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Veröffentlicht am 15.09.2016

Welchen Plan verfolgt Thomas?

Atemlos
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Anna und ihre Familie sind endlich kein Teil des Zeugenschutzprogramms mehr, denn Sanchez, der Mann, vor dem sie sich verstecken mussten, ist tot. Doch das Gefühl von Freiheit währt nur kurz an. Auf einer ...

Anna und ihre Familie sind endlich kein Teil des Zeugenschutzprogramms mehr, denn Sanchez, der Mann, vor dem sie sich verstecken mussten, ist tot. Doch das Gefühl von Freiheit währt nur kurz an. Auf einer Party erhält Anna ihr Tagebuch zurück mit einer Nachricht von „T“ zurück, dass sie sich vielleicht eines Tages wiedersehen. Kurz darauf werden ihr Haus und Ethans Van durchsucht. Warum lässt der falsche Agent Thomas sie nicht in Ruhe, nachdem er sie hat laufen lassen? Was plant er? Agent Williams vermutet einen Maulwurf in den eigenen Reihen, weshalb sich Anna und Ethan mit ihren Familien in ein Jagdcamp zurückziehen, an dem Ethans Vater erst kürzlich Anteile erworben hat. Doch auch an diesem abgelegenen Winkel sind sie nicht vor Thomas sicher…

Nachdem „Spurlos“ damit endete, dass Anna ihr Tagebuch zurückerhält und damit ahnt, dass alles doch noch nicht vorbei ist, war ich sehr gespannt auf die Fortsetzung. Was hat der Killer Thomas vor, nachdem er Anna beim letzten Aufeinandertreffen nicht umgebracht hat, obwohl er die Gelegenheit dazu hatte? Der Einstieg ins Buch fiel mir leicht, denn es beginnt nur wenige Tage nach der Handlung von „Spurlos“ und es werden zunächst die wichtigsten Ereignisse rekapituliert. Auch wenn man das Buch dank dieser kurzen Zusammenfassung unabhängig vom Vorgänger lesen kann, empfehle ich trotzdem wärmstens, erst „Spurlos“ zu lesen, denn ihr werdet vieles noch besser verstehen.

Das Buch nimmt schnell an Tempo auf, denn schon nach wenigen Seiten hat nicht nur Annas Vater das FBI aufgrund des Tagebuchfunds eingeschaltet, sondern die Bedrohung wird konkreter, als ein Unbekannter Annas Haus durchsucht. Die Ungewissheit, was Thomas nun plant, nagt an Anna und machte auch mich neugierig darauf, mehr über seine Motivation herauszufinden. Die Flucht aus der Stadt mag zunächst wie eine übertriebene Vorsichtsmaßnahme wirken, doch es dauert nicht lange, bis Thomas tatsächlich wieder persönlich auf der Bildfläche auftaucht.

Nachdem im Vorgänger Annas Leben im Zeugenschutzprogramm beleuchtet wurde, geht dieses Buch auf das Thema Entführung ein. Ich fand die Begründung, warum es zur Entführung gekommen ist, etwas haarsträubend. Es geht nicht um Lösegeld, sondern um etwas viel komplexeres, dass man nur nach und nach begreift und erst ganz zum Schluss wirklich durchschauen kann. Annas Gefühle als Gefangene wurden aber gut vermittelt und ihre Verzweiflung wurde spürbar gemacht.

Durch die Gesamtsituation ist die Atmosphäre während des gesamten Buches angespannt. Immer wieder kommt es durch brenzlige Situationen und mutige Wagnisse zu Spannungsspitzen. Dazwischen werden Anna und dem Leser aber auch Verschnaufpausen eingeräumt, in denen Gedanken sortiert, Vermutungen angestellt und neue Pläne geschmiedet werden können. Zum Ende hin holt die Autorin dann noch einmal alles aus ihrer Geschichte heraus. Es gibt eine große Überraschung, einen schmerzhaften Abschied und auch Schüsse fallen. Für mich war der Abschluss des Buches absolut gelungen.

