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Veröffentlicht am 07.10.2023

Ideen für besondere Mitbringsel der essbaren Art

Selbstgemachte Geschenke zum Aufessen
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"Selbstgemachte Geschenke zum Aufessen" ist der inzwischen 16. Band der illustrierten Lieblingsbücher-Reihe von Kat Menschik. Hierfür hat sie sich mit Veronique Witzigmann zusammen getan, die bereits mehrere ...

"Selbstgemachte Geschenke zum Aufessen" ist der inzwischen 16. Band der illustrierten Lieblingsbücher-Reihe von Kat Menschik. Hierfür hat sie sich mit Veronique Witzigmann zusammen getan, die bereits mehrere Kochbücher veröffentlicht hat. Auf knapp über 100 Seiten finden sich hier Rezepte für sowohl herzhafte als auch süße Speisen, die sich zum Verschenken eignen. Dabei handelt es sich sowohl um Mitbringsel, die länger haltbar sind als auch um solche, die sofort verzehrt werden sollten.

Das Buch ist mit seinem lilanen Buchcover und dem ebenso lilanen Buchschnitt und Lesebändchen wieder ein echter Hingucker und ein neuer Farbtupfer in der bunten Reihe. Die Illustrationen von Kat Menschik machen große Lust, die Rezepte auszuprobieren. Diesmal befinden sich im Buch sowohl ganzseitige gemalte Bilder als auch Zeichnungen, mit denen der Platz unter den Rezept-Texten gefültl wird. Wie Kat Menschik selbst im Nachwort schreibt hat sie hier bewusst unterschiedliche Techniken nebeneinander gesetzt. Das Ergebnis ist überaus gelugnen.

Nach "Essen essen" ist dies bereits das zweite Kochbuch der Lieblingsbücher-Reihe. Während bei ersterem auch die Hinweise zur Zubereitung gezeichnet sind und dadurch das ganze Rezept ein optisches Erlebnis ist, sind sie diesmal als Text abgedruckt. Da die Instruktionen hier noch einmal deutlich länger sind, war das in meinen Augen eine sinnvolle Entscheidung. Auch das allgemeine Schwierigkeitsniveau der Rezepte ist hier höher. Während "Essen essen" mehr für den Alltag gedacht ist, handelt es sich hier um Speisen, die wirklich etwas Besonderes sind. Eine gelungene Ergänzung der Reihe!

Veröffentlicht am 07.10.2023

Spannende Neuerzählung der griechischen Mythologie

Psyche und Eros
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Eros ist einer der ältesten Götter und seit jeher für das Verlangen zuständig. Mit seinen Pfeilen trifft er Götter und Menschen, während er selbst allein bleibt. Eines Tages erhält er von seiner selbst ...

Eros ist einer der ältesten Götter und seit jeher für das Verlangen zuständig. Mit seinen Pfeilen trifft er Götter und Menschen, während er selbst allein bleibt. Eines Tages erhält er von seiner selbst ernannten Mutter Aphrodite den Auftrag, die junge Psyche mit einem verfluchten Pfeil zu treffen. Doch beim Anlegen verletzt sich Eros selbst mit der Pfeilspitze und wird Opfer des Fluchs: Er verliebt sich in die erste Person, die er erblickt - Psyche - doch wenn sie einander in die Augen sehen würden, dann würden sie für immer getrennt sein.

Währenddessen wehrt sich Psyche, Prinzessin von Mykene und einziges Kind des Königspaares, gegen eine Heirat. Das Orakel von Delphi hat ihr einst vorhergesagt, ein Ungeheuer zu töten, und ihre Lehrerin Atalante hat sie darauf vorbereitet, zu kämpfen und eine Heldin zu werden. Wie soll sie sich da mit der Rolle als Ehefrau zufrieden geben? Dass sie plötzlich durch einen Gott entführt wird hat jedoch niemand kommen sehen.

