keine leichte Kost
Eine allgemeine Theorie des VergessensNormalerweise zitiere ich in meinen Rezensionen nicht nochmal den Text des Buchrückens, hier erscheint es mir aber sinnvoll:
"Es ist eine fantastische und doch ganz und gar wahre Geschichte: Am Vorabend ...
Normalerweise zitiere ich in meinen Rezensionen nicht nochmal den Text des Buchrückens, hier erscheint es mir aber sinnvoll:
"Es ist eine fantastische und doch ganz und gar wahre Geschichte: Am Vorabend der angolanischen Revolution mauert sich Ludovica, nachdem sie einen Einbrecher in Notwehr erschossen und auf der Dachterrasse begraben hat, für dreißig Jahre in ihrer Wohnung in einem Hochhaus in Luanda ein. Sie lebt von Gemüse, gefangenen Tauben und von einer Hühnerzucht, die sie auf der Dachterrasse wie durch Zauber beginnt, und bekritzelt die Wände in ihrer ausgedehnten Wohnung mit Tagebuchnotaten und Gedichten. Allmählich setzt sich aus Stimmen, Radioschnipseln und flüchtigen Eindrücken zusammen, was im Land geschieht. In den Jahrzehnten, die Ludovica verborgen verbringt, kreuzen sich die Wege von Opfern und Tätern, den Beteiligten an der Revolution, ihren Profiteuren und Feinden. Bis sie alle eines Tages erneut vor der Mauer in dem wieder glanzvollen Apartmenthaus stehen. José Eduardo Agualusa hat mit seinem wunderbaren, dicht und spannend gewobenen Roman, der das Fantastische der Wirklichkeit und eine Art höhere Gerechtigkeit beschwört, unvergessliche Szenen geschaffen, tragisch, komisch, grotesk. Dieser Roman feiert die Kunst des Erzählens selbst."
Meiner Meinung nach suggeriert dieser Text, man würde eine Geschichte Rund um Ludovica lesen, Also eine Geschichte darüber, dass sich eine Frau 30 Jahre lang isoliert, wie es ihr dabei ergeht und vielleicht wie sie Probleme meistert, die in dieser Zeit auftreten.
Tatsächlich ist das aber nur ein kleiner Teil vom Inhalt dieses Buches.
J.E. Agualusa erzählt von verschiedenen Personen, die unterschiedliche Schicksale während der Revolution erleiden. Dabei stehen einige auf verschiedenen Seiten oder haben verschiedene Interessen. Agualusa schafft es jedoch durch eine sehr intelligente Erzählstruktur, dass am Ende alle Schicksale irgendwie miteinander verknüpft sind, und auch alle in irgendeiner Weise etwas mit Ludovica zu tun haben. Das macht meiner Meinung nach den Charme den Buches aus.
Mir persönlich war der Erzählstil insgesamt jedoch zu anstrengend. Die Geschichte ist sehr dicht gepackt und wenn man nicht genau aufpasst und alle Personen und Namen gut auf dem Schirm hat entgeht einem viel von dem Buch.
Auch der Humor, der oft anklingt ist großartig, aber auch oft unterschwellig.
Mir hat geholfen das Buch in einer Leserunde zu lesen, in der man gemeinsam das Gelesene Rekapitulieren konnte. Ich glaube ich hätte sonst die Freude an dem Buch vielleicht verloren.
Ich würde sagen, es lohnt sich das Buch zu lesen, allerdings sollte man sich viel Zeit dafür nehmen, denn obwohl das Buch mit seinen nicht einmal 200 Seiten eher ein Büchlein ist, könnte man den Inhalt, etwas umgeschrieben sicherlich auch auf drei mal so vielen Seiten verteilen!
Ich habe lange geschwankt, ob das Buch 3 oder 4 Sterne verdient, hier sind es deshalb 3 1/2 geworden. Wie Agualusa es schafft die verschiedenen Personen miteinander verknüpft ist ganz große Kunst, aber der Erzählstil war mir persönlich einfach zu anstrengend.