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Veröffentlicht am 04.12.2024

ine berührende Reise durch Verlust, Verbundenheit und samische Identität

Als wir im Schnee Blumen pflückten
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Tina Harnesks Debütroman ist kein leicht verdaulicher Snack für zwischendurch, sondern ein intensives Werk, das sich wie eine leise Melodie ins Herz schleicht. Die Geschichte, die im hohen Norden Schwedens ...

Tina Harnesks Debütroman ist kein leicht verdaulicher Snack für zwischendurch, sondern ein intensives Werk, das sich wie eine leise Melodie ins Herz schleicht. Die Geschichte, die im hohen Norden Schwedens spielt, erzählt von Heimat, Verlust und der Kraft familiärer Bindungen – eingebettet in die kulturellen und historischen Wurzeln der Samen.

Im Zentrum stehen zwei Protagonisten: Máriddja, eine ältere Samin, die nach ihrer Krebsdiagnose entschlossen ist, ihren Neffen Heaika-Joná ein letztes Mal zu sehen, und Kaj, ein Arzt, der durch seine Rückkehr in den Norden mit seinen samischen Wurzeln konfrontiert wird. Beide Geschichten verweben sich meisterhaft und offenbaren nach und nach tiefe, verbindende Fäden. Máriddjas Alltag mit ihrem dementen Mann Biera ist von bittersüßer Melancholie geprägt, während Kajs Suche nach Identität und Zugehörigkeit eine zusätzliche Dimension hinzufügt.

Was Harnesk hier erschafft, ist eine stille, aber kraftvolle Erzählung, die sich wie das Schälen einer Zwiebel anfühlt: Schicht um Schicht wird freigelegt, bis die ganze emotionale Wucht der Geschichte auf den Leser trifft. Besonders Máriddjas unerwartete Verbindung zu einer virtuellen Telefonstimme, „Siré“, bringt eine charmante und gleichzeitig tiefgründige Leichtigkeit in die ansonsten ernste Handlung.

Der Schreibstil ist poetisch und bildhaft, manchmal jedoch so reich an Metaphern und samischen Begriffen, dass es einen Moment dauert, um vollständig in die Welt einzutauchen. Diese sprachliche Herausforderung mag nicht jedem liegen, doch sie verleiht der Geschichte eine authentische Tiefe, die lange nachhallt.

Das Cover und der Titel spiegeln die Atmosphäre des Romans perfekt wider – gleichzeitig verspielt und von Vergänglichkeit durchzogen. Trotz der Schwere des Themas bleibt am Ende ein Gefühl von Hoffnung und Verbundenheit.

Mit 4 von 5 Sternen bewerte ich dieses Buch als eine anspruchsvolle, aber lohnende Lektüre, die nicht nur unterhält, sondern auch zum Nachdenken anregt. Ein literarischer Schatz, der die Stimme der Samen hörbar macht und zugleich eine universelle Botschaft über Familie und Identität erzählt.

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Veröffentlicht am 12.11.2024

Ein Rätselhaftes Meisterwerk

Das Haus der Bücher und Schatten
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Mit „Das Haus der Bücher und Schatten“ hat Kai Meyer ein weiteres beeindruckendes Werk vorgelegt, das auf ganzer Linie überzeugt. Dieses Buch ist nicht nur spannend und fesselnd, sondern lässt den Leser ...

Mit „Das Haus der Bücher und Schatten“ hat Kai Meyer ein weiteres beeindruckendes Werk vorgelegt, das auf ganzer Linie überzeugt. Dieses Buch ist nicht nur spannend und fesselnd, sondern lässt den Leser von der ersten Seite an mitleben, staunen und miträtseln. Die Geschichte nimmt dabei unerwartete Wendungen, die überraschen und begeistern – eine Handlung, die von Anfang bis Ende fasziniert und den Leser nicht loslässt.

