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Veröffentlicht am 01.11.2017

Nett, aber mehr auch nicht

Die Bücherfreundinnen
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Nachdem ich das erste Buch von Jo Platt, "Herz über Kopf" schon gelesen habe und ich es eigentlich ziemlich gut fand, machte ich mich nun daran, ihren zweiten Roman zu lesen. "Die Bücherfreundinnen" hört ...

Nachdem ich das erste Buch von Jo Platt, "Herz über Kopf" schon gelesen habe und ich es eigentlich ziemlich gut fand, machte ich mich nun daran, ihren zweiten Roman zu lesen. "Die Bücherfreundinnen" hört sich ja auch interessant an, vor allem der Buchclub. Gut, man kann sich hier schon denken, wie das Buch ausgehen wird, aber so ist das bei fast allen Liebesromanen, ist ja nichts Ungewöhnliches. Beim Lesen gab es dann aber kaum etwas, das ich überraschend fand. Das meiste konnte ich im Voraus schon ahnen, es gab wirklich gar keine großen Wendungen. Das hat mich dann schon ein wenig enttäuscht, denn wenigstens ein bisschen Überraschung sollte selbst in Chick Lit vorhanden sein.
Was mir gleich aufgefallen ist: Im Klappentext wird von 4 Mitgliedern des Buchclub (also ohne Jon) erzählt, Alice, Miriam, Sophie und Abigail. Nur fehlt ein Mitglied, nämlich Connie! Da stellt sich einem doch die Frage, wieso Connie aus dem Klappentext verbannt wurde. Ist sie nicht wichtig genug? Ist es, weil sie die Älteste in der Runde ist? Weil sie eher zurückhaltend ist? Wiesooo?!
Den Beginn des Buches empfand ich außerdem als ein bisschen verwirrend. Im ersten Kapitel wird man direkt in ein Treffen des Buchclubs geworfen und mit den verschiedenen Namen fast schon beworfen. Es ist schwer, sich da zurechtzufinden. Mit der Zeit lernt man dann zwar alle Charaktere besser kennen, aber anfangs ist man eben ein wenig planlos. Wären nicht vorne alle Mitglieder des Buchclubs einmal aufgelistet und ein bisschen erklärt (eine schöne und gute Idee übrigens), ich wäre wahrscheinlich echt durcheinander gekommen. Der Anfang der Geschichte dröppelt auch ein bisschen vor sich hin. Gespräche, Gedanken der Protagonistin Alice, es wird vielleicht ein Date ausgemacht... Irgendwie passiert noch nicht wirklich viel. Zwar lernt man die Personen dadurch besser kennen, doch es zieht sich und ich hab länger gebraucht, um in die Geschichte hineinzufinden. Später wird es auf jeden Fall interessanter. Es kommt zu Missverständnissen und Streits, wodurch die Handlung Fahrt aufnimmt. Gut, superspannend fand ich es zu keiner Zeit, aber etwa ab der Hälfte lässt sich das Buch leichter lesen.
