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Veröffentlicht am 23.10.2018

Ein neuer Auftrag für Mercy, den sie nicht ablehnen kann

Der Pakt der Bücher
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Mercy Amberdale lebt gemeinsam mit ihren Freunden Tempest und Philander über dem „Liber Mundi“, der Buchhandlung am Cecil Court in London, die ihrem Vater gehörte. Als sie von Cedric de Astarac kontaktiert ...

Mercy Amberdale lebt gemeinsam mit ihren Freunden Tempest und Philander über dem „Liber Mundi“, der Buchhandlung am Cecil Court in London, die ihrem Vater gehörte. Als sie von Cedric de Astarac kontaktiert wird, einem Agenten der Adamitischen Akademie, ist klar, dass die Akademie noch immer ein Auge auf sie hat. Cedric händigt ihr den letzten Teil des Flaschenpostbuchs aus, nach dem Mercys Auftraggeber Sedgwick vehement verlangt. Im Gegenzug soll sie etwas für die Akademie tun. Eine Wahl hat sie nicht, droht ihr die Akademie doch mit der Zerstörung des Cecil Courts. Gleichzeitig mischt sich ein neues, mächtiges Mitglied der Akademie ein, die bereit ist, zu drastischen Maßnahmen zu greifen, um an ihr Ziel zu kommen.

Mit „Der Pakt der Bücher“ ist die lang ersetzte Fortsetzung von „Die Spur der Bücher“ erschienen. Die Dilogie spielt im viktorianischen London und meine Vorfreude war groß, nun ein letztes Mal in die Welt der Bibliomantik einzutauchen. Die Geschichte beginnt eine Weile nach den Ereignissen des ersten Bandes. Mercy und ihre Freunde betreiben das „Liber Mundi“ am Cecil Court, der Gasse der Buchhandlungen. Von ihrer Mutter hat sie nach dem letzten verhängnisvollen Zusammenstoß nichts mehr gehört. Dafür meldet sich mit Cedric de Astarac ein anderer Bekannter, der eine Nachricht für sie hat.

Durch die Übergabe des letzten Teils des Flaschenpostbuchs an Mercy kommen die Dinge schnell wieder ins Rollen. Für diese Flasche hat Mercy schon mehrfach ihr Leben riskiert, ein Freund hat seins sogar verloren. Nun wird es ihr einfach übergeben, nachdem die Akademie es wie auch immer von Madame Xu, der Herrscherin über Chinatown, beschafft hat. Auf der einen Seite verlockend, kann sie so doch endlich das Versprechen einlösen, das sie einst Commissioner Sedgwick gab. Doch es handelt sich hier um die Akademie, und so hat alles seinen Preis. Denn die Übergabe an Sedgwick ist Teil eines größeren Plans, und Mercy eine Spielfigur, die sich der Sache nicht entziehen kann.

Mit der mysteriösen Egyptienne betritt eine neue Vertreterin der Akademie die Bildfläche. Sie ist absolut skrupellos und hat nur ihr Ziel im Blick. Den Verlust von Menschenleben auf dem Weg dahin betrachtet sie eher als Kollateralschaden, das wird bald auf dramatische Weise deutlich. Spätestens danach ist klar, wie ernst es ihr ist. Sie unternimmt weitere Schritte, die Mercy zunehmend unter Druck sitzen. Sie muss Egyptiennes Auftrag umsetzen, wenn sie die Menschen retten will, die ihr am Herzen liegen.

Der coolste neue Charakter in diesem Buch ist definitiv Fiona Faerfax. Sie neugierig, abenteuerlustig und auch ein wenig verrückt. Mit einem wunderlichen Gefährt taucht sie am Cecil Court auf und versetzt so manchen ins Staunen. Eigentlich ist sie nur auf der Durchreise, eilt Mercy und ihren Freunden aber zur Hilfe und hat einzigartige Möglichkeiten, einzugreifen. Gleich mehrere brenzlige Situationen enden dank ihres Eingreifens nicht in einer absoluten Katastrophe. Auch der schon bekannte Cedric spielt in diesem Band eine wichtige Rolle. Man erfährt mehr über ihn und seine Jagd auf Alexandre Absolon und warum er noch immer im Dienst der Akademie steht.

