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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.07.2023

Der Comic ist wahnsinnig gehaltvoll und richtig toll gezeichnet

Sandman - Der Comic zur Netflix-Serie
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„Sandman: Traumland“ ist ein schmaler Sammelband. Lediglich vier Geschichten werden erzählt, deren Kern doch alle das Träumen haben. Jedes Kapitel behandelt einen anderen Schwerpunkt, rückt andere Protagonisten ...

„Sandman: Traumland“ ist ein schmaler Sammelband. Lediglich vier Geschichten werden erzählt, deren Kern doch alle das Träumen haben. Jedes Kapitel behandelt einen anderen Schwerpunkt, rückt andere Protagonisten in den Vordergrund. Wieder bedient sich Neil Gaiman an unterschiedlichen Quellen zur Inspiration seiner Geschichten.

In Kapitel „Kalliope“ verbindet er altgriechische Mythologie mit dem zwanzigsten Jahrhundert. Das Thema der Muse und dem rücksichtslosen Ausbeuten dieser wird eindrücklich dargestellt. Es zeigt, wie rücksichtslos der Mensch im Willen zum Erreichen seiner eigenen Träume sein kann.

In „Der Traum von tausend Katzen“ rücken unsere tierischen Begleiter in den Fokus. Wir erleben aus ihrer Perspektive, wie sie das Zusammenleben mit uns empfinden und welchen geheimen Traum sie möglicherweise hegen.
Im „Ein Sommernachtstraum“ begegne ich William Shakespeare, der schon im zweiten Sammelband einen kleinen Gastauftritt hatte. Dieser kleine Erzählfaden wird hier zu einer Hauptgeschichte weitergesponnen. Was unglaublich faszinierend ist. Besonders da dieses Kapitel als Hommage an das echte Stück von Shakespeare verstanden werden kann. Dennoch werden hier echte Elemente des Stückes mit Fantasie zu einem geschmackvollen Ganzen verbunden.

Im letzten Kapitel „Fassade“ bedient sich Neil Gaiman wieder an einer Figur aus dem DC-Universum. „Element Girl“ wird in den Fokus gerückt. Obwohl ich mich in der großen bunten Comic-Welt vom DC-Universum nicht auskenne und mir demnach auch die Hauptfigur nichts sagt, gelingt es Neil Gaiman mir mit einfachen Mitteln Zugang zu ihrer Persönlichkeit und ihrer Geschichte zu gewähren. Dennoch ist das Kapitel schwerer zugänglich für mich und ich bin froh, dass ich es inhaltlich schon aus dem Hörspiel kenne. So komme ich leichter durch dieses sehr bedrückende Kapitel.

„Sandman: Traumland“ besticht nicht nur durch die intensive Erzählung, sondern auch durch die Gesamtkonzeption der Illustrationen. Die Künstler haben vielfältige Kulissen und eindrucksvolle Charaktere erschaffen. Das Abtauchen in die jeweilige Geschichte ist nicht immer einfach, dennoch bin ich fasziniert von der Umsetzung. Das Farbspiel ist auf den einzelnen Erzählpunkt sorgsam abgestimmt. Die Unterteilung durch die Panels unterliegt der Dynamik der jeweiligen Geschichte. Sehr beeindruckend.

Obwohl alle vier Kapitel jeweils von anderen Hauptfiguren dominiert werden und Dream in drei davon dieses Mal keinerlei direkte Erwähnung findet und auftaucht, so ist Dream doch stets Dreh- und Angelpunkt.
Sehr freue ich mich, dass seine Schwester Death dieses Mal ein bisschen mehr Raum im Comic „Fassade“ erhält. Die Idee um den Tod als Person finde ich richtig gut umgesetzt. Death ist neutral, weil sie für jeden da ist. Besonders in diesem Kapitel wird dies deutlich transportiert. Sie wirkt beinahe wie eine Freundin.