Was ich schön finde, ist, wie vor allem zu Beginn noch Extra-Kapitel eingeflochten werden, die aus Alice' Vergangenheit erzählen. So lernt man nämlich auch Lydia kennen, die in der Gegenwart des Buches bereits gestorben ist, aber irgendwie doch einen wichtigen Teil des Romans ausmacht. Man erfährt, wie Alice, Lydia und Miriam sich kennengelernt haben, wie sie erkrankt ist und was danach war. Gut, man erfährt nicht wirklich viel aus der Vergangenheit, es sind nur ein paar Mini-Kapitel, aber sie helfen einem wenigstens, einen kleinen Eindruck zu bekommen.
Es gibt eine Sache an der Handlung, die mich ziemlich aufgeregt hat. Das Ende. Und zwar gleich in zweierlei Hinsicht. Nicht nur, wie die Geschichte für die Figuren endet, hat mich genervt. Es werden nämlich ausnahmslos alle glücklich und zufrieden, irgendwie findet jeder sein Glück. Das war mir eindeutig too much, so viel heididei ist zu viel des Guten! Und zweitens das Ende-Ende, also die letzten Seiten beziehungsweise Zeilen. Nein. Einfach nein. Das ist doch kein schöner Abschluss! Ehrlich, ich saß da, hab mir das Ende durchgelesen und war ganz einfach unzufrieden damit. Der Rest der Story ist ja ganz interessant und süß, aber das Ende hat mir nicht gefallen.
Was die Charaktere angeht, bin ich ein bisschen gespalten. Manche der Figuren mochte ich richtig gerne. Besonders Sophie hat es mir angetan mit ihrer direkten Art, hinter der sich aber doch mehr versteckt. Sie fand ich unheimlich gut dargestellt, authentisch und witzig. Sie hat sich eindeutig zu meinem Lieblingscharakter etabliert, deren Geschichte mich fast noch mehr interessiert hat als die von Alice. Dann mal zur Hauptperson. Von Alice weiß ich ehrlich gesagt nicht, was ich von ihr halten soll. Sie ist manchmal wirklich trottelig, was sie mir in manchen Situationen sympathisch machte, aber vor allem zum Ende hin hätte ich sie teilweise schütteln können, weil sie das Offensichtliche nicht sehen konnte/wollte/was auch immer. Was Jon angeht, konnte ich mir von ihm kein richtiges Bild machen. Andere Charaktere hingegen wurden ziemlich klischeehaft dargestellt. Die aufgedrehte und leicht zu begeisternde Abigail, die zurückhaltende, schüchterne Connie, Miriam, die typische Mutter mit Hausfrauensorgen und schwieriger Ehe... Dabei hätten hier so viele interessante Charaktere aufeinander treffen können schade dass nicht mehr daraus gemacht wurde.
Zuletzt noch zum Schreibstil. Der war leicht und locker, dementsprechend schön zu lesen, weshalb ich das Buch (nach dem etwas schwierigen Auftakt) schnell lesen konnte. Jo Platt schreibt so, dass man einfach immer weiter lesen kann, spiegelt die Gefühle der Charaktere gut wider und schreibt unterhaltsame Dialoge. Aber sehr besonders finde ich ihren Schreibstil nicht. Außerdem fehlten mir die Situationen in diesem Buch, die mich zum Lachen bringen oder zumindest zum Schmunzeln. Im Nachhinein kann ich mich wirklich an keine Szene erinnern, die so witzig gewesen ist, dass ich lachen musste, dabei gehört eine Portion Witz für mich eigentlich in das Genre mit hinein.
Der Roman gehört für mich also zu den mittelmäßigen.