Ich fand diesen zweiten Band der Dilogie wieder gelungen, jedoch etwas schwächer als seinen Auftakt. Das viktorianische London ist weiterhin ein reizvoller Schauplatz. Das Geschehen konnte mich emotional aber weniger packen und ich hätte mir mehr überraschende Entwicklungen gewünscht. Zum Ende hin erwartet den Leser ein spannender Showdown mit mehreren Schauplätzen, der die Reihe für mich zufriedenstellen abschließt. Wer von der Welt der Bibliomantik genauso begeistert ist wie ich, der sollte sich auch dieses letzte Abenteuer nicht entgehen lassen!

Veröffentlicht am 23.10.2018

Wilkommen im Slough House bei den Slow Horses

Slow Horses
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Slough House, das ist das Abstellgleis für MI5-Agenten, die aus irgendeinem Grund ihre Karriere vermasselt haben. River Cartwright ist einer der Slow Horses, die so unspannende Dinge tun wie Unterlagen ...

Slough House, das ist das Abstellgleis für MI5-Agenten, die aus irgendeinem Grund ihre Karriere vermasselt haben. River Cartwright ist einer der Slow Horses, die so unspannende Dinge tun wie Unterlagen auf der Suche nach verdächtigen Zusammenhängen zu durchforsten. Er ist fest davon überzeugt, nur bei der Truppe gelandet zu sein, weil man ihn hereingelegt hat. Als ein pakistanischer Jugendlicher entführt wird mit der Drohung, ihn nach achtundvierzig Stunden zu enthaupten, wittern die Slow Horses ihre Chance auf Ruhm und Rehabilitation. Durch ihre Nachforschungen stolpern sie mitten hinein in ein gefährliches Netz aus Lügen und Fanatismus.

Die Slough House-Reihe von Mick Herron umfasst im englischen Original bereits fünf Bände – jetzt ist der erste Teil der Agentenserie auch auf Deutsch verfügbar. Im ersten Kapitel lernt man River Cartwright und seine Geschichte kennen, die ihn zu den Slow Horses gebracht hat. Er ist bei seiner Aufstiegsprüfung beim MI5 ist spektakulär gescheitert. Immer wieder durchlebt er die fatalen Momente und ist sich sicher, dass alles nur passiert ist, weil ein Kollege ihm falsche Informationen hat zukommen lassen. Doch dafür gibt es keine Beweise, und so sitzt er wie die anderen Slow Horses im Slough House fest.

Zu Beginn nimmt sich das Buch Zeit, die insgesamt acht Slow Horses und ihren Chef Jackson Lamb vorzustellen. Jeder von ihnen hat seine eigene Geschichte, die ihn an diesen Ort gebracht hat. Der IT-Spezialist Roderick Ho kennt sie alle bis auf zwei. Und während sich einige mit ihrem Dasein im Slough House abgefunden haben, wollen andere um jeden Preis wieder zurück in die MI5 Zentrale am Regent’s Park. Die Ausführlichkeit, mit der die Charaktere vorgestellt werden, weckte den Eindruck, dass hier schon früh alles für eine mehrbändige Story vorbereitet wird. Es dauerte eine Weile, bis ich mir einen Überblick verschafft hatte und endlich Bewegung in die Sache kam.

Im Fall des entführten Jugendlichen, der die Nation vor die Bildschirme fesselt, wollen einige Slow Horses unbedingt mitmischen. Sie haben eine Idee, wo sie dazu ansetzen können. Doch damit bringen sie sich selbst mitten in die Schusslinie. Viele Charaktere verfolgen ihre eigene Agenda und sind bereit, dafür einiges in Kauf zu nehmen. Nach dem ruhigen Start nimmt die Geschichte zunehmend an Tempo auf.

Mir hat es Spaß gemacht, die Slow Horses zu begleiten. Sie sind keine glattgestriegelten Agenten, sondern haben alle ihre Macken und Eigenheiten. Trotzdem arbeiten sie nach wie vor für einen Zweig des MI5 und haben einiges auf dem Kasten. Deshalb laufen Dinge mal so richtig schief, und mal sind sie absolut in ihrem Element. Eine gelungene Mischung, die für unvorhersehbare Entwicklungen sorgt. Mit der Zeit wird immer klarer, was eigentlich hinter dem Fall steckt. Neue Erkenntnisse und Zwischenfälle lassen die Handlung wiederholt die Richtung wechseln, sodass ich bis zum spannenden Schluss neugierig blieb und schließlich Antworten auf alle drängenden Fragen erhielt.

