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Veröffentlicht am 21.02.2023

Eine wahnsinnig tolle Graphic Novel

Sandman - Der Comic zur Netflix-Serie
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Das Cover des ersten Sammelbandes finde ich etwas eigenwillig. Ich kann nicht sagen, dass es mir nicht gefällt, aber auch nicht, dass ich es gut finde. So richtig passen mag es für mich auch nicht zum ...

Das Cover des ersten Sammelbandes finde ich etwas eigenwillig. Ich kann nicht sagen, dass es mir nicht gefällt, aber auch nicht, dass ich es gut finde. So richtig passen mag es für mich auch nicht zum Inhalt der acht heftstarken Sammlung. Aber letzten Endes kommt es auf den Inhalt an.
Der Preis von 19,99 € ist mir im ersten Moment für eine Graphic Novel ganz schön auf den Magen geschlagen. Jedoch nur so lange, bis ich „Sandman: Präludien & Notturni“ in den Händen hielt. Der Comic ist extrem hochwertig verarbeitet und durchgängig koloriert. Das rechtfertigt in meinen Augen den Preis auf jeden Fall.

Mir gefällt, dass es ein Vorwort gibt, denn es gibt einen kleinen Einblick in die Entstehung dieses fantastischen Werkes. Auf das Lesen habe ich mich schon gefreut, da ich zuerst das Hörspiel „The Sandman“ gehört hatte und zu einem Fan des Herrschers der Träume wurde.
Auch interessierte mich, wie genau sich die Inszenierung des Hörspiels an das Original hielt. Das kann ich gleich beantwortet: Das Hörspiel ist sehr dicht an der Graphic Novel, enthält aber mehr Geschichten, als in diesem Sammelband abgedruckt sind. Für die Fans der gleichnamigen Neflix-Serie sei verraten, dass es erhebliche Unterschiede zur Graphic Novel gibt. Dies liegt an Rechten, die der Netflix-Serie nicht gewährt wurden.

„Sandman: Präludien & Notturni“ ist ein sehr anspruchsvoller Comic. Der Text und besonders die Illustrationen sind sehr detailliert. Es gibt wahnsinnig viel zu entdecken und zu sehen. Wer sich so wie ich nicht oder nur ganz wenig im DC-Universum auskennt, sollte vorab oder parallel das Hörspiel hören. Dort wird viel erklärt und ohne dieses Wissen hätte mich „Sandman: Präludien & Notturni“ mit seinem Inhalt ziemlich erdrückt. Die Detailfülle ist wirklich nicht zu unterschätzen und macht diese acht spannenden Geschichten wuchtig. Zudem muss ich genau lesen und beobachten, um alle großen und kleinen Details zu entdecken, die aus dem Ganzen eine harmonische und spannungsvolle Unterhaltung macht.

Die außergewöhnliche Storyline zieht mich sofort in ihren Bann und lässt mich nicht mehr los. Die Welt, welche Neil Gaiman erschaffen hat, ist unglaublich vielschichtig und lebendig. Gelegentlich schwingt auch ein Hauch Gesellschaftskritik mit. Ich persönlich empfinde die Geschichten als zeitlos und immer wieder lesenswert.
Innerhalb der einzelnen Geschichten wird gern mit spontanen Perspektivwechseln gearbeitet, die aber so gekonnt umgesetzt werden, dass ich immer gut folgen kann.
Die Panelführung ist einfallsreich und besonders, sodass die einzelnen Bildgestaltungen richtig gut wirken und meiner Meinung nach ein echtes Alleinstellungsmerkmal haben.
Das Artwork ist sehr gut gelungen und gefällt mir ausgesprochen gut. Obwohl drei Illustratoren an dem Werk mitwirkten, ist dies in den Zeichnungen nicht spürbar. Sie ergänzen sich so wunderbar, dass alles wie aus einem Guss wirkt.
Ich empfehle „Sandman: Präludien & Notturni“ bei Tageslicht zu lesen. Bei künstlichem Licht können manche Details teilweise nicht so klar erkennbar sein, gerade wenn die Hintergründe ziemlich dunkel gehalten sind.

