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Veröffentlicht am 08.11.2019

Einladung zu Geschmacksexperimenten mit fünfzehn Gemüsesorten

Abenteuer Geschmack!
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Das Motto des Buches „Abenteuer Geschmack“ von Antje de Vries lautet „kochen und experimentieren“. Der Leser wird eingeladen, die Geschmacksvielfalt von fünfzehn verschiedene Gemüsesorten zu entdecken. ...

Das Motto des Buches „Abenteuer Geschmack“ von Antje de Vries lautet „kochen und experimentieren“. Der Leser wird eingeladen, die Geschmacksvielfalt von fünfzehn verschiedene Gemüsesorten zu entdecken.

Den Rezepten vorangestellt sind einige Seiten, in denen erklärt wird, wie Geschmack funktioniert. Alle Sinne spielen dabei eine Rolle. Wissenschaftliche Erkenntnisse werden auf ansprechende Weise mit dem Leser geteilt und werden von großformatigen, thematisch passenden Bildern begleitet.

Jedem Gemüse ist ein eigenes Kapitel gewidmet, diese sind jeweils gleich aufgebaut. Den Rezepten vorangestellt ist ein doppelseitiges Geschmacksporträt, bei dem der Geschmack und seine Variationen durch unterschiedliche Zubereitung verständlich und ausführlich erklärt werden. Für jedes der drei bis fünf Rezepte pro Kapitel wird explizit in wenigen Sätzen erklärt, welches Geschmackserlebnis man hier erwarten kann. Zwischen den Rezepten ist außerdem noch eine Doppelseite „Geschmacks-Insight“ untergebracht, wo weitere Hintergrundinformationen zum jeweiligen Gemüse geliefert werden.

Die Rezepte haben einen unterschiedlichen Schwierigkeitsgrad. Pro Kapitel ist fast immer ein Rezept dabei, das sich mit wenigen Zutaten in relativ kurzer Zeit kochen lässt. Andere Rezepte sind deutlich anspruchsvoller mit Zubereitungszeiten von über einer Stunde. Jedes Rezept ist auf einer eigenen Doppelseite dargestellt - links das Rezept, rechts ein Foto des Gerichts.

Gut fand ich, dass bei einigen exotischeren Zutaten auch Hinweise gegeben wurden, mit welcher alltäglicheren Zutat man diese ersetzen kann. Bei einigen Rezepten benötigt man jedoch zwingend einen Holzkohlegrill, mit dem ich leider nicht dienen kann. Außerdem fand ich es bei einigen Rezepten schwer, abzuschätzen, wie groß die Portionen werden und es war für mich nicht immer gleich klar, ob es sich um eine Vor-, Haupt- oder Nachspeise handelt.

Ich habe bereits die Rezepte „Möhrensalat mit Erdnüssen und Koriander“ sowie „Orangen-Butter-Kürbis“ ausprobiert. Den Anweisungen konnte ich problemlos folgen und ich war sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Beides waren spannende Geschmackskombinationen, die zu entdecken mir Spaß gemacht hat.

Abschließend möchte ich die ansprechenden Bilder loben, die Lust machen, das Buch immer wieder zur Hand zu nehmen. Nicht nur die Gerichte werden mit einem seitenfüllenden Foto in Szene gesetzt, auch die Infos rund um das Gemüse werden von tollen großformatigen Aufnahmen begeleitet. Dadurch riecht das Buch allerdings intensiv nach Farbe, was hoffentlich noch verfliegen wird.

„Abenteuer Geschmack“ ist ein Buch für alle, die Lust haben, sich mit einzelnen Gemüsesorten intensiver zu beschäftigen und genauer zu verstehen, wie sich die Zubereitungsform auf den Geschmack auswirkt. Es gibt zahlreiche toll gestaltete Seiten mit Hintergrundinformationen, die ebenso viel Platz einnehmen wie die Rezepte selbst. Ein Buch zum Stöbern, Verstehen und Ausprobieren für alle, die Lust auf Geschmacksexperimente haben!

Veröffentlicht am 06.11.2019

Ein Mord in der Modewelt

Blutmond
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Mitten in einer Januarnacht wird Jeppe Kørner in den Orstedpark gerufen, wo ein Toter im Ørstedspark in Kopenhagen gefunden wurde. Es scheint sich um einen betrunkenen Obdachlosen zu handeln, der an Unterkühlung ...