In „Slow Horses“ lernt man die gleichnamige Truppe ausrangierter MI5-Agenten kennen, die hauptsächlich Aktenkram erledigen. Eine aufsehenerregende Entführung bringt einige von ihnen auf den Plan, durch eine Lösung des Falls ihren Ruf wieder herzustellen. Nach einem ruhigen Start mit einer ausführlichen Vorstellung der Charaktere konnte mich die Handlung zunehmend fesseln. Ein gelungener Reihenauftakt für alle, die Lust auf einen ganzen Haufen nicht so perfekter, aber ambitionierter Agenten in Aktion haben.

Veröffentlicht am 23.10.2018

Vom Hauptstadtzoo ins Zentrum der russischen Macht

Guten Morgen, Genosse Elefant
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Der zwölfjährige Juri Zipit wohnt im Jahr 1954 mit seinem Vater, der als Tierarzt arbeitet, in einer Personalwohnung des Hauptstadtzoos in Moskau. Mit sechs Jahren hatte er einen schweren Unfall. Seither ...

Der zwölfjährige Juri Zipit wohnt im Jahr 1954 mit seinem Vater, der als Tierarzt arbeitet, in einer Personalwohnung des Hauptstadtzoos in Moskau. Mit sechs Jahren hatte er einen schweren Unfall. Seither vergisst er häufiger Dinge und hat gelegentlich Anfälle. Eines Abends wird sein Vater vom Geheimdienst abgeholt, um einen Patienten zu behandeln. Juri begleitet ihn als Assistent. Die Überraschung ist groß, als der Patient kein Tier ist, sondern der Stählerne höchstpersönlich, der überzeugt ist, dass alle Humanmediziner Verschwörer sind. Er ist von Juris liebem Gesicht und scheinbar einfachen Charakter so angetan, dass er ihn auf der Stelle zu seinem neuen Vorkoster ernennt. So erlebt Juri hautnah, was im Zentrum der russischen Macht vor sich geht.

Juri ist ein ganz besonderer Charakter, der sich dem Leser zu Beginn des Buches selbst vorstellt. Er lebt mit seinem Vater im Zoo und hat sich damit abgefunden, dass er seit seinem Unfall sechs Jahre zuvor oft Wörter oder Erinnerungen vergisst und an Epilepsie leidet. Denn gleichzeitig ist er sehr wissbegierig und kennt sich mit vielen Dingen aus, von denen seine Klassenkameraden keine Ahnung haben. Außerdem hat er ein liebes, stets lächelndes Gesicht, das dazu führt, dass ihm Fremde ständig vertrauliche Dinge erzählen, die er gar nicht hören will. Seine Mutter war Ärztin und einfach verschwunden, als er fünf Jahre alt war. Auch sein Vater lebt in ständiger Angst, eines Tages abgeholt zu werden und hat Juri eingeschärft, im Ernstfall so wenig wie möglich zu sagen.

Als die Geheimpolizei Juri und seinen Vater eines abends tatsächlich mitnimmt, passiert das aus ganz anderen Gründen als erwartet. Sie werden zum kranken Stählernen geführt, der von Juris Vater begutachtet werden soll. Dessen Diagnose gefällt ihm nicht, doch Juri will er als Vorkoster behalten. So gerät Juri völlig unvorbereitet in ein Schlangennest, in dem alle einander hintergehen und ihre eigene Agenda verfolgen. Von seiner Arglosigkeit wollen verschiedene Personen profitieren und versuchen ihn für ihre persönlichen Zwecke einzuspannen.

Juri sieht und erlebt vieles, dass er nicht ganz versteht. Zu Beginn realisiert er nicht einmal, dass er tatsächlich für Stalin arbeitet. Von seinem neuen Umfeld als einfältig abgestempelt erlebt er als stummer Zuhörer manch streng geheime Szene mit. Seine erschreckenden Schilderungen machten mich als Leser betroffen und zeigen die Willkürlichkeit, mit der in totalitären Systemen Entscheidungen über Leben und Tod getroffen werden.

Das Leben als Vorkoster ist ein Tanz auf Messers Schneide, denn viele sind schon an Gift gestorben. Er schwebt in ständiger Gefahr und ist auf sich allein gestellt. Seine Erlebnisse als Vorkoster enthielten für mich jedoch zu viele wiederkehrende Beschreibungen von Saufgelagen und Schimpftiraden. Auf der anderen Seite gibt es viele skurrile Szenen, zum Beispiel bei der Vorführung amerikanischer Filme, die mich trotz der ernsten Gesamtsituation zum Schmunzeln brachten.

