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Veröffentlicht am 08.04.2018

Spannendes Weltraum-Abenteuer mit Witz

Kollaps - Das Imperium der Ströme 1
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In der Zukunft lebt die Menschheit auf verschiedenen, weit voneinander entfernten Planeten, die mithilfe der Ströme und einem Raumschiff innerhalb mehrerer Tage bis Monate erreicht werden können. Als Kiva ...

In der Zukunft lebt die Menschheit auf verschiedenen, weit voneinander entfernten Planeten, die mithilfe der Ströme und einem Raumschiff innerhalb mehrerer Tage bis Monate erreicht werden können. Als Kiva Lagos auf Ende ankommt, das neun Monate vom Zentrum Nabe entfernt liegt, muss sie feststellen, dass dort ein Bürgerkrieg ausgebrochen ist und der Herzog ausgerechnet von Ghreni Nohamapetan beraten wird, den sie nicht leiden kann und dessen Familie zunehmend an Einfluss gewinnt. Gleichzeitig macht ein Forscher auf Ende eine weitreichende Entdeckung und in Nabe steht Cardenia kurz davor, Imperatox zu werden. Ihr Vater liegt im Sterben und sie wurde nach dem Tod ihres Bruders nur kurze Zeit auf diese mächtigste aller Rollen vorbereitet. Wird sie der Verantwortung und den Intrigen gewachsen sein?

Ich habe Anfang des Jahres meine erste Space-Fantasy gelesen, was mir große Lust auf eine weitere Geschichte aus diesem Genre gemacht hat. Von John Scalzi hatte ich zuvor noch nichts gelesen, und begann ich ohne konkrete Erwartungen mit dem Buch, das der Auftakt einer neuen Reihe ist. Gleich zu Beginn geht es hoch her, denn die Geschichte beginnt auf einem Raumschiff, auf dem gerade eine Meuterei im Gange ist, die der Kapitän mit Galgenhumor kommentiert. Doch dann fällt das Schiff aus dem Strom – es wird dreiundzwanzig Jahre bis zum Ziel brauchen, wenn es nicht rechtzeitig wieder ins sich schon schließende Loch eintaucht.

Nach diesem spannenden Auftakt lernt man die drei Hauptcharaktere der Geschichte besser kennen und erfährt dabei schrittweise mehr über die Welt, in der sie leben. Kiva Lagos kommt als Vertreterin der Eigentümerin mit einem Raumschiff in Ende an, um Handel zu treiben, doch der Herzog macht ihr einen Strich durch die Rechnung. Sie flucht viel und legt ständig Männer flach, gleichzeitig ist sie aber auch gerissen wenn es darum geht, ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen und dabei auch noch Gewinn zu machen. Ihre Vulgarität fand ich auf Dauer allerdings nervig. Deutlich besser gefallen hat mir der besonnene Marce, der ein wichtiges Geheimnis hütet, das alles verändern wird. Er will nach Nabe, um dieses mit dem Imperatox zu besprechen. Dabei ahnt er noch nicht, dass dieser im Sterben liegt und seine Tochter Cardenia vor der Machtübernahme steht, die nach Meinung ihres Vaters viel zu nett für den Posten ist. Ich hoffte mit ihr, dass sie die richtigen Entscheidungen treffen wird.

Beim Lesen merkte man dem Buch an, dass es der Auftakt einer Reihe ist, denn der Autor nimmt sich viel Zeit, den Leser mit der Idee der Ströme vertraut zu machen. Letztere sind eine Wissenschaft für sich, die man als gegeben hinnehmen muss. Ihr Dasein bestimmt die Struktur der ganzen Welt, zum Beispiel ist Nabe das Zentrum, weil es alle Ströme verbindet und kaum ein Planet könnte sich dauerhaft selbst versorgen, weshalb mächtige Familien den Handel mit Monopolen bestimmen. Besonders kreativ fand ich, dass alle Raumschiffe Songtitel tragen – Kiva ist zum Beispiel auf der „Yes, Sir, That‘s My Baby“ unterwegs. In diesem ersten Band befinden sich alle Charaktere in verzwickten SItuationen, mit denen sie zurechtkommen müssen. Es gibt einige Intrigen, die alle miteinander verbunden zu sein scheinen. Gleichzeitig gibt es größere Entwicklungen, die auch die weitere Bände bestimmen werden. In diesem Band entwickeln sich die Charaktere nur wenig, ihnen fehlt noch etwas die Tiefe. Die dramatischen Entwicklungen am Schluss machen aber neugierig darauf, wie es für sie weitergehen wird.