„Sandman: Traumland“ ist eine tolle Graphic Novel. Auf den ersten Blick wirken die einzelnen Geschichten träumerisch zart, doch auf den zweiten Blick offenbaren sie ihre Vielfältigkeit und Tiefe. Wieder gelingt Neil Gaiman mit Leichtigkeit uns Lesenden einen Spiegel vorzuhalten. Abgerundet durch das stimmige Artwork ist „Sandman: Traumland“ ein Lesegenuss. Da die Geschichten in sich völlig abgeschlossen sind, kann „Sandman: Traumland“ auch unabhängig vom Rest der Reihe gelesen werden. Dennoch gibt es wieder verbindende Elemente, sodass ich die komplette Serie wirklich jedem nur ans Herz legen kann.

Fazit:
Mit vier Geschichten zwar ein schmaler Sammelband, aber inhaltlich sehr umfangreich und unterhaltsam. Die Kombination aus Text und Zeichnung überzeugt auch dieses Mal wieder auf ganzer Linie. Allerdings ist der Comic sehr gehaltvoll und daher an manchen Stellen nicht so leicht zugänglich.

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Veröffentlicht am 06.07.2023

Eine Empfehlung für all jene, die es expliziter mögen.

8 REASONS
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Auf „8 REASONS: Erlösung“ bin ich sehr gespannt, allerdings ertappe ich mich beim Lesen dabei, dass mir der Anschluss fehlt. Ich muss das Buch kurzzeitig zur Seite legen, um mir noch einmal den Schluss ...

Auf „8 REASONS: Erlösung“ bin ich sehr gespannt, allerdings ertappe ich mich beim Lesen dabei, dass mir der Anschluss fehlt. Ich muss das Buch kurzzeitig zur Seite legen, um mir noch einmal den Schluss von „8 Weeks: Vollstreckung“ durchzulesen. Erst dann bin ich wieder mitten im Geschehen.
Tanja Wagner lässt die Geschichte exakt nach dem Ende von „8 Weeks: Vollstreckung“ weiterlaufen, sodass sich die Ereignisse nahtlos ineinanderfügen. Dennoch hätte es mich gefreut, wenn Jeremy, den ich gleich zu Beginn wieder treffe, noch einmal kurz zusammengefasst hätte, was in den letzten Minuten geschehen ist.

„8 REASONS: Erlösung“ passt mit seinem Buchkleidchen perfekt zur restlichen Serie und ich kann jedem nur empfehlen, von Band 1 an in die Welt von Jeremy und Emiliana einzutauchen. Theoretisch würde sich „8 REASONS: Erlösung“ auch ohne Vorkenntnisse lesen lassen, aber so würde die wichtige Charakterentwicklung verloren gehen und auch, wie die Antagonisten mit den Protagonisten zueinanderstehen, würde dabei nicht stark genug deutlich werden. Denn sie alle verbindet eine gemeinsame Geschichte und diese bildet den Kern des Buches aus.

Etwas, dass mir immer wieder beim Lesen auffällt: Diese Geschichte ist im Vergleich zu den vorherigen Bänden um einiges ruhiger und nicht so extrem psychopathisch veranlagt. Es ist definitiv stimmig zum Plot, da Emiliana an einer vorübergehenden globalen Amnesie leidet und sie in den vergangenen Bänden für reichlich explosive Stimmung gesorgt hat.
Mir gefällt das ziemlich gut, denn der Fokus liegt nun mehr auf Machtspielchen zwischen zwei Kontrahenten, die versuchen, das Herz einer Dame mit ungewöhnlichen Maßnahmen für sich zu gewinnen. Der Spannungsbogen ist kontinuierlich gespannt und sorgt zusammen mit dem sehr flüssigen und bildlichen Schreibstil für einen flotten Lesefluss.