Jede dieser acht Geschichten hat ihren eigenen Handlungskern. Es stehen verschiedenste Themen im Vordergrund und am Anfang eines jeden Kapitels kommen zahllose Fragen auf. Erst beim Beenden der jeweiligen Story wird im Rückblick klar, welche Informationen ich durch den Verlauf der Handlungen gewonnen habe. Erst dann werden die ganzen Zusammenhänge klar. Besonders begeistert mich, dass die einzelnen Geschichten nicht nur für sich abgeschlossen sind, sondern in ihrer Gesamtheit ineinander aufbauen, verschachtelt und verknüpft sind.

Meiner Meinung nach bedient „Sandman: Präludien & Notturni“ unterschiedliche Genre. Diese Mixtur bringt Leben in die Graphic Novel und bewegt sich auch außerhalb des Fantasy-Bereiches. Das mag ich, denn ich kann mir gut vorstellen, dass es vielleicht ganz genauso oder ähnlich sein könnte. Zudem wird möglich, dass sich jede Geschichte in jede nur denkbare Richtung entwickeln kann. Das fördert die Spannung, das Unvorhergesehene. Gleichzeitig kann sich die Story vom Surrealen ins Reale verwandeln, vom weltlichen Leben in die grauenhafte Welt der Dämonen.
Es gibt Gastauftritte von Superhelden und Schurken aus dem DC-Universum, welche die Lesenden nicht zwingend kennen müssen. Ich könnte mir aber vorstellen, dass es den Reiz an diesem Comic um ein Vielfaches erhöht, wenn klar ist, für was die jeweiligen Charaktere stehen, welche Rolle sie innehaben und was ihre eigene Geschichte ist. Ich selbst kenne aus dem DC-Universum erschreckend wenige der hier auftauchenden Figuren, dennoch hatte ich nicht den Eindruck, dass mir etwas fehlte.

„Sandman: Präludien & Notturni“ ist für mich eine wahnsinnig tolle Graphic Novel, die sehr geistreich ist und viele Gebiete absteckt. Ich freue mich schon riesig darauf, die anderen Sammelbände zu lesen und werde parallel dem Hörspiel treu bleiben.

Fazit:
„Sandman: Präludien & Notturni“ ist ein Lesegenuss vom Feinsten. Die Geschichten vielschichtig und verschieden, voller Spannung und packenden Wendungen. Abgerundet von tollen Illustrationen gibt es nur die Möglichkeit einer herzlichen Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 21.02.2023

Eine kleine Liebeserklärung an die Welt der Geschichten

Einraumpalast
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Das Cover von „Einraumpalast“ finde ich richtig schön. Die Farbgestaltung, die scherenschnittartige Figur sowie die gestapelten Buchrücken verleiten mich schon zum Träumen, ohne das ich auch nur eine Zeile ...

Das Cover von „Einraumpalast“ finde ich richtig schön. Die Farbgestaltung, die scherenschnittartige Figur sowie die gestapelten Buchrücken verleiten mich schon zum Träumen, ohne das ich auch nur eine Zeile gelesen habe. Ich habe richtig Lust auf die Geschichte, die von diesen zwei herrlichen Buchdeckeln eingerahmt wird und lerne als erstes Matthis Pappke kennen. Auf den ersten Blick möchte ich Matthis in eine Schublade stecken. Ein lustiger Typ, der ein Metalfan und für den das Leben eine einzige Party ist. Matthis hält es nie lange genug in einer Firma aus, um die Probezeit erfolgreich zu beenden. Das stört ihn kein bisschen. Was er Freiheit nennt, finde ich verrückt. Aber ich mag ihn sofort und es zeigt sich recht schnell, dass Matthis in keine Schublade passt. Dass er eben nicht ein wandelnder klischeebeladener Losertyp mit reinen Partyambitionen ist. Matthis bleibt sich stets selbst treu und sorgt für viele Überraschungen. Zudem ist er ein herzlicher Mensch, was ihn sympathisch macht.

