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Veröffentlicht am 28.02.2021

Über Männer, Kinder und dem Weg in die Sucht

Abhängigkeit
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"Abhängigkeit“ ist der dritte und letzte Teil der Kopenhagen-Trilogie. Nachdem ich Tove durch ihre Kindheit und Jugend gefolgt bin, ist sie nun eine verheiratete Frau. Doch der deutlich ältere Viggo F., ...

"Abhängigkeit“ ist der dritte und letzte Teil der Kopenhagen-Trilogie. Nachdem ich Tove durch ihre Kindheit und Jugend gefolgt bin, ist sie nun eine verheiratete Frau. Doch der deutlich ältere Viggo F., der ihr die Türen in die Welt der Schriftsteller geöffnet hat, ist als Ehemann eine Enttäuschung. Tove gründet den „Club der jungen Künstler“, über den sie neue Freunde findet und sich neu verliebt. Das Buch berichtet von ihren drei ersten Ehen und Scheidungen, dem Ringen mit der Kinderfrage und der zerstörerischen Medikamentensucht, mit der sie immer stärker zu kämpfen hat.

Der erste Band der Reihe war von philosophischen Gedanken und der Sehnsucht nach Freiheit geprägt, im zweiten Band schwankt Tove zwischen Hoffnung und Sorge und versucht, als Schriftstellerin Fuß zu fassen. Nun ist sie eine anerkannte Schriftstellerin, deren labiler Zustand immer deutlicher wird. Dieser dritte Band ist eine erschütternde und bedrückende Lektüre.

Im Original wurde dieses Buch unter dem Namen „Gift“ herausgebracht, was im Dänischen sowohl „verheiratet“ bedeutet als auch wie im Deutschen für Toxin steht. Die Jahre rauschen nur so an Tove vorbei, Liebhaber und Ehemänner kommen und gehen. Tove bekommt ein Kind, die zweite Schwangerschaft will sie jedoch beenden, was zu jener Zeit verboten war. Ihre Versuche, eine Abtreibung zu erwirken, sind ebenso starker Tobak wie die Beschreibungen ihres Wegs in die Medikamentensucht.

Der Erzählton ist nüchtern. Während die Sätze in „Kindheit“ noch dazu einluden, bei ihnen zu verweilen, hatte ich nun vor allem das Bedürfnis, schnell weiterzulesen, um Toves düstere Stunden hinter mir zu lassen und wieder zu hoffnungsvolleren Momenten zu kommen. Doch es bleibt bis zum Schluss ein Auf und Ab. Wer ihre Biographie kennt weiß, dass das auch nach der im Buch beschriebenen Zeit bis zu ihrem Tod mit nur 58 Jahren durch eine Überdosis Schlaftabletten so bleiben wird. Die Kopenhagen-Trilogie ist insgesamt ein eindringliches Leseerlebnis, wobei „Kindheit“ mit seiner poetischen Sprache besonders heraussticht.

Veröffentlicht am 27.02.2021

Ist die Zeit reif für diese Geschichte? Das muss jeder für sich entscheiden

Mit Abstand verliebt
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Als Jella im Februar 2020 die Party ihres Kumpels David besucht, ahnt sie noch nicht, dass es die letzte für eine lange Zeit sein wird. Doch einige Tage später trifft die Hiobsbotschaft via WhatsApp ein: ...

Als Jella im Februar 2020 die Party ihres Kumpels David besucht, ahnt sie noch nicht, dass es die letzte für eine lange Zeit sein wird. Doch einige Tage später trifft die Hiobsbotschaft via WhatsApp ein: Der Gastgeber wurde positiv auf Corona getestet und bittet alle, zu Hause zu bleiben und sich testen zu lassen. Vor dem Krankenhaus trifft Jella Lennard wieder, der mit ihr auf der Party war. Für Lennards Geschmack hat Jella zu viele Tattoos, und für Jellas Geschmack hat Lennard zu viele Versicherungen. Dennoch beginnen die beiden während des Lockdowns, sich Nachrichten zu schicken...