Typisch für die komplette Serie gibt es 8 Kapitel, welche die angekündigten „8 Reasons“ widerspiegeln. Das erste Kapitel fängt die aktuelle Ist-Situation ein und bereitet mich auf die kommenden Handlungsschwerpunkte vor.
Perspektivwechsel innerhalb der Abschnitte sorgen für ein packendes Gesamtbild, gleichzeitig sorgt der personale Erzähler dafür, dass ich tief in die Gefühls- und Gedankenwelt der Hauptfiguren blicken kann. Zusammen mit unvorhersehbaren Wendungen ergibt sich eine packende Mischung und ich lerne die Charaktere noch einmal von einer ganz anderen Seite kennen.
Besonders gut gefällt mir, dass Tanja Wagner kaum neue Figuren einführt. Stattdessen begegne ich alten Bekannten, sie nehmen wieder mehr Raum ein und das erzeugt eine dichte Atmosphäre.

Wie ich es mir im letzten Band gewünscht habe, sind in „8 REASONS: Erlösung“ wieder mehr Thriller-Elemente enthalten. Besonders die Brutalität von Joel ist erschreckend. Tanja Wagner spart nicht mit Details, auch nicht bei den sehr heißen erotischen Szenen.
Der Genremix aus Erotik und Thriller ist ausgeklügelt und spiegelt eine wilde Mischung aus Leidenschaft und Dominanz, gepaart mit Besessenheit und Eifersucht wider. Besonders Kontrolle spielt eine zentrale Rolle und wird auf vielfältige Weise dargestellt.

Der Showdown hat es in sich und hebt das Spannungslevel gleich um ein Vielfaches an. Ein Hoffen und Bangen bei mir entsteht und der Wunsch, dass es ein gutes Ende nehmen möge. Doch Tanja Wagner ist immer für eine Überraschung gut und auch wenn ein Detail sich so entwickelt hat, wie ich es vorhergesehen habe, so ist das Ende völlig unerwartet. Wieder ist es ein gemeiner Cliffhanger und ich bleibe mit ein paar Fragen im Kopf zurück. Ich hoffe, dass ich nicht allzu lange auf die Fortsetzung warten muss. Denn ich habe keine Ahnung, wie sich die Geschichte weiterentwickeln würde.

Fazit:
„8 REASONS: Erlösung“ ist gefährlich, spannungsvoll und spielt mit den Emotionen sämtlicher Beteiligter. Ein toller Genremix aus harter Erotik und brutal-blutigem Thrill. Eine Empfehlung für all jene, die es expliziter mögen.

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Veröffentlicht am 14.06.2023

Love and Crime

Blinder Stolz
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Interessanterweise unterscheiden sich die Cover des Hörbuches sowie der gebundenen Buchvariante „Blinder Stolz“ von der eBook und der Taschenbuchversion. Meiner Meinung nach sind beide Cover nicht besonders ...

Interessanterweise unterscheiden sich die Cover des Hörbuches sowie der gebundenen Buchvariante „Blinder Stolz“ von der eBook und der Taschenbuchversion. Meiner Meinung nach sind beide Cover nicht besonders stimmig zur Geschichte, aber zum Glück kommt es ja ohnehin eher auf den Inhalt an.
Was mir sofort positiv auffällt, ist die Tatsache, dass alle Charaktere mit beiden Beinen im Leben und voll im Berufsleben stehen. Dieser erwachsene Touch verleiht der Geschichte Tiefgang und macht die Ereignisse unglaublich packend. Es ist vom ersten Augenblick an sehr spannend, wenn gleich sich dies in unterschiedlichen Facetten bemerkbar macht.

Der Einstieg in „Blinder Stolz“ ist dramatisch, ich lerne gleich Deputy Ski Nyland kennen, der zu einem Einsatz rast. Im Haus von Caroline King findet er die verstörte Berry Malone vor, die von einem früheren Arbeitskollegen mit einer Waffe bedroht wurde. Ich bin sofort mitten im Geschehen und erfahre, was geschehen ist.
Anschließend lerne ich den knurrigen Dodge Henley kennen, der als Privatdetektiv von Caroline King um Hilfe gebeten wird. Die beiden verbindet eine gemeinsame Vergangenheit und das sich Dodge widerstrebend auf den Weg nach Texas macht, hat mit dieser Verbindung zu tun.
Die Protagonisten sind mir durchgängig sympathisch. Sie haben Ecken und Kanten, und selbst den schroffen Ski mag ich. Besonders Dodge und Ski gehören eher zu den raubeinigen Männern, dennoch sind sie auf ihre eigene Art liebenswürdig.
Die Geschichte wird durchgängig vom personalen Erzähler geschildert. Er gewährt mir aber durch unterschiedliche Perspektivwechsel einen spannenden Gesamtüberblick über die Ereignisse. Es wird am Kapitelanfang nicht explizit erwähnt, wen ich aktuell begleiten darf, aber es ergibt sich rasch aus dem Kontext.

