Augsburg, 1499, Spätmittelalter:
Dem jungen Mathes bleibt keine Zeit, die Aufklärung der Augsburger Mordserie zu feiern: Verstümmelte Tierkadaver liegen in den Straßen, die Inquisition verbreitet Angst und Schrecken und Mathes alter Feind erscheint in der Stadt: Der Hüne, Handlanger des verurteilten Mörders, sinnt auf Rache.
Als Mathes' Freundin Ennlin von der Bedrohung erfährt, eilt sie ihm zur Hilfe. Bei der gemeinsamen Flucht vor Mathes' Verfolger und der Suche nach Antworten stoßen die beiden Jugendlichen auf ein Netz aus Erpressungen und gefährlichen Intrigen. Und mit einem Mal ist auch Ennlins Leben bedroht...
Nach "Das Mahnmal" der zweite Band der Mittelalterreihe "Düstere Lande".
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Sehr spannender, außergewöhnlicher historischer Pageturner. Sehr vital und richtig zum darin Abtauchen! Gut recheriert und authentisch!
Mathes kämpfte schon gegen Widrigkeiten. In Augsburg wartet noch ...
Sehr spannender, außergewöhnlicher historischer Pageturner. Sehr vital und richtig zum darin Abtauchen! Gut recheriert und authentisch!
Mathes kämpfte schon gegen Widrigkeiten. In Augsburg wartet noch mehr auf ihn. Er freundet sich mit Ennlin an und den Rabenkindern.
Ein Heine, ein Werwolf und der Inquisitor spielen eine große Rolle. Jeder von ihnen zum Schlechten oder auch einer zum Guten?
Hexen werden verbrannt und das alles im Namen Gottes. Die Kinder kämpfen und die Erwachsenen wollen nichts verstehen. Man glaubt lieber einem verblendeten Inquisitor, der Frauen haßt.
Mathes macht vieles mit, Ennlin ebenso, aber beide helfen sich gegenseitig. Viele Gefahren und Schmerz lauern. Viele Tiere müssen auch leider dranglauben.
Wenigstens ist die Welle der Hexenverbrennungen wohl für immer seit langem vorbei? Manchmal denkt man aber, daß einige sich die Scheiterhaufen zurückwünschen.
Das Buch ist spannend, vielschichtig, gruselig und unheimlich auf manchen Strecken, atmosphärisch beschrieben. Authentische Protagonisten machen die Geschichte mit ihrer Tiefgründigkeit lebendig. Mathes und Ennlin sind äußerst sympathisch, wenn auch nicht die einzigen Träger meiner Zuneigung.
Das Buch fesselt jedenfalls und man möchte auf gar keinen Fall in dieser Zeit gelebt haben. Das Buch ist sehr gut recheriert. Kiara Lameika hat sehr viel Arbeit und Seelenblut da hineinfließen lassen. Das Ergebnis ist hinreißend sehr gelungen und kann einem schlaflose Nächte bereiten, weil man immerzu weiterlesen möchtel Das sagt ja wohl alles! 😀
Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich den ersten Teil nicht gelesen habe. Die Autorin wies mehrfach darauf hin, dass es sehr wichtig wäre, den ersten Teil zu kennen, weil im zweiten Teil wichtige Detail ...
Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich den ersten Teil nicht gelesen habe. Die Autorin wies mehrfach darauf hin, dass es sehr wichtig wäre, den ersten Teil zu kennen, weil im zweiten Teil wichtige Detail zu den Ereignissen aus Band eins verraten werden.
Jedoch räumte sie dem geneigten Leser die Möglichkeit ein, im Vorfeld eine Zusammenfassung der vorherigen Ereignisse nachlesen zu können. Die Idee gefiel mir sehr gut. So konnte sich jeder noch einmal die Entwicklungen in Erinnerungen rufen, der den Vorgänger schon gelesen hatte. Für mich war es jedoch nützlich, um ein gutes Basiswissen zu erhalten. Selbstverständlich ersetzte dies natürlich nicht das Kennenlernen der Figuren im Vorfeld und ihre Verhältnisse untereinander.
