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Veröffentlicht am 08.04.2018

Warum mussten zwölf Frauen erfrieren?

In eisiger Nacht
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Vor einem Restaurant in Chinatown, London wird in einem abgestellten LKW ein grausiger Fund gemacht: Elf erfrorene Frauen; eine Zwölfte verstirbt kurz darauf im Krankenhaus. Max Wolfe und seine Kollegen ...

Vor einem Restaurant in Chinatown, London wird in einem abgestellten LKW ein grausiger Fund gemacht: Elf erfrorene Frauen; eine Zwölfte verstirbt kurz darauf im Krankenhaus. Max Wolfe und seine Kollegen beginnen mit den Ermittlungen: Wer hat die Frauen illegal ins Land gebracht, und was sollte mit ihnen geschehen? Besonderes Kopfzerbrechen bereitet ihnen auch der dreizehnte gefundene Pass. Was ist aus der Frau geworden, die vorn beim Fahrer mitgereist ist? Die Nachforschungen scheinen allesamt ins Leere zu führen. Als sich eine erste Spur abzeichnet, kommt es zu einem Zwischenfall, der den Ermittlern vor Augen führt, dass sie sich mit einem mächtigen Gegner angelegt haben.

Ich habe bislang noch keinen der Fälle von Max Wolfe gelesen, sodass ich ganz unvoreingenommen mit der Lektüre des Buches begann. Bevor ich Bekanntschaft mit dem Ermittler machte, las ich den beklemmenden Prolog. Er beschreibt die Erlebnisse von Hana, die in Belgrad ihren Bruder und ihren Koffer zurücklässt, ihren Pass abgibt und hoffnungsvoll in einen Lastwagen zu anderen Frauen steigt. Lange scheint alles nach Plan zu laufen, doch irgendwann sinkt die Temperatur immer weiter, und die Türen des Laderaums werden nicht mehr geöffnet. Ein schlimmes Schicksal für die Frauen, das so ähnlich tatsächlich passiert ist. Genau wie Max Wolfe wollte ich unbedingt wissen, was dahinter steckt.

Max‘ erste Nachforschungen führen ihn zu einer alten Bekannten, die ihm verrät, was sie über den zunehmenden Menschenschmuggel und illegale Arbeitskräfte weiß. Das ist vor allem Hörensagen und es zeichnet sich kaum eine echte Spur ab. Doch Max und seine Kollegen folgen hartnäckig jedem Hinweis. Dabei fand ich es erstaunlich, dass sie trotzdem so schnell eine heiße Spur finden. Doch ein überraschender Zwischenfall verhindert einen weiteren Durchbruch, sodass die Ermittler neue, gefährliche Wege suchen müssen, um den Antworten näher zu kommen.

Die Ermittlungen stehen in diesem Buch klar im Vordergrund, man erfährt aber auch ein wenig über das Privatleben von Max und seiner Kollegin Edie Wren. Immer wieder gibt es auch Hinweise auf die Handlung der vorherigen Bände. Wer diese gelesen hat, kann die neuen Informationen sicherlich gut mit den bekannten verknüpfen. Doch auch ohne deren Kenntnis konnte ich dem Geschehen mühelos folgen.

Die Ermittler gehen zunehmend große Wagnisse ein und erleiden folgenreiche Rückschläge. Dabei hat mich gestört, wie schnell die Entscheidungen zugunsten des Risikos fielen, was die Handlung zusammen mit den zahlreichen Toten und einigen großen Zufällen für mich wenig realistisch machte. Dennoch muss gesagt werden, dass mit dieser Geschichte ein hochaktuelles, brisantes Thema angesprochen wird, welches mich ins Nachdenken gebracht hat. Ein dramatisches Finale sorgt schließlich noch einmal für Spannung und hält eine Wendung bereit, die sich schon abgezeichnet hatte. Mit einem privaten Moment von Max leitet das Buch dann über zur bereits geplanten Fortsetzung.

Max Wolfe beschäftigt sich im Fall „In eisiger Nacht“ mit einem beklemmenden Fall des Menschenschmuggels, bei dem zwölf Frauen ums Leben kamen. Mit seinen Kollegen folgt er den raren Hinweisen und findet erstaunlich schnell eine Spur, die zu verfolgen jedoch bald absolut gefährlich wird. Den Handlungsverlauf fand ich zu überspitzt, die häufigen Spannungsmomente machten dennoch Lust zum Weiterlesen. Ich vergebe drei Sterne für Max Wolfes vierten Fall.

