich ihr gegenüber nicht unvoreingenommen war, mochte ich das Buch sehr gerne. Ich empfand es spannungsgeladener als den ersten Teil und würde dieses Buch auch mehr als Thriller bezeichnen wollen. Daher gibt es hier eine Leseempfehlung.

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