Ist die Zeit reif für eine Liebesgeschichte während der ersten Corona-Welle? Ich habe das Buch überraschend vom Verlag erhalten und war neugierig darauf, meine Antwort auf diese Frage zu finden Zu Beginn lernt man Jella und Lennard auf der letzten Party kennen, die sie für lange Zeit feiern werden. Jella arbeitet als Yoga-Lehrerin, ist begeisterte Surferin und liebt das Reisen. Mit ihrer Unbeschwertheit und Abenteuerlust ist sie ganz anders als Lennard, der in einer Agentur arbeitet und seit Jahren auf den Kauf einer Immobilie in Hamburg hin.

Die Kapitel sind abwechselnd aus den beiden unterschiedlichen Perspektiven geschrieben und geben dem Leser Einblicke, wie Jella und Lennard den Beginn der Pandemie erlebten. Zwischen den Kapiteln sind außerdem einige Nachrichten abgedruckt, welche die aktuelle Corona-Situation verdeutlichen. Durch Jellas und Lennards unterschiedliche Lebenssituationen werden verschiedenste Konsequenzen des Lockdowns deutlich. Jella kann von heute auf morgen nicht mehr als Yogalehrerin arbeiten, ihr nächster Urlaub ist in Gefahr und ihr Mitbewohner will sich nicht mehr im selben Raum aufhalten wie sie. Lennard verlegt die Arbeit ins HomeOffice und kann kein Verständnis für seine Eltern aufbringen, die aus seiner Sicht zu sorglos reagieren.

Ich wartete gespannt darauf, wie die Liebesgeschichte sich entwickeln wird. Nach 200 Seiten hatten Jella und Lennard erst ein paar mal miteinander geschrieben und gesprochen und ich hoffte, dass endlich mehr zwischen den beiden passiert. Die Geschichte wird in angenehm flotten Tempo erzählt und driftet trotz der ernsten Lage nicht ins dramatische ab. Lennard entdeckt beispielsweise das Backen für sich und heitert das Nachbarkind mit Corona-Comics auf. Da er sich auch nicht im Freien mit anderen Haushalten treffen will, beginnen er und Jella schließlich mit Videotelefonie.

In der zweiten Hälfte des Buches nehmen die Interaktionen zwischen den beiden zu und die Schilderungen der coronakonformen Dates haben mir gefallen. Nachdem ich mit beiden meine Startschwierigkeiten hatte, wurden sie mir zunehmend sympathischer. Die Botschaft, dass Liebe in allen Zeiten einen Weg findet und man das Beste aus jeder Situation machen sollte, fand ich schön.

Während die Liebesgeschichte erzählt wird möchten die Autoren gleichzeitig der Darstellung der Pandemie gerecht zu werden. Diese ist im Buch omnipräsent, so wie sie es für alle in dieser Zeit eben war. Ich lese Liebesgeschichten, um abschalten zu können und habe während der Lektüre gemerkt, dass das nicht gut klappt, wenn man dabei über die Pandemie liest, die seit Monaten sowieso überall Gesprächsthema Nummer Eins ist. Als Lennard beispielsweise überlegte, ob David als Gastgeber der Party wohl ursprünglich aus Heinsberg kommt, wollte ich am liebsten entgegnen „Ich kann dir gern erzählen, welche Reaktionen ich bekommen habe, als meine Kollegen sich daran erinnerten, dass ich tatsächlich aus Heinsberg komme.“ Ob man ein Buch lesen will, dessen Protagonisten sich mit Herausforderungen konfrontiert sehen, die man selbst allzu gut kennt, muss jeder für sich entscheiden.

Veröffentlicht am 27.02.2021

Ein Sommer, nach dem nichts mehr ist wie zuvor

Hard Land
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Es ist der Sommer des Jahres 1985. In Grady, einer Stadt in Missouri, wird der Sam bald sechzehn Jahre alt. Er ist ein nachdenklicher Einzelgänger, seit sein bester Freund weggezogen, sein Vater arbeitslos ...