Trotz meines Unwissens zum ersten Teil kam ich sehr gut in die Geschichte hinein und wurde auch gleich mit den entsprechenden Figuren warm. Vor allen die beiden Hauptprotagonisten waren mir auf Anhieb sehr sympathisch.
Die Dynamik innerhalb der Geschichte war unheimlich fesselnd. Mitunter überschlugen sich die Ereignisse förmlich. Historische Ereignisse wie die damals übliche Hexenverbrennung wurden sehr detailliert und eindringlich beschrieben. Mir lief oft ein Schauer über den Rücken. Auch das damalige Weltbild wurde perfekt transportiert.
Besonders fesselnd war für mich das Erleben der Ereignisse durch die Augen der beiden Protagonisten Ennlin und Mathes. Beide erzählten mir ihre Gedanken, Emotionen und Handlungen selber, sodass ich eine sehr große Nähe zu ihnen aufbauen konnte. Gleichzeitig sah ich nur, was sie sahen, und so gelang es mir nicht, das große Ganze alleine zu erkennen.
Generell sah ich die Wendungen nie kommen und immer wieder gelang es Kiara Lameika mich zu überraschen. Aber nicht nur das, sie sorgte auch ganz gekonnt dafür, dass auch ich beim Lesen emotional wurde. Zwei Szenen blieben mir so nachhaltig im Sinn, dass mich noch immer sehr berühren, wenn ich an sie zurückdenke.
Sehr interessant und auch klug gelöst hatte die Autorin die Erklärungen zu wahren historischen Ereignissen. Während es in solchen Büchern oft am Anfang oder Ende ein Glossar gibt, verzichtete Kiara Lameika darauf. Stattdessen arbeitete sie mit Fußnoten. So konnte ich gleich nachlesen, was die jeweilige Bedeutung dazu war. Damit wurde mein Wissen sofort erweitert und der Bezug zum Ereignis blieb erhalten. Spannenderweise störten diese Fußnoten überhaupt nicht meinen Lesefluss, sondern ergänzten die Geschehnisse und verdichteten damit die Atmosphäre des Buches.
Der Schreibstil war unheimlich flüssig und teilweise sehr düster gehalten. Es war alles sehr gut nachvollziehbar und die jeweiligen Stimmungen der einzelnen Szenen sprangen regelrecht auf mich über. Sehr oft konnte ich das Buch kaum mehr aus der Hand legen, weil alles so unendlich spannend und lebendig auf mich einströmte.
Besonders angetan war ich von den Figuren. Sie alle hatten viel Tiefe und überzeugten mich durchgängig. Besonders die Entwicklungen der beiden Hauptpersonen Mathes und Ennlin waren toll zu beobachten und insgesamt war alles schön stimmig.
Ich konnte mir richtig gut vorstellen, im Spätmittelalter durch Augsburg zu wandeln und die beiden Jugendlichen mit ihrer Abenteuerlust und ihrem hellen Verstand zu begleiten.
Bis zum Schluss hatte ich keinen Schimmer, wie diese aufwühlende Geschichte enden würde. Ich war wirklich traurig, als das Buch endete, denn es hieß Abschied nehmen von den Figuren.
Der Schluss des Buches war so unendlich bedrückend, aber auch gleichzeitig schön. Es ging mir sehr nahe und ich muss lobend anerkennen, dass es erschreckend realistisch gewesen ist.
Aber ich habe die große Hoffnung, dass es noch einen weiteren Band zu dieser Reihe geben wird.
Ein sehr schönes Highlight war das Innenlayout des Buches. Neben den betitelten Kapiteln gab es dazu passende Bilder. Sie machten neugierig auf das, was kommen würde, und unterstrichen den dunklen Touch der Geschichte. Zudem markierten zwei Bilder, wem ich gerade über die Schultern sehen konnte. Das erleichterte es mir ungemein nie mit den Icherzählern durcheinander zu kommen.