In „Atemlos“ muss Anna feststellen, dass mit ihrem Verlassen des Zeugenschutzprogramms noch nicht alles vorbei ist. Als Entführungsopfer geht sie durch die Hölle und muss sich gleichzeitig fragen, welche Rolle sie überhaupt im großen Plan spielt. Setzte der Vorgänger vor allem auf untergründige Spannung, ging es in diesem Buch noch mehr zur Sache. Einige Begründungen für das Verhalten bestimmter Personen fand ich allerdings unglaubwürdig. Insgesamt konnte mich diese temporeiche Geschichte aber mitreißen und unterhalten, sodass ich eine klare Leseempfehlung für Fans von Jugendthrillern ausspreche!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Fans von Katy und Daemon werden auf ihre Kosten kommen!

Obsidian 3: Opal. Schattenglanz
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Seit Dawsons überraschender Rückkehr und Wills Verschwinden leben Katy und Daemon in einem Zustand angespannter Erwartung. Für den Moment ist die Gefahr gebannt und sie können ihre Zweisamkeit genießen. ...

Seit Dawsons überraschender Rückkehr und Wills Verschwinden leben Katy und Daemon in einem Zustand angespannter Erwartung. Für den Moment ist die Gefahr gebannt und sie können ihre Zweisamkeit genießen. Doch die Situation ist kompliziert. Sie wissen, dass jederzeit das VM auftauchen oder Will zurückkehren könnte. Außerdem ist Dawson ohne Beth nicht mehr der Alte, und er will sie um jeden Preis retten, koste es, was es wolle. Dee hingegen hat sich seit Adams Tod gänzlich von Katy zurückgezogen. Schließlich taucht jemand auf, mit dem Katy wirklich nicht gerechnet hätte, und schlägt einen unglaublichen Deal vor...

Der zweite Band der Lux-Reihe endete mit der großen Überraschung, dass Dawson freigelassen wurde. Nun brannte ich natürlich darauf, ihn in „Opal“ näher kennenzulernen. Inwiefern stimmen die Geschichten, die Katy bislang über ihn gehört hat, mit dem Dawson überein, auf den sie trifft?

Gleich das erste Kapitel gibt hier Antworten, denn Dawson überrascht Katy kurz nach seiner Rückkehr in ihrem Schlafzimmer. Doch er will tatsächlich nur reden und präsentiert sich so ganz anders als erwartet. Die Trennung von Beth hat ihn schwermütig und abweisend gemacht. Kann sein impulsives Verhalten für die anderen Lux zur Gefahr werden? Durch Dawson wird frischer Wind in die Geschichte gebracht. Auch wenn er sich im Hintergrund hält, hat er doch massiven Einfluss auf die Pläne der anderen und war für mich deshalb eine interessante Person, die ich gerne näher kennenlernen wollte.

Fans von Katy und Daemon werden in diesem Band voll auf ihre Kosten kommen. Auch wenn die hitzigen Wortgefechte zwischen den beiden schon bekannt sind, macht es noch immer Spaß, die beiden zusammen zu erleben. Katy ist nun nicht mehr im Liebesdreieck gefangen und gefiel mir dadurch schon wieder viel besser. Zwischen ihr und Daemon knistert es ordentlich, hier hat die Autorin einen für ein amerikanisches Jugendbuch zufriedenstellenden Mittelweg zwischen Prüderie und Offenheit gefunden.

Bezüglich aller Luxangelegenheiten tritt die Handlung leider sehr lange auf der Stelle, es gibt weder nennenswerte Fortschritte noch Rückschläge. Einzelne überraschende und schockierende Momente sorgten dafür, dass die Spannung nicht gänzlich verloren ging, dennoch geschah mir über weite Strecken des Buches einfach zu wenig Neues. Zum Ende des Buches hin dann kommt endlich wieder Schwung in die festgefahrene Situation.

