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Veröffentlicht am 17.04.2019

Will so viel und schafft so wenig

Wenn du das hier liest
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Erst einmal möchte ich sagen, wie hübsch ich dieses Cover finde. Ich mag die Farbgebung hier und den Wasserfarben-Stil, der verwendet wurde. Einfach zu süß!
Ein bisschen schade war, dass mich der Inhalt ...

Erst einmal möchte ich sagen, wie hübsch ich dieses Cover finde. Ich mag die Farbgebung hier und den Wasserfarben-Stil, der verwendet wurde. Einfach zu süß!
Ein bisschen schade war, dass mich der Inhalt nicht ganz so sehr bezaubern konnte wie seine Aufmachung. Grob gesagt geht es in „Wenn du das hier liest“ um Folgendes: Iris ist gestorben. Mit 33 Jahren erkrankte sie an Krebs und starb daran und in ihren letzten Monaten hat sie ein Blog gestartet, auf dem sie nicht nur über ihre Krankheit berichtet, sondern auch ein wenig ihr Leben Revue passieren lässt, Erinnerungen mit der Gegenwart verknüpft. Iris wollte, dass ihr Chef Smith diesen Blog veröffentlicht, was der auch versucht. Dafür tritt Smith mit Iris' Schwester Jade in Kontakt, die so gar nichts von dieser Idee hält. Nach und nach überwinden die beiden diesen Streitpunkt und freunden sich langsam an. Beide trauern noch um Iris, jeder auf seine eigene Art und Weise, und beide haben ihre eigenen Probleme, die sie sich gegenseitig anvertrauen. So viel also zur Handlung.
Die Geschichte an sich, wie Smith und Jade, unsere beiden Protagonisten, ihre Trauer überwinden und – große Überraschung – zueinander finden, fand ich ehrlich gesagt nicht sehr spannend. Da war vieles (oder sogar fast alles) vorhersehbar und dadurch, dass man (fast) nur die EMails zwischen den beiden liest, verpasst man auch sehr viel. Über entscheidende Ereignisse in der Beziehung der beiden (wie zum Beispiel ein erstes Date) wird da auch nur ml kurz geschrieben, da kam mir das fast nebensächlich vor. In der Hinsicht mochte ich die Handlung also nicht.
Zum Glück geht es in "Wenn du das hier liest" um noch mehr als nur diese Liebesbeziehung. Spannender fand ich nämlich die Blogposts von Iris, wie sie mit ihrer Krankheit und dem ihr bevorstehenden Tod umgeht und welche Gedanken da bei ihr aufploppen.
Der Art und Weise, wie die Geschichte erzählt wird, ist schön, aber nicht neu. Man könnte es mit „Love Rosie – Für immer vielleicht“ vergleichen, wo man alle möglichen Aufzeichnungen liest, von kleinen, im Unterricht geschriebenen Zettelchen bis hin zu seitenlangen Briefen. Nach der Leseprobe von „Wenn du das hier liest“ dachte ich eigentlich, hier wären Emails und Blogposts kleine Exras, die zwischendurch immer mal wieder gegeben würden. Was sich als falsch erwies, denn das gesamte Buch gesteht aus ebendiesen. Ich mag es eigentlich immer, wenn ein bisschen etwas Neues probiert wird und hier gab es definitiv besondere Elemente, die mich begeistern konnten. Damit meine ich vor allem die Blogposts, die man liest und die oft mit Illustrationen ausstaffiert sind.
