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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein gut lesbares und interessantes Drama

Miß Sara Sampson
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Die junge und tugendhafte Sara Sampson lässt sich vom lasterhaften Mellefont verführen und verlässt für ihn ihren Vater. Doch Mellefont verliebt sich in sie und alles sieht nach einem Happy End aus. Wäre ...

Die junge und tugendhafte Sara Sampson lässt sich vom lasterhaften Mellefont verführen und verlässt für ihn ihren Vater. Doch Mellefont verliebt sich in sie und alles sieht nach einem Happy End aus. Wäre da nicht die ehemalige Geliebte des Mellefont, die böse Marwood...

Lessing ist meiner Meinung nach ein Autor, der gut lesbare Dramen schreibt, die auch vom Inhalt interessant sind. Auch bie "Miss Sara Sampson" ist dies wieder der Fall. Sein Inhalt kan auch auf unsere Zeit übertragen werden, so geht es hier um Tugendhaftigkeit, Liebe, Vergebung und Rache. Das fast schon shakespeareske Ende ist berührend.

Tatsächlich liest sich das Drama wie ein spannender Roman, die Gattungszuordnung "bürgerliches Trauerspiel" impliziert zwar das negative Ende, doch ahnt man lange nicht, wie es genau aussehen wird.

Ein netter Text, der sich auch für den schulischen Diskurs eignet und nette Unterhaltung bietet. Trotz allem bleibt es jedoch ein klassisches Drama, das von seinem Plot nicht mit moderner Literatur verglichen werden kann.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine Lebensabschnitts-Biographie

Tumult
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Hans Magnus Enzensberger, einer der wichtigsten und weltweit bekanntesten deutschen Intellektuellen, findet im Keller alte Dokumente und beginnt, sich mit der Vergangenheit auseinaderzusetzen. Entstanden ...

Hans Magnus Enzensberger, einer der wichtigsten und weltweit bekanntesten deutschen Intellektuellen, findet im Keller alte Dokumente und beginnt, sich mit der Vergangenheit auseinaderzusetzen. Entstanden ist dadurch eine Lebensabschnitts-Biographie der 60er und 70er-Jahre. Hier erlebt Enzensberger einiges, er ist bei Chruschtschow in Russland, erlebt live die Cuba-Revolution, lernt seine russische Frau Mascha kennen und kennt auch sonst viele wichtige Menschen...

Wer sich für Politik und Weltgeschehen der 60er- und 70er- Jahre interessiert, wird hier ganz auf seine Kosten kommen, denn Enzensberger hat alles miterlebt und reflektiert vieles davon, auch sehr selbstkritisch. Der Erzählstil ist manchmal etwas langweilig, dann wieder spannend zu lesen, Biographie eben...Gespickt ist der Text mit Gedichten, die er zur entsprechenden Zeit und zum entsprechenden Thema verfasste, hauptsächlich beruht der Text aber auf alten Tagebuchaufschrieben.

Was mich gestört hat, vielleicht auch etwas belustigt und ungläubig, ist dass Enzensberger scheinbar überll seine Finger im Spiel hatte und alle Menschen kannte. Ein bisschen hat es mich an "Der Hundertjährige der aus dem Fenster stieg und verschwand" erinnert. Auf mich wirkte das etwas unauthentisch...

Zusammenfassend ein wichtiger Text der deutschen intellektuellen Kulturlandschaft, für Politikinteressierte und Zeitgeschehens-Interessierte sicherlich spannend und lesenswert.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Leider nicht von der typischen Picoult-Qualität

Schuldig
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Trixie ist ein Papa-Kind schlechthin! Ihr Vater Daniel liebt sie abgöttisch und zeichnet Comics, durch die seine Liebe deutlich wird. Die Mutter Laura arbeitet an einer Universität. Die drei scheinen eine ...

Trixie ist ein Papa-Kind schlechthin! Ihr Vater Daniel liebt sie abgöttisch und zeichnet Comics, durch die seine Liebe deutlich wird. Die Mutter Laura arbeitet an einer Universität. Die drei scheinen eine glückliche Familie zu sein - bis Trixie von ihrem Freund missbraucht wird. Das Glück der Familie steht spätestens dann auf dem Prüfstand, als der Junge kurze Zeit darauf unter misteriösen Umständen ums Leben kommt. Trixie flieht nach Alaska und ihr Vater setzt alles daran, sie zurückzuholen. Doch er hat ein Geheimnis, das er erst einmal seiner Frau Laura beichten muss...

Ich bin ein riesiger Fan von Jodi Picoult. Ihr Schreibstil und ihre Art, Themen anzusprechen und zu thematisieren, über die die Welt sonst schweigt, sucht meiner Meinung nach ihresgleichen. Leider war ich von diesem Buch aber enttäuscht! Die Thematik fand ich recht mainstream, ganz unüblich für die Autorin.

Die Personen sind trotz allem umfassend gezeichnet, trotzdem kommen sie in der Geschichte meiner Meinung nach nicht richtig zum Tragen. Auch ihr Schreibstil wirkt hier eher nicht so fesselnd...

Was ich ganz nett finde und was ein Beweis für Picoults umfassende (Recherche-) Arbeit ist, die sie in ihre Bücher steckt, sind die Comic-Einlagen im Buch. Sie sind der Ausdruck unglaublicher Liebe Daniels für Trixie.

Zusammenfassend leider nicht Jodi Picoults gelungenstes Werk. Da der Handlung der gewisse Pfiff fehlt, können auch die restlichen Elemente das Buch nicht retten. Schade...