„Kollaps. Das Imperium der Ströme“ ist eine Space-Fantasy voller Action und Intrigen, in der man drei ganz verschiedene Charaktere auf ihrem Weg belgeitet. Neben spannenden Szenen gibt es auch viele humorvolle Dialoge, wobei mir insbesondere Kivas Art zu vulgär war. Während die Charaktere einige Herausforderungen bewältigen müssen, wird gleichzeitig eine bänderübergreifende Handlung vorbereitet. Wer Lust auf ein spannendes Weltraum-Abenteuer mit Witz in einer gut durchdachten Fantasy-Welt hat, der ist bei diesem Buch richtig!

Veröffentlicht am 08.04.2018

Sechs Krähen und eine unmöglich scheinende Mission

Das Lied der Krähen
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Der fünfte Hafen von Ketterdam befindet sich in der Hand der Dregs, die dort das Vorrecht haben, die Besucher auf verschiedene Weise um ihr Geld zu erleichtern. Ihr Anführer Kaz erhält eines Tages einen ...

Der fünfte Hafen von Ketterdam befindet sich in der Hand der Dregs, die dort das Vorrecht haben, die Besucher auf verschiedene Weise um ihr Geld zu erleichtern. Ihr Anführer Kaz erhält eines Tages einen höchst lukrativen, aber beinahe aussichtslosen Auftrag: Er soll einen Gefangenen aus einem der am besten bewachten Gefängnisse befreien, dem Eistribunal in Fjerda. Dazu stellt er eine Gruppe höchst verschiedener Außenseiter zusammen, jeder ein Experte auf seinem Gebiet. Wird der unmöglich scheinende Clou gelingen?

Die Grischa-Trilogie von Leigh Bardugo zählt zu meinen liebsten Fantasy-Reihen. Deshalb war das neue Buch der Autorin ein Must Read für mich, insbesondere, weil es in der gleichen Welt wie die anderen Bücher spielt. Vorwissen benötigt man aber nicht, denn es spielt zu einer anderen Zeit in einer anderen Ecke der Welt. Gleich im Prolog wird man Zeuge einer gefährlichen Entdeckung: Es werden Experimente mit Grischa, also magiebegabten Personen, gemacht - mit erschreckendem Ergebnis.

Bald soll man als Leser mehr darüber erfahren, doch erst einmal lernt man Kaz und Inej kennen, die beide zu den Dregs gehören. Als sich eine andere Bande mit ihnen anlegt, erhält man eine Kostprobe ihrer Begabungen: Kaz verfügt über ein großes Netzwerk in der ganzen Stadt, er ist ein Menschenkenner, Planer und Dieb. Inej ist als „Phantom“ bekannt, weil sie sich ungehört anschleichen und verblüffend gut klettern kann. Ein hochspannender Moment jagt den nächsten, sodass die Geschichte schnell eine Sogwirkung ausübt.

Nachdem Kaz den Auftrag angenommen hat, ins Eistribunal einzubrechen, beginnt er damit, seine Mannschaft zusammenzustellen. Er hat sehr genaue Vorstellungen davon, wen er braucht, um die Mission zum Erfolg zu führen. Nacheinander lernt man die fünf Charaktere, die ihn begleiten sollen, besser kennen. Diese könnten nicht unterschiedlicher sein. Neben Kaz und Inej gibt es einen Scharfschützen mit Spielschulden, eine zum Kampf ausgebildete Grischa, die Menschen hilft statt sie zu töten, einen Gefangenen, der eine offene Rechnung begleichen will und den abtrünnigen Sohn einer mächtigen Familie. Während der Vorbereitungen in Ketterdam gibt es viele Rückblicke, in denen man die Charaktere besser verstehen lernt. Man erfährt, wie sie zueinander stehen und warum sie sich überhaupt auf so ein Wagnis einlassen, wie diese Mission es ist.

