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Nadines_Buecher

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.09.2018

Marionette im eigenen Leben

Wahrheit gegen Wahrheit
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Subjektive und objektive Wahrheit, Naivität und scheinbar blindes Vertrauen, das Gefühl, ausgetrickst worden zu sein, dies aber zum Wohle der Familie zu verdrängen - all das sind Motive des Kriminalromans, ...

Subjektive und objektive Wahrheit, Naivität und scheinbar blindes Vertrauen, das Gefühl, ausgetrickst worden zu sein, dies aber zum Wohle der Familie zu verdrängen - all das sind Motive des Kriminalromans, mehr ist es meiner Meinung nach nicht - der sich um die US-amerikanische Spionageabwehr-analystin Vivian und ihre Familie dreht. Als die vierfache Mutter das Foto ihres Mannes in einer russischen Schläferdatei entdeckt, bricht für sie eine Welt zusammen. Stück für Stück wird in Rückblenden klar, dass Matt nicht derjenige ist, für den er sich ausgibt, ihre Ehe darauf basiert, dass sie seine Zielperson war und er sie mehr als zehn Jahre geschickt manipuliert hat, um den amerikanischen Geheimdienst auszuspionieren. Matt ist ein wahrer Meister darin, Vivian emotional einzuwickeln, greift zu den drastischsten Mitteln. Ob er sie und die Kinder wirklich liebt, oder sie lediglich Mittel zum Zweck sind, bleibt nach einer drastischen Wendung schließlich weiterhin offen. Vivian möchte man wachrütteln, so nachvollziehbar ihre Gedankengänge auch sind. Doch schließlich ist Matt nicht der einzige, der sie austrickst, ihr gesamtes Umfeld scheint ein Minenfeld. Schade, dass ihre Eltern nicht genauer hinterfragen, warum Matt nach seinem Verschwinden einfach so wieder auftaucht - hat er sie bedroht? - und nicht umgesetzt wird, was es mit den Nachbarn, bei denen ab und an eine Putzkolonnen auftaucht, von denen man fast erwartet dass sie auch vom Geheimdienst sind, warum sonst sollte Matt auf gerade das ausgewählte Haus bestanden haben, auf sich hat. Auf jeden Fall hinterlässt die Story ein seltsames Gefühl, und auch Bedauern für Vivian, die so sehr Marionette im eigenen Leben ist, ohne eine Chance den Klauen der Geheimdienste zu entkommen.
Das Cover mit den russischen Sternen ist fast ein wenig zu harmlos gewählt für den psychologisch fein gesponnenen Krimi.

Veröffentlicht am 08.09.2018

Seltsamer Killerinstinkt

Ed ist tot
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Damit hatte ich nicht gerechnet. Mit schwarzem Humor und einer Menge Ironie - ja -, aber nicht damit, dass plötzlich sieben (?) Morde auf Buchhändlerin Jens Konto gehen, und sie ob der Tatsache tatsächlich ...

Damit hatte ich nicht gerechnet. Mit schwarzem Humor und einer Menge Ironie - ja -, aber nicht damit, dass plötzlich sieben (?) Morde auf Buchhändlerin Jens Konto gehen, und sie ob der Tatsache tatsächlich nicht wirklich mit der Wimper zuckt, sondern immer schön mit der Rettung des eigenen Lebens argumentiert. Sogar der Detective, der zwar eigene Ziele verfolgt um den Glasgower Obergangster endlich zur Strecke zu bringen, hat Verständnis für sie. Wohl als Gegenleistung dafür, dass er sie für seine Zwecke auch mal eben so geopfert hätte. Was bleibt: Jen ist an all dem selbst schuld. Ab und an mag man sich die Frage stellen, was man selbst in dieser Situation getan hätte. Unterm Strich dasselbe? Hm... Irgendwie versöhnt mich das nicht mit der Antiheldin, die schon mehr mit Lisbeth Salander gemeinsam hat, als sie meint.
Grandios sind die einzelnen Teile des Buches, benannt nach bekannten Romanen und Thrillern und die vielen Literaturzitate, die Jen anbringt oder ihr durch den Kopf gehen - ganz die belesene Buchhändlerin eben.
Wer's verwirrend mag, wird den Roman verschlingen.

Veröffentlicht am 08.09.2018

Lahme Gäule - mit gekonnten Szenenwechseln

Slow Horses
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Lahme Gäule – Aufbewahrungsanstalt für Agentinnen und Agenten des MI5, die sich einen dienstlichen Lapsus erlaubt haben und solchen, die von ihren Chefs entsorgt wurden. Dort landet auch der eigentlich ...

