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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.09.2023

Zeichnerisch toll, im Storytelling sehr verwirrend

Die Geliebte des Drachenkönigs - Eine Leseratte an der Seite Seiner Majestät 01
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„Die Geliebte des Drachenkönigs“ beginnt mit einer kleinen Vorschau, ehe das eigentliche erste Kapitel startet. Ich begegne der Rattenprinzessin Ruiying, die ein Buch an sich gedrückt hält und verzweifelt ...

„Die Geliebte des Drachenkönigs“ beginnt mit einer kleinen Vorschau, ehe das eigentliche erste Kapitel startet. Ich begegne der Rattenprinzessin Ruiying, die ein Buch an sich gedrückt hält und verzweifelt wirkt, während jemand Unbekanntes sie anspricht und verkündet, dass sie endlich gefunden wurde.

Den Übergang zum ersten Kapitel finde ich nicht sonderlich geglückt, da ich mit dem plötzlichen Szenenwechsel nicht klarkomme. Der Fokus bleibt weiter auf Ruiying gerichtet und ich erfahre, dass der Drachenkönig auf Brautschau ist und dazu die Prinzessinnen der dreizehn Tierclans eingeladen hat, um die Richtige unter ihnen zu finden. Die einzelnen Tierclans werden nicht näher vorgestellt, was ich schade finde. Wer sich damit nicht auskennt, wird uninformiert zurückgelassen.

Im Drachenpalast treffen nun die Prinzessinnen ein, unter ihnen die Rattenprinzessin Ruiying, die sich aber nicht für den Drachenkönig interessiert. Stattdessen möchte sie unbedingt in die legendäre Palastbibliothek, denn ihre Welt bestand bislang nur aus einem dunkleren Keller und Büchern. Die Einführung gefällt mir insgesamt und ich hoffe auf eine prall gefüllte Bibliothek mit spannenden Büchern. Stattdessen wird die Panelführung unruhig und die abrupten Szenenwechsel reißen mich dauernd aus dem Lesefluss. Auch wirkt der Manga mit den Illustrationen völlig überladen, ich weiß gar nicht, wo ich zuerst hinschauen soll. Dabei gefällt mir der Zeichenstil wirklich gut. Die Charaktere sind klar zu unterscheiden, die Hintergründe sind detailverliebt ausgestaltet. Dafür leidet aber die Erzählung. Mir ist das zu wuselig, ständig ändert sich was und ich verstehe das Warum nicht, weil es entweder erst später erklärt oder gar nicht beleuchtet wird. Das schürt offene Fragen bei mir und ich sehne mich danach, dass sie beantwortet werden. Jedoch wird einfach weitererzählt und ich verliere den Überblick.
Hinzu kommt, dass ich die Handlungsweisen mancher Figuren einfach nicht schlüssig nachvollziehen kann. Dadurch wirkt das Geschehen weniger greifbar und auch die Charakterbildung leidet darunter. Hier hat die Autorin zu viel auf einmal gewollt.

Leider geht für mich auch die Grundidee des Mangas verloren. Ruiying soll eine echte Leseratte sein, aber ich sehe sie nur sehr selten mit einem Buch in der Hand und selbst der Besuch der Palastbibliothek ist so schnell abgehandelt, dass ich regelrecht enttäuscht davon bin. Zudem soll sie sich gar nicht für den Drachenkönig interessieren, doch davon merke ich herzlich wenig.

Die vielen kleinen Grundideen gefallen mir prinzipiell, doch leider werden diese nicht konsequent weiterverfolgt. So wünsche ich mir zum Beispiel, dass ich den Drachenkönig und dessen Geschichte sowie Ruiying näher kennenlernen würde. Aber auch die Tierclans und die Beziehungen untereinander würde ich gerne besser verstehen wollen, zumal es zwischen zwei Prinzessinnen eigentlich ordentlich Drama geben müsste. Doch es wirkt so, als wären sie beste Freundinnen. Ich kann nicht einschätzen, wie tatsächlich die einzelnen Charaktere zueinanderstehen, was mich verwirrt. Zwar schafft es Akiko Kawano durch ihre Zeichnungen Emotionen greifbar darzustellen, doch für mich passen sie nicht immer zur Erzählung.

