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Nadines_Buecher

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.03.2017

Erfindergeist, Geld und Macht - die Erleuchter der neuen Welt

Die letzten Tage der Nacht
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Ein historischer Roman über die ausgetüftelten Patentstreitigkeiten der großen Erfinder Thomas Alva Edison und George Westinghouse, die schließlich ermöglichen dass sich der Wechselstrom durchsetzt und ...

Ein historischer Roman über die ausgetüftelten Patentstreitigkeiten der großen Erfinder Thomas Alva Edison und George Westinghouse, die schließlich ermöglichen dass sich der Wechselstrom durchsetzt und General Electric die Haushalte der USA erleuchtet.
Anstelle die beiden Erfinder zu Wort kommen zu lassen, ist der junge, unerfahrene Anwalt Paul Cravat Protagonist der Geschichte. Zunächst sieht es so aus, als würden die sich häufenden Klagen von Edison gegen seinen Klienten Westinhouse Paul zermürben, doch allmählich wächst er in die taktischen Begleitumstände seines Berufsstandes hinein und ermittelt selbst, ohne vor kleinen Einbrüchen, Spionage, Bestechung und Manipulation zurückzuschrecken. Dies jedoch nach wie vor liebenswert und charmant. Weibliche Hauptrolle spielt die Met-Sängerin Angnes, selbst Meisterin des Versteckspiels, clever und interessant, aber schließlich Vertraute des jungen Anwalts. Neben den Erfindern sind Protagonist und kongeniale Heldin jedoch nicht die einzigen interessanten Charaktere der Geschichte, die mit altertümlichen und modernen Zitaten genialer Erfinder und Visionäre vor den Kapiteln eingeleitet werden. Weitere Erfinder, Investoren und historische Persönlichkeiten treten auf und verleihen dem Roman seine ganz eigene Note.
Intelligent geschrieben und ausgezeichnet formuliert ist der Roman kein Buch, das man "mal eben" liest. Vielmehr hat es, auch wegen seiner historischen Belege, verdient, dass jeder Satz genossen, ausgekostet und gewürdigt wird, so dass der Handlung optimal gefolgt werden kann.
Die Covergestaltung - eine Glühbirne inmitten der die Freiheitsstatue zu glühen scheint, dies vor nachtblauem Hintergrund - scheint flächig und einfach, ist aber ebenso genial wie der Inhalt des Buchs.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Atmosphäre
  • Charaktere
  • Recherche
Veröffentlicht am 04.03.2017

Aus einer anderen Zeit, clever und sozialkritisch

Es klingelte an der Tür
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Unterhaltsam, clever, aus einer anderen Zeit: 1965 ermittelt Dandy-Detektiv Nero Wolfe von seinem New Yorker Stadthaus aus, während Assistent und Faktotum Archie Goodwin in der Stadt unterwegs ist um mutmaßliche ...

Unterhaltsam, clever, aus einer anderen Zeit: 1965 ermittelt Dandy-Detektiv Nero Wolfe von seinem New Yorker Stadthaus aus, während Assistent und Faktotum Archie Goodwin in der Stadt unterwegs ist um mutmaßliche Täter, Zeugen und Opfer zu befragen, Erkundigungen einzuziehen, Tatorte zu inspizieren und die Damenwelt in Augenschein zu nehmen. Und dies alles herrlich analog: zu Fuß, per Telefon oder handgeschriebener Nachricht. Damit auch schlicht unaufgeregt und gar nicht hektisch, was der Spannung keinesfalls abträglich ist. Im Gegenteil. Autor und Übersetzerin verstehen es, die Leser in längst vergangene Zeiten abtauchen zu lassen, in denen Junggesellen gepflegten Hobbies frönten, nicht ohne Hut und Mantel das Haus verließen und Damen noch unaufgefordert in den Zobel halfen. Dies in gewählter, aber nicht gestelzter Sprache, die in Zeit und Setting passt, aber auch Konzentration beim Lesen erfordert, um keine Facette von Archies Bericht zu verpassen. Der Fall, der eigentlich zunächst keiner ist, zeigt wie FBI und Polizei sich gegenseitig auszutricksen versuchen, oftmals auf Kosten der Bürger. Auch wenn die reiche Mrs. Bruner selbst dazu beigetragen hat, dass der Geheimdienst sie, ihre Familie, ihre Firma und ihre Angestellten näher unter die Lupe nimmt. Schließlich aber gibt es doch noch einen Mordfall, den Nero und Archie aufklären können. Mit viel Aufwand und Trickserei gelingt es ihnen, Polizei und FBI einen Spiegel vorzuhalten. Bis es wieder an der Tür klingelt.
Das Buch kommt im historischen Leineneinband edel daher, ist ganz im Stile der 1960er Jahre gestaltet und passt wunderbar zum Gesamtwerk. Neros und Archies nostalgisch anmutende Fälle landen auf jeden Fall auf meiner Leseliste.

Veröffentlicht am 03.03.2017

Was ist Erinnerung - und was ist sie wert?