Als die Gefährten aufbrechen, werden die Rückblicke weniger und der Fokus verlagert sich auf die Umsetzung des Plans rund um das Eistribunal. Als Leser erhält man einen groben Überblick in Bezug auf die geplanten Schritte, sodass man einschätzen kann, was gerade gut und läuft und was nicht. Weil die Perspektive immer zwischen den sechs Charakteren wechselt erhält man Einblicke, wie jeder einzelne mit der gefährlichen Gesamtsituation umgeht. Gleichzeitig ist nicht alles, wie es scheint: Einige Personen haben ihren eigenen Kopf und die Autorin spielt gelungen mit den Perspektiven, sodass man als Leser viele überraschende Wendungen erlebt, die man nicht immer kommen sieht. Die Spannung ist bis zum Schluss da und das offene Ende lässt mich schon jetzt sehnsüchtig auf die Fortsetzung „Das Gold der Krähen“ warten, die im Frühjahr 2018 erscheint.

In „Das Lied der Krähen“ treten sechs ganz verschiedene, talentierte Charaktere eine Mission an, die unmöglich und lebensgefährlich scheint. Haben sie trotzdem eine Chance? Man lernt zunächst jeden von ihnen besser kennen, bevor es dann immer stärker um die Umsetzung des Plans geht. Beide Phasen haben mir richtig gut gefallen. Das Buch ist spannend von der ersten bis zur letzten Seite und für mich ein echtes Fantasy-Highlight. Ich kann es deshalb nur absolut weiterempfehlen!

Veröffentlicht am 08.04.2018

Eine Studentin am Bauhaus zwischen Aufbruch und Vorurteilen

Blaupause
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Weimar im Jahr 1921: Luise Schilling ist die Tochter einer großbürgerlichen Familie aus Berlin, die es sich in den Kopf gesetzt hat, Architektin zu werden. Mit Mühe hat sie ihre Eltern überzeugt, sie am ...

Weimar im Jahr 1921: Luise Schilling ist die Tochter einer großbürgerlichen Familie aus Berlin, die es sich in den Kopf gesetzt hat, Architektin zu werden. Mit Mühe hat sie ihre Eltern überzeugt, sie am Bauhaus studieren zu lassen. Dort muss sie feststellen, dass ihre Ambitionen von einigen Männern belächelt werden. Um dem geheimnisvollen Jakob näher zu kommen, in den sie sich verliebt hat, schließt sie sich der Gruppe rund um den einflussreichen Johannes Itten an, die Anhänger des Mazdaznan, einer religiösen Lehre, sind. Wie wird sich Luise am Bauhaus schlagen?

Ich war vor einiger Zeit in Weimar und habe mich dort mit dem Bauhaus auseinandergesetzt. Deshalb war meine Neugier schnell geweckt, als ich las, dass dieses Buch den Leser mit in die 1920er Jahre nach Weimar nimmt und an der Seite einer Studentin das Bauhaus erkunden lässt. Das Cover zeigt ein nachkoloriertes Bauhaus-Foto, auf dem die Studenten unbeschwert in die Kamera schauen. So muss sich auch die fiktive Protagonistin Luise gefühlt haben, als sie endlich ihrer traditionell denkenden Familie entkommen ist und in Weimar den Vorkurs beginnt.

Luise hat das Ziel, Architektin zu werden, doch bald lenken andere Dinge sie von ihren Bemühungen ab. Als sie sich verliebt, schließt sie sich den berüchtigten „Kuttenträgern“ rund um Johannes Itten an. Dieser hat zwar keine allzu hohe Meinung von ihren Fähigkeiten und auf die Rituale rund um das praktizierte Mazdaznan hat sie wenig Lust, doch so kann sie Jakob nahe sein. Letzterer zeigt Interesse, lässt sie jedoch zappeln.

