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Veröffentlicht am 25.03.2023

Eine warmherzige Feelgood-Lektüre

Leonard und Paul
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Leonard und Paul beide sind in ihren Dreißigern, Single und nie zu Hause ausgezogen. Die beiden sind beste Freunde und führen ein ruhiges Leben: Während Leonard als Ghostwriter für Kinder-Sachbücher arbeitet, ...

Leonard und Paul beide sind in ihren Dreißigern, Single und nie zu Hause ausgezogen. Die beiden sind beste Freunde und führen ein ruhiges Leben: Während Leonard als Ghostwriter für Kinder-Sachbücher arbeitet, trägt Paul montags als Aushilfe die Post aus. Mehrmals in der Woche treffen sie sich zum Spieleabend. Doch dann stirbt Leonards Mutter und er lebt plötzlich allein. Bei Paul hat der Entschluss, an einem Wettbewerb teilzunehmen, überraschende Konsequenzen. Beide müssen sich mit der Frage auseinandersetzen, wie viel Veränderung sie in ihr Leben lassen möchten.

Das Buch beginnt an dem Tag der Beerdigung von Leonards Mutter, nach welcher dieser abends beschließt, wie so oft seinen besten und einzigen Freund Paul zu besuchen. Die beiden sind stille und zurückhaltende Menschen, welche gern Spieleabende miteinander verbringen und sich von ihrem Alltag erzählen. Leonard hat als Ghostwriter kein Problem damit, dass die Ehre für seine Texte den studierten Herausgebern zukommt, deren Name auf dem Buchumschlag steht. Er freut sich, wenn er mit seiner Arbeit Kinder begeistern kann und die Texte ein wenig aufregender sind als von seinen Auftraggebern beabsichtigt. Paul trägt montags die Post aus, wenn ein Briefträger krank ist, und begleitet seine Mutter bei ehrenamtlichen Besuchen im Krankenhaus. In den Augen seiner Schwester Grace, die gerade ihre Hochzeit plant, fehlt ihm der Antrieb, um endlich etwas aus sich zu machen. Sie findet, dass sein Leben im Elternhaus ihre Eltern davon abhält, endlich ihren Ruhestand zu genießen und eine große Reise anzutreten.

Die Charaktere von Leonard und Paul sind fein ausgearbeitet und die Geschichte zog mich mit ihren ruhigen Tönen und dem Blick für die Schönheit der kleinen Dinge schnell in den Bann. Ich erhielt Einblicke in den Alltag der beiden Protagonisten und lernte ihre Persönlichkeiten kennen, die wie im Klappentext angekündigt von Freundlichkeit, Bescheidenheit und Sanftmut gekennzeichnet sind. Schließlich erhalten beide Männer neue Impulse von außen, durch welche sich neue Chancen bieten und Veränderungen ausgelöst werden.

Die Geschichte zeigt, wie wichtig, aber gleichzeitig herausfordernd es ist, etwas auszuprobieren und neue Wege zu beschreiten. Gleichzeitig ist es eine Erinnerung daran, dass das Leben nicht immer hektisch und laut sein muss, sondern bewusst und mit Bedacht gelebt werden sollte. Der Autor schafft es, seine Protagonisten auf eine einfühlsame Art und Weise darzustellen und den Leser:innen ihre Welt zu öffnen. "Leonard und Paul" ist ein leiser und gleichzeitig eindrücklicher Roman, eine absolute Feelgood-Lektüre, die ich wirklich gerne gelesen habe und daher klar weiterempfehlen kann.

Veröffentlicht am 18.03.2023

Vom norddeutschen Bauernhof auf die Laufstege von Paris

Der Traum vom Leben
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Luise ist siebzehn Jahr alt und lebt mit ihrer Familie auf einem Bauernhof in der norddeutschen Provinz. Als Friseurin arbeitet sie in Gittes Friseursalon und hilft jede freie Minute auf dem Hof aus. Als ...

Luise ist siebzehn Jahr alt und lebt mit ihrer Familie auf einem Bauernhof in der norddeutschen Provinz. Als Friseurin arbeitet sie in Gittes Friseursalon und hilft jede freie Minute auf dem Hof aus. Als sie an einem Friseurwettbewerb teilnimmt, wird ein Starfriseur auf sie aufmerksam, der ihr ein verlockendes Angebot macht: Er könne sie mit nach Paris zur Fashion Week nehmen. Dort taucht Luise in ein Leben ein, das völlig anders ist als alles, was sie bislang erlebt hat. Und es soll nicht dabei bleiben, dass sie nur hinter den Kulissen tätig ist...

