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Veröffentlicht am 15.09.2016

Wie soll man sich bei so vielen Männern bloß entscheiden?

Maybe You? Entscheide sich, wer kann!
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Die 26-jährige Annika hat ein großes Problem: Sie kann sich nie entscheiden, egal, worum es geht. Hose oder Rock? Pommes oder Pasta? Seit sie von ihrem Auslandsaufenthalt in Neuseeland zurückgekehrt ist, ...

Die 26-jährige Annika hat ein großes Problem: Sie kann sich nie entscheiden, egal, worum es geht. Hose oder Rock? Pommes oder Pasta? Seit sie von ihrem Auslandsaufenthalt in Neuseeland zurückgekehrt ist, arbeitet sie dank ihrer besten Freundin Steffi als Praktikantin in der Online-Redaktion eines Fernsehsenders. Diesem Job hat sie es zu verdanken, dass sie Bekanntschaft mit dem attraktiven Schauspieler Malik Ünal macht. Der pöbelt sie beim ersten Zusammentreffen zwar an, ist beim nächsten Mal aber schon viel netter. Ob sie sich auf ihn einlassen soll? Doch da ist auch noch ihr Ex-Freund Tim, der sie zurückgewinnen will. Und der Überlebenskünstler Kuschi, dem sie aus der Patsche geholfen hat und der sich revanchieren möchte. Wie soll sie sich da bloß entscheiden?

Als ich mir das Konzept des Buches durchgelesen habe, war ich gleich begeistert. Ein interaktiver Chick-Lit-Roman, bei dem man selbst bestimmen darf, mit wem die Protagonistin es versucht? Das klang für mich ziemlich witzig. Die Dicke des Buches hat mich dann aber erst einmal sehr erstaunt. Ein Chick Lit-Roman mit 660 Seiten? Uff!

Das Geheimnis hinter der Dicke des Buches ist aber schnell gelüftet, es liegt an der Wahl, die man als Leser zwischen verschiedenen Handlungsalternativen hat. Heißt: Nach 50 Seiten Einführung, in denen der Leser Malik, Tim und Kuschi kennen lernt, darf er wählen, mit wem Annika es versuchen soll. Dementsprechend gibt es drei verschiedene Handlungsstränge, die man lesen kann. Schließlich darf noch ein zweites Mal entschieden werden, ob Annika bei ihrer Wahl bleibt oder wechselt.

In der Einführung lernte ich als Leserin Annika schnell als ziemlich chaotische Person mit einem massiven Entscheidungsproblem kennen. Mit ihrer Unfähigkeit, sich selbst für Kleider oder Essen zu entscheiden, wurde mir Annika schnell sympathisch. Leider wirkten die drei Männer, zwischen denen sie sich entscheiden kann, im ersten Eindruck auf mich persönlich leider alle nicht sonderlich begehrenswert. So entschied ich mich aus dem Bauch heraus an der ersten Entscheidungsstelle für Malik.

Die Geschichte von Annika und Malik fand ich ganz unterhaltsam. Es kommt zu witzigen, skurrilen und brenzligen Situationen, weil Annika permanent in Fettnäpfchen tritt. Aber: Annikas beziehungsweise meine Entscheidung für Malik bedeutet nicht, dass man die anderen Männer nicht wiedertrifft. Nein, es macht fast den Eindruck, als sei München ein Dorf, denn auch Tim und Kuschi trifft Annika fast täglich mehr oder weniger zufällig wieder. Wirkten ihre Entscheidungsschwierigkeiten am Anfang noch witzig, ging mir ihre Sprunghaftigkeit in Bezug auf Männer allmählich auf die Nerven. Zum Glück gibt es noch Annikas Mitbewohnerin Kira, die ich sehr mochte. Und auch die abgedruckten Blog-Einträge von Annikas Ex-Neuseelandliebe Josh waren echte Highlights. Zu schade, dass der Gute auf der falschen Seite der Erde wohnt. Der Abschluss der Geschichte löst das Chaos dann doch weitestgehend auf, sodass ich mit dem Ergebnis zufrieden war.