Das Buch der Spiegel
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Was ist Erinnerung und was ist sie wert, wenn sie doch rein subjektiv, beeinflussbar und manipulativ austauschbar ist?
Mit diesen Fragen beschäftigt sich das Buch der Spiegel, auch wenn es zunächst scheinbar ...

Was ist Erinnerung und was ist sie wert, wenn sie doch rein subjektiv, beeinflussbar und manipulativ austauschbar ist?
Mit diesen Fragen beschäftigt sich das Buch der Spiegel, auch wenn es zunächst scheinbar um den ungeklärten Mordfall am Princetoner Psychologieprofessor Joseph Wieder aus den 1980er Jahren geht. Richard Flynn, unheilbar krank, sendet Literaturagent Peter Katz den ersten Teil seines Buchs zu, das vermuten lässt, den Mörder des Professors zu enthüllen. Richard erzählt aus den 1980er Jahren, als er mit der Psychologiestudentin Laura Baines zusammenlebte, mit der er eine Liebelei hatte, und die ihm mit dem geheimnisvollen Professor Wieder bekannt machte. Richard vermutet, Laura habe auch eine Affäre mit dem Professor, und Laura wiederum deutet immer wieder gegenüber Richard geheime Untersuchungen an, an denen der Professor arbeite, und dass sie von ihrem Ex-Freund Timothy gestalkt werden würde. Schließlich wird der Professor tot aufgefunden und Laura verschwindet. Peter ist sehr interessiert am Roman, doch Richard verstirbt bevor er ihm den zweiten Teil des Buchs zukommen lassen kann. Also setzt Peter den Journalisten John Keller auf den ungelösten Mordfall an. Doch schon bald vermischen sich auch Kellers Erinnerungen mit den Dingen, die er im Manuskript gelesen hat. Er spricht mit Dr. Laura Westlake, ehemals Baines, die karrierebesessen und skrupellos eine andere Geschichte von ihrer WG-Zeit mit Richard und ihrer Zusammenarbeit mit Professor Wieder erzählt. Was übrig bleibt ist, dass sie nach dem Tod ihres Professors die Chance einer Veröffentlichung kaltschnäuzig genutzt hat. Auch Derek Simmons, des Mordes an seiner Frau beschuldigt und Patient und Hausmeister von Wieder, erzählt seine Version der Geschichte, der damalige Polizist Roy Freeman, während der Ermittlungen damals aufgrund seiner Scheidung alkoholabhängig, berichtet von den Ermittlungen. Schließlich entscheidet Freeman, dass seine Recherche zu Ende ist und Katz kein Buch veröffentlichen wird. Mit der Diagnose Alzheimer belastet und der Meinung, etwas von damals wieder gutmachen zu müssen, recherchiert nun Ex-Polizist Freeman weiter, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Denn plötzlich gesteht ein Strafgefangener den Mord an Wieder. Roy glaubt dies jedoch nicht, spricht mit dem Gefangenen und Simmons, wühlt im Gestrüpp eigener und fremder Erinnerungen, bis er den Fall für sich als erledigt abschließen kann.
Es ist faszinierend, wie es dem Autor gelingt, die Spannung aufgrund der zunächst als klar und deutlich dargelegten Erinnerungen Richards hochzuhalten, die sich im Laufe der Geschichte als subjektiv und manipulierbar darstellen. Schließlich verstricken sich drei Männer im Dickicht der Erinnerungen von anderen und ihren eigenen, die sie auf den Mordfall beziehen. Jeder erzählt seinen eigenen Part der Geschichte um Buch und Mordfall in drei abgetrennten Teilen. Dabei verlieren sich die Männer beinahe selbst, der Fall beeinflusst ihr Privatleben und ihr Umfeld. Ein einziges großes Puzzle entfaltet sich, und erscheint am Ende dennoch nicht gänzlich gelöst. Etwas Geheimnisvolles bleibt. Genau das macht den Thrill des Buchs aus. Unweigerlich beginnt man, selbst über Erinnerungen, was sie bedeuten, wie sie entstehen und wie subjektiv sie sind, nachzudenken.
Das Cover mit dem gespiegelten Princeton-Gebäude, das durch den Farbverlauf zu verblassen scheint, symbolisiert das Ungreifbare der Geschichte.

Veröffentlicht am 11.02.2017

Dunkle Geheimnisse

Perfect Girl - Nur du kennst die Wahrheit
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Zoe Maisey, prinzessinnenhaft wirkende hochbegabte Pianistin, erlebt mit dem Auftauchen eines Mannes während ihres ersten Konzerts mit ihrem Stiefbruder Lucas zum zweiten Mal in ihrem 17-jährigen Dasein, ...

