Mit „Emma“ habe ich den dritten Roman, den ich mir von Jane Austen vorgenommen habe.
Die Handlung ist eigentlich ziemlich leicht erklärt: Emma ist die Tochter eines wohlhabendes Mannes in einem kleinen Ort, ist unglaublich lebhaft und denkt ein Talent dafür zu haben, Menschen zu verkuppeln, da sie das bei ihrer Erzieherin Miss Taylor schon geschafft hat. Ihr neues Ziel ist die junge Harriet und Emma verbringt einen Großteil ihrer Zeit damit, Harriets Leben zu beeinflussen und eben vor allem einen passenden Ehemann für sie zu finden. Dass hier nicht alles so verläuft, wie Emma sich das vorstellt, erklärt sich von selbst und es kommt zu einigen Missverständnissen.
Ich finde die Geschichte unglaublich interessant und denke, wenn ich nicht durch die Verfilmung schon ungefähr gewusst hätte, wie alles endet, wäre ich bestimmt überrascht worden. So habe ich mich über kleine und größere Andeutungen gefreut, die im Buch verstreut zu finden sind und konnte mir die Zusammenhänge schön ausmalen. Die Handlung an sich macht vielleicht auf den ersten Blick nicht viel her, es sind die typischen Gesellschaften und ab und zu ein Ball oder ein Ausflug, aber der Roman wird durch seine Charaktere und deren Verhältnisse zueinander, die Dialoge einmalig.
Aber erst einmal zum Schreibstil. Hier ist mir mal wieder aufgefallen, wie toll der Stil ist. Meist schreibt die Autorin aus Sicht von Emma, der Protagonistin, aber manchmal bekommt man auch einen Einblick in die Gedanken anderer Charaktere, was es noch spannender macht. Immer wieder kommentiert Jane Austen ihre Figuren, macht sich lustig und so weiter und hat mich damit zum Schmunzeln gebracht. Ich kann zwar nicht sagen, dass sich ihr Stil sehr leicht lesen lässt wie ich es zum Beispiel bei aktuellen Liebesromanen gewöhnt bin, aber das heißt nicht, dass ich nicht gefesselt war und unbedingt weiterlesen musste.
Dann mal zu den Charakteren. Ich bin wirklich selten so toll ausgearbeiteten Charakteren wie in "Emma" begegnet. Das fängt mit Emma an, die ich als Hauptfigur einfach nur toll finden kann. Gut, sie ist nicht unbedingt die Sympathischste, zumindest am Anfang nicht, aber sie hat eine lebhafte Art, ist intelligent und humorvoll. Außerdem sind ihre Versuche, in die Leben anderer Menschen zu griffeln, sehr amüsant, auch wenn sie vielleicht nicht immer die besten Ideen hat. Emma macht zudem eine tolle Entwicklung durch und wird einsichtiger, etwas, das ich sehr gut beschrieben finde. Genauso klasse finde ich die Wandlung von Harriet Smith, vor allem, wie sich Emmas Einfluss auf sie auswirkt.
Andere Charaktere wurden mir von Anfang an sehr sympathisch. Allen voran Mrs. Weston, sie kommt mir wie die gute Seele im Buch vor und ich konnte mir ihre liebenswürdige und nette Art gut vorstellen. Aber auch Mr. Knightley, der Einzige, der Emma auch mal Kontra gibt, oder Frank Churchill mit seiner offenen Art sind Charaktere, die mir einfach ans Herz gewachsen sind.
Andere hatten es ein bisschen schwerer, zum Beispiel Mr. Woodhouse. Er wurde zwar als umgänglicher Mensch beschrieben, aber mich hat sein ständiges Gerede über Krankheiten und "Oh nein, haben Sie sich auch keine Erkältung geholt?" oder "Mr. Perry empfieht bla bli blub" ziemlich genervt und das hat sich ja bis zum Ende durchgezogen.
Wen ich als Charakter an sich mehr oder weniger schrecklich fand, aber von der Darstellung her super, sind Miss Bates und Mrs. Elton. Miss Bates ist ja noch in Ordnung, sie kam mir einfach wie eine einsame Frau vor, die sich unabsichtlich darauf verlegt hat, andere Menschen mit ihren Redeflüssen zu langweilen, "nicht wahr?". Aber Mrs. Elton... ooooh Gott, diese Frau! Schon allein wenn ich mir nur vorstelle, mit ihr in einem Raum zu sein, bekomme ich Zustände, aber von ihr zu lesen, war einfach göttlich, ich musste oft laut loslachen, weil Mrs. Elton wieder mal wie ein Wasserfall ihren Quatsch verzapft hat. "Ich bitte Sie, Miss Woodhouse, genau gleich", "Mr. Suckling hier und Maple Grove da" und natürlich immer wieder dieses "ich bitte Sie"... Die Frau hat ganz besonders dazu beigetragen, dass mir "Emma" als unglaublich unterhaltsam in Erinnerung bleiben wird.
Das Einzige, was mich an der Geschichte ein wenig mehr gestört hat, ist, dass es zwei Kapitel gibt, die sich ausschließlich mit den Hintergründen einer Person beschäftigen. Gut, die paar Seiten über die Charaktere sind wohl nötig, um sie zu verstehen, aber es hat mich in dem Moment einfach ein wenig genervt, dass es nicht mit der Handlung vorangeht... Ansonsten kann ich "Emma" mit "Stolz und Vorurteil" auf eine Stufe stellen.