Riders on the Storm
Ich und der AndereSo oder so ähnlich könnte es gewesen sein, wären sich Rock-Ikone Jim Morrison und Dichter J. Chr. F. Hölderlin, die knapp 170 Jahre trennen, begegnet. Schließlich datierte der Dichter einige seiner Werke ...
So oder so ähnlich könnte es gewesen sein, wären sich Rock-Ikone Jim Morrison und Dichter J. Chr. F. Hölderlin, die knapp 170 Jahre trennen, begegnet. Schließlich datierte der Dichter einige seiner Werke weit in die Zukunft. Man erlebt zwei stark Empfindende, die am mehr fühlen, mehr erkennen, mehr wissen über die Welt die sie umgibt, das sie teilweise verzweifelt, teilweise brachial ihren Mitmenschen auf unterschiedliche und doch wieder ähnliche Weise zu vermitteln versuchen, zerbrechen. Tröstlich wirkt die Fiktion, dass der Rockstar und der Dichter, der ihm die Worte gibt, die ihm erleichtern das was er fühlt über die Musik in die Welt zu tragen, in einer psychosomatischen Pflegeinrichtung gemeinsam alt werden, dass Jim Morrison nicht 1971 in Paris starb. Neben Zeitgeschichte Ende der 1960er Jahre, der Hippiebewegung, Woodstock, der Charles Manson-Morde, dem Konflikt zwischen Vater und Sohn Morrison, dem in den kommerziellen Erfolg katapultierten Doors und Jims Wunsch, doch noch einen Film zu machen, wurden u.a. auch Hölderlins Lehrerberuf, die Affäre mit der verheirateten Susette, hier Suzie, und eines seiner Synonyme, Scardanelli, in die Dramaturgie der Erzählung aufgenommen. Vom ersten Kennenlernen des Sängers und des Lehrers, das Jim als Ich-Erzähler schildert und das erste Hinweise auf seine Weltsicht gibt, steigert sich die Geschichte, bis sie sich im letzten Kapitel in Pflegerin Zoeys Ansprache an ihre beiden Patienten entlädt, die ihnen deutlich macht, dass es durchaus Menschen gibt, die die Gefühle und die Gedanken der beiden Künstler nachvollziehen können, dass nicht alle leblose Maschinen, dem Konsum ergeben, sind, aber dennoch den Alltag meistern. Die Botschaft der beiden kommt durchaus an, muss jedoch nicht extrem gelebt werden, wie es die beiden getan haben. Ein so eindringlich geschriebenes, starke Gefühle hervorrufendes, emotionales Kapitel habe ich selten in einem Buch gelesen. Locker-leicht wird es aufgelöst, mit Humor, wenn ein Morrison in eine stromlose Anlage singt und sich die Freunde dann trennen, um nach Hause zurückzukehren. Denn sie wissen, dass sie sich wiedersehen werden. Auf der anderen Seite, der ohne Schmerz und Wahn. Herrlich ergreifend, es gibt kein anderes Wort dafür. Das Cover gestaltet wie das Buch Hölderlins, das Morrison wohl besessen haben muss, der gezeichnete Kopf des Sängers mit psychedelischen Touch. Ein Hingucker, kombiniert mit Titel und Klappentext ein Must-Read.