So streife ich mit ihm durch die Poststelle des Bojack Verlages und kann ein wenig Verlagsluft schnuppern. Ich darf einen schnellen Blick hinter die Kulissen des Verlages werfen und sehen, wie in groben Zügen das Verlagswesen funktioniert.
Nebenbei lerne ich einige wichtige Verlagsmitarbeiter kennen, unter anderem die unnahbar und kühl wirkende Lovis. Sie scheint das komplette Gegenteil von Matthis zu sein, und das macht gerade das Aufeinandertreffen der beiden so herrlichschön spannungsvoll. Obwohl ihre Welten so unterschiedlich wirken, nähern sich Lovis und Matthis auf eine wundervolle Weise an. Als Starthilfe dient die gemeinsame Liebe zur Literatur und den unzähligen Geschichten, die darauf warten, den Lesenden zu unterhalten. Ich genieße ihre Gespräche über Bücher, den traurigen Trend der großen Verlage, nur die Autoren zu pushen, die ohnehin schon bekannt sind und entsprechend Umsätze generieren, welche die Zahlenmenschen zum Strahlen bringen. Die Geschichte entwickelt sich leise, mit viel Feingefühl und unterschiedlichen Nuancen. „Einraumpalast“ berührt mich tief und zieht mich Stück für Stück in eine dramatische Liebesgeschichte.

Beim Lesen fühle ich mich plötzlich an den Film „Sweet November“ mit Charlize Theron und Keanu Reeves in den Hauptrollen erinnert. Mich beschleicht eine böse Vorahnung und ich hoffe so sehr, dass dies Buch mich nicht zum Weinen bringen wird.
Doch Matthis lässt einfach kein Trübsal aufkommen. Es ist spürbar, dass schwere Themen im Raum stehen, wie Depression, suizidale Gedanken und andere beängstigende Krankheiten. Doch Sonja Rüther gelingt dies auf so angenehme und ruhige Art zu besprechen, dass es die Angst, die aufsteigen möchte, schluckt. Und dann ist da Matthis mit seinem bunten Freundeskreis und seinem herrlich unperfekten Leben, dass einfach schon Spaß beim Lesen macht. Er zaubert nicht nur Lovis ein Lächeln ins Gesicht, sondern auch mir.

Ich liebe „Einraumpalast“, weil hier mit klassischem Schubladendenken gebrochen wird und viele Blicke über den Tellerrand hinaus gewährt werden. Die Figuren entwickeln sich weiter, wachsen sogar über sich hinaus. Was besonders bei Matthis erlebbar wird. Seine leichtlebige Art ist nicht leichtfertig, er überrascht mit Verantwortung und einem waren Wirgefühl. Wir alle können einen Matthis gut als Freund gebrauchen.

Am meisten jedoch liebe ich diese wundervollen kleinen Liebesbotschaften, welche an die Abertausenden verschiedenen Geschichten und ihre Leser gerichtet sind. Ich fühle mich so verstanden und als Leserin wertgeschätzt, dass mir das Herz überquellen mag vor Freude.
Ich könnte noch unendlich viele Worte finden, um „Einraumpalast“ zu beschreiben und in den Himmel zu loben, doch im Grunde möchte ich nur eins sagen, lest dieses Buch. Es hat so eine wunderschöne Mischung aus verschiedensten Emotionen, ist wahnsinnig tiefsinnig und doch lockerleicht zu lesen.
Das Ende gefällt mir so gut und es entlässt mich mit einem angenehmen Gefühlsmix.

Fazit:
Ein tolles Buch, dass seinen Zauber beim Lesen entfaltet und nachdem Lesen noch lange nachwirkt. Vollste Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 02.02.2023

Ein beschaulicher Krimi

Der Tote von Wiltshire - Lockyer & Broad ermitteln
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„Der Tote von Wiltshire“ hat es mir am Anfang nicht leicht gemacht. Ich komme nur behäbig in die Geschichte, da Katherine Webb sehr ausführlich in ihren Beschreibungen ist und dabei vieles andeutet, aber ...

„Der Tote von Wiltshire“ hat es mir am Anfang nicht leicht gemacht. Ich komme nur behäbig in die Geschichte, da Katherine Webb sehr ausführlich in ihren Beschreibungen ist und dabei vieles andeutet, aber nur weniges genauer erklärt. Zudem sind die Kapitel recht lang, was immer ein Problem für mich ist. Zu Beginn markieren die Kapitel einzelne Tage, an denen die Ereignisse geschehen, später verwischt die Grenze und so umfassen manchmal mehrere Kapitel einen gelebten Tag.

