Braucht ein bisschen, um Spannung aufzubauen
Eona
Schon allein die Welt, in der die Geschichte spielt, ist unheimlich interessant. Sie ist angelehnt an das alte China beziehungsweise Japan, mit den Festen und Traditionen und auch die zwölf Drachen bauen ...
Schon allein die Welt, in der die Geschichte spielt, ist unheimlich interessant. Sie ist angelehnt an das alte China beziehungsweise Japan, mit den Festen und Traditionen und auch die zwölf Drachen bauen darauf auf, denn jeder Drache verkörpert ein chinesisches Tierkreiszeichen, also Büffel, Tiger, Hase, Drache, Schlange, Pferd, Ziege, Affe, Hahn, Hund, Schwein und Ratte. Jedem Drachen ist eine Himmelsrichtung, eine Farbe und eine Eigenschaft zugeordnet und zu jedem Drachen gehört ein Drachenauge, das eine besondere Verbindung mit dem jeweiligen Drachen eingegangen ist und jetzt seine Kräfte nutzen kann. In jedem Jahr gibt es ein herrschendes Drachenauge, das dann doppelte Macht besitzt, je nachdem, welches Tierkreiszeichen für das Jahr gilt. In dem Jahr, in den die Geschichte spielt, ist das der Rattendrache und sein Drachenauge Lord Ido.
Über den Drachenaugen stehen gesellschaftlich eigentlich nur der Kaiser und seine Familie. Frauen werden in dieser Welt als weniger wert als Männer betrachtet, deswegen ist ihnen auch vieles verboten, wie zum Beispiel das Lesen der "normalen" Schrift oder eben auch, Drachenauge zu werden. Die ganze Welt von „Eona“ ist komplex und schön ausgedacht, schon allein dadurch wurde die Geschichte interessanter, ich fand es imemr wieder cool, mehr darüber zu erfahren.
Die Story an sich ist auch einigermaßen interessant. Am Anfang hat es mir zwar ein bisschen zu lange gedauert, es hat sich wirklich hingezogen, bis die Neujahrszeremonie endlich vorüber war, aber sobald sich die Handlung in den Kaiserpalast verlagert hat und man die kaiserliche Familie und den Drachenrat kennengelernt hat, nimmt die Handlung Fahrt auf. Vor allem zum Ende hin wurde es auch richtig spannend, da konnte ich das Buch dann kaum mehr aus der Hand legen.
An den Schreibstil musste ich mich erst einmal gewöhnen. Alison Goodman schreibt aus der Sicht von Eona, in der Ich-Perspektive, was ich schonmal richtig gut fand. Es gibt auch wirklich nur ihre Sicht, nichts Zusätzliches, so konnte man sich richtig gut in Eona hineinversetzen. Allerdings ist das Ganze in der Vergangenheit geschrieben und der Stil der Autorin ist eher beschreibend, was manchmal zu langatmigen Stellen geführt hat. Manchmal war es zwar ganz interessant zu erfahren, wie welcher Raum aussieht, aber an anderen Stellen einfach nur unnötig.
Dann die Charaktere: Es gibt so viele Charaktere in dem Buch, die mehr oder weniger wichtig sind. Eona ist natürlich die Hauptperson, um sie dreht sich alles. Ich finde auch, dass die Autorin sie zu einer wirklich interessanten Protagonistin gemacht hat. Sie ist ein Mädchen, das sich als Junge ausgeben muss, hat dazu noch eine schwerwiegende Verletzung, die sie in den Augen der Gesellschaft zum Krüppel macht, und weiß in ihrer neuen Rolle als Drachenauge sehr oft gar nicht, was sie machen soll. Sie wird in dieses Machtspiel am kaiserlichen Hof hineingeschleudert und so viele Hoffnungen liegen auf ihr, dabei hat sie ungeheure Selbstzweifel, ob sie das eigentlich schaffen kann und möchte bloß nicht, dass ihr und vor allem den Menschen, die sie liebt, etwas zustößt. Am sympathischsten an ihr fand ich aber, dass sie nicht immer perfekt war, auch mal andere angeschrien hat, unfreundlich war, und ich trotzdem noch verstanden habe, warum sie das gerade macht.
Die weniger wichtigen Charaktere sind aber deswegen nicht weniger interessant. Da ist zum einen Eonas alter Meister, der sie ausgebildet hat und ihr zwar in ihrer neuen Position mit Rat zur Seite steht, ihr aber doch nicht immer helfen kann und ihr vor allem nicht immer alles erzählt. Eonas Dienstmagd Rilla, die ihr treu zur Seite steht. Lady Dela, die am kaiserlichen Hof lebt und Eona dabei hilft, sich in dieser neuen Gesellschaft einzufinden. Sie fand ich dabei auch vor allem deswegen interessant, weil sie ein Contraire ist, das heißt, ein Mann, der sich dazu entschieden hat als Frau zu leben. Dann Ryko, ein Eunuch, der zu Eonas Schutz abgestellt ist, und der Kaiser sowie sein Sohn, die beide auf ihre Hilfe im kommenden Krieg hoffen.
Ach ja und dann gibt es natürlich noch Lord Ido, das Rattendrachenauge und einer der Gegenspieler des Kaisers. Er war schon ziemlich unsympathisch mit seinen Wutausbrüchen und dem ehrgeizigen Verhalten...
Alles in allem kommen in "Eona - Drachentochter" also eine richtige Vielfalt an Charakteren auf einen zu und das, gepaart mit einer spannenden Story hat dazu beigetragen, dass ich das Buch sehr gerne gelesen habe.