„Blinder Stolz“ ist ein Thriller, der sich mit dem Thema Stalking befasst und die Ermittlungsarbeit von Ski beleuchtet. Gleichzeitig erfahre ich, wie sehr Berry unter der Zudringlichkeit des Antagonisten Oren Starks leidet und wie schwer ihr der Umstand fällt, dass die Polizei ihn offenbar nicht schnappen kann. Auch finde ich es sehr gelungen, dass Sandra Brown auf die Auslöser des Stalkings eingeht, die mich erstaunt haben. In dieser Geschichte scheint so ziemlich jeder ein Geheimnis zu hüten.
Besonders fantastisch finde ich, dass „Blinder Stolz“ in zwei Zeitebenen erzählt wird. Im Vergangenheitsstrang lerne ich Doge und Caroline kennen, begleite sie bei ihrem Kennenlernen und schaue ihnen zu, wie sie sich näherkommen und eine Beziehung zueinander entwickeln. Gleichzeitig offenbart die Erzählung, warum Dodge zu diesem sehr knurrigen und rauen Privatdetektiv wurde.
Der zweite Erzählstrang befindet sich in der Gegenwart, der sich mit dem Mordanschlag auf Berry und der Ermittlung zur Ergreifung des Täters beschäftigt.
Sandra Brown gelingt es, die beiden Handlungsstränge perfekt zu verbinden, sodass nach und nach ein stimmiges Gesamtbild entsteht.

Die Atmosphäre knistert ordentlich beim Lesen. Der Thriller Anteil bietet alles, was mein Herz höherschlagen lässt. Packende Wendungen, spannende Verfolgungsjagden und intensive Ermittlungsarbeit. Der zarte Ausflug ins romantische Genre gelingt dabei ebenso gut. Der Mix ist super, denn die heftigen Wortwechsel und das Knistern der Gefühle zwischen mehreren Protagonisten geht eine perfekte Symbiose zum Thriller ein, ohne kitschig zu wirken. Abgerundet wird das Gesamtwerk von einem sehr flüssigen und eingängigen Schreibstil, der sich nicht an unwichtigen Details aufhängt und die Geschichte rasch vorantreibt.

Der Plot Twist zum Schluss fand ich super gelungen. Ich hatte ihn zwar erwartet, aber in der Form nicht kommen sehen. Die Auflösung ist logisch und gut durchdacht. Mir hat das gefallen. Erst am Ende von „Blinder Stolz“ fällt mir auf, dass dies der zweite Band der Reihe Mitchell & Associates ist. Da ich Band 1 nicht kenne, kann ich nicht beurteilen, inwieweit mir Kenntnisse aus diesem gefehlt haben, aber ich konnte „Blinder Stolz“ ganz wunderbar ohne weiteres Wissen um die Ereignisse lesen. Die Geschichte hier ist meiner Meinung nach autark lesbar.

Mein einziger Kritikpunkt ist das Hörbuch, welches ich einfach in der Form nicht weiterempfehlen kann. Martina Treger hat wieder erstklassige Arbeit geleistet, ich liebe es, wie sie der Geschichte und den Figuren Leben einhaucht. Aber die gekürzte Fassung des Hörbuches lässt mich kopfschüttelnd zurück. Ich frage mich ernsthaft, wer hier entschieden hat, was raus kann und was bleiben darf. Oft fehlten wichtige Elemente, damit eine Szene erst wirklich schlüssig wirkt. Das hat mich massiv geärgert. Zum Glück habe ich parallel gelesen, denn sonst wären mir wohl etliche Fragezeichen im Kopf umhergespukt und ich hätte „Blinder Stolz“ längst nicht so spannend und schlüssig empfunden.