Dreh- und Angelpunkt von „Der Tote von Wiltshire“ ist Detektive Inspector Matthew Lockyer, der personale Erzähler, beleuchtet nur die Perspektive dieses bodenständigen Einzelgängers, der recht introvertiert erscheint und trotz Schicksalsschläge zu keinem ungehobelten Ermittler mutiert ist. Stattdessen arbeitet er gut mit seiner Kollegin Gemma Broad zusammen. Als Team gefallen sie mir, auch wenn Gemma noch recht schweigsam wirkt. Ihr Fleiß und ihre Unterstützung jedoch sind unglaublich hoch, was ich total mag. Denn Lockyer ermittelt in einem Fall, der vor vierzehn Jahren als gelöst abgeschlossen wurde. Doch Zweifel nagen seit Jahren an Lockyer, denn durch ihn wurde damals Hedy Lambert als Mörderin eines Mannes verurteilt, der in einer Scheune im Schlaf erstochen wurde. Nun gibt es eine neue Entwicklung und Lockyer ergreift die Chance, noch einmal prüfen zu können, ob er damals tatsächlich die wahre Täterin erwischt hatte oder eine Unschuldige ins Gefängnis schickte.

Katherine Webb holt weit mit den Erzählungen aus, lässt viele Details von der Umgebung, der Kleidung und den verschiedenen Eigenheiten der Persönlichkeiten einfließen. Zudem arbeitet sie mit zwei Zeitebenen.
In der Gegenwart, die im Jahr 2019 spielt, erfahre ich alles zu der aktuellen Ermittlungsarbeit zum Fall des ermordeten Mannes in der Scheune.
In die Vergangenheit tauche ich dank Lockyers Erinnerungen und damaliger Verhörprotokolle ab, allerdings liegt hier der Fokus auf der damals einzigen Tatverdächtigen Hedy Lambert. So streut Katherine Webb immer wieder Zweifel bei mir ein, ist Hedy nun Täterin oder Opfer? Bis zum Schluss bin ich mir dessen nie zu Hundertprozent sicher.
In „Der Tote von Wiltshire“ legt die Autorin viele lose Handlungsfäden aus. Das erzeugt unterschwellig Spannung, lässt aber den Kriminalroman beschaulich wirken. So kann ich mich voll und ganz auf die Ereignisse einlassen, mich von ihnen treiben lassen.

Die Spannung baut sich langsam, dafür aber nachhaltig auf. Im Verlauf wird es immer interessanter und mir beginnt das ausgeklügelte Detektivspiel Freude zu bereiten. Es ist packend mitzuerleben, wie neue Erkenntnisse auftauchen und sich daraus ein weitaus komplexeres Rätsel ergibt, als zu Beginn gedacht. Dadurch generiert Katherine Webb viele Möglichkeiten und ich entwickle eigene Theorien, was damals wirklich geschah und was der Auslöser gewesen sein könnte.
Es ist superinteressant mitzuerleben, welche langfristigen Folgen für alle Beteiligten ein Mord nach sich zieht und wie das eigene Leben dadurch beeinflusst wird.
„Der Tote von Wiltshire“ hat ein wirklich stimmungsvolles Setting, welches zwar braucht, bis es wirkt, doch mich dann einfach nicht mehr loslässt.

Die vielschichten Charaktere machen die Jagd nach der Wahrheit fesselnd. Bis zum Schluss tappe ich im Dunkeln, meine eigenen Theorien fallen wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Interessanterweise ist meine Vermutung richtig, habe aber eine falsche Person in Verdacht.
Im Grunde komme ich hinter jedes dieser ausgeklügelten Geheimnisse erst, nachdem mir Katherine Webb die passenden Puzzlestückchen serviert.

Auch das Ende gefällt mir. Es ist überraschend und lässt ein paar Fragen am Rande offen, die jedoch nichts mit dem Fall zu tun haben. Der Cold Case wird restlos aufgeklärt, was ich angenehm empfinde.
Das Ermittlerteam Lockyer und Broad ist klasse und ich bin auf den nächsten Fall der beiden gespannt.

Fazit:
Das Buch hat ein stimmungsvolles Setting, welches bei mir Zeit benötigte, bis es wirklich wirkte. Doch dann ließ mich der Krimi nicht mehr los und nahm mich mit in ein Labyrinth aus dunklen Geheimnissen, welche die Macht hatten, Leben zu zerstören.

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Veröffentlicht am 23.01.2023

Eher eine leichte Unterhaltung

Fake – Wer soll dir jetzt noch glauben?
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Das recht schlichte Cover gefällt mir gut. Es ist stimmig zum Inhalt, denn es dreht sich im Kern um die Frage, ob das, was wir lesen, Fakt oder doch eher Fake ist.
Der Einstieg beginnt mit häuslicher Gewalt ...

