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Veröffentlicht am 11.06.2021

*Schöner Reihenauftakt, der Lust auf mehr macht*

Burning Bridges
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Inhalt:
Gerade erst musste sich Ella anhören, dass ihr Freund sie seit einer ganzen Weile mit einer ihrer Freundinnen betrogen hat. Nun erhält sie auch noch in ihrer Stammkneipe Hausverbot und wird von ...

Inhalt:
Gerade erst musste sich Ella anhören, dass ihr Freund sie seit einer ganzen Weile mit einer ihrer Freundinnen betrogen hat. Nun erhält sie auch noch in ihrer Stammkneipe Hausverbot und wird von einer Gruppe zwielichtiger Kerle bedrängt. Glücklicherweise taucht ein Fremder auf, der ihr aus der ungünstigen Situation hilft, allerdings ist der kurz darauf auch gleich wieder verschwunden. Das soll jedoch nicht das letzte Mal gewesen sein, dass sie diesen Mann gesehen hat, denn ihre Wege kreuzen sich erneut und dabei stellt Ella schnell fest, dass sein unter der Kapuze verstecktes Gesicht noch das kleinste seiner Geheimnisse ist.

Cover:
Die Covergestaltung besticht durch die ruhigen Erdtöne. Außerdem wirkt es fast so, als würde man auf einen Baum schauen, was eine unglaubliche Ruhe verströmt und meiner Ansicht hervorragend zu dem männlichen Protagonisten der Geschichte passt.

Meinung:
„Burning Bridges“ ist das erste Buch, das ich von Tami Fischer gelesen habe. Da bisherige Rezensionen, die ich dazu überflogen habe, durchaus recht unterschiedlich waren, war ich selbst gespannt, wie mir die Geschichte von Ella und Ches gefallen würde.
Die beiden Hauptfiguren treffen recht früh aufeinander, was mir persönlich selten gut gefällt und mich auch hier etwas gestört hat, allerdings hat das lediglich mit meiner Präferenz zu tun – zur Geschichte und deren Verlauf hat dies nämlich gut gepasst. Was mir aber tatsächlich ein Dorn im Auge war, war die Tatsache, dass Ella gerade aus einer Beziehung kommt, die sehr unschön geendet ist, und dann ziemlich schnell in die nächste schlittert. Zwar lässt sich das Leben und die Liebe nicht planen und manchmal geht es so schnell, allerdings fand ich das beim Lesen ein wenig problematisch. Auch die Naivität, die sie zwar selber wahrnimmt und reflektiert, die sie zu Beginn in Bezug auf Ches an den Tag legt, empfand ich leider als störend. Zumal hier wieder ein wenig das Bild vermittelt wird, dass das liebe Mädchen dem verschlossenen Badboy den Hintern retten muss, damit er wieder auf den richtigen Weg kommt. Dafür bleibt Ellas eigene Entwicklung leider auf der Strecke, zumindest konnte ich keine wirkliche Weiterentwicklung bei ihr beobachten.
Im Gegensatz dazu habe ich Ches‘ Entwicklung ins Positive als ziemlich angenehm und nachvollziehbar empfunden. Es hat zwar ein wenig gedauert, aber mit der Zeit wurde er offener und hat wieder begonnen zu vertrauen. Angesichts seiner recht negativen Erfahrungen in der Vergangenheit war es nur verständlich, dass das eine Weile gebraucht hat.
Besonders beeindruckt hat mich allerdings die Tatsache, dass Tami es geschafft hat, jeder ihrer Figuren eine ganz eigene Stimme zu geben. Es war immer klar, wer gerade etwas von sich gibt, ohne dass der Name erwähnt werden musste. Entsprechend hat sich auch für jeden Charakter ein eigenes Bild in meinem Kopf entwickelt – selbst bei jenen, die in dieser Geschichte nur kleinere Rollen zugesprochen bekommen haben.
Insgesamt ließ sich das Buch wirklich gut lesen, daher habe ich Ellas und Ches‘ Geschichte auch innerhalb von nur zwei Tagen förmlich inhaliert. Es ist ein absoluter Pageturner, was definitiv dem sehr angenehmen Schreibstil zuzuschreiben ist. Das Ende des Buches erschien mir zwar dann doch etwas unrealistisch und wirkte ein wenig so, als müsste unbedingt noch einmal Spannung erzeugt werden, allerdings ist die Geschichte insgesamt sehr schön zu lesen gewesen und hat neugierig auf die Folgebände gemacht.