Fazit:
Eine rundum gelungene Geschichte, die im Spätmittelalter spielt und nicht nur die Herzen von Freunden der Historie, sondern auch von Thriller- sowie Krimiliebhabern höherschlagen lässt.
„...Hab schon viele Kinder getroffen, die keine Eltern mehr haben. Ist nichts Besonderes. Bei uns haben nur wenige noch eine Mutter oder einen Vater...“
Es ist hart, was Heintz so zu Mathes, dem Gebersohn, ...
„...Hab schon viele Kinder getroffen, die keine Eltern mehr haben. Ist nichts Besonderes. Bei uns haben nur wenige noch eine Mutter oder einen Vater...“
Es ist hart, was Heintz so zu Mathes, dem Gebersohn, sagt. Doch er weiß, wovon er spricht. Er gehört zu einer Kindergruppe, die in Augsburg um ihr täglich Brot kämpft. Mathes und die Kinder haben den gleichen Feind. Der Hüne ist in Augsburg anno 1499 aufgetaucht. Mathes weiß, dass er ihm nach dem Leben trachtet.
Die Autorin hat erneut einen fesselnden historischen Roman geschrieben. Die Geschichte schließt zeitnah an Teil 1 an. Im Mittelpunkt stehen erneut die unteren Schichten der Bevölkerung.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Bei den Schilderungen der Vorgänge wechseln sich Mathes und Ennlin, Tochter der Kräuterfrau, ab.
Die Geschichte beginnt mit einer Hexenverbrennung. In Augsburg treibt ein neuer Inquisitor namens Sewolt Mertz sein Unwesen. Dem sind vor allem Frauen ein Dorn im Auge. In den umliegenden Wäldern werden außerdem Tiere gefunden, die eigenartig zugerichtet sind. Plötzlich ist der Werwolf wieder ein Thema.
Sehr ausführlich wird das mittelalterliche Leben beschrieben, seien es die Vorgänge in einer Spelunke, Ratssitzungen oder das Verhalten der Bevölkerung bei einer öffentlichen Verbrennung. Schaulust und Grauen bilden ein gekonntes Gespann. Daran hat sich meiner Meinung nach bis heute nicht viel geändert.
Während es für Mathes lebensgefährlich ist, sich im Dunkeln durch die Stadt zu bewegen, lässt sich Ennlin davon nicht abbringen. Sie möchte Mathes helfen.
„...Ich fand es eigentlich einfach, sich nachts unbemerkt zu bewegen – wenn man wusste, wie. Ich war froh, dass es mir kaum jemand gleich tat...“
Mathes möchte sich fortbilden. Er hofft, dereinst in der Gesellschaft aufsteigen zu können.
„...Ich fand es toll, schreiben zu lernen und meinen Herrn entlasten zu können, aber selbst ein Buch zu lesen war um Längen besser. […] Was war der Buchdruck für eine fantastische Errungenschaft!...“
Recht hat er! Doch Mathes muss noch viel lernen, vor allem, wie Menschen ticken und dass von heute auf morgen alles ganz anders sein kann. Auch seine Einstellung zum Hexenglauben wird er im Laufe der Handlung hinterfragen, als die Erkundungen nach dem Hünen plötzlich nicht nur für ihn, sondern auch für Ennlin und ihre Mutter zu einer bedrohenden Gefahr werden. Eines aber kann Mathes für sein Alter von 13 Jahren schon erstaunlich gut. Er entwickelt Strategien und ist in der Lage, die Verantwortlichen von seinen Ideen zu überzeugen. Allerdings geht es trotzdem meist nicht genauso, wie er sich das eingebildet hat.
Ennlin war von ihrer Mutter ein Rat mit ins Leben gegeben worden.
„...Wenn sie dich niedermachen wollen, steh auf. Immer wieder. Keiner besitzt das Recht, über dich zu entscheiden. Nur du selbst...“
Am Ende erhalten zwei der Täter ihre gerechte Strafe. Doch eine Frage bleibt offen: Wer hat im Hintergrund die Fäden gezogen?