Besonders gelungen ist die Struktur des Buches. Meyer verbindet geschickt Geschichten, die in zwei unterschiedlichen Zeiten angesiedelt sind – einmal im Jahr 1913 in der Ich-Perspektive und dann 1933 aus der Er-Perspektive erzählt. Anfangs wirkt dies verwirrend, doch man gewöhnt sich schnell daran, und es entfaltet sich eine faszinierende Dynamik zwischen den beiden Zeitsträngen. Meyer schafft es, diese scheinbar getrennten Geschichten mit einem roten Faden zu verbinden, dabei jedoch genug Raum für eigene Interpretationen und Rätsel zu lassen. Diese Struktur macht das Buch umso fesselnder und lässt den Leser tief in die Geheimnisse und Geschichten des Hauses eintauchen.

Die Charaktere sind liebevoll und lebendig gezeichnet – man lernt sie lieben und kann ihre Emotionen und Herausforderungen auf eine Art nachempfinden, die das Lesen zu einem echten Erlebnis macht. Für jeden, der sich gern in eine Geschichte vertieft, miträtselt und das Unerwartete liebt, ist dieses Buch ein absolutes Must-Have. Kai Meyer hat einmal mehr bewiesen, dass er zu den großen Geschichtenerzählern unserer Zeit gehört.

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Veröffentlicht am 27.10.2024

Herzerwärmend & Nostalgisch

Das Buch der neuen Anfänge
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Sally Page gelingt es, mit „Das Buch der neuen Anfänge“ eine Geschichte zu schaffen, die nostalgisch und gleichzeitig hoffnungsvoll ist – eine Geschichte, die zu einem Neuanfang inspiriert, wie der Titel ...

Sally Page gelingt es, mit „Das Buch der neuen Anfänge“ eine Geschichte zu schaffen, die nostalgisch und gleichzeitig hoffnungsvoll ist – eine Geschichte, die zu einem Neuanfang inspiriert, wie der Titel treffend andeutet. Die sommerliche Farbgebung des Covers und die liebevoll gestalteten Objekte wie Tagebuch, Schlüssel und Fuchs sind nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern spiegeln auch wichtige Elemente der Handlung wider.

Die Geschichte entfaltet sich in den charmanten, alten Straßen von London, besonders in Highgate und Hampstead, und strahlt eine melancholische Atmosphäre aus, die zum Setting perfekt passt. Jo, die Protagonistin, kämpft mit den Trümmern ihres bisherigen Lebens und übernimmt, fast widerwillig, den Schreibwarenladen ihres Onkels. Durch diesen Neuanfang lernt sie den Rentner Malcolm und die Reverend Ruth kennen – zwei skurrile Charaktere, die den Roman bereichern und dabei helfen, Jo’s Perspektive auf ihr Leben neu zu gestalten.

Page schafft es, die Hauptfiguren und ihre kleinen Eigenheiten liebevoll und glaubwürdig darzustellen, auch wenn die Geschichte teilweise vorhersehbar ist. Trotzdem fühlt sich der Roman ein bisschen wie ein altes Notizbuch an – ein Schatz aus einer anderen Zeit. Auch wenn manches klischeehaft ist, bietet die Geschichte kurzweilige Lesestunden und berührt auf eine simple, herzerwärmende Weise.

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Veröffentlicht am 25.10.2024

Emotional und Lebendig

A Song to Drown Rivers
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Ann Liangs »A Song to Drown Rivers« ist eine meisterhafte Mischung aus Historie, Mythologie und intensiven Charakterdarstellungen, die den Leser von Beginn an fesselt. Die Geschichte entfaltet sich mit ...

Ann Liangs »A Song to Drown Rivers« ist eine meisterhafte Mischung aus Historie, Mythologie und intensiven Charakterdarstellungen, die den Leser von Beginn an fesselt. Die Geschichte entfaltet sich mit einer Leichtigkeit, die sich dennoch detailreich und tiefgründig anfühlt. Besonders bemerkenswert ist Fanli, ein ruhiger, fast stoischer Charakter, der Xishis Unruhe perfekt ausbalanciert. Diese gegensätzlichen Persönlichkeiten sorgen für eine Spannung, die das Buch durchgehend trägt.