Lieblingszitat:
„Hoffnung zerstört dich und lässt dich nur noch wünschen, dass deine Seele endlich bricht. Es ist wesentlich gesünder, der Wahrheit direkt ins Auge zu blicken. Sie ist hässlich, aber sie hält dich bei Verstand.“

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.06.2021

*Familiendrama und jede Menge Tabus*

Scandal Love
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Inhalt:
Von den vier HotHoles hat es nun auch Trent Rexroth erwischt, den schweigsamen, skrupellosen Mann dieser Vierergruppe. Denn obwohl sich eigentlich nur seine Tochter Luna in sein Herz stehlen konnte, ...

Inhalt:
Von den vier HotHoles hat es nun auch Trent Rexroth erwischt, den schweigsamen, skrupellosen Mann dieser Vierergruppe. Denn obwohl sich eigentlich nur seine Tochter Luna in sein Herz stehlen konnte, deren Mutter sie vor einigen Jahren verlassen hat, droht nun ausgerechnet die Tochter seines Konkurrenten ebenfalls ihren Weg in sein Leben zu finden. Und obwohl Trent sich geschworen hat, seine Hände von der gerade einmal 18-Jährigen Edie zu lassen, kann er nichts mehr gegen die Gefühle tun, die aufkommen, als sich ausgerechnet seine verschwiegene Tochter Edie gegenüber öffnet.

Meinung:
Zu Beginn sei gesagt, dass „Sinners of Saint – Scandal Love“ für mich nicht ganz mit seinen beiden Vorgängern mithalten konnte, ich aber dennoch größtenteils beim Lesen gut unterhalten wurde. Denn auch in dem dritten Band der Reihe um die vier HotHoles hat man wieder das bekommen, was man sich von L.J. Shen wünscht: Drama, Tabubrüche, toxische zwischenmenschliche Beziehungen und ein vulgärer Wortschatz – obwohl letzterer hier nicht ganz so stark vertreten war wie in den ersten beiden Bänden.
Auch die Protagonistin Edie mochte ich sehr gerne. Zwar hatte ich stellenweise das Gefühl, man hätte es mit einem pubertierenden Teenie zu tun, doch dann ist mir wieder eingefallen, dass sie ja tatsächlich erst 18 Jahre alt ist. Dementsprechend waren ihre teilweise doch recht impulsiven, unüberlegten Handlungen recht authentisch. Auch das Abhängigkeitsverhältnis zu ihrem Vater wurde sehr gut beschrieben, denn man darf bei allem nicht vergessen, dass er sie in vielen Punkten in der Hand hat.
Mit Trent als männlichem Part hatte ich allerdings so manches Mal meine Probleme. Denn zum einen wird er seiner Rolle als dem Schweigsamen der Runde nicht wirklich gerecht, sodass ich mich häufiger gefragt haben, wieso überhaupt er diesen Spitznamen erhalten hat. Meiner Auffassung nach hat er bei weitem mehr von sich gegeben, als es seiner eigenen Aussage nach hätte sein sollen, wenn er angeblich so verschlossen ist. Dahingehend erschien mir das alles ein wenig widersprüchlich. Zum anderen scheint es ihm das ein oder andere Mal an simplem Menschenverstand zu mangeln. Was man Edie aufgrund ihres Alters und der mangelnden Erfahrung noch nachsehen kann, erschien mir bei Trent wirklich störend und hat ihn in seiner Rolle als erfolgreichem Geschäftsmann an Authentizität einbüßen lassen.
Auch die Beziehung zwischen den beiden ist mir nicht ganz logisch erschienen, zumal ich die vermeintliche Spannung zwischen ihnen nicht wirklich wahrgenommen habe. Entsprechend haben mich auch die erotischen Szenen relativ kalt gelassen und mich nicht so begeistern können wie in „Vicious Love“ und „Twisted Love“. Genauso wenig Spannung wie in der Beziehung gab es stellenweise auch sonst in der Geschichte, sodass mich vieles bei Aufklärung dann auch nicht mehr überrascht hat. Ein paar Punkte gab es jedoch, die ich nicht vorhersehen konnte und die haben mir in ihrer Umsetzung auch wirklich gut gefallen.
Am liebsten waren mir in diesem Band allerdings die Nebencharaktere, allen voran Luna. Doch auch die anderen HotHoles mochte ich wieder sehr gerne. Besonders Bane finde ich im Nachhinein durchaus interessant, denn obwohl er mich in diesem Buch nicht von sich überzeugen konnte, wird sich „Broken Love“ um ihn drehen, daher bin ich wirklich gespannt, was vielleicht doch noch so alles in ihm steckt.
Insgesamt mochte ich die gesamte Geschichte von Trent und Edie, wenn sie auch nicht meine liebste der „Sinners of Saint“-Reihe war.

