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Veröffentlicht am 30.01.2021

Verwirrspiel

Darling Rose Gold
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Beinahe hätte ich dieses Buch verpasst, weil mich Titel und Cover so sehr an einen Liebesroman erinnert haben. Beim Lesen des Klappentexts wurde mir dann klar, dass der Roman in eine ganz andere Richtung ...

Beinahe hätte ich dieses Buch verpasst, weil mich Titel und Cover so sehr an einen Liebesroman erinnert haben. Beim Lesen des Klappentexts wurde mir dann klar, dass der Roman in eine ganz andere Richtung geht. Die Beschreibung hat mich an einen realen Kriminalfall erinnert, von dem ich vor Jahren gehört hatte und ich bin neugierig geworden. Es geht im Buch um Rose Gold, deren Mutter Patty gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde und die jetzt bei ihr einzieht. Verurteilt wurde sie wegen schwerer Kindesmisshandlung an ihrer Tochter und dass hauptsächlich, da Rose Gold gegen sie ausgesagt hat im Prozess.
In den Kapiteln wechseln sich Rose Gold und Patty ab; mal bekommt man die Geschichte aus Sicht der Mutter, mal aus Sicht der Tochter erzählt. Patty macht den Anfang und wirkt ganz schön überheblich und weltfremd im ersten Kapitel. Da war ich mir noch nicht ganz sicher, ob mir der Ton des Romans gefällt. Schnell stellt sich aber heraus, dass beide Erzähler (potentiell) unzuverlässig sind; man weiß nicht, wem man was glauben kann.
Der Roman lässt sich gut lesen, da ich unbedingt wissen wollte, wer denn nun Recht hat, habe ich ihn in zwei Tagen durchgelesen. Das Buch bleibt bis zum Ende spannend und gegen Ende gibt es auch noch ein paar Überraschungen. Ein kleines bisschen mehr sprachliche Raffinesse und ein komplexerer Plot wären noch drin gewesen meiner Meinung nach, aber das ist Jammern auf hohem Niveau, denn der Roman ist wirklich gut und unterhaltsam. Da es der Debütroman (und die Masterarbeit) der Autorin ist, bin ich gespannt, was man in Zukunft noch von ihr lesen wird. Übrigens ist das der erste Roman, bei dem ich die Danksagung am Ende interessant fand. Alles in allem vier Sterne.

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Veröffentlicht am 28.01.2021

Ein Jahr in Kamtschatka

Das Verschwinden der Erde
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Das Verschwinden zweier kleiner Mädchen mitten am Tag in Kamtschatka steht am Anfang des Buches. Die Frage danach, was aus ihnen geworden ist, wird immer wieder aufgegriffen aber erst am Ende des Buches ...

