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Veröffentlicht am 22.01.2023

Mehr Dark Academia als Thriller

Das College
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Zehn Jahre ist es her, seit Hannah die Leiche ihrer besten Freundin April in der gemeinsamen Wohnung fand. Die beiden hatten sich an ihrem ersten Tag als Studentinnen in Oxford kennengelernt und aus Mitbewohnerinnen ...

Zehn Jahre ist es her, seit Hannah die Leiche ihrer besten Freundin April in der gemeinsamen Wohnung fand. Die beiden hatten sich an ihrem ersten Tag als Studentinnen in Oxford kennengelernt und aus Mitbewohnerinnen waren Freundinnen geworden. Inzwischen ist Hannah verheiratet, erwartetet ihr erstes Kind und eigentlich könnte alles wunderbar sein. Doch dann stirbt Aprils mutmaßlicher Mörder im Gefängnis und ein Journalist beginnt, den Fall wieder aufzurollen. Er bringt Hannah ins Grübeln: Hat sie wirklich einen Unschuldigen hinter Gitter gebracht?

„Das College“ ist bereits der 7. Thriller aus der Feder der britischen Schriftstellerin Ruth Ware, für mich war es jedoch der erste. Erzählt wird die Handlung ausschließlich aus Hannahs Perspektive, was dazu führt, dass wir als Leser*innen immer nur so viel wissen, wie die Protagonistin selbst. Zusätzlich wechseln die Kapitel stets von „davor“ zu „danach“ - bezogen auf Aprils Tod – bis die Geschichte wieder in der Gegenwart angekommen ist. So ergibt sich nach und nach aus kleinen Mosaikteilchen ein großes Ganzes.

Die Handlung baut sich nur langsam auf und hat, bis zu einem gewissen Punkt, nur wenige Thrillerelemente. Mir persönlich gefiel das sehr gut, da ich zum einem gemäßigte Thriller sehr mag und zum anderen so der Fokus auf Oxford und der damaligen Clique lag. Diese bestand aus drei Frauen (April, Emily und Hannah) und drei Männern (Hugh, Ryan und Will), zwischen denen es immer wieder zu Spannungen und Eifersüchteleien kam. Doch auch der mutmaßliche Täter, Pförtner Neville, legt ein gruseliges Verhalten an den Tag, ebenso wie Tutor und Frauenheld Dr. Myers. Im Prinzip handelt es sich also eher um einen typischen Dark Academia-Roman mit leichten Thrilleranteilen.

Für mich kam das Ende des Buches durchaus überraschend, wobei ich nicht sagen kann, ob das möglicherweise daran lag, dass „Das College“ mein erster Ruth Ware-Thriller war. Das Miträtseln fand ich jedenfalls unheimlich spannend und im Verlauf habe ich auch immer wieder meine Hauptverdächtigen gewechselt. Für echte Thrillerfans gibt es hier aber wohl zu wenig Action.

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Veröffentlicht am 09.01.2023

Kein Krimi

Der Mordclub von Shaftesbury – Eine Tote bleibt selten allein
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Penelope St. James verschlägt es von London in das kleine Dorf Shaftesbury. Dort möchte sie eine neue Niederlassung einer Luxus-Partnervermittlung eröffnen, doch von Anfang an läuft alles schief. An eine ...

Penelope St. James verschlägt es von London in das kleine Dorf Shaftesbury. Dort möchte sie eine neue Niederlassung einer Luxus-Partnervermittlung eröffnen, doch von Anfang an läuft alles schief. An eine Internetverbindung kommt man hier nur durch ein Wunder und den besten Handyempfang gibt es auf dem Friedhof. Die Dorfbewohner halten Penelope für eine Agentin und die Partnervermittlung für bloße Tarnung. Noch spannender wird alles, als sie den Tierarzt Sam und seine Tochter Lilly kennenlernt und eines Tages beim Joggen eine Leiche entdeckt.

„Der Mordclub von Shaftesbury“ ist der Auftakt der Krimi-Reihe um Penelope St. James, die in ihrer Ausgestaltung ziemlich an Agatha Raisin erinnert. Bei der Autorin Emily Winston handelt es sich um ein Pseudonym und zwar das der Nachlasspflegerin und Schriftstellerin Angela Lautenschläger. Weshalb solche Pseudonyme notwendig sind, noch dazu im selben Genre, erschließt sich mir nicht, in der Verlagslandschaft ist das aber nicht ungewöhnlich. Der Roman wird sowohl aus Penelopes, als auch aus Sams Perspektive in der dritten Person und der Vergangenheitsform erzählt.