Die Karte von Augsburg und inhaltsreiche Anmerkungen ergänzen das Buch.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Ich bin gespannt auf die Fortsetzung.
Die Geschichte, die Kiara Lameika webt, führt uns zu zwei alten Bekannten, Mathes und Ennlin ins Augsburg a. D. 1499. Nach dem gelungenen Vorgängerband 'Das Mahnmal' erleben wir die beiden Protagonisten ...
Die Geschichte, die Kiara Lameika webt, führt uns zu zwei alten Bekannten, Mathes und Ennlin ins Augsburg a. D. 1499. Nach dem gelungenen Vorgängerband 'Das Mahnmal' erleben wir die beiden Protagonisten ein weiteres Mal im Strudel von Intrigen, Verbrechen, Tod und Verfolgung. Doch das Buch ist viel mehr als nur eine Fortsetzung, denn die Geschichte ist in sich abgeschlossen und rund geschrieben, so daß man den ersten Band nicht kennen muss. Für mich war es allerdings wie ein 'nach Hause' kommen zu alten Freunden.
Mit eindringlichen Beschreibungen, die die Historie nicht beschönigen, ist man sofort gefangen und leidet an vielen Stellen mit. Ich hätte am liebsten manches Mal selbst eingreifen wollen.
Sehr gut finde ich auch die Anmerkungen in den Fußnoten. Man merkt bei allem, dass sich die Autorin viel Mühe mit der Recherche gemacht hat. Die Sprache ist flüssig und tut damit ein Übriges für einen ungetrübten Lesegenuss.
Ich habe mich gefreut, dies tolle Buch lesen zu dürfen und hoffe, noch mehr von Kiara Lameika lesen zu können!
Düstere Lande – Schatten des Zorns von Kiara Lameika
Ennlin ist verlihiebt……Ennlin ist….oder nein…..Mathes ist ver…….Ach nein…..entschuldigt. Ich kann natürlich eine Rezension zum zweiten Band nicht anfangen, ...
Düstere Lande – Schatten des Zorns von Kiara Lameika
Ennlin ist verlihiebt……Ennlin ist….oder nein…..Mathes ist ver…….Ach nein…..entschuldigt. Ich kann natürlich eine Rezension zum zweiten Band nicht anfangen, wie ich sie schon bei Band 1 begonnen habe. Und dann kommt ja auch noch dazu, dass Mathes natürlich gar nicht verliebt ist. Also in Ursula. Fugger ihres Namens, und immer noch Patriziertochter in Augsburg. Und genau dort befinden wir uns auch schon wieder. Doch ist Mathes noch derselbe, wie wir ihn in Band 1 kennengelernt haben? Oder machen ein paar Monate im Spätmittelalter einiges aus, und man wird schneller erwachsen, weil man einfach nicht solch eine lange Lebenszeit, und viel erlebt hat? Überhaupt, diese Sache mit der Lebenszeit in Augsburg, ist eben so eine Sache. Hier finden Verbrechen statt, und Morde. Und die beiden besten Schnüffler scheinen zwei Kinder zu sein. Pardon! Mathes und Ennlin, die beiden Hauptprotagonisten, sind alles andere als Kinder, denn immerhin sind sie 13 und 14. Im Mittelalter war DAS schon fast Überpubertäterwachsenenalterfastschonheiratsfähig….Oder so. Lasst uns also ein zweites Mal eintauchen in die Welt des düsteren Mittelalters der düsteren Lande, wie so schön auf dem Cover vermerkt.