Das Verschwinden zweier kleiner Mädchen mitten am Tag in Kamtschatka steht am Anfang des Buches. Die Frage danach, was aus ihnen geworden ist, wird immer wieder aufgegriffen aber erst am Ende des Buches aufgelöst. Ich bin leicht in die Geschichte rein gekommen und konnte mir trotz der (für mich) fremden Szenerie von Kamtschatka direkt ein Bild von der Hauptstadt Petropawlowsk-Kamtschatski machen. Aber das erste Kapitel war zu kurz um einen wirkliche Verbindung zu den beiden verschwundenen Schwestern aufzubauen und im nächsten Kapitel geht es schon um ganz andere Menschen. Und immer so weiter. Das Buch ist in Abschnitte aufgeteilt, die Monatbezeichnungen haben; also gibt es für jeden Monat eines Jahres einen eigenen Abschnitt. In jedem Abschnitt geht es um andere Bewohner von Kamtschatka mit ihren eigenen Problemen. Die beiden Kinder werden zwar in jedem Abschnitt erwähnt, spielen aber nur eine kleine Nebenrolle. Auch Figuren, die schon in vorherigen Abschnitten als Hauptperson eingeführt wurden, kommen immer mal wieder in den nachfolgenden Abschnitten vor. Das ist ganz interessant, da man diese Personen dann aus anderer Perspektive wahrnehmen kann und sich ein umfassenderes Bild von ihnen macht.
Zwei Dinge haben mich aber an dem Buch gestört. Erstens, dass ich den „literarischen Thriller“, wie es auf dem Klappentext heißt, nicht als solchen gesehen haben. Zwar steht das Verschwinden der Mädchen im Mittelpunkt des Buches, bei mir hat sich aber in keinster Weise Spannung aufgebaut. Man hat von Anfang an so viele Anhaltspunkte, dass die Möglichkeiten, was denn konkret passiert sein könnte, sehr begrenzt sind und mich in den Details nicht Besonders interessieren. Es gibt kein Rätsel, das zu lösen ist. Und zweitens haben mir die einzelnen Abschnitte nicht gut gefallen. Die meisten verlaufen nach einem ähnlichen Muster und obwohl sich die Protagonistinnen unterscheiden (denn es stehen immer Frauen im Mittelpunkt), machen sie fast alle die selben Fehler und lassen sich von ihren Männern/ Freunden/ Familien unterdrücken und klein halten und finden das gegen Ende meistens auch noch richtig. Das kann man einmal lesen, aber nicht ein ganzes Buch über, das ist ermüdend.
Ich hatte lange darauf gewartet, dass da noch mehr kommt, dass die einzelnen Protagonisten wieder auftauchen, dass man eine stärkere Verknüpfung hat. Spätestens ab der Hälfte des Buches war es für mich langweilig und ich war froh, es dann irgendwann beenden zu können. Auch die Auflösung hat mich nicht überrascht.
Gut gefallen haben mir die „Extras“ im Buch: eine Karte von Kamtschatka, um die Schauplätze besser verorten zu können, eine Übersicht der Hauptfiguren, denn das wird irgendwann richtig verwirrend und ein Interview mit der Autorin. Auch wenn die einzelnen Abschnitte des Buches gut zu lesen sind habe ich jeden Abschnitt mit einem unbefriedigenden Gefühl beendet. Die Autorin schafft es meiner Meinung nach nicht, die Figuren ausreichend zu beschreiben und letztlich bleibt bei mir als Leser ein Bild von Kamtschatka zurück, dass nicht besonders schmeichelhaft ist, mich aber auch nicht wirklich beschäftigt. Der Roman hätte aus meiner Sicht wesentlich mehr Potenzial gehabt, so kann ich aber leider nur zwei Sterne geben. Ich habe sehr viel mehr und auch einfach etwas ganz anderes erwartet und finde nicht, dass Klappentext und Buch zueinander passen. Aber selbst wenn man das außer Acht lässt, kann mich auch der Roman an sich nicht mitreißen.

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Veröffentlicht am 25.01.2021

Witziges Geschenkbuch

Nimm das Leben leicht!
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Dieses kleine Büchlein ist eine Mischung aus Zitatensammlung und Bildern, die von lustigen kleinen Illustrationen begleitet werden. Man sieht etwa Buntstifte, von denen kleine Farbschnipsel nach unten ...

Dieses kleine Büchlein ist eine Mischung aus Zitatensammlung und Bildern, die von lustigen kleinen Illustrationen begleitet werden. Man sieht etwa Buntstifte, von denen kleine Farbschnipsel nach unten fallen und ein kleines (nicht erfreut schauendes) Männchen, das nun alles zusammenkehren muss. Manchmal sind die Bilder aber nur ein bisschen verändert: eine Wassermelone wird zum Wal, Blütenblätter zum Badmintonball. Ich bin ehrlich: die Zitate hätte ich nicht gebraucht. Die meisten kennt man schon, die anderen muss man nicht unbedingt kennen. Aber die Illustrationen haben einen besonderen Charme, mich haben sie auch öfter zum schmunzeln und ein paar Mal auch wirklich zum Lachen gebracht. Nicht nur, weil sie witzig und schön gezeichnet sind, sondern auch, weil ganz oft unerwartetes geschieht. Das öffnet einem die Augen für neue Perspektiven. Das Büchlein ist gut zum Verschenken geeignet, die Illustrationen heben auf jeden Fall die Laune. Die „federleichte Poesie“, die auf dem Rückumschlag genannt wird fehlt mir zwar ein bisschen, aber insgesamt doch eine nette kleine Sammlung an Zitaten und Sprüchen. Das wirkliche Highlight des Buches sind aber definitiv die Bilder bzw. Illustrationen.

Veröffentlicht am 22.01.2021

Eine ganz besondere Verbindung

Ihr Königreich
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Roy und Carl, die Opgard-Jungen, sind ein eingeschworenes Bruderpaar. Carl kommt nach einer Zeit im Ausland zurück nach Norwegen, samt seiner Frau. Als verschworene Gemeinschaft wohnen sie auf ihrem einsam ...