Ich habe vor einigen Monaten die Romane von Madeline Miller mit großer Begeisterung gelesen und war daher gespannt darauf, wie Luna McNamara die Neuerzählung einer weiteren Geschichte aus der griechischen Mythologie gelingen wird. Die ersten Kapitel sind abwechselnd aus der Ich-Perspektive von Psyche und Eros geschrieben. Sie schildern Psyches Heranwachsen und Eros Leben als Gott über die Jahrhundere und Jahrtausende hinweg. Ich erlebte die Schilderungen als kurzweilig und war gespannt auf die erste Begegnung der beiden.

Nach rund 100 Seiten ist es so weit und Aphrodites Fluch entfaltet seine Wirkung. Ich fieberte mit, ob Psyche und Eros einen Weg zueinander finden werden und den Fluch besiegen können. Dabei müssen sie sich so mancher Herausforderung stellen und durchleben Höhen und Tiefen. Auf ihrem Weg begegnen ihnen zahlreiche weitere Figuren aus der griechischen Mythologie wie Zeus, Persephone, Adonis, Medusa, Iphigenie, Helena und Achill. Dabei hat sich die Autorin grob an den ursprünglichen Texten orientiert, aber auch einige Dinge verändert oder neu interpretiert.

Für mich ist "Psyche und Eros" eine mitreißende Liebesgeschichte, mit der ich spannende Stunden im antiken Griechenland verbracht habe. Wer keinen Text erwartet, der möglichst nah am Original ist, sondern einen Unterhaltungsroman mit mythologischem Flair, der ist hier genau richtig. Ich bin von diesem Romandebüt begeistert und freue mich auf weitere Romane der Autorin.

Veröffentlicht am 03.10.2023

Ein ereignisvoller Kuraufenthalt auf Eydernorn

Die Insel der Tausend Leuchttürme
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Dem Lindwurm Hildegunst von Mythenmetz wurde von seinem Arzt ein Kuraufenthalt auf der Insel Eydernorn verschrieben, um seine asthmathischen Beschwerden zu behandeln, die ihn seit den Ereignissen in der ...

Dem Lindwurm Hildegunst von Mythenmetz wurde von seinem Arzt ein Kuraufenthalt auf der Insel Eydernorn verschrieben, um seine asthmathischen Beschwerden zu behandeln, die ihn seit den Ereignissen in der Unterwelt der Labyrinthe von Buchhain plagen. In mehreren nie abgeschickten und hier als Roman abgedruckten Briefen an seinen Freund Hachmed Ben Kibitzer berichtet er von seiner gefährlichen Überfahrt und seinem ereignisvollen Kuraufenthalt auf der Insel im zamonischen Nordmeer. Die Insel ist nach den einhundertelf wundersamen Leuchtturmen benannt, die in der Nacht funkeln als wären es tausend und über deren als eigenbrötlerisch geltende Wärter Mythenmetz mehr herausfinden will. Auf der Besuch einiger Sehenswürdigkeiten der Insel wie der Stadt ohne Türen und den sprechenden Grabmalen steht auf dem Programm. Dabei erlebt er so manche Überraschung, bis es schließlich richtig gefährlich wird.

Das Buch beginnt mit einem Tagebucheintrag von Hildegunst von Mythenmetz, in dem er berichtet, dass er die Briefe von seinem Aufenthalt auf Eydernorn wiedergefunden hat. Erste Andeutungen machen neugierig auf das Erlebte. Die Reise beginnt gleich mit einer lebensgefährlichen Überfahrt durch einen außergewöhnlich starken Sturm, in welchem er als einziger nicht seekrank wird. Auf der Insel angekommen kommt er aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Ich war vor allem neugierig darauf, mehr über die titelgebenden Leuchttürme zu erfahren. Hier musste ich mich als Leserin aber in Geduld üben. Erst einmal erfuhr ich alles über die Mythenmetz erste Tage auf der Insel, unter anderem über seinen ersten Termin im Sanatorium für Atemwegserkrankungen, seine erste Partie Kraakienfieken in den Dünen sowie Besuche im Museum für eydernornische Kultur und im exklusiven Restaurant Fackelfisch. Die Erlebnisse werden detailreich beschrieben und gelungenen Illustrationen regen die Fantasie zusätzlich an.