Alles in allem muss ich sagen, dass ich mir vom ersten Band „Die Geliebte des Drachenkönigs“ mehr versprochen habe. Der Handlungsaufbau überzeugt mich kein bisschen. Die Illustrationen selbst sind großartig, aber sie harmonieren nicht mit dem Text, sodass ich mir unsicher bin, ob ich den nächsten zwei Bänden überhaupt eine Chance geben soll. „Die Geliebte des Drachenkönigs“ ist nach drei Bänden abgeschlossen und es bleibt für mich fraglich, ob sich am Storytelling noch etwas ändern wird.


Fazit:
Zeichnerisch ist „Die Geliebte des Drachenkönigs“ ein toller Manga. Leider wirkt er erzähltechnisch sehr überladen und mir fehlt der logische rote Faden. Die Plotidee gefällt mir, die Umsetzung nicht. Bitte bildet euch eure eigene Meinung.

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Veröffentlicht am 25.09.2023

Ein absolut mitreißender Thriller

Wenn sie wüsste
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Der Prolog ist ein genialer Einstieg in dieses Buch. Er wird mich bis zum Ende hin gedanklich begleiten, denn er ist nicht nur eine Vorschau auf das, was mich erwarten wird, sondern lässt unheimlich viele ...

Der Prolog ist ein genialer Einstieg in dieses Buch. Er wird mich bis zum Ende hin gedanklich begleiten, denn er ist nicht nur eine Vorschau auf das, was mich erwarten wird, sondern lässt unheimlich viele Fragen in meinem Kopf aufpoppen.

Als Nächstes lerne ich Millie kennen. Sie ist die Icherzählerin in dieser Geschichte und hat eine sehr bewegte Vergangenheit. Ich erfahre nur wenige Details über sie und das bisschen, was mir Freida McFadden gestattet zu wissen, wirft weitere neugierige Fragen in mir auf. Auf jeden Fall ist mir Millie sofort sympathisch und ihre Bemühungen, an den aus ihrer Sicht perfekten Job zu gelangen, sind eindrücklich beschrieben.
Ein bisschen habe ich das Gefühl, ein Déjà-vu zu haben. Denn es gibt durchaus Parallelen zu Geschichten mit ähnlichem Plot. Hier habe ich mich besonders an „Hinter diesen Türen“ von Ruth Ware erinnert gefühlt. Dennoch ist „Wenn sie wüsste“ ganz anders.

„Wenn sie wüsste“ wird ausnahmslos in der Ich-Perspektive erzählt und das beschriebene Setting ist zwar schlicht, aber bemerkenswert inszeniert. Zudem verliert sich Freida McFadden nicht unnötig in Details, was eine rasche Entwicklung der Handlungen ermöglicht.
Das Charaktersetting ist grandios ausgearbeitet. Die Akteure sind übersichtlich, was dafür sorgt, dass die einzelnen Persönlichkeiten viel Tiefe erhalten haben. Zudem spielt hier die Autorin gekonnt mit meinen Gefühlen für die Figuren. Gleichzeitig kommt auch der Psychoterror, der Millie widerfährt, so richtig gut zur Geltung und bringt meine Emotionen zum Brodeln.
Mit ihren überraschenden Wendungen sorgt Freida McFadden für reichliche Spekulationen beim Lesen. Manchmal komme ich schon vorher hinter den angestrebten Plot Twist, was aber das Lesevergnügen kein bisschen schmälert.

Die Atmosphäre in „Wenn sie wüsste“ ist sehr dicht. Durch verhängnisvolle Entscheidungen und unheilvolle Augenblicke entsteht eine bedrohliche Spannung, die beinahe zum Greifen nah ist. Ich möchte Millie Warnungen zu rufen, die sie wohl aber genauso wenig erhören würde wie die vom Gärtner Enzo. Es ist richtig spürbar, wie sich langsam der Showdown zusammenbraut. Das Ende kann ich kaum erwarten. Mir fehlt die Fantasie, wie es enden könnte und so ist es kein Wunder, dass mich das Finale völlig begeistert. Selbst als es schon scheint, dass alles vorbei ist, schafft es Freida McFadden, mich sprachlos zu machen.