Der Roman beginnt in einem Dort in Ostfriesland im Jahr 1992, wo Luise als Tochter von Bauern aufgewachsen ist und eine Friseurlehre absolviert hat. Ihre Eltern haben einen kleinen Hof, der kaum Gewinn abwirft, und führen ein eher einfaches Leben. Als Luise mit ihrer Chefin Gitte für einen Friseurwettbewerb nach Bremerhaven reist, ist das ein Abenteuer, das von ihren Eltern mit Skepsis aufgenommen wird. Mit ihrem Entschluss, nach Paris zu reisen, krempelt sie ihr Leben schließlich völlig um.

In Paris taucht Luise in eine Welt ein, die sie sich nie erträumt hätte. Sie lernt Supermodels und Designer kennen, wird schließlich selbst als Model entdeckt und findet sich auf den Laufstegen von Paris wieder. Doch das Leben als Model ist nicht nur glamourös, sondern auch hart und fordernd. Luise muss sich entscheiden, welchen Preis sie für ihren Traum zu zahlen bereit ist und ich war gespannt, was sie alles erleben wird. Dabei steht ihr Leben in der französischen Hauptstadt in starkem Kontrast zu denen Szenen auf dem Bauernhof, die man zuvor erlebt hat.

Katharina Fuchs ist es gelungen, mich in die Welt von Luise eintauchen zu lassen und deren Emotionen und Gedanken authentisch und einfühlsam zu beschreiben. Ich konnte mich gut in ihre Lage hineinversetzen. Besonders beeindruckend fand ich die Beschreibungen des Trubels rund um die Modeschauen und der Aftershow-Partys. Die Autorin, welche selbst in Paris gelebt hat, fängt in diesem Roman die verrückte Welt der Modebranche und des schilldernden Nachtlebens von Paris in den 90er Jahren gelungen ein und hat sich hier von einer wahren Geschichte inspirieren lassen.

Nachdem die ersten Tage in Paris sehr ausführlich beschrieben sind, nimmt das Tempo im letzten Drittel deutlich zu. Mir persönlich wurde das etwas zu schnell. Da es noch einige lose Fäden und ein relativ offenes Ende gibt scheint eine Fortsetzung naheliegend.

Insgesamt ist "Der Traum vom Leben" ein gelungener Roman, der seine Leser:innen nach Paris und in die Welt der Mode in den 90er Jahren entführt. Dabei geht es nicht nur um den Glamour und die Schönheit der Modewelt, sondern zunehmend auch um die dunklen Seiten des Modellebens wie Erfolgsdruck, Hunger und Ausbeutung. Sehr gerne empfehle ich dieses abwechslungsreiche und faszinierende Buch weiter.

Veröffentlicht am 14.03.2023

Verschwundene Frauen und ein mysteriöses Dorf hoch oben in den Bergen

Wolfskinder
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Zehn Jahre sind vergangen, seit Smillas beste Freundin Juli bei einer Übernachtung im Wald beim Faunfelsen verschwunden ist. Von ihr fehlt seither jede Spur und jeglicher Hinweis, was mit ihr geschehen ...

Zehn Jahre sind vergangen, seit Smillas beste Freundin Juli bei einer Übernachtung im Wald beim Faunfelsen verschwunden ist. Von ihr fehlt seither jede Spur und jeglicher Hinweis, was mit ihr geschehen ist. Inzwischen arbeitet Smilla als Volontärin bei einer Lokalzeitung und versucht privat, mehr über diverse Vermisstenfälle in der Gegend in den letzten Jahren herauszufinden. Unterdessen kommt es zu einem weiteren Vorfall: Die Schülerin Rebekka verschwindet während der großen Pause. Sie und Jesse stammen aus dem kleinen Dorf Jakobsleiter hoch oben in den Bergen, wo sie als Teil einer Täufergemeinde ein einfaches Leben führen. Im Tal begegnet man den Sonderlingen entweder mit Argwohl oder Verachtung. Verzweifelt versucht Jesse, Hilfe bei der Suche nach Rebekka zu erhalten.

"Wolfskinder" ist der erste Thriller von Vera Buck. Ich kenne bisher nur "Runa" von der Autorin, das mich mit seiner düsteren Atmosphäre fesseln konnte. Die Geschichte wirft gleich zu Beginn mit einer beklemmenden Szene Fragen auf. In dieser versucht jemand, in völliger Dunkelheit einen Ausgang zu finden, wird aber wieder zurückgezogen.

Danach lernte ich die Journalistin Smilla und den Schüler Jesse kennen, aus deren Perspektive die meisten Kapitel geschrieben sind. Zusätzlich kommen die Lehrerin Laura sowie Isaiah, der Prieser von Jakobsleiter, zu Wort. Und auch in die Gedankengänge von Edith, die in Jakobsleiter lebt, nicht spricht, aber eine aufmerksame Zuschauerin ist und die Welt auf ihre Art und Weise interpretiert, erhielt ich Einblicke. Jeder von ihnen hat einen ganz eigenen, unverwechselbaren Erzählsound.