Mitten in einer Januarnacht wird Jeppe Kørner in den Orstedpark gerufen, wo ein Toter im Ørstedspark in Kopenhagen gefunden wurde. Es scheint sich um einen betrunkenen Obdachlosen zu handeln, der an Unterkühlung gestorben ist. Entsprechend groß ist die Überraschung am nächsten Tag, als festgestellt wird, dass es sich um den Modekönig Alpha Bartholdy handelt, der vergiftet wurde. Zuletzt lebendig gesehen wurde er auf einer Modeparty, wo er einen Streit ausgerechnet mit Jeppes Freund Johannes hatte. Gemeinsam mit Annette Werner ermittelt Jeppe in verschiedene Richtungen. Auch Esther de Laurenti, mit der Jeppe in Kontakt geblieben ist, hat einen Vorschlag, wo man ansetzen könnte.

„Blutmond“ ist der zweite Fall für die Ermittler Kørner und Werner und spielt einige Monate nach „Krokodilwächter“. Die Kopenhagener Fashion Week läuft und ausgerechnet eine bekannte Persönlichkeit der Modewelt wird ermordet. Theoretisch hätte jeder auf der Modeparty Bartholdys Drink vergiften können, doch es fehlt das Motiv. Dass Johannes der einzige ist, der mit dem Opfer gestritten hat, ist eine schwierige Situation für Jeppe. Er bemüht sich darum, nicht wegen Befangenheit vom Fall abgezogen zu werden und gleichzeitig Johannes’ Unschuld zu beweisen. Annette Werner kämpft unterdessen mit starken Kreislaufproblemen und hat Angst, ernsthaft erkrankt zu sein. Die Ermittlungssituation spitzt sich zu, als es zu einem weitern Zwischenfall kommt. Das angenehm hohe Tempo und der gelungene Spannungsbogen fesselten mich ans Buch. Kathrine Engberg konnte mich mit ihrem zweiten Thriller erneut begeistern, den ich wie seinen Vorgänger absolut weiterempfehle!

Veröffentlicht am 03.11.2019

Welcher Mensch ist der eine, zu dem du perfekt passt?

The One - Finde dein perfektes Match
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Typische Datingapps gehören der Vergangenheit an! Denn dank „Match Your DNA“ muss man nur noch eine Speichelprobe einschicken, und die Suche nach dem einen perfekten Partner beginnt. Für den Großteil der ...

Typische Datingapps gehören der Vergangenheit an! Denn dank „Match Your DNA“ muss man nur noch eine Speichelprobe einschicken, und die Suche nach dem einen perfekten Partner beginnt. Für den Großteil der Interessenten ist das Match nach wenigen gefunden, und die Verbundenheit, die Matches spüren, ist laut Berichten vieler zufriedener Nutzer einzigartig. Auch Mandy will das nun ausprobieren und hat direkt Erfolg - Richard wohnt auch gar nicht so weit weg. Ganz im Gegensatz zum Match von Jade, denn Kevin lebt auf der anderen Seite der Welt. Nick wird von seiner Freundin gedrängt, vor der Hochzeit zu testen, ob sie Matches sind. Ellie ist eine erfolgreiche Geschäftsfrau, deren normale Dates vor allen an ihrem Ruhm und Geld interessiert sind. Und Christopher ist ein Psychopath, der keine Gefühle empfindet, aus reinem Interesse aber prüfen wollte, ob auch er ein Match hat.

Das Cover von „The One“ fällt mit seinem weißen Cover, dem einzelnen pinken Fingerabdruck und dem pinken Buchschnitt sofort ins Auge. Allerdings finde ich es schade, dass man sich für pink entschieden hat, denn die Geschichte ist aus meiner Sicht auch gut für Männer geeignet, die diese Aufmachung eher abschreckt. Außerdem hätte ich einen DNA-Strang auf dem Cover passender gefunden als den Fingerabdruck, denn diese spielen im Buch überhaupt keine Rolle.

Das Buch erzählt die Geschichten von fünf Charakteren, die sich untereinander überhaupt nicht kennen, wodurch das Buch aus fünf separaten, abwechselnd erzählten Handlungssträngen besteht. Sie verbindet die Tatsache, dass die Charaktere ihre Speichelprobe bei „Match Your DNA“ eingeschickt haben. Das hat für sie alle komplett unterschiedliche Auswirkungen. Der klassische Fall - man trifft sich, verliebt sich, heiratet und lebt glücklich bis ans Lebensende - ist nicht dabei, so viel sei verraten. Das Buch spielt mit der Frage, wie gut man die Person, mit der man seelenverwandt ist, wirklich kennt. Denn dass man zusammengehört heißt nicht, dass der andere keine Geheimnisse hat.