Veröffentlicht am 31.10.2017

Düster und spannend

Young Elites (Band 1) - Die Gemeinschaft der Dolche
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Zuerst hatte ich ja gar nicht unbedingt vor, das Buch zu lesen. Es ist der Auftakt zur neuen Trilogie von Marie Lu, die mit ihrer "Legend"-Reihe einige Fans gewonnen hat. Ich hatte die Bücher ebenfalls ...

Zuerst hatte ich ja gar nicht unbedingt vor, das Buch zu lesen. Es ist der Auftakt zur neuen Trilogie von Marie Lu, die mit ihrer "Legend"-Reihe einige Fans gewonnen hat. Ich hatte die Bücher ebenfalls gelesen, aber nach dem ersten Band nahm meine Begeisterung für die Reihe irgendwie ab, weswegen ich bei dem Buch jetzt etwas skeptisch war. Als ich dann sah, dass jemand auf "Was liest du?" eine Wanderbuchrunde dazu startete, hab ich nicht lange gewartet und mitgemacht. Und bin jetzt ziemlich begeistert von dieser neuen Reihe.
"Young Elites - Die Gemeinschaft der Dolche" entführt den Leser in eine ganz neue Welt. Von der Zeit, in der es spielt, hat es mich an die Renaissance erinnert und vor allem bei Kenettra (dem Land, in dem die Handlung stattfindet), der Mode dort und den Dolchen musste ich an den venezianischen Karneval denken. Die Welt von "Young Elites" ist in drei Länder unterteilt: Die Sonnenlande im Süden, die Himmellande im Norden und die Seelande dazwischen, bestehend aus mehreren größeren und kleineren Inseln. Wie schon gesagt ist Kenettra, ein Inselstaat der Seelande, der Schauplatz der Geschichte. Eine Karte dieser Welt findet man auch ganz vorne und nochmal ganz hinten im Buch, so kann man immer wieder nachschauen, wo man gerade ist oder von was gesprochen wird. Ich konnte mir damit und mit den Beschreibungen der Autorin diese Welt auf jeden Fall ziemlich gut vorstellen, auch die Feste, die gefeiert wurden. Genauso gelungen finde ich die Namen. Einerseits die der verschiedenen Länder und Städte (auch wenn ich "Petra" als Namen für eine Stadt ein wenig seltsam finde), aber auch die Namen der Personen, die, wie ich finde, auch gut widerspiegeln, wer woher kommt.
Auch der Schreibstil passt sehr gut zu der Zeit, in der die Geschichte spielt. Die Sätze und auch die Worte an sich wirken gleich viel altertümlicher als in anderen Büchern, was die Stimmung sehr gut rüberbringt. Was aber nicht bedeutet, dass sich Beschreibungen oder Dialoge geschwollen anhören. Marie Lu schafft es in ihrem Schreibstil hier, die altertümliche Stimmung einzufangen, aber gleichzeitig gut lesbar zu bleiben. Es ist schon ein bisschen unglaublich, wie schnell ich den Jugendroman gelesen habe! Nur manchmal fand ich die ein oder andere Beschreibung ein wenig seltsam und die meist langen Kapitel lassen einen davor zurückschrecken zu lesen, wenn man nicht so viel Zeit hat. Ansonsten verfliegen die Kapitel aber nur so. An dem Schreibstil finde ich ja besonders bemerkenswert, wie die Autorin die Gedanken der Personen darstellt. Teilweise scheinen die Charaktere in Gedanken Unterhaltungen zu führen und das fand ich interessant gemacht.