Fazit:
Von der ersten bis zu den letzten Seiten ein sauber ausgeklügelter Psychothriller, der zwar von der Grundidee her nicht neu, aber mit seiner Umsetzung definitiv zu überzeugen weiß. Wer gut kombiniert, der kommt hinter manche überraschende Wendung, aber das schmälert diesen rasanten Lesegenuss meiner Meinung nach kaum.

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Veröffentlicht am 25.09.2023

Spannungsvoller Thriller

Die Villa
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Der Start in den Thriller gelingt mir gut und ist vor allem durch die Einführung der Charaktere gekennzeichnet. Auch atmosphärisch ist spürbar, dass etwas Unheilvolles in der Luft liegt. Doch bevor sich ...

Der Start in den Thriller gelingt mir gut und ist vor allem durch die Einführung der Charaktere gekennzeichnet. Auch atmosphärisch ist spürbar, dass etwas Unheilvolles in der Luft liegt. Doch bevor sich das Gefühl verdichten kann, lerne ich die Polizeischülerin Johanna Böhm kennen. Sie ist ein interessanter Charakter und obwohl mir die Informationen ein bisschen zu viel auf einmal sind, vermute ich, dass diese Details später noch relevant sein werden.

Leon Sachs gibt einen kleinen Einblick in die Ausbildung der Polizei und bringt mir dadurch Johanna näher. Zudem lerne ich ihre Freunde kennen und bekomme ein besseres Gefühl für Johannas Umfeld.
Die Spannung baut sich langsam auf und das gefällt mir. So habe ich Zeit, mit den Figuren warm zu werden und es gibt mir die Gelegenheit, in der Geschichte anzukommen. Denn eins wird im Verlauf deutlich, manche Akteure haben eine Verbindung zu einander, die weiter zurückreicht als „Die Villa“ beleuchtet. Das liegt daran, dass es vor diesem Buch noch einen anderen Thriller gab. „Der Zirkel“ ist der erste Band rund um die Polizeischülerin Johanna. Das erklärt auch, warum ich manche Beziehungen nicht in ihrer vollumfänglichen Tragweite erfasse. Dennoch lässt sich „Die Villa“ ohne Vorkenntnisse lesen, da Leon Sachs viel Wert daraufgelegt hat, wichtige Knotenpunkte zwischen den Ereignissen verständlich und kurz zusammenzufassen. Das steigert zudem meine Neugierde auf „Der Zirkel“.

Die kurzen Kapitel und der leichte Schreibstil sorgen für einen rasanten Lesefluss. Häufige Szenenwechsel erhöhen nicht nur den Spannungsbogen, sondern lassen auch vielfältige Ansatzpunkte erahnen, welche wiederum unterschiedlichste Emotionen in mir hervorrufen. Außerdem weiß ich durch verschiedene Perspektivwechsel mehr als die Akteure. So wird mir auch klar, welche möglichen Schwierigkeiten auf sie warten, während sie auf ihre gut durchdachten Pläne vertrauen. Dies erhöht meine Aufregung und motiviert mich zum Raten, was als nächstes passieren wird.
Die Charaktere sind ganz unterschiedlich ausgelegt, vom Sympathieträger bis hin zu abscheulichen Figuren ist alles dabei. Durch den personalen Erzähler wird alles gekonnt vereint, sodass „Die Villa“ in einem homogenen Fluss zu lesen ist.

Moderne Sklaverei ist leider kein Mythos, sondern traurige Realität. Das beweist auch Leon Sachs einfühlsam, indem er eine Figur erklären lässt, wie Menschenhändler junge Frauen gefügig machen können. Das dies mitunter viel einfacher ist als gedacht, erschreckt mich sehr. Wahrheit und Fiktion verschmelzen zu einem mitreißenden Thriller. Auch psychologisch greift Leon Sachs tief in seine Repertoire-Kiste, sodass mir manchmal der Atem stockt. Die Entwicklung der Ereignisse ist größtenteils unvorhersehbar, was meine Lesefreude konstant hochhalten lässt.