Wovon die Geschichte handelt:
Diesmal sind Mathes Nachforschungen ein Spiel mit dem Feuer……gefährlich, und nah an genau diesem. Denn manche Feuer entstehen durch Scheiterhaufen, und enden auf ihnen. Und so beginnt unser zweiter Band dann auch. Denn in Augsburg hat ein Inquisitor Einzug gehalten, der, wie in so vielen Orten damals, Frauen der Hexerei bezichtigt, und sie auf den Scheiterhaufen bringen will, und es auch tut. Mathes, der nun mehr mit Ennlin agiert, ist auf seinem Lerntrip, den er in Teil 1 begonnen hat. Doch da sind Schatten aus Band 1, die ihn verfolgen, in Form vom Hüne aus Band 1, der sich rächen möchte. Ermordete Tiere häufen sich. Ein Toter wird gefunden. Die Misteln aus Band 1 treten wieder auf den Plan. Ein Biest erscheint, die Stadt zu terrorisieren. Die Inquisition verbreitet Angst in der Stadt und unter den Menschen. Und irgendwie passieren eine Menge mysteriöser Dinge. Und Mathes wäre nicht er, wenn er nicht mit Ennlin genau diese mysteriösen Dinge aufklären wollen würde. Denn die Schatten strecken ihre Finger auch nach den Beiden aus. Wie genau das aussieht, müsst ihr aber selbst lesen.
Cover und Titel:
Die Düsternis auf dem Cover zeigt, passend zum Titel, viel Dunkelheit. Aber auch das passt wunderbar. Wir sehen Mathes und Ennlin als Schattenfiguren, und eine dunkle Bedrohung in Form eines Wolfes, der die beiden in ihrer Mitte hat. Das Ganze ist umweht von Mystik, man hat Spielraum für die eigene Vorstellungskraft. Und doch weiß man ungefähr, was auf einem zukommt, und dass die Geschichte nicht ohne Gefahren ablaufen wird, dunkel und mysteriös ist. Zur Gestaltung des Buches möchte ich noch sagen, dass es mir außerordentlich gut gefällt. Im Inneren gibt es bei jedem Kapitel eine Zeichnung in Schwarzweiß, die mit der Handlung der Geschichte kooperiert, und etwas anzeigt, ohne zu viel zu verraten. Da ich Zeichnungen liebe, muss ich das grundsätzlich einfach nochmal erwähnt haben.
Fazit und Gedankenallerlei:
Wie über eine Verbindungsbrücke landen wir also auf einmal in Band 2. Hier weht immer noch der Geist von Band 1, denn es sind nur ein paar Monate vergangen. Wie ein großes Ganzes aller Bände, das sich in jedem Einzelband alleine zeigt, aber auch als Teil des Ganzen zu sehen ist. Und man hofft, am Ende des Weges alle Geheimnisse gelöst zu sehen. Doch bis dahin muss wohl noch eine weitere Verbindungsbrücke her….Die uns dann in Band 3 führt (den es geben wird). Natürlich schält sich in Band 2 eine völlig neue Geschichte aus der Geschichte heraus :D. Und auch wenn wir die Protagonisten in Band 1 kennenlernen, und ein paar Überbleibsel aus diesem in Band 2 gehüpft sind, so kann man die Geschichte sowohl mit, als auch ohne Vorkenntnisse lesen. Natürlich sind Vorkenntnisse immer besser, gerade bei Büchern, das weiß wohl jeder. Ihr dürft also gerne entscheiden, ob ihr Band 1 auch kennenlernen wollt. Kleine Entscheidungshilfe? Irgendwo in den Tiefen meines Rezensionsregales liegt auch die zu Band 1, die Jeder von euch lesen darf.
