Sind es zu viele Themen, die Zadie Smith in ihren Roman packt, in die Geschichte der Ich-Erzählerin, deren Namen wir nicht erfahren, wohl weil sie sich ausnahmslos über andere - ihre Freundin Tracy aus Kindheitstagen, ihre Chefin Aimee, den Ehrgeiz ihrer Mutter, den Wunsch nach familiärer Harmonie ihres Vaters, den Ideologien ihrer Studienfreunde, der Afrikanerinnen und Afrikanern denen sie in deren Heimatland begegnet - definiert und abgrenzt. In einem Londonder Sozialbau aufgewachsen liebt das Mischlingsmädchen das Tanzen und Musicalfilme, doch ihre Freundin Tracey - ähnlich und doch wiederum anders aufgewachsen - hat das Talent, ihre Passion beruflich auszuüben. Zumindest eine zeitlang. Unsere Protagonistin dagegen stolpert durch die 1990er, Gruftiphase und Kiffen, studiert, wird schließlich und alles irgendwie zufällig Assistentin eines Popstars, einer australischen Tänzerin und Sängerin, deren Leben deutliche Parallelen zu Madonna aufweist. Das Interesse von Aimee an Afrika ermöglicht der Erzählerin, das Land und ihre Mutter, deren politische Ambitionen, wenn auch nicht zu verstehen, so doch ein wenig nachzuvollziehen. Dies wiederum, indem sie sich gegen vieles was ihr begegnet innerlich wehrt statt es zuzulassen. So auch die Liebe. In zahlreichen Rückblicken werden Themen wie Sklaverei, Apartheid, soziale Misstände in Großbritannien und an Schulen, Musik, Mode und Lebensgefühl, der 90er Jahre, die Auflösung der Kernfamilie, sexueller Missbrauch, Ehrgeiz in all seinen Facetten, die Maschinerie der Musikindustrie und ihrer Göttinnen und Götter, die Privilegien der Reichen bis hin zu krassen Adoptionen afrikanischer Babys, Radikalisierung, der Menschen als Produkt ihrer Erziehung, Bildung und ihres Umfeldes, Tod, Zurückweisung, Bindungsunfähigkeit, Einsamkeit, Jetsetleben, Manipulation, Verblendung und immer wieder das Tanzen, einziger Rückzugsort für die Protagonistin, wenn auch nicht durch dessen Ausübung sondern durch die Beschäftigung mit ihren Heldinnen und Helden aus Musicals ihrer Kindheit, beleuchtet.
Es entsteht ein Kaleidoskop aus Szenen eines Lebens, das gleichzeitig auch das Leben derer beschreibt, die Teil der eigenen Welt sind. Doch sind nach Ende des Romans einige Enden noch unverbunden, bleiben unverbunden. So die erste, weiße Familie des Vaters der Erzählerin, die Geschichte von Traceys Eltern, wie es zum Sinneswandel der Afrikanerin Hawa kam, um nur einige Beispiele zu nennen. Auf diese Weise endet das Buch recht unversöhnlich.
Entsprechend der Tiefe, Emotionalität und schonungslosen Wahrheit, die oftmals jedoch auch zwischen den Zeilen gelesen werden muss, fordert diese Sozialstudie, die zwischen Milieus die unterschiedlicher nicht sein können hin und her wechselt, volle Konzentration von Leserin und Leser. Das Geschriebene plätschert niemals nur so dahin, jeder Satz hat seine Bedeutung und muss genau so an dieser Stelle stehen. Insofern eine Meisterleistung, bedenkt man auch die Länge der Geschichte.
Das Cover ist ähnlich gestaltet wie auch die Cover der Vorgänger-Bücher der Autorin. Und dennoch ist es anders durch die Buchstabengestaltung des Namens der Autorin und des Titels, was erneut die komplette Seite einnimmt, und den einheitlich in gelb gehaltenen Hintergrund. Kennt man den Inhalt des Buches, kann das Cover gar nicht anders gestaltet sein, jede andere Idee wäre kitschig und würde dem gehaltigen Inhalt nicht gerecht werden.