Luise wirkte auf mich oft wie eine Mitläuferin, die in ihrem Wunsch, dazuzugehören, beinahe sich selbst verleugnet. Doch im entscheidenden Moment findet sie dann doch wieder zu sich selbst zurück. Sie rebelliert nie energisch, sondern sucht sich still ihren Weg, zum Beispiel indem sie in einer Werkstatt arbeitet, für die sie nicht vorgesehen ist, die Pläne ihres Bruders für sie kommentarlos ignoriert und mit dem Direktor Walter Gropius über ihre Ideen spricht. Doch nicht alles führt zum Erfolg, ihre Entscheidungen ziehen auch Entbehrungen und Enttäuschungen nach sich.

Während der Zeit in Weimar, in Dessau und auch bei Ausflügen nach Berlin erlebt man als Leser die verschiedensten Facetten der Weimarer Republik. Luise begegnet überzeugten Kommunisten, einem Studenten aus Palästina, Sympathisanten des nationalistischen Gedankenguts und gänzlich Unpolitischen und erlebt eine Welt zwischen Großbürgertum und Armut, Emanzipation und Diskriminierung, Tradition und Aufbruch, Fleiß und Exzess.

Der Autorin vermittelte mir ein umfassendes Bild der politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen. Ich hatte aber teils den Eindruck, dass sie den Anspruch verfolgt, auf den 250 Seiten alles möglichst vollumfänglich darzustellen. Ich hätte mir stattdessen noch mehr Einblicke ins Bauhaus wie ausführlichere Begegnungen mit historischen Persönlichkeiten wie Klee oder Kandinsky gewünscht. Mit dem titelgebenden Abschluss von Luises Bauhaus-Zeit konnte die Autorin mich auf den letzten Seiten überraschen. Anhand einiger Dokumente erfährt man schließlich in aller Kürze, wie es Luise in den Jahrzehnten danach ergangen ist.

In „Blaupause“ erlebt der Leser an der Seite der fiktiven Luise die Bauhaus-Zeit in Weimar und Dessau. Sie trifft auf so manche historische Persönlichkeit und ihr Wunsch nach Zugehörigkeit und Unterhaltung ist oft größer als ihr Wille zum Erfolg in einer Umgebung, die so manche Vorurteile gegen Frauen hat. Man erfährt viel über die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen. Ich hätte mir aber noch tiefere Einblicke in das Arbeiten am Bauhaus gewünscht. Das Buch bietet eine interessante Perspektive auf die Zeit der Weimarer Republik, für die ich sehr gute vier Sterne vergebe.

Veröffentlicht am 08.04.2018

Wer hat Adolf Winkler angegriffen?

Moabit
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Adolf Winkler, Vereinsorsitzender des berüchtigten Ringvereins Berolina und meist nur „Der Schänker“ genannt, steht kurz vor der Entlassung aus dem Berliner Gefängnis Moabit. Doch dann versucht ein kürzlich ...

Adolf Winkler, Vereinsorsitzender des berüchtigten Ringvereins Berolina und meist nur „Der Schänker“ genannt, steht kurz vor der Entlassung aus dem Berliner Gefängnis Moabit. Doch dann versucht ein kürzlich Inhaftierter, ihn zu ermorden. In letzter Sekunde kann Oberaufseher Ritter mit seinem Schlagstock dazwischen gehen. Doch der Angreifer verliert dabei das Bewusstsein. Was ist sein Motiv für den Angriff? Und was hat Ritters Tochter Charlotte in dieser Angelegenheit mitbekommen?

Auf das Buch bin ich bei einem Workshop des Verlags zum Thema Herstellung aufmerksam geworden. Der Bericht über die sorgfältige ausgewählte Buchausstattung und die in Sonderfarben gedruckten Illustrationen von Kat Menschik haben mich neugierig gemacht. Und vom Autor Volker Kutscher wollte ich schon lange etwas lesen. Dieses Buch ist ein Prequel zu seiner Gereon-Rath-Reihe.