So kreativ und skurril dies war, ich wurde allmählich ungeduldig. Der Zeitraffer auf der Hälfte des Buches kam für mich daher genau zur richtigen Zeit. Danach fokussiert sich die Geschichte endlich auf die Leuchttürme und ihre Wärter. Mythenmetz findet sich plötzlich in einem jahrhundertealten Konflikt wieder, der kurz vor der Eskalation steht. Es kommt zu spannenden Szenen, die den Roman für mich gelungen abgerundet haben. Gerne empfehle ich das Buch an alle Fans von Walter Moers und Zamonien weiter!

Veröffentlicht am 23.09.2023

37 Briefe, um Lebewohl zu sagen

Die Butterbrotbriefe
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Kati Waldstein ist auf einer selbst auferlegten Mission: Auf den Butterbrotpapieren, die ihr Vater einst für sie gesammelt hat, schreibt sie offene Worte an all die Menschen, die Einfluss auf ihr Leben ...

Kati Waldstein ist auf einer selbst auferlegten Mission: Auf den Butterbrotpapieren, die ihr Vater einst für sie gesammelt hat, schreibt sie offene Worte an all die Menschen, die Einfluss auf ihr Leben genommen haben. Sie möchte mit dem Erlebten abschließen und Lebewohl sagen, bevor sie alles Bekannet hinter sich lässt und ins Ungewisse aufbricht. Als sie nach Brief Nummer 31 beim Fluss am Ortsrand zur Ruhe kommen will, begegnet sie zuerst einem Kranich und dann einem unbekannten Mann, der sich später als Severin herausstellt. Er ist davon überzeugt, dass das Schicksal ihn zu Kati geführt hat. So unterschiedlich die Dinge sind, die beide in der Vergangenheit gelebt haben - beiden ist es bislang nicht gelungen, diese hinter sich zu lassen. Können Sie einander dabei helfen?

Zu Beginn des Romans erfuhr ich, warum Kati überhaupt auf die Idee gekommen ist, Briefe auf Butterbrotpapier zu schreiben. Sie möchte damit sowohl Vorwürfe als Dankbarkeit loswerden, bevor sie etwas Neues wagen kann. Wer die ersten 30 Briefe erhalten hat wird in aller Kürze erzählt, als Leserin stieg ich beim Vorlesen des 31. Briefes an Katis alte Grundschullehrerin ein, die sie nicht für das Gymnasium empfohlen hat. Deren Rückmeldung, dass das nur auf den Wusnch der inzwischen verstorbenen Mutter hin geschah, macht Kati deutlich, dass ihr jahrelang Dinge verheimlicht worden sind.

Mit ging zu Beginn alles zu schnell und ich hatte das Gefühl, keine Zeit zu haben, um Kati überhaupt kennenzulernen. Sie ist schon mittendrin in ihrer Briefe-Mission, als der Roman beginnt und sie nach wenigen Seiten auf Severin trifft. Dieser benimmt sich zu Beginn ziemlich merkwürdig. Ich war daher erstaunt, wie gelassen Kati mit seinem Verhalten umgeht, dass hart an der Grenze zum Stalking ist, und ihm direkt eine Unterkunft besorgt.

Wie schon "Der Buchspazierer" und "Der Geschichtenbäcker" hat die Geschichte etwas Magisches und Poetisches. Was für mich bei den genannten Büchern sehr gut funktionert hat war mir hier aber einfach zu viel. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, dass die Geschichte zu weit von der Realität entfernt ist und die Grenze zum Kitsch überschritten hat. Es gab aber auch genügend Szenen, die wirklich schön zu lesen waren - insbesondere alles rund um das Artiksmuseum von Katis Onkel Martin und die Szenen im Friseursalon. Insgesamt muss ich aber leider sagen, dass mich dieser warmherzige Roman verhältnismäßig kalt gelassen hat.

