Klamaukige Dystopie
QualityLandDeutschland in nicht allzu ferner Zukunft: im mittlerweile zu „QualityLand“ umbenannten Staat wurden alle Bereiche des täglichen Lebens optimiert. Jeder noch so kleine Gedanke oder Handgriff wird von Maschinen ...
Deutschland in nicht allzu ferner Zukunft: im mittlerweile zu „QualityLand“ umbenannten Staat wurden alle Bereiche des täglichen Lebens optimiert. Jeder noch so kleine Gedanke oder Handgriff wird von Maschinen übernommen. Maschinenverschrotter Peter führt ein recht unspektakuläres Leben in QualityCity, bis passiert, was nicht passieren dürfte: eine Drohne liefert ihm ein unerwünschtes Produkt von The Shop, und das, obwohl der beliebteste Versandhändler doch ganz genau weiß, was der Kunde will- besser als dieser selbst!
Umgeben von lauter Kling-Fans habe ich trotz wärmster Empfehlungen bisher keinen der Känguru-Romane gelesen, doch meine Erwartungshaltung war dadurch natürlich riesig.
Auch, aber nicht nur vor diesem Hintergrund konnte mich der Roman leider nicht packen.
Zunächst bereitete der Schreibstil mir kleinere Probleme. Kurze, abgehackte Sätze im Präsens fand ich für einen Roman eher unpassend; es kam mir streckenweise vor, als hätte Kling hier für seine Hörbuch-Fans und nicht für den Leser geschrieben.
Über den Humor lässt sich wohl streiten. Meiner wurde nicht ganz getroffen. Stellenweise wurde ich wirklich gut unterhalten, manche Stellen hingegen waren für mein Empfinden eher bemüht und ein bisschen platt. Vielleicht wäre weniger mehr gewesen.
Ebenfalls habe ich mich an den häufigen Erklärungen gestört. Natürlich ist Peter ziemlich unbedarft, und so kann man ihm – und, oh, wie praktisch, auch dem Leser! – alles Mögliche erläutern. Meist geschieht das auf eine unterhaltsame Art und Weise, dennoch war ich etwas pikiert, wie wenig Kling seinen Lesern manchmal zutraut. Auch mir war nicht alles bekannt, so habe ich mich gefreut, ein paar Dinge dazuzulernen, doch manche Ausführungen wären in meinen Augen nicht nötig gewesen. Immerhin merkt man, dass der Autor großes Interesse mitbringt und sich ausführlich belesen hat.
Der Autor bringt viele gute Ideen zusammen und steuert auch selbst einige interessante Überlegungen bei, doch für sich genommen erfahren wir hier wenig Neues. Wer ein wenig technik- und internetaffin ist, kennt die grundsätzlichen Probleme um Filterblasen, Echokammern, Datenkraken, gläserne Bürger und ähnliche Schattenseiten des modernen Lebens. Immerhin werden diese Aspekte konsequent weitergedacht und taugen doch für ein paar Lacher. Ebenfalls positiv aufgefallen sind mir die zahlreichen Anspielungen und Details, die der Autor gern einstreut.
Gefallen hat mir die Aufmachung des Romans und die Idee, zwei verschiedene Versionen mit unterschiedlichen Zwischenseiten (Werbung und Alltägliches aus QualityLand) herauszugeben.
Wenn man sich keinen bitterbösen, subtilen, augenöffnenden Roman erhofft, sondern auch mit stellenweise klamaukiger, netter Unterhaltung klarkommt, sicher keine schlechte Wahl.
Ein spärlicherer Gebrauch des Zeigefingers wäre für meinen Geschmack aber angenehmer gewesen. Ich persönlich habe aus dieser dystopischen Satire daher nicht viel Nachdenkenswertes mitgenommen, aber immerhin war es eine kurzweilige und im Großen und Ganzen witzige Lektüre.