Veröffentlicht am 08.04.2018

Wer manipuliert hier wen?

Beware That Girl
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Kate kommt als neue Stipendiatin an die Waverly School, eine Privatschule an der Upper East Side in New York, welche die besten Chancen auf die Zusage eines Colleges erster Wahl bietet. Ihr großes Ziel ...

Kate kommt als neue Stipendiatin an die Waverly School, eine Privatschule an der Upper East Side in New York, welche die besten Chancen auf die Zusage eines Colleges erster Wahl bietet. Ihr großes Ziel ist Yale. Als Meisterin in der Manipulation anderer tut sie alles, um dieses zu erreichen. Olivia, die das letzte Jahr nach einer mysteriösen Auszeit wiederholt, scheint zu diesem Zweck die perfekte neue Freundin zu sein. Im Nu sind die beiden unzertrennlich. Doch Kate ist nicht die einzige Meisterin ihrer Kunst. Etwas Gefährliches ist im Gange, das ihr zum Verhängnis werden könnte.

Das Cover zeigt eine Silhouette der Upper East Side, darüber die hart blickenden Augen eines Mädchens. Das könnte Kate sein, ihr Ziel fest im Blick. In einem kurzen Prolog blickt der Leser auf Kate und Olivia. Eine liegt im Koma, die andere harrt seit achtundvierzig Stunden an ihrem Bett aus. Wer der beiden wer ist, erfährt man erst einmal nicht. Meine Neugier im Hinblick auf diese Frage und wie es überhaupt zu dieser Situation kommen konnte, war geweckt.

Die Geschichte springt danach ein halbes Jahr in die Vergangenheit und man lernt Kate kennen, die neu an der Waverly School ist. Sie lässt den Leser an ihren Gedanken teilhaben und man erfährt schnell, dass sie einen konkreten Plan hat, wie sie die Menschen in ihrer Umgebung von sich überzeugt, um erfolgreich zu sein und als großes Ziel einen Platz in Yale zu erhalten. Der wichtigste Schritt auf dem Weg dorthin ist die für diesen Zweck perfekte beste Freundin. Ihre Wahl fällt auf Olivia – ihr Vater ist sehr reich und immer unterwegs, die Mutter tot, sie scheint leicht beeinflussbar und mit psychischen Problemen belastet. Gibt es da einen Zusammenhang mit ihrer Auszeit? Kate weiß auch das Schulpersonal zu bezirzen und schmiedet parallel einen Plan, um an die Schülerakten zu kommen und mehr zu erfahren. Immer wieder wird Kate außerdem von alten Erinnerungen heimgesucht. Sie scheint selbst ein großes Geheimnis in Bezug auf ihre Vergangenheit zu hüten. Wie auch in Bezug auf viele andere Fragen lädt das zum fleißigen spekulieren ein, was dahinter stecken könnte.

Die Kapitel aus Kates Sicht wechseln sich mit denen aus der Sicht Olivias ab. Hier erfährt man als Leser, dass ihr Kate als neue beste Freundin sehr gelegen kommt. Es ist daher wenig verwunderlich, dass die beiden bald wirklich unzertrennlich sind. Sie liebt es, Kate an der Welt der Reichen teilhaben zu lassen. Immer wieder gibt es auch Andeutungen, was im letzten Jahr vorgefallen ist, doch Olivia ist in Richtung des Lesers weniger offen als Kate. Es bleibt bei viel oberflächlichem Geplauder a la Gossip Girl, wo man einen Blick in das glamourös-gelangweilte Schul- und Partyleben der Teenager von New Yorks High Society erhält.

Immer wieder wird dem Leser etwas psychologische Spannung geboten im Hinblick auf die Frage, wer eigentlich was im Schilde führt. Bald scheint es so, als wäre eine andere Person noch besser in der Manipulation anderer als Kate. Oder wird sie nur zunehmend paranoid? Die Geschichte dreht sich immer stärker um dieses Thema und dabei wird die Gefahr zunehmend greifbar. Ich fand es dabei allerdings nicht nachvollziehbar, wie leichtgläubig einige Personen agieren und die Entwicklungen in der Folge nicht sonderlich glaubwürdig.