Bei „Guten Morgen, Genosse Elefant“ handelt es sich um eine fiktive Geschichte, welche vieles ganz bewusst überspitzt und es mit den historischen Fakten nicht immer so genau nimmt. Trotzdem vermittelt sie einen Eindruck davon, wie es im innersten politischen Kreis Russlands in der Zeit vor Stalins Tod zugegangen sein könnte, wo niemand dem anderen traut und niemand sich in Sicherheit wägen kann. Juris Geschichte ist tragisch, sein Optimismus und seine kindliche Gutgläubigkeit rührend. Ich empfehle diese ungewöhnliche, dramatische Geschichte mit vielen satirischen Elementen sehr gerne weiter!

Veröffentlicht am 31.08.2018

Der unerwartete Weg der Rachel Childs

Der Abgrund in dir
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Rachel Childs ist eine aufstrebende Reporterin mit einem tollen Partner und einer schönen Wohnung. Doch eine Sache lässt sie nicht los: Sie will herausfinden, wer ihr Vater ist. Ihre verstorbene Mutter ...

Rachel Childs ist eine aufstrebende Reporterin mit einem tollen Partner und einer schönen Wohnung. Doch eine Sache lässt sie nicht los: Sie will herausfinden, wer ihr Vater ist. Ihre verstorbene Mutter hat ihr jedoch kaum Informationen hinterlassen, sodass der angeheuerte Privatdetektiv Brian Delacroix die Suche von Beginn an als eher aussichtslos beschreibt. Schließlich erhält sie die große Chance für ihre Reporter-Karriere. Doch ein Moment ändert alles und Rachels bisheriges Leben zerbricht. Ein Mann baut sie schließlich Stück für Stück wieder auf. Doch was weiß sie wirklich über ihn?

Zu Beginn des Buches lernt man Rachel als beruflich erfolgreiche Frau kennen, welche die Suche nach ihrem Vater nicht loslässt. Ihre promovierte Mutter hat einen berühmten Beziehungsratgeber geschrieben und konnte trotzdem ihr ganzes Leben lang keine stabile Partnerschaft aufbauen. Bis zu ihrem Tod hat sie Rachel immer wieder versprochen, das Geheimnis um ihren Vater zu lüften, tat das aber nicht bis zu ihrem Tod bei einem Verkehrsunfall. Jetzt will Rachel endlich Antworten, weshalb sie sich an einen Privatdetektiv wendet.

Die Geschichte nimmt sich viel Zeit, die Jugend von Rachel, ihre Suche nach ihrem Vater und die Arbeit an ihrer Karriere zu beschreiben. Der Autor schreibt kurzweilig und als Leser versteht man immer besser, wie Rachel tickt. Gleichzeitig fragte ich mich, wohin die Geschichte sich entwickeln wird. Der ruhige Erzählton machte mich argwöhnisch – wann kommt die angekündigte Verschwörung wohl ins Rollen? Doch bis dahin soll noch einige Zeit vergehen.

Bald kommt es dennoch zu einem ersten Bruch: Rachels fast perfektes Leben fällt wie ein Kartenhaus zusammen. Wie es dazu kommen konnte wird durch die ausführliche Vorgeschichte nachvollziehbar gemacht, der Moment hat mich trotzdem ein wenig überraschend. Wie kann es nun für sie weitergehen? Als sie Monate später einen alten Bekannten trifft, schöpft sie neue Hoffnung, doch den Weg zurück ins normale Leben findet sie nicht. Sie arrangiert sich in ihrem kleinen Schneckenhaus und schirmt sich von der Außenwelt ab.

Den Moment des Twists fand ich schließlich äußerst gelungen. Als Leser weiß man zuerst nicht, ob nun wirklich etwas Großes passiert oder es nur eine geschickt platzierte Verwirrung ist. Doch im Nu ist man schon mittendrin und plötzlich ist das Buch wie ausgetauscht: Actionreich, temporeich und spannend. Wie auch Rachel weiß der Leser kaum, wie ihm geschieht. Man fetzt durch die Seiten auf der Suche nach Antworten, und endlich ergibt auch der Prolog Sinn. Doch die Antworten, die man erhält, werfen weitere Fragen auf.

Wem kann man noch vertrauen? Nach dem ziemlich langen Vorlauf bekam ich endlich die Story, auf die ich gewartet habe. Dramatische Szenen und unerwartete Wendungen ließen mich bis zum Schluss neugierig weiterlesen. Wer bereit ist, ruhig zu starten und die Entwicklung der Protagonistin über einige Jahre zu begleiten, um sie besser kennenzulernen, der wird schließlich mit gelungenen Wendungen und einer actionreichen Verschwörungsgeschichte belohnt!