Stück für Stück werden Verbindungen sichtbar und eine alte Fehde flammt wieder auf. Dabei werden neue Komponenten mit eingearbeitet, was die Explosivität der weiteren Entwicklung gnadenlos erhöht. Vieles führt in die Vergangenheit, zeigt dabei auf, was für schreckliche Dinge aus früheren Entscheidungen entstehen können.
Der Showdown bahnt sich unheilvoll an und entlädt sich in einer sehr überraschenden Wendung.

Das Ende bildet einen entspannteren Ausstieg aus der Geschichte, sorgt für Auf- und Erklärung. Ein bisschen schade finde ich es, dass eine Perspektive abhandengekommen zu sein scheint, dabei hätte ich mich gerade beim Schlussteil ehrlich darüber gefreut zu erfahren, wie die Person die finalen Entwicklungen, die zweifelsohne auch ihr Leben beeinflusst haben, empfindet. So bleibt mir in diesem Fall nur die eigene Fantasie dafür, um eine Antwort zu finden.
Jedoch muss ich ebenfalls sagen, dass das Ende recht realistisch ausgestaltet wurde und damit genauso schonungslos aufzeigt, dass manchmal nur die Spitze des Eisbergs erklommen werden kann.

Fazit:
Ein Thriller mit einem breit gefächerten und emotional aufgeladenen Themengebiet. Kopfarbeit und Action kommen nicht zu kurz, ebenso wenig wie das psychologisch perfide Spiel mit der Angst junger Menschen.

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Veröffentlicht am 30.08.2023

Liebe und Achtsamkeit legt ohne toxisches Machtgefälle

fig – Pariser Nächte
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„fig – Pariser Nächte“ habe ich als Hörbuch gehört. Da für mich der Hörgenuss mit der Sprecherstimme steht und fällt, bin ich ganz froh, dass ich Olivia York gut hören kann. Sie schafft es, die Szenen ...

„fig – Pariser Nächte“ habe ich als Hörbuch gehört. Da für mich der Hörgenuss mit der Sprecherstimme steht und fällt, bin ich ganz froh, dass ich Olivia York gut hören kann. Sie schafft es, die Szenen lebendig wirken zu lassen und ich kann mich in die Erzählungen rund um Fey, Pierre und Yanis fallen lassen.

Ich mag es, dass Poppy Lamour durch eine kleine Wiederholung der Geschehnisse von Band 1 meine Erinnerungen auffrischt. Sie macht dies aber so geschickt, dass der Lesende zwar im Groben erfährt, was sich von Anfang bis zum aktuellen Moment ereignet hat, jedoch die genaueren Details spannungsvoll im Dunkeln bleiben. Wer mag, kann also ohne Vorkenntnisse „fig – Pariser Nächte“ lesen, ich empfehle aber dennoch mit Band 1 „fig“ zu starten. Dort werden die Persönlichkeiten von Fey, Pierre und Yanis viel intensiver ausgearbeitet und beleuchtet. Des Weiteren ist auch die Entwicklung der drei Hauptfiguren viel schöner ersichtlich.

Die polyamore Beziehung zwischen Fey, Pierre und Yanis wird zu Beginn sehr ausführlich geschildert und aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Ich mag den Gedanken dahinter, mir ist es aber bisweilen zu viel. So entstehen Längen und leider auch Wiederholungen, die meine Gedanken schweifen lassen und ich nicht mehr so gewissenhaft zuhöre. Für meinen Geschmack hätte es gerade am Anfang wesentlich geraffter erzählt sein können, denn ich habe schnell verstanden, worauf es bei einer polyamoren Beziehung ankommt. Das muss ich nicht aus drei verschiedenen Perspektiven mehrfach erzählt bekommen.