Lieblingszitat:
„Du kämpfst gegen die Strömung, ruderst mit den Armen, trittst mit den Beinen, versuchst, ihr zu entkommen, sie zu überwinden. Der Trick besteht darin, sich treiben zu lassen, die Welle zu reiten. Fürchte dich nicht davor, nass zu werden.“

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.06.2020

Mein erstes Buch zum Thema Rassismus

Frankly in Love
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Inhalt:
Frank wächst als Sohn koreanischer Eltern in Amerika auf, womit sein Leben tagtäglich aus einem Spagat zwischen zwei Kulturen besteht. Besonders deutlich bekommt er es zu spüren, wenn es um die ...

Inhalt:
Frank wächst als Sohn koreanischer Eltern in Amerika auf, womit sein Leben tagtäglich aus einem Spagat zwischen zwei Kulturen besteht. Besonders deutlich bekommt er es zu spüren, wenn es um die Liebe geht, denn seinen Eltern nach darf er nur koreanische Mädchen daten. Entsprechend schwierig ist die Situation für ihn, als er sich in das weiße Mädchen Brit verliebt. Gleichzeitig verheimlicht seine Kindheitsfreundin Joy ihren ebenfalls koreanischen Eltern, dass sie mit einem Jungen zusammen ist, der auch nicht deren Idealvorstellungen entspricht. Um ihre Beziehungen weiterhin führen zu können, gehen Frank und Joy deshalb eine Fake-Beziehung ein, was so einige Schwierigkeiten mit sich bringt.

Cover:
Der Buchdeckel ist farblich angenehm und schlicht gestaltet. Die optische Tiefe der Buchstaben lässt jedoch schon darauf schließen, dass es keine ganz so leichte Geschichte ist, wie man zunächst vermuten möchte.

Meinung:
Um ehrlich zu sein, weiß ich immer noch nicht so recht, wie ich genau zu diesem Buch stehe, denn von der ersten Seite an hatte ich so meine Schwierigkeiten. Mit dem Schreibstil bin ich leider gar nicht warm geworden und auch die Handlung erschien mir teilweise zu gehetzt und stellenweise etwas inhaltlos. Außerdem kam mir die Ausdrucksweise des Protagonisten manchmal sehr suspekt vor und wirkte sehr geschwollen und krampfhaft intellektuell. Zwar ist Frank ein intelligenter und fleißiger Schüler, dennoch war es an einigen Stellen zu viel des Guten.
Etwas fragwürdig fand ich auch den Beginn der Beziehung zu Brit, denn meines Erachtens nach fehlt eine Basis, auf der sich diese Beziehung aufbauen könnte. Insgesamt hat es mir auch in Brits Charakter an Tiefe gefehlt, denn man erfährt reichlich wenig über sie. Im Gegenzug ist die Ausarbeitung von Joy sehr spannend und auch Franks bester Freund Q ist mir in den fast 500 Seiten sehr ans Herz gewachsen.
Positiv zu nennen ist allerdings der – wenn auch etwas spezielle – Humor. An mehreren Stellen im Buch habe ich laut auflachen müssen und so habe ich einige amüsante Zitate gesammelt. Der Unterhaltungswert ist somit definitiv gegeben.
Was ich aber viel wichtiger finde, ist die Thematik, denn David Yoon spricht hier ganz groß Rassismus an. Man gewinnt so einen Einblick in die Welt derer, die davon betroffen sind und nicht das Glück des „Weißen Privilegs“ haben. Somit hat mich das Buch doch sehr zum Nachdenken angeregt und beschäftigt mich auch jetzt noch. Ein sehr gutes Beispiel, das mir die Relevanz der Thematik deutlich gemacht hat, ist für mich folgendes Zitat:

„Ich würde so gern mit dir auf diese schicke Party gehen“, sagt Brit.
„Ach, zu große ethnische Homogenität“, sage ich.
„Könnte doch interessant sein“, sagt sie. „Einmal diejenige zu sein, die nicht dazu gehört.“
Innerlich zucke ich zusammen. Versuch einmal, zweimal nicht dazuzugehören. Dreimal. Oder ständig. Sei froh, in der luxuriösen Situation zu sein, jederzeit zurückgehen und dazugehören zu können.

Und weil dieses Buch diese Thematik aufgreift, den „unbewussten“ Rassismus im Alltag schildert und gerade heutzutage so relevant ist, möchte ich es euch ans Herz legen. Zwar ist der Stil nicht der angenehmste, jedoch glaube ich, dass das mit der Übersetzung zusammenhängt. Wenn ihr es also auf Englisch lest, umgeht ihr dies vielleicht und könnt euch ganz auf die Geschichte konzentrieren.