Nachdem ich den Malik-Handlungsstrang ausgelesen hatte, wollte ich natürlich auch noch die anderen Optionen kennen lernen. Leider wurde ich hier ein wenig enttäuscht. In den anderen beiden Handlungssträngen erfährt man einige interessante Sachen, die man im ersten Strang nicht erfahren hat und Annika erlebt natürlich auch andere Dinge mit dem Mann ihrer bzw. meiner neuen Wahl. Insgesamt gab es für mich aber viel zu viele Parallelen, durch die ich das Gefühl hatte, fast das gleiche Buch noch einmal zu lesen und weshalb es sich für mich in die Länge zog. Die verschiedenen Alternativen hätten sich für mich noch stärker auseinander entwickeln müssen.

„Maybe you“ basiert auf der witzigen Idee, dass man als Leser bestimmen darf, mit welchem Mann Annika ihr Glück versucht. Die Zielsicherheit, mit der Annika kein Fettnäpfchen auslässt, war unterhaltsam, doch leider empfand ich ihre Sprunghaftigkeit als zunehmend anstrengend. Auch fand ich die drei Optionen Malik, Tim oder Kuschi nur mäßig begehrenswert. Durch viele sympathischer Nebenfiguren und witzige Zwischenfälle wird die Geschichte aber aufgelockert und insgesamt zu einer lockeren Lektüre für Zwischendurch.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Jede Frau sollte sich Zeit für ihre Schönheit nehmen

Bella Clara (Die Jahrhundertwind-Trilogie 3)
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Berlin, 1906: Clara hat es endlich geschafft, sich von ihrem Mann Gerhard Gropius scheiden zu lassen, der ihr gegenüber in den letzten Jahren immer gewalttätiger geworden ist. Doch der Preis dafür ist ...

Berlin, 1906: Clara hat es endlich geschafft, sich von ihrem Mann Gerhard Gropius scheiden zu lassen, der ihr gegenüber in den letzten Jahren immer gewalttätiger geworden ist. Doch der Preis dafür ist hoch: Für die Scheidung musste sie eine andauernde Affäre inszenieren, bei der ihr Mann sie in flagranti ertappt hat. Als Konsequenz verliert sie die Apotheke ihrer verstorbenen Eltern und das Sorgerecht für die Kinder an ihren Mann. Auch findet sie mit ihrem Ruf und ohne Ausbildung in Berlin keine Anstellung in einer Apotheke. Mit Josefines Unterstützung wagt Clara schließlich einen Neuanfang. In Meersburg am Bodensee kann Clara im Hotel von Josefines alter Freundin Lilo unterkommen und findet auch endlich eine Anstellung. Kann sie sich fernab der Heimat ein neues Leben aufbauen?

Das Buch startet bedrückend mit dem Beschluss von Claras Scheidung im Gerichtssaal. In den Vorgängerbänden konnte man als Leser erleben, wie Clara unter den physischen und psychischen Misshandlungen ihres Mannes Gerhard immer mehr litt, und so hätte die Scheidung eigentlich ein erleichternder Moment sein sollen. Doch entgegen ihrer Erwartungen verliert Clara alles, was ihr etwas bedeutet hat und steht vor den Scherben ihres Lebens. Wie soll es nun weitergehen? Zum Glück hat sie Freundinnen wie Josefine und Isabelle, die ihr mit Rat und Tat zur Seite stehen. So ist es schließlich auch Josefine, die ihr den Neuanfang in Meersburg vorschlägt.

In Meersburg habe ich mich sehr über ein Wiedersehen mit Lilo gefreut, die trotz ihres beruflichen Erfolges ihre gewitzte Art nicht verloren hat. Auch sie eine geschiedene Frau, deren Scheidung aber vorteilhafter verlaufen ist als Claras. Mit ihrer Unterstützung wendet sich für Clara sehr schnell das Blatt und es beginnt ein beeindruckender beruflicher Aufstieg. Seit zwei Büchern kenne ich Clara schon als Nebenfigur, deren Selbstvertrauen unter der Fuchtel ihres Mannes immer stärker gesunken ist. Ich freute mich daher gemeinsam mit ihr riesig über jeden Schritt in Richtung Erfolg, der auch ihr Selbstvertrauen wieder stärkt. Während Josefine und Isabelle gelegentliche kurze Gastauftritte haben, lernt man auch wieder einige neue Figuren kennen, zum Beispiel Therese, die ein Frisiergeschäft betreibt und unter den männlichen Gästen in Meersburg stets nach der großen Liebe sucht und den Haarhändler Roberto, der dem Leben, das seine Eltern für ihn geplant haben, entkommen möchte.