Heute wissen wir das Lesen bildet, und ganze Weltbilder auf den Kopf stellen kann. Doch damals war genau dieses Wissen gefährlich, wollten doch manche einfach nicht, dass bestehende Weltbilder umgedreht werden, und Menschen sich Gedanken machen. Und so erfahren wir in diesem Buch zusätzlich auch noch, wie mächtig das geschriebene Wort sein kann, ist, und war. Zusammen mit geschichtlichen Aspekten zur damals sehr jungen Historie der Buchdruckerei, und was sie, auch für uns, bedeutet hat, liegt hier ein kleines Schätzchen vor uns. Man erkennt im Buch, wie wichtig das geschrieben Wort, wie wichtig Bücher sind, wie sehr sie uns beeinflussen, unsere Denkweise anregen, die Fantasie, uns schlau machen, und eine Meinung bilden lassen, und uns zum Nachdenken anregen, über alles was mit dem Leben zu tun hat. Doch dieses Denken, und die freien Gedanken, die sich bilden, die wollen manche unterdrücken. Weswegen es in der Geschichte der Welt ja immer wieder Gewalt gegen Bücher gab. Man ist mit dem Buch direkt in einer Zeit angekommen, die direkt mit Buchdruck, Buchmachern, der Verbreitung von Schriften, dem Volk, den Lesenden und Unlesenden, Wissenden und Unwissenden, des Aberglaube und den Zusammenhängen zwischen all diesen Dingen zu tun haben. Und das ist wohl für alle interessant, die gerne lesen, denn hier erfahren wir, wie wichtig Bildung, aber auch eigene Meinung ist, und wie gefährlich sie einem werden kann.
Da dieses Buch auch wieder alles in einem ist, war anfänglich der Krimi da, der begleitet wurde von der Umwehung des historischen Romanes. Doch Kiara Lameika wäre nicht sie selbst, wenn sie es dabei belassen würde, und nicht noch einiges an Genrezugehörigkeiten und Crossovermixturen ins Buch stecken würde. Denn auch hier haben wir wieder einiges mehr an kleinen Stellen, die in andere Genres abdriften! Wer also versucht das Buch in eine Ecke zu stellen oder ein Genre zu schieben, dem wird dies nicht gelingen. Denn wir haben es hier mit einem Histothrillermysterykrimijugendbuch zu tun, das auch Themen wie Erwachsenwerden im düsteren Mittelalter behandelt, das manchmal gar nicht so düster scheint, wenn Hoffnungsfeuer leuchten. Damit wäre es für jede Altersgruppe geeignet, für Krimifans genauso wie für Liebhaber historischer Romane, für Jugendliche, und Erwachsene……ein altersloses Buch :D
War das Buch schon im ersten Teil ernsthaft, und wir sind mitten in einer Welt gelandet, in der man schnell erwachsen wurde, so ist in diesem Teil die Ernsthaftigkeit und Tiefe der Thematiken nochmal mehr gegeben. Die Ereignisse lassen einem gar keine andere Wahl, so dass sie nachhallen. Die jugendlichen Protagonisten denken mehr nach, erleben noch mehr, und stehen wirklich, in ihrem für uns heute geringen Alter, an der Schwelle zum Erwachsenwerden. Und genau so werden sie auch meist behandelt. Zumindest wenn es um Dinge wie Arbeiten und Verantwortungen geht. Denn die Welt von damals war nicht ausschließlich auf Alt und Jung und Verantwortlichkeiten aufgebaut, sondern eher nach Rang und Namen und Einfluss und Reichtum…. Ratsherren und Kircheninstitutionen inbegriffen. Und ja, ein wenig gesellschaftskritisch verpackt ist das Ganze auch noch, wenn wir es aus unserer heutigen Sicht betrachten. Wenn man die Zusammenhänge erkennt, dass Menschen früher gar nicht so anders waren als Menschen heute. Und trotz, dass wir uns in der Gegenwart befinden, ist das Buch wie eine Geschichtsstunde, ein kleines Zeitfenster, das uns ins Spätmittelalter katapultiert, und uns dort verweilen lässt. Wir lernen die Begriffe, Gepflogenheiten, und die Geschichte genau dieser Zeit, und das ziemlich realitätsnah, und mit Ereignissen, die so stattfanden, oder ihre Schatten vorauswerfen. Denn auch einige Personen im Buch waren reale herumlaufende Persönlichkeiten der damaligen Zeit, und nicht fiktiv. Der Schreibstil und die Sprache ist außergewöhnlich gut. Die Sprache ist alt, aber nicht altmodisch, der Zeit angepasst, und trotzdem modern gemixt. Man wähnt sich im Mittelalter, und trotzdem gleichsam in unserer Zeit. Was auch irgendwie