Das recht schlichte Cover gefällt mir gut. Es ist stimmig zum Inhalt, denn es dreht sich im Kern um die Frage, ob das, was wir lesen, Fakt oder doch eher Fake ist.
Der Einstieg beginnt mit häuslicher Gewalt und ist ziemlich intensiv beschrieben. Ich spüre sofort einen Knoten im Bauch und finde die Szenerie wahrlich erschreckend. Wie der Prolog jedoch zu den kommenden Ereignissen passt, wird lange Zeit ein Mysterium für mich bleiben. Er sorgt zwar für Spekulationen auf meiner Seite, aber im Verlauf verliere ich ihn beinahe aus den Augen.

Der Schreibstil ist einfach, dafür prägnant und ermöglicht mir ein flottes Lesen. Ich komme ziemlich schnell voran, doch die Spannung entwickelt sich nicht mit. Sie bleibt eher moderat bis bedeckt und anfangs hege ich die Hoffnung, dass es an der Einführung der Geschichte liegt.
Der Kniff mit der Erzählperspektive gefällt mir, denn ich lerne die Hauptfigur Patrick kennen, der gleichzeitig als Ich- und personaler Erzähler fungiert. Diese interessante Mixtur sorgt dafür, dass ich auf das Kommende neugierig gemacht werde, auf der anderen Seite aber nur alles aus Patricks Sicht erfahre. Das nötigt mich, ihm zu vertrauen. Denn ich erfahre nur, was er denkt, fühlt und erlebt. Schon hier kann ich nicht entscheiden, was ist echt und was gelogen?

Patrick selbst ist eine Figur, mit der ich kaum warm werde. Seine Naivität und sein Verhalten, während sich die Verdachtsmomente gegen ihn häufen, sind so unverständlich, dass ich oft einfach nur den Kopf schütteln muss. Auf der anderen Seite ist seine Verzweiflung darüber, dass ihn immer weniger Menschen glauben berührend. Nur handelt er meist nicht danach, was es wieder schwer greifbar für mich macht.

Ein Logikfehler reißt mich kurzzeitig aus der Handlung, sodass ich mich erst wieder sammeln muss. Doch ich finde nicht so recht in die Story rein, denn viele Entwicklungen bei „Fake“ sind vorhersehbar für mich und dämpfen die ohnehin schon recht magere Spannung erheblich. An sich ist die Unterhaltung gut, aber das Gelesene tangiert mich nicht und ich fühle mich mehr als entfernte Betrachterin, statt mitten dabei zu sein.

Die Dynamik von „Fake“ ändert sich erst im letzten Drittel, als ein neues Erzählelement hinzukommt. Nun ist es möglich, einen größeren Überblick zu erhalten. Das belebt „Fake“ und ich habe keine Idee, wie der Autor diese doch recht verzwickte Situation logisch auflösen möchte.
Das Ende ist überraschend, reißt mich aber leider nicht vom Hocker. Erwartet hatte ich ein feines Psychospiel mit vielen Thriller-Elementen, bekommen habe ich aus meiner Sicht lediglich einen Unterhaltungsroman. „Fake“ ist eine nette Geschichte, mehr nicht. Zum Fan von Arno Strobels Werken macht mich das Buch leider nicht, aber ich werde einem anderen Werk von ihm noch eine Chance geben.

Fazit:
„Fake“ ist für mich eine solide Geschichte, die mit einer spannenden Thematik hätte mehr Angst bei mir schüren dürfen. So hatte ich aber eher eine leichte Unterhaltung, die jedoch interessant zu lesen war.

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Veröffentlicht am 10.01.2023

Insgesamt ein toller Start in die Trilogie

Demon Horde MC Teil 1: Enforcer's Price
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Mir gefällt der Einstieg in die Geschichte. Kurz, laut und bedrohlich wird erzählt, warum Kristas Leben so schwierig ist. Dazu hilft ungemein die Ich-Perspektive, da Krista und Colt selbst von den Ereignissen, ...

Mir gefällt der Einstieg in die Geschichte. Kurz, laut und bedrohlich wird erzählt, warum Kristas Leben so schwierig ist. Dazu hilft ungemein die Ich-Perspektive, da Krista und Colt selbst von den Ereignissen, ihren Gefühlen und den Gedanken, die sie umtreiben, erzählen. Das schafft sofort Nähe und sie sind mir beide auf Anhieb sympathisch.