Thematisch steht nach dem Velofahren und der Champagnerherstellung in den ersten zwei Bänden nun die Herstellung von Produkten für die Schönheit im Vordergrund. Claras Grundsatz ist, dass jede Frau sich täglich eine halbe Stunde für sich selbst und ihre Schönheit nehmen sollte. Bis vor kurzem wäre das noch undenkbar gewesen, was wieder einmal zeigt, dass der Jahrhundertwind in den Büchern kräftig bläst. Erstaunt hat mich allerdings, dass es Clara nur mit den Notizen ihres Vaters und ihrer mehrere Jahre alten Erfahrung gelingt, Produkte herzustellen, die alles Dagewesene übertreffen. Erst spät stellt sie Spezialisten ein, um ihre Produkte weiter zu verbessern. Auch weitere Figuren eignen sich unerwartet schnell erstaunliche Kompetenzen an, die Claras Produkte zum Erfolg führen. Insgesamt machte es mir großen Spaß, Claras Aufstieg zu verfolgen, gleichzeitig lief alles aber ein wenig zu glatt ab und die meisten Probleme wurden im Handumdrehen aus dem Weg geräumt.

In „Bella Clara“ begibt sich nach Josefine und Isabelle auch die dritte der drei Freundinnen auf die Suche nach beruflichem und privatem Erfolg. In Meersburg am Bodensee kann Clara ihren Traum verwirklichen, Produkte für die Schönheit der Frau herzustellen. Klar im Vordergrund steht der Lesespaß ohne allzu große Dramatik statt historischer Fakten und Beschreibungen der Produktion von Cremes und Seifen. Wer Lust hat auf eine Geschichte, in der eine Protagonistin durch den Aufbau ihres Geschäfts zu neuem Selbstbewusstsein kommt und auch Freundschaft und Liebe nicht zu kurz kommen, der wird mit „Bella Clara“, dem Abschluss der Jahrhundertwind-Trilogie, kurzweilige Lesestunden verbringen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Kann der Dämon noch gestoppt werden?

Zwölf Wasser, Buch 3: Nach den Fluten
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Vor zahlreichen Zehnen haben sich die Undae mit ihren Begleitern auf den Weg gemacht, um die zwölf wichtigsten Quellen des Kontinents aufzusuchen. Alle drei Reisegemeinschaften haben inzwischen herbe Rückschläge ...

Vor zahlreichen Zehnen haben sich die Undae mit ihren Begleitern auf den Weg gemacht, um die zwölf wichtigsten Quellen des Kontinents aufzusuchen. Alle drei Reisegemeinschaften haben inzwischen herbe Rückschläge hinnehmen und sich von liebgewonnenen Gefährten verabschieden müssen. Doch nun scheint alles vergebens gewesen zu sein, denn dem Dämon Asing ist es gelungen, im Körper Babus die Stadt Agen zu besetzen. Nun brennt die Stadt, und Asing plant die nächsten Schritte, um ihren Einfluss auszubreiten. Kann sie noch gestoppt werden?

Auf die Veröffentlichung des finalen Bandes der Zwölf Wasser-Trilogie habe ich lange gespannt gewartet, denn das Erscheinen des zweiten Bandes liegt inzwischen anderthalb Jahre zurück. In der Zwischenzeit sind meine Erinnerungen an den Vorgänger leider ziemlich verblasst. Beim Durchblättern des zweiten Bandes sind die wichtigsten Dinge allerdings schnell wieder präsent geworden, und auch kurze Erinnerungen zu Beginn des dritten Bandes halfen mir, in die Geschichte zurückzufinden. Wer nun welche Quelle mit welchem Ergebnis aufgesucht hat, habe ich leider nicht vollständig rekapitulieren können – hier wäre eine Übersicht im Anhang schön gewesen – doch aufgrund der Rückkehr Asings ist diese Aufgabe nun sowieso aufgegeben worden.

Dieser finale Teil der Trilogie fokussiert sich demnach ganz auf den Dämon Asing und das Bestreben, sie zu vernichten. Dazu muss man allerdings erst einmal schaffen, in ihre Nähe zu kommen und dabei nicht gleich von ihrem Blick getötet zu werden. Felt und Reva wollen das Unmögliche wagen und sind daher auf dem Weg nach Agen. Diese Reise und die zählreichen Hindernisse und Herausforderungen werden ausführlich beschrieben. Dabei wird Felts innere Zerrissenheit, sein Schwanken zwischen Verbitterung und Entschlossenheit, intensiv thematisiert. Ein wenig frischen Wind gibt es durch neue Charaktere in Agen, zum Beispiel den Hüter Soovend und die kleine Min. Beide entwickeln sich im Laufe des Buches zu wichtigen Charakteren, die man immer besser kennen lernt und deren Handeln von großer Bedeutung sein wird.