klar ist, waren die Emotionen der Menschen oft gleich unseren. Das Buch ist umweht von Wirrungen, Verstrickungen, Geheimnissen, Fährten, Vertrauen, verlorenem Vertrauen, dem Drang zu lernen, Aberglaube und Wissen, und historischen Grausamkeiten, die uns aufzeigen, wie die Menschen damals getickt haben, und evtl. heute noch tun. Gerade hinter dem Vorhang der Hexenverbrennungen verbirgt sich so viel Menschliches, auf das man zwar mit Unglaube blickt, es kaum glauben kann, aber, wenn man näher darüber nachdenkt und schärfer draufblickt, erkennt man auch im Heute und Jetzt Dinge, die ähnlich sind. Die Erklärungen der mittelalterlichen Begriffe und Personen sind auch hier wieder mit Fußnoten geregelt worden, was sehr praktisch ist, da man zwischendrin nicht nach hinten in ein eventuelles Register blättern muss, um die Erklärungen zu bekommen. Auch wichtige Begebenheiten aus Band 1 werden bei den Fußnoten erwähnt.
Die Atmosphäre ist definitiv düster, befinden wir uns doch oft des Nachts unterwegs, und streifen in und um Augsburg herum. Oft auch nach dem Läuten der Nachtglocke. Wie spannend als Leser dies mitzuerleben, ohne bestraft zu werden :D. Ich fand es klasse, durch die Augen der Leute von Damals Dinge mitzuerleben, gleichzeitig aber auch meiner eigenen Zeit bewusst zu sein, und alles etwas anders zu sehen, als die Menschen früher. Dinge wie Hexenprozesse und Inquisition. Tja, wenn man vorher immer wüsste, welche Auswirkungen Dinge haben….?! Die Angst der Menschen im Mittelalter vor der Institution Kirche, davor das Falsche zu tun, vor der Inquisition, Vor Hexen, dem Teufel…..vor allerlei Aberglaube, ist in diesem Buch fast greifbar und spürbar. Auch bei Mathes, der zwar auch hier wieder schnüffelt. Aber immer wieder von Skepsis bedrängt ist, das Richtige zu tun, aus Angst, ihm könne dies uns das passieren. Die Hexenprozesse waren auch ein wenig eine Art der Abschreckung und Unterdrückung, bis sich alle gegen einen wenden, rein nach dem Motto „Seht her, wenn ihr nicht brav seid, und alles macht, so wie wir es von euch wollen, und wenn ihr euch gegen uns lehnt, dann endet ihr genauso“. Ein Drahtseilakt in einer Zeit in der es schlau war sich dummzustellen, und schlimm enden konnte, schlau und wissend zu sein. Mathes und Ennlin müssen oftmals auf diesem Drahtseilakt balancieren. In allen Lebensbereichen. Und genau in diesem Zeitalter haben wir es dann auch mit einer bestimmten Art der Unterdrückung des normalen Volkes zu tun. Einer unterschwelligen Unterdrückung, kaum vom Volk bemerkt. Die Kirche, und ihr Wunsch nach Allmacht und Unbildung der Menschen. Denn wenn die Menschen plötzlich hätten lesen können, hätten sie ja gar nachdenken können, oder einen eigenen Willen gehabt. Und dann hätte man sie nicht mehr kontrollieren können. Jaaa, ich gebe zu, auch solch eine Weise kommt mir vom Heute sehr bekannt vor. Informationen und Bildung unterdrücken, damit das Volk „dumm“ bleibt, und nicht nachfragt. Und wer dann doch schlau ist, und durchrutscht, und sich gegen die Mächtigen stellt, der lebte, oder lebt, gefährlich, und ist damals dann auf dem Scheiterhaufen gelandet. Dieser Bogen vom Damals ins Heute ist im Buch sehr gut zu erkennen. Selbst wenn die Scheiterhaufen von Heute, die uns mundtot machen sollen, nicht mehr brennen, aber doch brandheiß sind, und sich anders entfachen. Deswegen mutet die Geschichte trotz Mittelalter seltsam aktuell an, wenn man Parallelen über Jahrhunderte sieht. Die Geschichte verwebt hier auch wieder fiktive Erzählungen mit geschichtlichen Ereignissen, die passiert sind. Und ja, auch in diesem Buch merken wir, dass die Probleme im Buch im Spätmittelalter mal wieder gar nicht so unterschiedlich sind, von unseren eigenen. Denn am Beispiel der Hexenverbrennung muss man sagen, dass es diese heute natürlich nicht mehr gibt, diese aber auf Aberglauben aufbaut, und der Angst vor Andersartigkeit, und diese ist natürlich auch heute weit verbreitet, wenn sie sich auch anders äußert. Genauso wie das Denken, dass man mit mehr Bildung anderen Menschen überlegen ist.
