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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.12.2018

Ein eisig kalter Thriller

Winterkalt: Thriller
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Mitten in der Stadt, von den Mitmenschen völlig unbeachtet, stellt ein vermeintlicher Künstler eine Eisskulptur auf. Kunstvoll arrangiert er sie, damit sich jeder daran ergötzen kann. Doch wer einen zweiten ...

Mitten in der Stadt, von den Mitmenschen völlig unbeachtet, stellt ein vermeintlicher Künstler eine Eisskulptur auf. Kunstvoll arrangiert er sie, damit sich jeder daran ergötzen kann. Doch wer einen zweiten Blick riskiert, erkennt, dass sich darin die Leiche eine Frau befindet.
Während die Rechtsmedizinerin Julia Schwarz warten muss, bis das Opfer aufgetaut ist, versucht sie schon mal Fragen zu klären, die sich auch ohne den Leichnam der Frau beantworten lassen müssten. Auch Kriminalkommissar Florian Kessler versucht ermittlungsrelevante Fragen beantworten zu können, aber er kann nicht einmal Zeugen finden.
Die Witterungsverhältnisse werden immer schlechter und der Eiskünstler scheint zur Höchstform aufzulaufen….

Mit Spannung habe ich auf das Buch gewartet. Die Reihe rund um die Rechtsmedizinerin Julia Schwarz war bisher nicht nur unterhaltsam, sondern auch voller medizinischem Wissen. Daher waren meine Erwartungen entsprechend hoch.
Zu Beginn lässt Catherine Shepherd den Leser am Leid eines Opfers teilhaben. Sie erzählt aus der ich – Perspektive ihr Martyrium und es zeichnet sich ab, warum der Täter so handeln könnte.
Den weiteren Verlauf der Geschichte wurde vom personalen Erzähler geschildert. Durch die Kapitel getrennt, wurden die Erlebnisse und Emotionen von Julia Schwarz, Florian Kessler, dem Mörder und einer Balletttänzerin erzählt. So bekam ich als Leser mehr Informationen und Hintergrundwissen als die Protagonisten selber. Hierbei konnte ich meine eigenen Schlüsse ziehen und Vermutungen nach Täter und Tatmotiv anstellen. Nicht immer waren meine Überlegungen auch von Erfolg gekrönt, wenngleich ich doch eine Vermutung bezüglich des Täters hatte. Das war aber eher ein Bauchgefühl und Catherine Shepherd gelang es immer wieder mich von meiner Idee abzubringen und mich auf eine neue Spur anzusetzen.
Wirklich sehr gut gefallen hatte mir die Entwicklung von Julia Schwarz. An dieser Stelle sei erwähnt, dass im Prinzip jedes Buch der Reihe unabhängig von den anderen gelesen werden kann, aber dann entgeht einem die weitere Entfaltung des harten Kerns. Dieser besteht aus Julia Schwarz und Florian Kessler.
Julia Schwarz war am Anfang eine sehr verschlossene Frau und nun endlich, öffnete sich diese sehr engagierte Rechtsmedizinerin. Das gefiel mir sehr gut, denn es nahm diesem Teil ein bisschen Düsternis, die immer irgendwie um diese Figur gewabert war.
Auch Florian Kessler zeigte in diesem Band mehr von sich selber und es war ganz interessant zu erleben, wie er sich verhält, wenn er an den Rand seiner Komfortzone gedrängt wird.
Natürlich ist ein Thriller ein fiktionales Werk, aber ich mag es dennoch sehr gern, wenn reales Wissen darin eingespeist wird. Auch hier fand sich wieder allerlei faszinierendes Wissen rund um den menschlichen Körper und Abläufen innerhalb der Rechtsmedizin. Gespickt wurde das Ganze mit ein bisschen mehr persönlichen Rangeleien, sodass alles noch lebendiger und echter wirkte.
Die Handlungen wurden logisch und chronologisch aufgebaut und kamen dieses Mal fast ohne Rückblicke in die Vergangenheit aus. Der Schreibstil war wieder schön flüssig und bildlich, sodass ich mir die Eiseskälte in Köln und Umgebung sehr gut vorstellen konnte. Insgesamt fand ich die Geschichte schön ausgeklügelt und es gab reichlich unvorhergesehene Wendungen und viel Spannung.
Das Setting war stimmig zur Rahmenhandlung und auch das Cover rundete das Gesamtkonzept gekonnt ab.