Während der Leser in diesem Band ganz viel Daemon bekommt, tritt Dee leider noch weniger in Erscheinung als im zweiten Band. Schade, denn ich habe sie zu Beginn der Buchreihe sehr liebgewonnen. Hoffentlich sieht man bald wieder mehr von ihr! Es gibt außerdem einige Wiedersehen mit schon bekannten Charakteren. Hier verhält sich Katy sehr naiv, wofür ich nur begrenzt Verständnis aufbringen konnte. Insgesamt konnte ich ihr Verhalten aber schon besser nachvollziehen als im Vorgängerband. Ich bin nun sehr gespannt, wie sie sich weiterentwickeln wird. Das Buch endet erneut mit einem fiesen Cliffhanger, der ahnen lässt, dass Katy noch einiges bevorsteht. Ob sie daran wachsen oder zerbrechen wird?

In „Opal. Schattenglanz“ werden vor allem Fans von Katy und Daemon auf ihre Kosten kommen. Zwischen den beiden fliegen die Funken, während die gesamte Luxsituation eher festgefahren ist und alle in einen Zustand angespannter Erwartung versetzt. Katy hat mir deutlich besser gefallen als im zweiten Band, während die Spannung ein bisschen nachgelassen hat. Insgesamt hält das Buch daher das Niveau seiner Vorgänger von guten vier Sternen. Wer die ersten beiden Bände bereits kennt, der sollte unbedingt weiterlesen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Der Kampf ums Überleben geht in die finale Runde

Ruinen
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Die Zeit der Menschen und Partials neigt sich unaufhörlich dem Ende zu. Noch immer wurde kein Weg gefunden, das Verfallsdatum der Partials aufzuheben, und ohne die Partials sterben alle menschlichen Neugeborenen ...

Die Zeit der Menschen und Partials neigt sich unaufhörlich dem Ende zu. Noch immer wurde kein Weg gefunden, das Verfallsdatum der Partials aufzuheben, und ohne die Partials sterben alle menschlichen Neugeborenen an RM. In der Hoffnung, dass ihr Körper die Lösung für das Verfallsdatum birgt, hat sich Kira freiwillig in die Hände von Dr. Morgan begeben. Werden ihre Forschungen die Lösung bringen? Samm kümmert sich unterdessen im Reservat um die Partials, die von Dr. Vale jahrelang bewusstlos gefangen gehalten wurden. Ob überhaupt einer aus dem Koma erwachen wird? Und während Delarosa mit ihrer Atombombe gen White Plains zieht, kämpfen Madison und Isolde um die Gesundheit und Sicherheit ihrer Kinder…

Nachdem Kira sich am Ende des zweiten Bandes auf dramatische Weise Dr. Morgen für ihre Forschungen zur Verfügung gestellt hat, war ich sehr gespannt, ob im dritten und finalen Band die Suche nach dem Heilmittel für das Verfallsdatum der Partials erfolgreich sein wird. Obwohl meine Lektüre des zweiten Bandes schon über ein Jahr her ist, habe ich mich schnell wieder in Dan Wells‘ dystopischem Amerika zurechtgefunden. Der Leser blickt an die verschiedensten Schauplätze und erhält so schnell einen Überblick über die aktuelle Lage.

Von Beginn an zeichnet sich das Buch durch ständige Schauplatzwechsel aus. Es gibt keinen klaren Fokus auf einen Haupthandlungsstrang, vielmehr kämpfen an allen Stellen Menschen und Partials mit ihrer jeweiligen Situation und gegeneinander. Auch eine Überschneidung der Handlungsstränge gibt es nur hin und wieder. Als roter Faden zieht sich jedoch der Kampf gegen die Uhr, die Suche nach einer Lösung, die das Überleben sichert, durch das Buch. Die vielfältigen Sichtweisen bieten interessante Einblicke, doch bei der Masse an Charakteren und der Geschwindigkeit, mit der immer wieder neue Pläne geschmiedet werden, wurde es für mich zur Herausforderung, den Überblick zu behalten.