Der Schreibstil von Liang ist packend, und die Beschreibungen sind lebendig und emotional – ich konnte Xishis Schmerz und Unsicherheit regelrecht spüren. Luyi, mit seinem humorvollen Wesen, ist ein willkommener Lichtblick und bringt immer wieder zum Schmunzeln. Die Zeitsprünge, die viele kritisieren, fand ich jedoch erfrischend und dynamisch. Sie fügen sich nahtlos in das narrative Tempo ein und verstärken den Eindruck einer sich entfaltenden Legende.

Die rauen und oft schonungslosen Beschreibungen von Blut, Krieg und Machtkämpfen zeichnen ein realistisches Bild der damaligen Zeit und verleihen der Geschichte eine gewisse Kälte, die perfekt zum Setting passt. Liangs Charaktere sind vielschichtig und glaubhaft. Fuchai, der als blinder Liebender oft töricht handelt, entwickelt sich im Laufe der Geschichte zu einer der interessantesten Figuren. Sein tragisches Schicksal berührte mich tief und ließ mich über den Preis der Liebe und Loyalität nachdenken.

Obwohl das Ende überraschend und eher düster ausfiel, fügte sich dieser Abschluss passend in die Geschichte ein. Liang scheut sich nicht, ihren Figuren ein Schicksal zu geben, das sie verdient oder das dem Leser nicht gefallen muss. Dennoch bleibt ein Hauch von Unzufriedenheit zurück – vor allem Xishis Ende wirkt unvollständig. Doch vielleicht liegt genau darin der Zauber dieser Geschichte: Sie lässt uns mit offenen Fragen zurück und fordert, das Gelesene noch lange zu verarbeiten.

Insgesamt ein faszinierendes Werk, das in seiner Sprache und Struktur überzeugt. Ein Buch, das durch seine Authentizität und Tiefe besticht und lange nachhallt.

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Veröffentlicht am 24.10.2024

Bewegend. Authentisch. Zerbrechend.

Why we fall so hard
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Levi Elliott gelingt es in Why we fall so hard, ein Buch zu erschaffen, das mit einer Intensität berührt, die das Herz des Lesers zerreißt. Von Anfang an wird klar, dass dieses Werk keine klassische Liebesgeschichte ...

Levi Elliott gelingt es in Why we fall so hard, ein Buch zu erschaffen, das mit einer Intensität berührt, die das Herz des Lesers zerreißt. Von Anfang an wird klar, dass dieses Werk keine klassische Liebesgeschichte mit Happy-End ist. Stattdessen fordert es den Leser auf, tief über die Ungerechtigkeiten der heutigen Gesellschaft nachzudenken. Homophobie, Transphobie und Ausgrenzung stehen im Mittelpunkt, und Elliott beleuchtet schonungslos, wie diese Themen immer noch fest in familiären und freundschaftlichen Strukturen verankert sind.

Das Buch ist nichts für schwache Nerven. Die Triggerwarnungen sollten definitiv ernst genommen werden, denn der Umgang mit Ausgrenzung, Diskriminierung und Hass ist schwer verdaulich. Dennoch liegt genau hier die Stärke der Autorin: Ihr tiefgreifender Schreibstil und die komplexen Charaktere, die mit ihrer Identität kämpfen, sorgen dafür, dass man emotional vollends in die Geschichte eintaucht. Die Protagonisten sind so authentisch gezeichnet, dass man ihr Leid, ihren Schmerz und ihre Hoffnungslosigkeit förmlich spüren kann. Das Buch trifft einen tief im Innersten und lässt einen lange nachdenken, auch nachdem man die letzte Seite umgeblättert hat.

Elliotts Fähigkeit, die Realität der Gesellschaft ungeschönt darzustellen, ist bewundernswert. Auch wenn das Tempo der Geschichte an manchen Stellen etwas zu schnell voranschreitet, trübt dies nicht die Gesamtwirkung des Buches. Besonders das Ende hat mich überrascht und emotional völlig aufgewühlt. Es ist eines dieser Bücher, bei denen man nach dem letzten Satz noch minutenlang das Buch in der Hand hält, unfähig, das Gelesene sofort zu verarbeiten.

Why we fall so hard ist berührend, realistisch und ein eindringliches Plädoyer für mehr Menschlichkeit. Es ist keine leichte Lektüre, aber eine, die man so schnell nicht vergisst.

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