Der Großteil der Geschichte ist aus Adelinas Sicht geschrieben, erste Perspektive, und es war unglaublich spannend zu verfolgen, wie sie zur Gemeinschaft der Dolche findet und ihre Fähigkeit immer mehr entdeckt. Ein paar der Kapitel sind aber auch aus dritter Perspektive von anderen geschrieben, von Teren oder auch von Raffaele. Das hat es nochmal ein bisschen interessanter gemacht, weil man so die verschiedenen Sichten auf die Charaktere hatte und ein paar Hintergrundgeschichten erfahren hat, die man nur aus Adelinas Sicht so nicht bekommen hätte. Ich muss zwar sagen, dass mich der Anfang des Buches noch nicht ganz in seinen Bann geschlagen hat, die Geschichte jedoch mit jeder Seite spannender wurde und in einem unglaublichen Showdown endet. Vor allem da die Pläne von Angriffen und so weiter nicht schon vorher verraten werden, war es immer wieder extrem spannend, die Situationen dann mitzuverfolgen, weil es so die ein oder andere Überraschung gibt. Apropos Überraschungen, von denen gibt es besonders zum Finale hin die ein oder andere, es kommt zu Wendungen, die ich nicht wirklich erwartet hätte.
Sehr gut gefallen hat mir auch die eher düstere Stimmung des Buches, die vor allem durch die Protagonistin Adelina kommt. Ich mochte sie als Charakter ja sehr gerne, fand sie als Hauptperson richtig gut gewählt, auch wenn sie nicht unbedingt die sympatischsten Züge hat. Eigentlich hat sie ein gutes Herz, aber durch die schlimmen Ereignisse aus ihrer Vergangenheit trägt sie auch viel Dunkelheit mit sich herum. Dass sie sich oft einsam fühlt, konnte ich gut nachvollziehen, genauso wie ihr Misstrauen gegenüber anderen. Was ich ein wenig krass finde aber gleichzeitig auch sehr interessant bei einer Protagonistin, sind ihr Ehrgeiz, der manchmal schon in Machthunger übergeht, und ihre Freude am Leid anderer Menschen. Solche Eigenschaften findet man nicht oft bei Hauptpersonen in Jugendbüchern und es hat mich positiv überrascht, dass sich die Autorin getraut hat, so eine ambivalente Protagonistin zu erschaffen. Adelinas Fähigkeiten haben mich sowieso begeistert. Aber ganz ehrlich: Illusionen? Einfach nur mega!
Was die anderen Charaktere angeht, weiß ich nicht genau, was ich davon halten soll. Ich fand die meisten richtig interessant, da die Figuren vielschichtig sind, wie zum Beispiel Teren, Enzo oder Rafaelle, andere hingegen kann ich noch nicht so gut einschätzen, vor allem Lucent. Da hoffe ich einfach mal, dass diese Personen im nächsten Band mehr beschrieben werden, damit ich mir ein besseres Bild von ihnen machen kann. Noch ein bisschen zwiegespaltener bin ich hinsichtlich der anderen Fähigkeiten, die in "Young Elites - Die Gemeinschaft der Dolche" erwähnt werden. Insgesamt finde ich jede Fähigkeit sehr cool, aber bis auf wenige Ausnahmen kamen sie mir nicht sehr innovativ vor. Aber gut, es ist heutzutage auch schwer, eine magische Fähigkeit zu erfinden, die es noch nicht gibt.
Auf jeden Fall bin ich aber schon sehr gespannt auf den zweiten Teil, denn mit Ausnahme von ein paar Sachen, auf die ich hoffe, habe ich keine Ahnung, wie sich diese Reihe weiterentwickeln wird. Na ja, mit dem Release des zweiten Bands, "Young Elites - Das Bündnis der Rosen", weiß ich dann mehr.