Fazit: Ein eisig kalter Thriller, der spannungsgeladen mit vielen Hoffnungen und Träumen befüllt wurde. Für mich der bislang beste Teil der Reihe. Da die Handlungen ohne viel Blut und ausartende Gewalt auskommen, ist dieses Buch auch für die zarteren Leser etwas.

Veröffentlicht am 02.12.2018

ne wirklich gelungene Liebesgeschichte zwischen zwei besten Freunden

Backstage Love – Unendlich nah
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Emilia Sophie Kennedy, von allen liebevoll Mia genannt, unterstützt ihre Familie, wo sie nur kann. Dabei vergisst sie regelmäßig ihre eigenen Bedürfnisse. Doch sobald sich der angesehene Rockstar Domenic ...

Emilia Sophie Kennedy, von allen liebevoll Mia genannt, unterstützt ihre Familie, wo sie nur kann. Dabei vergisst sie regelmäßig ihre eigenen Bedürfnisse. Doch sobald sich der angesehene Rockstar Domenic Donahue, kurz Nic, wieder mit seinem Bandkollegen und besten Freund Liam im gemeinsamen Heimatstädtchen blicken lässt, ist Mia für alles entschädigt. Denn Nic ist ihr bester Freund, seit Kindertagen.
Doch irgendwie haben sich die Gefühle der Beiden für einander verändert. Und während Mias Bruder Liam seinem Kumpel Nic dazu schon vor langer Zeit eine klare Ansage gemacht hatte, versuchen die Beiden anfänglich ihre Gefühle zu ignorieren. Aber sie merken, dass sich ihre Beziehung verändert hat und die Kluft zwischen ihnen immer größer wird…