Eines vorab: Für mich liegt hier ein Roman mit leichten Krimi-Elementen vor, ein Kriminalroman ist das nicht. Der erste Mord und damit die ersten Ermittlungen passieren erst, nachdem schon zwei Drittel des Buches vorbei sind. Protagonistin Penelope trägt dabei selbst nur wenig zur Auflösung bei, sondern schickt hauptsächlich andere vor. Die 8-jährige Lilly stellt bessere Überlegungen zum Fall an als unsere Heldin. Die unvermeidliche Romanze zwischen Tierarzt Sam (natürlich Witwer!) und ihr strotzt nur so vor Klischees, hat aber wenig Substanz.

Die Auflösung des Falles kommt am Ende nicht sonderlich überraschend, denn eine große Auswahl an Verdächtigen besteht nicht. Dafür werden in den letzten 40 Seiten noch zwei weitere Opfer und ein neues Motiv präsentiert – ganz so, als wäre der Autorin wieder eingefallen, dass sie ja eigentlich einen Krimi schreibt. Für mich ist „Der Mordclub von Shaftesbury“ eine einzige lange Serieneinleitung, deren zweiten Band ich nicht mehr lesen werde.

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Veröffentlicht am 05.01.2023

Absolut eindrucksvolles Romandebüt

Liebewesen
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Biologin Lio lernt über eine Dating-App Max kennen, einen Radiomoderator. Doch von Anfang an scheint die Beziehung nicht rund zu laufen; das zeigt sich beim Sex, aber auch in fortwährenden Streitereien. ...

Biologin Lio lernt über eine Dating-App Max kennen, einen Radiomoderator. Doch von Anfang an scheint die Beziehung nicht rund zu laufen; das zeigt sich beim Sex, aber auch in fortwährenden Streitereien. Auch dass Lio irgendwann aus ihrer WG mit ihrer besten Freundin Mariam aus- und mit Max zusammenzieht, bringt nicht unbedingt eine Besserung – eher das Gegenteil. Als sie dann eines Tages auch noch ungeplant schwanger wird, scheint alles um Lio herum zusammenzubrechen.

„Liebewesen“ ist das Romandebüt der Journalistin und Autorin Caroline Schmitt. Die Handlung wird aus der Sicht der Protagonistin Lio in der Ich- und Vergangenheitsform erzählt. Gerade das macht den Roman so eindrucksvoll, denn wir erleben hautnah mit, wie es in Lio aussieht und wie eine Beziehung unter all dem, was wir so als seelisches Gepäck mit uns herumtragen, zerdrückt werden kann.

Wir erleben hier keinen Liebesroman, in dem es zwar Probleme gibt, diese sich dann aber aus lauter Liebe wieder ins Nichts auflösen. Nein, wir lesen von einem Paar, das sich streitet, das im Bett nicht kompatibel zu sein scheint, das sich gegenseitig bis zur Unerträglichkeit nervt – und das ist, auch wenn das individuelle Schicksal der beiden durchaus traurig ist, herrlich erfrischend. So ist es uns doch allen schon einmal gegangen, vielen geht es vielleicht immer noch so; warum das nicht auch offen aussprechen und zu Papier bringen? Lio und Max sind echt, sie sind wie wir.

Die Autorin schneidet in ihrem Roman einige wichtige Themen an. Lio lebt aufgrund von körperlichem und seelischem Missbrauch (in und außerhalb der Familie) im Krieg mit ihrem eigenen Körper. Max möchte Verständnis zeigen, versinkt aber selbst in seiner Depression, trinkt zu viel und lässt seine Therapie schleifen. Kurz gefasst: Die beiden tun einander nicht gut. In diese Situation bricht Lios ungewollte Schwangerschaft hinein, doch wenn die eigene Mutter einem die Worte „Ich wünschte, ich hätte dich nie geboren“ an den Kopf wirft, kann man dann überhaupt eine gute Mutter sein? Absolut eindrucksvoll und unheimlich wichtig!

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Veröffentlicht am 04.01.2023

Fantasievolle Fortsetzung

Amari und das Spiel der Magier
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Nachdem Amari durch die Ereignisse des letzten Sommers zu einem Star der Oberbehörde wurde, hätte sie nun Ruhe verdient. Doch dann friert ein seltsamer Zeitstillstand den gesamten Rat der Übernatürlichen ...

Nachdem Amari durch die Ereignisse des letzten Sommers zu einem Star der Oberbehörde wurde, hätte sie nun Ruhe verdient. Doch dann friert ein seltsamer Zeitstillstand den gesamten Rat der Übernatürlichen Union ein, einschließlich seines Präsidenten Merlin. Diese Chance nutzt Vizepräsident Bane, Jagd auf alle UnWesen zu machen, vor allem auf Magier wie Amari. Die droht außerdem ihre beste Freundin zu verlieren, denn Elsie hat einen Platz in Oxford ergattert. Dann wird sie auch noch in das mysteriöse Spiel der Magier verwickelt, dessen Verlierer seine Magie für immer verliert – kann Amari all das überstehen?