Da auch ein großes Lob an den Schreibstil, denn der Blog ist wirklich schön geschrieben. Und nicht nur das, manche Passagen haben mich auch wirklich berühren können und haben mich zum Nachdenken angeregt. Lange nicht alles, was Mary Adkins da schreibt, hat diesen Charakter, aber ein paar solcher Stellen gibt es eben und die sind mir auch im Gedächtnis geblieben. Genauso gefallen haben mir die Zeichnungen, die in Iris' Blog abgebildet werden. Wie sie (beziehungsweise eben die Autorin) manche Sachverhalte darstellt, ist so treffend und schön. Hat mir wirklich, wirklich gut gefallen!
Ihr seht schon, die im Buch enthaltenen Blogposts waren ein echtes Highlight für mich. Ansonsten...Hm, ansonsten war der Stil okay. Der zu lesende EMail-Verkehr hat mich ehrlich gesagt nicht wirklich vom Hocker gerissen. Was schon allein daran liegt, dass die Mails oft nicht besonders lang sind. Doch selbst wenn man mal ein längeres Stück Text hier vor sich hat, liest sich das zwar ganz nett, aber mehr eben leider auch nicht. Ganz nett fand ich, dass das Buch trotzdem eines gewissen Humors nicht entbehrt. Was vor allem an Smiths Job liegt (er arbeitet im Brand Management), in dem er mit den unterschiedlichsten Kunden mit den kuriosesten Wünschen und Anliegen zu tun hat. Und mit Carl, Smiths Praktikanten, der mich mit seiner Art des Öfteren zum Schmunzeln gebracht hat.
An sich ließ sich "Wenn du das hier liest" auch wirklich schnell durchlesen, ich habe nur wenige Tage dafür gebraucht. Was jedoch eindeutig an der Art des Schreibens liegt. Wenn zu jeder EMail mehrere Zeilen mit Adressat, Absender, Betreff und so weiter gehört, nimmt das eben Platz weg. Genauso die immer mal wieder auftauchenden Illustrationen. Würde man das alles weglassen, wäre das Buch vielleicht noch auf die Hälfte reduziert.
So, zuletzt möchte ich noch etwas zu den Charakteren in dieser Geschichte sagen. Wirklich viele lernt man nicht kennen, besonders keine allzu wichtigen. Von Bedeutung sind eigentlich nur Iris, Jade und Smith. Und vielleicht noch Carl und Jades und Iris' Mutter. Echt nicht viele. Und von denen hat mir ehrlich gesagt noch Carl am besten gefallen, einfach weil ich seinen Charakter so schön gezeichnet fand. Klar, er stellt ein bisschen den Deppen der Geschichte dar und das schon ab der Bewerbungsmail ganz am Anfang, aber irgendwie hat er mich doch immer wieder zum Schmunzeln gebracht. Ansonsten finde ich Iris ein gut gelungener Charakter. Von ihr wissen wir auch relativ viel, selbst wenn sie zum eigentlichen Zeitpunkt des Geschehens bereits tot ist.
Smith und Jade hingegen konnte ich wirklich nicht besonders gut leiden. So ziemlich das einzig Positive bei ihnen ist, dass sie nicht perfekt sind. Doch in ihrer Wesensart fand ich sie einfach unsympathisch. Ich kann dabei gar nicht mal richtig festhalten, woran das liegt. Wahrscheinlich, weil Smith dauerhaft so wirkt, als würde er nichts wirklich auf die Reihe bekommen, und Jade oft sehr selbstgerecht erscheint. Und wahrscheinlich sollte ich ein bisschen nachsichtig sein und beachten, dass die beiden gerade erst einen ihnen wichtigen Menschen verloren haben, aber das ändert leider nichts daran, dass ich sie nicht mochte. Sorry.
Ach herrje, dieser Roman hat es mir insgesamt wahrlich nicht einfach gemacht. Ich sehe ihn so kontrovers! In manchen Punkten mochte ich ihn, hat er mich sogar berühren können. Doch in mindestens genauso vielen hat er mich auch genervt oder kam er mir unzulänglich für das vor, was er abbilden soll. Deswegen sehe ich ihn eher als Mittelmaß.