Es dauert also ein wenig, bis ich in „fig – Pariser Nächte“ ankomme. Der Titel ist Programm, denn die drei reisen nach Paris für eine Vernissage mit Yanis‘ erotischen Fotografien. Ich habe Lust, gedanklich nach Paris zu reisen, allerdings wird Paris vom Setting her nur eine sehr untergeordnete Rolle spielen. Die Vernissage hätte demnach überall auf der Welt stattfinden können. Das finde ich aber nicht weiter schlimm, denn das Ziel von Poppy Lamour war nicht, mir einen Sightseeing-Trip durch Paris zu schenken, sondern mit viel Gefühl aufzuzeigen, dass eine gefestigte Beziehung mit viel Liebe trotz schlimmsten Intrigen bestehen kann. Ich mag es, dass „fig – Pariser Nächte“ wieder eine sehr tiefsinnige Story geworden ist.

In Paris treffen Fey, Pierre und Yanis auf alte Bekannte und neue Menschen. Das bringt Abwechslung rein. Leider ist Olivia York nicht immer sattelfest in ihrer Stimmfärbung für einige Charaktere. Ganz besonders häufig fällt mir auf, dass sie besonders bei Kamie in den ersten Wörtern versucht, eine französische Aussprache zu kreieren, es dann aber wieder fallen lässt. Das finde ich irritierend und stört mich zunehmend. Es trifft häufig dann auf, wenn Kamie längere Zeit keinen Text hatte.
Ansonsten kann ich die Charaktere recht gut auseinanderhalten. Nur manchmal weiß ich in direkten Dialogen zwischen Pierre und Yanis nicht, wer gerade spricht.

Poppy Lamour beschäftigt sich sehr eingehend mit den unterschiedlichen Arten und Auswirkungen von Mobbing sowie Bodyshaming und was Diversity eigentlich bedeutet. Dadurch bekommt die Erzählung schon fast etwas poetisches, wie von Selbstliebe und der reinen Kunst als Medium zur Verdeutlichung von wirklich wichtigen Themen gesprochen wird.

Generell steht das Thema Liebe ganz im Fokus von „fig – Pariser Nächte“. Ihre Vielfältigkeit wird in den buntesten Farben beschrieben und gipfelt dabei recht häufig in detailverliebten Erotikszenen. Sie sind niveauvoll und so kunstvoll beschrieben, dass es mir viel Freude bereitet, ihnen zu lauschen. Olivia York leistet hier wirklich hervorragende Arbeit und ich kann mir alles sehr gut vorstellen.
Generell ist der Schreibstil von Poppy Lamour sehr bildlich und mit viel Raffinesse. Sie trifft immer den richtigen Ton, auch bei den Szenen, die menschliche Inkompetenzen verdeutlichen.

„fig – Pariser Nächte“ kommt ohne Machtgefälle und toxische Beziehungsmuster aus. Das weiß ich an diesem Buch sehr zu schätzen. Es geht um Liebe und Achtsamkeit, das wird in jeder Faser dieses Romans spürbar. Spannung kommt dennoch nicht zu kurz. Egal ob ein Blind-Event in völliger Dunkelheit oder ein Foto-Shooting mit jeder Menge Honig, „fig – Pariser Nächte“ schenkt Wärme und Licht.

Fazit:
Tiefergehende Gefühle gepaart mit reichlich erotischen Szenen verdeutlichen, wie wichtig es ist, wirklich frei über das eigene Leben bestimmen zu können. „fig – Pariser Nächte“ verfolgt andere Themen als Band 1, was der Geschichte eine interessante Weiterentwicklung ermöglicht.

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Veröffentlicht am 30.08.2023

Desperate Housewives trifft auf Cluedo

One of the Girls
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„One of the Girls“ startet gemütlich. Zu Beginn gibt es ein kleines kursivgedrucktes Kapitel, welches sich wie ein Tagebucheintrag liest und andeutet, dass auf den bevorstehenden Junggesellinnen-Kurzurlaub ...