Schließlich kommt es zu einem sehr abrupten Umschwung und es wird ein komplizierter Plan ausgeheckt. Das Handeln der Personen war für mich erneut wenig nachvollziehbar. Für den Showdown schlägt die psychologische Spannung dann gänzlich in Action um, was ich schade fand. Erst auf den letzten Seiten wird dann noch mal eine kleine Überraschung im Hinblick auf die wahren Absichten der Beteiligten geboten, was für mich ein guter Abschluss war.

In „Beware that Girl“ kommt Kate als Stipendiatin an eine vornehme Privatschule der Upper East Side, wo sie durch geschickte Manipulation anderer ihr großes Ziel Yale erreichen will. Bald fragt man sich als Leser, wer hier eigentlich Einfluss auf wen ausübt. Doch viele Personen verhielten sich zu arglos, weshalb der Verlauf der Geschichte für mich zunehmend an Glaubwürdigkeit verlor. Dennoch fand ich das psychologische Spiel interessant und die Atmosphäre erinnerte mich an Gossip Girl, weshalb sich Fans der Serie das Buch genauer anschauen sollten.

Veröffentlicht am 06.08.2017

Ferien, nichts als Ferien!

Bretonisches Leuchten
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Für Kommissar Dupin stehen zwei Wochen Strandurlaub an der Côte de Granit Rose gemeinsam mit Claire auf dem Programm. Doch die verordnete Ruhe wird für ihn schnell zur Geduldsprobe. Seine Anrufe auf dem ...

Für Kommissar Dupin stehen zwei Wochen Strandurlaub an der Côte de Granit Rose gemeinsam mit Claire auf dem Programm. Doch die verordnete Ruhe wird für ihn schnell zur Geduldsprobe. Seine Anrufe auf dem Kommissariat ändern an seiner Langeweile nichts, denn Nolwenn verweigert ihm jegliche Information. Doch dann kommt es in seinem Ferienort Trégastel zu einer Reihe von Vorfällen: Erst gibt es einen Diebstahl und einen Einbruch, dann wird eine Abgeordnete durch einen Steinwurf verletzt und schließlich verschwindet ein anderer Feriengast spurlos. Gibt es Zusammenhänge? Heimlich stellt Dupin Nachforschungen an, bei denen er sich weder von Claire noch vom ansässigen Kommissar erwischen lassen sollte…

Auf den ersten Seiten des inzwischen sechsten Falls für Kommissar Dupin scheint ein neuer Fall ganz weit weg zu sein. Dupin befindet sich im Sommerurlaub und soll den Tag mit Schwimmen, Sonnen und Essen verbringen. Zumindest gegen letzteres hat er nichts einzuwenden, doch das Nichtstun setzt ihm schnell zu. Er verweist zwar immer wieder auf seine Ferien, kann aber Anrufe im Kommissariat nicht sein lassen und hört auch bald bei den Gerüchten über merkwürdige Vorfälle genauer hin, die die Runde machen. Der recht ruhige Start hielt einige amüsante Momente bereit, doch ich wartete noch auf mehr Schwung und einen „richtigen“ Fall, der gelöst werden will.

Ruhelos wandert Dupin umher und macht so schnell neue, interessante Bekanntschaften in Trégastel. Sein erster Kontakt in Sachen Neuigkeiten und Gerüchte ist Rosmin Bellet. Der eifrige Hotelbesitzer erzählt Dupin von den aktuellen Vorfällen wie dem Diebstahl einer Heiligenstatue, einem Einbruch ohne dass etwas entwendet wurde und schließlich dem Steinwurf auf eine Abgeordnete. Das gibt Dupin den entscheidenden Schubs, sich mal etwas umzuhören, zum Beispiel bei Élodie Riou, der nicht weniger redseligen Besitzerin des Presseladens, die ihm auch sagen kann, wann man Verdächtige bei ihr im Laden „zufällig“ abpassen kann. Spätestens als auch noch eine Frau vor seinen Augen verschwindet und Dupin dem nachgehen will ist nicht mehr zu leugnen, dass er auch in den Ferien das Ermitteln nicht sein lassen kann.