Roy und Carl, die Opgard-Jungen, sind ein eingeschworenes Bruderpaar. Carl kommt nach einer Zeit im Ausland zurück nach Norwegen, samt seiner Frau. Als verschworene Gemeinschaft wohnen sie auf ihrem einsam gelegenen Hof in Os. Carl ist mit großen Plänen für das Dorf zurückgekommen, Roy, der Ausgestoßene, ist zufrieden, wenn er seine Tankstelle betreiben kann. Die Vergangenheit der beiden Brüder dröselt sich im Laufe der Handlung auf; nicht immer chronologisch, aber man erfährt nach und nach alles, was man über ihre gemeinsame Vergangenheit wissen muss. Danach wendet sich die Handlung mehr in die Erzählgegenwart um gegen Ende noch einmal richtig Fahrt aufzunehmen.
Ich bin immer wieder auf das Buch gestoßen worden, da es in den Medien sehr präsent war. Jo Nesbø war mir natürlich ein Begriff, gelesen hatte ich aber noch keine Buch von ihm und wusste nicht genau, was mich erwartet. Aber der Titel und das Coverbild hatten mich neugierig gemacht. Ich war überrascht, dass es kein Krimi oder Thriller im klassischen Sinn ist. Es gibt zwar reichlich kriminelle Energie in dem Buch, aber da man eigentlich die meiste Zeit weiß, wer diese Taten wie durchführt, ist die Handlung aus kriminalistischer Sicht nicht besonders spannend. Trotzdem hat mir der Roman gut gefallen. Ich mochte Roy als Figur und Erzähler sehr gerne mit seinem besonderen Humor und auch die Beschreibungen von Land und Leuten in Norwegen haben mir gut gefallen. Roy und Carl haben eine ganz besondere Beziehung zueinander, wie sie wahrscheinlich nur Geschwister haben können. Es ist spannend zu sehen, welche Konflikte daraus entstehen Nach dem ersten Teil, als die Vergangenheit der Opgard-Jungen erzählt worden war, hat die Handlung für mich etwas nachgelassen, war aber trotzdem interessant und gegen Ende wird das Tempo noch einmal richtig angezogen. Das Ende kam für mich in der Art überraschend, aber ich finde es sehr passend für das Buch. Alles in allem ein etwas anderer Roman als ich ihn mir vorgestellt habe, aber sehr lesenswert.

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Veröffentlicht am 04.01.2021

Eine wahre Schatzgrube

Wonderlands
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Ich habe schon ein paar Bücher in dieser Art gelesen, aber das hier hat mir mit Abstand am Besten gefallen. Wonderlands präsentiert eine wunderbare Mischung der im weitesten Sinne fantastischen Literatur ...

Ich habe schon ein paar Bücher in dieser Art gelesen, aber das hier hat mir mit Abstand am Besten gefallen. Wonderlands präsentiert eine wunderbare Mischung der im weitesten Sinne fantastischen Literatur und genau das macht das Buch für mich aus. Es ist keine reine Aufzählung der Highlights der neusten Fantasyliteratur. Die kommt zwar auch vor (Harry Potter, Game of Thrones, Tribute von Panem etc. ), aber ich finde den Ansatz, in chronologischer Reihenfolge vorzugehen sehr charmant. Wonderlands beginnt daher bei den ganz alten Mythen (Gilgamesch-Epos, Odysee, Beowulf). Es ist natürlich nur ein grober Abriss über die Literaturgeschichte, die man hier bekommt und keineswegs vollständig, aber zum Schmökern ist das Buch fantastisch. Ich empfehle das Versinken in den fantastischen Welten sonntagnachmittags im warmen Wohnzimmer, wenn es draußen regnet. Im Ernst: obwohl ich schon immer gerne fantastische Literatur gelesen habe, sind mir einige der behandelten Texte vollkommen fremd gewesen (z.B. „Ihrland“ oder „Die Wasserkinder“). Daher fand ich es besonders spannend diese Texte kennen zu lernen. Natürlich bekommt man keine umfangreichen Textabschnitte zu den jeweiligen Büchern vorgesetzt. Das hätte ich auch nicht erwartet, im Gegenteil ich wäre enttäuscht gewesen, wären die Texte länger. Immerhin will ich mir, falls ich das Buch noch nicht kenne, eine Meinung dazu bilden, neugierig werden, aber keinesfalls den gesamten Inhalt präsentiert bekommen. Dann braucht man es ja nicht mehr zu lesen.
Fazit: Ein sehr schön gestaltetes und informatives Buch zum immer wieder in die Hand nehmen.