„One of the Girls“ startet gemütlich. Zu Beginn gibt es ein kleines kursivgedrucktes Kapitel, welches sich wie ein Tagebucheintrag liest und andeutet, dass auf den bevorstehenden Junggesellinnen-Kurzurlaub etwas Dramatisches passieren wird. Auch wird dies mit kleinen Details aufgewertet, die mich dazu animieren, während des Lesens immer mal wieder danach Ausschau zu halten, um herauszufinden, wer denn später als Leiche enden würde.
Diese kursivgedruckte Sequenz wird zwischendurch immer mal wieder eingestreut, stets mit neuem Inhalt und weiteren kleinen Hinweisen. Das erzeugt Spannung, die sonst aber für meinen Geschmack eher spärlich gesät ist.

Die Einführung der Charaktere finde ich smart. Alles passiert in der Ist-Situation und mit kleineren Rückblicken werden mir die sechs Hauptfiguren vorgestellt. Die Besonderheit ist, dass der personale Erzähler je Kapitel eine andere Frau in den Fokus rückt, sodass die wechselnden Perspektiven angenehm lesbar sind. Zudem ermöglicht der Erzähler einen Blick auf die Gefühls- und Gedankenwelt der sechs Frauen, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Obwohl sich Lucy Clarke viel Mühe gegeben und sich Zeit gelassen hat, die Charaktere bildlich darzustellen, so bleiben sie für mich farblos. Bis auf Bella, die mich mit ihrer Art unwahrscheinlich nervt, berührt mich keine Frau wirklich.
Generell braucht die Geschichte rund um „One of the Girls“ lange, um sich zu entfalten.

Lucy Clarke will möglichst viele Details zu ihren Charakteren unterbringen, was zwar einen tiefen Blick in die einzelne Figurenbildung ermöglicht, mich dennoch nicht erreicht. Auch das Geschehen plätschert fröhlich vor sich hin. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich was anderes erwartet habe. Es passiert nichts Schauerliches, es fließt kein Blut in Strömen, es eskaliert nichts in völlig dramatischen Szenen.
Stattdessen versuchen sich fünf Frauen, die sich teilweise noch gar nicht kennen, für die zukünftige Braut Lexi zusammenzureißen. Die kleinen Dramen unter den Frauen sind unterhaltsam und auch die Frage, wer verbirgt etwas, lockt mich zum Miträtseln. Aber unterm Strich ist es mir einfach zu wenig echte Spannung.

Die einzelnen Kapitel werden in unterschiedliche Wochentage untergliedert, sodass ich immer genau weiß, an welchem Tag die Ereignisse stattfinden. Mit jedem Tag, der vergeht, zieht die Geschichte rund um die sechs Damen etwas an. Immer mehr Geheimnisse werden angedeutet und kommen ans Licht. Immer wenn ich denke, ein gutes Gesamtbild zu haben, setzt eine neue Wendung ein, die es zerstört. Ach, es könnte so gut sein, wenn doch mehr passieren würde.
Sogar das unglaublich schön beschriebene Setting der kleinen griechischen Insel Aegos gefällt mir. Es weckt die Sehnsucht nach Urlaub, nach Sonne, Meer und Entspannung. Letzteres ist das Buch definitiv. Entspannend. Es ist beinahe beschaulich, wenn ich die kleinen Sticheleien unter den Frauen ignorieren würde.

Es braucht fast 300 Seiten, bis ich endlich auf meine Kosten komme. Die Spannung steigt sprungartig an, fesselt mich an die Handlung und ich kann es kaum erwarten, den Showdown zu erleben. Dieser kommt mit einer großen Überraschung, die mich kurzzeitig stutzen lässt. Könnte das wirklich so sein?
Ich will wissen, wie es endet und lege das Buch nicht mehr aus der Hand.
Das Ende wiederum enttäuscht mich. Es fegt das Adrenalin fort und katapultiert mich von 100 zurück auf gemütlich. Es ist nett gemacht, ja, aber ich hätte es zu meinem Leseglück nicht gebraucht.

Fazit:
Wer einen unterhaltsamen Spannungsroman mit sechs unterschiedlichen Frauen mit Urlaubsfeeling lesen möchte, wird hier gute Unterhaltung finden. Das Lüften der Geheimnisse sorgt für interessante Wendungen und ein flottes Lesen.

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