Die Spannung war von Beginn an da, denn die Bedrohlichkeit der Lage ist inzwischen jedem Charakter mehr als bewusst. Dan Wells‘ nüchterner Schreibstil half mir dabei, einen rationalen Blick auf die Ereignisse zu wahren und mich gedanklich nicht zu lange mit den zahlreichen Toten zu beschäftigen, die auch unter bekannteren Charakteren zu verzeichnen sind. Durch die Masse an Charakteren lernt man aber nur die wenigstens wirklich gut kennen. Kira ist mir im Laufe der Trilogie immer sympathischer geworden. Nur auf den letzten Metern verlor sie durch ihr Verhalten in Sachen Liebe noch mal einige Punkte bei mir. Samm hat sich währenddessen zu meinem Lieblingscharakter entwickelt. Mit seiner verständnisvollen und aufrichtigen Art hat er mir richtig gut gefallen.

In diesem finalen Teil müssen sich die Charaktere mit immer neuen Bedrohungen auseinander setzen. Ob Atombombe, Biowaffe oder Blutmann, immer wieder müssen sie auf die veränderte Situation reagieren und neue Lösungsansätze suchen. Dadurch wird das Ganze noch spannender, aber auch noch ein Stück verwirrender. Auch kommt es ständig zu Kämpfen, die sehr ausführlich beschrieben werden. Doch welcher Plan kann wirklich zu Ende geführt werden? Ist es überhaupt möglich, den Untergang von Menschen und Partials zu verhindern? Viele werden ihr Ziel nicht erreichen. Das Ende ist dramatisch, aber doch unspektakulärer als ich erwartet hätte.

„Ruinen: Partials 3“ ist der Abschluss der dystopischen Trilogie von Dan Wells, in dem Menschen und die von ihnen erschaffenen Partials um ihr Überleben kämpfen. Das Buch bietet vielfältige Sichtweisen auf das Geschehen und ist deshalb dynamisch und komplex. Mir fiel es bisweilen aber schwer, den Überblick zu bewahren. Der Fokus des Buches liegt klar auf Action. Wer genau das sucht, bedenkenlos zu diesem Trilogiefinale greifen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Kaala kämpft um ihren Platz im Rudel

Der Schwur der Wölfe
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Vor 14.000 Jahren bekamen im Wolfsrudel des Schnellen Flusses gleich zwei Wölfinnen Nachwuchs. Doch während Rissas Nachwuchs von Leitwolf Ruuqo stammte, hatte ihre Schwester das Blut der Wölfe im großen ...

Vor 14.000 Jahren bekamen im Wolfsrudel des Schnellen Flusses gleich zwei Wölfinnen Nachwuchs. Doch während Rissas Nachwuchs von Leitwolf Ruuqo stammte, hatte ihre Schwester das Blut der Wölfe im großen Tal mit Fremdem vermischt. Ihre Welpen werden deshalb von Ruuqo getötet. Nur die kleine Kaala wehrt sich entschlossen und darf dank des Eingreifens der Höchsten Wölfe leben. Doch der Weg, der vor ihr liegt, ist kein einfacher. Auf sich allein gestellt muss sie im Rudel um ihren Platz kämpfen. Wird sich die Prophezeiung verwirklichen, nach der sie dem Rudel entweder großes Glück bringt oder es ins Verderben stürzt? Und warum fühlt ausgerechnet sie sich so stark zu den Menschen hingezogen, die zu meiden die Wölfe einst versprachen?

Zu Beginn des Buches springt die Geschichte 40.000 Jahre in die Vergangenheit und berichtet von der Wölfin Lydda. Diese hat sich trotz aller Warnungen, sich von den Menschen fernzuhalten, mit einem Menschenjungen angefreundet und geht mit ihm auf die Jagd. Vor 14.000 Jahren, der Gegenwart des Buches, ist Lydda längst zum Gegenstand von Legenden geworden. Ich fragte mich, wie ihre Geschichte wohl das Schicksal der kleinen Kaala beeinflussen wird.

Die kleine Wölfin war mir von Beginn an sympathisch. Man lernt sie als Welpe kennen, die unsicher zum ersten Mal in die große Welt hinaustapst – einfach unglaublich niedlich. Doch schon nach wenigen Seiten wird das Buch sehr traurig und Kaala muss auf sich allein gestellt ihren Platz im Rudel finden. Nicht nur der Leitwolf, sondern auch einige von Rissas Welpen machen der Kleinen schnell klar, dass sie Zähigkeit und Mut beweisen muss, wenn sie beim Rudel bleiben will.