Veröffentlicht am 07.04.2019

Andere Bücher sind mir zu langwierig, dieser hier zu rasant

Demon Road (Band 2) - Höllennacht in Desolation Hill
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„Demon Road“ hat es bei mir natürlich schwer. Ich bin absoluter Fan der „Skulduggery Pleasant“-Reihe von Derek Landy, und daran kann diese neue Reihe einfach nicht heranreichen. Ich mag die Geschichte ...

„Demon Road“ hat es bei mir natürlich schwer. Ich bin absoluter Fan der „Skulduggery Pleasant“-Reihe von Derek Landy, und daran kann diese neue Reihe einfach nicht heranreichen. Ich mag die Geschichte und die Charaktere und der Schreibstil ist natürlich einfach nur toll, aber trotzdem, es reicht nicht daran heran.
Die Geschichte dieses zweiten Bandes fängt sofort an, man ist gleich auf der ersten Seite mittendrin in Ambers und Milos Flucht vor den Höllenhunden, die der Leuchtende Dämon hinter den beiden hergeschickt hat. Und dann geht es weiter nach Desolation Hill, der Stadt, von der sich die beiden erhoffen, dort Zuflucht vor den Höllenhunden zu finden. Natürlich läuft auch das nicht ganz nach Plan und so reiht sich ein Ereignis ans nächste und ein Problem folgt dem nächsten. Mir war das zwischendurch zu hektisch. Der Plot geschieht in weniger als einer Woche und darin verpackt Landy so viel, dass man als Leser eigentlich gar nicht zur Ruhe kommen kann. Wo andere Bücher zäh sind und sich strecken, passiert hier umso mehr und das war mir eben ein bisschen zu viel. Im zweiten Teil hat nun auch eine kleine Liebesgeschichte seine Anfänge genommen, die mich erstmal ein wenig überrascht hat, die ich aber sehr süß finde und von der ich wissen möchte, wie sie sich in Band 3 weiterentwickeln wird.
Worauf mir zu wenig eingegangen wurde, war zum Einen Glen. Bis er im Vorgängerbuch in einen Vampir verwandelt wurde, war er ein ziemlich wichtiger Charakter und ich dachte, dass er in "Demon Road - Höllennacht in Desolation Hill" mehr Erwähnung findet, nachdem er am Ende von Teil 1 nochmal erwähnt wurde. Ein paar wenige Male taucht er auch auf, aber nur so am Rande und ich hatte einfach gehofft, mehr über diese Entwicklung zu erfahren. Und etwas anderes, das mir gefehlt hat, war Milos dämonische Vergangenheit. Hier gibt es zwar ein paar Andeutungen, aber so richtig erfährt man dann doch nichts und das hat mich ein bisschen in den Wahnsinn getrieben. Aber ich denke, dass Milos Vergangenheit dann im nächsten Buch mehr Raum findet und ausführlicher erklärt wird. Hoffe ich zumindest... Ein wenig enttäuscht bin ich auch deswegen, weil mir in "Demon Road" ein wenig die Schocker und gemeinen Plot Twists fehlen. "Skulduggery Pleasant" war so unglaublich raffiniert und komplex, ich schätze, hier fehlt mir ein bisschen was von dieser Raffinesse.