Fazit:
„Blinder Stolz“ sorgt für unterhaltsame Lesestunden und eine packende Geschichte um Stalking und dessen Konsequenzen. Für alle, die eine leichte Mischung aus Love und Crime mögen, empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 14.06.2023

Ein Blick hinter die Kulissen

Schreibwelten
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Das mintgrüne Cover mag ich fast ebenso sehr wie die Haptik des Buches. Es wirkt fast ein bisschen wie Leinen, was das Buch optisch aufwertet. Das Inhaltsverzeichnis verrät, bei welchen Schreibenden ich ...

Das mintgrüne Cover mag ich fast ebenso sehr wie die Haptik des Buches. Es wirkt fast ein bisschen wie Leinen, was das Buch optisch aufwertet. Das Inhaltsverzeichnis verrät, bei welchen Schreibenden ich einen Blick auf ihr Arbeitsumfeld und ihre Schreibrituale erhalte.

Das mintgrüne Cover mag ich fast ebenso sehr wie die Haptik des Buches. Es wirkt fast ein bisschen wie Leinen, was das Buch optisch aufwertet. Das Inhaltsverzeichnis verrät, bei welchen Schreibenden ich einen Blick auf ihr Arbeitsumfeld und ihre Schreibrituale erhalte.
Der Inhalt weiß mich ebenfalls zu überzeugen. Der Aufbau ist schön strukturiert und die AutorInnen werden mit ihrem Schreiballtag kurz porträtiert. Alex Johnson geht dabei nicht speziell in die Tiefe, was er aber meiner Meinung nach auch gar nicht muss. „Schreibwelten“ ist dadurch herrlich schön kurzweilig und mithilfe des lockerleichten Erzählstils kann ich dieses hübsche Buch genießen.
Von jedem Autor und jeder Autorin gibt es ein kleines Bild, ein personalisierter knackiger Titel und die Anmerkung, wo sich der Lieblingsschreibort genau befindet. Eine sehr schöne Idee und Umsetzung.

Den SchriftstellerInnen sind zwischen zwei und vier Seiten gewidmet, wobei sich darunter auch immer passende Illustrationen von James Oses befinden. Oftmals widmet er seinen Zeichnungen dem Schreibbereich der jeweiligen AutorInnen. Prinzipiell mag ich die farblichen Illustrationen, doch hier und da wäre ein echtes Foto weitaus interessanter gewesen. So würde ich liebend gern den Schreibtisch von Danielle Steel begutachten, der in Form ihrer drei Bestseller gestaltet ist. Das kommt auf der Zeichnung nicht so eindrucksvoll zur Geltung, wie ich mir das gedanklich vorstelle, was ich bedauere.
Dennoch möchte ich die Illustrationen hervorheben, denn James Oses hat sie viel Mühe gegeben, die Schreiborte möglichst detailgetreu abzubilden. Wer recherchiert, wird im Internet die Fotografien dazu finden und überrascht sein, wie gut der Zeichner dies umgesetzt hat.

Eine Besonderheit in „Schreibwelten“ ist, dass es zwischendrin kleine Themenboxen gibt, in denen Alex Johnson zum Beispiel davon berichtet, welche AutorInnen gerne im Liegen schreiben, wie sie mit Ablehnungsbescheiden umgehen oder welche tierischen Hausgenossen sie begleiten. Das lockert „Schreibwelten“ zusätzlich auf und so finden noch viel mehr SchriftstellerInnen Erwähnung als hier näher beleuchtet werden.
Leider kenne ich von den fünfzig Schreibenden nur die wenigsten durch ihre Werke. Oft kenne ich nur die Namen, manchmal kenne ich sie überhaupt nicht. Das stört mich jedoch keineswegs, denn es macht so viel Spaß davon zu lesen, wie sie es schaffen, dass ihre Kreativität fließt.