Veröffentlicht am 31.10.2017

Zu sehr wie die Vorgänger

Schwestern des Mondes: Hexenküsse
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Achje, wirklich gut finden kann ich diesen vierten Teil der Reihe leider nicht. Die Handlung ist eigentlich genauso aufgebaut wie auch in den vorigen der "Schwestern des Mondes"-Reihe: Eine neue Bedrohung ...

Achje, wirklich gut finden kann ich diesen vierten Teil der Reihe leider nicht. Die Handlung ist eigentlich genauso aufgebaut wie auch in den vorigen der "Schwestern des Mondes"-Reihe: Eine neue Bedrohung taucht auf, auf die sich die Schwestern einstellen müssen. Gleichzeitig kommen aber auch neue Verbündete auf sie zu, die ihnen helfen, gegen diese Bedrohung anzukämpfen. Außerdem gibt es Hinweise zu einem weiteren Geistsiegel, denen nachgegangen werden muss und am Ende fallen alle möglichen Ereignisse aufeinander und es gibt einen finalen Kampf um eben jenes Geistsiegel. Dazwischen gibt es übrigens immer und überall Sex oder zumindest Gedanken daran. Yasmine Galenorn weicht also nicht von ihrem Schema ab und bleibt damit ziemlich vorhersehbar. Gut, ein paar Dinge passieren schon, die einigermaßen spannend sind und die ich nicht ganz so erwartet habe und vor allem das Ende fand ich doch ziemlich überraschend, aber an sich ist es eben immer dasselbe.
Der vierte Band der Reihe ist wieder aus der Sicht der ersten Schwester, Camille D'Artigo, geschrieben und ich musste nur ein paar Seiten lesen, um wieder zu wissen, wieso ich sie von den drei Schwestern am wenigsten leiden kann. Sie ist so überdramatisch und vor allem denkt sie andauernd an Sex. Einmal bekommt sie allein davon einen Orgasmus, weil sie auf dem Schoß eines Kerls sitzt! Ääääh...nein!
Die ganzen Beziehungen stehen in der Geschichte sowieso im Vordergrund, in diesem Teil löst Camille ja auch ihre Schuld bei Smoky dem Drachen ein, nach der sie ihm zur Verfügung stehen soll, heißt, sie schlafen miteinander. Zumindest wird die Handlung in "Schwestern des Mondes - Hexenküsse" ein wenig komplexer. Die Autorin hält wie schon gesagt ihr Schema ein, aber sie baut ein paar Elemente in die Story mit ein, die es doch ein wenig spannender machen. Zum Beispiel eine kleine Gruppe Feen, die ihr eigenes Ding durchziehen und von denen man nicht weiß, was man halten soll... Was mich andererseits jedoch genervt hat, waren die "Hauptgegner" in diesem Buch. Es erinnert mich einfach an ein Computerspiel, bei dem mit jedem Level die Endgegner schwerer zu besiegen sind. Genau dasselbe hat man hier. War in Teil 1 Bad Ass Luke der ultimativ krasse Gegner, in Teil 2 der Schamane und in Teil 3 der Obervampir Dredge, so toppt der Dämon, gegen den die Schwestern hier kämpfen müssen, nochmal alle. Ich weiß nicht, mir kam das irgendwie...seltsam und leicht lächerlich vor. Und Schattenschwinge, den Drahtzieher dahinter, hat man immer noch nicht kennengelernt. Ja, in gewisser Weise ist es ein bisschen wie bei Mario Bros., wenn Bowser erst seine Schergen vorschickt und erst in der allerletzten Schlacht Bowser auch wirklich auftaucht...
Was den Schreibstil angeht, habe ich mich mal wieder ärgern müssen. Yasmine Galenorn kann mich wirklich nicht von sich und ihren literarischen Fähigkeiten überzeugen. Was sie zu Papier bringt ist nicht komplett Müll, aber es gab einige Stellen, da war ich einfach richtig genervt von der Art, wie sie schreibt. Das hat schon damit angefangen, dass sie am Anfang des Romans Camille nochmal vorstellt. Und zwar auf genau die gleiche Weise wie in Teil 1, mit wirklich seeehr ähnlichen Worten. Dazu kommt, dass sie Erlebnisse nochmal Revue passieren lässt oder Sachen erklärt, die einfach unnötig sind. Inzwischen sind die Leser doch beim vierten Teil der Reihe angekommen, da kann man ein gewisses Grundwissen über die Geschichte voraussetzen und muss nicht jeden Pups erläutern. Aber auch sonst hat der Schreibstil noch Schwächen. Yasmine Galenorn schreibt nicht nur gerne Sexszenen, sie sind meiner Meinung nach auch nicht besonders gut, wirken eher wie aus einem billigen Porno. Und Actionszenen empfand ich als nicht sonderlich spannend. Das Einzige an dem Schreibstil, was einigermaßen geht, sind die Dialoge, aber die sind auch nur okay und in keiner Weise besonders.
Mir war der vierte Teil der Reihe wieder zu sehr wie seine Vorgänger, er läuft nach demselben Schema ab. Nur ein paar kleine Neuerungen gibt es, die die Story ein wenig interessanter machen. Jedoch nervt mich besonders eben hier, wo aus ihrer Sicht geschrieben wurde, Camille wieder ganz besonders mit ihrer Sexsucht und einem Charakter, auf den ich einfach nicht klar komme, und auch der Schreibstil haut nichts raus, hat das Buch mit unnötigen Wiederholungen der Handlung aus den vorigen Bänden in die Länge gezogen.