Am Schreibstil kann ich nichts aussetzen. Er ist so typisch Landy mit den interessanten Beschreibungen, den schnellen Dialogen und der großen (!!) Prise Humor, dass man sich einfach direkt damit wohlfühlt und sich das Buch super lesen lässt. Auch, dass es verschiedene Sichtweise gibt, fand ich passend. Man erfährt nicht nur, was Amber denkt, sondern auch aus der Perspektive eines alten Mannes, der in Desolation Hill lebt, und einer jungen Frau, die mit einer kleinen Truppe in die Stadt reist, um dort ein Verbrechen aufzuklären. Es ist wirklich ganz schön, die Ereignisse nicht nur aus der Sicht von jemandem zu sehen, der sich jederzeit in einen mächtigen Dämon verwandeln kann, sondern auch mal aus den Augen von 'normalen' Menschen.
Die sorgen auch als neu eingeführte Charaktere für frischen Wind. Denn während man im ersten Band eigentlich nur Amber und Milo als Hauptcharaktere hatte und dazu ein paar wechselnde Nebenfiguren, hat man hier ein festes Setting mit festen Personen, die man gut kennenlernen kann. Und ich fand diese Neuen auch größtenteils total interessant und vor allem sympathisch. Was schonmal sehr gut war, denn Amber hat nicht mehr ganz so viele sympathische Momente. Zwar finde ich ihre Figur super und besonders den Wechsel zwischen der Menschen-Amber und der Dämonen-Amber richtig interessant, auch wie sich ihr Dämonen-Ich immer mehr auf ihre menschliche Seite auswirkt, aber dadurch wird sie eben nicht unbedingt sympathischer. Deswegen ist es ganz nett, auch mal 'normale' Charaktere vor sich zu haben. Denn Milo ist - auch wenn er wirklich cool ist - ganz sicher nicht normal!
Trotz dass ich sie nicht immer sonderlich mochte, fand ich Amber aber den besten Charakter in dem Roman, einfach auch wegen der Entwicklung, die sie durchmacht. Es ist einfach so spannend zu verfolgen, wie sie sich verändert, je öfter sie in ihrer Dämonengestalt ist, wie sie ihre 'normale' Seite fast schon verabscheut und die dämonische quasi vergöttert. Dahingehend bin ich wirklich gespannt, wie sich das noch weiterentwickelt, denn Amber scheint so, wie es gerade aussieht, einen guten Drall auf die 'falsche' Seite zu haben.
Insgesamt hatte das Buch es wirklich schwer. Nachdem Derek Landy eine meiner absoluten Lieblingsreihen geschrieben hat, hatte ich einfach viel zu hohe Ansprüche an diese neue Trilogie und der zweite Teil hat mir noch ein klein wenig weniger gefallen als der erste. Was sich jetzt irgendwie schlimmer anhört, als es ist. Denn eigentlich ist der Roman ja trotzdem noch ziemlich gut. Trotzdem war ich eben etwas enttäuscht.