Die anderen beiden Reisegruppen rund um Kersted und Marken/Smirn geraten aufgrund der Geschehnisse in Agen stark in den Hintergrund. Diese Handlungsstränge werden eher schnell abgehandelt, offenbar um mehr über die Vorgänge im Brennpunkt Agen erzählen zu können. Immerhin leisten Mitglieder aus beiden Gruppen noch einen Beitrag zum Endergebnis der Trilogie und geraten so nicht gänzlich in Vergessenheit.

Schließlich nähert sich das Buch der großen Entscheidung, mit der ich leider nicht ganz glücklich geworden bin. Es war sehr mystisch und die Autorin hat es sich in meinen Augen ein wenig zu einfach gemacht, indem sie viele Vorgänge unerklärt ließ. Auch ein paar abschließende und aufschlussreiche Erklärungen zur Bedeutung der Quellen hätte ich schön gefunden. Immerhin erfährt der Leser so manches über das Schicksal der Hauptcharaktere des Buches, was meine Neugier befriedigen konnte. In dieser Hinsicht haben mich die letzten Seiten noch einmal berühren können.

„Zwölf Wasser: Nach den Fluten“ fokussiert sich auf die Ereignisse rund um Agen, wo der Dämon Asing im Körper Babus zurückgekehrt ist. Neue Charaktere in Agen sorgen für frischen Wind, während die Handlung fernab von Agen zur Nebensache wird. Die Wortgewandtheit der Autorin konnte mich erneut beeindrucken, dennoch hat das Buch sein Spannungspotenzial nicht voll ausgeschöpft. Die letzten Seiten fand ich schließlich noch einmal richtig gelungen, so dass ich dem Finale der Zwölf Wasser-Trilogie solide drei Sterne gebe.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Taucht ein ins faszinierende Rio de Janeiro der Gegenwart und Vergangenheit!

Die sieben Schwestern
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Maia ist zwar die älteste von sechs Schwestern, lebt aber als einzige noch immer in ihrer Heimat „Atlantis“, einem Anwesen am Genfer See. Sie besucht gerade eine Freundin in London, da meldet sich ihre ...

Maia ist zwar die älteste von sechs Schwestern, lebt aber als einzige noch immer in ihrer Heimat „Atlantis“, einem Anwesen am Genfer See. Sie besucht gerade eine Freundin in London, da meldet sich ihre Ersatzmutter Marina mit der schrecklichen Nachricht bei ihr, dass ihr Adoptivvater Pa Salt plötzlich verstorben ist. Wie auch ihre Schwestern reist sie schnellstmöglich nach Atlantis, um dort seinen letzten Willen zu erfahren. Jeder Adoptivtochter hat Pa Salt Hinweise auf ihre Herkunft hinterlassen, denen sie folgen können, wenn sie dies möchten. Maia zögert kurz, folgt dann aber den Hinweisen nach Rio de Janeiro. Dort findet sie eine heruntergekommene Villa, in der man nicht mit ihr reden möchte. Doch so schnell gibt Maia nicht auf. Gemeinsam mit ihren Bekannten Floriano recherchiert sie und taucht schon bald in die 1920er Jahre und die berührende Geschichte ihrer Vorfahrin Izabela ein…

Als ich hörte, dass „Die sieben Schwestern“ der Auftakt einer Reihe ist, die sieben Bände umfassen soll, war ich zunächst skeptisch. Möchte ich so eine lange Reihe wirklich beginnen? Als ich dann aber hörte, dass sich dieser erste Band nur um eine der Schwestern dreht, siegte meine Neugier auf Lucinda Rileys neuestes Werk.

Zu Beginn der Geschichte lernt man die sechs Schwestern kennen, die aufgrund des Todes ihres Adoptivvaters nach Atlantis zurückkehren. Warum es sich entgegen des Buchtitels nur um sechs und nicht um sieben Schwestern handelt wird früh angedeutet und legt die Vermutung nahe, dass den Leser hier wohl ein bänderübergreifendes Geheimnis erwartet. Die sechs Schwestern verbringen nur eine kurze Zeit auf Atlantis, doch in dieser Zeit wird schnell klar, dass sie nicht nur aus ganz unterschiedlichen Teilen der Erde stammen, sondern auch völlig verschiedene Persönlichkeiten besitzen. Ich freute mich daher, jede einzelne von ihnen im Laufe der Reihe genauer kennenlernen zu dürfen.