Der Einstieg in das Buch war für mich etwas schwerfällig. Der personale Erzähler hat viel Energie darauf verwendet Mias Gefühlsleben komplett zu beleuchten. Von Schicksalsschlägen bis hin zur aktuellen Lebenssituation war alles dabei. Das zog sich für mich ein bisschen wie ein zähes Kaugummi. Ich mag immer gern Bewegung in einer Geschichte und hatte anfänglich nicht das Gefühl, das hier viel Spannendes passieren würde.
Aber da war ich zum Glück ziemlich vorschnell, denn die Story entwickelte sich weiter und zog immer mehr mit Spannung und Unterhaltung an.
Mia war mir vom Charaktertyp anfänglich ein bisschen zu sehr Mädchen und ich konnte ihre Fürsorglichkeit bis zu einem Grad einfach nicht nachvollziehen. Aber je länger ich Mia begleiten durfte, umso näher kam ich ihr. Es war ein bisschen wie eine fremde Frau kennenzulernen und sich mit dieser anzufreunden. Mias warmherzige und auch offene Art hat mich dann doch sehr berührt und ich konnte immer besser nachvollziehen, warum sie so viele Opfer für ihre Familie gebracht hatte. Denn erst auf dem zweiten Blick wurde klar, welch starken Charakter Mia wirklich hat und dass sie einer dieser Menschen ist, auf denen sich andere blind verlassen können.
Als ich Nic kennenlernte, war ich sofort begeistert von ihm. Sein Charakter war klar dargestellt worden und in vielen Wesenszügen einfach typisch Mann. Das machte ihn mir super sympathisch, auch das er versucht war, trotz Rockstar Image, normal zu bleiben. Von ihm hatte ich nicht so viele Hintergrundinformationen erhalten wie zu Mia, aber dennoch empfand ich seine Person als sehr greifbar.
Auch die anderen Figuren wie Lizzy und Liam sind Besonderheiten für sich. Gegensätzlicher könnten sie alle kaum sein und dennoch waren alle vorkommenden Personen passend auf die Geschichte zugeschnitten worden.
Neben den aktuellen Geschehnissen und Handlungen ließ der personale Erzähler auch hin und wieder einen Blick in die Vergangenheit zu. Dabei ging es immer nur um Nic und seine beste Freundin Mia. Es waren also Schlüsselszenen, die diese besondere Beziehung der Beiden zueinander verdeutlicht hatten.
Liv Keens Schreibstil war schön flüssig und in allen Bereichen ausführlich gewesen.
Die Aufteilung innerhalb der Kapitel war anfänglich ein bisschen ungewöhnlich. Am Anfang drehte sich alles nur um Mia und ihr Leben, dann wandelte sich das und plötzlich wurde auch Nic im selben Kapitel wie Mia vom personalen Erzähler begleitet. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass sich der Fokus noch nicht ganz klar auf einen Protagonisten ausgerichtet hatte, denn es gab dann einen kleinen Schwenk und plötzlich war es die andere Person, der ich über die Schulter sehen durfte.
Diese typische Young Adult Geschichte wurde mit viel Liebe, Herzschmerz, Freundschaft, Familie, aber auch einer ordentlichen Portion Aufregung gewürzt. Ich hing förmlich an den Buchstaben auf den jeweiligen Seiten und so manches Mal wollte sich auch ein Tränchen aus dem Auge schleichen.
Es gab auch vereinzelte erotische Szenen, aber sie überließen auch viele Dinge der Fantasie. Sie passten in die vorangegangenen Handlungen, waren aber nicht der Hauptbestandteil dieser Geschichte.
Einige Streitgespräche waren wirklich sehr emotional und entluden sich wie ein starkes Gewitter. Ich empfand sie aber sehr authentisch.
Den unbekannten Stalker hatte ich zwar recht schnell identifiziert, aber als begeisterte Krimi Leserin war es für mich dennoch ein interessanter Happen. Denn mitten auf der Zielgeraden hatte mich Liv Keen doch tatsächlich zum Zweifel gebracht. Und genau das liebe ich an guten Büchern. Auch wenn ich noch so überzeugt von Tatsachen bin, mag ich es, wenn mich der Autor noch ins Straucheln bringen kann.
Insgesamt lebt das Buch von seinen unvorhergesehenen und spannenden Wendungen.
Sehr gut gefallen hatte mir auch, dass Liv Keen auch die Schattenseiten des Show Biz mit aufgegriffen hatte. Hier war spürbar, wie viele Gedanken sich die Autorin um einzelne Elemente gemacht hatte.

Fazit: Eine wirklich gelungene Liebesgeschichte zwischen zwei besten Freunden in Mitten von turbulenten Umständen und Menschen, die man einfach mögen muss.

Veröffentlicht am 01.12.2018

Ein spannender Auftakt zu einer neuen Reihe

Mooresschwärze: Thriller
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Aus einem Moor wird die Leiche einer jungen Frau geborgen. Ein seltsames Tattoo ziert ihren Bauch. Doch bevor Julia Schwarz, Rechtsmedizinerin in Köln, die Leiche obduzieren kann, ist sie verschwunden. ...