Nach dem dramatischen Einstieg wird das Buch ruhiger und nimmt sich viel Zeit, das Aufwachsen der Welpen und die Dynamik innerhalb des Rudels zu beschreiben. Ohne selbst zu viel über Wölfe zu wissen wirkten die Beschreibungen des Verhaltens der Wölfe auf mich authentisch. Man merkt, dass die Autorin eine ausführliche Recherche betrieben hat und ihr Wissen in die Geschichte einfließen lässt. Wer sich stark für Wölfe interessiert, wird diese Beschreibungen sicherlich verschlingen. Mir hat hier allerdings über weite Strecken die große Spannung gefehlt, auch wenn es immer wieder zu brenzligen Situationen kommt.

Während die Autorin eine möglichst authentische Verhaltensbeschreibung abgeben möchte, hat sie gleichzeitig mythische Elemente in die Handlung eingebaut. Da gibt es Legenden, die Höchsten Wölfe und sogar Geister. Außerdem führen die Wölfe bisweilen erstaunlich komplexe Gespräche. Mit dem Ziel, das Buch möglichst interessant zu gestalten, wagt die Autorin hier einen Spagat zwischen Realitätstreue und Fantasie, der ihr gut gelungen ist.

Ab der Buchhälfte kommen allmählich auch die Menschen und die Beziehung der Wölfe zu ihnen ins Spiel. Das hat mein Interesse neu entfachen können, auch wenn das ruhige Tempo des Buches weiterhin bestehen bleibt. Kaala muss immer wieder Schikanen ertragen, findet allerdings auch wahre Freunde. Gemeinsam mit ihr ging ich durch Höhen und Tiefen. Zum Ende des Buches hin wird endlich ein Geheimnis gelüftet und man erkennt, wie viel eigentlich auf dem Spiel steht. Die Spannung der letzten Seiten konnte mich dann mitreißen ließ mich mitfiebern.

Auch wenn das Buch in sich abgeschlossen ist, fragt man sich doch, wie es mit den liebgewonnenen Charakteren weitergeht. Das Buch erschien bereits 2008 und wurde jetzt neu aufgelegt mit der guten Nachricht, dass es im Oktober mit „Das Geheimnis der Wölfe“ weitergeht und auch der finale Band 3 nicht mehr lange auf sich warten lassen wird. An dieser Stelle sei auch gesagt, dass mit der Neuauflage eine Überarbeitung stattgefunden hat und mir die in alten Rezensionen kritisierten Fehler nicht aufgefallen sind.

„Der Schwur der Wölfe“ erzählt die Geschichte der kleinen Wolfswelpe Kaala, die fremdes Blut in sich trägt und daher härter als die anderen Welpen um ihren Platz im Rudel des Schnellen Flusses kämpfen muss. Die Verhaltensbeschreibungen sind detailreich und ich hätte mich an so mancher Stelle noch mehr Spannung gewünscht. Wer aber von Wölfen fasziniert ist und auch ein wenig Mystik interessant findet, wird mit diesem Buch ganz bestimmt fesselnde Lesestunden verbringen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Auf den Spuren der Familiengeschichte

Die verbotene Zeit
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London, 1975: Carla hat durch einen Autounfall ihre Erinnerungen an die letzten sieben Monate verloren. Als sie versuchen möchte, die Zeit vor dem Unfall zu rekonstruieren, versucht ihr Mann Tom, sie davon ...

London, 1975: Carla hat durch einen Autounfall ihre Erinnerungen an die letzten sieben Monate verloren. Als sie versuchen möchte, die Zeit vor dem Unfall zu rekonstruieren, versucht ihr Mann Tom, sie davon abzuhalten. Welches Ziel verfolgt er damit? Bald findet sie heraus, dass sie mit einem berüchtigten Journalisten in Kontakt stand, um eine Frau zu finden, die angeblich mit ihrer Mutter befreundet war. Kann sie ihm trauen? Carla beschließt, den Spuren ihrer Familie in die Vergangenheit zu folgen. Diese führen sie ins Berlin der 1930er Jahre…

Das Buch beginnt mit einem kurzen, mysteriösen Prolog über eine kurze Begebenheit im Jahr 1959 in Cornwall. Eine junge Frau trifft an der Küste einen Unbekannten, der ihr etwas Entsetzliches erzählt. Wer ist sie, und was ist danach passiert? Eine Antwort auf diese Frage gibt das Buch erst einmal nicht, stattdessen springt es ins Jahr 1975, in dem ich Carla kennen lernte. Diese ist nach ihrem Unfall wieder zu Hause, kann sich aber nicht mehr an die vergangenen Monate erinnern.