Nach einigen Auftaktkapiteln verlassen die Schwestern Atlantis wieder und zurück bleibt nur Maia, auf die sich dieser erste Band fokussiert. Lucinda Riley nimmt sich zunächst Zeit, den Leser mit Maia vertraut zu machen und es nachvollziehbar zu machen, wie sie denkt und fühlt. Schnell fühlte ich mich der Protagonistin nahe und machte mich an ihrer Seite auf nach Rio de Janeiro. Hier beginnt Maia mit ihrer Recherche und findet bald spannende Dinge über ihre Familie heraus. Um den Leser auch an dieser Geschichte hautnah teilhaben zu lassen, springt die Erzählung für lange Zeit in die Vergangenheit und lässt das Rio der 1920er Jahre lebendig werden. Besonders interessant fand ich, dass der Bau der Christo-Statue eine nicht unbedeutende Rolle spielt. Izabelas Geschichte konnte mich fesseln und berühren, und als ich auftauchte und mich wieder in Maias Handlungsstrang des Jahres 2007 wiederfand konnte ich kaum glauben, dass Dutzende von Seiten verflogen waren.

Auch an Maia gehen die Reise und die Ergebnisse ihrer Recherche nicht spurlos vorbei. Was sie erfährt und erlebt bringt sie dazu, ihr eigenes Leben auf Herz und Nieren zu prüfen und sich selbst zu fragen, welchen Weg sie in Zukunft einschlagen möchte. Bislang nicht hundertprozentig nachvollziehbar fand ich allerdings, warum Pa Salts Hinweise Maia ausgerechnet zu der über achtzig Jahre alten Geschichte von Izabela und nicht zu der eines anderen Familienmitglieds führen. War er der Überzeugung, dass Maia aus dieser Geschichte am meisten für sich selbst mitnehmen kann? Ich hatte vor allem den Eindruck, dass Maias Sprung ins Ungewisse und die Tatsache, dass sie in diversen Situationen ihre Angst überwinden musste, sie am meisten voran gebracht haben. Es machte Spaß, die große Entwicklung, die sich im Laufe des Buches durchmacht, zu verfolgen.

Auch wenn Maias Recherchen am Ende des Buches abgeschlossen sind, ist ihre Geschichte noch nicht ganz vorbei, und die ihrer Schwestern erst recht nicht. Anfangs skeptisch freue ich mich jetzt sehr, Maia noch nicht ganz loslassen zu müssen, denn sie wird hoffentlich in den Folgebänden weiterhin eine Nebenrolle spielen. Die letzten Seiten machten zudem große Lust darauf, als nächstes in Allys Leben einzutauchen.

„Die sieben Schwestern“ ist ein berührender Reihenauftakt, dessen interessante Grundidee gelungen umgesetzt wurde. Die zurückhaltende Maia muss bei der Suche nach ihrer Vergangenheit endlich lernen, ihre Ängste zu überwinden. Dabei taucht sie ein in die Geschichte ihrer Vorfahrin Izabela, die sich zwischen Liebe und Familie, zwischen Loyalität und Leidenschaft entscheiden muss. Auch wenn die übergreifenden Geheimnisse in diesem Auftaktband noch gänzlich unangetastet blieben und ich kleine Kritikpunkte hatte, hat mich die Geschichte insgesamt so sehr fesseln können, dass ich fünf Sterne vergebe. Wer Familiensagen mag, wird in diesem Frühjahr nicht an „Die sieben Schwestern“ vorbeikommen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wenn der Traum vom Megastar zum Albtraum wird

Schlusstakt
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Vicky hat es bei der Castingshow Germany’s MegaStar durch das Vorcasting und die zweite Auswahlphase in München geschafft. Nun wartet Phase 3 auf die verbleibenden fünfzig Kandidaten: Auf einer kleinen ...