Aus einem Moor wird die Leiche einer jungen Frau geborgen. Ein seltsames Tattoo ziert ihren Bauch. Doch bevor Julia Schwarz, Rechtsmedizinerin in Köln, die Leiche obduzieren kann, ist sie verschwunden. Gemeinsam mit dem Kriminalkommissar Florian Kessler forscht Julia Schwarz nach dem Verbleib des Opfers. Dabei stößt sie auf eine weitere tote junge Frau. Langsam wird klar, dass es sich hier um einen Serientäter handelt. Doch was, außer den merkwürdigen Tattoos, verbindet die jungen Frauen miteinander?
Von den tödlichen Geschehnissen nichts ahnend versucht die Schülerin Hannah Taubert ihren zukünftigen Freund im Internet kennenzulernen. Dabei hat doch jemand aus ihrem direkten Umfeld Interesse an ihr.

Von Catherine Shepherd habe ich schon einige Thriller gelesen und so konnte ich auch diesem Buch nicht widerstehen. Es ist der Auftakt zu einer neuen Reihe rund um die Rechtsmedizinerin Julia Schwarz.
Der Einstieg in das Buch begann mit dem Prolog, welcher in der ich-Perspektive erzählt worden ist. Hier hatte mich die Autorin sofort an das Buch gefesselt, denn ein Opfer kurz vor seinem Lebensende zu begleiten, ist schon nicht ohne.
Ansonsten wurde der Thriller vom personalen Erzähler geschildert. Dabei begleitet der Leser überwiegend und im Wechsel Julia Schwarz, Florian Kessler und Hannah Taubert. Die Schilderungen rund um die Erlebnisse, Handlungen und Emotionen der Protagonisten wurden in separaten Kapiteln erzählt. So kam ich nie durcheinander und es war immer klar, welchem Handlungsstrang ich aktuell folgen durfte.
Die Geschehnisse waren chronologisch aufgebaut, was den Thriller packender machte und die Spannung durchgängig hochhielt. Rückblicke in die Vergangenheit wurden geschickt in die aktuelle Szenerie eingebunden, sodass ich mich dadurch nie gestört fühlte.
Catherine Shepherd verstand es gekonnt tatsächliche rechtsmedizinische Abläufe interessant in die Geschichte einzubauen, sodass die Story nicht nur logisch und informativ, sondern auch in sich schlüssig bis zum Schluss blieb. Dennoch sollte an dieser Stelle angemerkt sein, dass dies ein fiktionaler Roman ist und somit viele Szenen auch nicht aus dem echten Leben gegriffen waren. Trotzdem empfand ich die Figuren authentisch und die Geschichte realistisch.
Der Schreibstil war locker und flüssig zu lesen. Schwierige Fachbegriffe wurden nicht nur anschaulich, sondern auch verständlich erklärt.
Die Autorin legte hier unterschiedliche Fährten aus, die mich teilweise in die Falle gelockt haben, sodass ich meine ursprüngliche „Spur“ zur Lösung der Geschichte verloren hatte.

Fazit: Ein spannender Auftakt zu einer neuen Reihe. Mir hat der Thriller sehr gut gefallen. Hier war alles enthalten, was ich mir von einem spannenden Buch wünsche.

Veröffentlicht am 16.11.2018

Ein gemütlicher und doch spannender Inselkrimi

Friesenstrand. Ostfrieslandkrimi
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Eine junge Frau wird erwürgt am Strand von Borkum aufgefunden. Die eingespielten Kriminalisten Mona Sander und Enno Moll ermitteln in dem Fall, der nur auf den ersten Blick vielversprechend einfach aussieht. ...

Eine junge Frau wird erwürgt am Strand von Borkum aufgefunden. Die eingespielten Kriminalisten Mona Sander und Enno Moll ermitteln in dem Fall, der nur auf den ersten Blick vielversprechend einfach aussieht. Stattdessen ist schon allein das Opfer sehr undurchsichtig und auch der Kreis der Verdächtigen wird schnell größer. Doch dann geht alles ganz schnell, ein Verdächtiger wird festgesetzt. Mona glaubt, dass es zu leicht war. Mit ihrem Kollegen vergräbt sie sich erneut in den Fall und stolpert über seltsame Verbindungen.