Richtig gut gefällt mir zudem, dass es zwischendurch passende Zitate aus der schreibenden Zunft gibt, was „Schreibwelten“ herrlich abrundet. Das Sahnehäubchen befindet sich am Ende von „Schreibwelten“. Dort hat sich Alex Johnson die Mühe gemacht und die Besucherinformationen zu den vorgestellten Schreiborten zusammengetragen. Leider sind nicht alle Orte öffentlich zugänglich, aber auch das wird vermerkt.

Fazit:
Eine herrliche Gelegenheit, in die Arbeitsroutine von 50 AutorInnen zu schnuppern. Kurzweilig, knackig und empathisch beschrieben ist „Schreibwelten“ ein gelungenes Sachbuch zum Staunen und Blättern.

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Veröffentlicht am 31.05.2023

Ein großartiges Buch

Die Wissenschaft von Game of Thrones
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Das 254 Seiten starke Buch „Die Wissenschaft von Game of Thrones“ ist nicht nur vom Informationsgehalt eine Wucht, sondern auch die Illustrationen von William Simpson. Er ist der Storyboarder der Game ...

Das 254 Seiten starke Buch „Die Wissenschaft von Game of Thrones“ ist nicht nur vom Informationsgehalt eine Wucht, sondern auch die Illustrationen von William Simpson. Er ist der Storyboarder der Game of Thrones-Reihe. Kein Wunder also, dass seine Zeichnungen einen hohen Wiedererkennungswert haben mit der filmischen Umsetzung dieser gigantischen Saga. Auf dem Cover wird eindrucksvoll William Simpsons Arbeit in Szene gesetzt. Es ist nur ein minimalistischer Ausschnitt auf das, was mich erwarten wird. Diese Komposition übt eine magische Anziehungskraft auf mich aus. Die goldene Titelschrift veredelt optisch das Cover und so schlage ich das Buch mit einer Mischung aus Spannung und Vorfreude auf.

Der Titel „Die Wissenschaft von Game of Thrones“ ist absolut treffend. Eifrige Spezialisten von wissenschaftlicher Expertise haben sich an die Analyse der weltbekannten Fantasy-Saga gemacht und alles genaustens unter die Lupe genommen. Dabei zeigen sie auf, mit welcher genialen Komplexität und Bezügen zu wahren historischen Ereignissen es George R. R. Martin gelang, ein solch episches Meisterwerk zu erschaffen.
Dass die WissenschaftlerInnen wahre Experten sind, ist richtig spürbar. Sie sind detailversessen, erklären aber alles leicht verständlich und spannungsvoll. Wie es sich für ein gutes Sachbuch gehört, blicken die AutorInnen auch links und rechts des Weges. Immer wieder werden Parallelen und Bezüge zur Gegenwart und Vergangenheit, zu anderen Büchern sowie Filmen hergestellt. So ist der Inhalt wahnsinnig komplex, zeigt gleichzeitig aber auch auf, wie intensiv Game of Thrones durchleuchtet wurde. Ich mag das, auch wenn ich zum Lesen viel Zeit einplanen muss, damit ich diese Fülle an interessanten Fakten auch verarbeiten kann.

Das Inhaltsverzeichnis gibt einen guten Eindruck, was mich beim Lesen von „Die Wissenschaft von Game of Thrones“ erwarten wird. Ich erahne, mit welchen wissenschaftlichen Bereichen sich die einzelnen Kapitel beschäftigen werden und ich bin besonders gespannt auf „Eine fast natürliche Geschichte“ und „Ein Psychologe im Reich der sieben Königlande“.
Ich bin erstaunt, wie ausführlich sich die einzelnen Kapitel mit dem Kosmos von Game of Thrones beschäftigen. Das ist sehr nützlich, besonders wenn ihr euch, so wie ich, gar nicht weiter mit diesem Fantasyepos auskennt. Mir fehlt es hier an nichts, obwohl ich weder die Bücher noch die Serie kenne. Ich werde nicht nur in die tiefen Strukturen von Game of Thrones gesogen, sondern auch mitgenommen. Übrigens muss niemand Angst haben, gespoilert zu werden, denn es werden einzelne Komponenten beleuchtet und nicht der Plot der Story verraten.
Ich kann wärmstens das Kapitel „Lied von Eis und Feuer für Dummies“ empfehlen für alle, die sich mit der groben Story nicht auskennen.