Vicky hat es bei der Castingshow Germany’s MegaStar durch das Vorcasting und die zweite Auswahlphase in München geschafft. Nun wartet Phase 3 auf die verbleibenden fünfzig Kandidaten: Auf einer kleinen Insel der Malediven sollen sie nicht nur ihr Gesangstalent unter Beweis stellen, sondern sich auch unerwarteten Prüfungen stellen, die ihnen die Härte des Showbusiness zeigen. Doch der Traum bekommt schnell Risse: Kandidaten werden gegeneinander ausgespielt, die Sieger von Gesangsduellen nicht nach Talent ausgesucht und Druck auf die Kandidaten ausgeübt, Dinge zu tun, die sich gut vermarkten lassen. Als dann ein Mord geschieht, weiß Vicky, dass sie nicht mehr tatenlos zuschauen und den Anweisungen der Jury folgen kann.

Der Prolog des Buches macht schnell klar, dass sich die angekündigte Trauminsel bald in einen Albtraum verwandeln wird, denn der Leser erfährt, dass ein totes Mädchen gefunden wurde. Wer ist sie? Warum musste sie sterben? Diese Fragen machten mich neugierig auf die Geschichte. Diese springt erst einmal drei Tage in die Vergangenheit und berichtet von der Ankunft der fünfzig Kandidaten auf der maledivischen Insel, wo in den nächsten Tagen vierzig von ihnen ausscheiden sollen. Nur die letzten zehn werden in die Liveshows einziehen und weiter um einen Plattenvertrag und ein Million Euro kämpfen dürfen. Wie werden sich die Kandidaten verhalten, um als Sieger aus dem Wettbewerb hervorzugehen? Geht einer von ihnen tatsächlich über Leichen?

Vicky ist eine der Kandidaten von G.M.S. und von einer Freundin überredet worden, zum Vorcasting zu fahren. Zwar singt sie gern und freut sich über die Chance, doch schnell merkt man, dass sie die Show nicht um jeden Preis gewinnen will. Im Gegensatz zu anderen wird sie nicht vom Konkurrenzdenken angetrieben, sondern hat sich mit einigen anderen Kandidaten angefreundet und steht ihnen bei, wenn sie Hilfe brauchen. Durch dieses Verhalten wurde sie mir schnell sympathisch. Schon nach wenigen Seiten werden ihr von einem Mitarbeiter der Produktionsgesellschaft Worte in den Mund gelegt, die sie vor laufender Kamera wiederholen soll. Offensichtlich ist der Gesellschaft eine gute Vermarktung der Show durch Inszenierung wichtiger als Authentizität.

Vieles, was in den folgenden Kapiteln geschieht, schockiert Vicky, war für mich aber nur begrenzt überraschend, denn dass viele Castingshows heutzutage auf Inszenierung setzen und die Kandidaten nicht nach Talent sondern Vermarktungspotenzial auswählen, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Durch den Prolog weiß man aber, dass bald ein Mord geschehen wird, und auch mysteriöse Zwischenkapitel, in denen von einem vernachlässigten Mädchen berichtet wird, das fiktive Freunde hat, hielten meine Neugier wach. Auch wenn einige Zeit nichts Bedrohliches geschieht, flog ich zügig durch die Seiten, denn durch Vickys Augen eine Castingshow hautnah mitzuerleben übte auf mich einen gewissen Reiz aus.

Nach der Hälfte der Geschichte kommt es schließlich zum schon erwarteten Auffinden der Toten. Danach geht es in eher ruhigem Tempo weiter und Jury und Produktionsforma möchten die Castingshow ganz normal fortsetzen. Noch interessanter als die Spekulationen, wer wohl der Mörder ist und warum sich niemand so recht für eine Aufklärung des Falls interessiert, fand ich die Entwicklung, die Vicky durch das Ereignis durchmacht. Ihre Zweifel werden immer größer und durch ihre Nachforschungen deckt sie gleich mehrere überraschende Dinge auf, die für sie nicht ohne Konsequenz bleiben. Den Abschluss der Geschichte fand ich stimmig.

„Schlusstakt“ blickt hinter die Kulissen einer fiktiven Castingshow und regt zum Nachdenken darüber an, wohin der Siegeswille einiger Kandidaten und der Wunsch nach bestmöglicher Vermarktung durch Inszenierung führen können. Auch wenn das Buch ruhig ist, man viele Dinge vorhersehen konnte und nervenaufreibende Spannung leider ausblieb, fand ich die persönliche Entwicklung von Vicky interessant. Ihre Hilfsbereitschaft und ihr Entsetzen über die Vorgänge hinter den Kulissen machten sie zu einer sympathischen Figur, deren Zeit als Teil einer Castingshow ich gerne verfolgt habe. Ich vergebe daher sehr gute drei Sterne.