Veröffentlicht am 07.04.2019

Herrlich süß und authentisch

PS: Ich mag dich
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Nachdem ich „PS: Ich mag dich“ entdeckt hatte, wollte ich es unbedingt lesen, einfach weil es sich so süß anhörte. Ich hatte mich wirklich sehr auf diese Geschichte gefreut. Und der Jugendroman hat meine ...

Nachdem ich „PS: Ich mag dich“ entdeckt hatte, wollte ich es unbedingt lesen, einfach weil es sich so süß anhörte. Ich hatte mich wirklich sehr auf diese Geschichte gefreut. Und der Jugendroman hat meine Erwartungen auch nicht enttäuscht.
Die Geschichte ist ja auch einfach süß. Lily, eine ziemliche Außenseiterin auf ihrer Schule, schreibt die Songzeile eines eher unbekannten Liedes auf ihren Tisch und sieht am nächsten Tag, dass jemand darauf geantwortet hat. Daraus entsteht eine Art Brieffreundschaft, die Lily unglaublich viel Spaß macht und in der sie viel über ihre eigenen Probleme spricht, aber auch über die ihres Brieffreundes erfährt, in den sie sich nach und nach immer mehr verliebt. Die Handlung fängt zwar eher ruhig an, aber es wird immer interessanter. Zugegeben, das Ganze ist ein recht vorhersehbar, aber ich mochte trotzdem die Art und Weise, in der die Geschichte erzählt wurde. Und es ist auch eindeutig meine Schuld, dass mich kaum etwas überraschen konnte, weil ich bei dem Buch eine schlechte Angewohnheit von mir wiederbelebt habe, nämlich wahllos eine Seite weiter hinten im Buch aufzuschlagen und ein bisschen zu lesen (wobei ich es auch ansonsten vorhersehbar gewesen wäre, da bin ich mir sicher).
Aber wie schon gesagt, die Geschichte bleibt trotzdem interessant, auch weil die Leben von Lily und ihrem Brieffreund nicht so übertrieben wirken. Und die Auflösung hat mich dann doch ein klitzekleines bisschen überraschen können mit den Details, die ans Licht gekommen sind. Außerdem mag ich das Ende von "PS: Ich mag dich", denn es steht noch nicht alles fest und geht auch noch nicht alles super-duper-gut aus.
Das Einzige, was ich ein bisschen zu bemängeln habe, ist, dass ein Charakter so etwa bis zur Hälfte des Buches relativ häufig auftaucht, zum Ende hin jedoch nicht mehr erwähnt wird. Das kam für mich so rüber, als wäre die Figur einfach von der Bildfläche verschwunden, was mir unrealistisch vorkam.
Ein Grund dafür, dass die Handlung trotz ihrer eher undramatischen Entwicklung interessant bleibt, ist der Schreibstil. Kasie West schreibt so, dass ich mir Lilys Gedankenwelt ziemlich gut vorstellen konnte, es passte einfach zu einem Teenager. Und dass sie in der ersten Perspektive schreibt, macht das natürlich nur einfacher. Dazu kommt, dass der Stil der Autorin so richtig fluffig ist, leicht, locker und vor allem auch witzig. Es gab mindestens eine Stelle, an der ich lauthals losgelacht habe und mehrere andere, bei denen ich zumindest schmunzeln musste. Und auch das Kribbeln im Bauch hat mir hier nicht gefehlt, also hat Kasie West auf jeden Fall etwas richtig gemacht.
Besonders mochte ich an "PS: Ich mag dich" aber die Charaktere. Sie wirkten so herrlich echt und authentisch. Zum Beispiel Lilys große, verrückte Familie. Ich konnte mir die Eltern, die große Schwester und die zwei kleinen Brüder richtig gut vorstellen, in meinem Kopf habe ich sie im Haus herumwuseln sehen. Oder auch Isabel, Lilys beste Freundin. Sie hatte ebenfalls ihre Macken und hat sich nicht immer perfekt verhalten, aber genau deswegen war sie mir so sympathisch.
Lily war mir allerdings der liebste Charakter in der Geschichte (zumindest wenn man vom kleinen Jonah absieht). Sie wirkte so normal, auch wenn sie eigentlich alles andere als normal ist. Aber irgendetwas an ihrer Art - die Haare, die nie so wollen, wie sie will, ihr teilweise kindisches Verhalten, ihre Verträumtheit oder dass sie das plappern anfängt, wenn sie nervös ist - hat auf mich diesen Eindruck gemacht. Sie war mir einfach unheimlich sympathisch mit ihrer Leidenschaft zur Musik und wie sie für ihre Familie und Freunde da ist und das, obwohl ich des Öfteren Probleme mit Protagonisten habe! Aber bei ihr hatte ich das nicht, im Gegenteil, ich konnte so ziemlich alles, was sie getan hat, nachvollziehen.
Der Roman konnte meine Erwartungen auf jeden Fall erfüllen. Ich habe "PS: Ich mag dich" in kurzer Zeit durchgelesen und hatte dabei so viel Spaß wie schon länger nicht mehr.