Schon von außen ist das Buch mit seinem hochwertigen Leineneinband, dem in orange eingestanztem Titel und dem ebenfalls orangen Schnitt ein echter Hingucker. Wer das Mädchen auf dem Cover ist, wird im Laufe der Geschichte aufgeklärt – Leser der Gereon-Rath-Reihe kennen sie schon als große Liebe des Kommissars. Im Buchinnern kann man von der ersten Seite an die großartigen Illustrationen von Kat Menschik bewundern, die durch die ausgewählten Sonderfarben – jeweils ein Organe-, Blau- und Braunton – zu beeindrucken wissen.

Volker Kutschers Geschichte umfasst drei Teile, die jeweils aus einer anderen Perspektive geschildert sind. Zuerst kommt der Berufsverbrecher Adolf Winkler zu Wort, dann Oberaufseher Ritter und schließlich seine Tochter Charlotte. Allen Abschnitten ist eine Illustration des Charakters vorangestellt, durch welche ich mir die Handelnden sehr gut bildlich vorstellen konnte. Auch innerhalb der Abschnitte gibt es kaum eine Seite ohne Illustration. Mal klein, mal seitenfüllend hält Kat Menschik einzelne Momente der Geschichte fest und illustriert auch Alltagsgegenstände aus der Zeit der 20er Jahre in Berlin, die zur jeweiligen Situation passen.

Der Kern der Geschichte ist in allen drei Abschnitten der Angriff des Unbekannten auf Adolf Winkler. Bei allen drei Charakteren löst dieser etwas aus. Winkler kommt gerade so mit dem Leben davon und fragt sich, wer ihn tot sehen will, während er seine Rückkehr ins Geschäft vorbereitet. Oberaufseher Ritter hadert derweil mit dem Gedanken, den Angreifer vielleicht tödlich verletzt zu haben. Seine bedrückte Stimmung bemerkt auch seine Tochter Charlotte, die ihm etwas verheimlicht. Doch eine Beobachtung, die sie gemacht hat, könnte ihr Geständnis nötig machen.

Während die ersten beiden Abschnitte mit einem Cliffhanger im selben Moment enden erfährt man erst ganz am Schluss, was danach passiert ist. Mit dieser Entwicklung hätte ich nicht gerechnet. Schade fand ich aber, dass dieses Buch keine Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um den geschilderten Fall liefert. Ich kenne die Gereon-Rath-Reihe nicht, zu der die Geschichte das Prequel ist, weshalb ich nicht sagen kann, ob die Antworten hier warten. Meine Neugier ist geweckt, ich hätte mir aber für dieses Buch einen Fall mit Auflösung gewünscht.

In „Moabit“ kommt es im titelgebenden Gefängnis zu einem beinahe tödlichen Angriff auf einen einflussreichen Berufsverbrecher, was Einfluss auf verschiedene Personen hat. Wegen der fehlenden Auflösung denke ich, dass die Geschichte für Fans der Gereon-Rath-Reihe noch interessanter ist als für Neueinsteiger. Ich zähle zur letzten Kategorie und bin nun neugierig, ob die Reihe die Antworten liefert. Das Buch ist auf jeden Fall ein echtes Schmuckstück aufgrund der tollen Ausstattung und der atmosphärischen Illustrationen von Kat Menschik. Auch nach dem Lesen blättert man als Buchliebhaber immer wieder gern darin.

Veröffentlicht am 08.04.2018

Was verschweigt Ina ihrer Tochter Ariane?

Preiselbeertage
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Ariane hat vor Jahren Schweden, das Land ihrer Kindheit, verlassen. Seither lebt und arbeitet sie in Leipzig. Doch dann drängt ihr nicht allzu fester Freund sie, mit ihm zusammenzuziehen. Kurz darauf erhält ...

Ariane hat vor Jahren Schweden, das Land ihrer Kindheit, verlassen. Seither lebt und arbeitet sie in Leipzig. Doch dann drängt ihr nicht allzu fester Freund sie, mit ihm zusammenzuziehen. Kurz darauf erhält sie die Nachricht von Tod ihres Vaters Jörg. Ariane beschließt, in ihre Heimat zurückzukehren und dort einen Neuanfang zu wagen. Eine Heimat, in der er ihre Schwester Jolante fremd scheint und ihre Mutter Ina Geheimnisse hütet. Warum verleugnet Ina die Existenz eines Manuskripts, deren Rechte Jörg an Ariane und Jolante vererbt hat? Als Ariane Nachforschungen anstellt, entdeckt sie Ungereimtheiten und drängt auf die Wahrheit. Doch sind die Beteiligten bereit, sich ihr zu stellen?