Dupins Versuche, seine Aktivitäten geheim zu halten, sind wirklich unterhaltsam. So kauft er zum Beispiel ein blaues Clairefontaine statt eines roten für seine Notizen und schlägt euphorisch Ausflüge zu Orten vor, die in möglicher Verbindung zu den Vorfällen stehen. Claire scheint von seinen Ermittlungen nichts zu merken – oder kommen ihr Dupins Ausreden, die Zeit nicht auf dem Liegetuch zu verbringen, etwa gelegen? Trotzdem muss Dupin Informationen für seine Ermittlungen vor allem aus zweiter Hand beziehen und Befragungen unter dem Deckmantel harmloser Plaudereien vornehmen. Das geht alles nicht sonderlich schnell und ich vermisste die echte, heißt unmittelbare Ermittlungsarbeit.

Mit dem Fund einer Toten wird die Geschichte schließlich interessanter. Wer war die Frau? Was hatte sie am Fundort zu suchen? Auch hier wird Dupin von seinen Kontakten auf dem Laufenden gehalten, zu denen immer mehr Personen zählen. Ob trotzdem geheim halten kann, was er da macht? Der ansässige Kommissar scheint zumindest eine Vermutung zu haben, dass da etwas im Busch ist. Derweil ferien-ermittelt Dupin weiter in verschiedene Richtungen. Es gibt viele Fragen und einige Verdächtige, die wenn nicht in den Steinwurf und den Mord, dann zumindest in andere krumme Machenschaften verwickelt sind. Die Auflösung ist schließlich plausibel, doch die Art und Weise der Offenbarung ist selbst für Dupin schräg und konnte mich nicht so recht überzeugen.

In „Bretonisches Leuchten“ macht Dupin gemeinsam mit Claire Strandurlaub. Doch Ruhe ist für den Kommissar ein Fremdwort, und so beginnt er schnell, sich bezüglich verschiedener Vorkommisse in der Gegend umzuhören. Als eine Tote gefunden wird ist Dupins Lust, Ermittlungen anzustellen, endgültig geweckt. Seine Versuche, die Nachforschungen geheim zu halten, waren sehr amüsant. Doch insgesamt kam die Geschichte nicht so recht in Schwung. Die neuen Charaktere sind interessant, doch ich hätte mir mehr unmittelbare Ermittlungsarbeit und überraschende Entwicklungen gewünscht. Die Idee, Dupin in die Ferien zu schicken, hat mir gut gefallen, doch in der Umsetzung reicht es bei mir nur für gute drei Sterne.

Veröffentlicht am 06.08.2017

Ein ruhiger Kriminalroman im verschneiten Finnland

Schüsse im Schnee
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Über eine Freundin erhält die Leibwächterin Hilja Ilverskero einen neuen Auftrag. Sie soll für die Sicherheit von Lovisa Johnson sorgen. Die zweiundneuzigjährige Dame war früher eine erfolgreiche Unternehmerin. ...

Über eine Freundin erhält die Leibwächterin Hilja Ilverskero einen neuen Auftrag. Sie soll für die Sicherheit von Lovisa Johnson sorgen. Die zweiundneuzigjährige Dame war früher eine erfolgreiche Unternehmerin. Heute fühlt sie sich in ihrem abgelegenen Anwesen bedroht, denn sie ist sich sicher, dass jemand sie töten will. Vielleicht sogar jemand aus der eigenen Familie? Schon auf dem Weg zum Anwesen gibt es einen Zwischenfall: Ein Unbekannter schießt auf Hiljas Auto. War das ein fehlgeleiteter Schuss eines Wilderers oder eine Nachricht an sie, dass sie unerwünscht ist? Trotzdem nimmt sie den Job an und hält die Augen offen im Kontakt mit Lovisas Familie und Bekannten. Aber bald geschieht wieder etwas…

Das Cover des Buches spiegelt die Abgeschiedenheit des Handlungsortes wieder und machte mich neugierig, was dort wohl geschehen wird. Das Buch startet spannend mit den Schüssen auf Hiljas Auto, die gerade auf dem Weg zu ihrer neuen Auftraggeberin ist. Davon lässt sie sich aber erst einmal nicht abschrecken und beginnt nach einem kurzen Gespräch mit Lovisa sofort mit ihrer neuen Aufgabe als ihre Leibwächterin.

Für Hilja scheint der neue Job zur rechten Zeit zu kommen. Sie hat schon viel durchmachen müssen, was vermutlich in den ersten drei Bänden der Serie beschrieben wird, die ich noch nicht gelesen habe. Immer wieder flackern Erinnerungen auf, die dem Leser das nötigste erklären. Doch vor allem will sie nach vorn blicken und beginnt zügig mit dem Überprüfen der Sicherheitsvorkehrungen. Weil Lovisa nicht will, dass ihre Erben von ihren Ängsten erfahren, gibt sie Hilja als Sekretärin aus, die ihre Memoiren niederschreiben wird. Durch die Gespräche, die die beiden deshalb führen, erhält man immer wieder Einblicke in Lovisas Vergangenheit, aus der sich mögliche Motive ergeben.