Vor der malerischen Kulisse der ostfriesischen Insel Borkum wurde ein interessanter Krimi konzipiert. Der personale Erzähler geleitete mich durch diese Geschichte, ohne Blutvergießen und Gewalt, mit Ausnahme der Ermordung des weiblichen Opfers.
Der Fokus lag ausschließlich auf der Kommissarin Mona Sander. Mit ihr erfuhr ich alle relevanten Details zu dem Fall und erlangte darüber auch Kenntnisse über das weitere Vorgehen des Duos. Die Ermittler waren mir beide sympathisch.
Enno Moll zeichnete eine ruhige Art aus und war damit ein angenehmer Ausgleich zu seiner stürmischen Kollegin. Die berufliche Verbindung der Zwei war glaubwürdig dargestellt worden und es war zu merken, dass sie schon eine Weile miteinander arbeiteten. Obwohl es sich hier schon um den zehnten Fall der beiden Ermittler handelte, war die Geschichte sehr gut ohne Vorkenntnisse lesbar. Hin und wieder wurde erwähnt, dass bestimmte Inselbewohner die Kommissare schon aus früheren Ermittlungen kannten. Der Hinweis diente jedoch lediglich dazu, dass Mona und Enno sich nicht jedes Mal von neuem vorstellen mussten. Dies hatte wieder rum den Nebeneffekt, dass ich nicht mit Wiederholungen gelangweilt wurde und auch nicht auf die vorherigen Bände gespoilert wurde.
Die spannenden Ermittlungen mit reichlich unvorhergesehenen Wendungen hatten ein ostfriesisches Flair, sodass mein Adrenalinpegel zwar nicht in die Höhe schoss, der Unterhaltungswert aber auf einem hohen Niveau gewesen war.
Die Jagd nach dem Mörder war vielschichtig und auch der Täter selber blieb geschickt innerhalb des Werkes verborgen. Erst mit der Auflösung des Falles wusste ich wirklich von wem und weshalb das Opfer ermordet wurde. Bei der Aufklärung hat die Autorin dafür gesorgt, dass alle zuvor gesammelten Puzzlestücke sich nahtlos ineinanderfügten und ein Gesamtbild ergaben.
Generell waren die Handlungen logisch und konsequent aufgebaut, was den Lesefluss zu einem reißenden Strom gemacht hatte.
Sina Jorritsmas Schreibstil war fließend, sehr gut verständlich und bildlich ausformuliert. Auch wenn ich persönlich noch nie auf Borkum war, konnte ich mir die Schauplätze der Interaktionen sehr gut vorstellen.

Fazit: Ein gemütlicher und doch spannender Inselkrimi, der mit einer schönen Umgebung und sympathischen Protagonisten aufwarten konnte. Für alle geeignet, die es gern packend, aber nicht unnötig grausam und blutig mögen.

Veröffentlicht am 14.11.2018

Eine Geschichte, die auch das echte Leben hätte schreiben können

Hanover's Blind
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Blinde können nicht tanzen und ihre beruflichen Wünsche erfüllen. Ein selbst bestimmtes Leben? Aber doch nicht für Behinderte.
Von diesen oder ähnlichen Meinungen will Adam nichts wissen. Er will nicht ...

Blinde können nicht tanzen und ihre beruflichen Wünsche erfüllen. Ein selbst bestimmtes Leben? Aber doch nicht für Behinderte.
Von diesen oder ähnlichen Meinungen will Adam nichts wissen. Er will nicht auf seine Sehbehinderung reduziert werden und möchte unbedingt ein Teil der Gesellschaft sein. Sein Plan ist auf eigenen Beinen zu stehen und wagt somit den Neuanfang in der Stadt, die ihn am meisten fasziniert: Hannover.
Um eine reale Chance zu haben als vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft angesehen zu werden, verschweigt Adam seine Sehbehinderung. Denn einfach kann jeder. Voller Enthusiasmus beschreitet Adam seinen neuen Weg, nicht ohne vielen Hindernissen ausweichen zu müssen auf der Suche nach sich selbst und seinem persönlichen Glück.