Veröffentlicht am 31.10.2017

Unterhaltsam und charmant

Emma
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Mit „Emma“ habe ich den dritten Roman, den ich mir von Jane Austen vorgenommen habe.
Die Handlung ist eigentlich ziemlich leicht erklärt: Emma ist die Tochter eines wohlhabendes Mannes in einem kleinen ...

Mit „Emma“ habe ich den dritten Roman, den ich mir von Jane Austen vorgenommen habe.
Die Handlung ist eigentlich ziemlich leicht erklärt: Emma ist die Tochter eines wohlhabendes Mannes in einem kleinen Ort, ist unglaublich lebhaft und denkt ein Talent dafür zu haben, Menschen zu verkuppeln, da sie das bei ihrer Erzieherin Miss Taylor schon geschafft hat. Ihr neues Ziel ist die junge Harriet und Emma verbringt einen Großteil ihrer Zeit damit, Harriets Leben zu beeinflussen und eben vor allem einen passenden Ehemann für sie zu finden. Dass hier nicht alles so verläuft, wie Emma sich das vorstellt, erklärt sich von selbst und es kommt zu einigen Missverständnissen.
Ich finde die Geschichte unglaublich interessant und denke, wenn ich nicht durch die Verfilmung schon ungefähr gewusst hätte, wie alles endet, wäre ich bestimmt überrascht worden. So habe ich mich über kleine und größere Andeutungen gefreut, die im Buch verstreut zu finden sind und konnte mir die Zusammenhänge schön ausmalen. Die Handlung an sich macht vielleicht auf den ersten Blick nicht viel her, es sind die typischen Gesellschaften und ab und zu ein Ball oder ein Ausflug, aber der Roman wird durch seine Charaktere und deren Verhältnisse zueinander, die Dialoge einmalig.
Aber erst einmal zum Schreibstil. Hier ist mir mal wieder aufgefallen, wie toll der Stil ist. Meist schreibt die Autorin aus Sicht von Emma, der Protagonistin, aber manchmal bekommt man auch einen Einblick in die Gedanken anderer Charaktere, was es noch spannender macht. Immer wieder kommentiert Jane Austen ihre Figuren, macht sich lustig und so weiter und hat mich damit zum Schmunzeln gebracht. Ich kann zwar nicht sagen, dass sich ihr Stil sehr leicht lesen lässt wie ich es zum Beispiel bei aktuellen Liebesromanen gewöhnt bin, aber das heißt nicht, dass ich nicht gefesselt war und unbedingt weiterlesen musste.