Das Buch nimmt sich wenig Zeit, die Protagonistin und ihre Situation genauer vorzustellen. Bereits auf den ersten Seiten ist sie davon überzeugt, dass ihr etwas verheimlicht wird, und beginnt gleich damit, Fragen zu stellen. Ihr Mann wirkte auf mich von Beginn an absolut unsympathisch, während Carla eine mangelnde Durchsetzungskraft und Beharrlichkeit an den Tag legt. Zu Beginn der Geschichte fühlte ich mich ihr daher nicht wirklich nahe, sondern nahm eher die Rolle einer distanzierten Beobachterin ein. Zum Glück entwickelt sich Carla im Laufe der Handlung stark weiter und wurde mir in diesem Zug immer sympathischer.

Immer wieder springt das Buch in die Vergangenheit und erzählt die Geschichte von Dora und Edith im Berlin der 1920er Jahre. Diese Rückblicke machen etwa die Hälfte des Buches aus und umfassen eine Zeitspanne von mehr als zwanzig Jahren. Die Erzählungen über die Freundschaft der zwei ungleichen Mädchen fand ich sehr schön. Mit Beginn der 1930er Jahre brechen schließlich düstere Zeiten an. Der Autorin ist es gelungen, darzustellen, wie sich die Atmosphäre in Berlin zuerst ganz schleichend und schließlich immer schneller verändert. In meist ruhigen Tönen erzählt sie von immer schlimmer werdenden Diskriminierungen, von wachsender Skepsis und Verzweiflung, aber auch von Freundschaft, Loyalität und Liebe.

In der Gegenwart plätschert das Buch leider lange Zeit vor sich hin. Während ich durch die Rückblicke allmählich eine Ahnung von dem bekam, was vorgefallen ist, kommt Carla mit ihren Nachforschungen zur sehr langsam voran. Es kommt zu interessanten Begegnungen, doch auf den großen Durchbruch wartet man vergebens. Bedeutende Enthüllungen ließen auf sich warten und führten dazu, dass es während Carlas Nachforschungen weniger große Emotionen gab, als ich erwartet hätte.

In der Vergangenheit wird die Situation wie nicht anders zu erwarten immer dramatischer. Hier rechne ich es Claire Winter hoch an, dass sie die dunkelsten Momente nur andeutet und auf brutalste Beschreibungen verzichtet. Auch so habe ich genug Bilder im Kopf, die mich erahnen lassen, was zu dieser Zeit passiert ist. Nach vielen Überraschungen und Wendungen in der Vergangenheit erwarten den Leser kurz vor Schluss schließlich auch große Enthüllungen in der Gegenwart. Diese konnten mich berühren und waren ein gelungener Abschluss des Buches. Insgesamt hat mir der Weg bis dorthin aber zu lange gedauert.

„Die verbotene Zeit“ erzählt von Clara, deren Suche nach ihren verlorenen Erinnerungen dazu führt, dass sie ihre Familiengeschichte erforscht. In Rückblenden erzählt das Buch gleichzeitig von zwei Freundinnen im Berlin der 1920er bis 1940er Jahre. Während mich die Rückblenden voll überzeugen konnten, haben mir bei Claras Nachforschungen in der Gegenwart zu lange große Emotionen und Überraschungen gefehlt. Dafür entschädigt schließlich ein starker Buchabschluss. Wenn ihr Familiengeschichten mit historischem Bezug mögt und es für euch auch gerne einmal ruhiger und dafür eindringlicher zugehen darf, dann solltet ihr zu diesem Buch greifen.