Insgesamt finde ich die Hauptfiguren Krista und Colt sehr gut ausgearbeitet. Besonders mag in an Krista, dass sie keine klassische Heldin ist, sondern eine junge Mutter, die mit beiden Beinen fest im Leben steht und weiß, dass sie Opfer bringen muss, um sich und ihre Tochter zu versorgen. Dies kann sie aktuell aber nur, wenn sie nicht nur die Bardame eines Motorradclubs ist, sondern auch deren Freudenmädchen. Sarah Hawthorne geht dabei intensiv darauf ein, wie sich Krista dabei fühlt und das macht sie so nahbar und menschlich. Krista hat andere Pläne für ihr Leben und strebt einen seriösen Beruf an. Dafür lernt sie sogar auf dem zweiten Bildungsweg, um ihr Ziel erreichen zu können.
Colt ist aus einem ganz anderen Holz geschnitzt und ihn treiben ganz andere Dämonen um. Er ist in einem Motorradclub großgeworden und wollte immer nur eins, ein fester und wichtiger Bestandteil davon sein. Das ist in jeder seiner Fasern spürbar und das schlägt sich auch in seinem Verhalten nieder. Dennoch ist Colt ein warmherziger Mensch, der dennoch nicht frei von Doppelmoral ist und selbst am meisten Angst vor großen Gefühlen hat. Dadurch mutiert er leider gern zu einem Mistkerl und sein Verhalten treibt mich zur Rage.

Mit dieser doch so unterschiedlichen Mischung aus Verpflichtungen treffen die beiden Protagonisten aufeinander und die daraus entstehenden Missverständnisse sorgen für Vertrauensprobleme und schüren den emotionalen Schmerz. All dies transportiert die Autorin greifbar an mich, Schwierigkeiten habe ich jedoch mit der „Liebe auf den ersten Blick“ Tragik. Das fühlt sich leider zu Beginn ziemlich konstruiert an und die beiden wirken im Umgang miteinander steif und hölzern.
Das trübt mir ein bisschen die Lesefreude, denn ansonsten hat „Demon Horde MC Teil 1: Enforcer’s Price“ eine gute Storystruktur. Auch gelingt es der Autorin, einen glaubhaften Einblick in einen Motorradclub mit seinen Hierarchien und politischen Verpflichtungen zu gewähren.

Gelegentlich gibt es Wiederholungen in Gedankengängen, besonders bei Krista, die mich teilweise ermüden. Hier wäre es schön, wenn stattdessen manche Handlungsfäden auch zu Ende gesponnen werden würden. Denn so manches Mal fängt ein kleines Ereignis an, wird dann aber nicht bis zum Schluss ausgeführt. So fehlt mir manchmal ein Stück in dem doch recht stimmigen Gesamtbild.

Der Schreibstil ist angenehm und flott lesbar. Die erotischen Szenen sind schon beinah züchtig beschrieben und im Verhältnis zur Story recht zaghaft dosiert. Doch das passte an sich gut ins Konzept, da der Schwerpunkt eher auf dem Dilemma der Prostitution liegt und nicht romantisiert wird. Das macht „Demon Horde MC Teil 1: Enforcer’s Price“ schon zu etwas kleinem Besonderen und die Geschichte wirkt dadurch realistisch.

Das Beste an „Demon Horde MC Teil 1: Enforcer’s Price“ ist für mich, dass ich mir einfach zu keinem Augenblick so recht vorstellen konnte, wie es Sarah Hawthorne gelingen wird, ein akzeptables Ende zu entwerfen. Immer wieder nimmt alles überraschende Wendungen, das Verhalten der einzelnen Figuren bleibt größtenteils unvorhersehbar. Lediglich bei der Gefahr, die sich langsam aufbaut und in einem packenden Finale entlädt, hatte ich eine leise Ahnung, wie es sich auflösen würde.

Fazit:
Insgesamt ein toller Start in die Trilogie, wenngleich meine Erwartungen sich nicht voll erfüllt haben. Gerade bei einem Liebesroman sollte dieses Gefühl echt transportiert werden und sich nicht wie aufgewärmt anfühlen. Doch insgesamt konnte mich das Buch gut unterhalten und ich freue mich auf den zweiten Band.

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