Veröffentlicht am 07.04.2019

Eine toll beschriebene Freundschaft, ansonsten eher so na ja…

Kieselsommer
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Direkt als ich diesen Jugendroman entdeckt, war ich neugierig auf ihn und seine Themen, also erste Liebe, Freundschaft und Eifersucht. Die Geschichte braucht dann aber ein bisschen, um richtig in Fahrt ...

Direkt als ich diesen Jugendroman entdeckt, war ich neugierig auf ihn und seine Themen, also erste Liebe, Freundschaft und Eifersucht. Die Geschichte braucht dann aber ein bisschen, um richtig in Fahrt zu kommen, vor allem, wenn man die Länge des Buches (gerade mal 315 Seiten) beachtet. Mats taucht später auf, als ich gedacht hätte und damit lassen auch die "Probleme" des Buches auf sich warten. Davor bekommt man aber einen ganz guten Einblick in Tildas und Ellas Freundschaft. Besonders spannend muss ich sagen fand ich den Jugendroman allerdings an keiner Stelle. Er wirkte auf mich eher entspannend und wie ein Buch, das man eben mal so lesen kann. Mehr aber auch nicht. Was wahrscheinlich auch daran liegt, wie wenig dramatisch die Geschichte ist. Die Probleme kamen mir eher alltäglich vor, nicht so übertrieben, was durchaus mal ganz schön war. Am besten gefallen hat mir dabei die Darstellung der Freundschaft zwischen Tilda und Ella, die wurde meiner Meinung nach einfach toll ausgearbeitet. Wie sie anfangs so perfekt und unzerstörbar wirkt, später jedoch Risse bekommt. Einfach toll dargestellt!
Nicht ganz so berauschend fand ich den Schreibstil. Das Buch lässt sich zwar sehr schnell lesen und das liegt unter anderem auch daran, dass der Stil von Anika Beer einfach und flüssig ist, aber bestimmt auch zu großen Teilen an der großen Schrift und den breiten Seitenrändern. Liegt es daran, dass ich in letzter Zeit nicht so oft im Genre der Jugendromane unterwegs war oder war das wirklich so extrem? Vielleicht ja eine Mischung aus beidem...
Was mich jedoch am Schreibstil viel mehr gestört hat, waren die mir allzu zauberhaften Beschreibungen. Ich meine Märchen- und Zwergenhäuser? Echt jetzt? Ich meine, ich stelle mir den Spreewald schon schön vor und kann mir gut vorstellen, dass er urig wirkt, aber so war mir das dann doch ein klein wenig zu viel... Noch schlimmer allerdings fand ich die teils gestelzt wirkenden Dialoge. Ehrlich, Tilda und Ella sind 15 Jahre alt (zumindest glaube ich irgendwo gelesen zu haben, dass sie 15 sind) und Mats nur wenige Jahre älter, doch trotzdem reden sie manchmal so steif oder ganz kitschiges Zeug. Manche Dialoge gingen ja, da konnte ich mir vorstellen, dass Teenager von heute das so sagen würden, aber bei vielen anderen...einfach nein. Ich kann mir das einfach nicht vorstellen, ich kenne ja ein lebendig Beispiel der 'Jugend von heute', meinen jüngeren Bruder, und der redet ganz anders.
Gut war meiner Meinung nach der Perspektivenwechsel, durch den man Einblick in die Gedankenwelt von Tilda und Ella und, jedoch eher selten, auch von Mats erlangte.
Die Charaktere allerdings fand ich, eben bis auf ihre Ausdrucksweise, sehr gut ausgearbeitet. Teilweise wirkten ihre Reaktionen auf mich zwar etwas überzogen, aber wirklich nicht oft, deswegen machten sie auf mich einen authentischen Eindruck. Vor allem konnte ich mit den beiden Protagonistinnen mitfühlen, beide habe ich vollkommen verstanden. Ella, die eigentlich sehr unsicher und schüchtern ist und bloß bei ihrer besten Freundin Tilda richtig aufblühen kann. Die an Schicksal und wahre Liebe glaubt und denkt, sie in Mats gefunden zu haben, sodass sie ihn nicht wieder loslassen möchte. Ich habe ihren Zwiespalt verstanden: die erste Liebe auskosten, ohne die beste Freundin auszuschließen, mit der man hier eigentlich Urlaub macht. Aber Tildas Gedankenwelt konnte ich eben genauso gut nachvollziehen und das, obwohl sie so ganz anders ist als Ella mit ihrer etwas burschikosen Art, dem großen Selbstvertrauen, den coolen Sprüchen und dem Humor. Die sich aber trotzdem ein wenig von Ella verraten fühlt, nachdem Mats auftaucht und ihr Ella quasi wegnimmt.
Das war eben auch das Schwierige, zu entscheiden, wer von beiden Recht hat. Wer darf was fordern und was ist überhaupt wichtiger, Freundschaft oder Liebe? Und diese Zerrissenheit hat Anika Beer wirklich glaubhaft rübergebracht, in der Hinsicht habe ich mitgefiebert und konnte mich bis zum Ende selbst nicht entscheiden.
Mir fällt es wirklich schwer, das Buch zu bewerten, einfach weil es zwar nicht schlecht war, aber eben "nur" einfach und ein bisschen berieselnd. Das Einzige, was mir total positiv im Kopf geblieben ist, sind die Figuren Tilda und Ella, deren gegensätzliche Persönlichkeiten und Gedanken so toll dargestellt sind. Ansonsten wär das Buch eben einfach...okay.

Veröffentlicht am 07.04.2019

Interessant, aber mit zu vielen nervigen Kleinigkeiten

Targa - Der Moment, bevor du stirbst
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"Targa - Der Moment, bevor du stirbst" hatte eine wirklich interessante Idee. Nur hatte ich damit dasselbe Problem, wie mit den Thrillern, die ich davor gelesen habe, das Problem, das mich momentan in ...