Ich hatte leider Schwierigkeiten, in die Geschichte hineinzufinden. Nachdem die erste Spannung wieder abgeflacht ist lernt man das Umfeld der einzelnen Erzählstimmen besser kennen. Dabei verhält sich fast in ihrem Umfeld unfreundlich bis feindselig: Die Mitschüler von Jesse und Rebekka, die anderen Bewohner von Jakobsleiter, ja selbst die Journalisten in der Redaktion von Smilla. Überall warten geballte negative Emotionen, erst später in der Geschichte tauchen ein paar freundliche Charaktere auf.

Im Mittelteil fehlt dem Buch aus meiner Sicht der Schwung, durch die bedrohliche Stimmung gibt es psychologische Spannung, aber die Handlung kommt nicht so recht voran. Mehr Bewegung entsteht erst, als Smilla ein Mädchen vors Auto läuft, das ihrer verschwundenen Freundin Juli ähnelt. Die Situation wird schon in der Buchbeschreibung angekündigt, findet aber erst auf der Hälfte des Buches statt.

Zum Ende hin wird es dann noch einmal besonders dramatisch und gefährlich, doch auch die Auflösung hat in Sachen Glaubwürdigkeit für mich nicht hundertprozentig funktioniert. Für mich bleibt "Wolfskinder" daher nur ein durchschnittlicher Thriller, der vor allem für Fans atmosphärischer Beschreibungen und psychologischer Spannung interessant sein dürfte. I

Veröffentlicht am 11.03.2023

Für mich ein echtes Lesejuwel

Morgen, morgen und wieder morgen
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Die elfjährige Sadie und der zwölfjährige Sam lernen sich Mitte der 90er Jahre in einem Krankenhaus in Kalifornien kennen. Sadies Schwester ist an Krebs erkrankt, während Sams Fuß bei einem Autounfall ...

Die elfjährige Sadie und der zwölfjährige Sam lernen sich Mitte der 90er Jahre in einem Krankenhaus in Kalifornien kennen. Sadies Schwester ist an Krebs erkrankt, während Sams Fuß bei einem Autounfall zertrümmert wurde und er seine Mutter verloren hat. Er hat seit Wochen mit niemandem geredet, doch nun erklärt er Sadie, wie sie mit Super Mario oben auf der Fahnenstange landen kann. Die beiden freunden sich über Monate hinweg an, bis Sam etwas herausfindet, das Sadie ihm verheimlicht hat, und den Kontakt abbricht.

Jahre später studiert Sam in Harvard und Sadie am MIT. Die beiden sehen sich in einer U-Bahn-Station wieder, wo Sadie ihm ein von ihr programmiertes Spiel überreicht. Sam ist begeistert und schlägt ihr vor, gemeinsam ein Computerspiel zu entwickeln. Mit dabei ist auch Sams Mitbewohner Marx, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, sich um Sam zu kümmern. Das Spiel wird ein durchschlagender Erfolg. Doch Meinungsverschiedenheiten und verletzte Gefühle sorgen für Herausforderungen in der Zusammenarbeit. Können sie trotzdem gemeinsam weitermachen?

Ein Roman über Computerspiele! Mit diesem Thema hat die Autorin mein Interesse geweckt und ich war gespannt auf die Umsetzung. Die beiden Protagonisten Sadie und Sam sind beide in Los Angeles aufgewachsen, Sadie jedoch im vornehmen Beverly Hills und Sam im ärmeren Koreatown. Trotz ihrer unterschiedlichen Hintergründe finden sie in ihrer gemeinsamen Liebe zu Computerspielen eine Verbindung. Beide Charaktere sind nicht frei von Schwächen, so fühlt sich Sam immer wieder als Außenseiter und Sadie findet, dass ihre Leistung nicht genug gewürdigt wird. Daraus entsteht Konfliktpotenzial, das dafür sorgt, dass die Handlung unvorhersehbar bleibt.

Die Geschichte konnte mich schnell fesseln. Besonders gut gefallen hat mir die Vielschichtigkeit der Themen. Es geht unter anderem um den Umgang mit Erfolg und Erfolgsdruck, Freundschaft und Zusammenhalt, Frauen in der Computerspielbranche, toxische Beziehungen, unerfüllte Liebe und den Umgang mit Krankheit und Verlust. Die Autorin beschreibt einfühlsam, wie die Figuren mit den sich ihnen stellenden Herausforderungen umgehen. Sie erzählt die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven, was mir einen tiefen Einblick in die Gedanken und Gefühle der Charaktere ermöglichte.