Lahme Gäule – Aufbewahrungsanstalt für Agentinnen und Agenten des MI5, die sich einen dienstlichen Lapsus erlaubt haben und solchen, die von ihren Chefs entsorgt wurden. Dort landet auch der eigentlich vielversprechende Agent River Cartwright. Als ein weiterer Frustrierter unter frustrierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geht er Routineaufgaben nach. Bis die Entführung eines pakistanischen Jugendlichen, der live im Internet enthauptet werden soll, angekündigt wird. Plötzlich beginnen ungeahnte Kräfte im Team von Jackson Lamb zu wirken, und interne Machenschaften des Secret Service kommen an die Oberfläche, die Tote fordern.

Was einen großen Teil der Spannung des Agenten-Thrillers um eine vermeintlich lahme Truppe an Aussortierten ausmacht, sind die Szenenwechsel innerhalb eines Kapitels. Der Kunstgriff besteht darin, die ersten Sätze eines neuen Abschnitts so zu formulieren, dass man sich vermeintlich noch in der vorangegangenen Szene befindet. Das ist sehr gut gelungen und macht die Story zum Pageturner.

Veröffentlicht am 21.07.2018

Wiener Krimi mit clever gelegten falschen Fährten

Die edle Kunst des Mordens
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Liebesroman-Autorin Clara Annerson will dem gewohnten Genre abschwören und stolpert auf der Suche nach dem perfekten Schauplatz für ihren ersten Kriminalroman in die Rudolph-Gesellschaft und gleich zwei ...

Liebesroman-Autorin Clara Annerson will dem gewohnten Genre abschwören und stolpert auf der Suche nach dem perfekten Schauplatz für ihren ersten Kriminalroman in die Rudolph-Gesellschaft und gleich zwei Morde. Und schon springt Claras Miss-Marple-Gen an und sie versucht, inmitten gutaussehender und offenbar wohlhabender Männer mit dem ein oder anderen dunklen oder aus süßen Geheimnis zu ermitteln. Allerdings gerät sie dadurch selbst in Lebensgefahr, denn als Amateurin ist Clara auf Hilfe angewiesen. Wird sie von Adonis Raffael lediglich charmant um den Finger gewickelt und eingelullt, von dessen Assistent Andreas geschickt ausgehorcht, von Direktor Bischoff als amouröses Abenteuer anvisiert und von Sicherheitsmann Leon und Maler Nicholas verfolgt und bedroht? Oder doch ganz anders?
Es macht Spaß, der Ich-Erzählerin zu folgen und mitzuerleben, wie sie sich auf der Suche nach dem roten Faden im Labyrinth der Rudolph-Gesellschaft orientiert.
Ich bin gespannt, welches Abenteuer Clara als nächstes erleben wird und ob sie den Mann für ihre Seite finden wird.
Das Cover ist so malerisch wie der Titel des Kriminalromans, macht Spaß.

Veröffentlicht am 10.05.2018

Manipulation

Krokodilwächter
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Manipulation, ein großes Thema im skandinavischen Kriminalroman „Krokodilwächter“. Die ältliche Ex-Dozentin Esther, dem Rotwein und ausschweifenden Parties mit illustren Gästen aus der Kunstszene zugetan, ...

Manipulation, ein großes Thema im skandinavischen Kriminalroman „Krokodilwächter“. Die ältliche Ex-Dozentin Esther, dem Rotwein und ausschweifenden Parties mit illustren Gästen aus der Kunstszene zugetan, arbeitet an einem Thriller, dessen Mordszene auf grausige Weise in ihrem eigenen Haus Wirklichkeit wird. Die Studentin Julie, scheinbar in die Stadt gekommen um endlich das Leben zu genießen und um sich wie Esther schriftstellerisch zu betätigen, die fatalerweise Esther als Vorlage für ihre Protagonistin diente, ist nicht nur auf Papier das Opfer. Die beiden sich in ihrer Art ergänzenden, und deshalb oft auch annervenden, Polizisten Jeppe und Anette, deren Nachnamen sich so herrlich reimen, decken ein wahnsinniges Konstrukt an Macht aufgrund von Geld aber auch aufgrund von Charaktereigenschaften auf, das Opfer produziert und Täter hervorbringt. Denn schicksalhaft sind Personen miteinander verbunden, von denen man es zunächst nicht ahnt. Genau das macht für mich einen guten Krimi aus.