Es ist der Sommer des Jahres 1985. In Grady, einer Stadt in Missouri, wird der Sam bald sechzehn Jahre alt. Er ist ein nachdenklicher Einzelgänger, seit sein bester Freund weggezogen, sein Vater arbeitslos und seine Mutter krank geworden ist. Doch auf keinen Fall will er den Sommer bei seinen grausamen Cousins in Kansas verbringen. Stattdessen nimmt er einen Ferienjob in dem schlecht laufenden Kino „Metropolis“ an, das bald schließen soll. Dort begegnet er Cameron, Hightower und Kirstie, die ihren letzten Sommer in Grady verbringen, bevor sie der Stadt fürs Studium den Rücken kehren. Mit ihnen werden die Ferien ganz anders als gedacht. Doch dann passiert genau das, wovor Sam sich seit geraumer Zeit gefürchtet hat.

Die Geschichte wird von Sam im Rückblick erzählt und gleich im ersten Satz verrät er zwei wichtige Dinge, die ein Jahr zuvor im Sommer passiert sind: Er hat sich verliebt und seine Mutter ist gestorben. Danach führt er den Leser chronologisch durch das Geschehen, beginnend mit dem Start der Sommerferien. Sein neuer Job im Metropolis verspricht Abwechslung, doch die drei anderen Angestellten sind zwei Jahre älter als Sam und ein eingeschworenes Team, das Sam gegenüber zunächst distanziert auftritt.

Die drei gestatten Sam, sich mit ihnen Filme im leeren Kino anzuschauen und bauen allmählich Freundschaften zu ihm auf. Zum ersten Mal in seinem Leben ist er Teil einer Gruppe. Gemeinsam fahren sie durch die Stadt und verbringen Zeit am See. Sam lernt aber auch jeden einzelnen besser kennen: Cameron sucht immer einen Zuhörer für seine Geschichten, Hightower geht mit ihm joggen und mit Kirstie führt er nachdenkliche Gespräche und verliebt sich in sie, auch wenn sie einen Freund hat. Bei allem was er tut hängt die Krankheit seiner Mutter wie eine dunkle Wolke über ihm und seine Gedanken kreisen immer wieder um die Frage, wie viel Zeit ihm noch mit ihr bleibt.

Der Tonfall der Geschichte ist melancholisch, denn der ältere Sam weiß, was in diesem Sommer noch alles passieren wird. Er erinnert sich zurück an schöne und aufregende Momente, aber auch die bedrückende Zeit nach dem Tod seiner Mutter, wodurch die Erinnerungen bittersüß schmecken. Als Leser begleitet man ihn durch den Trauerprozess und die Beziehungsarbeit mit seinem Vater und seiner Schwester, die sich ohne die Mutter, die bislang alle zusammengehalten hat, neu miteinander arrangieren müssen. Auch seine Freunde sind an seiner Seite und stehen ihm auf ihre jeweils eigene Weise bei.

Ein literarischer Kniff ist der titelgebende fiktive Gedichtband „Hard Land“. Dessen Autor William J. Morris stammt aus Hardy und er ist der einzige, der je einen Literaturpreis gewonnen hat. Sam liest das Buch, weil er im folgenden Jahr wie alle die Jahrgänge vor ihm einen Aufsatz dazu schreiben muss. Die abgedruckten Auszüge und die Gespräche dazu zeigen, dass es zahlreiche Parallelen zu seinen eigenen Erleben gibt. Die Suche nach der versteckten Pointe, die laut seinem Lehrer fast niemand erkennt, zieht sich durch die ganze Geschichte und führt schließlich zu einer absolut gelungenen Schluss-Szene, die mein Highlight des Buches war. Ein bittersüßer Coming of Age-Roman über einen Sommer, nach dem nichts mehr ist wie zuvor.

Veröffentlicht am 27.02.2021

Eine Familiengeschichte voller Geheimnisse auf zahlreichen Zeitebenen

Die vier Gezeiten
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Adda und Eduard Kießling leben seit Jahrzehnten auf Juist. Nach dem Krieg hat Addas Mutter Joanne dort das Hotel de Tiden wieder aufgebaut, das inzwischen von Eduard geleitet wird. Dieser war außerdem ...