Auch diesmal ist das Buch wieder geschrieben aus der Sicht von Mathes. Hinzu kommt diesmal Ennlin, von der wir aus den Kapiteln auch verschiedene Sichtweisen erhalten. Was super ist, denn Ennlin war ein Charakter, den ich schon in Band 1 ins Herz geschlossen habe. Und nun kommen wir ihr näher, durch die Tatsache, ihre Gedanken zu erfahren. Das hat Auswirkungen auf den Leser, der hier auch wieder Mathes noch ein Stück näher kennenlernt. Nicht nur im Kapitel, sondern auch innerhalb derer, wechselt die Sichtweise zwischen Mathes und Ennlin. Wir finden das meist durch ein Symbol heraus, das für Mathes steht, und eines, das für Ennlin steht, die man noch aus Band 1 kennt, und die eine Bedeutung haben. Beide sind an ihren Aufgaben gewachsen, und erscheinen nicht nur erwachsener als Kinder, sondern durch ihr Wissen und Erleben, und das Hinterfragen auch noch erwachsener und vernünftiger als so mancher Erwachsener.
Und so ist das Buch neben einem Kriminalfall und einer Jugendgeschichte, auch noch Geschichtsunterricht, der über das Spätmittelalter berichtet. Die Atmosphäre im Buch, die Handlungen, die Worte, Begriffe, und das Tun und Agieren der Menschen ist so, als ob man sich genau in dieser Zeit befinden würde, und mit jedem Satz wird der Geist der Zeitepoche 1499 ausgestrahlt. Sein es Kartenspiele, das Benehmen der Leute, oder Worte, die uns ins Spätmittelalter entführen. Ein Buch des Zorns, der Düsternis, und der Feuer, die darin und dadurch anfangen zu brennen……und sei der Feuerschein auch nur von den Scheiterhaufen, und Worten, die diese anfachen. Der Zorn der Misteln, Ennlins, des Inquisitors, des Hünen, des Ritters… alle Zornarten werfen hier ihren Schatten voraus. Und jeder kocht sein eigenes Süppchen.
Heutiges Rezensionslied. Nicht, weil es etwas Grausames aussagt, sondern weil es etwas anspricht, das durchs Wiedergeben eher eine Mahnung ist, sich eben NICHT unterdrücken zu lassen, von denen, die andere gerne brennen sehen würden, denn die Hexenverfolgung und Inquisition hat nun auch bei Mathes und Ennlin Einlass gefunden:
„Jetzt fliegt nur noch Asche und kein Hexenbesen! Wir schlagen ein Kreuz, denn jetzt ist sie tot.
So schön wie der Tag ist sie mal gewesen, nun tanzen die Funken ins Morgenrot.
Tut Kund und zu wissen, für alle zur Lehr. Das Holz ist gestapelt und heiß ist der Teer.
Für alle, die anders und sich nicht bekennen, zum rechten Herren, die sollen verbrennen.
Die sich nicht bekennen, die sollen verbrennen.“