Diese sehr einfühlsame Geschichte wurde von Adam persönlich erzählt. Anfänglich kam ich etwas holperig in seine Erzählungen, weil sie mit meiner Erwartungshaltung irgendwie kollidierten. Ein Buch aus der Sicht eines Sehbehinderten sollte anders erzählt sein, dachte ich. So war mir am Anfang alles zu „sehend“ beschrieben, aber im Lauf der Geschichte wurde klar, weshalb Adam die Geschehnisse so „normal“ schildern konnte. Gleichzeitig zeigte mir der Umstand auf, dass ich genauso mit Vorurteilen behaftet bin, wie es einige Figuren in dem Buch waren.
Ich wohne nun schon seit gut siebzehn Jahren am Stadtrand von Hannover und so war ich natürlich sehr gespannt darauf, wie diese Stadt wohl aus der Sicht eines Sehbehinderten wahrgenommen werden würde. Es war faszinierend zu lesen, welche spannenden Details die unterschiedlichen Stadtteile bereithalten. Und oft fragte ich mich, wie blind ich eigentlich selber bin. Viele Kleinigkeiten waren mir selber noch nie aufgefallen und es war ein Abenteuer mit dem Buch in der Hand Adams Schritte nachzuvollziehen. Aber auch für Hannover unkundige Menschen wurde alles so präzise geschildert, sodass die Stadt auch in der Fantasie lebendig werden kann.
Adams Weg kreuzen auch einige andere Personen, zum Beispiel seine neuen Mitbewohnerinnen Muriel und Johanna. Charakterlich unterschieden sich alle Figuren, waren aber alle lebensnah und glaubwürdig. Hierbei schaffte es die Autorin mich auch aufs Glatteis zu führen, denn besonders Muriel war am Ende eine echte Überraschung. Generell waren mir Adam und seine Mädels sehr sympathisch, auch wenn ich sein Verhalten nicht immer nachvollziehen konnte. Klar, irgendwo konnte ich Adam verstehen. Denn er zeigte gnadenlos auf, wie Gewissenlos wir „normalen“ uns gegenüber Menschen mit Einschränkungen verhalten. Aber auf der anderen Seite hatte auch Adam Vorurteile gegenüber seinen Mitmenschen. Dieses Verhalten machte Adam für mich menschlich und oftmals trat auch dadurch seine verletzliche Seite hervor.
Der rote Faden der Geschichte hatte mir sehr gut gefallen, denn obwohl das Thema schon eine gewisse Ernsthaftigkeit hatte, bekam es dank des flüssigen und lockeren Schreibstil von Kia Kahawa eine angenehme Leichtigkeit. Auch humoristisch angehauchte Szenen lockerten die Kernaussagen gekonnt auf.
Der Aufbau der Geschichte war logisch und chronologisch, zwischen einzelnen Szenen lagen auch längere Zeitspannen. Trotzdem war es ein rundes Leseerlebnis und die fehlenden Stunden wurden kurz und bündig aufgearbeitet.
Adams Geschichte war wunderbar vielschichtig. Es zeigte die Welt aus der Sicht eines Sehbehinderten, mit allen Vor- und Nachteilen, mit allen blödsinnigen Vorurteilen der „Sehenden“ und auch der vorgefertigten Meinung der Sehbehinderten über die Menschen mit allen sechs Sinnesorganen. Dabei wurde aber nie der mahnende Zeigefinger erhoben, sondern mit viel Feingefühl um gegenseitige Rücksichtnahme und Verständnis geworben.

Fazit: Eine Geschichte, die auch das echte Leben hätte schreiben können und eine Hommage an die schönste Stadt Niedersachsens: Hannover.