Schon bald lernt Hilja Lovisas Erben kennen, bei denen es sich allesamt um exzentrische Persönlichkeiten handelt. Da gibt es den selbstlosen Arzt Johannes, der sich um illegale Einwanderer kümmert; den ehemaligen Polizeischüler Sampo, der zu einer rechten Vereinigung gehört; Aurora, die glaubt ,sie habe übersinnliche Fähigkeiten und Raisa, eine Unternehmerin in der Ölindustrie. Ihre gegensätzlichen Weltanschauungen prallen immer wieder aufeinander und jeder meint zu wissen, was das Beste für Lovisa ist. Zwar sind die Charaktere an sich interessant, aber es wird viel diskutiert und gestritten, wodurch die Geschichte für mich nur schleppend vorankam und an Spannung verlor.

Zwischenzeitlich tritt Lovisas Angst, man könne sie töten, fast gänzlich in den Hintergrund. Stattdessen konzentriert sich die Geschichte auf einen illegalen russischen Einwanderer, den Johannes nach Norwegen schmuggeln will und von dem natürlich vor allem Sampo nichts erfahren darf. Das weckt bei Lovisa alte, geheim gehaltene Erinnerungen. Dieser Handlungsstrang konnte mich leider nicht wirklich fesseln und ich hoffte, dass in Bezug auf die Haupthandlung endlich etwas passiert. Für mich etwas zu spät kommt es zu einem unerwarteten Todesfall, der für Dramatik sorgte. Leider flachte die Spannung danach recht schnell wieder ab und es wurde wieder ruhiger bis hin zu einem kurzen und heftigen Showdown, in dem Personen ihr wahres Gesicht enthüllen und alles auf dem Spiel steht. Vieles hier wirkte auf mich leider zu gewollt und nicht hundertprozentig nachvollziehbar, sodass ich das Buch mit gemischten Gefühlen beendete.

In „Schüsse im Schnee“ soll Hilja eine alte Dame schützen, die glaubt, jemand wolle sie ermorden. Während Hilja sich um ihre Sicherheit kümmert, lernt sie die exzentrische Familie ihrer Auftraggeberin kennen. Die Autorin hat höchst unterschiedliche Charaktere geschaffen und lässt deren Überzeugungen aufeinanderprallen. Doch die Geschichte kommt trotz einzelner dramatischer Momente und gelüfteter Geheimnisse nicht so recht in Schwung. Ich vergebe drei Sterne für diesen ruhigen Kriminalroman im verschneiten Finnland.

Veröffentlicht am 06.08.2017

Durchschnittliche Liebesgeschichte vor dem gelungenen Schauplatz einer Buchhandlung

Der kleine Laden der einsamen Herzen
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Posy ist Angestellte im Bookends, einer alteingesessenen Buchhandlung in Bloomsbury, London. Schon ihre Eltern haben hier gearbeitet, bis sie bei einem Autounfall ums Leben kamen, als Posy einundzwanzig ...

Posy ist Angestellte im Bookends, einer alteingesessenen Buchhandlung in Bloomsbury, London. Schon ihre Eltern haben hier gearbeitet, bis sie bei einem Autounfall ums Leben kamen, als Posy einundzwanzig war. Danach ließ Lavinia Posy und ihren kleinen Bruder in der Wohnung über der Buchhandlung wohnen. Doch sieben Jahre später verstirbt auch Lavinia mit über 80 Jahren. Die Buchhandlung vermacht sie überraschenderweise aber nicht ihrem Enkel Sebastian, der in den Medien als „unverschämtester Kerl Londons“ gilt, sondern Posy. Wenn der Laden innerhalb von zwei Jahren wieder Gewinn abwirft, dann darf sie ihn behalten. Aktuell laufen die Geschäfte schlecht, und Posy braucht einen Plan. Sie will den Laden auf Liebesromane, ihr Lieblingsgenre, spezialisieren. Sebastian, der neuerdings ständig vorbeischaut, hat allerdings ganz andere Pläne. Ihren Frust schreibt Posy sich von der Seele – mit überraschendem Ergebnis. Wird sie den Laden retten können?