Veröffentlicht am 13.07.2018

Eine Sonderermittlung für Dupin

Bretonische Geheimnisse
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Kommissar Dupin reist in den Forêt de Brocéliande, denn er schuldet seinem Freund und Pariser Kollegen Jean Odinot noch einen Gefallen. Doch er ist nicht allein unterwegs. Die Fahrt wurde von Nolwenn kurzerhand ...

Kommissar Dupin reist in den Forêt de Brocéliande, denn er schuldet seinem Freund und Pariser Kollegen Jean Odinot noch einen Gefallen. Doch er ist nicht allein unterwegs. Die Fahrt wurde von Nolwenn kurzerhand zum Betriebsausflug erklärt, und so fahren die beiden gemeinsam mit den Inspektoren Riwal und Kadeg gen Tréhorenteuc. Dupin muss nur kurz seinen Termin mit Fabien Cadiou wahrnehmen, einem der weltweit führenden Artus-Forscher. Danach können sie gemeinsam die mythischen Orte erkunden, die mit zahlreichen keltisch-bretonischen Legenden und insbesondere der Artussage verknüpft sind. Doch als Dupin bei Cadiou eintrifft, liegt der erschossen in seiner Wohnküche. Im Nu findet sich Dupin als Sonderermittler in einem neuen Fall wieder.

Schon der letzte Fall hat Dupin urlaubsbedingt ein gutes Stück von Concarneau weggeführt. Auch diesmal verlässt er die heimischen Gefilde, allerdings gemeinsam mit seinem Team. Und im Gegensatz zu seinen Nachforschungen an der Côte de Granit Rose muss er sich nach dem Totenfund nicht mit Zuständigkeiten auseinandersetzen. Denn sein Pariser Kollege macht ihn im Handumdrehen und gegen seinen Willen zum Sonderermittler, während der ortsansässige Kommissar sich zufrieden verabschiedet, um den Geburtstag seiner Schwägerin zu feiern.

Dupin hat seine Kollegen praktischerweise schon vor Ort, und so stürzen sie sich gemeinsam in die Ermittlungen. Während er noch die Erkenntnis sacken lässt, dass es einen Mörder zu finden gilt, wird ihm ein zweiter Toter gemeldet: Einer der Forscherkollegen Cadious, die für eine Artus-Konferenz angereist sind, liegt erstochen im Wald. Und eigentlich sollte Dupin Cadiou auf den Zahn fühlen, ob bei dem Tod von dessen im Frühsommer verstorbenen Kollegen, welcher der Bruder des Innenministers war, keine Fremdeinwirkung im Spiel war. Hat er es etwa mit drei Morden zu tun? Was steckt dahinter? Etwa die Suche um den Heiligen Gral? Die fünf ebenfalls zur Konferenz angereisten Wissenschaftler wollen nichts ungewöhnliches bemerkt haben.

Dupins neuer Fall weist schnell eine gewisse Komplexität auf, bei der es den Überblick zu wahren gilt. Unter der Oberfläche brodelt so einiges, doch alle Artus-Forscher erweisen sich als höchst verschlossen. Auch aus der Frau des ersten Opfers und des örtlichen Erzählers, der das zweite Opfer gefunden hat, ist kaum etwas herauszubekommen. Gleichzeitig steht Dupin unter Zeitdruck, denn er will schnellstmöglich nach Hause zurück. Die unfreiwillige Ermittlung bietet auch einige Szenen, die mich zum Schmunzeln bringen konnten, zum Beispiel hat er kein Clairefontaine für seine Notizen dabei und muss mit den freien Stellen in der Bedienungsanleitung seines Citroën vorlieb nehmen.

Die Situation vor Ort spitzt sich immer weiter zu, denn irgendjemand scheint noch immer eine Rechnung offen zu haben. Dupin befragt systematisch die Kollegen und Bekannten der Opfer und lässt sich auch mal von einem Geistesblitz leiten. Immer wieder gibt es neue Hinweise und unerwartete Zwischenfälle, die mich neugierig weiterlesen ließen. Vor der Kulisse der geheimnisvollen Artus-Orte kommt es zu spannenden Szenen und einem spektakulären Showdown. Die Motivation hinter den Taten fand ich jedoch nicht so plausibel. Trotzdem konnte „Bretonische Geheimnisse“ mich mit neuen Abenteuern für die liebgewonnen Charaktere und dramatischen Wendungen sehr gut unterhalten.