"Targa - Der Moment, bevor du stirbst" hatte eine wirklich interessante Idee. Nur hatte ich damit dasselbe Problem, wie mit den Thrillern, die ich davor gelesen habe, das Problem, das mich momentan in dem Genre zu verfolgen scheint: Ich fand das Buch gut, aber begeistern konnte es mich nicht. Ehrlich, langsam nervt es mich schon, wie unüberzeugt ich von den Thrillern bin, die ich lese. Anscheinend brauche ich wieder mal einen Über-Thriller. Oder ich sollte das Genre erstmal ein bisschen hintenan stellen, damit mich Plot-Twists wieder mehr überraschen können.
Aber egal, hier geht es ja um etwas anderes und zwar um "Targa".
Wie schon gesagt, die Geschichte ist interessant. Schon der Prolog macht neugierig, weil er die Hintergründe näher beleuchtet, man gleich mehr versteht. Und auch, wie es weitergeht, ist ziemlich spannend. Wie Targa zu Sandman kommt, das Katz-und-Maus-Spiel der beiden, der Showdown. Allerdings war mir erstens das Finale zu schnell. Und zweitens hätte ich mir von diesem Spiel, das Targa und Sandman da spielen, mehr erhofft. So war das dann doch eher einfach, zwar noch spannend, aber nicht so spannend, wie es meiner Meinung nach hätte sein können.
Was ich allerdings wieder sehr mochte, war, dass das Buch aus mehreren Perspektiven erzählt. Targa und Sandman bekommen beide ihre Sichtweise und so hat man quasi das Gute und das Böse gegenübergestellt und weiß als Leser mehr als die Charaktere im Buch. Wirklich sehr cool gemacht. Dazu gibt es dann noch eine dritte Perspektive, die erstmal völlig aus der Luft gegriffen scheint, weil sie gar nicht zu den Geschehnissen in Berlin passt. Am Anfang war das schon ein wenig verwirrend und manchmal sogar nervig, weil man so aus der Haupthandlung rausgerissen wurde, aber später wird dann der Zusammenhang klar.
Eher negativ am Schreibstil fand ich, wie Targas Gedanken beschrieben wurden. Vielleicht lag es auch am Charakter, aber viele ihrer Gedanken waren so übertrieben naiv beziehungsweise sozial inkompetent, da hab ich mich gefragt, wie realistisch das noch sein kann. Mir war das manchmal auf jeden Fall zu viel des Guten.
Ansonsten war das Buch aber gut lesbar, dagegen lässt sich wirklich nichts sagen.
Tja, und dann komme ich auch zu den Figuren in der Geschichte. Die beiden Protagonisten, Targa und Sandman, sind wirklich spannend. Ihre Persönlichkeiten sind vom Autorenduo einfach toll ausgearbeitet, vor allem Falk fand ich einfach super. Mit Targa bin ich, eben wegen ihrer manchmal übertrieben sozial naiven Art, nicht ganz so klargekommen. Aber sonst ist auch sie ein mega Charakter, mit Stärken und Schwächen und vor allem vielen kleinen Fehlern. Ein Charakter, der vielleicht nicht immer nach dem handelt, was man normal nennt, aber nachvollziehbar für sie. Und Falk ebenso. Was mich bei den Charakteren gestört hat, ist die Tatsache, dass die restlichen Personen so außen vor gelassen werden. Einzelne wie Lundt oder Schmidt werden noch etwas näher beleuchtet, aber die anderen kennt man am Ende so ziemlich gar nicht. Und vor allem bei Lundt, der ja doch auch eine größere Rolle in der Geschichte einnimmt, finde ich es blöd, dass man nicht sehr viel von ihm erfährt, auch weil so viele Andeutungen über sein Leben gemacht werden. Also: Hauptfiguren top, Nebencharaktere flop.
Das Buch scheint ja der Auftakt zu einer Reihe zu sein - die sich um Targa dreht? -, aber ich glaube nicht, dass ich mir die Fortsetzung kaufen werde.
Mir war das Buch alles in allem einfach nicht genug. Klar, die Story ist ganz interessant, die Charaktere super durchdacht, besonders der Perspektivenwechsel zwischen Targa und Sandman hat mir gefallen. Aber es gibt eben ein Aber, beziehungsweise mehrere kleine Aber, die dafür gesorgt haben, dass ich das Buch letzten Endes nicht so genießen konnte, wie ich gewollt hätte.