Und Geheimnisse gibt es in diesem Buch reichlich! Das Buch macht eine Kehrtwende nach der nächsten, eine Überraschung jagt die andere. Was dabei herauskommt habe ich wirklich nicht kommen sehen. Zusätzlich sind die einzelnen Kapitel immer nur wenige Seiten lang, danach wechselt die Perspektive. Oft gibt es am Kapitelende Cliffhanger, sodass ich das Buch kaum zur Seite legen konnte, weil ich weiterlesen musste, um zu erfahren, was als nächstes passiert. Dabei bleiben Tempo und Spannung hoch. Die Geschichte konnte mich bis zu ihrem wirklich gelungenen Ende packen.

Insgesamt konnte mich das Buch begeistern, einen Stern Abzug gibt es jedoch für zwei unlogische Aspekte, dank der die Story überhaupt erst funktioniert. Der Autor gibt sich zum einen nicht sonderlich viel Mühe, zu erklären, warum jede Person genau ein Match hat. Angeblich finden 98% ihr Match in sechs Monaten und es gibt teils einen großen Altersunterschied - aber können bei einer solchen Einzigartigkeit so viele Matches gleichzeitig, also im Jetzt, leben? Vielleicht war mein Match ja auch Archimedes oder Elvis. Der zweite Punkt betrifft Christopher, bei dem die Ermittlungen rund um die Verbrechen, die er begeht, schrecklich stümperhaft dargestellt werden. Dass die Polizei so dermaßen planlos ist kann ich nicht glauben.

In „The One. Finde Dein perfektes Match“ begleitet der Leser fünf Charaktere, die ihre DNA eingeschickt haben, um den einen perfekten Partner ermitteln zu lassen. Ich musste mich jedoch auf die Geschichte einlassen und die Unlogik des Grundgedankens beiseite schieben. Belohnt wurde ich mit einer spannenden und temporeichen Geschichte voller Wendungen, die mich sehr gut unterhalten konnte!

Veröffentlicht am 31.10.2019

Ein süßer, unterhaltsamer Liebesroman

10 Blind Dates für die große Liebe
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Sophie freut sich riesig darauf, in den Weihnachtsferien viel Zeit mit ihrem Freund Griffin zu verbringen. Ihre Eltern lässt sie deshalb allein zu ihrer schwangeren Schwester fahren. Doch dann hört sie ...

Sophie freut sich riesig darauf, in den Weihnachtsferien viel Zeit mit ihrem Freund Griffin zu verbringen. Ihre Eltern lässt sie deshalb allein zu ihrer schwangeren Schwester fahren. Doch dann hört sie zufällig, wie Griffin einem Freund erzählt, dass er plant, Schluss zu machen, weil er im letzten Jahr auf der Highschool Spaß haben will. Wütend trennt sie sich selbst von ihm und fährt mit Liebeskummer im Gepäck zu ihrer Großmutter, wo auch der Rest der Familie ein und aus geht. Ihre Nonna organisiert kurzerhand einen Blind Date-Marathon: Jeder Tag wird von einem anderen Familienmitglied organisiert. Sophie lässt sich auf das Experiment ein und nutzt die freie Zeit außerdem, um sie mit ihrer Cousine Olivia und, ihrem Cousain Charlie sowie dessen Kumpel Wes zu verbringen. Früher waren die vier unzertrennlich, doch in letzter Zeit war Sophie nicht oft da. Können die Dates Sophie auf andere Gedanken bringen, und ist ihre große Liebe vielleicht dabei?
Ich fand die Idee unterhaltsam, eine Großfamilie Blind Dates organisieren zu lassen, um den eigenen Liebeskummer zu bekämpfen. Das Buch kommt schnell in Schwung und schon nach wenigen Seiten schlägt Sophie frisch getrennt bei ihrer Nonna auf. Das Ganze verspricht, eine abwechslungsreiche Sache zu werden: Diverse Onkel und Tanten machen mit, nette und weniger nette Cousinen und natürlich ihre Großeltern. Den Leser erwartet eine bunte Tüte voller schöner, skurriler, spaßiger und merkwürdiger Dates. Gleichzeitig versucht Sophie, ihre Gefühle im Hinblick auf Griffin und andere Bewerber zu sortieren. Das Ergebnis fand ich jedoch trotz der vielen Jungs, die auf der Bildfläche erscheinen, ziemlich vorhersehbar. Zeitweise rückt das Dating in den Hintergrund, als es bei der Schwangerschaft ihrer Schwester Margot zu Komplikationen kommt. „10 Blind Dates für die große Liebe“ ist ein süßer, unterhaltsamer Liebesroman, mit dem ich schöne Lesestunden verbracht habe!