Zoe Maisey, prinzessinnenhaft wirkende hochbegabte Pianistin, erlebt mit dem Auftauchen eines Mannes während ihres ersten Konzerts mit ihrem Stiefbruder Lucas zum zweiten Mal in ihrem 17-jährigen Dasein, wie ihr Leben zusammenbricht. Was ihr Stiefvater Chris nicht erfahren darf: Zoe hat im betrunkenen Zustand den Unfalltod dreier Teenager verursacht, war deswegen im Jugendarrest. Ihr Vater Philip hat sich komplett von ihr abgewandt. Ihre Mutter Maria tut alles dafür, ihr neues Leben mit dem neuen Ehemann Chris und der gemeinsamen Tochter Grace nicht zu gefährden. Sie weiß, was sie ihrer Tochter damit aufbürdet. Schließlich trägt sie dieselbe Last, muss sich verstellen. Doch sie ist bereit, für den Schein in wohlhabenden Verhältnissen und zugunsten Zoes Karriere selbst die Beziehung zu ihrer Tochter aufs Spiel zu setzen. Schließlich aber muss Maria noch in der Nacht nach dem Konzert ihr Leben opfern. Lucas dies geahnt zu haben, denn er trägt das dunkle Geheimnis seines Vaters mit sich herum. Als großer Filmfan gelingt es ihm, sich in einem Drehbuch zu offenbaren. Doch Maria hatte es nicht gelesen. Zoe dagegen fasst anhand der aufgeschriebenen Schilderungen von Lucas den Entschluss, dass sie ein Recht auf ein drittes Leben hat und auf ein Gefühl der Gerechtigkeit. Denn Gerechtigkeit blieb ihr bei ihrem Prozess verwehrt.
Die Geschichte, die an nur zwei aufeinanderfolgenden Tagen spielt, wird abwechselnd von Zoe, ihrer Tante Tessa und Zoes Anwalt Sam, mit dem Tessa ein Verhältnis hat, erzählt. Dies jeweils aus der Ich-Perspektive, was dazu führt dass wir viel über die Charaktere und ihre Denkweise erfahren. Zum Ende der Story kommen auch Tessas Ehemann Richard, der alkoholkrank ist, und als Berichterstatter des Showdown Lucas zu Wort. Schließlich erfahren wir, dass jeder der Charaktere mit seinen eigenen Dämonen kämpft. Ob es ein unerfüllter Kinderwunsch, eine schwere Krankheit, das Hintergehen des Partners, ein Selbstmord oder latente Gewaltbereitschaft ist. Durch die Erzählweise und die kurzen Kapitel lässt sich der Geschichte sehr gut folgen, Gedankenspiele und Entscheidungen lassen sich sehr gut nachvollziehen. Der Thrill liegt darin, Zoe zu entdecken als gebrochene Gestalt inmitten einer hochgefährlichen Illusion.

Veröffentlicht am 04.01.2017

Tana French nach meinem Geschmack

Gefrorener Schrei
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Nach dem doch sehr auf eine mystische Teenager-Geschichte ausgelegten „Geheimen Ort“ wieder ein Tana French-Kriminalroman nach meinem Geschmack. Diesmal erzählt die Kommissarin Antoinette Conway die Story. ...

Nach dem doch sehr auf eine mystische Teenager-Geschichte ausgelegten „Geheimen Ort“ wieder ein Tana French-Kriminalroman nach meinem Geschmack. Diesmal erzählt die Kommissarin Antoinette Conway die Story. Sie arbeitet nun mit Stephen Moran als Partner in der Mordkommission Dublin zusammen, der ihr beim letzten Fall im Mädchen-Internat als Helferlein zugeteilt war und aus der Ich-Perspektive erzählte. Wieder gefällt mir im Fall um eine junge Frau, die top gestylt in ihrem Vorzeige-Cottage ermordet aufgefunden wird die Vielschichtigkeit der Erzählung: Bekannte Ermittler, sprich Kollegen, aus den Vorgänger-Romanen tauchen auf oder es wird von ihnen berichtet, die Ich-Erzählerin lässt uns an ihrem Privatleben und ihrem Dilemma als Frau in der Männerdomäne Mordkommission, ihren Selbstzweifeln und Entscheidungen – egal ob für Leserin und Leser nachvollziehbar oder nicht – teilhaben, dem Partner mit seinen Eigenheiten – hier Stephens „Phantastereien“ bezüglich möglicher Täter – ebenso viel Raum gegeben wird wie der erzählenden Protagonisten, und dass die Ermittler sich irren dürfen, bis sie das ebenfalls vielschichtige Puzzle zur Lösung des Falls – die nicht immer zufriedenstellend und gefällig für die Ermittelnden und die Leserinnen und Leser ausfallen muss – zusammengesetzt haben.

Tana Frenchs Erzählstil begeistert mich ohnehin, führt dazu, dass ich ihre Kriminalromane nur sehr schlecht weglegen kann, denn ich muss wissen, was als nächstes passieren wird. Wenn man sich in und um Dublin ein wenig auskennt, bereiten die Ortsbeschreibungen besondere Freude. Das Cover des Buchs ist diesmal vergleichsweise hell geraten im Vergleich zu den Vorgängerbänden, durch den Friedhofsengel und den bewölkten Himmel wird jedoch wieder eine düstere Atmosphäre hervorgerufen. Allein der schrill pinkfarbene Titel stört – soll er auf die Tote Aislinn hinweisen? Dennoch wird auch bei dieser Farbwahl auf die vorangegangenen Bücher hingewiesen, bei denen es allerdings der Name der Autorin war, der mit einer lauten Farbe hervorgehoben wurde.