Lieblingszitat:
„J’adore sinnfrei französische Markennamen.“

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Veröffentlicht am 12.09.2021

Eine schöne Geschichte für zwischendurch

With(out) You
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Inhalt:
Luna will von vorne beginnen, als sie nach einem Jahr nach Hamburg zurückkehrt, und sich nicht länger von ihrer Angst beherrschen lassen. Als sie jedoch bereits am ersten Uni-Tag ihrem Ex-Freund ...

Inhalt:
Luna will von vorne beginnen, als sie nach einem Jahr nach Hamburg zurückkehrt, und sich nicht länger von ihrer Angst beherrschen lassen. Als sie jedoch bereits am ersten Uni-Tag ihrem Ex-Freund Eli begegnet, muss sie feststellen, dass ihre Rückkehr sich schwieriger gestalten könnte als gedacht. Dabei stellt sie fest, dass sie sich ihrer Vergangenheit stellen muss, um ihr Leben wieder zurückgewinnen zu können – nicht nur für sich, sondern auch für Eli. Eli, der bis heute nicht weiß, weshalb Luna ihn damals verlassen hat.

Meinung:
„With(out) You“ enthält eine Geschichte, die mir grundsätzlich ganz gut gefallen hat, mich aber nicht vollends begeistern konnte und entsprechend auch kein Highlight für mich war. Für zwischendurch ist es allerdings ein schönes Buch mit einer angenehmen Länge und keiner allzu komplexen Story.
Luna und Eli haben sich vor Beginn des Buches bereits kennen- und lieben gelernt und somit eine gemeinsame Vergangenheit, in der sie Gefühle zueinander entwickelt haben. Da man dies nicht live mitverfolgen konnte, fiel es mir ein wenig schwer, diese Gefühle nachzuvollziehen und einen emotionalen Zugang zu finden. Erst gegen Ende des Buches hatte ich ein besseres Verständnis für die Emotionen, die die beiden miteinander geteilt haben.
Mein Hauptproblem hatte ich allerdings mit der Protagonistin. Auf der einen Seite habe ich verstanden, weshalb sie Hals über Kopf für ein Jahr geflohen ist, ohne sich jemandem zu erklären. Auf der anderen Seite erschienen mir ihre Reaktionen auch etwas sehr übertrieben. So schienen mir ihre eigenen Handlungen und die Erwartungen an ihre Mitmenschen zeitweise sehr im Widerspruch zu stehen. Gerade ihre Erwartungen an eine ehemalige Freundin habe ich nicht nachvollziehen können, wenn man bedenkt, was sie dieser mit ihrem Schweigen und Verschwinden angetan hat.
Eli und viele Nebenfiguren hingegen mochte ich sehr gerne. Er wirkte auf mich sehr authentisch und hat auch in den Punkten überzeugen können, in denen Lunas Darstellung für mich ein wenig geschwächelt hat. Dennoch war mir seine plötzliche Wendung in Bezug auf Luna doch etwas zu schnell.
In einigen Punkten fand ich das Buch recht vorhersehbar, so auch in dem Geheimnis, aufgrund dessen Luna Hamburg auf Zeit hinter sich gelassen hat. In dem Zusammenhang ist zudem zu sagen, dass das Buch eine Triggerwarnung gebraucht hätte, da die Thematik nach einer solchen verlangt. Die fehlte allerdings, was mich persönlich erstmal nicht betroffen hat, für andere Personen wäre sie aber definitiv notwendig gewesen.
Davon einmal abgesehen, mochte ich den Schreibstil von Maike Voß sehr gerne. Die Seiten sind förmlich an mir vorbeigeflogen und ich bin sehr schnell durch die Geschichte gekommen. So ließ sich das gesamte Buch sehr schön lesen, ohne über Formulierungen oder ähnliches zu stolpern. Für zwischendurch also definitiv eine schöne Geschichte.

Lieblingszitat:
Der Sand knirscht, als ich nach draußen trete. Das fehlende Puzzleteil, das sich eben noch eingefügt hat, zerbröselt unter meinen Sohlen und ich verstehe nicht, wie etwas, mit dem ich längst abgeschlossen habe, trotzdem noch so verdammt wehtun kann.

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Veröffentlicht am 09.09.2021

Sanfte Geschichte mit kleinen Schwächen

US - Wie Worte so laut
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Inhalt:
In der Öffentlichkeit spricht Reyes nicht, kommuniziert nur über Gebärdensprache. Auch im Privaten redet sie nur mit einem kleinen, ausgewählten Personenkreis. Denn sie hat Angst davor, dass andere ...