Dann mal zu den Charakteren. Ich bin wirklich selten so toll ausgearbeiteten Charakteren wie in "Emma" begegnet. Das fängt mit Emma an, die ich als Hauptfigur einfach nur toll finden kann. Gut, sie ist nicht unbedingt die Sympathischste, zumindest am Anfang nicht, aber sie hat eine lebhafte Art, ist intelligent und humorvoll. Außerdem sind ihre Versuche, in die Leben anderer Menschen zu griffeln, sehr amüsant, auch wenn sie vielleicht nicht immer die besten Ideen hat. Emma macht zudem eine tolle Entwicklung durch und wird einsichtiger, etwas, das ich sehr gut beschrieben finde. Genauso klasse finde ich die Wandlung von Harriet Smith, vor allem, wie sich Emmas Einfluss auf sie auswirkt.
Andere Charaktere wurden mir von Anfang an sehr sympathisch. Allen voran Mrs. Weston, sie kommt mir wie die gute Seele im Buch vor und ich konnte mir ihre liebenswürdige und nette Art gut vorstellen. Aber auch Mr. Knightley, der Einzige, der Emma auch mal Kontra gibt, oder Frank Churchill mit seiner offenen Art sind Charaktere, die mir einfach ans Herz gewachsen sind.
Andere hatten es ein bisschen schwerer, zum Beispiel Mr. Woodhouse. Er wurde zwar als umgänglicher Mensch beschrieben, aber mich hat sein ständiges Gerede über Krankheiten und "Oh nein, haben Sie sich auch keine Erkältung geholt?" oder "Mr. Perry empfieht bla bli blub" ziemlich genervt und das hat sich ja bis zum Ende durchgezogen.
Wen ich als Charakter an sich mehr oder weniger schrecklich fand, aber von der Darstellung her super, sind Miss Bates und Mrs. Elton. Miss Bates ist ja noch in Ordnung, sie kam mir einfach wie eine einsame Frau vor, die sich unabsichtlich darauf verlegt hat, andere Menschen mit ihren Redeflüssen zu langweilen, "nicht wahr?". Aber Mrs. Elton... ooooh Gott, diese Frau! Schon allein wenn ich mir nur vorstelle, mit ihr in einem Raum zu sein, bekomme ich Zustände, aber von ihr zu lesen, war einfach göttlich, ich musste oft laut loslachen, weil Mrs. Elton wieder mal wie ein Wasserfall ihren Quatsch verzapft hat. "Ich bitte Sie, Miss Woodhouse, genau gleich", "Mr. Suckling hier und Maple Grove da" und natürlich immer wieder dieses "ich bitte Sie"... Die Frau hat ganz besonders dazu beigetragen, dass mir "Emma" als unglaublich unterhaltsam in Erinnerung bleiben wird.
Das Einzige, was mich an der Geschichte ein wenig mehr gestört hat, ist, dass es zwei Kapitel gibt, die sich ausschließlich mit den Hintergründen einer Person beschäftigen. Gut, die paar Seiten über die Charaktere sind wohl nötig, um sie zu verstehen, aber es hat mich in dem Moment einfach ein wenig genervt, dass es nicht mit der Handlung vorangeht... Ansonsten kann ich "Emma" mit "Stolz und Vorurteil" auf eine Stufe stellen.