„Amari und das Spiel der Magier“ ist der zweite Band des Autors B.B. Alston über seine junge Heldin. Auch dieser wird wieder aus Amaris Perspektive, in der Ich- und Gegenwartsform erzählt, so dass wir einerseits alle Geschehnisse miterleben und zum anderen Einblick in die Gedanken und Gefühle unserer Protagonistin erhalten. Dabei ist sie stets impulsiv und ungefiltert ehrlich, was ich dem Autor hoch anrechne. Amari ist keine makellose Heldin, sie hat Ängste, ist verletzlich und nicht immer in der Lage, ihre Fähigkeiten im Zaum zu halten – vor allem dann, wenn sie irgendwo Ungerechtigkeit spürt.

Die Handlung ist ein interessanter Mix aus schon Bekanntem und neuen Elementen. Natürlich spielt Amaris Bruder Quinton wieder eine Rolle und auch ein alter Feind taucht wieder auf. Um diesen zu besiegen und den Zeitstillstand aufzuklären, muss Amari aber auch neue Allianzen eingehen, zum Beispiel mit ihrer Erzfeinden Lara van Helsing oder mit Jayden, dem Nachbarsjungen aus Band 1. Zentral ist aber sicherlich die Freundschaft zu Elsie, die durch das Angebot für Oxford auf eine harte Probe gestellt wird.

Amari als Protagonistin und somit die gesamte Reihe sind zentral, was das Thema „Repräsentation“ in Kinderbüchern betrifft. Alltagsrassismus und Diskriminierung werden hier geschickt angesprochen und in ein ansprechendes Fantasy-Setting verpackt. Einzig das „Spiel der Magier“ hätte noch etwas mehr Liebe zum Detail verdient und der Schluss kam sehr plötzlich – mit einem großen Cliffhanger.

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Veröffentlicht am 22.12.2022

Gelungener Mix aus Liebesgeschichte, Humor und ernsten Themen

Zimmer gesucht, Liebe gefunden
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Emma und ihr Freund sind DAS Traumpaar auf Instagram, doch dann lässt Leon sie von einem Tag auf den anderen sitzen – und das, obwohl die beiden gerade zusammenziehen wollten. Es muss also eine neue Wohnung ...

Emma und ihr Freund sind DAS Traumpaar auf Instagram, doch dann lässt Leon sie von einem Tag auf den anderen sitzen – und das, obwohl die beiden gerade zusammenziehen wollten. Es muss also eine neue Wohnung her und mit der Hilfe ihrer besten Freundin Pepper findet Emma in der WG von Dirk Unterschlupf. Der bastelt eigentlich lieber an seinen Robotern, als sich mit Menschen zu beschäftigen und auch die Neuigkeiten, dass Leon nun mit Influencerin Larissa zusammen ist, verbessern nicht unbedingt Emmas Laune.

Von Caroline Brinkmann kannte ich bisher nur ihren Fantasyroman „Die Clans von Tokito“, mit „Zimmer gesucht, Liebe gefunden“ beweist sie nun, dass sie auch andere Genres beherrscht. Die Handlung wird von Protagonistin Emma in der Ich- und Gegenwartsform erzählt, so dass wir uns immer mitten im Geschehen befinden. Darüber hinaus teilt diese auch Einträge ihres „Disaster-Diary“, denn neben ihrem Zimmerpflanzentick - den wir auch in den hübsch gestalteten Kapitelanfängen wiederfinden - ist das Schreiben Emmas größte Leidenschaft.

Zentral für die Handlung sind sicherlich die sympathischen Figuren. Sei es Emma selbst, die eigentlich nur so geliebt werden möchte, wie sie wirklich ist, Dirk, der unter seiner brummeligen Schale einen sehr weichen Kern hat, Pepper, die wohl coolste beste Freundin mit eigener Privatdetektei oder Rick, ihr Angestellter, der hinter seiner Aufreisserfassade ein loyales, ehrliches Herz verbirgt. Doch auch die „negativen“ Charaktere bekommen im Verlauf der Handlung mehr Profil, so dass ihre Motivation etwas verständlicher wird.

„Zimmer gesucht, Liebe gefunden“ ist ein wirklich gelungener Mix aus Liebesgeschichte, humorvollen Szenen, die alles ein wenig auflockern und durchaus wichtigen Themen. Es geht nämlich auch darum, was in Beziehungen wichtig ist, dass Social Media Fluch und Segen zugleich ist, um ganz unterschiedliche Arten von Liebe und Sexualität, um Freundschaft, Familie und große Lebensträume. Ich bin wirklich gespannt, was wir als nächstes Neues von Caroline Brinkmann lesen werden – würde mich aber auch über die eine oder andere Fortsetzung freuen.

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