Das Buch ist eine Hommage an die Computerspiele der 80er, 90er und 2000er, von Oregon Trail über Super Mario und Donkey Kong bis hin zu Farmspielen wie Harvest Moon. Sadie und Sam zocken leidenschaftlich gern. Die zahlreichen Einblicke in die Welt der Computerspielbranche und die Herausforderungen der Spieleentwicklung fand ich interessant. Erfreulicherweise ist die Bandbreite an Spielen, über die gesprochen wird, ebenso groß wie die der Themen und Charaktere.

Insgesamt ist "Morgen, morgen und wieder morgen" ein großartiges Buch, das mich durchweg begeistern konnte. Ich spreche eine Leseempfehlung an alle aus, die eine bewegende Geschichte voller schöner ebenso wie dramatischer Momente suchen, in dem die Liebe zum Spiel das zentrale Element ist, was alles zusammenhält.

Veröffentlicht am 05.03.2023

Schöne Rückkehr ins Bücherdorf

Das kleine Bücherdorf: Frühlingsfunkeln
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Shona führt im Bücherdorf Swinton-On-Sea in Schottland ein erfolgreiches Café. Was niemand ahnt ist, dass sie schon seit Jahren den Blog "What I wanted to tell you" betreibt, auf dem sie nie abgeschickte ...

Shona führt im Bücherdorf Swinton-On-Sea in Schottland ein erfolgreiches Café. Was niemand ahnt ist, dass sie schon seit Jahren den Blog "What I wanted to tell you" betreibt, auf dem sie nie abgeschickte Briefe veröffentlicht. Angefangen hat alles mit ihrem eigenen Brief an ihren verstorbenen Freund Alfie, dessen Tod bis heute bei ihr Schuldgefühle auslöst. Kurz vor seinem zehnten Todestag taucht plötzlich Nathan in der Stadt auf, mit dem sie und Alfie früher ein unzertrennliches Dreiergespannt gebildet haben. Inzwischen ist er Bestsellerautor und hat schon lange keinen Kontakt mehr zu Shona. Doch noch immer hat er Gefühle für sie - und ein großes Geheimnis, das er seit Alfies Tod hütet...

Ich habe mich darauf gefreut, ein zweites Mal ins Bücherdorf zu reisen und mehr über Shona zu erfahren, die ich im ersten Band bereits als eher unterkühlte Schwester von Graham kennengelernt habe. Die Geschichte beginnt mit einem viele Jahre zurückliegenden Prolog, in dem sich Shona, Alfie und Nathan schwören, immer füreinander da zu sein. Doch in der Gegenwart ist Alfie seit 10 Jahren tot, und zu Nathan hat Shona den Kontakt verloren.

Schnell stellte ich fest, dass hinter Shonas kühler Fassade eine verletzliche Person steckt, die ihre schmerzhaften Erinnerungen weggesperrt, aber nie ganz verarbeitet hat. Als das Haus, in dem Alfie einst lebte, zum Verkauf steht, ist sie entschlossen, dies trotz aller Herausforderungen, die dies mit sich bringt, zu erwerben. Eine große Überraschung erwartet sie, als sie im Haus ausgerechnet auf Nathan trifft, der heimlich nach Swinton zurückgekehrt ist.

Gespannt verfolgte ich, ob es Shona gelingen wird, das nötige Geld für den Hauskauf aufzutreiben. Die Gespräche mit Nathan bringen alte Erinnerungen zurück an die Oberfläche. Das Gefühlschaos wird noch dadurch verstärkt, dass ihr plötzlich jemand im Namen von Alfie eine Antwort auf den Brief schickt, den sie auf ihrem Blog an ihr gerichtet hat. Mit unerwarteten Entwicklungen konnte mich die Autorin in ihren Bann ziehen und die Spannung aufrecht erhalten. Ich konnte mich gut in Shona hineinversetzen und hoffte mit, dass sie und Nathan zueinander finden. Doch vorher gibt es allerlei Herausforderungen, Geheimnisse und Missverständnisse zu bewältigen.

Neben Shona und Nathan gibt es ein Wiedersehen mit vielen tollen Charkteren, die ich schon aus dem ersten Band kannte, sodass ich das Gefühl hatte, das ganze Dorf immer besser kennenzulernen. Katharina Herzog schafft mit ihren Beschreibungen von Switon und seinen Einwohnern eine warmherzige und gemütliche Atmosphäre. Zum Glück folgen noch zwei weitere Bände! Ich spreche eine klare Leseempfehlung für alle aus, die eine berührende und unterhaltsame Geschichte suchen!