Adda und Eduard Kießling leben seit Jahrzehnten auf Juist. Nach dem Krieg hat Addas Mutter Joanne dort das Hotel de Tiden wieder aufgebaut, das inzwischen von Eduard geleitet wird. Dieser war außerdem lange der Bürgermeister von Juist und soll in wenigen Tagen für seine Verdienste rund um den Schutz des Wattenmeers mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet werden. An diesem Ereignis nehmen natürlich auch die auf der Insel lebenden Töchter Theda und Frauke teil, und sogar Marijke, die Jüngste, ist aus Amerika angereist.

Mitten in die Proben platzt Helen herein, die Adda wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Sie ist den Hinweisen ihrer Adoptivmutter von Neuseeland nach Juist gefolgt, um mehr über ihre leibliche Mutter herauszufinden. Doch die Kießlings geben sich verschlossen. Kann eine von Addas Töchtern die Mutter sein, oder gibt es über andere Verwandtschaftsstränge eine Erklärung für die Ähnlichkeit? Als einzige sucht Adda das Gespräch mit Helen und stößt bei ihren Recherchen auf eine Vielzahl an Geheimnissen.

Das Buch beginnt mit einer Szene aus dem Jahr 1978, in dem eine Frau einen Abschiedsbrief verfasst und ins Watt geht, um zu ertrinken. Wer dies ist und warum wird erst einmal nicht erklärt. Stattdessen springt das Buch ins Jahr 2008, wo Helen bei den Proben zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Dr. Eduard Kießling auf die versammelte Familie trifft und Verwirrung auslöst. Die ablehnende Reaktion der Familie sorgte bei mir für Unverständnis. Warum interessiert sich niemand dafür, auf welchem Weg Helen mit Adda verwandt ist, deren Ähnlichkeit frappierend ist?

Schon bald wird deutlich, dass die Familie voller Geheimnisse steckt. Ein Ausruf ihrer dementen Mutter Joanne beim Anblick Helens bringt Adda dazu, nachzubohren. In klaren Momenten schildert Joanne ihr die Situation auf Juist im Jahr 1934, als sie die Tochter des Hausmeisters der vornehmen „Schule am Meer“ war. Adda erinnert sich selbst zudem an ihre Zeit in Dresden in den letzten Tagen des Krieges und der Rückkehr nach Juist in den 1950er Jahren.

Die Geschichte springt zwischen dem Jahr 2008 und den Rückblicken hin und her. Dabei enthüllen sich allmählich überraschende Aspekte der Familiengeschichte, über die viele Jahrzehnte lang geschwiegen wurde. Bei der Vielzahl der auftretenden Personen mit teils ähnlichen Namen (wie Onno und Okke) fiel es mir bisweilen schwer, den Überblick zu behalten.

Das Buch behandelt eine große Bandbreite unterschiedlicher Themen wie den Zweiten Weltkrieg und die Judenverfolgung, Enteignung in der DDR, den damaligen Umgang mit Homosexualität, die Situation in Westberlin nach dem Bau der Mauer, die Verschmutzung der Nordsee und vieles mehr. Hinzu kommen zahlreiche unglückliche Lieben, aus denen sich die meisten der Geheimnisse ergeben. Die zahlreichen Einblicke sind zwar interessant, aber für meinen Geschmack wäre weniger mehr gewesen.

Was dafür zu kurz kommt ist ein genaueres Kennenlernen von Addas Töchtern und Helen. Die Geschichte fokussiert sich hauptsächlich auf Joannes und Addas Lebensgeschichte, während man über die Töchter weniger erfährt, als ich es mir erhofft hätte. Auch Helens Suche macht lange keine Fortschritte. Die Auflösung kommt schließlich sehr schnell und das Ende fand ich zu abrupt.

„Die vier Gezeiten“ ist ein Familienroman über vier Generationen. Die Lebensgeschichten der Frauen werden stückweise enthüllt und eine Vielzahl an Geheimnissen wartet darauf, gelüftet zu werden. Ein Roman für alle, die komplexe Familiengeschichten auf mehreren Zeitebenen mögen!