„Die Wissenschaft von Game of Thrones“ beschäftigt sich mit den Sparten der Paläontologie, Archäologie, Klimatologie, Psychologie, Geomorphologie, der Sprache, dem Ingenieurwesen und es gibt Einblicke von einer Filmhistorikerin. Die Mischung der wissenschaftlichen Ansätze ist also bunt und genau richtig.
Ich liebe die Vielzahl an spannenden Fakten, vor allem wenn Besonderheiten vom Filmdreh und der Produktion erzählt werden. Spannend ist auch der regelmäßige Vergleich zu anderen Fantasy-Reihen, insbesondere zu „Herr der Ringe“ von Tolkien, der eine besonders große Inspirationsquelle für George R. R. Martin ist.
Sehr positiv aufgefallen ist mir, dass die Anmerkungen zu den einzelnen Kapiteln immer am jeweiligen Ende aufgeführt werden. So ist der Bezug viel frischer, wenn sich jemand für die Quellenangaben interessiert und noch tiefer einsteigen möchte.

Es gibt so vieles an „Die Wissenschaft von Game of Thrones“, was mich fasziniert.
So finde ich es äußerst interessant, von Dan Lunts Arbeit mit mehreren Klimamodellen zu lesen, wo er nicht nur unser eigenes auf der Erde beleuchtet, sondern auch das Klimamodell der Welt von Game of Thrones nachstellt. Übrigens werden alle Kapitel richtig großartig mit zusätzlichem Material wie Karten, Diagramme, Schaubilder, Grafiken und passenden Illustrationen unterfüttert. So wird das Gelesene greifbarer und perfekt ergänzt.
Der historische Blick auf die Saga lässt mein Herz höherschlagen, während das Kapitel über „Die Sprache im Lied von Eis und Feuer“ mir Probleme macht. Es ist auf jeden Fall sehr interessant, aber ich benötige wahnsinnig viel Konzentration, um alle diese Informationen und Bezüge zu verstehen. Teilweise gibt es Sätze in Englisch und Französisch, die zwar übersetzt und erklärt werden, aber im Kontext für mich schwer zu verarbeiten sind.
Das letzte Kapitel ist von allen anderen Abschnitten jenes, mit dem ich gar nicht klar kam. Kunst ist einfach nicht mein Thema und das Abtauchen in die künstlerische Welt der Malerei will mir nicht recht gelingen. Aber es stört mich nicht, denn alle anderen Bereiche haben mich komplett abholen können.
Richtig begeistern kann mich das Kapitel, welches sich um die Psychologie dreht. Sehr aufschlussreich und besonders fasziniert hat mich, dass tatsächlich Sagas wie Star Wars im Bereich der Psychotherapie verwendet und genutzt werden, um mit dem Patienten besser interagieren zu können. Star Wars wird sogar dazu genutzt, um psychiatrische Konzepte zu lehren und damit zur Ausbildung von Fachkräften für psychische Gesundheit beizutragen.

„Die Wissenschaft von Game of Thrones“ habe ich mit Sicherheit nicht zum letzten Mal in die Hand genommen. Ich bin sehr beeindruckt von diesem gesammelten Wissen und der verschiedenen Art das komplexe Werk von George R. R. Martin zu beleuchten. Meine Lust, endlich die Bücher zu lesen, ist jetzt noch viel größer und ich freue mich darauf, die Welt von Westeros zu entdecken.

Fazit:
Ein großartiges Buch. Hochinteressant, spannend und anschaulich. Ein Sachbuch, dass mit seinen vielen Facetten und Fakten gut verständlich aufbereitet ist. Eine echte Empfehlung, nicht nur für Fans der Serie.

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