Inhalt:
In der Öffentlichkeit spricht Reyes nicht, kommuniziert nur über Gebärdensprache. Auch im Privaten redet sie nur mit einem kleinen, ausgewählten Personenkreis. Denn sie hat Angst davor, dass andere Menschen ihre Stimme hören könnten. Und dann trifft sie Fynn. Fynn, der Musiker und taub ist und bei dem sie alles sagen kann. Nicht alle aus ihrem Umfeld heißen ihre Freundschaft zu ihm gut, doch Reyes beginnt zu verstehen, was sie loslassen muss, um endlich aus ihrer Stille ausbrechen zu können und ihre Stimme wiederzufinden.

Meinung:
„Us – Wie Worte so laut“ war mein drittes Buch, das ich von der Autorin gelesen habe und nachdem eines 2020 sogar ein Jahreshighlight geworden ist, war ich mir ziemlich sicher, dass mir auch dieses Buch von ihr gefallen würde. Und zum großen Teil war es auch der Fall, allerdings ist mir ein großer Punkt aufgefallen, der mir die Geschichte dann doch ein wenig vermiest hat.
Zunächst sei aber mal gesagt, dass Ronja Delahayes Geschichten sehr gut ohne künstliches, übertriebenes Drama auskommen und auch keinen allzu ausgeklügelten Plot voller Spannung und überraschender Wendungen benötigen, um zu überzeugen. Stattdessen tragen die Figuren die Geschichten und das war auch hier wieder der Fall. Denn die beiden Protas haben mir wirklich gut gefallen.
Reyes erschien mir zunächst sehr behütet und ein klein wenig unselbstständig, was aber sehr gut zu ihrer gesamten Situation gepasst hat. Da sie seit Kindertagen unter selektivem Mutismus leidet, ist es nachvollziehbar, dass sie sich auf ihre Vertrauenspersonen verlässt. Umso schöner war es, ihr bei ihrer Entwicklung zuzusehen und mitzuerleben, wie sie sich nach und nach für neue Bekanntschaften und Erlebnisse geöffnet hat. Auch ihre wachsende Unabhängigkeit wurde sehr schön geschildert, da deutlich wurde, dass dies ein Prozess ist, der dauern kann.
Auch Fynn mochte ich sehr gerne, da er einen sehr ruhigen, in sich gefestigten Charakter hatte, der einen schönen Gegenpol zu seinem Freundeskreis gebildet hat. Außerdem hat er neben seiner inneren Ruhe sehr viel Empathie gezeigt und war vor allem Reyes in jeglichen Situationen ein wirklich guter Freund. Daher fand ich das Fortschreiten der Beziehung zwischen den beiden nicht nur faszinierend, sondern auch absolut authentisch.
Was mich allerdings enorm an diesem Buch gestört hat, waren die vielen Punkte, die hier in puncto Gehörlosigkeit und Gehörlosenkultur nicht gut dargestellt wurden. Angefangen damit, dass während des gesamten Buches die Rede von Zeichen- statt von Gebärdensprache war (mit exakt einer Ausnahme), weiterführend mit der Annahme, dass Lippenlesen kein großes Problem und eine gute Kommunikationsform sei (obwohl beide Gesprächspartner:innen der Gebärdensprache mächtig sind), bis hin zu der Darstellung, dass gebärden nur mit zwei Händen gleichzeitig möglich sei, obwohl es auch anders möglich ist. Das sind nur ein paar der Punkte, die mir aufgefallen sind, und es gab auch noch mehr, allerdings fasse ich die alle unter einem großen Kritikpunkt zusammen, da eben dieser Mangel an Realitätsnähe immer wieder dazu geführt hat, dass ich beim Lesen aus der Geschichte gerissen wurde.
Ansonsten habe ich die Geschichte von Reyes und Fynn jedoch sehr genossen. Zwar ging es mir am Anfang ein wenig schnell, doch das ist vermutlich der Tatsache geschuldet, dass das Buch mit knapp 320 Seiten nicht allzu lang ist. Und gerade deshalb ist es eigentlich auch eine wunderbare Geschichte für zwischendurch.

Lieblingszitat:
Irgendwie ist es faszinierend, dass ein Mensch so viel über sein Gesicht und seine Augen ausdrücken kann, wo andere Menschen einen regelrechten Wettbewerb daraus machen, sich Masken überzuziehen und nichts von ihrem Innersten preiszugeben.

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