Veröffentlicht am 31.10.2017

Komplexer Thriller, der mich komplett fesseln konnte

Im Traum kannst du nicht lügen
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Ich habe schon oft ein Buch gelesen, von dessen Cover ich wirklich fasziniert, aber dessen Handlung an sich nicht so gut war. Hier ist das auf jeden Fall anders herum!
Das Cover finde ich eher unspektakulär ...

Ich habe schon oft ein Buch gelesen, von dessen Cover ich wirklich fasziniert, aber dessen Handlung an sich nicht so gut war. Hier ist das auf jeden Fall anders herum!
Das Cover finde ich eher unspektakulär und auch nicht so passend zur Geschichte, da hätte ich mir etwas Zusammenhängenderes gewünscht. Doch die Geschichte hat mich dann richtig packen können, deswegen bin ich froh, dass ich sie über die Lesejury entdeckt habe.
Aber um was geht es eigentlich in dem Jugendthriller? Maja steht in Stockholm vor Gericht. Sie wird angeklagt, an einem Amoklauf in ihrer Schule beteiligt gewesen zu sein, bei dem ihre beste Freundin, ihr Freund, ein Lehrer und zwei weitere Mitschüler ums Leben kamen. Das ist also die Ausgangssituation, das weiß man gleich zu Anfang. Und damit breitet sich ein Prozess aus, der immer mehr von den wahren Geschehnissen enthüllt. Nicht nur im Rahmen der Gerichtsverhandlungen, es gibt auch viele Rückblenden, in denen von den Vorfällen vor dem Amoklauf erzählt wird, in denen die Hintergründe ans Licht kommen, wie alles zusammenhängt. Alles in allem hat man also einen komplex gestrickten Thriller, der aus seeehr vielen kleinen Puzzlestückchen besteht, von denen man anfangs nur sehr wenige besitzt. Erst mit dem Laufe der Zeit erhält man ein klareres Bild, das sogar erst ganz am Ende komplett aufgelöst wird. Die Frage, ob Maja schuldig ist, ob sie eine Mörderin ist, zieht sich durch das gesamte Buch und hat mich so komplett fesseln können, denn ich war mir bis zum großen Finale ziemlich unsicher, auch wegen der vielen Wendungen, die die Handlung nimmt.
Der Schreibstil macht die Handlung dann nochmal um einiges interessanter. Warum? Weil das Buch aus Majas Sicht geschrieben ist, aus ihrer Ich-Perspektive. Dann weiß man ja sofort, ob sie es getan hat oder nicht, denkt ihr euch jetzt vielleicht. Aber nein! Die Autorin schafft es, aus der Sicht eines Charakters zu erzählen und gleichzeitig dessen Gedanken so unklar zu lassen, dass man sich über dessen Beweggründe nie sicher sein kann. Trotzdem hat man dieses "Ich bin direkt dabei"-Gefühl. Das Buch hat mich von Anfang an gepackt, ich liebe den Schreibstil, den Malin Persson Giolito da verwendet. Er wirkt wie echte Gedanken und vor allem wie die Gedanken einer 18-Jährigen, was es einfach sooo authentisch macht. Ich liebe die Gedankengänge, die Denkweise. Wie die Autorin es schafft, so einfach zu schreiben, dass man das Buch verschlingt, aber auch die wichtigen Themen nicht außen vor lässt. Durch die Gedankengänge Majas wurde ich immer wieder zum Nachdenken angeregt.
Es hängt natürlich alles mit der Protagonistin zusammen, dass mich sowohl Handlung als auch Schreibstil so gut gefallen haben. Denn Maja, aaah, Maja...von ihr weiß man wirklich nicht, was man halten soll. Die Ausgangssituation sagt einem, dass sie eine Mörderin ist. Ist sie das wirklich? Keine Angst, die Frage beantworte ich jetzt nicht. Die Frage beantwortet auch Maja nicht, zumindest nicht sofort. Besonders am Anfang wirkt sie unglaublich distanziert, als würde der Prozess sie nicht betreffen. Das lässt sie kalt wirken. Aber mit der Zeit merkt man, dass sie mit dieser Distanz, mit ihrem Sarkasmus ihre Gefühle verbirgt. Ist das Hass? Trauer? Scham? Man weiß es nicht. Aber diese Gefühle sind da, lauern hinter den Mauern, die Maja aufgebaut hat, sie brodeln und brodeln und drohen überzukochen und es ist einfach nicht abzustreiten, dass Maja eine tolle Protagonistin darstellt. Nicht so einfach gestrickt. Nicht so toll und perfekt und nett. Nicht mal unbedingt sympathisch. Nein, jemand der eindeutig schlecht über andere denkt und sich zum Beispiel für fast jeden, den sie trifft, einen verächtlichen Spitznamen ausdenkt. Jemand, der die Geschichte noch lesenswerter macht. Und fast noch lesenswerter sind Majas Beziehungen zu anderen Personen. Sebastian, Amanda, Samir, Majas Eltern... Und immer, wenn man denkt, man hat eine Beziehung durchschaut, wenn man denkt, man wüsste wohin die Reise geht, dreht sich alles und es entwickelt sich nochmal ganz anders. Auch bei den Nebencharakteren an sich ist es eben nicht so einfach, sie einzuordnen. Selbst die, von denen man denkt, sie wären nett und sympathisch, haben ihre dunklen Seiten und die von denen man anfangs vielleicht eher schlecht denkt, wachsen einem zum Ende hin vielleicht doch ans Herz.
Deswegen kann ich nur sagen, Hut ab. Wirklich. Denn „Im Traum kannst du nicht lügen“ hat mich komplett gepackt und überzeugt, eben weil der Thriller so undurchschaubar ist und mit einiges zum Nachdenken gegeben hat.

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