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Meisterwerk der deutschen Kinder- und Jugendliteratur!

Tintenwelt 1. Tintenherz
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"Die Dunkelheit war blass vom Regen und der Fremde war kaum mehr als ein Schatten. Nur sein Gesicht leuchtete zu Meggie herüber. Das Haar klebte ihm auf der nassen Stirn. Der Regen triefte auf ihn herab, ...

"Die Dunkelheit war blass vom Regen und der Fremde war kaum mehr als ein Schatten. Nur sein Gesicht leuchtete zu Meggie herüber. Das Haar klebte ihm auf der nassen Stirn. Der Regen triefte auf ihn herab, aber er beachtete ihn nicht. Reglos stand er da, die Arme um die Brust geschlungen, als wollte er sich wenigstens auf diese Weise wärmen. So starrte er zu ihrem Haus herüber."
Mit diesem Fremden vor dem Haus von Meggie und ihrem Vater Mo ändert sich ihr komplettes Leben. Mo nimmt Meggie mit zu ihrer Tante Elinor, auf der Flucht vor einem Mann namens Capricorn. Mit ihnen reist eben jener Fremde, der in dieser Nacht vor ihrem Haus wartete: Staubfinger. Der Grund für die überstürzte Flucht ist ein Buch, das Meggies Vater vor langer Zeit gelesen hat und das er nun um jeden Preis verstecken muss...

Dieses Buch ist ein wahrer Schatz der deutschen Kinder- und Jugendliteratur! Cornelia Funke schafft damit ein Meisterwerk. Von der ersten Seite an ist der Leser gefangen in Meggies Welt und vor allem als Vielleser fühlt, leidet und freut man sich mit Meggie. Cornelia Funkes Sprache ist so bildlich, dass das Geschehen und die Figuren fast greifbar wirken.

Die Geschichte ist von großer Originalität. Und wer hat sich nicht schon einmal gewünscht, die wirkliche Welt hinter sich zu lassen und hinter den Seiten einer Buchwelt zu versinken. So mancher Leser hat nach der Lektüre sicherlich sein Lieblingsbuch herausgeholt und es laut vorgelesen, um nach sich nach dem Verstummen umzusehen und verlegen in sich hinein zu schmunzeln...

Vor allem die Figuren sind Cornelia Funke außerordentlich gut gelungen! Ständig wandeln sie sich und müssen sich neu entscheiden, keinesfalls flach sind sie, immer verändern sie sich. Sie sind nicht vorhersehbar, immer wieder wird man von ihnen überrascht.

Fazit: Ein Meisterwerk der deutschen Kinder- und Jugendliteratur, das es wie kein anderes Buch möglich macht, sich in die Geschichte hineinzuträumen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Abschiedsbrief der besonderen Art - Regt zum Nachdenken an

Tote Mädchen lügen nicht
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"Ich hoffe, ihr seid bereit, denn ich will euch die Geschichte meines Lebens erzählen. Genauer gesagt, warum mein Leben ein Ende fand. Und wenn ihr diese Kassetten hört, dass seid ihr einer der Gründe ...

"Ich hoffe, ihr seid bereit, denn ich will euch die Geschichte meines Lebens erzählen. Genauer gesagt, warum mein Leben ein Ende fand. Und wenn ihr diese Kassetten hört, dass seid ihr einer der Gründe dafür." Als Clay eines Tages von der Schule nach Hause kommt, findet er ein Päckchen mit 13 Kassetten. Er legt die erste Kassette in einen alten Walkman und hört Hannah Bakers Stimme. Hannah hat sich vor zwei Wochen umgebracht - und auf diesen Kassetten nennt sie 13 Personen, die alle dazu beigetragen haben...

"Tote Mädchen lügen nicht" habe ich vor einigen Jahren einmal von einer Freundin ausgeliehen. Vor kurzem lief es mir auf einem Flohmarkt über den Weg und ich las es noch einmal. Ich muss sagen, dass dieses Buch seine Faszination nicht verloren hat! Als Teenie war dieses Buch fesselnd und nun ist es immer noch spannend. Erneut konnte ich mich in seinen Bann ziehen lassen.

Der Schreibstil ist unglaublich fesselnd! Die Geschichte spielt in Clays Gegenwart, die durchbrochen wird vom Hören der Geschichte auf den Kassetten. Clays Gefühle sind dabei völlig schonungslos, dabei aber ohne Kitsch geschildert. Und auch wenn Hannahs Art des Abschiedsbrief eine leicht kitschige Nuance hat, trieft sie doch nicht davon. Auch bleibt ihr Erzählen stets sachlich und fast emotionslos.

Der Roman zeigt wunderbar das schwierige Leben einer Teenagerin, mit welchen Problemen sie zu kämpfen hat. Und es zeigt auch, wie viele Faktoren zusammenwirken können, sodass ein solches Drama entstehen kann. Selten ist es nur einer, der Schuld ist, meist sind es eben viele kleine Dinge, über die man sich selbst vielleicht gar nicht bewusst ist. Das Buch wäre meiner Meinung sehr passend für den Stundenplan einer Mittelstufe.

Zusammenfassend ein eindrücklicher und bewegender Text, der zum Nachdenken anregt. Er hat zwar einen Hauch Kitsch, der aber angesichts der Geschichte und der Art des Erzählens überhaupt nicht fehl am Platz ist! EIn Jugendbuch, das nicht nur für Jugendliche zu empfehlen ist.