Geschichten über Buchhandlungen üben auf mich immer einen ganz besonderen Reiz aus und so war es kein Wunder, dass „Der kleine Laden der einsamen Herzen“ es in mein Bücherregal geschafft hat. Das Buch beginnt mit einem Nachruf auf die verstorbene Lavinia, der Besitzerin des Bookends. Wer einen bedrückenden Start erwartet, der liegt allerdings falsch. Auf der Trauerfeier müssen die Gäste Lavinias letztem Willen entsprechend bunte Kleider tragen und Champagner trinken. Posy hat deshalb auch schon einiges intus, als Sebastian sie zum Anwalt zerrt, der ihr verkündet, dass sie tatsächlich die Buchhandlung erbt.

Schnell war ich mitten drin in der Geschichte und der großen Frage, wie Posy den schlecht laufenden Laden retten kann, um ihn behalten zu dürfen. Die drei Angestellten sind ganz spezielle Charaktere, denen Lavinia in ihrer Buchhandlung eine Chance gegeben hat und die vor allem erleichtert sind, dass der Laden nicht verkauft wird. Gemeinsam suchen sie nach einer neuen Idee und lassen sich nach anfänglicher Skepsis von Posys Idee, sich auf Liebesromane zu spezialisieren, überzeugen. Doch das bedeutet einen Haufen Arbeit, und Posy hat die Rechnung ohne Sebastian gemacht.

Sebastian taucht ständig in der Buchhandlung auf und will Posy in ihre Pläne hereinreden, denn ihm gehört das Grundstück und bald vielleicht auch der Laden, wenn die zwei Jahre ohne Gewinn verstrichen sind. Von Anfang an macht er seinem Ruf als unverschämter Kerl alle Ehre. Ständig zerrt er an Posy, kommandiert sie herum und redet ununterbrochen, ohne ihr zuzuhören. Ich fand seine Art nervig und umso mehr erstaunte es mich, dass Posy sich das auch noch gefallen lässt. Zwar beschwert sie sich anschließend ständig, gegenüber Sebastian kann sie sich aber nicht durchsetzen. Sie schenkt ihm nicht mal reinen Wein bezüglich ihrer Idee ein, sondern glaubt naiv, dass sich schon alles fügen wird. Als Resultat beginnt Posy eine schwülstige Regency-Liebesgeschichte mit ihnen beiden als Protagonisten zu schreiben. Diese ist in Kitsch kaum zu übertreffen und besitzt dadurch einen gewissen Unterhaltungswert. Wenig nachvollziehbar war für mich aber, woher Posys Gefühle bei Sebastians ätzendem Auftreten kommen.

Ein Lichtblick sind die Angestellten der Buchhandlung, die mir mit ihren kauzigen Verhaltensweisen schnell sympathisch wurden: Nina mit blauen Haaren, Büchertatoos und grauenhaftem Männergeschmack, Verity als Zahlenmensch, die sich weigert zu telefonieren und Tom als Literaturstudent mit unverständlichem Promotionsthema, der selten zum Plaudern aufgelegt ist. Auch die voranschreitenden Planungen der Neueröffnung von Bookends fand ich interessant und realistisch beschrieben. Posy entwickelt während der Vorbereitungszeit eine unterhaltsame Vorliebe für bedruckte Tragetaschen, die sie unbedingt verkaufen will. Durch Kleinigkeiten wie diese wurde die Geschichte immer wieder aufgelockert. Zum Ende hin machen einige Personen eine 180-Grad-Wendung durch, die ich leider überhaupt nicht realistisch fand. Auf das amüsant-schöne Ende konnte ich mich deshalb nicht so recht einlassen.

In „Der kleine Laden der einsamen Herzen“ erbt Posy überraschenderweise die Buchhandlung, in der sie ihr halbes Leben verbracht hat. Damit sie wieder Gewinn abwirft, will sie sich auf Liebesromane spezialisieren. Doch Sebastian, der Enkel der ehemaligen Besitzerin, funkt ständig dazwischen. Während ich die Vorbereitungen für die Neueröffnung interessant fand, konnten mich der nervige Sebastian und die naive Posy als Charaktere leider nicht überzeugen. Für mich bleibt es eine durchschnittliche Liebesgeschichte vor dem ansprechenden Schauplatz einer Buchhandlung, die von mir drei Sterne erhält.