Veröffentlicht am 25.02.2021

Geschichte über drei ganz verschiedene Frauen, die sich in einem Kulturzentrum in Kansas begegnen

Die Bücherfrauen
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In der Kleinstadt New Hope in Kansas steht ein Kulturzentrum, das ehemals eine Bibliothek war. Ihr Bau wurde wie viele andere Bibliotheken auf der ganzen Welt vom Philanthrop Andrew Carnegie finanziert. ...

In der Kleinstadt New Hope in Kansas steht ein Kulturzentrum, das ehemals eine Bibliothek war. Ihr Bau wurde wie viele andere Bibliotheken auf der ganzen Welt vom Philanthrop Andrew Carnegie finanziert. Angelina, die seit zehn Jahren an ihrer Dissertation zu den Carnegie-Bibliotheken arbeitet, kehrt nach vielen Jahren an diesen Ort zurück. Sie möchte vor allem mehr über ihre verstorbene Großmutter herausfinden, die damals wichtige Rolle bei der Eröffnung der Bibliothek gespielt hat.

Im Kulturzentrum trifft Angelina auf Traci, die als Gastkünstlerin aus New York angereist ist und ein Geheimnis hat: Sie ist vor Bettwanzen und ihrem Vermieter geflohen und hat keine Erfahrung im Unterrichten. Jetzt soll sie sich um die Quassel-Quilter und die Querulanten kümmern. Erstere sind an Klatsch und Tratsch interessierte Frauen, letztere rebellische Teenager, die nicht freiwillig da sind. Am Treffen der Quassel-Quilter nimmt schließlich auch Gayle teil, die aus dem benachbarten Prairie Hill stammt, das von einem Tornado vor kurzem gänzlich zerstört wurde.

Die Geschichte wird abwechselnd aus den Perspektiven der drei Frauen erzählt, die neu in New Hope sind. Wegen des Tornados gibt es keine freien Hotelzimmer mehr, sodass Angelina bei der Bibliothekarin Elena unterkommt, als diese hört, wer ihre Großmutter ist. Trotz der freundlichen Aufnahme erweist sich die Recherche als schwierig, denn die Aufzeichnungen ihrer Großmutter sind nicht auffindbar und einige Bewohner scheinen etwas zu wissen, wollen aber nicht darüber reden. Durch Angelinas Arbeit an ihrer Dissertation erfuhr ich Interessantes über die Carnegie-Bibliotheken, die mir vor der Lektüre kein Begriff waren.

Traci ist ein Charakter voller Selbstzweifel. Sie schafft großartige Kunstwerke aus alten Sachen und Müll, fühlt sich aber wie eine Hochstaplerin, da sie die Referenzen erfunden hat, mit denen sie den Job als Gastkünstlerin erhalten hat. Ihre Arbeit mit den Quassel-Quiltern und den Querulanten wird auf abwechslungsreiche Art und Weise geschildert. Vor allem die Teenager, die Traci zum Teil an sich selbst erinnern, stellen sie vor ganz schöne Herausforderungen. Auch Gayle, deren Kapitel kürzer sind als die der anderen beiden, ist voller Zweifel. Nach dem Tornado weiß sie nicht, ob sie auf den Trümmern ihres alten Heims etwas Neues bauen oder wegziehen soll.

Die drei Frauen treffen bei den Quassel-Quiltern aufeinander. Der Fokus liegt aber weniger auf der Frauenfreundschaft, sondern mehr darauf, jede auf ihrem eigenen Weg zu begleiten und ihrer Suche nach einer Antwort auf die Frage, wie es für sie weitergehen soll. In gemütlichem Tempo wird von dem neuen Leben erzählt, das die drei in New Hope aufbauen.

„Die Bücherfrauen“ ist eine Feelgood-Geschichte mit schönen und nachdenklich stimmenden Momenten und ohne allzu großes Drama. Ein lesenswertes Buch über Neuanfänge, in dem eine ehemalige Bibliothek der Dreh- und Angelpunkt ist.