Veröffentlicht am 16.09.2023

Ein Neuanfang in altbekannter Umgebung

Tage im warmen Licht
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Eigenbedarfskündigung - dieses Wort bedeutet für Maria und ihre Tochter Linnea das Ende ihrer Zeit in einer Münchener Dreizimmerwohnung. Da es Maria unmöglich erscheint, in dieser Zeit eine vergleichbare ...

Eigenbedarfskündigung - dieses Wort bedeutet für Maria und ihre Tochter Linnea das Ende ihrer Zeit in einer Münchener Dreizimmerwohnung. Da es Maria unmöglich erscheint, in dieser Zeit eine vergleichbare und bezahlbare Wohnung in der Stadt aufzutreiben, trifft sie schweren Herzens eine Entscheidung: Sie und Linnea werden vorübergehend in das Haus von Oma Hanne ziehen, die es ihr nach ihrem Tod im vorherigen Jahr vererbt hat. Nach über zwanzig Jahren kehrt Marie in das Provinznest zurück, mit dem sie zahlreiche schöne Erinnerungen und eine schmerzhafte Flucht verbindet. Die Begegnungen mit den Personen ihrer Vergangenheit lassen nicht lang auf sich warten. War es die richtige Entscheidung, zurückzukehren?

Der Roman beginnt mit einer bittersüßen Erinnerung an Marias Kindheit: In dieser sitzt sie nach der Beerdigung ihres Opas mit ihrer Oma Hanne und ihrem besten Freund Henning im Garten der Nachbarin und isst kalten Pudding direkt aus der Schüssel. An diesem Tag kommt Hanne die Idee, sich einen Hund zu kaufen. Zwanzig Jahre später ist Hanne seit über einem Jahr tot und ihr Marie kümmert sich nicht nur um ihre Teenager-Tochter Linnea, sondern auch um Hannes Hund Bootsmann.

Nach wenigen Seiten machen sich Maria und Linnea mit Bootsmann auf den Weg hinaus aus der Stadt, um vorübergehend in Hannes altes Haus zu ziehen. Martha, die Nachbarin und gute Freundin von Hanne, ist gleich zur Stelle, um den beiden zu helfen. Ihr Angebot an Maria, einem Frauenclub beizutreten, der sich regelmäßig bei ihr versammelt, lehnt sie jedoch skeptisch ab. Weitere Begegnungen mit Menschen aus ihrer Vergangenheit lassen nicht lang auf sich warten. Bald holen die Erinnerungen an die Ereignisse von damals, die dafür gesorgt haben, dass Maria nach München geflüchtet und bis heute nicht zurückgekehrt ist, sie wieder ein.

Als Leserin hatte ich schnell eine grobe Idee, was damals passiert ist, auch wenn die Details erst nach und nach als Erinnerungsfetzen preisgegeben werden. Marias alte Freunde reagieren sehr unterschiedlich auf ihre Rückkehr, die meisten wissen nicht einmal, warum sie damals gegangen ist. Ich erlebte eine Protagonistin, die mit sich ringt, ob sie Nähe zulassen soll oder lieber weiter auf Distanz bleibt, um nicht verletzt zu werden. Es setzt ein Heilungsprozess ein, in dem es viele kleine Schritte in die richtige Richtung, aber auch Rückschritte gibt und auf dem ich Maria gerne begleitet habe. Gestört hat mich lediglich, dass entscheidende Gespräche immer wieder aufgeschoben wurden und sich die Handlung dadurch etwas in die Länge zog.

Neben Marias eigenem Weg erlebte ich ebenfalls, wie ihre Tochter Linnea in der neuen Umgebung aufblüht. In München hatte sie mit Schulangst zu kämpfen und findet nun ein Umfeld, das sie bestärkt und in dem sie sich sicher fühlt. Der Roman legt seinen Fokus auf Freundschaft und Zusammenhalt, um sich gegenseitig zu stärken, zu wachsen und die Schatten der Vergangenheit hinter sich zu lassen. Eine einfühlsame und berührende Lektüre, perfekt für einen sonnigen Herbsttag.