Veröffentlicht am 29.10.2019

Der Zweite Weltkrieg aus Sicht eines Imkers und Fluchthelfers

Winterbienen
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Im Januar 1944 ist Egidius Arimond in seinem Bergarbeiterstädtchen im Urfttal in der Eifel einer der wenigen Männer, die nicht zum Kriegsdienst eingezogen wurden. Als Epileptiker wurde er als Lehrer entlassen ...

Im Januar 1944 ist Egidius Arimond in seinem Bergarbeiterstädtchen im Urfttal in der Eifel einer der wenigen Männer, die nicht zum Kriegsdienst eingezogen wurden. Als Epileptiker wurde er als Lehrer entlassen und kümmert sich jetzt vor allem um seine Bienenvölker. Weil sein Bruder ein bekannter Pilot und Kriegsheld ist, wurde er von den Nazis bislang nicht deportiert. Doch seine Medikamtente sind teuer, und vom Verkauf des Honigs und Bienenwachses allein kann er sie nicht bezahlen, den größten Teil muss er sowieso an den Staat abgeben. Deshalb bringt er in präparierten Bienenstöcken Juden zur belgischen Grenze. Als die Alliierten immer weiter vorrücken, wird die Lage für Egidius zunehmend gefährlich.

Der Roman ist in Tagebuchform verpasst und nimmt den Leser mit in die Jahre 1944 und 1945. Ein undatiertes Blatt mit einer Vorstellung des Protagonisten gibt zu Beginn einen ersten Überblick, in welcher Situation Egidius sich befindet. Als Epileptiker wurde er als Lehrer entlassen und zwangssterilisiert. Seine Tage verbringt er nun vor allem mit seinen Bienen und seine Nächte mit wechselnden Frauen.

Die Einträge sind in ruhiger, nüchterner Sprache verfasst. Egidius berichtet über alltägliche Begebenheiten, schwierigere Themen schreibt er seltener nieder, auch wenn er seine Notizen im doppelten Boden eines Bienenstocks versteckt. So erfährt man erst nach einer Weile, dass er dabei hilft, Juden über die Grenze zu bringen - laut eigener Aussage vor allem, um sich seine Medikamtente leisten zu können. Neue Instruktuionen erhält er über Notizen in einem Bibliotheksband. Dort ist er fast täglich, um Lateinunterricht zu geben und die Aufzeichnungen seines Vorfahren Ambrosius zu übersetzen.

Ambrosius Agrimond züchtete bereits im 15. Jahrhundert Bienen in der Eifel und gründete eine Familie, nachdem er das nahegelegene Kloster verlassen hatte. Als Junge begegnete er Johann von Erkelenz, der das Herz des verstorbenen Nicolaus Cusanus von Rom nach Cues bringen sollte. Da ich in Erkelenz das Cusanus-Gymnasium besucht habe, fand ich diese Einblicke besonders interessant.

Während der Krieg tobt, beschäftigt sich Egidius ausführlich mit dem Verhalten seiner Bienen. Als Leser erfährt man dabei so einiges über Bienenvölker und ihre Aufgaben im Laufe eines Jahres. Das steht in Kontrast zum Kriegsgeschehen, das Egidius sieht und von dem er hört. Flugzeugabstürze und erschossene Piloten, entkräftete Juden, die ihm ihr Leben anvertrauen, Vergewaltigungen, Bombenabwürfe und immer mehr Soldaten überall.

Gedanklich zieht sich Egidius immer wieder auf schöne Momente und die Zeit mit seinen Bienen zurück, diese Passagen lesen sich fast schon leicht. Dann jedoch folgen wieder Schilderungen zu dem, was gerade wirklich um ihn herum passiert, die umso mehr bedrücken und erschrecken. Dabei wächst auch die Angst in Egidius, die Kontrolle über seinen Körper zu verlieren oder aufzufliegen.

„Winterbienen“ berichtet authentisch von den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges aus der Sicht eines Imkers und Fluchthelfers, der auf Medikamtente angewiesen ist. Dem Autor gelingt es, hinter seiner Figur zurückzutreten und mich Egidius’ Stimme hören zu lassen. Sehr gerne empfehle ich diesen Roman weiter.