Das Cover des Buches finde ich mit der rosa-weißen Grundierung und den Preiselbeeren als hervorstechendes Element schlicht, aber schick. Die Buchbeschreibung machte mir schnell Lust auf die Lektüre, denn ich war letztes Jahr zum ersten Mal in Schweden und freute mich, literarisch erneut in das Land einzutauchen. Zu Beginn des Buches ist Ariane in Leipzig, doch der Tod ihres Vaters und der Druck, den ihr mehr-oder-weniger-Freund auf sie ausübt, lassen sie einen Neuanfang in Schweden wagen. Diese Entscheidung trifft sie relativ spontan. Ob sie sich als die richtige herausstellen wird?

Ariane als Protagonistin ist der Typ, der eher intuitiv reagiert als Pläne schmiedet. Als sie in Schweden auf erste Geheimnisse stößt, was das Manuskript ihres Vaters angeht, beschließt sie, mehr in Erfahrung zu bringen. Auch wenn ihre Absichten aufrichtig sind lässt sie sich zu Schritten hinreißen, die bei mir auf Unverständnis trafen. Fingerspitzengefühl sieht anders aus. Doch ihre Beharrlichkeit ist es, die sie der Wahrheit schließlich näher bringt.

Während Ina in die Defensive geht, näher sich Ariane mit der Zeit ihrer Schwester Jolante an. Die beiden verbringen mehr Zeit miteinander und entdecken sich als Schwestern neu, was ich sehr schön fand. Auch mit dem Wildhüter Viggo, der den örtlichen Elchpark leitet, verbringt Ariane zunehmend Zeit und fühlt sich zu ihm hingezogen. Ich persönlich habe mich gefreut, dass die beiden einen Ausflug in das Zuckerstangenstädtchen Gränna machen, das ich auch schon besucht habe. Doch ist Ariane nach dem ruhmlosen Ende ihrer letzten Beziehung, in der die Gefühle nicht stimmten, bereit, sich auf etwas Neues einzulassen?

Parallel zu dem Handlungsverlauf in der Gegenwart gibt es immer wieder Rückblenden in die 80er Jahre. Hier lebt Ina mit der kleinen Ariane im Haus ihrer Eltern in der DDR. Ina wird schließlich die Ehre zuteil, mit ihrem Chor nach Schweden zu reisen. Von Beginn an merkt man als Leser, dass es einiges gibt, das Ariane nicht weiß. Aber warum hat man ihr das nicht erzählt? Man erfährt nach und nach immer mehr über Inas Vergangenheit und die damit verbundenen Geheimnisse. Diese Zeilen waren recht bedrückend und gleichzeitig plausibel und halfen mir als Leserin, Inas Agieren in der Gegenwart zu verstehen.

Arianes Leben in Schweden hält immer wieder schöne Momente für sie bereit, doch die Beziehung zu ihrer Mutter leidet durch ihr Nachbohren zunehmend. Schließlich müssen sich die Charaktere der Wahrheit stellen und entscheiden, was sie daraus machen. Hier findet die Autorin genau die richtigen Worte für die schwierige Lage der Beteiligten und führt das Buch zu einem wie ich finde gelungenen Abschluss.

In „Preiselbeertage“ kehrt Ariane nach Schweden, das Land ihrer Kindheit, zurück, um dort neu anzufangen. Als sie bemerkt, dass ihre Mutter ihr etwas verschweigt, beginnt sie, nachzubohren. Das Thema Familie steht in diesem Roman im Mittelpunkt, Beziehungen zueinander wollen neu entdeckt werden und bedrückende Geheimnisse warten auf ihre Lüftung. Ich empfehle das Buch klar an alle weiter, die Familiengeschichten mögen!